Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

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aleph
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Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von aleph »

Selbst Gysi hatte einmal gesagt, daß er sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchte. Was er damit meinte: nur rReligionen können den Menschen Regeln für moralisch verantwortlisches Handeln geben. Weder Politiker noch Wirtschaft könne das leisten.
Darüber kann man sicherlich diskutieren. Meine These: Dazu braucht man keine Götter. Warum soll ich ein Kind anlügen und ihm erzählen, es gäbe Gott und ihm gleichzeitig sagen "Du sollst nicht lügen?"
Ich denke, Nachdenken, Philosophie, Erziehung und Bildung sind ebenfalls Wege dorthin. Der Satz "Füge niemandem etwas zu, das Du nicht willst, daß man es Dir tue" hat mit Religion nichts zu tun, es ist einfach nur logisch. Trotzdem gebe ich zu: neben anderen Vorteilen ist das mit Religion leichter.

Darüber hinaus befriedigt mich es nicht, wenn man mit Begriffen um sich wirft, ohne sie zu erklären. Meine Frage: was versteht Ihr unter dem Begriff gottlos? Was ist Moral? Was ist eine moralisch verkommene Gesellschaft?

Man sagt, daß aus den USA viel Unmoral und Verkommenheit zu uns käme, aber dort bekennen 30% der Menschen, wiedergeborene Christen zu sein, also bewußt eine Entscheidung für Gott getroffen zu haben und bewußt als Christ zu leben und den "Kontakt" mit Gott zu pflegen.

WIe passt es eigentlich zusammen, daß in der Bibel viele Dinge beschrieben werden, die wir als unmoralisch und ungerecht empfinden und gleichzeitig reden wir von Moral im Zusammenhang mit Religion?
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Amun Ra
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Amun Ra »

Ich finde es immer recht amüsant, auf der einen Seite heisst es man soll es vermeiden so gut es geht Kinder unter Androhung von Sanktionen zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen sondern soll sie davon überzeugen das das geforderte Verhalten vernünftig und besser ist. Auf der anderen Seite aber wird gerne behauptet das man mit Religion viel besser humanistische Werte vermitteln könnte. Ohne aber zu berücksichtigen das die Religionen diese Werte mit der Androhung von Sanktionen vermittelt. Töte und du kommst in die Hölle, stehle und Gott weint und das schlimmste: glaube falsch an unseren Gott und du wirst aus der Kirche geschmissen. Auf der einen Seite soll man Kinder also mit "Vernunft" großziehen und Sanktionen vermeiden, auf der anderen Seite soll man Kinder aber mit Sanktionen zum richtigen Verhalten anhalten. Erkennt jemand den Widerspruch?

Ich persönlich halte es ebenfalls mit der Maxime "Was du nicht willst das man dir tu'..." und lasse meine Kinder beizeiten selbst entscheiden ob und wie (wenn überhaupt) sie an Gott glauben möchten. Bis dahin gebe ich ihnen aber genug Vernunft mit auf den Weg das sie hoffentlich keinen Bedarf mehr nach religiösen Dogmen haben werden.
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Pandora
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

Amun Ra hat geschrieben:
Ich persönlich halte es ebenfalls mit der Maxime "Was du nicht willst das man dir tu'..." und lasse meine Kinder beizeiten selbst entscheiden ob und wie (wenn überhaupt) sie an Gott glauben möchten. Bis dahin gebe ich ihnen aber genug Vernunft mit auf den Weg das sie hoffentlich keinen Bedarf mehr nach religiösen Dogmen haben werden.
So halte ich das auch... und ich finde, dass ist der beste Weg!

Religion/Glaube kann - wenn überhaupt - nur selektiv positiv eingesetzt werden!... und wer mag schon Rosinenpickerei?! ;)
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Gretel
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gretel »

Cappucino hat geschrieben:Selbst Gysi hatte einmal gesagt, daß er sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchte. Was er damit meinte: nur rReligionen können den Menschen Regeln für moralisch verantwortlisches Handeln geben. Weder Politiker noch Wirtschaft könne das leisten.
Darüber kann man sicherlich diskutieren. Meine These: Dazu braucht man keine Götter. Warum soll ich ein Kind anlügen und ihm erzählen, es gäbe Gott und ihm gleichzeitig sagen "Du sollst nicht lügen?"
Ich denke, Nachdenken, Philosophie, Erziehung und Bildung sind ebenfalls Wege dorthin. Der Satz "Füge niemandem etwas zu, das Du nicht willst, daß man es Dir tue" hat mit Religion nichts zu tun, es ist einfach nur logisch. Trotzdem gebe ich zu: neben anderen Vorteilen ist das mit Religion leichter.

Darüber hinaus befriedigt mich es nicht, wenn man mit Begriffen um sich wirft, ohne sie zu erklären. Meine Frage: was versteht Ihr unter dem Begriff gottlos? Was ist Moral? Was ist eine moralisch verkommene Gesellschaft?

Man sagt, daß aus den USA viel Unmoral und Verkommenheit zu uns käme, aber dort bekennen 30% der Menschen, wiedergeborene Christen zu sein, also bewußt eine Entscheidung für Gott getroffen zu haben und bewußt als Christ zu leben und den "Kontakt" mit Gott zu pflegen.

WIe passt es eigentlich zusammen, daß in der Bibel viele Dinge beschrieben werden, die wir als unmoralisch und ungerecht empfinden und gleichzeitig reden wir von Moral im Zusammenhang mit Religion?

Die Nächstenliebe und andere moralische Gebote waren ja nicht selbstverständlich gegeben, sondern haben sich eben auch durch und mit den Religionen entwickelt, und das AT hat die Evolution von Ideen über einen langen Zeitraum hin repräsentiert. Z.B. die Geschichte von der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten.
Das ganze Gottesbild hatte sich mit der Idee des "Bund Gottes" geändert......vom absoluten Herrscher bishin zum "konstitutionellen Monarchen"

Und der HERR sprach: Es ist ein Geschrei zu Sodom und Gomorra, das ist groß, und ihre Sünden sind sehr schwer. {1 Mose.19,13} 19,13
Denn wir werden diese Stätte verderben, darum daß ihr Geschrei groß ist vor dem HERRN; der hat uns gesandt, sie zu verderben. 21Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, oder ob's nicht also sei, daß ich's wisse. {1 Mose.11,5} 11,5
Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.{Psalm.34,16} 34,16
Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien; 22Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen gen Sodom; aber Abraham blieb stehen vor dem HERRN {1 Mose.19,1} 19,1
Die zwei Engel kamen gen Sodom des Abends; Lot aber saß zu Sodom unter dem Tor. Und da er sie sah, stand er auf, ihnen entgegen, und bückte sich mit seinem Angesicht zur Erde 23und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen? {4 Mose.16,22} 16,22
Sie fielen aber auf ihr Angesicht und sprachen: Ach Gott, der du bist ein Gott der Geister alles Fleisches, wenn ein Mann gesündigt hat, willst du darum über die ganze Gemeinde wüten?{2 Samuel.24,17} 24,17
Da aber David den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was habe diese Schafe getan? Laß deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein! 24Es mögen vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären? 25Das sei ferne von dir, daß du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, daß der Gerechte sei gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir, der du aller Welt Richter bist! Du wirst so nicht richten. 26Der HERR sprach: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihrer willen dem ganzen Ort vergeben. {Jesaja.65,8} 65,8
So spricht der HERR: Gleich als wenn man Most in der Traube findet und spricht: "Verderbe es nicht, denn es ist ein Segen darin!", also will ich um meiner Knechte willen tun, daß ich es nicht alles verderbe,{Matthäus.24,22} 24,22
Und wo diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.{Hesekiel.22,30} 22,30
Ich suchte unter ihnen, ob jemand sich zur Mauer machte und wider den Riß stünde vor mir für das Land, daß ich's nicht verderbte; aber ich fand keinen. 27Abraham antwortete und sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden zu reden mit dem HERRN, wie wohl ich Erde und Asche bin. 28Es möchten vielleicht fünf weniger den fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er sprach: Finde ich darin fünfundvierzig, so will ich sie nicht verderben. 29Und er fuhr fort mit ihm zu reden und sprach: Man möchte vielleicht vierzig darin finden. Er aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen. 30Abraham sprach: Zürne nicht, HERR, daß ich noch mehr rede. Man möchte vielleicht dreißig darin finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig darin, so will ich ihnen nichts tun. {Richter.6,39} 6,39
Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn ergrimme nicht wider mich, daß ich noch einmal rede. Ich will's nur noch einmal versuchen mit dem Fell. Es sei allein auf dem Fell trocken und der Tau auf der ganzen Erde. 31Und er sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden mit dem HERRN zu reden. Man möchte vielleicht zwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht verderben um der zwanzig willen. 32Und er sprach: Ach zürne nicht, HERR, daß ich nur noch einmal rede. Man möchte vielleicht zehn darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen. 33Und der HERR ging hin, da er mit Abraham ausgeredet hatte; und Abraham kehrte wieder um an seinen Ort.

Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten? Genesis 18,22-25.

Ähnliches gilt für andere Religionen auch - die Basis unserer Kulturen - Diese Entwicklung ging überall auf der Welt zum gleichen Zeitpunkt los - unter vielen Namen, Tao, Nirwana, Brahman, Gott,
und je nach gesellschaftlichen Bedingungen gabs verschiedene Denkmodelle, die wir alle noch intus haben.
Zuletzt geändert von Gretel am Di 10. Feb 2009, 11:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Umetarek
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

Recht und Unrecht und humanitäres Menschenbild hat sich hier vor allem durch Griechenland und Rom etabliert, die hatten zwar Götter, aber die hatten damit eigentlich nichts zu tun. ;)
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gallerie
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von gallerie »

...warum sollte ich mich vor den Thais fürchten? :blush:
adal
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von adal »

Cappucino hat geschrieben:WIe passt es eigentlich zusammen, daß in der Bibel viele Dinge beschrieben werden, die wir als unmoralisch und ungerecht empfinden und gleichzeitig reden wir von Moral im Zusammenhang mit Religion?
Max Weber: „Ich bin zwar religiös absolut unmusikalisch ... aber weder antireligiös noch irreligiös.“
Jürgen Habermas in seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, am 14. Oktober 2001 in der Frankfurter Paulskirche:
„Die Geschöpflichkeit des Ebenbildes drückt eine Intuition aus, die ... auch dem religiös Unmusikalischen etwas sagen kann“.

WIKI, Jürgen Habermas:
Der „egalitäre Universalismus, aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben, von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entsprungen sind“, ist für Habermas „unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der christlichen Liebesethik“.[113]

Habermas konzediert, dass sich im „nachmetaphysischen Denken“ moderner, säkularer Gesellschaften, „jeder generell verbindliche Begriff vom guten und exemplarischen Leben entzieht“. In den „heiligen Schriften und religiösen Überlieferungen“ finden sich dagegen über Jahrtausende wach gehaltene „Intuitionen von Verfehlung und Erlösung“. Sie stellen „hinreichend differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten und Sensibilitäten für verfehltes Leben, für gesellschaftliche Pathologien, für das Misslingen individueller Lebensentwürfe und die Deformation entstellter Lebenszusammenhänge“ zur Verfügung.[114]

Aufgabe einer „nachmetaphysischen“ Philosophie muss es sein, die kognitiven Gehalte der religiösen Überlieferung „im Schmelztiegel begründender Diskurse aus ihrer ursprünglich dogmatischen Verkapselung freizusetzen“, um so „eine inspirierende Kraft für die ganze Gesellschaft entfalten zu können“.
DIE ZEIT: Jürgen Habermas und Kardinal Ratzinger diskutierten über Religion und Aufklärung. Ein Beitrag aus dem Jahr 2004
Zuletzt geändert von adal am Di 10. Feb 2009, 13:04, insgesamt 6-mal geändert.
Gretel
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gretel »

Umetarek hat geschrieben:Recht und Unrecht und humanitäres Menschenbild hat sich hier vor allem durch Griechenland und Rom etabliert, die hatten zwar Götter, aber die hatten damit eigentlich nichts zu tun. ;)


interssiert Dich, was Papst Jokannes Zwo zu griechischer Kultur und Christentum gesagt hat? :)

http://www.forum-classicum.de/archiv201.htm
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Umetarek
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

Gretel hat geschrieben:


interssiert Dich, was Papst Jokannes Zwo zu griechischer Kultur und Christentum gesagt hat? :)

http://www.forum-classicum.de/archiv201.htm
Ehrlich gesagt nein, aber ich schau mal rein, versprochen!
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

Also wenn ich ihn richtig verstehe, sieht er auch in Griechenland die Wiege unserer Kultur, wofür das Christentum gut sein soll, kann ich seiner Rede nicht entnehmen.

Zum Papst: Ein studierter Mensch, der meint für Gott sprechen zu können, obwohl dieses Amt aus den "heiligen" Schriften nicht zu entnehmen ist, ist entweder doof, oder aber hinterhältig, oder meinetwegen auch machtgeil.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gretel »

Umetarek hat geschrieben:Also wenn ich ihn richtig verstehe, sieht er auch in Griechenland die Wiege unserer Kultur, wofür das Christentum gut sein soll, kann ich seiner Rede nicht entnehmen.

Zum Papst: Ein studierter Mensch, der meint für Gott sprechen zu können, obwohl dieses Amt aus den "heiligen" Schriften nicht zu entnehmen ist, ist entweder doof, oder aber hinterhältig, oder meinetwegen auch machtgeil.
Nun, er spricht doch von der gegenseitigen Befruchtung.

Das Papsttum geht laut kath. Lehre auf diese Bibelstelle zurück, der Papst gilt als Nachfolger von Petrus.

Mt 16, 13-19

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.[/q]


Und was das "für Gott sprechen" angeht, da frag mal Mohammed ;)

Und nicht nur der Papst hatte Nachfolger. (ist der Ali auch nur machtgeil und doof?)

http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_ibn_Abi_Talib
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

Gretel hat geschrieben:
Nun, er spricht doch von der gegenseitigen Befruchtung.

Das Papsttum geht laut kath. Lehre auf diese Bibelstelle zurück, der Papst gilt als Nachfolger von Petrus.

Mt 16, 13-19

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.[/q]


Und was das "für Gott sprechen" angeht, da frag mal Mohammed ;)

Und nicht nur der Papst hatte Nachfolger. (ist der Ali auch nur machtgeil und doof?)

http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_ibn_Abi_Talib
Machtgeil oder doof, natürlich, fast alle religiösen Führer sind das. Eigentlich könnte ich das fast streichen...

//das religös auch
Zuletzt geändert von Umetarek am Di 10. Feb 2009, 13:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

Umetarek hat geschrieben: Machtgeil oder doof, natürlich, fast alle religiösen Führer sind das. Eigentlich könnte ich das fast streichen...

//das religös auch
Herrlich wie wir uns bei dem Thema ergänzen - du schreibst und ich nicke ;) :thumbup:
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

Anavlis hat geschrieben:
Herrlich wie wir uns bei dem Thema ergänzen - du schreibst und ich nicke ;) :thumbup:
:friend: Geht mir bei dir meist auch so!
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von gallerie »

Umetarek hat geschrieben: :friend: Geht mir bei dir meist auch so!
...ihr habt euch eben lieb! :oops:
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

gallerie hat geschrieben: ...ihr habt euch eben lieb! :oops:
Dafür kennen wir uns noch nicht genug :blush: aber unsere Ansichten sind oft sehr ähnlich ;) naja und eine gewisse Grundsympathie dürfte auch vorhanden sein... ein guter Anfang wie ich finde ;)
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von gallerie »

Anavlis hat geschrieben:
Dafür kennen wir uns noch nicht genug :blush: aber unsere Ansichten sind oft sehr ähnlich ;) naja und eine gewisse Grundsympathie dürfte auch vorhanden sein... ein guter Anfang wie ich finde ;)
...habt ihr schon neben dem Rechner das Kerzchen brennen!
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von John Galt »

Das Christentum hat kein Patent/Monopol auf Nächstenliebe! :thumbup:

Humanismus sollte die Religion langfristig ersetzen. Denn der praktische Humanismus ist von Vernunft geleitet. Vielleicht gibt es dann ja auch weniger Gekloppe darum, wer jetzt den tolleren Gott hat :blink:
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

gallerie hat geschrieben: ...habt ihr schon neben dem Rechner das Kerzchen brennen!
Da kann ich nur für mich sprechen - nein... wie es bei Umetarek aussieht - keine Ahnung ;)
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Umetarek »

gallerie hat geschrieben: ...habt ihr schon neben dem Rechner das Kerzchen brennen!
Jetzt sag halt was zum Thema, dann zünd ich extra für dich ein Kerzchen an!
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von gallerie »

Umetarek hat geschrieben: Jetzt sag halt was zum Thema, dann zünd ich extra für dich ein Kerzchen an!
...Liebe und Kerzen haben in der christlichen Gesellschaft einen hohen Stellenwert.

Aber zum Thema, die Buddhisten leben nun mal in einer gottlosen Gesellschaft, muss man sie deshalb fürchten? Der eigene Tellerrand erschwert so manch objektive Sichtweise der Geschehnisse. Europa und das Christentum sind nicht der Nabel der Welt.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Büyükanıt »

Ich fürchte mich eigentlich nur davor, dass mir der Himmel irgendwan auf den Kopf fallen könnte. :nails:
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

Büyükanıt hat geschrieben:Ich fürchte mich eigentlich nur davor, dass mir der Himmel irgendwan auf den Kopf fallen könnte. :nails:
Alter Gallier ;)
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Pandora »

gallerie hat geschrieben: ...Liebe und Kerzen haben in der christlichen Gesellschaft einen hohen Stellenwert.
Schweine - und da machen die immer auf Moralapostel... :rant:
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Claud »

Cappucino hat geschrieben:Selbst Gysi hatte einmal gesagt, daß er sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchte. Was er damit meinte: nur rReligionen können den Menschen Regeln für moralisch verantwortlisches Handeln geben. Weder Politiker noch Wirtschaft könne das leisten.
Aber alle anderen Arten an Weltanschauungen. Die Aufklärung (insbesondere die Tendenz der Empfindsamkeit), der Humanismus, der Sozialismus, die Philanthropie etc. Dies alles sind Weltanschauungen, welche durchaus auch ohne eine Gottheit auskommen, nicht aber Regeln für moralisch verantwortliches Handeln aussparen.

Die Politik und Wirtschaft sind hierfür nicht zuständig, müssen ledeglich sicherstellen, dass diese Weltanschauungen niemals in eine Extrema driften, wo andere geschadet werden. Inwiefern die Gesellschaft dann dazu steht, hat sie selber auszumachen.
Büyükanıt

Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Büyükanıt »

Anavlis hat geschrieben:
Alter Gallier ;)
Galater Kelten (im Raum der Heutigen Türkei) galten als furchtlose Krieger und wollten sich unbedingt Alexanders Feldzug gegen Persien anschließen, woraufhin Alexander der Grosse ihren Anführer fragte: "Wovor fürchtet ihr euch?" (in der Hoffnung, sie würden antworten "vor dir"), aber der Keltenfürst sagte: "Vor nichts, ausser das uns der Himmel auf den Kopf fällt". :D
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Ibnjulia »

Ich bin auch der Meinung, dass man in einer moderne Gesellschaft keine Religion braucht um moralisch handeln zu können.
Außerdem glaube ich, dass eine Religion, die viele Anhänger, d.h. viel Macht hat, fast zwangsläufig benutzt wird, um Dinge zu tun, die moralisch eindeutig nicht rechtfertigbar sind.
Ein anderes Problem ist, dass religiöse Gesellschaften dazu neigen, die Gebote, die sie als von Gott festgelegt sehen, nicht auf Gesellschaften anderer Religion auszuweiten, sondern nur innerhalb ihrer Gesellschaft anzuwenden.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil!

...na gut, wer schreiben kann auch
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Cygnus
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Cygnus »

atompussy hat geschrieben:Das Christentum hat kein Patent/Monopol auf Nächstenliebe! :thumbup:

Humanismus sollte die Religion langfristig ersetzen. Denn der praktische Humanismus ist von Vernunft geleitet. Vielleicht gibt es dann ja auch weniger Gekloppe darum, wer jetzt den tolleren Gott hat :blink:
:thumbup: (Ich hätte nie gedacht, daß ich Dir jemals mit diesem Smilie antworten würde.) :mrgreen:

Gott ist eine leere Tafel, auf der nichts weiter steht, als was du selbst darauf geschrieben. (Martin Luther)


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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von aleph »

gallerie hat geschrieben:...warum sollte ich mich vor den Thais fürchten? :blush:

Da kommen wir eben auf den Punkt: was besagen diese Begriffe?
Erscheinungsformen der Asebie [Bearbeiten]
In erster Linie stellt die Leugnung der Existenz der Götter eine Asebie dar. Sie wurde etwa Anaxagoras vorgeworfen, der die Sonne für einen glühenden Stein und nicht für einen Gott hielt [4]. Ebenso wurde Protagoras die Aussage vorgeworfen, er wisse von den Göttern weder zu sagen, ob sie seien noch ob sie nicht seien. Der Asebietatbestand hatte dabei nicht das private, idealistische „Glauben“ im Blick, sondern die öffentliche Verweigerung der diesen Göttern zukommenden Ehrerbietung.

Auch die Lächerlichmachung der staatlich anerkannten Götter stellte einen Angriff auf die Staatsreligion dar, der unter die Asebie fiel. So wurde Alkibiades die Verhöhnung der Göttin Demeter und Kora durch Nachäffen der Mysterien vorgeworfen [5], dem Andokides die Verstümmelung von Hermesbüsten und Verunglimpfung der Mysterien von Eleusis.

Ferner war die Einführung neuer Gottheiten oder die Vergöttlichung von Menschen Asebie. Besonders in dem Anklagevorwurf gegen Sokrates, er verderbe die Jugend, kommt jedoch zum Ausdruck, dass ganz allgemein das Infragestellen der hergebrachten Werte der Gemeinschaft - zu denen in Athen das demokratische System gehörte - als Asebie angesehen wurde.

Asebeia war ein Begriff, mit dem die philosophischen Ansichten einiger antiker Gelehrter belegt wurden, so beispielsweise die des Anaxagoras und des Sokrates. Benutzt wurde der Vorwurf der Gottlosigkeit oft auch, um unliebige Gegenspieler der Konservativen abzustrafen.

Das Gegenteil der Asebeia ist die Eusebeia (εὐσέβεια), von der sich der lateinisch-griechische Name Eusebius herleitet.
Gottlosigkeit

Demnach hättest Du formal recht, denn der Buddhismus kennt zwar Heilige/Engel in Form von Bodhivastas, aber peronale Götter nicht. Aber da gibt es ser viele Religionen, die keine personalen Götter kennen.
Außerdem wird das den Fragestellern nicht gerecht: Für sie ist Gott=Gesetz und Gottlosigkeit=sittenlosigkeit, Wertelosigkeit, Verantwrtungslosigkeit. Thailand hat zwar einen bestimmten RUf, der aber sicherlich nicht dei Realität einer Gesellschaft widerspiegelt, die sehr wohl eine Richtschnur für ihr HAndeln kennt.

Der Denkfehler dabei ist: Wenn da eine Autorität über mir ist, die mich beobachtet, dann fürchte ich mich und bin rechtschaffen. Das wäre aber keine Rechtschaffenheit aus Überzeugung, nach dem Motto: "wenn Gott mal wegschaut, dann kann ich die Sau rauslassen". Umgekehrt: Wenn ich aufgrund persönlichen Nachdenkens, Einsicht und Erziehung zur Überzeugung gekommen bin, daß eine bestimmte ethische Handlungsweise richtig ist, dann brauche ich auch keine Religion, um mich meinen Überzeugungen gemäß zu verhalten.

"Gottlosigkeit" wird gerne von Christen verwendet, um z.B. Sexuelle Frezügigkeit, Homosexualität und Völlerei zu verurteilen, aber der BEgriff kommt aus dem antiken Griechenland, wo Gottlosigkeit unter Strafe stand und diese Sitten gang und gebe waren, die Christen verurteilen.

Weitere Begriffe:
Unter Tugend (Herk.: taugen im Sinne einer allgemeinen Tauglichkeit, lat. virtus, griech. ἀρετή, arete) versteht man eine Fähigkeit und innere Haltung, das Gute mit innerer Neigung (d. h. leicht und mit Freude) zu tun. Im allgemeineren Kontext bezeichnet man mit Tugend den Besitz einer positiven Eigenschaft.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tugend
Unter dem Begriff des Guten werden im Allgemeinen die moralischen bzw. ethischen Werte verstanden, die es anzustreben gilt, die wünschenswert und richtig sind. Gegenbegriffe sind das Schlechte, das Übel und vor allem das Böse.

Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet das Wort sowohl gut im moralischen Sinn, als auch gut im Sinne von qualitativer Hochwertigkeit. Es lassen sich also sowohl Begriffe wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Treue und Fleiß wie auch Gesundheit, Kraft, Wohlstand und Schönheit als gut bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Gute
Der Ausdruck "Moral" geht über das französische moral auf das lateinische moralis (die Sitte betreffend; lat: mos Sitte) zurück, das im von Cicero neugeprägten Ausdruck philosophia moralis als Übersetzung von êthikê (Ethik) verwendet wird.[1]

Der Ausdruck Moral bezeichnet dabei das, was als richtiges Handeln angesehen wird, sei es von einem Individuum, einer Gruppe oder einer ganzen Kultur. Der Ausdruck kann deskriptiv und normativ verwendet werden.

Moral beschreibt, was Menschen faktisch für richtig halten oder was sie gemäß ihrer Vorstellungen vom richtigen Handeln tun.

Der Begriff subsumiert aber auch die Forderungen und Erwartungen an andere, die erfüllt oder auch enttäuscht werden. Moral wird dabei oft als Fairness, Respekt gegenüber anderen, Rücksichtnahme, Achtung der Rechte anderer usw. verstanden. Jedoch können moralisch verbrämte Forderungen auch dazu dienen, ein abzulehnendes Verhalten möglichst ungestört fortführen zu können. Ein Beispiel hierfür ist das "Schulhofgesetz", dass tunlichst nicht bei den Lehrkräften "gepetzt" wird, was dazu führt, dass die ihre Mitschüler drangsalierenden Täter dank dieses Deckmantels weiterhin unbehelligt bleiben, da das Opfer ansonsten befürchten muss, sich bei einem "Verstoß" gegen diese ungeschriebene Regel in einem schlechten Licht wiederzufinden. Auch kann offenbar nicht in jeder Situation ein moralisches Verhalten im obigen Sinne sinnvoll sein. Das Versagen moralischer Anforderungen tritt auf, wenn ihre Befolgung nicht zu einem "fairen" bzw. moralisch einwandfreien Ergebnis führen kann. Ein klassisches Beispiel für dieses Dilemma ist das Brett des Karneades.

Der deskriptive Bedeutungsaspekt von "Moral" wird auch als Sittlichkeit bezeichnet. Diese kann in moralische Kritik geraten, wenn die realen Sitten eines Landes von einem nicht-konventionellen moralischen Standpunkt beurteilt werden.

Anstatt eine deskriptive und normative Verwendung von „Moral“ zu unterscheiden, kann „Moral“ als schlicht deskriptiv und gleichsinnig mit „Ethos“ verstanden werden. Darunter wären dann „regulierende Urteile und geregelte Verhaltensweisen“ zu verstehen - ohne dass über die rationale oder moraltheoretische Rechtfertigung derselben ein Urteil beansprucht wird. Letztere wird dann davon abgehoben als eine „Reflexionstheorie der Moral“, die dann als „Ethik“ bezeichnet wird.[2
Der Begriff Sittlichkeit bezeichnet die Übereinstimmung des Denken und Handelns mit dem Sittengesetz. Im Alltagsgebrauch beschreibt er die Forderung, das gesellschaftliche Regelwerk, also die guten Sitten und den Anstand zu wahren. In der Philosophie beinhaltet Sittlichkeit die Orientierung an den Regeln der Moral oder an allgemeinen Werten wie dem Guten oder dem Gerechten.


Einzelheiten [Bearbeiten]
Ziel der Sittlichkeit ist es, dem Individual-Egoismus Grenzen zu setzen, damit der Gemeinschaft durch eigensüchtige Handlungen Einzelner kein Schaden entsteht. Einem zu detaillierten sittlichen Regelwerk droht oft, dass es sich zeitlichen Veränderungen desto schwerfälliger anpassen kann, je mehr Regeln es untersteht - Folge: zu viele "gute alte Sitten" werden zu schnell abgelegt, die sittlichkeitsüberbringende ältere Generation verzweifelt angesichts dessen, Kulturpessimismus droht.

Im schlechteren Fall kann eine "offizielle" Sittlichkeit von gesellschaftlichen Entscheidern bewusst repressiv festgelegt werden und die Werteauffassungen einer ganzen Gesellschaftsgruppe beschneiden bzw. deformieren (z. B. der sittliche Katalog für Frauen in fundamentalistischen Gemeinschaften jeglichen Glaubens).

In traditionell männerbestimmten Gesellschaften wird den Frauen stets mehr Sittlichkeit (vor allem sexuelle) abverlangt. Männliche Vergehen gegen die Sittlichkeit (z. B. Bestechlichkeit oder Fremdgehen) werden eher milder geahndet als Unsittlichkeit von Frauen. Die Frauen sind in der gesellschaftlichen Ordnung für das generelle Funktionieren aller basalen Vorgänge des Alltags eher verantwortlich, diese wiederum sind stark abhängig vom Einhalten des sittlichen Kanons. So verbergen sich in dem Begriff Sittlichkeit nicht zufällig Tugenden wie Keuschheit und eheliche Treue, Redlichkeit, Frömmigkeit.

Alle genannten Tugenden sind in im neuzeitlichen Alltag sehr zurück getreten - man könnte daraus folgern, dass in der westlichen, multimoralischen Überfluss- und Mediengesellschaft eine Überarbeitung und Erneuerung ihres sittlichen Kataloges erforderlich ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sittlichkeit
Das Laster (von althochdeutsch: lastar, Schmach, Tadel, Fehler) ist eine schlechte Angewohnheit, von der jemand beherrscht wird. Oft bezeichnet es auch eine ausschweifende Lebensweise.

Das Laster ist eine ethische Wertung menschlichen Verhaltens, welches – im Gegensatz zur Tugend – als schädlich für den Einzelnen oder die Gemeinschaft angesehen wird. Es wird dabei bewusst nicht auf eine mögliche pathologische Wurzel des Missverhaltens gewiesen, (z. B. Alkoholismus als Krankheit), sondern seine moralische Verwerflichkeit benannt.

Als Laster gelten:

Trunksucht
Drogenkonsum, Rauchen
Völlerei (maßloses Essen und Trinken)
Spielsucht
sexuell ausschweifendes Verhalten
ausschweifender Lebensstil
Geiz
Verschwendung
Feigheit
Was als Laster angesehen wird, ist abhängig von der kollektiven Meinung innerhalb einer Gruppe und der kulturellen bzw. religiösen Prägung der Gesellschaften. So werden gängige westliche Verhaltensweisen, z. B. im relativ freien Umgang der Geschlechter, in islamischen oder fernöstlichen Gesellschaften oftmals als lasterhaft, dekadent und inakzeptabel, wenn nicht als Todsünde gebrandmarkt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Laster_(S%C3%BCnde)

Die Frage ist: senken Religiösität und Gottgläubigkeit die Kriminalitätsrate? DIe Antwort ist: Nein. Kriminalität steigt, wenn der Unterschied zwischen Arm und Reich besonders groß ist, nicht wenn die Leute vom Glauben abfallen.

Das Gleiche gilt auch für Abtreibung: Die meisten Abtreibungen gibt es da, wo es einerseits weniger Fernsehen und anderer seits weniger Verhütungsmittel gibt. Außerdem können Armut und Politik (siehe China) zu einer höheren Abtreibungsrate führen.

Die Abtreibungsrate war beispielsweise im ach so religiösen Mittelalter höher in Bezug auf die Bevölkerung, als sie es heute ist (was natürlich nicht heißt, daß der jetzige Zustand befriedigend ist). Es war damals leider auch üblich, überschüssige Kinder auszusetzen, die dann verhungerten. Also, Verkommenheit hat nichts mit Religion zu tun, sondern bestenfalls mit Wohlstand und Bildung.
Zuletzt geändert von aleph am Do 12. Feb 2009, 10:14, insgesamt 1-mal geändert.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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That's me
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von That's me »

Ich würde mich vor einer Gesellschaft fürchten, in denen es den bis jetzt noch geltenden kultur- und religionsunabhängigen Verhaltenskodex nicht mehr gibt. Stichwort kulturübergreifender Ethos.
http://209.85.129.132/search?q=cache:u2 ... =firefox-a

Die Regeln sind doch ganz einfach und decken sich auch mit einigen Geboten verschiedenster Religionen und den Menschenrechten.

Töte nicht
Stehle und betrüge nicht
Liebe den anderen wie dich selbst
Hilf anderen Menschen
Sei nicht gierig
Nimm Rücksicht auf andere
Warum töten wir Menschen die Menschen töten, um den Menschen zu zeigen, dass Töten falsch ist?
Amnesty International.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Büyükanıt »

That's me hat geschrieben:Ich würde mich vor einer Gesellschaft fürchten, in denen es den bis jetzt noch geltenden kultur- und religionsunabhängigen Verhaltenskodex nicht mehr gibt. Stichwort kulturübergreifender Ethos.
http://209.85.129.132/search?q=cache:u2 ... =firefox-a

Die Regeln sind doch ganz einfach und decken sich auch mit einigen Geboten verschiedenster Religionen und den Menschenrechten.

Töte nicht
Stehle und betrüge nicht
Liebe den anderen wie dich selbst
Hilf anderen Menschen
Sei nicht gierig
Nimm Rücksicht auf andere
Das sind aber nur sechs Gebote! :)
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von jellobiafra »

Hier eine Studie der Uni Heidelberg zu Thema. Thema Religiöse Orientierung und Kriminalität.
Hab mal kurz gegoogelt.
Offenbar gibt es doch irgendeinen Zusammenhang. Je höher die religiöse Orientierung desto geringer die Delinquenz. Die Ergebnisse im einzelnen scheinen etwas widersprüchlich zu sein.

http://www.uni-heidelberg.de/institute/ ... bilder.pdf
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gretel »

in einer Hamburger Schule mit Problemkindern aus Billstedt betet die .- absolut innovative und fortschrittliche - Lehrerin jeden Morgen mit den Kindern - sie beten z.B. für Opfer von bestimmten Anschlägen oder Morden oder Erdbebenopfern, die die Kinder aus den Nachrichten mitbekommen haben.

http://www.abendblatt.de/daten/2009/03/07/1076166.html
Muck watt jü wüllt - de Lüüd snackt doch.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von borus »

Büyükanıt hat geschrieben: Das sind aber nur sechs Gebote! :)
ja und da halten sich die menschen schon nicht drann
Sollte ich jemanden persönlich verletzt haben,das war nicht meine absicht und bitte ich hiermit offiziell um Entschuldigung. wahrheit ist wahrheit nur muss es einen geben der sie sagt und kein feigling sein
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Heinrich-73 »

atompussy hat geschrieben:
Humanismus sollte die Religion langfristig ersetzen. Denn der praktische Humanismus ist von Vernunft geleitet. Vielleicht gibt es dann ja auch weniger Gekloppe darum, wer jetzt den tolleren Gott hat :blink:
Sehe ich auch so.

Stellen wir uns doch mal eine Welt vor, in der es keine Religion gibt. Keine Selbstmordattentäter, keinen 11. September, keine Anschläge auf die Londoner U-Bahn, keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgungen, keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern, keine öffentlichen Enthauptungen von Ketzern, keine Prügel für das Verbrechen, zwei Zentimeter nackte Haut zu zeigen.

- Richard Dawkins -
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von King Kong 2006 »

Heinrich-73 hat geschrieben: Sehe ich auch so.

Stellen wir uns doch mal eine Welt vor, in der es keine Religion gibt. Keine Selbstmordattentäter, keinen 11. September, keine Anschläge auf die Londoner U-Bahn, keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgungen, keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern, keine öffentlichen Enthauptungen von Ketzern, keine Prügel für das Verbrechen, zwei Zentimeter nackte Haut zu zeigen.

- Richard Dawkins -
Das Buch von Dawkins ist recht interessant. Aber offenbar gehört, das was man gemeinhin als Religion, Religiösität und Spiritualität bezeichnet zum Menschsein dazu. Inwiefern dies einen psychologischen, soziologisch Nutzen (siehe Meme) hat oder ein "Religionsgen", ist die (vermutlich nie ganz lösbare) Frage.

Ich behaupte, daß es zum Menschsein in der einen oder andere Form, mehr oder weniger einfach dazu gehört. Für ewig. Es tauchte bei den Steinzeitmenschen auf, sobald der Mensch in das Licht eines Bewußtseins trat (siehe Jagdrituale bei Höhlenmalereien oder Gräber), das eine höhere Stufe zu einem tierischen Bewußtsein hat. Oder wird erst wieder dann verschwinden, wenn der Mensch verschwindet.

Das entwickelte Bewußtsein des Menschen, stärker abgehoben und ausgegrenzter vom Kreislauf des Lebens, ist wohl automatisch in der Lage Bilder und Gefühle zu erzeugen und diesem Namen zu geben, metaphysisch. Wozu Tiere, die stärker in der Natur verhaftet sind, viel unmittelbarer ein Teil dessen, nicht in der Lage sind.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Heinrich-73 »

King Kong 2006 hat geschrieben:
Das Buch von Dawkins ist recht interessant. Aber offenbar gehört, das was man gemeinhin als Religion, Religiösität und Spiritualität bezeichnet zum Menschsein dazu. Inwiefern dies einen psychologischen, soziologisch Nutzen (siehe Meme) hat oder ein "Religionsgen", ist die (vermutlich nie ganz lösbare) Frage.

Ich behaupte, daß es zum Menschsein in der einen oder andere Form, mehr oder weniger einfach dazu gehört. Für ewig. Es tauchte bei den Steinzeitmenschen auf, sobald der Mensch in das Licht eines Bewußtseins trat (siehe Jagdrituale bei Höhlenmalereien oder Gräber), das eine höhere Stufe zu einem tierischen Bewußtsein hat. Oder wird erst wieder dann verschwinden, wenn der Mensch verschwindet.

Das entwickelte Bewußtsein des Menschen, stärker abgehoben und ausgegrenzter vom Kreislauf des Lebens, ist wohl automatisch in der Lage Bilder und Gefühle zu erzeugen und diesem Namen zu geben, metaphysisch. Wozu Tiere, die stärker in der Natur verhaftet sind, viel unmittelbarer ein Teil dessen, nicht in der Lage sind.
Bei den Steinzeitmenschen oder heutigen Naturvölkern mag die Religion wohl eine wichtige Funktion gehabt haben bzw. noch haben und wir verdanken ihr natürlich auch viele kulturelle Errungenschaften. Das mit dem "Religionsgen" halte ich jedoch ehrlich gesagt für eine ziemlich abenteuerliche Theorie.

Doch viele Dinge, die vor Urzeiten oder gar vor hundert Jahren noch ungläubiges Staunen hervorgebracht hätten lassen sich heute wissenschaftlich erklären und die 10 Gebote sind durch Kants kathegorischen Imperativ (meiner Meinung nach) obsolet geworden.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von King Kong 2006 »

Heinrich-73 hat geschrieben: Bei den Steinzeitmenschen oder heutigen Naturvölkern mag die Religion wohl eine wichtige Funktion gehabt haben bzw. noch haben und wir verdanken ihr natürlich auch viele kulturelle Errungenschaften. Das mit dem "Religionsgen" halte ich jedoch ehrlich gesagt für eine ziemlich abenteuerliche Theorie.

Doch viele Dinge, die vor Urzeiten oder gar vor hundert Jahren noch ungläubiges Staunen hervorgebracht hätten lassen sich heute wissenschaftlich erklären und die 10 Gebote sind durch Kants kathegorischen Imperativ (meiner Meinung nach) obsolet geworden.
Was ich von einem "Religionsgen" halten soll, weiß ich auch nicht, aber die Debatte darüber ist interessant.

Was Kant´s kategorischen Imperativ betrifft, fällt mir in diesem Kontext Ludwig Feuerbach ein, der leider dahinsichtlich etwas stiefmütterlich behandelt wird. Aber bei einer religionskritischen Herangehensweise, Beachtung finden sollte. Dabei macht er die Religion, hier das Christentum, dem er sich maßgeblich widmete, nicht schlecht in dem Sinne, daß er sinnlose beleidigende Kritik äußerte, sondern versuchte der Religion einen philosphischen, psychologischen, anthropologischen Sinn zu geben. Aber mit dem Hintergedanken ihn somit durch den Humanismus ersetzen zu können. Karl Marx bezog sich später auf ihn (Opium fürs Volk).
Feuerbach gelangte so zu einer Erklärung, die im modernen Sinne humanwissenschaftlich ist: Die Religion ist nicht einfach „Unsinn“ oder „Aberglaube“, sie ist die bildhafte Äußerung von Eigenschaften und Impulsen, von „Kräften“, die der Mensch als so wichtig und wesentlich empfindet, dass sie für ihn sein „Wesen“, sein eigentliches Menschsein ausmachen: Die Religion ist „identisch … mit dem Bewusstsein des Menschen von seinem Wesen“.[29] Diese Kräfte erscheinen ihm nicht als individuell begrenzt, sondern als über den einzelnen Menschen hinausgehend: „Wille, Liebe oder Herz sind keine Kräfte, welche der Mensch hat“, sie sind „die ihn beseelenden, bestimmenden, beherrschenden Elemente, denen er keinen Widerstand entgegensetzen kann“.[30] Und weil der Mensch diese Kräfte oder Fähigkeiten als über seine individuelle Beschränktheit hinausgehend empfindet, hypostasiert und verabsolutiert er sie, er setzt sie „aus sich hinaus“ und verehrt sie „als ein andres, von ihm unterschiednes, eignes Wesen“.[31]

Dieses Verständnis des Gottesglaubens erlaubt im Rückschluss die anthropologische Deutung der Religion: „Die Religion ist die Reflexion, die Spiegelung des menschlichen Wesens in sich selbst.“ – „Gott ist der Spiegel des Menschen.“ – „Gott ist das offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des Menschen.“[32] Die religiösen Glaubensinhalte vermitteln also eine Botschaft, sie geben Aufschluss über das „Wesen“ des Menschen: Gott ist für den Menschen das „Stammbuch, in welches er die Namen der ihm teuersten, heiligsten Wesen einträgt“.[33] In zwölf Kapiteln des Wesens des Christentums versuchte Feuerbach, die wichtigsten „Geheimnisse“ des christlichen Glaubens nacheinander zu deuten, indem er ihren anthropologischen Gehalt herausschälte: Wenn die Religion sagt, Gott liebe den Menschen, so bedeute das: „Das Höchste ist die Liebe des Menschen“.[34] Oder: „Das Geheimnis des leidenden Gottes“ besagt: „Leiden für andere ist göttlich“.[35] Und dass Gott empfindet, heißt: „Die Empfindung ist göttlichen Wesens“.[36]

Bemerkenswert ist, dass Feuerbach hinter den „Geheimnissen“ des Glaubens stets das „Herz“ oder „Gemüt“ vorfand, wobei er beide Wörter synonym und paarweise verwendete; Begriffe wie „Empfindung“, „Gefühl“, „Phantasie“ treten oft ergänzend hinzu. Feuerbach hatte damit offensichtlich etwas im Blick, wofür es seiner Zeit noch keinen adäquaten Begriff gab („Seele“ und „Geist“ waren religiös oder philosophisch besetzt), und was wir heute als Psyche bezeichnen: das Zusammenspiel der teils bewussten, teils unbewussten Regungen, Empfindungen und Vorstellungen, die im Menschen das affektiv-emotionale Verhalten und weitgehend auch die Wahrnehmung bestimmen. Für den mit dem psychoanalytischen Ansatz vertrauten Leser ist die Nähe zu Freud nicht zu übersehen.
Karl Marx
Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem auch den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: „Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sichrer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“.[56]
Friedrich Nietzsche
Nietzsche hatte sich in seiner Jugend die philosophische Bildung selbst angeeignet. Seine Lektüren waren entsprechend unsystematisch, aber Feuerbach zählte zu den gelesenen Autoren; die Gedanken über Tod und Unsterblichkeit und Das Wesen des Christentums standen sogar auf dem Wunschzettel zu seinem siebzehnten Geburtstag.[65] Mehrfach wurde in der Sekundärliteratur auf Parallelen zwischen Jugendschriften Nietzsches und Feuerbachs Philosophie hingewiesen.[66]
Allerdings hat sich Feuerbach nie in dieser Schärfe wie später Marx oder Nietzsche zum Thema geäußert. Wobei "Schärfe" nicht mit Tiefsinnig verwechselt werden sollte. Wenigstens von Marx sagt man er habe Feuerbach deutlich uminterpretiert.
In den veröffentlichten Werken kommt diese allerdings nicht vor. Der reifere Nietzsche notierte: „Fichte, Schelling, Hegel, Schleiermacher, Feuerbach, Strauß – alles Theologen.“ Und: „Fichte, Schelling, Hegel, Feuerbach, Strauß – das stinkt alles nach Theologen und Kirchenvätern
Politik
Einer der Hauptpunkte der marxistischen Kritik betraf den „unpolitischen“ Charakter von Feuerbachs Philosophie. Die Ergebnisse der neueren Feuerbach-Forschung berechtigen eher zur gegenteiligen Feststellung: Schon in biographischer Hinsicht war, von Marx abgesehen, kein Philosoph des 19. Jahrhunderts so „politisch“ und „fortschrittlich“ gesinnt wie Feuerbach. Ihm fehlte sicherlich die Eignung zum politischen Aktivisten. Doch die auffällig vielen Freundschaften mit Radikaldemokraten der Paulskirchen-Zeit und mit sozialistischen „Agitatoren“ (u.a. mit Édouard Vaillant, der in der Pariser Kommune und später in der sozialistischen Bewegung Frankreichs eine bedeutende Rolle spielte[73]), ebenso wie die Verehrung, die er in der deutschen Sozialdemokratie genoss[74] – das alles zeigt, dass in Feuerbachs Philosophie ein erhebliches politisches Potential steckte. Marx konstatierte in einem Brief an Feuerbach: „Sie haben – ich weiß nicht, ob absichtlich – in diesen Schriften dem Sozialismus eine philosophische Grundlage gegeben, und die Kommunisten haben diese Arbeiten auch sogleich in dieser Weise verstanden.“[75] Feuerbach misstraute freilich einer unmittelbaren politischen „Umsetzung“ von philosophischen Theorien, er erblickte zumindest im französischen Sozialismus gefährliche Tendenzen zum Fanatismus und Despotismus
Humanwissenschaften
Feuerbach zählt sicherlich auch zu den Wegbereitern der modernen Humanwissenschaften. Im Falle der Freudschen Psychoanalyse ist sein Beitrag unleugbar. Max Scheler bezeichnete ihn als einen der „großen Triebpsychologen“, und Simon Rawidowicz meinte in Bezug auf Freuds Schrift Die Zukunft einer Illusion: „Hätte Freud hier seine Vorgänger aufgezählt, so hätte Feuerbach in vorderster Reihe stehen müssen“.[80] Auch Max Webers grundlegender Begriff der „Deutung“ erinnert an das Verfahren von Feuerbachs Religionskritik

http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuerbach
In seiner Projektionstheorie wird noch einmal komprimiert deutlich um was es Feuerbach geht. Wie er die Sache sieht.
Projektionstheorie

Die Projektionstheorie ist eine atheistische Erklärung für den Sinn von Religion und Gott durch Ludwig Feuerbach.

Demnach ist Gott nur die Summe aller Wünsche (nach Unsterblichkeit, Vollkommenheit, Glückseligkeit, Gleichberechtigung) jedes Menschen, die dieser aber nicht als Wünsche anerkennt, sondern in einer von sich selbst gebildeten Gottheit projiziert. Der Mensch wird als das negative Extrem dargestellt. Der Mensch ist endlich, sündhaft, unvollkommen und ohnmächtig. Der Mensch stellt sich seinen Gott dann mit seinen Wünschen vor, so wie er sein will: unendlich, ewig, vollkommen, mächtig und vor allem heilig. Dieser Gott wird benutzt, um den Mitmenschen eine Macht überzuordnen, mit der Autorität Gesetze zu erlassen, die von allen Mitgliedern der Gesellschaft beachtet werden. Damit sichert sich jeder Mensch seinen Schutz vor Übergriffen seiner Mitmenschen auf sein Naturrecht. Zugleich aber verliert er den Teil seiner Wünsche als Teil seiner selbst, daher ist Religion und die Vorstellung eines Gottes negativ zu betrachten und Feuerbach kommt zu der Forderung, Theologie müsse Anthropologie und Physiologie werden. Der Mensch muss für den Menschen das höchste Wesen werden.
Warum also entsteht bei dieser ›Projektion‹ das Bild Gottes, das Bild eines Unendlichen, Göttlichen, Unbedingten, Absoluten und nicht nur wieder ein Doppelbild von uns selbst? Wir leben in einer Welt, die uns nur mit endlichen, bedingten Erscheinungen zu tun gibt, und doch finden wir in uns »ein Bewusstsein von etwas Absolutem«, gibt es für jeden von uns etwas, »was uns unbedingt angeht« und dem unser letztes Interesse gilt. Das nimmt der Glaube als Zeichen Gottes: »Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.« So weit die Gedanken von Paul Tillich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Projektionstheorie
So gesehen, ist meiner Meinung nach das Element des Religiösem, des Spirituellem bei fast jedem Menschen in irgendeiner Form vorhanden. Da mache ich auch zunächst keine großen Unterschiede, ob jemand an einen "katholischen Gott" glaubt, JAHWE, der schiitischen Lehre folgt, Mahayana-Buddhist ist, ein Schamane oder sich Salz über die Schulter streut, oder vor einer Prüfung, einem Boxkampf oder Autorennen bestimme Rituale vollzieht, gleiche Verhaltensmuster und bestimmtes vermeidet. Dies hat für mich mehr oder weniger alles eine Komponente die sie verbinden.

Ob man nun eine gottlose Gesellschaft fürchten muß ist zwar die Threadfrage, aber sie stellt sich mir so nicht. Weil es immer einen Gott geben wird, solange es Menschen geben wird. Er wird mal mehr, mal weniger da sein, in der einen oder anderen Form. Grundsätzlich halte ich religiöse Riten und Spiritualität für zweckdienlich und unabwendbar. Nur macht wie immer es die Dosis aus, wann es giftig wird.

Emilie Durkheim sollte auch noch erwähnt werden. Er beschäftigte sich stärker soziologisch mit dem Thema und wollte dem Urgrund der Religiösität auf den Grund kommen. (Religionssoziologie)
David Émile Durkheim [eˈmil dyʀˈkɛm] (* 15. April 1858 in Épinal, Frankreich; † 15. November 1917 in Paris) war ein französischer Soziologe und Ethnologe. Er gilt als einer der Begründer der empirischen soziologischen Wissenschaft mit einer eigenständigen Methode, die nicht nur der Illustration von Hypothesen, sondern deren Beweis dient.

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_Durkheim
Die elementaren Formen des religiösen Lebens (Les formes élémentaires de la vie religieuse) ist ein 1912 erschienenes Buch von Émile Durkheim.

Es befasst sich mit der Frage nach dem Wesen der Religion. Mit diesem Werk bildet Durkheim die Grundlage für eine funktionalistische Betrachtung der Religion, indem er als ihr wesentliches Kernelement ihre Funktion zur Stiftung gesellschaftlichen Zusammenhalts und gesellschaftlicher Identität ausmacht. In Anschluss an Durkheim wird von einzelnen Vertretern der Religionssoziologie all das als Religion interpretiert, was in verschiedenen Gesellschaften eben derartige Funktionen erfüllt. Demgegenüber steht ein substantialer Religionsbegriff, der Religion an bestimmten inhaltlichen Merkmalen (Vorstellungen von Transzendenz, Ausbildung von Priesterrollen etc.) festmacht.
Interessant ist, daß er dabei in dem Buch "Die elementaren Formen des religiösen Lebens" dabei als wesentliches Studienobjekt auf den Totemtismus der Aborigines zurückgeht. Weil er dort eine der unmittelbarsten, noch nicht verwässerten Religiösität vorzufinden glaubte. Anders als z.B. im Christentum, das ein Universum älterer Glaubensvorstellungen aufgesogen hatte. Jungfrauengeburt, Heiligkeit, Gottesohn, Propheten, alles schon vorher dagewesen, dazu Riten wie einen Tannenbaum zur Geburt Christi usw. Da hätte man erstmal alles entblättern müssen. Der Totemtismus erschien ihm da geeigneter, da er der Urform, des Entstehens von Religion unvermittelter Gegenüberstand. Bei einem archaischen Volk. Sozusagen Steinzeitvolk.
1. Die primitive Religion ist ein Clankult.
2. Dieser Clankult ist totemistisch.
3. Der Gott des Clans ist der spiritualisierte Clan selbst.
4. Der Totemismus stellt die elementarste und ursprünglichste bekannte Religionsform dar
In Punkt 3. ähnelt er Feuerbach, der ja sagte, daß das Göttliche im Grunde genommen das Gute, das zu erreichende Perfekte des Menschen ist, das er in etwas außerhalb seines Daseins projeziert.
Glaubensüberzeugungen und Riten, wobei erstere Meinungen, letztere Handlungsweisen darstellen. Da sich Riten auf bestimmte Ziele beziehen, die in den Glaubensüberzeugungen gefunden werden, ist es notwendig, den Glauben vor dem Ritus zu bestimmen. Vorausgesetzt wird eine Aufteilung der Welt in zwei Bereiche: profan und heilig. Durkheim definiert die eingeführten Begriffe zusammenfassend wie folgt (S. 67):

Heilige Dinge: „was die Verbote schützen und isolieren“
Profane Dinge: „worauf sich diese Verbote beziehen und die von den heiligen Dingen Abstand halten müssen“
Religiöse Überzeugungen: „Vorstellungen, die die Natur der heiligen Dinge und die Beziehungen ausdrücken, die sie untereinander oder mit profanen Dingen halten“
Riten: „Verhaltensregeln, die dem Menschen vorschreiben, wie er sich den heiligen Dingen gegenüber zu benehmen hat“

Als vorläufige Definition für Religion ergibt sich aus den dargelegten Gedankengängen somit „die Summe der Überzeugungen und der entsprechenden Riten“. Dieser Vorschlag beinhaltet jedoch das Problem, dass es sich in gleicher Weise auch auf die Magie anwenden lässt. Die Lösung des Problems ergibt sich durch Einbeziehung des Begriffs der Kirche („Eine Gesellschaft, deren Mitglieder vereint sind, weil sie sich die heilige Welt und ihre Beziehungen mit der profanen Welt auf die gleiche Weise vorstellen und diese Vorstellungen in gleiche Praktiken übersetzten“ (S. 71)), denn während nämlich jede Religion eine Kirche besitzt, gibt es in der Magie zwischen den Individuen und dem Magier keine dauerhaften Beziehungen. Durkheim kommt somit am Ende zu folgender Definition: „Eine Religion ist ein solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige, d. h. abgesonderte und verbotene Dinge, Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer und derselben moralischen Gemeinschaft, die man Kirche nennt, alle vereinen, die ihr angehören.“ (S. 75)

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_elemen ... sen_Lebens
„Die Religion hat einen Sinn, den auch der unbeugsamste Rationalist nicht verkennen kann. IhrHauptziel ist nicht, dem Menschen eine Darstellung der physischen Welt zu geben. Denn wenn dasder Fall wäre, dann könnte man nicht verstehen, wie sie sich hat halten können, da sie in dieserBeziehung nicht mehr als ein Netz von Irrtümern ist. Sie ist vor allem ein Begriffssystem, mit dessenHilfe sich die Menschen die Gesellschaft vorstellen, deren Mitglieder sie sind, und die dunklen aberengen Beziehungen, die sie mit ihr haben.”
Selbst in sozialistischen oder faschistischen Gesellschaften, die vermeintlich atheistisch sind kommt man nicht um solche Strukturen und Wirkungsweisen umhin, denn was sind Stalin, Hitler und Co. anderes als Heilsbringer, als Heilige und Propheten? Ideologien anderes als Erlösungstiftenden, Hoffnungsbringende Dinge? Religiöse Riten ersetzt durch politische Handlungen, Symbolik und Organisationen? Die alles zum Guten wenden sollen. Das geht aus dem Menschen nicht raus, egal wie man es nennt. Das ist ein wesentliches Merkmal, nämlich, daß Menschen so etwas haben, nicht Tiere. Ich finde, dies nicht mal abwertend Tiere gegenüber, aber es muß irgendeinen Nutzen bei komplexeren Gesellschaften und einem Bewußtsein haben. Neben dem, den die Religion natürlich selbst vorgibt.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Mi 25. Mär 2009, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gert »

King Kongs Analyse ist recht treffend. Man muss eine gottlose Gesellschaft nicht fürchten, weil jede Gesellschaft, die sich von "alten" Göttern trennt ihre eigenen Götter hervor bringen wird.
Selbst der vielgepriesene Humanismus kann zu einer Ersatzreligion verkommen.
Ich weiß nicht, ob sich in der Masse der Menschen so viel Vernunft findet, das sie eine Welt schaffen können, die human ist, ohne das da irgend eine Steuerung im Hintergrund diese Humanität regelt.
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Heinrich-73
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Heinrich-73 »

Gert hat geschrieben:King Kongs Analyse ist recht treffend. Man muss eine gottlose Gesellschaft nicht fürchten, weil jede Gesellschaft, die sich von "alten" Göttern trennt ihre eigenen Götter hervor bringen wird.
Selbst der vielgepriesene Humanismus kann zu einer Ersatzreligion verkommen.
Ich weiß nicht, ob sich in der Masse der Menschen so viel Vernunft findet, das sie eine Welt schaffen können, die human ist, ohne das da irgend eine Steuerung im Hintergrund diese Humanität regelt.
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Das wäre aber dann eine Religion ohne einen Gott.
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Gert
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Gert »

Heinrich-73 hat geschrieben: Das wäre aber dann eine Religion ohne einen Gott.
..................................
Wirklich? Vielleicht würde sie sich aber auch ihren Gott schaffen. Der Buddhismus ist im Grunde eine "gottlose" Religion, die dem Menschen einen Weg der Vernunft weisen möchte. Meide, was dir Leiden schafft. Also meide Leidenschaft. Sehr verkürzt dargestellt.
Dennoch hat sich im Laufe der Zeit manches daraus entwickelt, was von dem Ansatz, den ein Gautama Sidharta einst hatte, abweicht. Bis dahin, das es Gruppierungen gibt, die Buddhaselbst als Gott verehren. Diesen Effekt hat er wohl nicht haben wollen.
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Heinrich-73
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Heinrich-73 »

@King Kong 2006
Danke für diese umfangreiche Zusammenfassung. ;)

Von Feuerbach hätte ich gerne mehr gelesen. Das Marx sich auf ihn bezog war mir bekannt. Nietzsche stammt ursprünglich aus einem sehr religiösen Elternhaus, seine Kritik an der Religion ist möglicherweise auch darauf zurückzuführen.

Wenn das Element des spirituellen und religiösen in jedem Menschen vorhanden ist, wie Du glaubst, dann ist es meiner Meinung nach immer noch das Ergebnis der sozialen Prägung, bei vielen schon im frühesten Kindesalter. Der Personenkult um Hitler (galt als Katholik) und Stalin (besuchte in seiner Jugend ein Priesterseminar) erklärt sich möglicherweise auch aus ihrer Vergangenheit und ihren Erfahrungen.

Auch im Tierreich ist zum Beispiel altruistisches Verhalten nichts ungewöhnliches.

http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_ ... ismus.html
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King Kong 2006
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von King Kong 2006 »

Heinrich-73 hat geschrieben:@King Kong 2006Wenn das Element des spirituellen und religiösen in jedem Menschen vorhanden ist, wie Du glaubst, dann ist es meiner Meinung nach immer noch das Ergebnis der sozialen Prägung, bei vielen schon im frühesten Kindesalter. Der Personenkult um Hitler (galt als Katholik) und Stalin (besuchte in seiner Jugend ein Priesterseminar) erklärt sich möglicherweise auch aus ihrer Vergangenheit und ihren Erfahrungen.
In den Biografien beider findet man ja tatsächlich Ereignisse, die auf eine religiöse Prägung schließen lassen können, sozusagen im Millieu.

Aber ich wollte mich nicht auf diese beiden Personen an sich versteifen, sondern stellvertretend auf Personen und Wirkmechanismen verweisen, die auf gewisser Weise fast spirituell-religiös zu deuten wären.
Auch im Tierreich ist zum Beispiel altruistisches Verhalten nichts ungewöhnliches.

http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_ ... ismus.html
Dazu gibt es eine andere interessante These, nämlich, daß bei der Annahme, daß die Natur nichts unnützes evolutionär zu Wege bringt, die Homosexualität ihren Nutzen hat. So auch im Tierreich. Das homosexuelle Tiere die Funktion des Schutzes und Ernährung der Tierkinder anderer verstärkt übernehmen können. Denn anders als beim Menschen, kann es z.B. beim tierischen Weibchen keine künstliche Befruchtung im Tierreich o.ä. geben. Trotzdem gibt es homosexuelle Tiere. Immer und immer wieder, wie homosexuelle Menschen. Wobei man im letzteren Falle, zumindest die Behauptung aufstellen könnte, daß dies mittlerweile dadurch auch genetisch weitergegeben wird, weil eine Fortpflanzung (wider des eigentlichen Willens, durch gesellschaftlichen Zwang im heterosexuellen Bereich) oder jüngst durch künstliche Befruchtung möglich wäre. Aber das kennen Tiere nicht, wenn es also weiterhin homosexuelle Tiere gibt, will das die Natur so. Es muß also einen evolutionären Sinn und Nutzen geben. So die Annahme.

Was den Altruismus im Tierreich betrifft, würde ich es aber nicht mit einer Religiösität oder Spiritualität beim Menschen gleichsetzen. Es ist offenbar nützlich. So handeln aber auch Menschen, die "religionsfrei" sind. Z.B. könnte ein Atheist auf einem sinkenden Schiff zuerst Frauen und Kinder von Bord lassen und dann Gefahr laufen zu ertrinken. Ganz ohne einen religiösen Hintergrund. Altruistisch. Weil seine Moralvorstellungen und Gewissen es ihm gebieten. Oder die Angst als Arschloch in der Presse rüberzukommen, oder weil eine innere Stimme (Natur) es ihm sagt, schütze die Nachkommen und die Weibchen zum Erhalt der Spezies. Männer lassen sich immer finden, kannst ertrinken. ;)

So etwas wie Spiritualität, Religiösität meine ich findet man nicht im Tierreich. So etwas wie Kultur mag es in Ansätzen geben. Z.B. bei Primaten. Einige Schimpansenclans haben z.B. unterschiedliche Herangehensweisen an Probleme entwickelt. Z.B. bei der Nahrungssuche (Zweige beim Ameisenangeln, Fleischfressen) oder bei der Ernährung in Krankheitsfällen (gezieltes fressen von Blättern, die antibiotische Wirkstoffe enthalten und den Nachkommen beigebracht wird). Das bezeichnen die Forscher als durchaus kulturelle Eigenschaften einzelner Affengruppen. Die sie nicht untereinander teilen. Sie selbst entwickelt haben. Das wäre sicherlich eine Vorstufe zur Spiritualität/Religiösität. Aber noch lange davon entfernt.
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von adal »

King Kong 2006 hat geschrieben:Dazu gibt es eine andere interessante These, nämlich, daß bei der Annahme, daß die Natur nichts unnützes evolutionär zu Wege bringt, die Homosexualität ihren Nutzen hat.
Das ist eine falsche deterministische Betrachtungsweise. Nicht jede Variation muss evolutionsbiologisch "nützlich" sein, es genügt, dass sie im Hinblick auf die Arterhaltung nicht schadet.
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King Kong 2006
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Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von King Kong 2006 »

adal hat geschrieben:Das ist eine falsche deterministische Betrachtungsweise. Nicht jede Variation muss evolutionsbiologisch "nützlich" sein, es genügt, dass sie im Hinblick auf die Arterhaltung nicht schadet.
Deswegen sage ich ja auch These. Dazu gibt es verschiedenen Theorien.

Das ist auch nicht der springende Punkt in der Diskussion. Sondern, daß vermeintlich artabweichende Handlungen, oder Aufopferung für Andere, die sonst eher Menschen zugesprochen werden (Altruismus, Homosexualität im Sinne der erwähnten These), zwar auch im Tierreich zu finden sind, aber dieses nicht bezüglich der Spiritualität oder Religiösität beim Menschen eine Erklärung bietet. Das ist nicht dasselbe. Das ist einmalig beim Menschen.
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Harry Haller
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Gott, Religion und Moral

Beitrag von Harry Haller »

Cappucino hat geschrieben:Selbst Gysi hatte einmal gesagt, daß er sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchte. Was er damit meinte: nur rReligionen können den Menschen Regeln für moralisch verantwortlisches Handeln geben. Weder Politiker noch Wirtschaft könne das leisten.
Moralisch verantwortliches Verhalten ist meines Erachtens unabhängig von einer Religion oder einem Gott, sondern hängt einzig von den moralischen Werten der Gesellschaft und dem Maße, in dem diese von der Gesellschaft umgesetzt werden, ab. Daß Religion hierzu einen Beitrag leisten kann, haben die frühen Christen bewiesen, deren Handeln von moralischen Prinzipien wie Nächstenliebe und gewaltlosem Widerstand bestimmt wurde; dasselbe können im übrigen auch Politiker und Wirtschaftsführer bewirken - und es gibt in der Tat mehrere, die dies bereits tun bzw. in der Vergangenheit getan haben (zweilfelsohne gab es in der Vergangenheit davon mehr als heutzutage). Obwohl in der Öffentlichkeit stehende Personen dabei einen größeren Teil der Gesellschaft ansprechen können, nützt dies jedoch nichts, wenn nicht jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft diese moralischen Prinzipien an seine unmittelbare Umgebung weitergibt.
Cappucino hat geschrieben:Darüber kann man sicherlich diskutieren. Meine These: Dazu braucht man keine Götter. Warum soll ich ein Kind anlügen und ihm erzählen, es gäbe Gott und ihm gleichzeitig sagen "Du sollst nicht lügen?"
Wer behauptet, man lüge ein Kind an, wenn man ihm erzählt, daß es keinen Gott gibt, der muß nach den Gesetzen der Logik erst einmal beweisen, daß es keinen Gott gibt. Erstaunlicherweise wird die viel gepriesene Logik bei sogenannten aufgeklärten Menschen besonders gerne geopfert, wenn es um die Abwehr alles Metaphysischen und Transzendenten geht.

Wie bereits weiter oben gesagt, braucht man keine Götter, Politiker oder Wirtschaftbosse zur Vermittlung moralischer Prinzipien; gerade deshalb würde ich auch nicht mit Gott bzw. Religion argumentieren, wenn ich die Lüge als moralisch verwerflich erklären möchte.
Cappucino hat geschrieben:Ich denke, Nachdenken, Philosophie, Erziehung und Bildung sind ebenfalls Wege dorthin. Der Satz "Füge niemandem etwas zu, das Du nicht willst, daß man es Dir tue" hat mit Religion nichts zu tun, es ist einfach nur logisch. Trotzdem gebe ich zu: neben anderen Vorteilen ist das mit Religion leichter.
Selbstverständlich ist ein hoher Bildungsstand und generell die Fähigkeit des Menschen zur Reflexion geeignet, um zu allgemein anerkannten Moralvorstellungen einer Gesellschaft zu führen - und ich denke nicht, daß Religion dies erleichtert.

Die Äußerung "Füge niemandem etwas zu, das Du nicht willst, daß man es Dir tue" scheint wohl in Richtung "gesunder Menschenverstand" zu gehen, vor dem ich nicht müde werde zu warnen, denn mit dem sogenannten "gesunden Menschenverstand" werden - in Extremsituation - auch gerne einmal die schlimmsten Verstöße gegen geltende moralische Prinzipien gerechtfertigt; geltende moralische Prinzipien müssen aber derart gefestigt und in der Gesellschaft verankert sein, daß sie auch diese Extremsituationen schadlos überstehen können.
Zuletzt geändert von Harry Haller am So 5. Apr 2009, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Harry Haller
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Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Verantwortung

Beitrag von Harry Haller »

Claud hat geschrieben:Die Politik und Wirtschaft sind hierfür nicht zuständig, müssen ledeglich sicherstellen, dass diese Weltanschauungen niemals in eine Extrema driften, wo andere geschadet werden. Inwiefern die Gesellschaft dann dazu steht, hat sie selber auszumachen.
Aber die Politiker und Wirtschaftslenker sind durchaus dafür zuständig, da sie einerseits das Volk vertreten und andererseits eine Vorbildfunktion haben sollen; dieser Verantwortung waren sich die Vertreter der genannten Personenkreise in früheren Zeiten durchaus bewußt.
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Claud
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Re: Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Verantwortung

Beitrag von Claud »

Harry Haller hat geschrieben:
Aber die Politiker und Wirtschaftslenker sind durchaus dafür zuständig, da sie einerseits das Volk vertreten und andererseits eine Vorbildfunktion haben sollen; dieser Verantwortung waren sich die Vertreter der genannten Personenkreise in früheren Zeiten durchaus bewußt.
Wie soll diese Vorbildfunktion aussehen?
Schallplatte

Re: Muß man sich vor einer gottlosen Gesellschaft fürchten?

Beitrag von Schallplatte »

Umetarek hat geschrieben: Jetzt sag halt was zum Thema, dann zünd ich extra für dich ein Kerzchen an!
Sogar Marcel Reich-Ranicki hat gestern bei "Kerner" bestätigt das er noch keinen Kontakt zu Gott hatte und deren Existenz bezweifelt. :thumbup:
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