"Bestimmte" und nicht einfach alle ... ja. Die wesentlichen Schöpfer des Konzepts "Autopoiesis", Varela und Maturana, werden allgemein als "radikale Konstruktivisten" angesehen, lehnen aber selbst und für sich selbst den Begriff "Konstruktivismus" ab.MäckIntaier hat geschrieben:(03 Sep 2018, 15:11)
Was immer zeitkernig hier bedeutet oder Philosophen zu erzählen haben, der Naturwissenschaftler erklärt die materielle Welt und sonst nichts. Für kulturelle Phänomene ist er nicht zuständig, aber auch dort gibt es nach durchaus wissenschaftlichen Methoden ermittelte Erkenntnisse, was die jeweilige Lebenswelt zusammenhält. Und es gibt Philosophen, die sogar ziemlich gut erklären könnten, weshalb eher abstruse Theorien wie bestimmte konstruktivistische Richtungen so erfolgreich sind.
Gute Zusammenfassung von Renate Martinsen, Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie an der Uni Duisburg-Essen:
https://www.uni-due.de/politik/martinse ... ogramm.pdfEs gibt nicht den Konstruktivismus, sondern vielmehr ein Spektrum an konstruktivistischen Varianten. Dreh- und Angelpunkt der konstruktivistischen Wende, die Anfang der 70er Jahre unterschiedliche natur- sowie geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen erfasst hat, ist die Erkenntnis, dass alles Wissen beobachterabhängig ist. Es gibt somit keinen archimedischen Punkt mehr, von dem aus die Welt gedanklich als Ganzes erfasst werden kann, sondern nur noch unterschiedliche Welt- und Selbstbeschreibungen.
Der Kritik am Konstruktivismus sollte die Kritik am Szientismus gegenübergestellt werden. Also der Vorstellung, dass alle wesentlichen Menschheitsfragen mit den klassischen Methoden der Naturwissenschaften beantwortbar sind. Karl Popper übrigens, der häufig von seiten der Szientisten als Kronzeuge angeführt wird, stand dem Szientismus absolut kritisch gegenüber. Sein Falsifikationsprinzip läuft ebenfalls auf eine Beobachterabhängigkeit hinaus. Die auf einer "aktiven Veränderung des Forschungsgegenstands im Experiment zwecks Lösung von Problemen basiert und nicht, wie in der szientistischen Vorstellung, in Form passiver Beobachtung." (wikipedia)
Den Dreh zum eigentlichen Threadthema sehe ich darin, dass kreative Sprachneuschöpfungen eben gerade solche "Veränderungen des Forschungsgegenstands" und gleichzeitig produktive soziale Experimente sind. Und die angemessenste Haltung demgegenüber ist ... wer hätte es gedacht: Humor. Der wesentliche Kern von Humor besteht in der Fähigkeit, den eigenen Standpunkt immer mit hinterfragen zu können.