Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

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Fliege
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Fliege »

Selina hat geschrieben:(12 Oct 2018, 23:59)
Ich sehe in diesen Diskussionen, die hier zum Thema geführt werden, bislang keinen Beleg für Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies. Als "wirklich wissenschaftlich" bezeichnen die Kritiker eine ausschließlich naturwissenschaftliche Betrachtung der Geschlechter. Da werden scheinbar "unverrückbare Wahrheiten" über den Menschen und die Geschlechter verkündet, die rein biologischer und evolutionärer Natur sind. Und das ausschließlich. Soziale Bindungen, Erziehungsaspekte und Machtstrukturen spielen bei so einer Betrachtung keine Rolle. Die Genderforscher aber untersuchen ja gerade das Zusammenspiel beider Seiten, der biologischen und der sozialen. Sobald jedoch neben den biologischen Aspekten auch die sozialen Zusammenhänge und Faktoren genauer untersucht werden, dann bezeichnen das die Kritiker als "unwissenschaftlich" und "ideologisch".
Dazu möchte ich einige Erwägungen anstellen.

Geht es um das Geschlecht (Sex) von Lebewesen, gibt es kein "Zusammenspiel" von biologischen und sozialen Seiten, denn es liegt diesbezüglich ausschließlich eine biologische Seite vor. Deswegen arbeiten Soziologen mit dem Begriff "Gender", um sozial mehr oder weniger etablierte und wirksame Geschlechtervorstellungen zu erfassen. Spezifische Geschlechtervorstellungen (Gender) sind "Frauenbilder", "Männerbilder" und ähnliches. Gender-Studies sind demnach Studien zu Geschlechtervorstellungen. So betrachtet ergeben sich aus Gender-Studies als einer Spielwiese der Soziologie keine besonderen wissenschaftstheoretischen Probleme. Auch Biologie und Evolutionspsychologie können mit Studien zu Geschlechtervorstellungen prächtig auskommen und darüber hinaus solche Studien gut unterfüttern.
Watchful_Eye hat geschrieben:(11 Oct 2018, 15:44)
Ich würde Gender Studies per se gar nicht abwürgen wollen.
Watchful_Eye hat geschrieben:(12 Oct 2018, 13:28)
ich bin nicht einer jener, denen es darum geht, dass "Gender Studies" alle Gelder entzogen werden sollen o.ä.
Daher kann und möchte ich mich deiner Position anschließen.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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unity in diversity
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von unity in diversity »

Die Genderologen kann man mit Ufologen gleichsetzen.
Sie schaffen keine Werte, sondern eine Ideologie, für die sie bezahlt werden wollen.
Das immerwährende, leistungslose Einkommen.
Man könnte diesen Unsinn ignorieren.
Da sie mit ihrem Fundamentalismus in alle Lebensbereiche vordringen wollen, um alles zu kontrollieren und zu reglementieren, muß man versuchen, Inseln zu bewahren, die denen verwehrt bleiben.
Religionsfreiheit ist kein Argument, diesen Unsinn zu tolerieren.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Dark Angel
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(12 Oct 2018, 23:59)

Ich sehe in diesen Diskussionen, die hier zum Thema geführt werden, bislang keinen Beleg für Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies. Als "wirklich wissenschaftlich" bezeichnen die Kritiker eine ausschließlich naturwissenschaftliche Betrachtung der Geschlechter. Da werden scheinbar "unverrückbare Wahrheiten" über den Menschen und die Geschlechter verkündet, die rein biologischer und evolutionärer Natur sind. Und das ausschließlich. Soziale Bindungen, Erziehungsaspekte und Machtstrukturen spielen bei so einer Betrachtung keine Rolle. Die Genderforscher aber untersuchen ja gerade das Zusammenspiel beider Seiten, der biologischen und der sozialen. Sobald jedoch neben den biologischen Aspekten auch die sozialen Zusammenhänge und Faktoren genauer untersucht werden, dann bezeichnen das die Kritiker als "unwissenschaftlich" und "ideologisch". Im Grunde geht es um völlig unterschiedliche Auffassungen darüber, was Wissenschaften können und sollen. Kritische Geistes- und Sozialwissenschaften sind etwas, womit Leute, die in alten konservativen Denkmustern gefangen sind, nichts anfangen können. Warum können sie das nicht? Weil Ergebnisse solcher Forschungen unter Umständen das eigene Leben, die eigenen Anschauungen, das eigene Verhalten betreffen können. Und so etwas könnte natürlich wehtun.
Du fragst, wo "wir zunehmend eine ideologiegetriebene Gesellschaft werden"?, dabei bist du doch das beste Beispiel für zunehmende Ideologiegetriebenheit.
Das belegt schon deine Aussage, dass du keinen Beleg für die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies finden kannst. Wer Belege ignoriert - wie DU das tust - der findet natürlich auh keine.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in diesem und anderen Unterforen darauf hingewiesen habe, dass Geschlecht ausschließlich biologisch determiniert ist und ausschließlich im Zusammenhang mit Fortpflanzung von Relevanz ist und ich weiß nicht mehr, wie oft ich darauf hingewiesen habe, dass "das Soziale" - das Sozialverhalten einer Art - sich biologisch bedingt evolutionär entwickelt hat und einen Überlebensvorteil darstellt.
Das Einzige, was du dem entgegen zu setzen hast, ist der ideolgische Kampfbegriff "Biologismus". Ganz konkret widerlegen konntest du meine Aussagen bisher nicht und hast du auch nicht.
Geschlecht bzw geschlechtsspezifisches Verhalten ist biologisch bedingt und hat weder etwas mit Erziehung und noch viel weniger mit Machtstrukturen zu tun. Soziale Bindungen resultieren aus dem artspezifischen Sozialverhalten, welches wiederum biologisch bedingt ist - heißt in der Biologie (der jeweiligen Art) seinen Ursprung hat, durch diese begründet ist.
Dabei handelt es sich um Fakten, die dir jeder Evolutionspsychologe belegen kann und zwar mittels wissenschaftlicher Methodik ==> nachvollziehbar, an und in der Realität überprüfbar und falsifizierbar!
Anerkennung (ZurKenntnisnahme) von (biologischen) Fakten wiederum haben nichts mit konsevativem Denken zu tun.

Bezüglich geschlechtsspezifischer Vehaltensmuster/geschlechtsspezifischer Unterschiede im Verhalten gibt es nichts, worauf nicht Evolutionsspychologen und Soziologen eine hinreichend genaue Erklärung liefern könnten. Dazu bedarf es keiner Genderforschung/Genderstudies.
Gleichberechtigung und Chancengleichheit betreffen jedes einzelne Individuum und NICHT das Geschlecht des Individuum. Dabei geht es um Individualrechte und NICHT um Rechte aufgrund Gruppenzugehörigkeit und diese wiederum basieren auf Erkennntnis der Aufklärung und den Ideen des Humanismus, demzufolge allen Menschen gleiche Rechte zukommen, allein aufgrund ihres Menschseins.
Aus gleichen Rechten aufgrund des Menschseins eine Gleichheit der Menschen zu konstruieren IST Ideologie, biologisch bedingte Verhaltensunterschiede zu leugnen IST Ideologie und es IST Ideologie anzunehmen, Verhaltensmuster, die sich über Jahrhunderttausende bzw Jahrmillionen als evolutionärer Überlebensvorteil entwickelt haben, könnten per Dekret beseitigt werden.
Und JA - manchen Menschen (DIR) tut die Erkenntnis, dass Mensch ein biologisches Wesen, und NUR ein biologisches Wesen ist, sehr weh. Genau darum verweigern sie sich dieser Erkenntnis!
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(14 Oct 2018, 13:47)

Du fragst, wo "wir zunehmend eine ideologiegetriebene Gesellschaft werden"?, dabei bist du doch das beste Beispiel für zunehmende Ideologiegetriebenheit.
Das belegt schon deine Aussage, dass du keinen Beleg für die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies finden kannst. Wer Belege ignoriert - wie DU das tust - der findet natürlich auh keine.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in diesem und anderen Unterforen darauf hingewiesen habe, dass Geschlecht ausschließlich biologisch determiniert ist und ausschließlich im Zusammenhang mit Fortpflanzung von Relevanz ist und ich weiß nicht mehr, wie oft ich darauf hingewiesen habe, dass "das Soziale" - das Sozialverhalten einer Art - sich biologisch bedingt evolutionär entwickelt hat und einen Überlebensvorteil darstellt.
Das Einzige, was du dem entgegen zu setzen hast, ist der ideolgische Kampfbegriff "Biologismus". Ganz konkret widerlegen konntest du meine Aussagen bisher nicht und hast du auch nicht.
Geschlecht bzw geschlechtsspezifisches Verhalten ist biologisch bedingt und hat weder etwas mit Erziehung und noch viel weniger mit Machtstrukturen zu tun. Soziale Bindungen resultieren aus dem artspezifischen Sozialverhalten, welches wiederum biologisch bedingt ist - heißt in der Biologie (der jeweiligen Art) seinen Ursprung hat, durch diese begründet ist.
Dabei handelt es sich um Fakten, die dir jeder Evolutionspsychologe belegen kann und zwar mittels wissenschaftlicher Methodik ==> nachvollziehbar, an und in der Realität überprüfbar und falsifizierbar!
Anerkennung (ZurKenntnisnahme) von (biologischen) Fakten wiederum haben nichts mit konsevativem Denken zu tun.

Bezüglich geschlechtsspezifischer Vehaltensmuster/geschlechtsspezifischer Unterschiede im Verhalten gibt es nichts, worauf nicht Evolutionsspychologen und Soziologen eine hinreichend genaue Erklärung liefern könnten. Dazu bedarf es keiner Genderforschung/Genderstudies.
Gleichberechtigung und Chancengleichheit betreffen jedes einzelne Individuum und NICHT das Geschlecht des Individuum. Dabei geht es um Individualrechte und NICHT um Rechte aufgrund Gruppenzugehörigkeit und diese wiederum basieren auf Erkennntnis der Aufklärung und den Ideen des Humanismus, demzufolge allen Menschen gleiche Rechte zukommen, allein aufgrund ihres Menschseins.
Aus gleichen Rechten aufgrund des Menschseins eine Gleichheit der Menschen zu konstruieren IST Ideologie, biologisch bedingte Verhaltensunterschiede zu leugnen IST Ideologie und es IST Ideologie anzunehmen, Verhaltensmuster, die sich über Jahrhunderttausende bzw Jahrmillionen als evolutionärer Überlebensvorteil entwickelt haben, könnten per Dekret beseitigt werden.
Und JA - manchen Menschen (DIR) tut die Erkenntnis, dass Mensch ein biologisches Wesen, und NUR ein biologisches Wesen ist, sehr weh. Genau darum verweigern sie sich dieser Erkenntnis!
Ich kenne deine Position zur Frage Gender Studies zur Genüge. Das musst du nun wahrlich nicht zum hundertsten Mal wiederholen. Und ich entgegne (auch zum hundertsten Mal :D ), du verabsolutierst das Biologische und vernachlässigst das Soziale. Es spielen aber in allen Fragen des Geschlechts immer beide Aspekte eine Rolle, der biologische und der soziale. Da wirst du mich auch nicht vom Gegenteil überzeugen können. Das Ganze hat auch mit der berühmten und hier ebenfalls mehrfach erwähnten Ambiguitätstoleranz zu tun: Du solltest es einfach aushalten, auch mal mehrere (scheinbar und real) widersprüchliche Äußerungen von User x und User y nebeneinander stehen zu lassen. Du kannst mich nun mal nicht überzeugen und ich dich auch nicht. Ich finde das aber auch nicht weltbewegend oder schlimm. Man nimmt einfach die verschiedenen Ansichten zur Kenntnis und gut.

Was ich aber hier gerne einmal beantwortet haben wollte, sind folgende Fragen (siehe oben):

Welche "Ideologie" soll denn nun genau hinter der Genderforschung eurer Meinung nach stecken? Was besagt sie? Welche Ziele hat sie diese "Ideologie"?

Was macht sie in deinen und Skeptikers Augen so gefährlich?

Welche "Schlüsse" der Genderforscher führen zu welchen "falschen Entscheidungen" (Formulierungen von Skeptiker)?

Und nun die Frage, die schokoschendrezki stellte und deren Beantwortung mich auch schon längere Zeit interessiert: "Woher rührt dieser Hang zur Aufblasung dieses Nischenphänomens zu einem schwarzen Riesenmonster"? (schoko)
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)

Ich kenne deine Position zur Frage Gender Studies zur Genüge. Das musst du nun wahrlich nicht zum hundertsten Mal wiederholen. Und ich entgegne (auch zum hundertsten Mal :D ), du verabsolutierst das Biologische und vernachlässigst das Soziale.
Ich verabsolutiere bzw vernachlässige gar nichts! OHNE biologische Bedingtheit gibt es KEIN "Soziales"!
"Das Soziale" = menschliches Sozialverhalten, soziale Interaktionen des Menschen SIND biologisch begründet - das existiert NICHT außerhalb der Biologie, sondern resultiert aus dieser. "Das Soziale" resultiert aus der Tatsache, dass Mensch wie alle Primaten ein Rudeltier ist.
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)
Es spielen aber in allen Fragen des Geschlechts immer beide Aspekte eine Rolle, der biologische und der soziale.
Genau DAS ist der ideologische Unsinn, den Du unreflektiert nachplapperst! Es gibt KEINE "geschlechtliche Rolle"! Ees gibt nur zwei Geschlechter - männlich und weiblich - und diese unterscheiden sich in ihrem biologisch bedingten geschlechtsspezifischen Verhalten entsprechend ihrer Funktion bei der Reproduktion und dazu zählen auch Unterschiede im Sozialverhalten.
Nochmal: OHNE Biologie, biologische Bedingtheit gibt es nichts "Soziales", kein artspezifisches Sozialverhalten und damit auch KEINE Fragen (des Geschlechts) die berücksichtigt werden müssen.

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43) Da wirst du mich auch nicht vom Gegenteil überzeugen können.
Nun - damit dokumentierst Du nur wieder sehr eindrucksvoll Deine Ignoranz naturwissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber und deine ideologische Verbohrtheit.
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)
Das Ganze hat auch mit der berühmten und hier ebenfalls mehrfach erwähnten Ambiguitätstoleranz zu tun: Du solltest es einfach aushalten, auch mal mehrere (scheinbar und real) widersprüchliche Äußerungen von User x und User y nebeneinander stehen zu lassen.
Es gibt keine Doppeldeutigkeiten, Unsicherheiten und/oder widersprüchliche Äußerungen, die zu tolerieren wären!
Es gibt nachvollziehbare, an und in der Realität überprüfbare und falsifizierbare Erklärungen seitens der Naturwissenschaften (Evolutionsbiologie, Evolutionspsychologie) - nennt sich wissenschaftliche Methode und es gibt ideologisch begründete Behauptungen, welche NICHT nachvollziehbar sind, die jedoch durchweg keiner Überprüfung an und in der Realität standhalten, die im Gegenteil falsifiziert sind.
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)Welche "Ideologie" soll denn nun genau hinter der Genderforschung eurer Meinung nach stecken? Was besagt sie? Welche Ziele hat sie diese "Ideologie"?
Zunächst mal Ideologie = Ideenlehre (Weltanschauung) ist ein geschlossenes Sinn- und Ideensystem, das immer selbstreferierend ist und sich durch Distanzierung zu einem anderen definiert, den/das es ablehnt. (Karl Mannheim). Im weitesten Sinne ist Ideologie ein Glaubenssystem und genau das trifft auf Gender Studies zu. "Genderforscher" glauben, die Methode des Konstruktivismus und Postrukturalismus bzw Dekonstruktivismus(nach Derida und Foucault), die insbesondere in den Literaturwissenschaften Anwendung findet, auf biologische und gesellschaftlich-kulturelle Systeme übertragen zu können.
Deshalb glauben Genderforscher auch, dass Geschlecht nicht biologisch (genetisch) determiniert sei, sondern sozial kontruiert. Sie leugnen biologisch determinierte und bedingte Unterschiede. Und genau aus diesem Grund stehen sie mit den Naturwissenschaften auf "Kriegsfuß" und unterstellen diesen Snobismus.
Das liest sich dann bei "Genderforschern" so:
(Dr. Monika Setzwein) "Die Rigidität und Ausschließlichkeit, mit der Menschen in Männer und Frauen aufgeteilt werden, geht also keineswegs auf naturgegebene Zwänge zurück, sondern die Zwei-Klassen-Gesellschaft ist ein soziales Ordnungsmuster, das in sozialen Praxen immer wieder neu hergestellt und bestätigt werden muss.[...]Wir haben es hier demnach mit einer Geschlechtszuständigkeit zu tun, die sich gleichermaßen auf Darstellungs- und Interpretationsleistungen bezieht, und mittels derer die Geschlechtszugehörigkeit von Personen sozial konstruiert wird.
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden im gegenseitigen Miteinander, in der sozialen Praxis, produziert und durch Prozesse der Institutionalisierung verfestigt und auf Dauer gestellt."
Quelle

Begründet wird die "soziale Kontruiertheit" von Geschlecht dann damit, dass Faktoren, die einander bedingen bzw ineinandergreifen (Genetik) getrennt und losgelöst voneinander betrachtet werden.
Da werden biologische Bedingtheit und kulturelle Vorstellungen miteinander verschwurbelt, um eine "soziale Kontruiertheit" beweisen zu können u.v.m.
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)Was macht sie in deinen und Skeptikers Augen so gefährlich?
Die Gefahr besteht darin, dass Gender Studies sich anschicken, in andere, insbesondere Naturwissenschaftsbereiche vorzudringen und dort wissenschaftliche Methodik zu untergraben bzw durch ihre Herangehensweise (siehe oben genannte) zu ersetzen. Nicht (mehr) faktenbasiert, sondern spekulierend und auf Emotionen basierend. Beispiele aus meinem Fachbereich hatte ich in einem anderen Thread bereits genannt.
Im Endeffekt bedeutet dies wissenschaftliche Methode, die in den Naturwissenschaften und verwandten Fachgebieten auf dem Kritischen Rationalismus basiert, durch die Erkenntnistheorie des Relativismus zu ersetzen und damit jeglichen Erkenntnisgewinn ad absurdum zu führen.
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)Welche "Schlüsse" der Genderforscher führen zu welchen "falschen Entscheidungen" (Formulierungen von Skeptiker)?
Siehe oben! Der falsche Schluss "Geschlecht sei sozial kontruiert und nicht biologisch determiniert" führt zu falschen Entscheidungen, die nicht nur in das gesellschaftliche Leben eingreifen, sondern bis in die Privatsphäre
Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 14:43)Und nun die Frage, die schokoschendrezki stellte und deren Beantwortung mich auch schon längere Zeit interessiert: "Woher rührt dieser Hang zur Aufblasung dieses Nischenphänomens zu einem schwarzen Riesenmonster"? (schoko)
Es ist kein Nischenproblem!
Das Problem besteht darin, dass eine Minderheit ihre Interessen gegenüber der Gesamtgesellschaft durchsetzt bzw diese der Gesamtgesellschaft diktiert, dass in politische Entscheidungen eingegriffen wird bzw eigene Interessen politisch durchgesetzt werden.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Schnitter »

unity in diversity hat geschrieben:(13 Oct 2018, 03:20)

Die Genderologen kann man mit Ufologen gleichsetzen.
Es gibt Bereiche innerhalb der Genderforschung die heute längst anerkannter Stand der Wissenschaft sind.
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Selina
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Interessanter Text dazu in der taz, was die Hintergründe der angeblichen Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies sind:

Zitat:

Streit um Gender Studies
„Hier wird Stimmung gemacht“

Als unwissenschaftlich und Unfug wird in der „SZ“ die Geschlechterforschung an den Universitäten bezeichnet. Zu Unrecht. Eine Replik.

Wenn in der deutschen Presselandschaft über „die Gender-Forschung“ geschrieben wird, geschieht dies zumeist in kritischer Absicht. Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden, allerdings beruhen die meisten Artikel anscheinend auf einer völligen Unkenntnis des Faches. Zuletzt versuchte sich der SZ-Autor Christian Weber unter der Rubrik „Gesellschaft und Forschung“ an einem Rundumschlag gegen die Gender Studies, indem er sie als unwissenschaftlich, unsolide, kurz: als „Unfug“ bezeichnete. Die Gründe, die er anführte, sind banal: Es gebe nun mal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, der sei natürlich „natürlich“, und gerade dies wolle die Genderforschung „wegdiskutieren“ – obwohl die „empirische Forschung“ zu ganz anderen Ergebnissen komme.

Allerdings gehören die konstruktivistischen Theorien, gegen die der Autor wettert, zum Kanon aller Sozial- und Geisteswissenschaften und sind bestimmt kein Alleinstellungsmerkmal der Gender Studies. Der Mediziner und Serologe Ludwik Fleck begründete diese Erkenntniskritik in den 1930er Jahren, indem er anhand eines naturwissenschaftlichen Beispiels aufzeigte, wie selbst „wissenschaftliche Tatsachen“ kulturell, historisch und sozial verfasst sind.

„In der Naturwissenschaft gibt es gleich wie in der Kunst und im Leben keine andere Naturtreue als die Kulturtreue“, so der Fleck’sche Wortlaut. Das bedeutet, dass der wissenschaftliche Blick nicht vor dem vermeintlich Natürlichen Halt machen darf, sondern dass alle Phänomene – erscheinen sie uns auch noch so selbstverständlich – kulturell situiert sind.

Geschlecht und Geschlechterordnungen sind dafür ein gutes Beispiel. Oder, um es mit den Worten von Herrn Weber zu sagen: Vagina und Penis sind nicht einfach da und zeugen von Sprachvermögen und Rechenkompetenz. Vielmehr werden sie mit bestimmten Bedeutungen aufgeladen, die historisch zwar variabel, aber sozial wirksam sind. Geschlecht ist daher immer noch ein gesellschaftlicher Platzanweiser und entscheidet zum Beispiel darüber, wer die Sorgearbeit verrichtet, wer in Teilzeit geht und wer – um wieder Herrn Weber zu zitieren – ein ausschweifendes Sexleben haben darf und wer eben nicht.

Nun sind Erkenntnistheorien mindestens so voraussetzungsvoll wie Astrophysik. Dennoch stehen nur selten Himmelserscheinungen im Zentrum des feuilletonistischen Interesses. Dies führt zu der Annahme, dass die Angriffe gegen die Geschlechterforschung nicht inhaltlich motiviert sind. Vielleicht hat die politische Debatte über Geschlechtergerechtigkeit ausgedient – denn was ist dem Gender Pay Gap und der Altersarmut von Frauen schon an Polemik entgegenzusetzen? Also wird die Auseinandersetzung über Geschlechterfragen auf ein neues Terrain verschoben, dem der Wissenschaft.

Allerdings ist der Subtext ein ähnlicher: Der Kampf für Gleichberechtigung sei ebenso unnötig wie die Geschlechterforschung, Gender Mainstreaming und Gender Studies seien Verschwendung von Steuergeldern, alles ist eben natürlich, die Vagina genauso wie die Teilzeitbeschäftigung, warum sich also darüber aufregen oder dazu forschen?

Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert? Gibt es etwa ein Leck in der Qualitätskontrolle? Drückt die DFG bei der Gender-Forschung ein Auge zu? Sind die Berufungsstandards bei Professuren mit Gender-Denomination andere? Kurz: Ist das deutsche Wissenschaftssystem dem Untergang geweiht, da Gender Studies berücksichtigt werden?

In Deutschland gibt es nur einige wenige Lehrstühle, die über eine dezidierte Gender-Studies-Denomination verfügen. In der Regel finden Lehre und Forschung über Geschlecht innerhalb einer Kerndisziplin statt, die sich in der Denomination durch den Zusatz „unter Berücksichtigung von Geschlecht/Gender“ auszeichnet – zum Beispiel „Geschichte der frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte“ oder „Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht“. Hier zeigt sich, dass Geschlechterforschung ein interdisziplinäres Fach ist, welches Theorien und Methoden unterschiedlichster Disziplinen wie Soziologie, Geschichtswissenschaft, Biologie, Politologie, Ökonomie, Medizin, Rechtswissenschaft oder Psychologie vereint.

Das bedeutet aber auch, dass jede Berufung und jeder Forschungsantrag den Gepflogenheiten der jeweiligen Disziplin entsprechen müssen. Wenn also gegen „die Gender Studies“, die „zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren“, gewettert wird, betrifft diese Kritik den Kern eines jeden einzelnen Fachs. Geschlechterforschung ist immer mit den methodischen Verfahrensweisen einer Disziplin verstrickt – sei es die empirische Sozialforschung, die historische Quellenanalyse oder die rechtswissenschaftliche Auslegung eines Paragrafen.

Daher sind die Angriffe auf ein Fach, das wie jedes andere ständig evaluiert, akkreditiert, peer-reviewed und qualitätsgesichert wird, haltlos. Willentlich – und keinesfalls aufgrund von Unkenntnis und Informationsdefiziten – wird hier Stimmung gemacht, und dies auf Kosten des gesamten Wissenschaftssystems. Denn wer Gender Studies infrage stellt, kann sich gleich auch Germanistik, Biologie oder Ökonomie vornehmen. Zur Debatte steht nämlich nicht die Unwissenschaftlichkeit einer einzigen Disziplin, sondern die des gesamten Wissenschaftssystems. Geschlechterforschung ist ebenso esoterisch, langweilig, ideologisch, kontrovers und aufregend wie alle anderen Wissenschaften auch. Denn es gelten wie überall die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis: Lege artis arbeiten, Resultate dokumentieren, Ergebnisse konsequent selbst anzweifeln.

Was ist also die Zielscheibe der Angriffe? Sind es tatsächlich Gender Studies? Oder ist es nicht vielmehr die theoretisch und methodisch versierte Auseinandersetzung mit Geschlecht, Geschlechterordnungen und den damit einhergehenden Ungleichheiten, die Analyse von heteronormativen Zwängen und rigider Zweigeschlechtlichkeit eingeschlossen? Klar ist, dass Gender Studies mit der Infragestellung des vermeintlich Natürlichen die wissenschaftliche Komfortzone verlassen und zuweilen auch Befunde liefern, die für so manchen politisch unbequem sind. Und genau hier kommen die Feuilletonisten auf den Plan: Sie wehren sich mit dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gegen eine empirische Forschung, die weiße, männliche, heterosexuelle und ableistische Privilegien sichtbar macht.


http://www.taz.de/!5298774/
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Und dieser taz-Text zeigt, was sich auch unsere Rechtspopulisten wünschen:

Zitat:

Ungarn verbietet Gender Studies
Aus Angst um den Mann

Die ungarische Regierung verbietet die Gender Studies – angeblich, weil deren Absolventen nicht gebraucht würden.
Sehr viele Männer und einige Frauen werden als Minister im neuen Kabinett von Ungarn nach der Parlamentswahl im April vereidigt

BUDAPEST taz | Das hier ist seine Bühne. Es ist Ende Juli, Mitten in Rumänien, und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán lässt sich feiern. Er steht auf einem Podium der Freien Universität in Tusványos, 400 Kilometer hinter der ungarischen Grenze. Tausende sind gekommen, die halbe ungarische Elite ist aus Budapest angereist. Die Regierungspartei Fidesz veranstaltet eine riesige politische Party für sich selbst.

Eine Stunde lang verkündet Orbán von hier oben seine Sicht auf die Welt. Er zeichnet ein Bild von sich als globalem Akteur zwischen Trump und Putin. Und am Ende kommt der Satz, der den Westen provozieren soll: „Wir könnten bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im nächsten Mai nebst den liberalen Demokraten auch die 68er Generation für immer verjagen.“ Orbán lächelt wie ein Pubertierender nach einem gelungenen Streich.

Es dauert keine zwei Wochen, bis er Taten folgen lässt. Mitte August beauftragt er zwei seiner Minister, das Studienfach Gender Studies an den ungarischen Universitäten verbieten zu lassen.


http://www.taz.de/!5525898/
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 16:52)

Es gibt Bereiche innerhalb der Genderforschung die heute längst anerkannter Stand der Wissenschaft sind.
Bitte nenne mir Beispiele von Modellen welche die Genderforschung als erste entwickelt hat und die heute nach naturwissenschaftlichen Massstäben als Lehrmeinung gelten.

Es ist einfach sich an bekannte Erkenntnisse dranzuhängen oder Unsinn zu erfinden. Wissenschaftlicher Wert besteht in der Erzeugung valider neuer Modelle. Gibt es die in ausreichender Menge?
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2018, 17:09)

Interessanter Text dazu in der taz, was die Hintergründe der angeblichen Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies sind:

Zitat:

Streit um Gender Studies
„Hier wird Stimmung gemacht“

Als unwissenschaftlich und Unfug wird in der „SZ“ die Geschlechterforschung an den Universitäten bezeichnet. Zu Unrecht. Eine Replik.

Wenn in der deutschen Presselandschaft über „die Gender-Forschung“ geschrieben wird, geschieht dies zumeist in kritischer Absicht. Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden, allerdings beruhen die meisten Artikel anscheinend auf einer völligen Unkenntnis des Faches. Zuletzt versuchte sich der SZ-Autor Christian Weber unter der Rubrik „Gesellschaft und Forschung“ an einem Rundumschlag gegen die Gender Studies, indem er sie als unwissenschaftlich, unsolide, kurz: als „Unfug“ bezeichnete. Die Gründe, die er anführte, sind banal: Es gebe nun mal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, der sei natürlich „natürlich“, und gerade dies wolle die Genderforschung „wegdiskutieren“ – obwohl die „empirische Forschung“ zu ganz anderen Ergebnissen komme.

Allerdings gehören die konstruktivistischen Theorien, gegen die der Autor wettert, zum Kanon aller Sozial- und Geisteswissenschaften und sind bestimmt kein Alleinstellungsmerkmal der Gender Studies. Der Mediziner und Serologe Ludwik Fleck begründete diese Erkenntniskritik in den 1930er Jahren, indem er anhand eines naturwissenschaftlichen Beispiels aufzeigte, wie selbst „wissenschaftliche Tatsachen“ kulturell, historisch und sozial verfasst sind.

„In der Naturwissenschaft gibt es gleich wie in der Kunst und im Leben keine andere Naturtreue als die Kulturtreue“, so der Fleck’sche Wortlaut. Das bedeutet, dass der wissenschaftliche Blick nicht vor dem vermeintlich Natürlichen Halt machen darf, sondern dass alle Phänomene – erscheinen sie uns auch noch so selbstverständlich – kulturell situiert sind.

Geschlecht und Geschlechterordnungen sind dafür ein gutes Beispiel. Oder, um es mit den Worten von Herrn Weber zu sagen: Vagina und Penis sind nicht einfach da und zeugen von Sprachvermögen und Rechenkompetenz. Vielmehr werden sie mit bestimmten Bedeutungen aufgeladen, die historisch zwar variabel, aber sozial wirksam sind. Geschlecht ist daher immer noch ein gesellschaftlicher Platzanweiser und entscheidet zum Beispiel darüber, wer die Sorgearbeit verrichtet, wer in Teilzeit geht und wer – um wieder Herrn Weber zu zitieren – ein ausschweifendes Sexleben haben darf und wer eben nicht.

Nun sind Erkenntnistheorien mindestens so voraussetzungsvoll wie Astrophysik. Dennoch stehen nur selten Himmelserscheinungen im Zentrum des feuilletonistischen Interesses. Dies führt zu der Annahme, dass die Angriffe gegen die Geschlechterforschung nicht inhaltlich motiviert sind. Vielleicht hat die politische Debatte über Geschlechtergerechtigkeit ausgedient – denn was ist dem Gender Pay Gap und der Altersarmut von Frauen schon an Polemik entgegenzusetzen? Also wird die Auseinandersetzung über Geschlechterfragen auf ein neues Terrain verschoben, dem der Wissenschaft.

Allerdings ist der Subtext ein ähnlicher: Der Kampf für Gleichberechtigung sei ebenso unnötig wie die Geschlechterforschung, Gender Mainstreaming und Gender Studies seien Verschwendung von Steuergeldern, alles ist eben natürlich, die Vagina genauso wie die Teilzeitbeschäftigung, warum sich also darüber aufregen oder dazu forschen?

Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert? Gibt es etwa ein Leck in der Qualitätskontrolle? Drückt die DFG bei der Gender-Forschung ein Auge zu? Sind die Berufungsstandards bei Professuren mit Gender-Denomination andere? Kurz: Ist das deutsche Wissenschaftssystem dem Untergang geweiht, da Gender Studies berücksichtigt werden?

In Deutschland gibt es nur einige wenige Lehrstühle, die über eine dezidierte Gender-Studies-Denomination verfügen. In der Regel finden Lehre und Forschung über Geschlecht innerhalb einer Kerndisziplin statt, die sich in der Denomination durch den Zusatz „unter Berücksichtigung von Geschlecht/Gender“ auszeichnet – zum Beispiel „Geschichte der frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte“ oder „Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht“. Hier zeigt sich, dass Geschlechterforschung ein interdisziplinäres Fach ist, welches Theorien und Methoden unterschiedlichster Disziplinen wie Soziologie, Geschichtswissenschaft, Biologie, Politologie, Ökonomie, Medizin, Rechtswissenschaft oder Psychologie vereint.

Das bedeutet aber auch, dass jede Berufung und jeder Forschungsantrag den Gepflogenheiten der jeweiligen Disziplin entsprechen müssen. Wenn also gegen „die Gender Studies“, die „zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren“, gewettert wird, betrifft diese Kritik den Kern eines jeden einzelnen Fachs. Geschlechterforschung ist immer mit den methodischen Verfahrensweisen einer Disziplin verstrickt – sei es die empirische Sozialforschung, die historische Quellenanalyse oder die rechtswissenschaftliche Auslegung eines Paragrafen.

Daher sind die Angriffe auf ein Fach, das wie jedes andere ständig evaluiert, akkreditiert, peer-reviewed und qualitätsgesichert wird, haltlos. Willentlich – und keinesfalls aufgrund von Unkenntnis und Informationsdefiziten – wird hier Stimmung gemacht, und dies auf Kosten des gesamten Wissenschaftssystems. Denn wer Gender Studies infrage stellt, kann sich gleich auch Germanistik, Biologie oder Ökonomie vornehmen. Zur Debatte steht nämlich nicht die Unwissenschaftlichkeit einer einzigen Disziplin, sondern die des gesamten Wissenschaftssystems. Geschlechterforschung ist ebenso esoterisch, langweilig, ideologisch, kontrovers und aufregend wie alle anderen Wissenschaften auch. Denn es gelten wie überall die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis: Lege artis arbeiten, Resultate dokumentieren, Ergebnisse konsequent selbst anzweifeln.

Was ist also die Zielscheibe der Angriffe? Sind es tatsächlich Gender Studies? Oder ist es nicht vielmehr die theoretisch und methodisch versierte Auseinandersetzung mit Geschlecht, Geschlechterordnungen und den damit einhergehenden Ungleichheiten, die Analyse von heteronormativen Zwängen und rigider Zweigeschlechtlichkeit eingeschlossen? Klar ist, dass Gender Studies mit der Infragestellung des vermeintlich Natürlichen die wissenschaftliche Komfortzone verlassen und zuweilen auch Befunde liefern, die für so manchen politisch unbequem sind. Und genau hier kommen die Feuilletonisten auf den Plan: Sie wehren sich mit dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gegen eine empirische Forschung, die weiße, männliche, heterosexuelle und ableistische Privilegien sichtbar macht.


http://www.taz.de/!5298774/
Kannst du eigentlich auch was anderes als copy 'n' paste?
Vor allem kannst du selber denken?
Hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe und vor allem hast du dich auch damit auseinander gesetzt?
Dein vollzitierter Text trieft doch nur so von Ideologie.
Zweigeschlechtlichkeit beim Menschen IST eine biologische Tatsache und geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten sind NICHT "sozial konstruiert", sondern stehen in direktem kausalen Zusammenhang mit der jeweiligen Funktion bei der Reproduktion!
Es gibt weder eine "Geschlechterordnung" - auch so ein ideologischer Schwachsinn - noch gibt es "heteronormative Zwänge". Es ist eine schlichte biologische Tatsache, dass etwa 95% der Individuen jeder(!) Art, die sich sexuell reproduziert, in ihrem Sexualtrieb/Fortpflanzungstrieb auf das jeweils andere Geschlecht ausgerichtet und somit heterosexuell sind.
Die restlichen 5% sind Ausnahmen/Abweichungen, die auf Gendefekte, Mutationen und/oder Umwelteinflüsse während der Embryogenese zurückzuführen sind.
Gender Studies SIND unwissenschaftlich, sind quasireligiös!

"Das ganze findet seinen Höhepunkt in einem Abschnitt, in dem die Autorinnen ihren Kritikern vorwerfen, Wissenschaft auf Naturwissenschaft zu reduzieren. Ein entlarvender Vorwurf, denn tatsächlich beruhen die Gender-Studies darauf, geisteswissenschaftliche Pseudo-Gegenstände zu konstruieren („Gender“) und diese so gegen jeder Form empirischer Überprüfbarkeit zu immunisieren. Mit „Freiheit der Forschung“ hat das wenig, mit Gaukelei aber umso mehr zu tun."

Wer von sich behauptet Wissenschaft zu betreiben, wissenschaftlich zu arbeiten immunisiert sich nicht gegen Überprüfung, sondern stellt sich dieser und lässt falsifizierte Theorien/Hypothesen fallen. Tut Gender Studies nicht, im Gegenteil - bereits falsifizierte Theorien werden wieder und wieder als Beleg heran gezogen.

"Zunächst: Auffällig ist, dass man im Gender-Milieu offensichtlich zunehmend Argumentationshilfen zur Verteidigung der eigenen Position braucht." [...]
"Schon der erste Satz – „Geschlechterforschung kritisiert gesellschaftliche Verhältnisse und Missstände mit dem Ziel, Ungerechtigkeiten und Hierarchien zu verändern“ – konterkariert sein Anliegen. Denn ein intellektuelles Unternehmen, das normative Ziele verfolgt, ist niemals Wissenschaft, sondern eben Ideologie. Und auch wenn immer wieder in der Geschichte das Gegenteil behauptet wurde: Es gibt keine wissenschaftliche Ideologie." [...]
"Wer jedoch mit den Begriffen „Wissenschaft“ und „Ideologie“ Schindluder betreibt, der verheddert sich schnell in seiner eigenen Terminologie. So kann man auf der schon zitierten Seite weiter lesen: „Geschlechterforschung betreibt Wissenschaftskritik, weil der Blick der Wissenschaften von einer männlichen und weißen Perspektive ausgeht und damit zumeist blind bleibt für Geschlecht und andere Perspektiven.“

Doch schon auf der nächsten Seite wird der verblüffte Leser mit Blick auf den hohen Frauenanteil in der Geschlechterforschung informiert: „Objektivität hängt nicht vom Geschlecht der Forschenden ab, sondern von deren Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion.“ Wir lernen: Von Frauen betriebene Gender-Studies sind objektiv, von Männern betriebene Wissenschaft hingegen nicht, da diese von der männlichen Perspektive eingetrübt wird. Aha."
[url=https://www.cicero.de/kultur/genderstud ... gt-zurueck]Quelle für alle drei Zitate[/url]


Schon mal darüber nachgedacht, warum bei Gender Studies der Frauen- (Lesben-) und Schwulenanteil so extrem hoch ist?
Offensichtlich nicht!
Allerdings ist dieser extrem hohe Anteil ein Indiz dafür, dass es sich bei Gender Studies NICHT um Wissenschaft handelt, sondern um Ideologie!

"Der populärste und wirkungsmächtigste Bereich des sozialen Konstruktivismus ist allerdings das Geschlecht. Stichwort: Gendertheorie. Die geht davon aus, dass Geschlechter keine natürlichen Arten sind, sondern soziale Konstruktionen.
Anders das Argument des sozialen Konstruktivismus: Er geht davon aus, dass Dinge oder Eigenarten sozial konstruiert werden. Soll heißen: in oder mittels der Gemeinschaft. Hier aber liegt das erste von vielen Problemen.
"Zunächst: Gemeinschaften sind keine Subjekte. Sie können nichts vereinbaren, verabreden oder konstruieren. Nur Individuen können untereinander Konventionen ausbilden." [...]
"Soziale Konstruktivisten machen häufig den Fehler, von „nicht eindeutig definierbar“ auf „sozial konstruiert“ zu schließen. Doch so funktioniert Sprache nicht. Viele alltägliche Begriffe sind an ihren Bedeutungsrändern äußerst unscharf." ...
" Hinzu kommt, dass nicht alle Begriffe unscharf sind. Es gibt eine Reihe von Dingen, die aufgrund eindeutiger Merkmale trennscharf zu bezeichnen sind. Eine Flüssigkeit etwa, deren Moleküle aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom besteht, ist Wasser. Eindeutig.

Ähnlich sieht es mit dem Geschlecht aus. Es mag unromantisch und reduktionistisch klingen, doch die Ausdrücke „Mann“ und „Frau“ verweisen auf eine spezifische Kombination von Makromolekularen Komplexen in den Zellkernen, den Chromosomen. Damit sind Menschen eindeutig einem der beiden Geschlechter zuordenbar, und auch jene, die eine Chromosomenanomalie haben, sind eindeutig identifizierbar."


Diese eindeutige Zuordenbarkeit gilt auch dann, wenn ein Individuum sich weder als Mann oder Frau, sondern als Gänseblümchen oder Ameise fühlt. Emotionen können zwar Gegenstand von Forschung sein, haben jedoch nichts mit der Forschungsmethode zu tun und genau das ist der Kasus Cnacus bei den "Genderforschungen" - da ist die angebliche "theoretisch und methodisch[e] Auseinandersetzung mit Geschlecht" rein emotional, individuell unterschiedlich.

"Geschlechter sind ebenso wenig eine soziale Konstruktion wie die Methode ihrer Bestimmung, auch wenn diese wissenschaftshistorisch gewachsen ist." [...]
"Ideologische Konstruktivisten sind genötigt, ihren Konstruktivismus-Vorwurf zu erweitern. Um etwa zu zeigen, dass das Geschlecht eine soziale Konstruktion ist, muss man wiederum die Wissenschaft als Konstruktion entlarven.
Typisch für den ideologischen Konstruktivismus ist daher auch sein Entlarvungsgestus. Wie die Psychoanalyse, unterscheidet er zwischen dem oberflächlichen Schein und dessen tieferen Ursachen, die es zu demaskieren gilt. Wer dem widerspricht, bestätigt die Theorie nur, da er zeigt, wie sehr er in ideologischen Mustern befangen ist.
Wenn es ein wissenschaftliches Konzept gibt, das offensichtlich sozial konstruiert ist, dann ist es der radikale soziale Konstruktivismus selbst. Er ist ein pseudowissenschaftlicher Taschenspielertrick zu Durchsetzung (wissenschafts-) politischer Interessen. "
[url=https://www.cicero.de/kultur/soziale-ko ... rtum/59168]Quelle[/url]


Mit deiner Verteidigung der Gender Studies als Wissenschaft und Leugnung als Ideologie bestätigst du ganz deutlich, wie sehr du in dieser Ideologie gefangen bist, wie weit du dieser Ideologie auf den Leim gekrochen bist!

Nunja - vielleicht schaffst du es ja irgendwann konkret auf Geschriebenes einzugehen, statt zusammenhanglos igendwelches sinnbefreites Zeugs zu posten.

Achja - aus deinem Copy 'n' paste:
"Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert?"

Nein - da bleibt keine grundsätzliche Frage offen - Genderforschung kann man locker durch Marxismus-Leninismus ersetzen und die Frage entsprechend formulieren:
Wenn Marxismus-Leninismus unwissenschaftlich war, warum ist sie dann an DDR-Universitäten Universitäten etabliert?

Beides das gleiche Kaliber, denn Gender Studies basieren auf dem Neomarxismus, insbesondere einigen Vertretern der Frankfurter Schule.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Schnitter »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Oct 2018, 19:10)

Bitte nenne mir Beispiele von Modellen welche die Genderforschung als erste entwickelt hat und die heute nach naturwissenschaftlichen Massstäben als Lehrmeinung gelten.
Stichwort Gendermedizin.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 19:38)
Stichwort Gendermedizin.
Also nochmal, was in der Medizin stammt zuerst aus den Genderforschungen? Dass die Medizin sich intensiv mit den Geschlechtern befasst hat, ist jedem klar. Es ging mir um den naturwissenschaftlichen Beitrag den Genderologen daran geliefert haben. Oder zählst du jeden der sich mit den Geschlechtern auseinandersetzt zu Genderologen? Das hielte ich für Etikettenschwindel.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 19:38)

Stichwort Gendermedizin.
Gendermedizin oder genauer Gender-Specific Medicine hat nichts mit "Genderforschung" zu tun, sondern ist eigenständige naturwissenschaftlich medizinische Forschung, die sich an den unterschiedlichen genetischen und biologischen Voraussetzungen für die unterschiedliche Häufigkeit, Ausprägung und Symptomatik von Krankheiten bei Männern und Frauen beschäftigt, sowie mit der unterschiedlichen Wirkungsweise bestimmter Medikamente.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Ammianus »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 19:38)

Stichwort Gendermedizin.
Wow, dieser Fortschritt. Da gibt es in Zukunft dann sogar - ich muss kurz überlegen - Moment - gleich - ja jetzt: Frauenärzte?

Mh, klingt bestimmt besser, wenn ich denen einen fremdwörtischen Namen geben.
Wie wäre es mit Gynedingsbumsologen?
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Schnitter »

Ammianus hat geschrieben:(14 Oct 2018, 20:54)

Wow, dieser Fortschritt. Da gibt es in Zukunft dann sogar - ich muss kurz überlegen - Moment - gleich - ja jetzt: Frauenärzte?

Mh, klingt bestimmt besser, wenn ich denen einen fremdwörtischen Namen geben.
Wie wäre es mit Gynedingsbumsologen?
Du musst nicht dumm sterben:

https://www.aerztezeitung.de/medizin/kr ... dacht.html
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Schnitter »

Dark Angel hat geschrieben:(14 Oct 2018, 20:14)

Gendermedizin oder genauer Gender-Specific Medicine hat nichts mit "Genderforschung" zu tun, .....
Natürlich gehört Gendermedizin zu den Gender Studies.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Schnitter »

Skeptiker hat geschrieben:(14 Oct 2018, 20:12)

Also nochmal, was in der Medizin stammt zuerst aus den Genderforschungen?
Zum Beispiel die geschlechtsspezifischen Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen, oder im Bereich der Diabetes Behandlung.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 21:16)

Natürlich gehört Gendermedizin zu den Gender Studies.
NEIN - Gendermedizine bzw Gender-Specific Medicine gehört NICHT zu den Gender Studies, sondern ist eigenständiger Teilbereich der Humanmedizin und dort speziell der personalisierten Medizin. Ziel dieser Forschung ist die Einbeziehung bzw Berücksichtigung individueller molekularbiologischer Konstellationen bei Diagnostik und Medikation. Gender-Spezific Medicine arbeitet nach streng naturwissenschaftlichen Kriterien, mit wissenschaftlichen Methoden.

"Prior to 2000, there was very little discussion about gender medicine. However, with the establishment of the Partnership for Gender Specific Medicine at Columbia University (1997), the Karolinska Institutet (2002), and the Charité Universitätsmedizin Berlin (2003), studies began to systematically examine comparisons between women and men. In 2001 and 2010, the Institute of Medicine in the U.S. declared that being a woman or a man significantly influenced the course of disease and should be considered in diagnosis and therapy.

Biological Differences and Socio-cultural Processes
For starters, gender medicine aims to improve treatment for women as well as for men. It is different than women’s health because it also focuses on men’s health. Gender medicine deals with the effects of sex including biological differences between females and males. Examples of sex differences can include different concentrations of sex hormones, different expression of genes on X and Y chromosomes, or a higher percentage and deposition of body fat in women.

Quelle


Mit Gender Studies hat Gendermedicine nicht das geringste zu tun, auch dann nicht, wenn Gender Studies dieses Teilbereich der Humanmedizin für sich in Anspruch nehmen, um damit ihre Existenzberechtigung nachweisen zu können. Es handelt sich dabei um Ettikettenschwindel und nichts anderes - das sprichwörtliche Schmücken mit fremden Federn!
Zuletzt geändert von Dark Angel am So 14. Okt 2018, 21:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 21:20)
Zum Beispiel die geschlechtsspezifischen Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen, oder im Bereich der Diabetes Behandlung.
Die gehen auf Genderologen zurück? Dafür hast Du sicher einen Beleg, oder?

Nochmal, geschlechtsspezifische Behandlungsmethoden gibt es wahrscheinlich seit Anbeginn der Medizin. Nicht alles das was Geschlechter berücksichtigt nennt sich Genderforschung. Wer früher als naturwissenschaftlicher Forscher in der Medizin gearbeitet hat, und dass nun unter dem neuen Etikett eines Genderforschers weiter identisch tut, dem wird hier niemand die Wissenschaftlichkeit absprechen. Gerade DIE herzunehmen und sie als Beispiel für Gender Studies zu sehen ist ungefähr so wie Palmer als klassischen Grünen zu beschreiben.
Ganz offensichtlich geht es hier um den Teil der Gender Studies, die sich als Bollwerk für (falsch verstandenen) Feminismus GEGEN die Naturwissenschaften aufgebaut haben. Das sollte man schon klar auseinander halten können.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Ammianus »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2018, 21:16)

Du musst nicht dumm sterben:

https://www.aerztezeitung.de/medizin/kr ... dacht.html
Keine Sorge, wer will schon dein unabwendbares Schicksal teilen ...
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Dark Angel hat geschrieben:(14 Oct 2018, 19:32)
Du hast das, wie immer, sehr akribisch herausgearbeitet und es ist in meinen Augen sehr überzeugend. Ich denke allerdings, da gebe ich Selina sogar Recht, dass ihr da auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werdet.

Ich selber hatte auch schon angefangen auf Selinas letzte Frage hin die gesamte Argumentationskette nochmal neu und kompakt aufzubereiten um aufzuzeigen, dass es garkeinen Sinn ergibt Einzelfälle von Studien zu suchen und deren Unwissenschaftlichkeit "nachzuweisen", wenn das Fundament der ganzen Disziplin erklärtermaßen unwissenschaftlich ist und ein Interesse verfolgt (was z.B. klaren Einfluss auf Offenheit und Redlichkeit der Forschung hat). Die Arbeit spare ich mir aber, weil die Antwort klar gewesen wäre, eben "Keine Belege" und "Du bist Anti-Feminist".

Es ist für Selina offenbar auch vollkommen normal davon auszugehen, dass Forschung zu sozialen Themen nicht naturwissenschaftlichen Regeln unterliegen muss, weil, und das ist der Kern des Problems, in meinen Augen bei Ihr und vielen anderen auch, Naturwissenschaften und deren Philosophie garnicht verstanden werden. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen Naturwissenschaften rein mit der Untersuchung eines physikalischen Objektes zu tun haben. Die Systematik, die eigentliche wissenschaftliche Methodik ausmacht, wird von vielen Menschen vollkommen unterschätzt, wenn sie überhaupt bekannt ist (das war der Hintergrund, warum ich die Werte der Wissenschaft verlinkt hatte).

Vor dem Hintergrund gehen offenbar viele Menschen davon aus, Sozialwissenschaften kämen auch ohne naturwissenschaftliche Methoden aus, und man könne sie in die Hände von Geisteswissenschaftlern mit politischer Zielausrichtung legen. Das Ergebnis wird ernüchternd sein. Wie bei jeder Ideologie folgt dem politischen Erfolg der Katzenjammer, wenn man feststellt, dass das Ideal nicht dem Real entspricht und die am Ideal ausgerichtete Gesellschaft real an der Vorgabe vorbeilebt, mit entsprechenden Reibungsverlusten ...

Natürlich kann man auch nach wissenschaftlichen Methoden an der Optimierung des Zusammenlebens der Geschlechter miteinander arbeiten (und das tut man ja in den wissenschaftlichen Zweigen auch). Das ist aber der harte Weg. Da muss man erforschen was besser ist. Grundlage der politischen Ideologie Gender Studies ist aber mE nicht zu klären was unser Zusammenleben besser macht. Warum sollte man sich dann gegen die Wissenschaft stellen? Steht die etwa im Ruf schlechte Resultate zu produzieren? Eher nicht! Aber sie steht eben im Ruf nicht immer die Resultate zu produzieren, die sich Interessengruppen oft wünschen. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Vielleicht sollte man mal einen Thread aufmachen, der sich mit dem Thema "Wissenschaftlichkeit" befasst ...
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Oct 2018, 00:16)

Du hast das, wie immer, sehr akribisch herausgearbeitet und es ist in meinen Augen sehr überzeugend. Ich denke allerdings, da gebe ich Selina sogar Recht, dass ihr da auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werdet.

Ich selber hatte auch schon angefangen auf Selinas letzte Frage hin die gesamte Argumentationskette nochmal neu und kompakt aufzubereiten um aufzuzeigen, dass es garkeinen Sinn ergibt Einzelfälle von Studien zu suchen und deren Unwissenschaftlichkeit "nachzuweisen", wenn das Fundament der ganzen Disziplin erklärtermaßen unwissenschaftlich ist und ein Interesse verfolgt (was z.B. klaren Einfluss auf Offenheit und Redlichkeit der Forschung hat). Die Arbeit spare ich mir aber, weil die Antwort klar gewesen wäre, eben "Keine Belege" und "Du bist Anti-Feminist".

Es ist für Selina offenbar auch vollkommen normal davon auszugehen, dass Forschung zu sozialen Themen nicht naturwissenschaftlichen Regeln unterliegen muss, weil, und das ist der Kern des Problems, in meinen Augen bei Ihr und vielen anderen auch, Naturwissenschaften und deren Philosophie garnicht verstanden werden. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen Naturwissenschaften rein mit der Untersuchung eines physikalischen Objektes zu tun haben. Die Systematik, die eigentliche wissenschaftliche Methodik ausmacht, wird von vielen Menschen vollkommen unterschätzt, wenn sie überhaupt bekannt ist (das war der Hintergrund, warum ich die Werte der Wissenschaft verlinkt hatte).

Vor dem Hintergrund gehen offenbar viele Menschen davon aus, Sozialwissenschaften kämen auch ohne naturwissenschaftliche Methoden aus, und man könne sie in die Hände von Geisteswissenschaftlern mit politischer Zielausrichtung legen. Das Ergebnis wird ernüchternd sein. Wie bei jeder Ideologie folgt dem politischen Erfolg der Katzenjammer, wenn man feststellt, dass das Ideal nicht dem Real entspricht und die am Ideal ausgerichtete Gesellschaft real an der Vorgabe vorbeilebt, mit entsprechenden Reibungsverlusten ...

Natürlich kann man auch nach wissenschaftlichen Methoden an der Optimierung des Zusammenlebens der Geschlechter miteinander arbeiten (und das tut man ja in den wissenschaftlichen Zweigen auch). Das ist aber der harte Weg. Da muss man erforschen was besser ist. Grundlage der politischen Ideologie Gender Studies ist aber mE nicht zu klären was unser Zusammenleben besser macht. Warum sollte man sich dann gegen die Wissenschaft stellen? Steht die etwa im Ruf schlechte Resultate zu produzieren? Eher nicht! Aber sie steht eben im Ruf nicht immer die Resultate zu produzieren, die sich Interessengruppen oft wünschen. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Vielleicht sollte man mal einen Thread aufmachen, der sich mit dem Thema "Wissenschaftlichkeit" befasst ...
Stimmt, Selina und ich finden bezüglich Gender Studies keinen Konsens, denn dazu müsste man sich mit dem auseinander setzen, womit sich "Genderforscher" beschäftigen und was sie an "Forschungsergebnissen" produzieren und nicht nur Zeitungsartikel lesen, in denen nach Argumenten für Gender Studies gesucht wird und mittels argumentum ad hominem gegen Genderkritiker vorgegangen wird. Was man von "Genderforschern" allerdings an Forschungsergebnissen geboten bekommt, ist sehr schwer verdauliche Kost - beispielsweise der von mir zitierte und verlinkte Text oder auch eine so genannte Dissertation in der doch tatsächlich von "sozialer Schwangerschaft", "Beteiligten an einer Schwangerschaft" und davon dass "Frauen Schwangerschaft für sich reklamieren" die Rede ist, in der allen Ernstes behauptet wird Schwangerschaft würde sozial konstruiert, gesellschaftlich hergestellt, dass nicht nur Frauen schwanger würden und dass Schwangerschaft nur minimal etwas mit Biologie zu tun hätte. (hatte ich schon mal verlinkt, finde diesen im Moment jedoch nicht)

Wer da noch von Wissenschaft redet, hat wirklich keine Ahnung, was Wissenschaftlichkeit ist. Die Verteidiger/Befürworter der Gender Studies begreifen ja nicht einmal, dass es nicht darum geht, tatsächliche Diskrepanzen im gesellschaftlichen Gefüge aufzuzeigen bzw Mittel und Wege zur Beseitigung dieser Diskrepanzen zu zeigen, sondern es geht tatsächlich um eine Zerstörung des Zusammelebens, um ein "Gegeneinander der Geschlechter" - der Mann ist der Feind, egal was er tut, der Mann gehört bekämpft. Indem Interessen von marginalen Minderheiten in den Fokus gerückt werden, an denen sich die Mehrheit zu orientieren - besser noch, die sich die Mehrheit zu eigen machen soll, wird das normale Zusammenleben von Mann und Frau zunehmend erschwert. Ein sehr gefährlicher Versuch, der einmal gelungen nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen ist.
In den Gender Studies geht es weder um Wissenschaft noch um die Beseitigung gesellschaftlicher Diskrepanzen, sondern um die absolute Macht - darum auch "Forschungen" (zwar noch außerhalb von Unis) zum Matriarchat und Patriarchat, auch wenn sich beide historisch nicht nachweisen lassen, wenn es für beide nicht den kleinsten (archäologischen) Hinweis gibt.
Die von Genderideologen angestrebte Gesellschaft ist eine Dystopie.

Ich bezweifle allerdings, dass ein Thread über Wissenschaftlichkeit, wissenschaftliche Methode an der Einstellung gewisser Zeitgenossen auch nur einen Deut ändern würde.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Stoner »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Oct 2018, 00:16)


Vielleicht sollte man mal einen Thread aufmachen, der sich mit dem Thema "Wissenschaftlichkeit" befasst ...
Das wird im Zweifelsfall niemanden überzeugen, von einer falschen Sache abzulassen, wenn er glaubt, mit diesem Ablassen ein Zugeständnis an den Feind zu machen. Da können auch alle Kapitel von Mein Kampf umgeschrieben werden und als Beitrag zu den Gender Studies erscheinen. Nicht das wäre ein Skandal, sondern der wissenschaftliche Zweifel an etwas, das in der eigenen Weltsicht als etwas Gutes gilt. Im Gewissenskonfliktfall hat die Ideologie Vorfahrt.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Watchful_Eye »

In Ungarn werden Gender Studies jetzt übrigens aus dem Lehrplan gestrichen:
https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... ktor-orban

Und wie gesagt - ich habe auch das Gefühl, dass dort viel Unsinn gelehrt wird, aber halte nichts von staatlichen Verboten, solange daran Interesse besteht.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Watchful_Eye hat geschrieben:(16 Oct 2018, 16:53)

In Ungarn werden Gender Studies jetzt übrigens aus dem Lehrplan gestrichen:
https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... ktor-orban

Und wie gesagt - ich habe auch das Gefühl, dass dort viel Unsinn gelehrt wird, aber halte nichts von staatlichen Verboten, solange daran Interesse besteht.
Da sind die Ungarn nicht die ersten. Sie befinden sich da in guter Gesellschaft mit Norwegen, welches das "Institut für Genderforschung" bereits 2011 geschlossen hat. Grund dafür war die Dokumentation "Gehirngewaschen - das Gleichstellungsparadox", die der Komiker und Soziologe Harald Eya 2010 produzierte. In dieser Doku werden "Genderforscher" mit den Erkenntnissen von Evolutionsbiologen, Psychologen und Evolutionspsychologen konfrontiert.
Außer "das kann nicht sein, wir haben eine Theorie" konnten die Genderforscher den Erkenntnissen der Wissenschaftler nichts entgegen setzen.

Achja - Ungarn will Gender Studies an staatlichen Universitäten nicht mehr finanzieren. Es betrifft genau eine ungarische Uni, die zweite - die von der Open Society privat finanzierte - wird Gender Studies weiterhin anbieten und es betrifft auch genau 20 (interessierte) Studenten der staatlichen ungarischen Universität.
Also viel Lärm um nichts.
Zuletzt geändert von Dark Angel am Di 16. Okt 2018, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Stoner »

Watchful_Eye hat geschrieben:(16 Oct 2018, 16:53)

In Ungarn werden Gender Studies jetzt übrigens aus dem Lehrplan gestrichen:
https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... ktor-orban

Und wie gesagt - ich habe auch das Gefühl, dass dort viel Unsinn gelehrt wird, aber halte nichts von staatlichen Verboten, solange daran Interesse besteht.
In diesem Sinne und im Sinne der Güterabwägung ist das nachvollziehbar. Wobei man dann wiederum auch feststellen könnte, dass die beiden Schweine, die im Rahmen des freien Warenverkehrs den Transport von Flensburg nach Palermo bzw. in die Gegenrichtung von Palermo nach Flensburg zu erdulden haben, irgendwie mehr Bedauern hervorrufen wie die Beschäftigungslosigkeit derjenigen, die außerstande sind, ein umgeschriebenes Kapitel aus Mein Kampf als den Unsinn zu erkennen, der es ist. Beiden Freiheiten sollte auch ein vernünftiges Maß inhärent sein.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Watchful_Eye »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Oct 2018, 18:17)

Da sind die Ungarn nicht die ersten. Sie befinden sich da in guter Gesellschaft mit Norwegen, welches das "Institut für Genderforschung" bereits 2011 geschlossen hat. Grund dafür war die Dokumentation "Gehirngewaschen - das Gleichstellungsparadox", die der Komiker und Soziologe Harald Eya 2010 produzierte. In dieser Doku werden "Genderforscher" mit den Erkenntnissen von Evolutionsbiologen, Psychologen und Evolutionspsychologen konfrontiert.
Außer "das kann nicht sein, wir haben eine Theorie" konnten die Genderforscher den Erkenntnissen der Wissenschaftler nichts entgegen setzen.

Achja - Ungarn will Gender Studies an staatlichen Universitäten nicht mehr finanzieren. Es betrifft genau eine ungarische Uni, die zweite - die von der Open Society privat finanzierte - wird Gender Studies weiterhin anbieten und es betrifft auch genau 20 (interessierte) Studenten der staatlichen ungarischen Universität.
Also viel Lärm um nichts.
Die Doku kenne ich sehr gut - hab ich auch schon ausführlich angesprochen, sowohl in diesem Thread als auch in einem seperaten Thread. :)

Kannst du mir deine Quellen dafür zeigen, dass a) als Reaktion auf "Hjernevask" das "Institut für Genderforschung" in Norwegen geschlossen wurde - und b) dass das in Ungarn nur für die eine Uni und 20 Studenten gilt? Ich kann mir das schon vorstellen, aber ich würds trotzdem gerne selbst lesen.

Selbst wenn Teile der Genderforschung auf solchen Fehlannahmen basieren, bin ich nicht sicher, ob man da nicht zu pauschal denkt. Nur, weil die Genetik eben nicht vernachlässigt werden darf, heißt das ja nicht, dass obendrein nicht auch soziale Effekte eine Rolle spielen können. Ich vermute mal, dass nicht jede Erkenntnis der Genderforschung im direkten Widerspruch zur Evolutionsbiologie steht.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Watchful_Eye hat geschrieben:(16 Oct 2018, 18:49)

Die Doku kenne ich sehr gut - hab ich auch schon ausführlich angesprochen, sowohl in diesem Thread als auch in einem seperaten Thread. :)

Kannst du mir deine Quellen dafür zeigen, dass a) als Reaktion auf "Hjernevask" das "Institut für Genderforschung" in Norwegen geschlossen wurde - und b) dass das in Ungarn nur für die eine Uni und 20 Studenten gilt? Ich kann mir das schon vorstellen, aber ich würds trotzdem gerne selbst lesen.
Gerne doch - die Info zur Schließung des norwegischen Instituts
"Harald Eia ist Norweger, Komiker und Soziologe. Und er tritt gern als Clown auf, um seinen Gesprächspartnern ehrliche Antworten zu entlocken. Ende 2011 endete einer seiner Aktionen mit der Schließung des millionenschweren Genderinstituts in Norwegen, wo man sich gerne besonderer Gleichheit der Geschlechter rühmt."
Quelle


In Deutschland wird der Zusammenhang zwischen Doku und Schließung des Institutes von "Genderforschern" dementiert und eine planmäßige Schließung behauptet.

"Die Eötvös Lóránd Tudományegyetem (ELTE) trifft das Verbot härter. Es ist die größte Universität des Landes, Orbán hat hier Jura studiert. Erst vor zwei Jahren bekam sie die Akkreditierung für den ersten Studiengang Gender Studies in ungarischer Sprache.
Zehn Studenten und Studentinnen haben vor einem Jahr ihr Studium angefangen, dieses Jahr kommen zehn weitere hinzu. Aber danach wird wohl Schluss sein. Das Kabinett darf die Akkreditierung des Faches entziehen und die Gender Studies an dieser Uni verbieten."
Quelle

Watchful_Eye hat geschrieben:(16 Oct 2018, 18:49)Selbst wenn Teile der Genderforschung auf solchen Fehlannahmen basieren, bin ich nicht sicher, ob man da nicht zu pauschal denkt. Nur, weil die Genetik eben nicht vernachlässigt werden darf, heißt das ja nicht, dass obendrein nicht auch soziale Effekte eine Rolle spielen können. Ich vermute mal, dass nicht jede Erkenntnis der Genderforschung im direkten Widerspruch zur Evolutionsbiologie steht.
Ok - lassen wir die Gender Studies selber zu Wort kommen, was sie erforschen und wie sie forschen:

"Ein dreiviertel Jahrhundert später hat die nicht mehr als selbstverständlich hingenommene Vorherrschaft von Männern in der Öffentlichkeit, der Wissenschaft und Alltag einen feministischen Generalangriff auf androzentrische Weltauslegung und -bemächtigung auf den Plan gerufen. Sie führte über die Frauenbewegung zur akademischen Institutionalisierung der Frauenforschung und später der Gender Studies. [...]
... dass nicht nur Männer Pornographie konsumieren - aber nicht, was das für die gesellschaftliche Ordnung von Geschlecht bedeutet und dass eigentlich unklar ist, was Männer und Frauen denn noch "wirklich sind. [...]
Soziologie und Gender Studies tragen dazu ihren Teil bei indem sie vermeintlich Selbstverständliches seiner Selbstverständlichkeit berauben und als sozial konstuiert ausweisen"
Quelle


Der Begriff der Heteronormativität beschreibt Heterosexualität als ein zentrales Machtverhältnis, das alle wesentlichen gesellschaftlichen und kulturellen Bereiche, ja die Subjekte selbst durchzieht. In der gängigen Rezeption referiert der
Begriff auf die wechselseitige Verwiesenheit von Geschlecht und Sexualität und hebt die Erkenntnis hervor, dass vorherrschende Geschlechterdiskurse in mehrfacher Weise heterosexualisiert sind: Sie basieren zum einen auf der Annahme von zwei klar voneinander abgrenzbaren, sich ausschließenden Geschlechtern.
Dabei bringt das diskursive Regime hegemonialer Heterosexualität normative Annahmen über ‘gesunde’ Körperlichkeit und angemessenes Sozialverhalten sowie normalisierende Identitätszuschreibungen hervor, die allesamt den
vorherrschenden Glauben an die Natürlichkeit, Eindeutigkeit und Unveränderbarkeit von Geschlecht und sexueller Orientierung fundieren. Entsprechend geht die vermeintliche Normalität heterosexueller Geschlechtlichkeiten und Begehrensstrukturen mit der Konstruktion von Homo- und Bisexualitäten sowie von transgender, transsexueller oder intersexueller Körperlichkeiten als Abweichungen einher. [...]
Die Naturalisierung von Heterosexualität zeigt sich bspw. in der Selbstverständlichkeit, mit der heterosexuelle Paarbildung als Ursprung und Grundlage aller sozialen Beziehungen angesehen und in Diskurse über Körper, Familie, Reife, Gesundheit, Generativität, Erziehung und Nation eingeschrieben ist [...]
Im Zuge des wachsenden Einflusses postmoderner und poststrukturalistischer Narrative innerhalb des akademischen Feminismus, der Lesbian and Gay Studies und der Queer Theory hat die strukturalistische Analyse zunehmend an
Einfluss verloren. Es ist unter anderem der starken Betonung von Vieldeutigkeit und Interdependenz innerhalb poststrukturalistischer Theoriebildung geschuldet
, dass heutzutage weit weniger AutorInnen in ihren Analysen auf das Heterosexismuskonzept zurückgreifen. Die starke Bezugnahme auf Michel Foucault und das zunehmende Interesse an
Queer Theory hat zur Ausarbeitung diskursbezogener Heteronormativitätskonzepte geführt. "
Quelle


Hier wird ganz bewusst nicht zwischen "normal" - im Sinne statistischer Häufigkeit und "natürlich" - im Sinne von "durch den Menschen nicht beeinflussbar" unterschieden. Mehr noch - es wird behauptet (unterstellt) Heterosexualität sei nicht nicht natürlich, sondern gesellschaftlich erzwungen bzw sozial konstuiert.

Aber weiter mit den Aussagen die Gender Studies selbst machen:

"Durchblicken oder durchsetzen - auf diese Formel ließe sich der Unterschied von Gender Studies und Gender Mainstreaming
bringen: Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse.
Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren,
auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten.
Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt. [...]
Gender Mainstreaming ist aber nicht nur eine Strategie der Geschlechterpolitik in Politik und Wirtschaft, sondern ebenso auch
in der Institution Wissenschaft. Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen
Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt.
Diese Entnaturalisierung lässt sich am prägnantesten mit dem Begriff des Queering fassen. Queer beschreibt "Ansätze oder
Modelle, die Brüche im angeblichen stabilen Verhältnis zwischen chromosomalem, gelebtem Geschlecht (gender) und sexuellem
Begehren hervorheben. Im Kampf gegen diese Vorstellung von Stabilität - die vorgibt, Heterosexualität sei ihre Ursache, während
sie tatsächlich ihre Wirkung ist - lenkt queer den Blick dahin, wo biologisches Geschlecht (sex), soziales Geschlecht (gender)
und Begehren nicht zusammenpassen"
Quelle


"Dabei hat die Geschlechterforschung längst gezeigt, dass nicht erst die tatsächliche Mutterschaft, sondern bereits die (zugeschriebene) potentielle Gebärfähigkeit von Frauen diskriminierende Effekte zeitigt. [...]
Ihre Wirkmächtigkeit erfährt die Gleichsetzung von Frau und Mutter, wie aus den Beobachtungen ersichtlich ist, aus einem biologistischen Begründungszusammenhang - maßgeblich durch das Phänomen der Fortpflanzung. [...]
Die Ableitung einer komplementären und hierarchischen Geschlechterordnung aus dem Prozess der Fortpflanzung findet sich auch in der naturwissenschaftlichen Beschreibung des Vorgangs der Verschmelzung zweier Gametenzellen ...
Die vorliegende Arbeit lässt sich daran anschließend präzisieren, dass sich das Erkenntnisinteresse auf die soziale Hervorbringung des Verweisungszusammenhangs zwischen dem Phänomen Fortpflanzung und der Gechlechtsdifferenzierung in weiblich/männlich richtet. Es wird gefragt, wie der scheinbar rein biologische Prozess der Fortpflanzung seine soziale und insbesondere geschlechterkonstruierende Wirkmächtigkeit entfaltet.
Quelle


Mach dir bitte selbst ein Bild ob und wie Gender Studies im Widerspruch zu Naturwissenschaft und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Ammianus
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Ammianus »

Hab mir jetzt streckenweise diese Texte angetan. Kein Wunder das man den derart Gläubigen auch mal ein paar leicht veränderte Seiten von "Mein Kampf" unterschieben kann. Den Versuch, auch im Bereich der Archäologie Unsinn zusammenzuschwatzen gab es ja auch mal. In den letzten Jahren hat das dann aber die böse Genforschung dorthin verwiesen, wo es hingehört: In die Tonne. Biologismus halt...
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Oct 2018, 00:16)

Du hast das, wie immer, sehr akribisch herausgearbeitet und es ist in meinen Augen sehr überzeugend. Ich denke allerdings, da gebe ich Selina sogar Recht, dass ihr da auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werdet.

Ich selber hatte auch schon angefangen auf Selinas letzte Frage hin die gesamte Argumentationskette nochmal neu und kompakt aufzubereiten um aufzuzeigen, dass es garkeinen Sinn ergibt Einzelfälle von Studien zu suchen und deren Unwissenschaftlichkeit "nachzuweisen", wenn das Fundament der ganzen Disziplin erklärtermaßen unwissenschaftlich ist und ein Interesse verfolgt (was z.B. klaren Einfluss auf Offenheit und Redlichkeit der Forschung hat). Die Arbeit spare ich mir aber, weil die Antwort klar gewesen wäre, eben "Keine Belege" und "Du bist Anti-Feminist".

Es ist für Selina offenbar auch vollkommen normal davon auszugehen, dass Forschung zu sozialen Themen nicht naturwissenschaftlichen Regeln unterliegen muss, weil, und das ist der Kern des Problems, in meinen Augen bei Ihr und vielen anderen auch, Naturwissenschaften und deren Philosophie garnicht verstanden werden. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen Naturwissenschaften rein mit der Untersuchung eines physikalischen Objektes zu tun haben. Die Systematik, die eigentliche wissenschaftliche Methodik ausmacht, wird von vielen Menschen vollkommen unterschätzt, wenn sie überhaupt bekannt ist (das war der Hintergrund, warum ich die Werte der Wissenschaft verlinkt hatte).

Vor dem Hintergrund gehen offenbar viele Menschen davon aus, Sozialwissenschaften kämen auch ohne naturwissenschaftliche Methoden aus, und man könne sie in die Hände von Geisteswissenschaftlern mit politischer Zielausrichtung legen.
Auch wenn ich etwas gebraucht habe, um den Sprachkauderwelsch grammatikalisch zu verstehen: In dem in diesem Thread verlinkten ZEIT-Artikel zum Auslaufen des GS-Studiengangs an der Budapester ELTE-Uni ist davon die Rede, dass die Geschlechterforschung nach Ansicht der ungarischen Regierung "die Fundamente der christlichen Familie" untergrabe. Das also soll es sein? Forschung habe im Dienst ideologisch-kulturell-religiöser Vorgaben, "politischer Zielausrichtungen" zu stehen?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Oct 2018, 23:11)
Auch wenn ich etwas gebraucht habe, um den Sprachkauderwelsch grammatikalisch zu verstehen: In dem in diesem Thread verlinkten ZEIT-Artikel zum Auslaufen des GS-Studiengangs an der Budapester ELTE-Uni ist davon die Rede, dass die Geschlechterforschung nach Ansicht der ungarischen Regierung "die Fundamente der christlichen Familie" untergrabe. Das also soll es sein? Forschung habe im Dienst ideologisch-kulturell-religiöser Vorgaben, "politischer Zielausrichtungen" zu stehen?
Auf der einen Seite steht die Wissenschaft und deren bekannter Ethos. Auf der anderen Seite stehen Ideologen, welche offenbar die Qualität der Forschung and der Konformität mit der eigenen Meinung festmachen.

Du willst hier den Eindruck erwecken, dass Wissenschaft interessengeleitet ist? Ich finde das schwer nachzuvollziehen. Was muss man anstellen um ernsthaft zu glauben, Naturwissenschaftler hätten sich verschworen holde Genderologen auf ihrer Suche nach der Wahrheit zu sabotieren um das streng gehütete Geheimnis, dass wir uns Geschlechter seit Millionen von Jahren nur ausdenken, für die Kirche vor der Welt zu verbergen?

Auf der anderen Seite stehen Leute, die ausser einem Gedankenkonstrukt und (positiv gedacht) gutem Vorsatz NICHTS zu bieten haben, die NICHTS belegen können und die daher das Prinzip des Belegens, auch Wissenschaft genannt, total blöd finden. DIE sind also NICHT interessengeleitet?

Darf ich daran erinnern, dass Gender Studies eine Grundphilosophie haben die nicht belegt ist? Da würde ich auch Philosophen als Freunde suchen, wenn Wissenschaftler somit nicht mehr in Frage kommen.

Wer das neutral betrachtet, der kommt sehr schnell zu der Erkenntnis WER interessengeleitet ist.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Oct 2018, 23:53)

Auf der einen Seite steht die Wissenschaft und deren bekannter Ethos. Auf der anderen Seite stehen Ideologen, welche offenbar die Qualität der Forschung and der Konformität mit der eigenen Meinung festmachen.

Du willst hier den Eindruck erwecken, dass Wissenschaft interessengeleitet ist? I
Nein. Ich weise schlicht und einfach darauf hin, dass konkret die Wissenschaftspolitik der gegenwärtigen ungarischen Regierung einer rechtskonservativ-nationalistischen Ideologie folgt. Und dass das Auslaufen des GS-Studiengangs an der ELTE Budapest dieser Ideologie geschuldet ist. Das ist eine konkrete politische Aussage, keine allgemein irgendwie wissenschaftskritische.
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Selina
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Da hier bislang keiner meine Fragen beantwortet hat, die ich im Beitrag So 14. Okt 2018, 14:43 stellte, habe ich nun selbst Antworten gefunden, die im untenstehenden Text gut auf den Punkt gebracht werden.

Aber zunächst nochmal meine schon einmal gestellten Fragen:

Welche "Ideologie" soll denn nun genau hinter der Genderforschung eurer Meinung nach stecken? Was besagt sie? Welche Ziele hat sie diese "Ideologie"?

Was macht sie in deinen (DA) und Skeptikers Augen so gefährlich?

Welche "Schlüsse" der Genderforscher führen zu welchen "falschen Entscheidungen" (Formulierungen von Skeptiker)?

Und nun die Frage, die schokoschendrezki stellte und deren Beantwortung mich auch schon längere Zeit interessiert: "Woher rührt dieser Hang zur Aufblasung dieses Nischenphänomens zu einem schwarzen Riesenmonster"? (schoko)

Hier im Text der Böll-Stiftung wird vieles recht deutlich erklärt und beantwortet:

Zitat:

„Mehr Kinder? Aber nur deutsche!“ - Die Familienpolitik der AfD

Die Kritik an gleichstellungspolitischen und feministischen Errungenschaften unserer Gesellschaft wird lauter. Die AfD hat sich zum Sprachrohr antifeministischer Strömungen gemacht. Ihre Familienpolitik soll die traditionelle Kleinfamilie stärken und dem „Erhalt des eigenen Staatsvolkes“ dienen.

von Dr. Klemens Ketelhut

AfD als antifeministisches Sprachrohr

Aktueller Antifeminismus lehnt gleichstellungspolitische Maßnahmen ab und richtet sich gegen damit verbundenen Abbau sozialer Ungleichheit zwischen Geschlechtern und die Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen. Antifeministische Strömungen sind vielfältig und werden politisch vor allem von der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) vertreten. Ihr Fokus liegt auf einer als Familienpolitik bezeichneten völkischen Bevölkerungspolitik. Damit zusammen hängen Themen wie der angebliche „Lebensschutz“ und ein durch Natur begründetes Bild von Geschlecht und Gesellschaft. Die AfD versucht, die Rolle der traditionellen heterosexuellen Kleinfamilie als Garant gesellschaftlicher Ordnung zu stärken.

Traditionelle Familie soll das „deutsche Staatsvolk“ retten

Diese Positionen werden in verschiedenen Wahlprogrammen der AfD als zentraler Bestandteil vertreten. So steht im Bundestagswahlprogramm 2017[1] das entsprechende Kapitel unter der Überschrift „Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung“[2]. Gemeinsamer Ausgangspunkt für die unterschiedlichen antifeministischen und antiemanzipatorischen Strömungen ist die Vorstellung, dass das „deutsche Staatsvolk“[3] dramatisch kleiner werde. Diese Entwicklung wird als problematisch interpretiert, als Lösung wird eine Familienpolitik gefordert, die auf der deutschstämmigen heterosexuellen Kleinfamilie beruht. Familie wird ausschließlich verstanden als eine lebenslange eheliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau und deren (gemeinsamen) Kindern. Diese Setzung und ein naturhaftes Verständnis von Geschlecht führen dann zu entsprechenden weiteren politischen Forderungen wie einer Verschärfung des Scheidungsrechts, einer ablehnenden Haltung gegenüber dem sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmungsrecht von Frauen* sowie jeglicher Maßnahmen, die der Geschlechtergerechtigkeit dienen (z.B. geschlechtergerechte Sprache, Gender-Mainstreaming oder Quotenregelungen für Frauen*).

Biologie bestimmt Geschlechterrollen und Staatsverständnis

Die Interpretation von Geschlecht und Geschlechterrollen als „natürlich“ erfüllt mehrere Zwecke: Zum einen besitzen Erklärungen, die mit dem Konzept „Natur“ arbeiten, die Form sogenannter Letztbegründungen. Damit können sie einer argumentativen Auseinandersetzung leicht entzogen werden, ihre Richtigkeit wird nicht mehr angezweifelt. Zum anderen wird ein Zusammenhang zu gesellschaftlicher Ordnung hergestellt: nur wenn Frauen und Männer in die Lage versetzt würden, ihren jeweils „natürlichen“ Anlagen gemäß zu handeln, kann eine gute und stabile Gesellschaft entstehen. Eine der zentralen „weiblichen“ Eigenschaften ist dabei die Reproduktionsarbeit, also das Gebären und Aufziehen von Kindern in Familien.[4] Frauen* werden also als Mütter und damit Hüterinnen des (deutschen) Volkes gesehen.

Gegen Selbstbestimmung und Vielfalt

Aus diesem Verständnis von Staat, Familie und Geschlecht/Geschlechterordnung werden dann weitere politische Forderungen abgeleitet. So lehnt die AfD die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterverhältnissen („Gender-Studies“) als ideologisch und verfassungsfeindlich ab.[5] Weiterhin interpretiert sie die Forderung nach rechtlicher Gleichstellung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als unrechtmäßiges Anliegen einer „lauten Minderheit“. Dabei werden vor allem Bildungsangebote, die auf Aufklärung und Antidiskriminierung zielen, als „Frühsexualisierung“ und als „ideologisches Experiment“ zurückgewiesen.[6] Entsprechend engagieren sich auch Parteimitglieder und Amtsinhaber*innen bei der „Demo für alle“ und ähnlichen Bewegungen, die gleichstellende Bildungsarbeit skandalisieren und sich für die Diskriminierung beispielsweise homosexueller oder trans* Personen aussprechen.

In der Logik einer auf Bevölkerungswachstum orientierten Familienpolitik stehen auch Forderungen, die unter dem Begriff „Lebensschutz“ zusammengefasst werden können. Damit sind Gegner*innen von Schwangerschaftsabbrüchen gemeint, die entweder aus fundamental-christlichen und/oder national-völkischen Motiven heraus das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung von Frauen vollkommen abschaffen wollen. Hier wird die Frontstellung zwischen emanzipatorischen Forderungen, wie sie beispielsweise die Frauen*bewegungen erhoben haben und den politischen Forderungen der AfD besonders deutlich.

Demokratie lebt von Vielfalt

Der Kampf um Gleichberechtigung von Männern* und Frauen* wird seit über 150 Jahren in Deutschland geführt. Vor allem die Frauen*bewegungen haben daran einen wichtigen Anteil, aber auch soziale Bewegungen, die sich mit dem Thema sexueller und geschlechtlicher Vielfalt befassen. Der Schutz von Minderheiten und die Forderung nach Gleichberechtigung sind genuiner Bestandteil einer lebendigen Demokratie. Antifeministische Strömungen und Artikulationen versuchen, die bisherigen Resultate zurückzudrängen. Damit negieren sie, dass allen Menschen in einer Gesellschaft die gleichen Rechte zustehen und fördern das Wiedererstarken patriarchaler Denk- und Handlungsmuster. Demokratie aber lebt von Vielfalt. Familien sind da, wo Kinder sind, wo Menschen aufeinander achten – diese Perspektive gilt es zu schützen. Es gibt keine Gründe, dass Frauen* oder Menschen, die sich anders definieren, faktisch weniger Rechte haben sollen als Männer*. Diesen Weg weiterzugehen, scheint eine wichtige Herausforderung der heutigen Zeit zu sein.


https://www.gwi-boell.de/de/2018/02/19/ ... ik-der-afd
Zuletzt geändert von Selina am Mi 17. Okt 2018, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Oct 2018, 23:53)
Darf ich daran erinnern, dass Gender Studies eine Grundphilosophie haben die nicht belegt ist? Da würde ich auch Philosophen als Freunde suchen, wenn Wissenschaftler somit nicht mehr in Frage kommen.
Einen solchen philosophischen Freund führte ich bereits an:
Fliege hat geschrieben:(11 Oct 2018, 17:23)
In der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Information Philosophie gab Geert Keil (früher in Aachen, nun in Berlin) einschlägig zu bedenken:
"Bei dieser Gelegenheit sollten wir auch vor der eigenen Tür kehren und uns publizistisch sichtbar von Theoriemoden distanzieren, die das Feuilleton mit der Philosophie assoziiert, wiewohl sie dort kaum Anklang finden.
Es wäre ein schöner Dienst an der Allgemeinheit, einmal gut verständlich die begrifflichen Verwirrungen aufzudecken, die Slogans wie 'Wirklichkeit ist eine Konstruktion', 'Tatsachen sind interpretationsabhängig' und 'Es gibt keine objektive Wahrheit' zugrunde liegen. Die erforderlichen Unterscheidungen und Werkzeuge liegen in der theoretischen Philosophie bereit aber es wäre von Kulturwissenschaftlern und Journalisten, die sich mit Erkenntnistheorie nur oberflächlich und mit Wahrheitstheorie und Metaphysik überhaupt nicht beschäftigt haben, sehr viel verlangt, ohne professionelle Hilfe die jeweiligen Fehler zu erkennen und zu berichtigen.
Viele von ihnen, die im Studium mit postmoderner Theorie traktiert worden sind, wären vermutlich dankbar, Tatsachenverdrehungen und Lügen wieder solche nennen zu dürfen, ohne befürchten zu müssen, als erkenntnistheoretisch naiv oder als vormodern dogmatisch zu gelten" (Information Philosophie, Heft 1, März 2017, S. 19; meine Unterstreichungen).
Skeptiker hat geschrieben:(16 Oct 2018, 23:53)
Wer das neutral betrachtet, der kommt sehr schnell zu der Erkenntnis WER interessengeleitet ist.
Genderologie ist schlicht schlechte Wissenschaft infolge schlechter Philosophie (siehe Noretta Koertge; insbesondere A House built on Sand – Exposing Postmodernist Myths about Science, herausgegeben von Noretta Koertge, 1998). Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Buch bereits 20 Jahre alt ist! (Mir liegt dieses Buch von Koertge vor, es erfüllt alle Erwartungen.)
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 00:13)

Da hier bislang keiner meine Fragen beantwortet hat,
Es gibt Arten von Fragen, die man sich allein unter Anwendung der eigenen Urteilskraft selbst beantworten muss. Das kostet etwas Mühe. Sie müssten mal kritisch ein oder zwei der Texte lesen und darüber nachdenken, was der User Fliege in seinem letzten Beitrag zitiert hat. Das sollte reichen, um zu einem Urteil in der Sache zu kommen. Die AfD hat in dieser Diskussion nichts verloren. Die Sonne scheint - auch noch, wenn die AfD das behauptet.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 00:13)
Da hier bislang keiner meine Fragen beantwortet hat, die ich im Beitrag So 14. Okt 2018, 14:43 stellte, habe ich nun selbst Antworten gefunden, die im untenstehenden Text gut auf den Punkt gebracht werden.
...
Hier im Text der Böll-Stiftung wird vieles recht deutlich erklärt und beantwortet:
...
Selina, jeder geht zu seinem Guru.

Katholiken gehen zum Papst.
Moslems gehen zu ihrem Imam.
Naturwissenschaftler fragen ihren Verstand und prüfen die Fakten.
Postmoderne (-faktische ?) Feministen gehen halt zur Böll-Stiftung.

So findet halt jeder von uns was er sucht, aber wir suchen eben nicht das selbe.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

MäckIntaier hat geschrieben:(17 Oct 2018, 08:25)

Es gibt Arten von Fragen, die man sich allein unter Anwendung der eigenen Urteilskraft selbst beantworten muss. Das kostet etwas Mühe. Sie müssten mal kritisch ein oder zwei der Texte lesen und darüber nachdenken, was der User Fliege in seinem letzten Beitrag zitiert hat. Das sollte reichen, um zu einem Urteil in der Sache zu kommen. Die AfD hat in dieser Diskussion nichts verloren. Die Sonne scheint - auch noch, wenn die AfD das behauptet.
Da muss ich dich enttäuschen. Antifeminismus und Gender-Kritik gehen nun mal in allererster Linie von der Neuen Rechten (nicht nur in Deutschland) aus. Und der Kern der Neuen Rechten ist hierzulande nun mal die AfD. Du findest entsprechende Anti-Gender-Abschnitte auch in deren Programm. Das hängt mit dem erzkonservativen frauen- und schwulenfeindlichen Familienbild der Neuen Rechten zusammen. Und um dieses mittelalterliche Bild ideologisch zu unterfüttern, braucht man halt genau diese biologistischen Thesen (dafür ziehen die Neurechten gerne Leute wie den Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera heran). Was wiederum sehr gut beschrieben wird im von mir zitierten Böll-Stiftungs-Text. Aber wie gesagt: Da kommen wir nicht unter einen Hut. Was ich völlig ok finde.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 00:13)

Da hier bislang keiner meine Fragen beantwortet hat, die ich im Beitrag So 14. Okt 2018, 14:43 stellte, habe ich nun selbst Antworten gefunden, die im untenstehenden Text gut auf den Punkt gebracht werden.

Aber zunächst nochmal meine schon einmal gestellten Fragen:

Welche "Ideologie" soll denn nun genau hinter der Genderforschung eurer Meinung nach stecken? Was besagt sie? Welche Ziele hat sie diese "Ideologie"?

Was macht sie in deinen (DA) und Skeptikers Augen so gefährlich?

Welche "Schlüsse" der Genderforscher führen zu welchen "falschen Entscheidungen" (Formulierungen von Skeptiker)?

Und nun die Frage, die schokoschendrezki stellte und deren Beantwortung mich auch schon längere Zeit interessiert: "Woher rührt dieser Hang zur Aufblasung dieses Nischenphänomens zu einem schwarzen Riesenmonster"? (schoko)

Hier im Text der Böll-Stiftung wird vieles recht deutlich erklärt und beantwortet:

Zitat:

„Mehr Kinder? Aber nur deutsche!“ - Die Familienpolitik der AfD

Die Kritik an gleichstellungspolitischen und feministischen Errungenschaften unserer Gesellschaft wird lauter. Die AfD hat sich zum Sprachrohr antifeministischer Strömungen gemacht. Ihre Familienpolitik soll die traditionelle Kleinfamilie stärken und dem „Erhalt des eigenen Staatsvolkes“ dienen.

von Dr. Klemens Ketelhut

AfD als antifeministisches Sprachrohr

Aktueller Antifeminismus lehnt gleichstellungspolitische Maßnahmen ab und richtet sich gegen damit verbundenen Abbau sozialer Ungleichheit zwischen Geschlechtern und die Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen. Antifeministische Strömungen sind vielfältig und werden politisch vor allem von der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) vertreten. Ihr Fokus liegt auf einer als Familienpolitik bezeichneten völkischen Bevölkerungspolitik. Damit zusammen hängen Themen wie der angebliche „Lebensschutz“ und ein durch Natur begründetes Bild von Geschlecht und Gesellschaft. Die AfD versucht, die Rolle der traditionellen heterosexuellen Kleinfamilie als Garant gesellschaftlicher Ordnung zu stärken.

Traditionelle Familie soll das „deutsche Staatsvolk“ retten

Diese Positionen werden in verschiedenen Wahlprogrammen der AfD als zentraler Bestandteil vertreten. So steht im Bundestagswahlprogramm 2017[1] das entsprechende Kapitel unter der Überschrift „Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung“[2]. Gemeinsamer Ausgangspunkt für die unterschiedlichen antifeministischen und antiemanzipatorischen Strömungen ist die Vorstellung, dass das „deutsche Staatsvolk“[3] dramatisch kleiner werde. Diese Entwicklung wird als problematisch interpretiert, als Lösung wird eine Familienpolitik gefordert, die auf der deutschstämmigen heterosexuellen Kleinfamilie beruht. Familie wird ausschließlich verstanden als eine lebenslange eheliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau und deren (gemeinsamen) Kindern. Diese Setzung und ein naturhaftes Verständnis von Geschlecht führen dann zu entsprechenden weiteren politischen Forderungen wie einer Verschärfung des Scheidungsrechts, einer ablehnenden Haltung gegenüber dem sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmungsrecht von Frauen* sowie jeglicher Maßnahmen, die der Geschlechtergerechtigkeit dienen (z.B. geschlechtergerechte Sprache, Gender-Mainstreaming oder Quotenregelungen für Frauen*).

Biologie bestimmt Geschlechterrollen und Staatsverständnis

Die Interpretation von Geschlecht und Geschlechterrollen als „natürlich“ erfüllt mehrere Zwecke: Zum einen besitzen Erklärungen, die mit dem Konzept „Natur“ arbeiten, die Form sogenannter Letztbegründungen. Damit können sie einer argumentativen Auseinandersetzung leicht entzogen werden, ihre Richtigkeit wird nicht mehr angezweifelt. Zum anderen wird ein Zusammenhang zu gesellschaftlicher Ordnung hergestellt: nur wenn Frauen und Männer in die Lage versetzt würden, ihren jeweils „natürlichen“ Anlagen gemäß zu handeln, kann eine gute und stabile Gesellschaft entstehen. Eine der zentralen „weiblichen“ Eigenschaften ist dabei die Reproduktionsarbeit, also das Gebären und Aufziehen von Kindern in Familien.[4] Frauen* werden also als Mütter und damit Hüterinnen des (deutschen) Volkes gesehen.

Gegen Selbstbestimmung und Vielfalt

Aus diesem Verständnis von Staat, Familie und Geschlecht/Geschlechterordnung werden dann weitere politische Forderungen abgeleitet. So lehnt die AfD die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterverhältnissen („Gender-Studies“) als ideologisch und verfassungsfeindlich ab.[5] Weiterhin interpretiert sie die Forderung nach rechtlicher Gleichstellung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als unrechtmäßiges Anliegen einer „lauten Minderheit“. Dabei werden vor allem Bildungsangebote, die auf Aufklärung und Antidiskriminierung zielen, als „Frühsexualisierung“ und als „ideologisches Experiment“ zurückgewiesen.[6] Entsprechend engagieren sich auch Parteimitglieder und Amtsinhaber*innen bei der „Demo für alle“ und ähnlichen Bewegungen, die gleichstellende Bildungsarbeit skandalisieren und sich für die Diskriminierung beispielsweise homosexueller oder trans* Personen aussprechen.

In der Logik einer auf Bevölkerungswachstum orientierten Familienpolitik stehen auch Forderungen, die unter dem Begriff „Lebensschutz“ zusammengefasst werden können. Damit sind Gegner*innen von Schwangerschaftsabbrüchen gemeint, die entweder aus fundamental-christlichen und/oder national-völkischen Motiven heraus das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung von Frauen vollkommen abschaffen wollen. Hier wird die Frontstellung zwischen emanzipatorischen Forderungen, wie sie beispielsweise die Frauen*bewegungen erhoben haben und den politischen Forderungen der AfD besonders deutlich.

Demokratie lebt von Vielfalt

Der Kampf um Gleichberechtigung von Männern* und Frauen* wird seit über 150 Jahren in Deutschland geführt. Vor allem die Frauen*bewegungen haben daran einen wichtigen Anteil, aber auch soziale Bewegungen, die sich mit dem Thema sexueller und geschlechtlicher Vielfalt befassen. Der Schutz von Minderheiten und die Forderung nach Gleichberechtigung sind genuiner Bestandteil einer lebendigen Demokratie. Antifeministische Strömungen und Artikulationen versuchen, die bisherigen Resultate zurückzudrängen. Damit negieren sie, dass allen Menschen in einer Gesellschaft die gleichen Rechte zustehen und fördern das Wiedererstarken patriarchaler Denk- und Handlungsmuster. Demokratie aber lebt von Vielfalt. Familien sind da, wo Kinder sind, wo Menschen aufeinander achten – diese Perspektive gilt es zu schützen. Es gibt keine Gründe, dass Frauen* oder Menschen, die sich anders definieren, faktisch weniger Rechte haben sollen als Männer*. Diesen Weg weiterzugehen, scheint eine wichtige Herausforderung der heutigen Zeit zu sein.


https://www.gwi-boell.de/de/2018/02/19/ ... ik-der-afd
Selina - die Antworten auf deine Fragen wurden Dir 1. bereits mehrfach sehr ausführlich gegeben. Du hast diese allerdings bisher ignoriert und ignorierst sie weiterhin!
2. Findest du die Antworten eben NICHT in irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen Linken und Grünen nahestehenden Stiftungen - sondern in den Aussagen der Gender"forscher" selbst.

Es geht um Durchsetzung politischer Ziele und es geht um die Erlangung von Macht, es geht um Ausübung von Macht - um nichts anderes. Mit räächts und AfD hat das - entgegen deinen Wahnvorstellungen - gar nichts zu tun.

Worin die Gefahr der Genderideologie besteht, findest du in genau dieser Aussage:
"Durchblicken oder durchsetzen - auf diese Formel ließe sich der Unterschied von Gender Studies und Gender Mainstreaming
bringen: Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse.
Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren,
auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten.
Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt. [...]
Gender Mainstreaming ist aber nicht nur eine Strategie der Geschlechterpolitik in Politik und Wirtschaft, sondern ebenso auch
in der Institution Wissenschaft. Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen
Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt."


Einfach mal bis zu meiner Antwort an User Watchful_Eye scrollen und den verlinkten Text bzw alle verlinkten Texte lesen!
Diese Texte stammen ausnahmslos von Genderforschern - findet man wenn man nach wissenschaftliche Publikationen zu Gender Studies googled. Diese Mühe sollte man sich schon machen, wenn man bezüglich Gender"forschung"/Gender Studies mitreden will!
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 09:53)

Da muss ich dich enttäuschen. Antifeminismus und Gender-Kritik gehen nun mal in allererster Linie von der Neuen Rechten (nicht nur in Deutschland) aus. Und der Kern der Neuen Rechten ist hierzulande nun mal die AfD. Du findest entsprechende Anti-Gender-Abschnitte auch in deren Programm. Das hängt mit dem erzkonservativen frauen- und schwulenfeindlichen Familienbild der Neuen Rechten zusammen. Und um dieses mittelalterliche Bild ideologisch zu unterfüttern, braucht man halt genau diese biologistischen Thesen (dafür ziehen die Neurechten gerne Leute wie den Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera heran). Was wiederum sehr gut beschrieben wird im von mir zitierten Böll-Stiftungs-Text. Aber wie gesagt: Da kommen wir nicht unter einen Hut. Was ich völlig ok finde.
Nein Selina - User MäckIntaier trifft den Nagel auf den Punkt! Die AfD hat in der Diskussion um Kritik an Gender Studies und deren Wissenschaftlichkeit nichts verloren - gar nichts!
Genau DAS was du hier zur Verteidigung der Gender"forschung"/Gender Studies vorbringst IST Ideologie und es zeigt wie sehr du dieser Ideologie auf den Leim gekrochen bist, es zeigt, wie sehr dein Blick für die Realität bereits getrübt ist.
Die Kritik an Gender Studies richtet sich in erster Linie an die Arbeitsweise, Methodik und darauf, dass diese "Forschungen" NICHT - wie in Wissenschaften normal und üblich - ergebnisoffen sind, sondern ergebnisorientiert.
Wenn Ideologie die Grundlage von Forschung ist, kann man noch so sehr vorgeben wissenschaftlich zu analysieren, das Ergebnis bleibt Ideologie.
Und dass es sich um eine Ideologie handelt, wird an dieser Aussage deutlich:

"Im Zuge des wachsenden Einflusses postmoderner und poststrukturalistischer Narrative innerhalb des akademischen Feminismus, der Lesbian and Gay Studies und der Queer Theory hat die strukturalistische Analyse zunehmend an
Einfluss verloren. Es ist unter anderem der starken Betonung von Vieldeutigkeit und Interdependenz innerhalb poststrukturalistischer Theoriebildung geschuldet, dass heutzutage weit weniger AutorInnen in ihren Analysen auf das Heterosexismuskonzept zurückgreifen. Die starke Bezugnahme auf Michel Foucault ..."


Postmoderne mit ihren sozialkonstruktivistischen und poststrukturalistischen Methoden IST Ideologie - wie eigentlich bereits mit der Sokal-Affäre deutlich geworden sein müsste.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 09:53)

Da muss ich dich enttäuschen. Antifeminismus und Gender-Kritik gehen nun mal in allererster Linie von der Neuen Rechten (nicht nur in Deutschland) aus. Und der Kern der Neuen Rechten ist hierzulande nun mal die AfD. Du findest entsprechende Anti-Gender-Abschnitte auch in deren Programm. Das hängt mit dem erzkonservativen frauen- und schwulenfeindlichen Familienbild der Neuen Rechten zusammen. Und um dieses mittelalterliche Bild ideologisch zu unterfüttern, braucht man halt genau diese biologistischen Thesen (dafür ziehen die Neurechten gerne Leute wie den Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera heran). Was wiederum sehr gut beschrieben wird im von mir zitierten Böll-Stiftungs-Text. Aber wie gesagt: Da kommen wir nicht unter einen Hut. Was ich völlig ok finde.
Diese Behauptung ist schlicht und ergreifend FALSCH!
Kritik an Gender Studies gibt es länger als die AfD und diese Kritik geht NICHT in allererster Linie von "der Neuen Rechten aus, sondern von Wissenschaftlern - Psychologen, Biologen, Evolutionsbiologen, Evolutionspsychologen etc und zwar WEIL biologische Fakten/Erkenntnisse ignoriert und geleugnet werden, WEIL Geschlecht, geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede als sozial konstruert behauptet werden. Behauptungen die regelmäßig an der Überprüfung in der Realität scheitern - wie u.a. die genannte Doku "Gehirngewaschen - das Gleichstellungsparadox" des norwegischen Soziologen Harald Eia aus dem Jahr 2010(!) deutlich zeigt und infolge dessen das norwegische Genderinstitut geschlossen wurde. Das war im Jahr 2011(!).
Zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine AfD (in Deutschland) noch sprach zu diesem Zeitpunkt irgendjemand von "Neuen Rechten", die sich gegen Gender Studies verschworen hätten.

"Die im folgenden vorgestellte TV-Dokumentation stellt geisteswissenschaftliche Vertreter der Genderforschung vor und konfrontiert sie mit den Studien und Argumenten von Biologen. Während die Genderforschung die These vertritt, dass Denken und Verhalten der Geschlechter durch Kulturen festgelegt wurden, sagen Biologen, sie hätten nachgewiesen, dass Kinder schon unmittelbar nach der Geburt geschlechtsspezifische Reaktionen und Interessen hätten, die kulturell noch nicht beeinflusst sein könnten. Der norwegische TV-Bericht trägt den Titel "Gehirnwäsche - das Gleichstellungsparadox".
Der TV-Bericht hatte in Norwegen großen Aufruhr verursacht. In der anschließenden Debatte wurden dem staatlichen Gender-Institut die Mittel gestrichen."
Quelle


"Eia konfrontierte die beiden Genderforscher Cathrine Egeland und Jørgen Lorentzen mit seiner These. Egeland meinte verdutzt, die Naturwissenschaft habe in dieser Frage wenig Bedeutung. Auch ihr Kollege Lorentzen zeigte sich fest überzeugt, dass allein die Gesellschaft das soziale Geschlecht forme. Wer etwas Gegenteiliges behaupte, stütze sich auf veraltete Forschungsergebnisse." [...]
"Eia konfrontierte die beiden Genderforscher mit seinen Ergebnissen. Egeland sagte: "Sie sehen nur das, was sie sehen wollen." Auf die Frage, was denn ihre eigene wissenschaftliche Grundlage sei, meinte sie nur: "Ich habe eine theoretische Grundlage".

Eia fasste die Eindrücke seiner Recherche-Reise in einem FAZ-Interview zusammen: "Mädchen finden technische Berufe nicht unweiblich. Sie haben auch keine Angst davor, als Mann zu gelten. Sie finden es einfach langweilig."
Quelle


Die Gender"forscherin" hat eine Theorie - Fakten/Erkenntnisse interessieren sie nicht - frei nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel
"Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen."

Besser kann sich eine Ideologie nicht selbst entlarven!
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Selina
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(17 Oct 2018, 11:06)

Selina - die Antworten auf deine Fragen wurden Dir 1. bereits mehrfach sehr ausführlich gegeben. Du hast diese allerdings bisher ignoriert und ignorierst sie weiterhin!
2. Findest du die Antworten eben NICHT in irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen Linken und Grünen nahestehenden Stiftungen - sondern in den Aussagen der Gender"forscher" selbst.

Es geht um Durchsetzung politischer Ziele und es geht um die Erlangung von Macht, es geht um Ausübung von Macht - um nichts anderes. Mit räächts und AfD hat das - entgegen deinen Wahnvorstellungen - gar nichts zu tun.

Worin die Gefahr der Genderideologie besteht, findest du in genau dieser Aussage:
"Durchblicken oder durchsetzen - auf diese Formel ließe sich der Unterschied von Gender Studies und Gender Mainstreaming
bringen: Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse.
Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren,
auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten.
Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt. [...]
Gender Mainstreaming ist aber nicht nur eine Strategie der Geschlechterpolitik in Politik und Wirtschaft, sondern ebenso auch
in der Institution Wissenschaft. Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen
Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt."


Einfach mal bis zu meiner Antwort an User Watchful_Eye scrollen und den verlinkten Text bzw alle verlinkten Texte lesen!
Diese Texte stammen ausnahmslos von Genderforschern - findet man wenn man nach wissenschaftliche Publikationen zu Gender Studies googled. Diese Mühe sollte man sich schon machen, wenn man bezüglich Gender"forschung"/Gender Studies mitreden will!
Also, erstens: Dem mehrfach von dir zitierten, angeblich selbstentlarvenden Text von Genderforschern stimme ich zu. Gesagt wird laut deinem Zitat: "Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse. Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren, auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten. Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt." Da geht es um die Erklärung der Notwendigkeit von Gender Studies auf der einen und Gender Mainstreaming auf der anderen Seite. Ist doch völlig in Ordnung so. "Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren" und dafür "politisch durchzusetzen" ist ein gutes, richtiges und nötiges Anliegen von Gender Mainstreaming. Gender Studies forschen dazu und analysieren, welche sozialen Bedingungen es sind, die Geschlechtergerechtigkeit in einigen Bereichen immer noch verhindern oder anders formuliert, welche Bedingungen diese Gerechtigkeit überhaupt erst möglich machen. Dass du das als "Ideologie" zusammenfasst, bleibt dir unbenommen. Ich kenne schlechtere Ideologien als die, die hilft, Gerechtigkeit der Geschlechter herzustellen.

Das Argument, Gender Studies seien unwissenschaftlich, hatte ich oben schon widerlegt. Hier noch einmal der entsprechende Abschnitt eines Beitrages von Katja Sabisch, Soziologin und Professorin für Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum:

Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert? Gibt es etwa ein Leck in der Qualitätskontrolle? Drückt die DFG bei der Gender-Forschung ein Auge zu? Sind die Berufungsstandards bei Professuren mit Gender-Denomination andere? Kurz: Ist das deutsche Wissenschaftssystem dem Untergang geweiht, da Gender Studies berücksichtigt werden? In Deutschland gibt es nur einige wenige Lehrstühle, die über eine dezidierte Gender-Studies-Denomination verfügen. In der Regel finden Lehre und Forschung über Geschlecht innerhalb einer Kerndisziplin statt, die sich in der Denomination durch den Zusatz „unter Berücksichtigung von Geschlecht/Gender“ auszeichnet – zum Beispiel „Geschichte der frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte“ oder „Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht“. Hier zeigt sich, dass Geschlechterforschung ein interdisziplinäres Fach ist, welches Theorien und Methoden unterschiedlichster Disziplinen wie Soziologie, Geschichtswissenschaft, Biologie, Politologie, Ökonomie, Medizin, Rechtswissenschaft oder Psychologie vereint. Das bedeutet aber auch, dass jede Berufung und jeder Forschungsantrag den Gepflogenheiten der jeweiligen Disziplin entsprechen müssen. Wenn also gegen „die Gender Studies“, die „zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren“, gewettert wird, betrifft diese Kritik den Kern eines jeden einzelnen Fachs. Geschlechterforschung ist immer mit den methodischen Verfahrensweisen einer Disziplin verstrickt – sei es die empirische Sozialforschung, die historische Quellenanalyse oder die rechtswissenschaftliche Auslegung eines Paragrafen.

Daher sind die Angriffe auf ein Fach, das wie jedes andere ständig evaluiert, akkreditiert, peer-reviewed und qualitätsgesichert wird, haltlos. Willentlich – und keinesfalls aufgrund von Unkenntnis und Informationsdefiziten – wird hier Stimmung gemacht, und dies auf Kosten des gesamten Wissenschaftssystems. Denn wer Gender Studies infrage stellt, kann sich gleich auch Germanistik, Biologie oder Ökonomie vornehmen. Zur Debatte steht nämlich nicht die Unwissenschaftlichkeit einer einzigen Disziplin, sondern die des gesamten Wissenschaftssystems. Geschlechterforschung ist ebenso esoterisch, langweilig, ideologisch, kontrovers und aufregend wie alle anderen Wissenschaften auch. Denn es gelten wie überall die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis: Lege artis arbeiten, Resultate dokumentieren, Ergebnisse konsequent selbst anzweifeln.


http://www.taz.de/Archiv-Suche/!5298774 ... 2BSabisch/

Zweitens: Selbstverständlich hat all das und dieser beharrliche biologistische Kampf gegen Geschlechtergerechtigkeit etwas mit der Neuen Rechten zu tun. Sie (die Neue Rechte, also auch die AfD) ist es, die dieses zwar wichtige, aber im Wissenschaftsbetrieb eher marginal vorhandene Thema skandalisiert und bis zur Unkenntlichkeit aufbläht. Sie braucht dieses Vorgehen zur ideologischen Unterfütterung ihrer pa­t­ri­ar­cha­lischen Familienpolitik.

Drittens zu deiner Bemerkung zu "irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen": Die Veröffentlichungen, die ich zu Rate ziehe, sind weitaus weniger "verschwurbelt" als das, was mir hier seit gefühlt ewigen Zeiten versucht wird, äußerst umständlich zu "erklären". Klare Sprache in diesen Anti-Gender-Forums-Postulaten? Fehlanzeige. Aber das ist nun wirklich zum Lachen: Dass Leute, die selbst große Verfechter neurechter Theorien und Ansichten (Biologismus, Kulturalismus, Ethnopluralismus) sind, all das oben Gesagte völlig anders sehen, ist ja nun logisch.
Zuletzt geändert von Selina am Mi 17. Okt 2018, 13:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(17 Oct 2018, 12:19)

Diese Behauptung ist schlicht und ergreifend FALSCH!
Kritik an Gender Studies gibt es länger als die AfD und diese Kritik geht NICHT in allererster Linie von "der Neuen Rechten aus, sondern von Wissenschaftlern - Psychologen, Biologen, Evolutionsbiologen, Evolutionspsychologen etc und zwar WEIL biologische Fakten/Erkenntnisse ignoriert und geleugnet werden, WEIL Geschlecht, geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede als sozial konstruert behauptet werden. Behauptungen die regelmäßig an der Überprüfung in der Realität scheitern - wie u.a. die genannte Doku "Gehirngewaschen - das Gleichstellungsparadox" des norwegischen Soziologen Harald Eia aus dem Jahr 2010(!) deutlich zeigt und infolge dessen das norwegische Genderinstitut geschlossen wurde. Das war im Jahr 2011(!).
Zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine AfD (in Deutschland) noch sprach zu diesem Zeitpunkt irgendjemand von "Neuen Rechten", die sich gegen Gender Studies verschworen hätten.

"Die im folgenden vorgestellte TV-Dokumentation stellt geisteswissenschaftliche Vertreter der Genderforschung vor und konfrontiert sie mit den Studien und Argumenten von Biologen. Während die Genderforschung die These vertritt, dass Denken und Verhalten der Geschlechter durch Kulturen festgelegt wurden, sagen Biologen, sie hätten nachgewiesen, dass Kinder schon unmittelbar nach der Geburt geschlechtsspezifische Reaktionen und Interessen hätten, die kulturell noch nicht beeinflusst sein könnten. Der norwegische TV-Bericht trägt den Titel "Gehirnwäsche - das Gleichstellungsparadox".
Der TV-Bericht hatte in Norwegen großen Aufruhr verursacht. In der anschließenden Debatte wurden dem staatlichen Gender-Institut die Mittel gestrichen."
Quelle


"Eia konfrontierte die beiden Genderforscher Cathrine Egeland und Jørgen Lorentzen mit seiner These. Egeland meinte verdutzt, die Naturwissenschaft habe in dieser Frage wenig Bedeutung. Auch ihr Kollege Lorentzen zeigte sich fest überzeugt, dass allein die Gesellschaft das soziale Geschlecht forme. Wer etwas Gegenteiliges behaupte, stütze sich auf veraltete Forschungsergebnisse." [...]
"Eia konfrontierte die beiden Genderforscher mit seinen Ergebnissen. Egeland sagte: "Sie sehen nur das, was sie sehen wollen." Auf die Frage, was denn ihre eigene wissenschaftliche Grundlage sei, meinte sie nur: "Ich habe eine theoretische Grundlage".

Eia fasste die Eindrücke seiner Recherche-Reise in einem FAZ-Interview zusammen: "Mädchen finden technische Berufe nicht unweiblich. Sie haben auch keine Angst davor, als Mann zu gelten. Sie finden es einfach langweilig."
Quelle


Die Gender"forscherin" hat eine Theorie - Fakten/Erkenntnisse interessieren sie nicht - frei nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel
"Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen."

Besser kann sich eine Ideologie nicht selbst entlarven!
Einspruch, Euer Ehren: Auch wenn es die AfD damals noch nicht gab, so gibt es die Neue Rechte schon sehr lange. Und selbstverständlich gibt es auch unter Wissenschaftlern Leute, die ihren Theorien nahestehen. Und nochmal: Ich bestreite biologische Fakten überhaupt nicht, es gibt aber eben auch soziale. Das ist eine Einheit, wo keine Seite überbetont oder gar verabsolutiert werden sollte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Rechte
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 12:57)

Also, erstens: Dem mehrfach von dir zitierten, angeblich selbstentlarvenden Text von Genderforschern stimme ich zu. Gesagt wird laut deinem Zitat: "Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse. Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren, auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten. Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt." Da geht es um die Erklärung der Notwendigkeit von Gender Studies auf der einen und Gender Mainstreaming auf der anderen Seite. Ist doch völlig in Ordnung so. "Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren" und dafür "politisch durchzusetzen" ist ein gutes, richtiges und nötiges Anliegen von Gender Mainstreaming. Gender Studies forschen dazu und analysieren, welche sozialen Bedingungen es sind, die Geschlechtergerechtigkeit in einigen Bereichen immer noch verhindern. Dass du das als "Ideologie" zusammenfasst, bleibt dir unbenommen. Ich kenne schlechtere Ideologien als die, die hilft, Gerechtigkeit der Geschlechter herzustellen.
Du kapierst es nicht: Gender Studies haben ihren Ursprung im Feminismus - in den Woman Studies - und Feminismus IST eine Ideologie!
"Geschlechtergerechtigkeit" IST ein ideologischer Begriff, ein ideologischer Kampfbegriff - welcher nirgendwo definiert oder auch nur erklärt wird, es wird nichteinmal erklärt, was darunter zu verstehen ist.
Ideologie kann nicht wissenschaftlich begründet werden, es bleibt immer Ideologie.
Das Problem der Gender Studies und warum sie KEINE Wissenschaft sind, liegt in den angewendeten Methoden, darin dass NICHT ergebnisoffen - wie das für Wissenschaftlichkeit zwingend notwendig ist - gearbeitet wird.
Ergebnisse dieser "Forschung" sind bereits vorgegeben - nämlich mit der Behauptung "sozialer Konstruiertheit".
Sozialkonstruktivismus (radikaler Konstruktivismus) und Poststrukturalismus sind die einzigen Methoden, mit denen Gender"forscher" arbeiten - heißt sie basteln sich a) die Probleme selbst, an denen sie sich abarbeiten und b) werden Einzelfälle generalisiert - nennt sich Autoethnographie.

Ich habe nicht ohne Grund mehrere Texte aus "der Feder" von Gender"forschern" zitiert und verlinkt - es ist nur eine kleine Auswahl - Google spuckt da zig Seiten aus!
Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 12:57)
Das Argument, Gender Studies seien unwissenschaftlich, hatte ich oben schon widerlegt. Hier noch einmal der entsprechende Abschnitt eines Beitrages von Katja Sabisch, Soziologin und Professorin für Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum:

Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert?

Nein meine Gute, du hast gar nichts widerlegt, wie ich in einer anderen Antwort bereits dargelegt hatte!
Nur weil sich etwas - auf politisches Betreiben hin - an Universitäten etabliert und als Wissenschaft ausgibt, handelt es sich noch lange nicht um Wissenschaft.
Auch Marxismus-Leninismus war an Universitäten etabliert - im gesamten Ostblock - und dabei handelte es sich auch NICHT um Wissenschaft, sondern um Ideologie! Und es blieb Ideologie auch wenn der Begriff "wissenschaftlich" voran gesetzt wurde.
Das Gleiche gilt für Gender Studies!

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 12:57)
Zweitens: Selbstverständlich hat all das und dieser beharrliche biologistische Kampf gegen Geschlechtergerechtigkeit etwas mit der Neuen Rechten zu tun. Sie (die Neue Rechte, also auch die AfD) ist es, die dieses zwar wichtige, aber im Wissenschaftsbetrieb eher marginal vorhandene Thema skandalisiert und bis zur Unkenntlichkeit aufbläht. Sie braucht dieses Vorgehen zur ideologischen Unterfütterung ihrer pa­t­ri­ar­cha­lischen Familienpolitik. Und sorry, das ist aber nun wirklich zum Lachen: Dass Leute, die selbst große Verfechter neurechter Theorien (Biologismus, Kulturalismus, Ethnopluralismus) sind, das alles jederzeit leugnen, ist ja nun logisch.

Sorry Selina - Im Zusammenhang mit der Kritik an Gender Studies/Genderforschung geht es immer noch nicht um rääächts oder die AfD, sondern darum, dass es sich dabei NICHT um Wissenschaft sondern um Ideologie handelt, dass es eben NICHT um die Beseitigung evetueller gesellschaftlicher Diskrepanzen geht, sondern um Macht!


Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 12:57)
Drittens zu deiner Bemerkung zu "irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen": Die Veröffentlichungen, die ich zu Rate ziehe, sind weitaus weniger "verschwurbelt" als das, was mir hier seit gefühlt ewigen Zeiten versucht wird, äußerst umständlich zu "erklären". Klare Sprache in diesen Anti-Gender-Forums-Postulaten? Fehlanzeige. Aber das ist nun wirklich zum Lachen: Dass Leute, die selbst große Verfechter neurechter Theorien und Ansichten (Biologismus, Kulturalismus, Ethnopluralismus) sind, all das oben Gesagte völlig anders sehen, ist ja nun logisch.

Und wieder nur das substanzlose ideologische Geschwurbel!
Du kriegst ja nichtmal mit, wie sehr du dir die ideologischen Kampfbegriffe zu eigen gemacht hast - die sich so gar nicht gegen rääächts richten, sondern gegen den eigentlichen Feind der Gender Studies - die Wissenschaften!

Sorry - aber dir ist wirklich nicht mehr zu helfen!
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 13:07)

Einspruch, Euer Ehren: Auch wenn es die AfD damals noch nicht gab, so gibt es die Neue Rechte schon sehr lange. Und selbstverständlich gibt es auch unter Wissenschaftlern Leute, die ihren Theorien nahestehen. Und nochmal: Ich bestreite biologische Fakten überhaupt nicht, es gibt aber eben auch soziale. Das ist eine Einheit, wo keine Seite überbetont oder gar verabsolutiert werden sollte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Rechte
Selina - zu wiederholten Male:
Deine Wahnvorstellungen haben bei diesem Thema nichts verloren, die Kritik an Gender Studies hat nichts aber auch gar nichts mit rääächts zu tun.
Die Sokal-Affäre, die Aktion "Konzeptioneller Penis schuld am Klimawandel" und die gegenwärtige Aktion - alle übrigens von Wissenschaftlern initiiert - SIND Kritik an den Methoden der Gender"forscher" und sie zeigen auf (bzw sollen aufzeigen), dass von dieser Seite Unsinn verzapft wird, dass es nur um die Durchsetzung der ideologischen und politischen Ziele einer marginalen Minderheit geht, dass nichts daran etwas mit Wissenschaft zu tun hat.
Mit rääächts, Neurechten oder AfD hat das rein gar nichts zu tun! Immer noch nicht!

Übrigens: hättest du das, was die hier im Forum zum Thema ablieferst, in einem Aufsatz zum gleichen Thema geschrieben, würde darunter stehen "Thema verfehlt - 6!" oder er wäre dir als themenfremd/nicht das Thema betreffend zurück gegeben worden. :p
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(17 Oct 2018, 13:48)

Du kapierst es nicht: Gender Studies haben ihren Ursprung im Feminismus - in den Woman Studies - und Feminismus IST eine Ideologie!
"Geschlechtergerechtigkeit" IST ein ideologischer Begriff, ein ideologischer Kampfbegriff - welcher nirgendwo definiert oder auch nur erklärt wird, es wird nichteinmal erklärt, was darunter zu verstehen ist.
Ideologie kann nicht wissenschaftlich begründet werden, es bleibt immer Ideologie.
Das Problem der Gender Studies und warum sie KEINE Wissenschaft sind, liegt in den angewendeten Methoden, darin dass NICHT ergebnisoffen - wie das für Wissenschaftlichkeit zwingend notwendig ist - gearbeitet wird.
Ergebnisse dieser "Forschung" sind bereits vorgegeben - nämlich mit der Behauptung "sozialer Konstruiertheit".
Sozialkonstruktivismus (radikaler Konstruktivismus) und Poststrukturalismus sind die einzigen Methoden, mit denen Gender"forscher" arbeiten - heißt sie basteln sich a) die Probleme selbst, an denen sie sich abarbeiten und b) werden Einzelfälle generalisiert - nennt sich Autoethnographie.

Ich habe nicht ohne Grund mehrere Texte aus "der Feder" von Gender"forschern" zitiert und verlinkt - es ist nur eine kleine Auswahl - Google spuckt da zig Seiten aus!


Nein meine Gute, du hast gar nichts widerlegt, wie ich in einer anderen Antwort bereits dargelegt hatte!
Nur weil sich etwas - auf politisches Betreiben hin - an Universitäten etabliert und als Wissenschaft ausgibt, handelt es sich noch lange nicht um Wissenschaft.
Auch Marxismus-Leninismus war an Universitäten etabliert - im gesamten Ostblock - und dabei handelte es sich auch NICHT um Wissenschaft, sondern um Ideologie! Und es blieb Ideologie auch wenn der Begriff "wissenschaftlich" voran gesetzt wurde.
Das Gleiche gilt für Gender Studies!


Sorry Selina - Im Zusammenhang mit der Kritik an Gender Studies/Genderforschung geht es immer noch nicht um rääächts oder die AfD, sondern darum, dass es sich dabei NICHT um Wissenschaft sondern um Ideologie handelt, dass es eben NICHT um die Beseitigung evetueller gesellschaftlicher Diskrepanzen geht, sondern um Macht!



Und wieder nur das substanzlose ideologische Geschwurbel!
Du kriegst ja nichtmal mit, wie sehr du dir die ideologischen Kampfbegriffe zu eigen gemacht hast - die sich so gar nicht gegen rääächts richten, sondern gegen den eigentlichen Feind der Gender Studies - die Wissenschaften!

Sorry - aber dir ist wirklich nicht mehr zu helfen!
Letzteres gebe ich eins zu eins zurück. Selbstverständlich geht es um Neurechts. Und selbstverständlich sind die Wissenschaften nicht der "eigentliche Feind der Gender Studies". Davon kannst du mich eben nicht überzeugen. Allerdings erheitert mich deine Leidenschaft in diesem Streitgespräch schon ein wenig. Denn so groß und so bedeutsam ist das Thema nun wahrlich nicht, dass es eine derartige Aufwallung der Gefühle auslösen müsste, so dass es schon fast zur Manie wird.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 14:09)

Welche ideologischen und politischen Ziele? Diese Antwort steht noch aus. Aber bitte kurz und präzise. Danke.
Verdammt nochmal - dann lies die zitierten und verlinkten Texte! Da stehen die Antworten!
Zum Bleistift:
"Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt."
Das IST Ideologie - DENN Geschlecht IST natürlich, IST biologisch determiniert und sonst gar nichts, selbst Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung SIND natürlich, SIND biologisch bedingt und sonst gar nichts!
Zur Beseitigung deiner Wissenlücken empfehle ich, dich hier, hier, hier und/oder hier - Datei als PDF öffnen zu informieren!

Kleiner Tipp - du laberst was von:
"Sie braucht dieses Vorgehen zur ideologischen Unterfütterung ihrer pa­t­ri­ar­cha­lischen Familienpolitik."

Es gibt KEINE "patriarchale Familienpolitik" - die gibt es genauso wenig wie es ein "Patriarchat" gibt bzw je gab.
"Patriarchat" ist der ideologische Gegenbegriff zum Matriarchat, welches Friedrich Engels in seinem Werk "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" bezugnehmend auf die Schriften von Bachofen und Morgan postuliert!
Nirgends sonst - außer im Marxismus - gibt es diesen Begriff!
NIEMAND - nicht einmal die AfD will die Gleichberechtigung von Mann und Frau abschaffen! NIEMAND - nichteinmal die AfD spricht Minderheiten (Homos, Lesben etc) ihre Rechte ab!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Stoner

Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 09:53)

Da muss ich dich enttäuschen. Antifeminismus und Gender-Kritik gehen nun mal in allererster Linie von der Neuen Rechten (nicht nur in Deutschland) aus. Und der Kern der Neuen Rechten ist hierzulande nun mal die AfD. Du findest entsprechende Anti-Gender-Abschnitte auch in deren Programm. Das hängt mit dem erzkonservativen frauen- und schwulenfeindlichen Familienbild der Neuen Rechten zusammen. Und um dieses mittelalterliche Bild ideologisch zu unterfüttern, braucht man halt genau diese biologistischen Thesen (dafür ziehen die Neurechten gerne Leute wie den Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera heran). Was wiederum sehr gut beschrieben wird im von mir zitierten Böll-Stiftungs-Text. Aber wie gesagt: Da kommen wir nicht unter einen Hut. Was ich völlig ok finde.
Ja, ist es, es steht ja nicht jedem jeder Hut. Würden Menschen statt 80 tausend Jahre alt, würden sie mit Teilen derjenigen, die dieses umstrittene Fach betreiben, ein Déjà vu-Erlebnis haben. Seinerzeit waren es Päpste und Theologen, die über die Gestalt der Erde, also Scheibe oder Kugel, entscheiden wollten. Heute maßt sich die neue Theologenzunft ähnliche Autorität an und hat doch nicht mehr zu bieten jeder Astrologe oder Quacksalber. Das ist, als wäre jedes Karzinom am Ende auch nur ein soziales Konstrukt, das umzudeuten es einer anderen Sprachwirklichkeit statt einer wissenschaftlich erprobten Therapie bedarf. Man kann aber auch den Hut tragen, unter dem die Methoden zur Bestimmung beispielsweise des Sauerstoffgehalts in der Luft nicht davon abhängig sind, ob derjenige, der dafür zuständig wäre, nun neu rechts oder alt links denkt. Das spielt unter diesem Hut nämlich gar keine Rolle, weil Wissenschaft keine weltanschauliche Methode ist. Das Mittelalter ist vorüber - und wem davor graust, wieder 70 Jahre zurückzufallen, sollte auch nicht 500 Jahre und mehr zurückfallen wollen.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(17 Oct 2018, 14:05)

Letzteres gebe ich eins zu eins zurück. Selbstverständlich geht es um Neurechts. Und selbstverständlich sind die Wissenschaften nicht der "eigentliche Feind der Gender Studies". Davon kannst du mich eben nicht überzeugen. Allerdings erheitert mich deine Leidenschaft in diesem Streitgespräch schon ein wenig. Denn so groß und so bedeutsam ist das Thema nun wahrlich nicht, dass es eine derartige Aufwallung der Gefühle auslösen müsste, so dass es schon fast zur Manie wird.
Du irrst gewaltig, wenn du a) meinst das Thema würde bei mir eine "Aufwallung der Gefühle" verursachen oder b) glaubst das Thema sei unbedeutend.
1. Krempeln sich mir - als Wissenschaftler - die Fußnägel nach oben, wenn ich den Dogmatismus der Gender"forscher" sehe, mit dem sie - entgegen jeglicher Erfahrung und Überprüfung an und in der Realität - an ihren konstruktivistischen Thesen beharren und wie sehr sie sich gegen jede Kritik immunisiert haben.
Diese Immunisierung zeigt sich doch gerade im immer wieder verwendeten (schlechten) Strohmannargument - denn nichts weiter ist die Behauptung "Kritik an Gender Studies" komme von rääächts, weil man sich dann nicht inhaltlich mit der Kritik auseinander setzen muss.

2. ist das Thema sehr wohl von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, greift es doch bei der Durchsetzung politisch-ideologischer Zielsetzungen in immer mehr Lebensbereiche ein - sei es die Wirtschaft mit Quotenregelung, sei es das Bildungswesen mit den Lehrplänen zur "sexuellen Vielfalt" in denen bereits Kleinkindern im Kindergarten weisgemacht wird, jeder könne sich sein Geschlecht selbst aussuchen - Stichwort "Genderkoffer", bis hinein in die Privatsphäre.

Selbstverständlich sind Wissenschaften (insbesondere Bio- und Neurowissenschaften) der eigentliche Feind der Gender Studies, weil sie es sind, die jede, aber auch wirklich jede Behauptung der Genderforscher widerlegen.
Biologie hat nunmal das Primat vor allem anderen, ist die Grundlage selbst für Sozialverhalten und soziale Interaktionen und genau DAS leugnen Gender"forscher".
Siehe hier:
"Dabei hat die Geschlechterforschung längst gezeigt, dass nicht erst die tatsächliche Mutterschaft, sondern bereits die (zugeschriebene) potentielle Gebärfähigkeit von Frauen diskriminierende Effekte zeitigt. [...]
Ihre Wirkmächtigkeit erfährt die Gleichsetzung von Frau und Mutter, wie aus den Beobachtungen ersichtlich ist, aus einem biologistischen Begründungszusammenhang - maßgeblich durch das Phänomen der Fortpflanzung. [...]
Die Ableitung einer komplementären und hierarchischen Geschlechterordnung aus dem Prozess der Fortpflanzung findet sich auch in der naturwissenschaftlichen Beschreibung des Vorgangs der Verschmelzung zweier Gametenzellen ...
Die vorliegende Arbeit lässt sich daran anschließend präzisieren, dass sich das Erkenntnisinteresse auf die soziale Hervorbringung des Verweisungszusammenhangs zwischen dem Phänomen Fortpflanzung und der Gechlechtsdifferenzierung in weiblich/männlich richtet. Es wird gefragt, wie der scheinbar rein biologische Prozess der Fortpflanzung seine soziale und insbesondere geschlechterkonstruierende Wirkmächtigkeit entfaltet."
(Zitat aus einer bereits verlinkten "Dissertation")


Gender"forschern" geht es mitnichten um Gleichberechtung der Frau und/oder um den Abbau evtl. noch vorhandener Benachteiligung, sondern um die Festschreibung eines (gefühlten) Opferstatus der Frau - welcher im ersten Satz des Zitats zum Ausdruck kommt.
Die Frauenrechtlerinnen "der ersten Stunde" würden in ihren Gräbern rotieren, würden sie sehen, wie ihre Ziele der Emanzipation der Frau von Gender"forschern" konterkariert werden.
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Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(18 Oct 2018, 12:08)

Du irrst gewaltig, wenn du a) meinst das Thema würde bei mir eine "Aufwallung der Gefühle" verursachen oder b) glaubst das Thema sei unbedeutend.
1. Krempeln sich mir - als Wissenschaftler - die Fußnägel nach oben, wenn ich den Dogmatismus der Gender"forscher" sehe, mit dem sie - entgegen jeglicher Erfahrung und Überprüfung an und in der Realität - an ihren konstruktivistischen Thesen beharren und wie sehr sie sich gegen jede Kritik immunisiert haben.
Diese Immunisierung zeigt sich doch gerade im immer wieder verwendeten (schlechten) Strohmannargument - denn nichts weiter ist die Behauptung "Kritik an Gender Studies" komme von rääächts, weil man sich dann nicht inhaltlich mit der Kritik auseinander setzen muss.

2. ist das Thema sehr wohl von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, greift es doch bei der Durchsetzung politisch-ideologischer Zielsetzungen in immer mehr Lebensbereiche ein - sei es die Wirtschaft mit Quotenregelung, sei es das Bildungswesen mit den Lehrplänen zur "sexuellen Vielfalt" in denen bereits Kleinkindern im Kindergarten weisgemacht wird, jeder könne sich sein Geschlecht selbst aussuchen - Stichwort "Genderkoffer", bis hinein in die Privatsphäre.

Selbstverständlich sind Wissenschaften (insbesondere Bio- und Neurowissenschaften) der eigentliche Feind der Gender Studies, weil sie es sind, die jede, aber auch wirklich jede Behauptung der Genderforscher widerlegen.
Biologie hat nunmal das Primat vor allem anderen, ist die Grundlage selbst für Sozialverhalten und soziale Interaktionen und genau DAS leugnen Gender"forscher".
Siehe hier:
"Dabei hat die Geschlechterforschung längst gezeigt, dass nicht erst die tatsächliche Mutterschaft, sondern bereits die (zugeschriebene) potentielle Gebärfähigkeit von Frauen diskriminierende Effekte zeitigt. [...]
Ihre Wirkmächtigkeit erfährt die Gleichsetzung von Frau und Mutter, wie aus den Beobachtungen ersichtlich ist, aus einem biologistischen Begründungszusammenhang - maßgeblich durch das Phänomen der Fortpflanzung. [...]
Die Ableitung einer komplementären und hierarchischen Geschlechterordnung aus dem Prozess der Fortpflanzung findet sich auch in der naturwissenschaftlichen Beschreibung des Vorgangs der Verschmelzung zweier Gametenzellen ...
Die vorliegende Arbeit lässt sich daran anschließend präzisieren, dass sich das Erkenntnisinteresse auf die soziale Hervorbringung des Verweisungszusammenhangs zwischen dem Phänomen Fortpflanzung und der Gechlechtsdifferenzierung in weiblich/männlich richtet. Es wird gefragt, wie der scheinbar rein biologische Prozess der Fortpflanzung seine soziale und insbesondere geschlechterkonstruierende Wirkmächtigkeit entfaltet."
(Zitat aus einer bereits verlinkten "Dissertation")


Gender"forschern" geht es mitnichten um Gleichberechtung der Frau und/oder um den Abbau evtl. noch vorhandener Benachteiligung, sondern um die Festschreibung eines (gefühlten) Opferstatus der Frau - welcher im ersten Satz des Zitats zum Ausdruck kommt.
Die Frauenrechtlerinnen "der ersten Stunde" würden in ihren Gräbern rotieren, würden sie sehen, wie ihre Ziele der Emanzipation der Frau von Gender"forschern" konterkariert werden.


Erstens: Was würde deiner Meinung nach denn Schlimmes passieren, wenn sich die Menschen - wie du sagst - ihr "Geschlecht selbst aussuchen" könnten? Was würde denn passieren, wenn in solchen Kinder-Rollenspielen oder anderen spielerisch-theoretischen Angeboten in den Kitas zum Kennenlernen der sexuellen Vielfalt (denn was anderes ist es ja nicht) mal jemand von den Knirpsen zufällig etwas anderes sagen würde als "ich bin ein Mädchen" oder "ich bin ein Junge" oder "ich bin weiblich" oder "ich bin männlich"? Was wäre denn dabei, was würde denn Weltbewegendes und Gefährliches passieren, wenn einer sagen würde "ich habe zwei Väter" oder "ich habe zwei Mütter"? Bricht da die heile heterosexuelle Vater-Mutter-Kind-Welt zusammen, die es in dieser Ausschließlichkeit ja sowieso schon lange nicht mehr gibt oder noch nie in dieser Ausschließlichkeit gegeben hat? Die Menschheit ist bis jetzt auch noch nicht ausgestorben, weil ein gewisser Prozentsatz der Menschen homosexuell ist. Und sie könnte auch in Zukunft eher von Atomkriegen ausgelöscht werden als durch sexuelle Vielfalt.

Zweitens: Die "Festschreibung eines (gefühlten) Opferstatus der Frau" ist aus dem von dir zitierten Passus nicht zu entnehmen. Du zitierst: "Dabei hat die Geschlechterforschung längst gezeigt, dass nicht erst die tatsächliche Mutterschaft, sondern bereits die (zugeschriebene) potentielle Gebärfähigkeit von Frauen diskriminierende Effekte zeitigt." Die ständige Gleichsetzung von Frau und Mutter bei jeder Gelegenheit, die Diskriminierung von Frauen, die sich in Unternehmen bewerben und dann nicht genommen werden, weil sie "möglicherweise schwanger werden könnten" und viele andere "Effekte" mehr ... all das hat nix mit "Opferstatus" der Frau zu tun, sondern mit einem Missstand in einigen männerdominierten Führungsetagen (in anderen wiederum klappt das schon ganz gut), wo man sich nicht die Mühe macht, Modelle zu entwickeln, mit deren Hilfe die Mitarbeiterinnen auch locker schwanger werden und hinterher selbstverständlich wieder an ihren Arbeitsplatz im Unternehmen zurückkehren können, während die Väter möglicherweise die Elternzeit in Anspruch nehmen (im Wechsel mit ihren Partnerinnen). Und so weiter und so fort.

Drittens: Selbstverständlich kommt die Kritik an Gender Studies und Gender Mainstreaming von rechts, sogar oft von ganz weit rechts außen. Nicht nur, aber vor allem. Das wird hier recht gut beschrieben:

Zitat:

Antigenderismus

Viele Argumente der antifeministischen Männerrechtsbewegung tauchen auch im sogenannten Antigenderismus auf. Man kann Antigenderismus als eine aktuelle Form des Antifeminismus bezeichnen, der sich in seiner expliziten Argumentation nicht primär gegen "Feminismus", sondern gegen "Gender" wendet.[19] Seit Mitte der 2000er Jahre und verstärkt seit 2014 polemisieren verschiedene VertreterInnen dieser Richtung sowohl in den traditionellen Massenmedien wie im Internet gegen Gender Mainstreaming, das sie als "Gender-Wahnsinn" verhöhnen, sowie gegen die Geschlechterforschung oder Gender Studies, die sie als "Gender-Ideologie" rhetorisch disqualifizieren. "Gender-Ideologie" ist ein zentraler Kampfbegriff, mittels dessen alles diskreditiert, eben als "ideologisch" verunglimpft werden soll, das mit Gender zu tun hat.[20]

Eine zentrale rhetorische Strategie besteht darin, den Begriff "Gender" in Misskredit zu bringen. Dieser stammt aus dem Englischen und diente dort zunächst der Bezeichnung des grammatischen Geschlechts. Schließlich wurde er auch verwendet, um auf die sozialen Aspekte geschlechtlicher Identität hinzuweisen, im Gegensatz zu den mit sex bezeichneten biologischen Aspekten. Der mittlerweile auch im Deutschen üblich gewordene Gebrauch der Bezeichnung "Gender" impliziert die Annahme, dass geschlechtliche Identitäten sowie Bilder und Normen zu Weiblichkeit und Männlichkeit stark sozial geprägt sind und soziale Folgen für die Individuen haben, je nach dem mit welchen hierarchischen Positionen, Vor- und Nachteilen die Zuordnung zu einer Gruppe verbunden ist. Gender kann damit auch als Ausdruck dafür genommen werden, dass gesellschaftliche Vorstellungen zu Geschlecht offener und flexibler geworden sind. Genau gegen dieses Verständnis von Geschlecht polemisieren und kämpfen die GegnerInnen mit ihrem Vorwurf des "Genderismus". Sie benutzen vor allem zwei Argumentationsstränge: einen antietatistischen und einen antiwissenschaftlichen. Bei ersterem wird unterstellt, Gender Mainstreaming sei eine Art staatlich verordnete kollektive Gehirnwäsche, die wahlweise von der EU oder Lobbygruppen lanciert werde. Der zweite versucht vor allem die Gender Studies darüber zu delegitimieren, dass sie unwissenschaftlich seien, Ideologie produzierten und damit unrechtmäßig Steuergelder verschleudern würden.[21]

Diese neue Form des Antifeminismus wird von verschiedenen Spektren und AkteurInnen getragen. Zu diesen gehören Protagonisten aus der Männerrechtsbewegung, konservative JournalistInnen, christlich-fundamentalistische Gruppierungen sowie rechtspopulistische bis rechtsextreme Bewegungen und Parteien. Nach der Genderforscherin Juliane Lang und dem Journalisten Ulrich Peters hat er sich in zwei Wellen entwickelt. Die erste Welle begann 2006 ausgehend von einem Beitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", in dem Gender Mainstreaming als "politische Geschlechtsumwandlung" diskreditiert wurde.[22] Es folgten ähnliche Artikel; besonders häufig nahm sich die neurechte "Junge Freiheit" des Themas an. Die zweite Welle begann 2014 mit den Protesten gegen die Thematisierung und Akzeptanz sexueller Vielfalt in der Sexualerziehung. Hierzu zählt die Hetze gegen das "Handbuch Sexualpädagogik der Vielfalt" und seine AutorInnen, die 2014 von einzelnen rechtspopulistischen AutorInnen im Internet verbreitet wurde. Außerdem kam es zu Protesten gegen die Thematisierung sexueller Vielfalt in den verschiedenen Bildungsplänen und Richtlinien zur Sexualerziehung in unterschiedlichen Bundesländern. Diese begannen 2013/2014 mit einer Petition gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg, in dem sexuelle Vielfalt als Querschnittsthema verankert werden sollte. Zwei neue Initiativen unterstützten die Ziele der Petition durch Demonstrationen: Zum einen die Initiative "Besorgte Eltern", die mit der Kampfvokabel "Frühsexualisierung" gegen Sexualerziehung in Schulen agitiert. Zum anderen die Initiative "Demo für alle", die sich an der französischen Protestbewegung "Manif pour tous" orientiert, die 2012/2013 landesweite Proteste gegen die Einführung einer "Ehe für alle" organisierte.[23] Insbesondere die "Demo für alle" ist weiterhin sehr aktiv und kämpft vehement gegen Sexualerziehung und die Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Partnerschaften. Die Mittel dazu sind, neben gezielter Einflussnahme auf PolitikerInnen, Petitionen, Kampagnen, die Ausrichtung von Symposien und vereinzelt Demonstrationen. Mittlerweile ist dieser Antifeminismus durch die AfD auch parlamentarisch vertreten. In der Kombination von Diskreditierung von Geschlechtergerechtigkeit über die Diffamierung von Gender, Diffamierung von sexueller Vielfalt und Dämonisierung von Sexualerziehung/Sexualaufklärung verbindet die Partei die Ablehnung von Gender Studies und Sexualerziehung und die Stärkung von heterosexuellen Familien mit ihrer völkisch-rassistischen Ausrichtung: Familienpolitik versteht die AfD explizit als Bevölkerungspolitik. Ziel dieser Politik soll sein, dass deutschstämmige Familien mehr Nachwuchs produzieren.[24]

Neben der Fokussierung auf Gender transportiert der Antigenderismus aber auch eine klare Ablehnung von Feminismus und FeministInnen beziehungsweise deren Erfolgen in Politik und Wissenschaft. Paradoxerweise wird sich mittlerweile aber in strategischer Weise zuweilen auch positiv auf Frauenrechte bezogen, wenn dadurch die Überlegenheit gegenüber "vormodernen", "kulturell rückständigen" zugewanderten Gruppen behauptet werden kann. Der neue Antifeminismus geht nicht mehr von einer generellen Minderwertigkeit von Frauen aus, aber er bekämpft vehement die Kritik und Infragestellung von Zweigeschlechtlichkeit. Er propagiert eine scheinbar klare, stabile und unveränderbare Ordnung, deren Grundpfeiler voneinander unterscheidbare geschlechtliche Identitäten sowie die heterosexuelle Kleinfamilie sein sollen. Dieser neue Antifeminismus ist ein zentraler Bestandteil zeitgenössischer rechtspopulistischer Bewegungen in Europa. Für seine Entwicklung lassen sich drei Gründe anführen. Erstens, kulturelle Hegemonie: In Gefahr ist nicht, wie die GegnerInnen permanent beschwören, die Familie, sondern die kulturelle Hegemonie konservativer Werte durch eine Liberalisierung der Gesellschaft. Diejenigen, die diese Werte vertreten und durch diese Privilegien genießen, fürchten um den Verlust der Privilegien und ihrer Deutungsmacht. Zweitens, strategische Bündnisse: Viele Forschende, die sich mit dem neuen Antifeminismus auseinandergesetzt haben, stellen fest, dass dieser vor allem die strategische Funktion besitzt, verschiedene Gruppen (und Themen) zusammen zu bringen. Der Antigenderismus eignet sich als "Scharnier" oder symbolic glue (symbolischer Klebstoff) offenbar gut (eventuell besser als stark rechtsextrem konnotierte Themen), um breite Bündnisse für eine autoritäre und rassistische Politik zu schmieden.[25] Drittens, Moderne – sozialer Wandel: Die antifeministischen Mobilisierungen gegen Gender und sexuelle Vielfalt funktionieren auch deshalb, weil sie zu Vehikeln grundsätzlicher Ängste und Verunsicherungen werden können. Die Angst vor einem sozialen Wandel, vor der Globalisierung und Neoliberalismus, vor Veränderungen, ist häufig Voraussetzung für Ängste, die sich an Fragen zu Geschlecht und Sexualität manifestieren. Aber diese Ängste werden auch bewusst geschürt von jenen, die auf eine autoritäre Einrichtung der Gesellschaft setzen. Insofern ist auch der aktuelle Antifeminismus als modernes Krisensymptom zu deuten und gleichzeitig in seiner Bedrohung grundsätzlicher demokratischer Werte ernst zu nehmen und zu kritisieren.


http://www.bpb.de/apuz/267942/frauenfei ... rismus?p=3
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Skeptiker

Re: Neue "Sokal"-Affäre – Genderologen und Pseudo-Feministen aufs Kreuz gelegt

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(18 Oct 2018, 16:27)
Erstens: Was würde deiner Meinung nach denn Schlimmes passieren, wenn sich die Menschen - wie du sagst - ihr "Geschlecht selbst aussuchen" könnten? Was würde denn passieren, wenn in solchen Kinder-Rollenspielen oder anderen spielerisch-theoretischen Angeboten in den Kitas zum Kennenlernen der sexuellen Vielfalt (denn was anderes ist es ja nicht) mal jemand von den Knirpsen zufällig etwas anderes sagen würde als "ich bin ein Mädchen" oder "ich bin ein Junge" oder "ich bin weiblich" oder "ich bin männlich"? Was wäre denn dabei, was würde denn Weltbewegendes und Gefährliches passieren, wenn einer sagen würde "ich habe zwei Väter" oder "ich habe zwei Mütter"? Bricht da die heile heterosexuelle Vater-Mutter-Kind-Welt zusammen, die es in dieser Ausschließlichkeit ja sowieso schon lange nicht mehr gibt oder noch nie in dieser Ausschließlichkeit gegeben hat? Die Menschheit ist bis jetzt auch noch nicht ausgestorben, weil ein gewisser Prozentsatz der Menschen homosexuell ist. Und sie könnte auch in Zukunft eher von Atomkriegen ausgelöscht werden als durch sexuelle Vielfalt.
Was würde schlimmes passieren, wenn Genderologen die Position verträten 1+1=2.1 ? Die 0.1 sollten die Menschen doch aufbringen können um das Richtige zu tun, oder?
NEIN, die 0.1 lassen die Mathematik zusammenbrechen und werfen uns damit in die Steinzeit zurück. Sogenannte Wissenschaften, welche Wissenschaftlichkeit angreifen sind die Rückkehr des Mittelalters. Es gilt nicht zu fragen "Was passiert schon wenn wir uns ein bisschen die Welt schönlügen?" sondern "Wie verbessern wir uns die Welt, so dass sie tatsächlich besser wird?".

Danach bringst Du die alte Leier linker Argumentation. NIEMAND, ich wiederhole NIEMAND, bekämpft Homosexualität! Man wird ihr aber auch gerecht, wenn man sie nicht irrational auf einen Thron hebt. Biologie beschreibt, dass Homosexualität eine vollkommen natürliche Abweichung von der Norm ist. Warum sollte das nicht gut genug sein, wenn man Homosexuelle nicht diskriminiert. Und nochmal, weil das sicher die Erwiderung sein wird, NEIN, natürlich darf man erforschen wie man Diskriminierungstatbestände abschaffen kann, aber eben nicht indem man erwiesene Unwahrheiten zum eigenen politischen Vorteil verbreitet. Man kann auch ganz ohne Einhörner die Welt verbessern, das macht sie nicht schlechter.
Selina hat geschrieben:(18 Oct 2018, 16:27)
Zweitens: Die "Festschreibung eines (gefühlten) Opferstatus der Frau" ist aus dem von dir zitierten Passus nicht zu entnehmen. Du zitierst: "Dabei hat die Geschlechterforschung längst gezeigt, dass nicht erst die tatsächliche Mutterschaft, sondern bereits die (zugeschriebene) potentielle Gebärfähigkeit von Frauen diskriminierende Effekte zeitigt." Die ständige Gleichsetzung von Frau und Mutter bei jeder Gelegenheit, die Diskriminierung von Frauen, die sich in Unternehmen bewerben und dann nicht genommen werden, weil sie "möglicherweise schwanger werden könnten" und viele andere "Effekte" mehr ... all das hat nix mit "Opferstatus" der Frau zu tun, sondern mit einem Missstand in einigen männerdominierten Führungsetagen (in anderen wiederum klappt das schon ganz gut), wo man sich nicht die Mühe macht, Modelle zu entwickeln, mit deren Hilfe die Mitarbeiterinnen auch locker schwanger werden und hinterher selbstverständlich wieder an ihren Arbeitsplatz im Unternehmen zurückkehren können, während die Väter möglicherweise die Elternzeit in Anspruch nehmen (im Wechsel mit ihren Partnerinnen). Und so weiter und so fort.
Und wer bitteschön hat hier jemals behauptet, man dürfe nicht erforschen wie man Ungerechtigkeiten reduziert? Wenn du aber diejenigen, die eben das erforschen sollen, dazu zwingst sich einer pseudowissenschaftlichen Struktur einzugliedern, dann wirst Du eben nicht die besten Forscher, sondern die verblendetsten Ideologen in diese Forschung befördern. Diese werden der Sache mehr schaden als nützen. So wie Du hier.

Würden Genderwissenschaften nicht von philosphischen Träumern geleitet, dann würden sich vielleicht auch mehr seriöse Wissenschaftler ihrer annehmen. Aber die Gegner der Gleichberechtigung haben Glück. Deren Gegner machen sich maximal unseriös und sind damit leichte Beute für Leute die geradeaus denken können.
Selina hat geschrieben:(18 Oct 2018, 16:27)
Drittens: Selbstverständlich kommt die Kritik an Gender Studies und Gender Mainstreaming von rechts, sogar oft von ganz weit rechts außen. Nicht nur, aber vor allem. Das wird hier recht gut beschrieben:
Das schöne an den Wissenschaften ist, dass es vollkommen scheißegal ist WER die Wahrheit sagt. Als bekennender Linken mag Dir das fremd sein, aber 1+1=2, egal wer es behauptet, so wie 1+1=2.1 unwahr ist, egal ob es auch Weltfrieden und Sieg gegen den Hunger bedeuten würde - es ist halt unwahr.
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