Nicht ganz ohne Grund waren unter diesen sogenannten Vorreitern (also denen in den 1970ern) Berufsgruppen dominierend bei denen das schon damals als eher bereichernde Exzentrik durchaus akzeptiert wurde...
Von den anderen die oft scheiterten oder dabei sogar ums Leben kamen redet nämlich heute keiner mehr.
Rosa von Praunheim ist in jeder Munde aber wer kennt denn noch Karl Heinrich Ulrichs?
Der erste ernstzunehmende Versuch über die Rechte Homosexueller öffentlich zu reden und für sie einzutreten unternahm nämlich nicht etwa die linke Homo-Schickeria der 1970er sondern das war Karl Heinrich Ulrichs, der auf dem deutschen Juristentag in München 1867 (ja achtzehnhundersiebenundsechzig!!!) nicht nur die Straffreiheit für Urninge (der damalige Begriff für Homosexuelle) sondern auch die Forderung anch der urnischen Ehe erhebt. Mit diesem Ereignis beginnt die Geschichte der Homosexuellen Emanzipation. Und die Linken? Nun ja, Friedrich Engels äußerte sich in einem Brief an Karl Marx abfällig über Ulrichs und dessen Eintreten für die Rechte gleichgeschlechtlich orientierter Menschen....
Der tapfere Mann bezahlte für seine Forderungen mit dem Verlust der Heimat und einem Leben im Exil.
Der Erfinder des Begriffesy Homosexualität Karl Maria Kertbeny war nach diesem Exempel dann vorsichtiger und publizierte seine Schriften zum Thema unter Synonymen.
Die Linke hat das Thema - auch weil es dann so schön die Spießer provozierte - erst in den 1970ern vereinnahmt. Bis in die 1950ern stand man dem eher ablehnend gegenüber.
Rebhahn » Sa 5. Feb 2011, 21:13 hat geschrieben: .....
Oh ja, allerdings hat die das Entscheidende bewegt, während die anderen danach "schwule Briefmarkenserien" fordern um sich nicht schwer diskriminiert fühlen zu müssen...............
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Das entscheidende bewegt? Guter Witz. Schwule Lobbygruppen wie der Völklinger Kreis oder der LSVD die allesamt eher bürgerliche Organisationen waren und sind haben da mehr bewirkt als die bunten und fraglos früher auch höchst provokativen Events wie CSD...
Du aber mich offenbar?
Meine begründete Meinung ist das, da wirst du nichts dran ändern können.
Du bist ohnehin ziemlich festgefahren in deinen Meinungen. Aber ich bin lange genug Teil der Bewegung über die du mich meinst belehren zu müssen um mich von einem alten spießigen Sack aus der "ich liebe mein Auto, Bahn ist scheiße"-Generation dder sich da mal was rudimentär angelesen hat nicht belehren lassen zu müssen...
Dass nun Biedermänner und - frauen auch in der Schwulen- und Lesbenszene - nicht Bewegung - überwiegen, das ist mir durchaus bekannt, zu befürchten ist ja hierzulande nicht mehr viel, wenn man nicht gerade Profifußballer ist.
Die Schwulenszene war immer sehr heterogen, letztendlich hat sie gemeinsam erlebte Verfolgung und gemeinsame Kampfziele (nämlich das Ziel der glewichberechtigten und akzeptierten Partiziperung an und in der Gesellschaft) zusammengeschweiß, nicht die Begeisterung für Karl Marx. Damit unterscheiden sich die Schwulen nicht von anderen einst verfolgten Minderheiten.
Wie immer - die Vorhut riskiert ganz persönlich was, und die Nachhut meint, sie hätte alles ganz ohne Vorhut ausschließlich eigenen Verdiensten zuzuschreiben.
Ach, meint sie das? Wäre mir neu. Die Nachhut kennt nur ihre Geschichte gut und sie weiß auch das sie nicht die erste Minderheit wäre die schon fast vollständig emanzipiert und integriert war und dann sich plötzlich wieder Diskriminierung und auch Verfolgung ausgesetzt sah.
Wie beim Feminismus, manch heutige traditionell verehelichte, ordentlich übers Ehegattensplitting subventionierte, gut gebildete gehobene Mittelschichtsfrau liest ab und zu höchst rebellisch Emma, und kutschiert ansonsten die Kindlein ganz emanzipiert im Geländewagen zu Fußball und Ballett - aber ganz und gar freiwillig, und was wird die stinkig, wenn jemand das nicht mit: "Oh, oh wie supi, ohne Mami zuhause geht es ja gar nicht, da würden die Kinder ja verwahrlosen und sozialistisch dumpfe Einheitsmenschen" - goutiert!
Wie gesagt - gerade die Vorkämpfer wollten Homosexuelle nicht als alternative (linke) Bessermenschen aufbauen sondern als ganz normale Bürger und gleichberechtigte Teil der Gesellschaft etablieren.
Es hat eine Zeit gegeben haben wo Outing ein politisches Bekenntnis war - in einigen linken Kreisen war es eine Zeit lang gar schick als Mann sich als schwul zu outen (war auch toll für die Harcorde-Feministen, so einer stand ja nicht auf Vergewaltigung aka vaginalen Sex...).
Für die meisten Menschen ist das aber nunmal nur die die Feststellung gegenüber ihrem Umfeld jemandem vom gleichen Geschlecht zu lieben und zumindest anzustreben mit einer Person des gleichen Geschlechts sein Leben zu teilen.