Provokateur hat geschrieben:(29 Nov 2017, 07:12)
Sklaven galten generell als rechtlos. Nicht nur die Kinder. Aber schon damals gab es Stimmen gegen die Pädophilie. Nimm die Stellen in Leviticus,...
Na, dann frage Dich doch einmal, wie diese Tatsache gut mit Deiner These vom statischen Mitleid vereinbar ist! Sklaven waren rechtlos, und keinen kümmerte es wirklich. Vllt. könnte es ja sein, dass sich erst etwas in der Gesellschaft (sozio-) und ihren Gepflogenheiten (-kulturell) ändern musste? Und Leviticus repräsentiert nicht die ganze Antike, mit Verlaub. Seneca brüskiert sich auch über die Behandlung der Sklaven, ohne dass es Anwendung in edicta oder leges fand (und er war quasi der zweitmächtigste Mann); Platon entwirft auch eine Kritik der gr. Praxis der Päderastie, zu einem allgemeinen Verbot kam es jedoch dadurch nicht (das kam im Osten erst in Byzanz). Der Christenmissionar Clemens v. Alexandria wirft nicht ohne Grund polemisch den Griechen noch im 2. Jhdt. den Päderastie-Vorwurf entgegen. Es scheint, als sei das von Dir erwähnte Mitleid nicht allen von Anfang an gegeben zu sein. Auch außerhalb Europas galt die Praxis, so in Japan.
Belege. Nahezu jedes Land der Welt kennt heute ein Schutzalter und Strafen für alle, die dieses brechen.
Das kommt jetzt mit einer gewissen westlichen Arroganz daher. Die Tatsache, dass wir Kinder schützen, ist eine Konsequenz unserer Entwicklung, wie Du ja oben siehst. Aber selbst in Europa hattest Du vor kurzem noch geringere Schutzalter, so im Vatikan, mit den antiken 12 Jahren. Rumänien kennt Kinderehen wie auch die Paschtunen oder Pakistan. Im Yemen wurde sogar das Schutzalter vor wenigen Jahren gesenkt! Legal wurde der Westen natürlich zum Vorbild, aber alles ist am Ende nur ein Stück Papier. Indien hat einen enormen Kinderstrich; die Regierung leugnet das Problem, die Polizei scheint mit Priestern etc. zu kooperieren. Und Du wirst das in ganz Asien finden. Sri Lanka, Vietnam, Philippinen, selbst China. Dort ist auch Kinderarbeit und viel Menschenhandel. Wenn Du Zahlen willst, hol sie Dir bei allen großen Internationalen, UNICEF z.B., bei Kleineren wie ECPAT. Aber: Wo ist das universale Mitleid? Das so natürliche? Es wächst dort nicht, weil das Leben dort ein anderes ist. Mal ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Ich habe nach China geheiratet, mein Schwager wurde von seinem Onkel in der Nähe von Shanghai als kleiner Junge "zur Begrüßung" misslich berührt. In seinem Dorf macht der Onkel das auch mit anderen Kindern. Die Erwachsenen dulden es. Wir wissen, dass es dem Kind schadet, sie wissen das nicht.
Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug damals 30 Jahre weil die Säuglingssterblichkeit so hoch war. Wer einmal aus dem gröbsten heraus war, konnte locker 50 oder 60 Jahre alt werden.
Also da verwechselst Du etwas. Hier musst Du vorsichtiger arbeiten. Ja, es gab hohe Kindersterblichkeit, aber wenn man es überlebte, gab es keinen Automatismus, um als Erwachsener 50 oder 60 zu werden. Das betraf vllt. 25%, während 33% unter 15 Jahren war. Lies Frier. Die Lebenserwartung hing immer davon ab, wie alt man war. Als KIND war sie 30, hat man es bis 25 geschafft, waren die Chancen besser, an die 50 zu gelangen. Bei den Leuten über 60 hast Du nur 5% ("locker" sieht da anders aus). Neuere Forschungen haben auch gezeigt, wie hart das Leben in der Subsistenzwirtschaft gewesen sein mag. Und wenn die Kinder reihenweise sterben, scheut man sich auch nicht, sie früher zu "benutzen".
gentibus solidaritas, una fit humanitas.