Akademische Verbindungen

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frems
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(19 Nov 2016, 16:58)

Klar; halten Sie einfach Ihr Lebensalter daneben. Als 19-jähriger aus wohlbehüteter Familienobhut plötzlich in der Fremde und so ziemlich allein gelassen. Was ja auch gar nicht so schlecht war! Damals war auch eine Universität kaum auf ganz junge Leute eingerichtet... man möchte das heute kaum glauben! Unter solchen Randbedingungen dürfte so mancher junge Mensch froh gewesen sein, wenn es damals irgendwo eine Art zu Hause gab, wo man sich auf ihn ein ließ, wo er Gleichgesinnte und Gleiche fand.

Was heute... 60 Jahre später... sein wird, das muß man wohl selbst erkunden. Bleibt die Freude am Sport und am Wettkampf unter Freunden... und am Blödsinn... der wird jungen Leute hoffentlich immer einfallen!
Früher, als ich noch jung war, da mussten 19-Jährige deutsche Männer -- egal ob arm oder reich -- noch den Dienst an der Waffe für ihr Vaterland antreten. Wer auf Uniformen stand (und die waren echt fesch), der blieb der Armee treu statt betrunken herumzufechten und sich Haare in Schnittwunden zu legen. Aber wie gesagt, ich find die Idee ganz sympathisch. Eine Bekannte aus Estland hat mir mal darüber berichtet, wie verbreitet das Verbindungsdingens in ihrer Heimat ist und noch sehr stark an den Hochschulen dominiert. Als ich sie in Reval besuchte, hat man auch einige Burschis durch die Altstadt huschen sehen; die sind ja an den Mützen nicht zu übersehen. Angeblich stammt die Tradition von den Deutschbalten, die die ersten Hochschulen des Landes gegründet haben.
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H2O
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von H2O »

Kael hat geschrieben:(19 Nov 2016, 12:52)

Es kommt immer drauf an.
In dem Ort wo ich studiere gibt es einige Verbindungen.
Da kommt es dann auch drauf an wie stark die Verbindung tendiert.
Grüne Corps sind mir da bisher am negativsten aufgefallen während Burschenschaften meist fechtend und rechtskonservativ ausgerichtet sind.
Dann gäbe es da verschiedene Corpsarten die abgesehen vonm trinken meist uninformiert auftreten, selbst bei Kneipgängen.
Ich selbst bin in einer eher liberalen Verbindung wo Frauen ganz normal und sogar bei Kneipen dazu gehören wo alle anderen Verbindungen verbote aussprechen.

Bei uns dürfen Frauen auch staffetten trinken oder sogar den Bierjungen(in dem Fall Biermädel) aussprechen.

Es kommt immer drauf an zuvwelcher Veranstaltung man geht. Aber klar ist das wohl so gut wie alle Verbindungen klar patriotisch orientiert sind
Greifen wir Ihre sehr sympatische Verbindung heraus. Natürlich hatten wir vor 60 Jahren nichts gegen junge Frauen: Schließlich hatten wir zu Hause Mütter, Schwestern und Freundinnen. Zu "hochoffiziellen" Veranstaltungen erwartete "man" ganz einfach paarweises Erscheinen. Auf diese Weise bin ich auch an meine Ehefrau gekommen, lebenslänglich... :)

Aber bei gelegentlichen Ausschweifungen und "Studentenstreichen" der blöderen Art hätte ich meine Schwester ganz einfach nicht an Bord haben mögen. Dennoch möchte ich diesen Unfug nicht missen... niemand wurde gequält oder geschädigt, aber albern waren wir unreifen Kerle schon.

Heute hat sich das geändert. Ich weiß nicht, ob die jungen Leute gemeinsam albern sein mögen. Beim Sport unterscheidet sich die körperliche Leistungsfähigkeit doch so sehr, daß gemischte Mannschaften schon etwas Aufgesetztes haben dürften. Ok, 'mal zum Spaß, aber doch nicht zum Wettkampf! Hinzu kommt die ganz natürliche Spannung zwischen den Geschlechtern, die ich immer wieder anregend und aufregend empfand.

Deshalb habe ich heute Schwierigkeiten, mir "Biermädels" vor zu stellen, wenn einmal ziemliche Ausgelassenheit angesagt ist. Aber vielleicht ist dieser völlig ungezwungene Umgang der Geschlechter miteinander genau das, was wir damals nicht kannten, und wir uns deshalb heute nicht so recht vorstellen können? Um es frei heraus zu sagen: Meine Tochter (naja, inzwischen Enkelinnen...) möchte ich nicht dazu drängen, doch bitte an einer Veranstaltung teil zu nehmen, wo am Ende etliche oder alle TeilnehmerInnen über alle Stränge schlagen. Aber ich bin ein alter Mann und Familienvater... völlig verkalkt und zurück geblieben. Mit anderen Worten: Ich gönne den jungen Leuten, was ihnen Freude macht.
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Kael
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von Kael »

Es ist schon was besonderes. Die Verbindung hat auch den größten Frauenanteil, selbst die Frauenverbindungen kriegen das so nicht hin.

Aber klar, es muss schon manchmal klar eine Grenze gezogen werden.
Da geht es dann aber vor allem im Bereich des Anstands rum, aber das ausgelassene feiern ist heutzutage recht normal. (Ich bin mit meinen 26 ja auch nicht mehr der jüngste, gehöre schon zu den älteren aktiven)

Aber es ist immer sehr witzig :)

Aber wir sind ja auch nicht-fechtend/schlagend.
Auch wenn ich versuche ritterlichen Nahkampf zu traditionieren :D
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H2O
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(19 Nov 2016, 17:10)

Früher, als ich noch jung war, da mussten 19-Jährige deutsche Männer -- egal ob arm oder reich -- noch den Dienst an der Waffe für ihr Vaterland antreten. Wer auf Uniformen stand (und die waren echt fesch), der blieb der Armee treu statt betrunken herumzufechten und sich Haare in Schnittwunden zu legen. Aber wie gesagt, ich find die Idee ganz sympathisch. Eine Bekannte aus Estland hat mir mal darüber berichtet, wie verbreitet das Verbindungsdingens in ihrer Heimat ist und noch sehr stark an den Hochschulen dominiert. Als ich sie in Reval besuchte, hat man auch einige Burschis durch die Altstadt huschen sehen; die sind ja an den Mützen nicht zu übersehen. Angeblich stammt die Tradition von den Deutschbalten, die die ersten Hochschulen des Landes gegründet haben.
Na ja, das Kostümfest gab es vor 60 Jahren in Großstädten wie West-Berlin schon nicht mehr. Mir sind auch nicht so sehr viele Alterskameraden in Erinnerung, die vor dem Studium den Wehrdienst abgeleistet hatten. Das kann mit dem Ort West-Berlin zusammenhängen. Ich habe mich nicht vor dem Wehrdienst gedrückt, aber das lief so systematisch: Abitur, Vorpraktikum 6 Monate, Studium, Fachpraktikum 6 Monate, Diplom, Familiengründung, Beruf. Und als dann viel später die Bundeswehr rief, da fand sie es doch besser, wenn ich meine Familie ordentlich durch die Zeit brächte... Meine Frau wurde mit Bleistift in den Wehrpaß eingetragen, weil man ja nie wissen konnte, ob die Ehe bis zur fälligen Benachrichtigung der Angehörigen halten würde. :eek:

Man muß wohl diese Zeit und diese Verhältnisse erlebt haben, um dazu ein entspanntes Andenken bewahren zu können.
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von H2O »

Kael hat geschrieben:(19 Nov 2016, 17:44)

Es ist schon was besonderes. Die Verbindung hat auch den größten Frauenanteil, selbst die Frauenverbindungen kriegen das so nicht hin.

Aber klar, es muss schon manchmal klar eine Grenze gezogen werden.
Da geht es dann aber vor allem im Bereich des Anstands rum, aber das ausgelassene feiern ist heutzutage recht normal. (Ich bin mit meinen 26 ja auch nicht mehr der jüngste, gehöre schon zu den älteren aktiven)

Aber es ist immer sehr witzig :)

Aber wir sind ja auch nicht-fechtend/schlagend.
Auch wenn ich versuche ritterlichen Nahkampf zu traditionieren :D
Tja, Sie Alter Herr, uns trennen deutlich über 50 Lebensjahre :D :D :D Da wird wohl einiges nicht mehr so empfunden, wie ich es in Ihrem Alter erlebt habe...
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von Kael »

Trink drei, wenn du ein Balte bist!
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(19 Nov 2016, 17:46)

Na ja, das Kostümfest gab es vor 60 Jahren in Großstädten wie West-Berlin schon nicht mehr. Mir sind auch nicht so sehr viele Alterskameraden in Erinnerung, die vor dem Studium den Wehrdienst abgeleistet hatten. Das kann mit dem Ort West-Berlin zusammenhängen. Ich habe mich nicht vor dem Wehrdienst gedrückt, aber das lief so systematisch: Abitur, Vorpraktikum 6 Monate, Studium, Fachpraktikum 6 Monate, Diplom, Familiengründung, Beruf. Und als dann viel später die Bundeswehr rief, da fand sie es doch besser, wenn ich meine Familie ordentlich durch die Zeit brächte... Meine Frau wurde mit Bleistift in den Wehrpaß eingetragen, weil man ja nie wissen konnte, ob die Ehe bis zur fälligen Benachrichtigung der Angehörigen halten würde. :eek:

Man muß wohl diese Zeit und diese Verhältnisse erlebt haben, um dazu ein entspanntes Andenken bewahren zu können.
Ach, so einer also! Mir sind viele ältere Berliner begegnet, die "wegen" der Bundeswehr in Westberlin gelandet sind. Das war bei mir nicht möglich. Wir waren ca. 40 Klassenkameraden, wovon geschätzt 35 einen Musterungsbescheid bekamen und 30 beim Militär landeten (die anderen wurden ausgemustert oder haben verweigert bzw. Zivildienst geleistet). "Vergessen" wurden also nur grob eine Handvoll. Wobei ich erfuhr, dass das eher zufällig viele gewesen sein sollen. Angeblich wurden nur noch 25% eines Jahrgangs eingezogen oder so. Beim 20. Geburtstag hieß es dann nicht um 10:15 am "Ernst Reuter" auftauchen, sondern zärtlich um 4:55 montagmorgens von einem Unteroffizier mit einem gebrüllten "Areise, areise! Auf-ste-hen!" geweckt werden. Beim ersterem hatte ich ein Vierteljahrhundert schon hinter mir. War nicht tragisch. Irgendwie waren alle schon etwas älter, manch Ersti gar über 35.
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(19 Nov 2016, 18:16)

Ach, so einer also! Mir sind viele ältere Berliner begegnet, die "wegen" der Bundeswehr in Westberlin gelandet sind. Das war bei mir nicht möglich. Wir waren ca. 40 Klassenkameraden, wovon geschätzt 35 einen Musterungsbescheid bekamen und 30 beim Militär landeten (die anderen wurden ausgemustert oder haben verweigert bzw. Zivildienst geleistet). "Vergessen" wurden also nur grob eine Handvoll. Wobei ich erfuhr, dass das eher zufällig viele gewesen sein sollen. Angeblich wurden nur noch 25% eines Jahrgangs eingezogen oder so. Beim 20. Geburtstag hieß es dann nicht um 10:15 am "Ernst Reuter" auftauchen, sondern zärtlich um 4:55 montagmorgens von einem Unteroffizier mit einem gebrüllten "Areise, areise! Auf-ste-hen!" geweckt werden. Beim ersterem hatte ich ein Vierteljahrhundert schon hinter mir. War nicht tragisch. Irgendwie waren alle schon etwas älter, manch Ersti gar über 35.
Damals waren in meinem Fachgebiet Studienplätze nur in Aachen, Berlin und München zu haben... und da war's dann eben die TU in West-Berlin. Da war 'was los! :eek:
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von Negator »

Dem Laien ist meist die Vielfalt der Verbindungen gar nicht klar.

Burschenschaften kennt man, viele nennen so sogar alle Verbindungen, Corps, Landsmannschaften. Dann noch christliche Verbindungen und mancher kennt Sänger und Sportler.
Aber schon die schwarzen Verbindungen, die keine Farben tragen (manche führen sie aber im Wappen) kennen viele nicht. Ebenso die Sondershäuser und andere.
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Re: Akademische Verbindungen

Beitrag von unity in diversity »

Negator hat geschrieben:(30 Jul 2016, 19:26)

In den Medien wird immer wieder kontrovers über Studentenverbindungen gesprochen. Oft werden dabei alle Verbindungen mit Burschenschaften gleichgesetzt.

Ich möchte hier einmal über die verschiedenen Verbindungsarten diskutieren und das Für und Wider abwägen.

http://novatlan.blogspot.de/2016/06/aka ... hland.html
Man sollte zwischen harvard- und yale-Abschlüssen unterscheiden.
Skull & Bones, kommen von der Yale-University.
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