Religion ohne Gottesbezug?

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Skeptiker

Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Ich gebe es zu – ich mag keine Religionen. Das Problem welches ich mit ihnen habe ist, dass sie ihre Lehren typischerweise auf irrationalen Dogmen aufbauen.

Warum muss ich an Götter im Himmel glauben um es für richtig zu halten andere Menschen nicht zu töten? Muss ich natürlich nicht! Ein Wesen der Religion ist aber, dass deren Mitglieder oft denken, jede selbst empfundene Ethik stammt aus der Erziehung im eigenen heimisch religiösen Umfeld. Dadurch wird automatisch jeder suspekt, der einem anderen Umfeld entstammt – das Urproblem der Koexistenz von Religionsgemeinschaften.

Ich bin aber der Meinung, dass die allermeisten ethischen Empfindungen von eher schwach religiösen Menschen unterschiedlichster Kulturkreise ähnlich empfunden werden. Gottesglaube an sich bekommt durch den sich überall offenbarenden Extremismus aber ein zunehmend negatives Image (okay, okay, das mag eher Wunschdenken sein …).

Wäre es nicht an der Zeit den Menschen eine Gemeinschaft zu geben in der sie sich zu genau diesen ethischen Grundsätzen bekennen können, ohne dass drum herum irrationales Geschwurbel gemacht wird – ganz ohne Special Effects, nur mal definieren: Wenn ich den „Cools“ (o.ä.) angehöre, dann „glaube“ ich an die Richtigkeit der folgenden ethischen Verhaltensmuster, und bekenne mich zu ihnen:
1. …
2. …
usw.

Man mag das Humanismus nennen, will ich aber nicht. Ich meine das sollte eine echte auch offizielle Glaubensrichtung sein, denn ich bin der Auffassung, dass diese Menschen nicht mehr das ungläubige Anhängsel archaisch irrationaler Moralinstitutionen sein sollten. Diese Menschen sollten sich klar zu etwas anderem bekennen können, was sie dann auch ihre Religion nennen dürfen. Das würde diese Menschen aus der Lage befreien als unmoralisch zu gelten, wenn sie sich z.B. von einem anderen Glauben lossagen (eines der Kernprobleme des Atheismus).

Es würde die anderen Religionsgemeinschaften auch unter Druck setzen, wenn sie sich von dieser neuen Religion, dann nur noch durch eher kautzhaftige Thesen unterscheiden, die viele Menschen heute eher noch ertragen als unterstützen.

Was könnten die Fundamente und Inhalte einer solchen Religion sein? Gibt es sie schon? Wäre sie sinnvoll?

Als Anregung der folgende Link:
http://www.zeit.de/community/2014-10/re ... -atheismus
Skeptiker

Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Roady66 hat geschrieben:(12 Mar 2018, 07:57)
Hier findest du alles dazu. Von einem großen verstorbenen amerikanischen Denker aus angelsächsischer Denktradition.

Buch:

Ronald Dworkin: Religion ohne Gott
Ja, danke. Ich habe verstanden dass es Literatur zu dem Thema gibt. Dennoch kann ich keute bei der Steuererklärung keine Konfession angeben die genau dieser Vorstellung entspricht.

In aller Regel sagt jemand er sei Athesist und Humanist. Oder man sagt, man fühle sich dieser oder jener Organisation nahe. Es geht aber darum ANSTATT eines Christen, Moslem, Juden usw. ein ??? zu sein. Es geht darum ein Bekenntnis zu definieren welches sich klar von den Religionen mit Gottesbezug unterscheidet, und zwar insbesondere im Gottesbezug.

Die Brightsbewegung ist so ein Ansatz, allerdings nur halb. Sie versteht sich als Bewegung, nicht als Religion. Ich könnte sagen ich wäre ein "Bright" (auch wenn ich das Wort nicht mag), aber in keiner Statistik zu Konfessionen tauchen diese auf. Das ist ein Problem, weil ich genauso sagen könnte ich spiele Fussball oder bin Hobbyastronom - es hat keine gesellschaftliche Relevanz im Sinne einer Änderung des Selbstverständnisses der Menschen, welche durch Konfessionen in der Gesellschaft bis heute implementiert werden.

Zu einer solchen Religion würde z.B. eben auch die organisatorische Struktur gehören. Es müsste auch z.B. caritative assoziierte Organsiationen geben die mit ihr in Verbindung stehen, um zu unterstreichen dass man es mit dem Bekenntnis ernst nimmt. Gibt es aber meines Wissens so bislang nicht.
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schokoschendrezki
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von schokoschendrezki »

Eine Religion ohne Gott steht vor dem Problem, dass sie die Frage nach der Herkunft von ethischen Werten eben doch irgendwie beantworten muss. Auch der ohne-Gott-religiöse Mensch wird nicht einfach so die - wie es in einer Rezension zu Dworkins Buch heißt - "Gelassenheit gegenüber dem eigenen Erkenntnishorizont" aufbringen, die nötig ist, um ethische Werte eben einfach so und ohne Nachfrage hinzunehmen, Die "Ehrfurcht vor dem All" wird ihn nicht daran hindern, bohrend nachzufragen, warum es einen Sinn macht, "gut zu sein" und worin dieses Gutsein eigentlich besteht.

Kants kategorischer Imperativ ist ja bereits ein berühmtes Beispiel für einen nichtreligiösen ethischen Grundsatz. Sein Wert liegt u.a. in seiner Abstraktheit und Ungebundenheit von konkreten Gruppenbekenntnissen. Mit einer Benennung, auf die man sich - zum Beispiel in einer Steuerklärung berufen könnte - ginge sofort eine Entwertung dieses Grundsatz einher.

Ein anderer Ansatz ist der von Karl Marx: Es sei eine Pflicht, für Verhältnisse einzutreten, in denen "die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist". Auch das ist ein abstrakter, gruppenbezugsunabhängiger Grundsatz. (Der in scheinbarem Gegensatz zu dem marxistischen Prinzip steht, dass Moral immer Klassenmoral sei. Entweder die der herrschenden Klasse oder die der sich gegen Beherrschtwerden auflehnenden Klasse. Die marxistische Lösung besteht darin, dass eben erst in einer klassenlosen Gesellschaft das oben genannte ethische Prinzip realisierbar ist. Dann ist man aber nicht mehr "Arbeiter", "Bauer" oder "Kapitalist". Dann gehört man nicht mehr zu diesen oder jenen)

Die Namensgebung selbst ist bereits der erste Schritt hin zu einer auch gottesbezüglichen Religion.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Mar 2018, 10:18)

Eine Religion ohne Gott steht vor dem Problem, dass sie die Frage nach der Herkunft von ethischen Werten eben doch irgendwie beantworten muss. Auch der ohne-Gott-religiöse Mensch wird nicht einfach so die - wie es in einer Rezension zu Dworkins Buch heißt - "Gelassenheit gegenüber dem eigenen Erkenntnishorizont" aufbringen, die nötig ist, um ethische Werte eben einfach so und ohne Nachfrage hinzunehmen, Die "Ehrfurcht vor dem All" wird ihn nicht daran hindern, bohrend nachzufragen, warum es einen Sinn macht, "gut zu sein" und worin dieses Gutsein eigentlich besteht.

Kants kategorischer Imperativ ist ja bereits ein berühmtes Beispiel für einen nichtreligiösen ethischen Grundsatz. Sein Wert liegt u.a. in seiner Abstraktheit und Ungebundenheit von konkreten Gruppenbekenntnissen. Mit einer Benennung, auf die man sich - zum Beispiel in einer Steuerklärung berufen könnte - ginge sofort eine Entwertung dieses Grundsatz einher.

Ein anderer Ansatz ist der von Karl Marx: Es sei eine Pflicht, für Verhältnisse einzutreten, in denen "die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist". Auch das ist ein abstrakter, gruppenbezugsunabhängiger Grundsatz. (Der in scheinbarem Gegensatz zu dem marxistischen Prinzip steht, dass Moral immer Klassenmoral sei. Entweder die der herrschenden Klasse oder die der sich gegen Beherrschtwerden auflehnenden Klasse. Die marxistische Lösung besteht darin, dass eben erst in einer klassenlosen Gesellschaft das oben genannte ethische Prinzip realisierbar ist. Dann ist man aber nicht mehr "Arbeiter", "Bauer" oder "Kapitalist". Dann gehört man nicht mehr zu diesen oder jenen)

Die Namensgebung selbst ist bereits der erste Schritt hin zu einer auch gottesbezüglichen Religion.
Ich denke ihr ueberdenkt das Thema.

Es gibt keine Religion ohne Gott. Gott ist das was sich die Menschen erfunden haben fuer alles was sie nicht verstehen. Die Urmenschen beteten die Sonne an, sahen in Gewittern und sonstigen Naturereignissen Goetter. Je mehr der Mensch seine Umwelt verstand um so geringer wurden die Anzahl der Goetter.

Aber die Grundfrage "Wo kommen wir her" und "wo gehen wir hin" sind fuer die Mehrzahl von uns fundamentale Fragen und deshalb haben wir noch Gott, Allah, Buddah, Jehova oder wie man ihn sonst nennt. Die Frage wie so sind wir hier, was ist unsere Bestimmung und was ist danach, vor allem was ist danach braucht eine Antwort. Die Religion gibt diese Antwort. Ein Leben nach dem Tod. Eine Beruhigung fuer unsere Sterblichkeit. Das kobiniert mit der Hoffnung auf Paradies und der Verdammung in der Hoelle machen Religionen so powerful.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Alana4 »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:.... Die Frage wie so sind wir hier, was ist unsere Bestimmung und was ist danach, vor allem was ist danach braucht eine Antwort. ......
"braucht eine Antwort"? Nö, vielleicht brauchen manche Leute dafür eine Antwort (die sie aber nie kriegen).

Ansonsten ist eine ganz nüchterne Antwort: Mensch wird geboren, Mensch lebt- mehr oder weniger "nützlich" und sinnvoll, Mensch stirbt. Toter Körper verwest. Erledigt. Hat Mensch in seinem Leben Sinnvolles getan, bleiben Spuren von ihm zurück- Kinder, die er gezeugt hat, Häuser, die er gebaut hat, Bilder, die er gemalt hat.......War er besonders "sinnvoll" im Leben tätig, bleiben viele Spuren/Erinnerungen über lange Zeit von ihm zurück, war er ein Nichtsnutz, ein Unscheinbarer....dann sind die Spuren gering, dann ist er schnell vergessen. So und nicht anders läuft das seit Anbeginn. Irgendwelcher "Götter" bedarf es dazu nicht, irgendwelcher Jenseits-Glauben bedarf es dazu auch nicht. Wie der einzelne Mensch entsteht, ist klar, wie er endet ebenso.
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Alana4 hat geschrieben:(12 Mar 2018, 11:56)

"braucht eine Antwort"? Nö, vielleicht brauchen manche Leute dafür eine Antwort (die sie aber nie kriegen).

Ansonsten ist eine ganz nüchterne Antwort: Mensch wird geboren, Mensch lebt- mehr oder weniger "nützlich" und sinnvoll, Mensch stirbt. Toter Körper verwest. Erledigt. Hat Mensch in seinem Leben Sinnvolles getan, bleiben Spuren von ihm zurück- Kinder, die er gezeugt hat, Häuser, die er gebaut hat, Bilder, die er gemalt hat.......War er besonders "sinnvoll" im Leben tätig, bleiben viele Spuren/Erinnerungen über lange Zeit von ihm zurück, war er ein Nichtsnutz, ein Unscheinbarer....dann sind die Spuren gering, dann ist er schnell vergessen. So und nicht anders läuft das seit Anbeginn. Irgendwelcher "Götter" bedarf es dazu nicht, irgendwelcher Jenseits-Glauben bedarf es dazu auch nicht. Wie der einzelne Mensch entsteht, ist klar, wie er endet ebenso.
Exakt so ist es.

Jeder Mensch lebt aber nach einer eigenen Ethik. Atheisten kann diese sehr einfach abgesprochen werden, weil sie ja keiner Konfession angehören. Warum muss aber ein Bekenntnis immer und unbedingt mit metaphysischem Geschwurbel daherkommen. Man kann ein "guter Mensch" sein, auch wenn man das nicht automatisch mit der Existenz von Göttern oder übersinnlichem verbindet.

Gibt es etwa rechtliche Beschränkungen eine ethische Vereinigung nur dann eine Konfession/Religion nennen zu dürfen, wenn sie sich auf ein metaphysisches Fundamet/Dogma beruft?
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schokoschendrezki
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(12 Mar 2018, 11:35)

Ich denke ihr ueberdenkt das Thema.

Es gibt keine Religion ohne Gott. Gott ist das was sich die Menschen erfunden haben fuer alles was sie nicht verstehen. Die Urmenschen beteten die Sonne an, sahen in Gewittern und sonstigen Naturereignissen Goetter. Je mehr der Mensch seine Umwelt verstand um so geringer wurden die Anzahl der Goetter.
Religion ist zum einen eine angenommene oder auch nicht angenommene Glaubens-Sache. Aber eben nicht nur das. Sie ist ein unabschaffbares historisches Phänomen. Und mit ihrem geschichtlichen Einfluss auf Kultur, Sprache, Begriffsbildungen, Architektur usw. usf. sind auch die, die sich für Agnostiker und/oder Atheisten halten, unabweisbar mit Religion verbunden. Auch wenn sie sie als Welterklärungsmuster und ethisches Vorgabenregister noch so emphatisch ablehnen.

Eine Religion ohne Gott ist der Versuch, diese einfache Tatsache nicht wahrhaben zu wollen. Was tatsächlich und nur möglich ist: Sich auch dieser Historizität bewusst zu sein und eine schrittweise, inkrementelle Loslösung in Gang zu setzen. Weder entkoffeinierter Kaffee noch alkoholfreies Bier werden Kaffee und Bier als kulturelle Phänomene ungeschehen machen. Auch für die Nicht-Kaffee- und Nicht-Biertrinker nicht.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Alana4 hat geschrieben:(12 Mar 2018, 11:56)

"braucht eine Antwort"? Nö, vielleicht brauchen manche Leute dafür eine Antwort (die sie aber nie kriegen).

Ansonsten ist eine ganz nüchterne Antwort: Mensch wird geboren, Mensch lebt- mehr oder weniger "nützlich" und sinnvoll, Mensch stirbt. Toter Körper verwest. Erledigt. Hat Mensch in seinem Leben Sinnvolles getan, bleiben Spuren von ihm zurück- Kinder, die er gezeugt hat, Häuser, die er gebaut hat, Bilder, die er gemalt hat.......War er besonders "sinnvoll" im Leben tätig, bleiben viele Spuren/Erinnerungen über lange Zeit von ihm zurück, war er ein Nichtsnutz, ein Unscheinbarer....dann sind die Spuren gering, dann ist er schnell vergessen. So und nicht anders läuft das seit Anbeginn. Irgendwelcher "Götter" bedarf es dazu nicht, irgendwelcher Jenseits-Glauben bedarf es dazu auch nicht. Wie der einzelne Mensch entsteht, ist klar, wie er endet ebenso.
Nun evtl. fragst du dich sowas nicht, aber wenn die menschliche Existenz wirklich diese banale Bedeutung hat wie du sie hier darstellst, fragst man sich nicht automatisch, warum sich die Natur dann so Mühe gegeben hat uns einen Verstand und Bewusstsein zu geben und nicht nur ein Instinkt wie bei wohl allen anderen Lebenwesen auf dieser Erde? Natürlich gibt es auch dafür Erklärungen wie Zufall, Unfall evct.pp. aber so richtig überzeugend sind die auch nicht.
Ob es jetzt ein Gott, Götter, oder einfach nur die Idee, ein Verstand ist, der dahinter steht ist eigentlich auch unerheblich, den eins steht für mich fest, für die Gestaltung unseres Lebens hier auf der Erde, sind wir mit ziemlicher Sicherheit und Offensichtlichkeit selber verantwortlich,
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Excellero »

Religion ohne Gott? Hmm Apple?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 13:04)

Exakt so ist es.

Jeder Mensch lebt aber nach einer eigenen Ethik. Atheisten kann diese sehr einfach abgesprochen werden, weil sie ja keiner Konfession angehören. Warum muss aber ein Bekenntnis immer und unbedingt mit metaphysischem Geschwurbel daherkommen. Man kann ein "guter Mensch" sein, auch wenn man das nicht automatisch mit der Existenz von Göttern oder übersinnlichem verbindet.

Gibt es etwa rechtliche Beschränkungen eine ethische Vereinigung nur dann eine Konfession/Religion nennen zu dürfen, wenn sie sich auf ein metaphysisches Fundamet/Dogma beruft?
Also erstens lebt nicht jeder Mensch nach seiner eigenen Ethik, denn der Mesnch ist ein Herdenlebewesen und genauso verhält er sich bzw. wir dadurch beeinflusst. Das dies in unser mom. Gesellschaft vermehrt indivudualismus Bestrebungen gibt, negiert das Grundsätzliche ja nicht.
Also deine Problem war ja anfänflich ganz banal ein Ordnungspolitisches, welches mit einer persönliche Bekenntnis eher wenig zu tun hat. Klar wenn man sonst keine Probleme hat, macht man sich welche.
Erst als der Mensch anfing zu denken und sein Verstand für die verbesserung seiner lebenssituation zu nutzen, kam der Glaube ins Spiel. Vorher war er von Instinketn geleitet und die waren nicht immer sehr freidvoll und sozial. Ich glaube kaum , daß ich dahin zurück möchte.
Das aus Glauben recht schnell Religionen wurde, liegt m.M. an der Tatsache, daß der Mensch zwar auf seine Herde angewiesen ist, aber in ihr gerne individuell herraussticht, sei es durch Macht, Wissen, oder Stärke. Diese Triebfeder erkennt man tagtäglich, wenn man denn hinschaut.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 13:44)

Nun evtl. fragst du dich sowas nicht, aber wenn die menschliche Existenz wirklich diese banale Bedeutung hat wie du sie hier darstellst, fragst man sich nicht automatisch, warum sich die Natur dann so Mühe gegeben hat uns einen Verstand und Bewusstsein zu geben und nicht nur ein Instinkt wie bei wohl allen anderen Lebenwesen auf dieser Erde? Natürlich gibt es auch dafür Erklärungen wie Zufall, Unfall evct.pp. aber so richtig überzeugend sind die auch nicht.
Ob es jetzt ein Gott, Götter, oder einfach nur die Idee, ein Verstand ist, der dahinter steht ist eigentlich auch unerheblich, den eins steht für mich fest, für die Gestaltung unseres Lebens hier auf der Erde, sind wir mit ziemlicher Sicherheit und Offensichtlichkeit selber verantwortlich,
Die Natur hat sich keine Mühe gegeben.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:00)

Die Natur hat sich keine Mühe gegeben.
Also wenn ich mir die Komplexität des Universums und des Lebens, von der wir bisher wissen, anschaue, kann ich deine Aussage nicht nachvollziehen.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:04)

Also wenn ich mir die Komplexität des Universums und des Lebens, von der wir bisher wissen, anschaue, kann ich deine Aussage nicht nachvollziehen.
"Die Natur" kann sich keine Mühe geben.
Wie denn?
Setzt sich "die Natur" hin und überlegt, was bei den Koalas schief gelaufen ist?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 13:04)
Jeder Mensch lebt aber nach einer eigenen Ethik. Atheisten kann diese sehr einfach abgesprochen werden, weil sie ja keiner Konfession angehören. Warum muss aber ein Bekenntnis immer und unbedingt mit metaphysischem Geschwurbel daherkommen. Man kann ein "guter Mensch" sein, auch wenn man das nicht automatisch mit der Existenz von Göttern oder übersinnlichem verbindet.
Du kannst deine ethischen Grundsätze, auch wenn Du sie als deine ganz persönlichen auffasst, nur in Form von Sprache formulieren. Hast Du eine Vorstellung davon, wieviele gebräuchliche sprachliche Begriffe - nur mal exemplarisch - auf Martin Luther zurückgehen? Von "Schmach und Schande" über "Herzenslust", "Böse Buben", "Lästermaul" und etlichen Dutzend weiteren bis hin zu "ein Buch mit sieben Siegeln". Du bist verstrickt! Im wahrsten Sinne des Wortes.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:22)

"Die Natur" kann sich keine Mühe geben.
Wie denn?
Setzt sich "die Natur" hin und überlegt, was bei den Koalas schief gelaufen ist?
Nunja aber wer oder was schuf den jetzt das Universum.
Also ich bin nur ein Mensch, ich kann da nicht aus meiner Haut mich das nicht zu fragen. Wenn es angeblich keiner gewesen sein will und ganz unspektakulär einfach da ist, wie ist es hier hingekommen, oder leben wir in einen Traum ect.? Was ja auch wieder Fragen aufwirft.
Wieso soll sich die Natur fragen was mit den Koalas hier auf der Erde passiert, oder schief gelaufen ist?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:29)

Nunja aber wer oder was schuf den jetzt das Universum.
Also ich bin nur ein Mensch, ich kann da nicht aus meiner Haut mich das nicht zu fragen. Wenn es angeblich keiner gewesen sein will und einfach ganz unspektakulär einfach da ist, wie ist es hier hingekommen, oder leben wir in einen Traum ect.? Was ja auch wieder Fragen aufwirft.
Wieso soll sich die Natur fragen was mit den Koalas hier auf der Erde passiert, oder schief gelaufen ist?
Das Koala-Weibchen, das auf Bäumen lebt, hat seine Beutelöffnung unten, der Koala stammt von einem Vorfahren der Wombats ab. Der Wombat gräbt noch heute in der Erde Gänge und Höhlen und hat – um seine Jungen zu schützen – die Beutelöffnung hinten.
Es gibt noch mehr Beispiele für "Fehler" der Natur, die gegen Schöpfung oder intelligent design sprechen, sich aber durch die Evolution erklären lassen.
Das habe ich damit gemeint.
Wenn jemand den Urknall als Schöpfung erklären will, sein es ihm unbenommen.
Ich sehe nirgends den Beweis für einen Schöpfer, nur für seine "Schlampigkeit".
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:45)

Das Koala-Weibchen, das auf Bäumen lebt, hat seine Beutelöffnung unten, der Koala stammt von einem Vorfahren der Wombats ab. Der Wombat gräbt noch heute in der Erde Gänge und Höhlen und hat – um seine Jungen zu schützen – die Beutelöffnung hinten.
Es gibt noch mehr Beispiele für "Fehler" der Natur, die gegen Schöpfung oder intelligent design sprechen, sich aber durch die Evolution erklären lassen.
Das habe ich damit gemeint.
Wenn jemand den Urknall als Schöpfung erklären will, sein es ihm unbenommen.
Ich sehe nirgends den Beweis für einen Schöpfer, nur für seine "Schlampigkeit".
Woher nimmst du denn die sichere Erkenntnis, daß deine Schilderungen etwas mit einer Schlampigkeit, oder Fehlern zu tun haben. Deine Einstellung kann ich ja verstehen, da unser Intellkt einfach noch zu grün ist um vieles zu verstehen, aber sich auszumalen, ein schlampiger aber "genialer Geist" hat sich das alles ausgedacht, mom.... daran glaubst du ja nicht. Hm? Ich assoziere als Mensch Schlampigkeit immer mit etwas Wahrhaftigen, Lebendigen, aber daran glaubst du ja nicht als Schöpfung, als wie kann das Nix jetzt schlampig sein?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:58)

Woher nimmst du denn die sichere Erkenntnis, daß deine Schilderungen etwas mit einer Schlampigkeit, oder Fehlern zu tun haben. Deine Einstellung kann ich ja verstehen, da unser Intellkt einfach noch zu grün ist um vieles zu verstehen, aber sich auszumalen, ein schlampiger aber "genialer Geist" hat sich das alles ausgedacht, mom.... daran glaubst du ja nicht. Hm? Ich assoziere als Mensch Schlampigkeit immer mit etwas Wahrhaftigen, Lebendigen, aber daran glaubst du ja nicht als Schöpfung, als wie kann das Nix jetzt schlampig sein?
Damit meinte ich einen genialen Schöpfer, der sich als nicht so genial herausstellt - also neige ich eher dazu, dass es keinen Schöpfer gibt.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:01)

Damit meinte ich einen genialen Schöpfer, der sich als nicht so genial herausstellt - also neige ich eher dazu, dass es keinen Schöpfer gibt.
Muss ich das jetzt verstehen?
Weil der mögliche Schöpfer deiner Ansicht zu Fehlern neigt, gibt es für dich keinen Schöpfer?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Billie Holiday »

Ich benötige keine Glaubens- oder Gruppenzugehörigkeit in meiner Eigenschaft als Atheistin. Ich fühle keine Verbundenheit zu anderen, mir fremden Atheisten. Ich glaube nicht an höhere Wesen, bin aber dem Glauben oder Unglauben anderer gegenüber völlig gleichgültig eingestellt, solange mich niemand belatschert.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:05)

Muss ich das jetzt verstehen?
Weil der mögliche Schöpfer deiner Ansicht zu Fehlern neigt, gibt es für dich keinen Schöpfer?
Nein.
Weil die "Schöpfung" ein Pfusch ist, ist ein Schöpfer unlogisch.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:06)

Ich benötige keine Glaubens- oder Gruppenzugehörigkeit in meiner Eigenschaft als Atheistin. Ich fühle keine Verbundenheit zu anderen, mir fremden Atheisten. Ich glaube nicht an höhere Wesen, bin aber dem Glauben oder Unglauben anderer gegenüber völlig gleichgültig eingestellt, solange mich niemand belatschert.
Nunja das dich diese Sache/Diskussion nicht tangiert entlässt andere ja nicht aus der Diskussion über Glaube oder nicht.
Du glaubst also an eine andere Erklärung. Welche denn wenn man Fragen darf?
Btw. Ich will dich nicht belatschern, aber nun bist du nun einmal hier. :D
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:12)

Nein.
Weil die "Schöpfung" ein Pfusch ist, ist ein Schöpfer unlogisch.
Also der Schöpfer darf keine Lusche sein, sonst hat er deinen Glauben nicht verdient?
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Keoma »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:14)

Also der Schöpfer darf keine Lusche sein, sonst hat er deinen Glauben nicht verdient?
Na ja, jemand, der das Universum erschafft baut den Beutel eines Koalas verkehrt herum?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Keoma hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:19)

Na ja, jemand, der das Universum erschafft baut den Beutel eines Koalas verkehrt herum?
Ne "er" hat m.E. nur die Bausteine und Regeln der Evolution umrissen und in Gang gesetzt, der Rest ist Zufall per Gesetz.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Keoma hat geschrieben:Ich sehe nirgends den Beweis für einen Schöpfer, nur für seine "Schlampigkeit".
- was "IHN" ja wiederum "beweisen" würde - nur seine "Allmächtigkeit" wäre so ordentlich angekratzt... ;)

"Wir" sind womöglich nichts als ein unvermeidlicher Irrtum der "Natur" - Kräften die ohne jeden vorgefassten Sinn, aber mit einer aus sich selbst genügenden Existenz heraus entstehen. "Irgendwie" entwickeln sich Pflanzen in irdischer Umgebung unter dem Einfluss der Gravitation.

Pflanzen erkennen nur diese als den für sie "zuständigen Gott" an - mal sehen wie das ihren Glauben erschüttert, wenn wir sie in der Schwerelosigkeit züchten - schon das klitzekleinste bisschen Gravitation wird denen ausreichen um im Glauben fest zu bleiben. Es geht darüber hinaus - selbst, wenn überhaupt keine Gravitation mehr da wäre, würde das absolut nix in "Glaubensfragen" unserer Gemüses verändern :(

"Wir" sind ganz genauso - "wir" glauben - völlig unabhängig ob der "Gegenstand" unseres Glaubens überhaupt "existiert". An etwas nicht zu glauben, was nicht existiert, genügt völlig für "dessen" herbeigedachte Existenz.

Es ist reichlich sinnlos einen "Nichtglauben" begründen zu wollen - schlimmer noch, seine bloße Existenz beweist bereits das es Glaube gibt. Müsste sonst "jemand" sich so sehr bemühen eine ordentliche Bezeichnung für seine "Ungläubigkeit" zu finden :?:

Reichlich unpraktisch, falls es den notorisch Gläubigen wieder gelingt die Oberhand zu gewinnen - "Ungläubige" als Gottesbeweis - da hilft nur eine schönes, feierliches, öffentliches Autodafé :|
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Billie Holiday »

relativ hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:13)

Nunja das dich diese Sache/Diskussion nicht tangiert entlässt andere ja nicht aus der Diskussion über Glaube oder nicht.
Du glaubst also an eine andere Erklärung. Welche denn wenn man Fragen darf?
Btw. Ich will dich nicht belatschern, aber nun bist du nun einmal hier. :D
Warum sollte es mich denn nicht interessieren? Soll doch jeder tun und glauben, was er will. Ich benötige nur keine nicht-religiöse „Glaubens“gemeinschaft, bloß weil ich Atheistin bin. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kann ja aus anderen Gründen entstehen, aber die bloße Abwesenheit eines Glaubens reicht mir nicht, um mich jemandem zugehörig zu fühlen.
Das war das Strangthema, gell?
Ich bin nicht im Besitz irgendwelcher Wahrheiten, ich weiß nur, was für mich persönlich logisch und vorstellbar klingt. Und da stehe ich der Evolutionstheorie näher als einem Gott, auch wenn ich es schlicht nicht weiß, ich war damals nicht dabei.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von relativ »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Mar 2018, 15:40)

Warum sollte es mich denn nicht interessieren? Soll doch jeder tun und glauben, was er will. Ich benötige nur keine nicht-religiöse „Glaubens“gemeinschaft, bloß weil ich Atheistin bin.

Die benötige ich mom. auch nicht.
Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kann ja aus anderen Gründen entstehen, aber die bloße Abwesenheit eines Glaubens reicht mir nicht, um mich jemandem zugehörig zu fühlen.
Das war das Strangthema, gell?
Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen ist aus verschiedenen Gründen entstanden, natürlich. Wie auch die Feindschaft unter einander.
Ich bin nicht im Besitz irgendwelcher Wahrheiten, ich weiß nur, was für mich persönlich logisch und vorstellbar klingt. Und da stehe ich der Evolutionstheorie näher als einem Gott, auch wenn ich es schlicht nicht weiß, ich war damals nicht dabei.
Die Evolutionstheorie erklärt auch nicht die Schöpfung ansich.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Ähm "Schöpfung" impliziert einen "Schöpfer" - nur weil all der Scheiß um uns herum und wir selbst "irgendwie" existieren - muss niemand etwas "geschaffen" haben.

Dazu fällt mir spontan aus dem Leben des Brian ein "Always Look on the Bright Side of Life" :

You know, you come from nothing, you're going back to nothing. What have you lost? Nothing! :thumbup:

(was hast du schon zu verlieren, du weißt du kommst aus dem nichts und du gehst wieder ins nichts zurück. Was hast du also verloren? Nichts!)
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Boraiel »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(12 Mar 2018, 16:16)

Ähm "Schöpfung" impliziert einen "Schöpfer" - nur weil all der Scheiß um uns herum und wir selbst "irgendwie" existieren - muss niemand etwas "geschaffen" haben.
Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, das trotzdem irgendwie naheliegend zu finden. :?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von PeterK »

Boraiel hat geschrieben:(12 Mar 2018, 19:06)
Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, das trotzdem irgendwie naheliegend zu finden. :?
Welches "das"? Das "Erschaffensein"?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Mar 2018, 14:26)
Du kannst deine ethischen Grundsätze, auch wenn Du sie als deine ganz persönlichen auffasst, nur in Form von Sprache formulieren. Hast Du eine Vorstellung davon, wieviele gebräuchliche sprachliche Begriffe - nur mal exemplarisch - auf Martin Luther zurückgehen? Von "Schmach und Schande" über "Herzenslust", "Böse Buben", "Lästermaul" und etlichen Dutzend weiteren bis hin zu "ein Buch mit sieben Siegeln". Du bist verstrickt! Im wahrsten Sinne des Wortes.
Natürlich, dem will ich garnicht widersprechen. Wenn ich schreibe, dass jeder Mensch seine eigene Ethik hat, dann meine ich nicht damit, dass er seine ganz EIGENE hat, sondern dass er eine HAT. In aller Regel unterscheidet sich die Ethik der meisten Menschen eben nur marginal voneinander - das ist eben mein Punkt den ich rüberbringen will.

Was mich zur Eröffnung dieses Threads gebracht hat ist nicht, dass ich nun unbedingt einem Verein angehören möchte (so wie das mache hier verstehen), oder dass ich meine, dass man nur in einer großen Gemeinschaft Gleichgesinnter so richtig glücklich ist. Das ist Bullshit! Es geht nicht um den Einzelnen.
Es geht darum, dass ich es zum kotzen finde, dass nur archaische Esoteriker eine ernsthafte Lobby in der Gesellschaft besitzen und rational denkende Menschen von Marienanbetern und Lourdes-Wasser-Trinkern moralisch an die Wand gestellt werden.

Organisierten 24Mio. Katholiken und 22Mio. Evangelen stehen fast 30Mio. unorganisierte Konfessionslose gegenüber. Im Gegensatz zu den Konfessionen haben die Konfessionslosen aber keinerlei gesellschaftliche Macht, weil sie stolz darauf sind "auch für sich ganz alleine Atheist sein zu können". Prima. Finden die Kirchen auch prima und schnappen sich dadurch die Trägerschaften für unzählige Soziale und Gesellschaftliche Einrichtungen um dadurch die Macht ihrer Organisation zu stärken. Der Imagegewinn ist dabei unermesslich.

Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Vieles, gerade der christlichen Lehre, ist nichts weiter als Niederschrift von Best Practice in sozialen Gemeinschaften. Es gibt insbesondere keinen rationalen Grund daran viel zu ändern. Die allermeisten Menschen brauchen dafür auch kein rosa Einhorn um diesen Regeln einen Sinn zu geben. Das Argument, nur metaphysische Ursachen der Ethik einen Sinn geben erstaunt mich immer wieder - es ist fundamental falsch. Es stellt eben jeden Atheisten in den Verdacht ein unethischer Mensch zu sein.

Wenn 80% der Konfessionslosen und jeweils 20% latent Ungläubige der christlichen Kirchen sich zu einer Konfession zusammenschließen würde, deren Glaubensaussage wäre, dass sie daran glauben dem göttlichen in der Welt anstatt dem Gott im Himmel zu dienen, dann würden 33Mio organisierte Realisten ca. 20Mio Katholiken und 18Mio Evangelischen gegenüberstehen. Anders als die Brights, die sich hauptsächlich durch ihr Bekenntnis zum Unglauben definieren, sollte man positiv definieren wie man die Welt durch Realismus verbessern kann. Zur Realiät gehört ja auch das soziale Zusammenleben und dessen Förderung, ohne das keine Konfession auskommen kann.

Ich denke ein machtvolles Bekenntnis zur Welt wäre ein riesen Schritt heraus aus einem mittelalterlichen Gemeinsystem mit metaphysischem Wackelfundament. Wir brauchen nicht mehr Götzenverehrung, sondern mehr Hirn und Gemeinschaftssinn.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Boraiel hat geschrieben:(12 Mar 2018, 19:06)
Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, das trotzdem irgendwie naheliegend zu finden. :?
Wieso soll es naheliegen, dass es einen Schöpfer gibt?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Alpha Centauri »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 21:52)

Wieso soll es naheliegen, dass es einen Schöpfer gibt?

Richtig, wozu brauchst es den den einen allerersten Beweger?
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Boraiel
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Boraiel »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 21:52)

Wieso soll es naheliegen, dass es einen Schöpfer gibt?
Ja, woher soll denn die Fraglichkeit kommen, werter Skeptiker?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Maltrino »

Bei Religion ohne Gott müssten die Gläubigen, also Menschen (!) ja zugeben, dass sie etwas für richtig halten was ein anderer Mensch (!) gesagt hat. Und wie schwierig, nein, offenbar unmöglich das ist, sieht man ja in Foren wie diesen.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Alpha Centauri hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:02)
Richtig, wozu brauchst es den den einen allerersten Beweger?
Es ist tatsächlich famos, dass sich Menschen die glauben wollen, von den simpelsten Augenscheinlichkeiten blenden lassen.

Jeder der sich kritisch damit auseinandersetzt wird doch schnell zu dem Schluss kommen, dass ein Schöpfer selbst erst einmal geschöpft worden sein muss. Damit verlagert man das Problem immer weiter nach hinten bis man sagt "äh, naja, so ein Quatsch, der war schon immer da ...". Sorry, aber dann kann ich auch gleich sagen, die Welt war schon immer da.

Mir konnte bislang noch niemand klarmachen, wieso die Welt einen Schöpfer benötigt. Religiöse Menschen argumentieren i.d.R. mit ihrem festen Glauben daran. Aristoteles oder Thomas von Aquin hört man doch kaum noch, weil man schon eben fest an Gott glauben muss um dieser Logik zu verfallen.

Es ist und bleibt halt eine Glaubenssache, bei der sich Gläubige gern überreden lassen, aber nichts was in irgendeiner Weise plausibel oder naheliegend ist.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Boraiel hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:12)
Ja, woher soll denn die Fraglichkeit kommen, werter Skeptiker?
Wenn Du meinst der Schöpfer hat sie geschöpft, wer hat dann den Schöpfer geschöpft?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Maltrino hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:16)
Bei Religion ohne Gott müssten die Gläubigen, also Menschen (!) ja zugeben, dass sie etwas für richtig halten was ein anderer Mensch (!) gesagt hat. Und wie schwierig, nein, offenbar unmöglich das ist, sieht man ja in Foren wie diesen.
Ja, du hast Recht. In Menschen wird man niemals vollkommene Wahrhaftigkeit finden. Das stört viele Ungläubige die dennoch in der Kirche sind aber auch nicht das Theater mitzumachen.

Es geht aber eher um meinen Glauben an die richtige Sache. Es gibt viele Ideologien in die deren Jünger wie in einen Religion vernarrt sind. Metaphysik ist nicht die einzige Überzeugungskraft.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Boraiel »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:19)

Wenn Du meinst der Schöpfer hat sie geschöpft, wer hat dann den Schöpfer geschöpft?
Ich sehe Gott als Woher der Fraglichkeit, viele weitere Bezeichnungen sind unter gewissen Blickwinkel meines Erachtens aber auch möglich und zutreffend.
"Woher aber kommt das Woher der Fraglichkeit?“ liefert eine klare Antwort.
Dazu kann ich empfehlen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Philoso ... Nihilismus
Meine Gedanken zu dem Thema gleichen den von Herrn Weischedel zwar nicht, kommen Ihnen aber sehr nahe.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Boraiel hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:26)
Ich sehe Gott als Woher der Fraglichkeit, viele weitere Bezeichnungen sind unter gewissen Blickwinkel meines Erachtens aber auch möglich und zutreffend.
"Woher aber kommt das Woher der Fraglichkeit?“ liefert eine klare Antwort.
Du denkst also, dass es naheliegend ist, dass es einen Schöpfer gibt, weil "Woher aber kommt das Woher der Fraglichkeit" sonst nicht beantwortet werden könnte?

Und weil man von religiösen Menschen solche Antworten erhält bin ich überzeugter Atheist.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Boraiel »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:31)

Du denkst also, dass es naheliegend ist, dass es einen Schöpfer gibt, weil "Woher aber kommt das Woher der Fraglichkeit" sonst nicht beantwortet werden könnte?

Und weil man von religiösen Menschen solche Antworten erhält bin ich überzeugter Atheist.
Nein, weil es eine klare Antwort liefert. ;)
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Boraiel hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:36)
Nein, weil es eine klare Antwort liefert. ;)
In der Philosopie sucht man sich so lange die richtige, bis man die findet die einen selbst bestätigt.

In der Logik hat man diesen Luxus nicht.

Ich will Dir Deinen Glauben nicht madig machen, aber es ist eben ein Glauben.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Maltrino »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:25)

...Es gibt viele Ideologien in die deren Jünger wie in einen Religion vernarrt sind. ...
Hm, ja dann gibt es ja doch Religionen ohne Gott. Heißen dann aber Ideologien?
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Boraiel »

Skeptiker hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:40)

In der Philosopie sucht man sich so lange die richtige, bis man die findet die einen selbst bestätigt.

In der Logik hat man diesen Luxus nicht.

Ich will Dir Deinen Glauben nicht madig machen, aber es ist eben ein Glauben.
Nenene, mach das ruhig, ich bin immer für überzeugende Argumente zu haben.
Und natürlich sucht man danach, wie die Dinge richtig zusammenfinden. Was soll man auch sonst tun?
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

Maltrino hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:42)
Hm, ja dann gibt es ja doch Religionen ohne Gott. Heißen dann aber Ideologien?
Ideologien stehen den Religionen in meinen Augen sehr nahe. Sicher beschreibt ein Ethikkatalog ein Ideal, so wie eine Religion ebenfalls ein Ideal beschreibt.

So wie jede Ideologie enormen Schaden anrichten kann, kann es auch die Religion - und umgekehrt.

Einer Ideologie anzugehören bedeutet aber nicht unbedingt daraus eine Konfession, eine Bekenntnis, zu machen. Das Ideal einer mitmenschlichen Gesellschaft mit konkret formulierten Leitsätzen aber ohne Gottesbezug, könnte ich mir aber durchaus als Konfession vorstellen.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von JosefG »

Es gibt eine etablierte Religion ohne Gottesbezug: den Buddhismus.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

JosefG hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:56)
Es gibt eine etablierte Religion ohne Gottesbezug: den Buddhismus.
Das geht in die richtige Richtung, und nicht umsonst ist mir der Buddhismus aufgrund seiner relativen Friedfertigkeit eher sympathisch.

Dennoch geht es mir nicht darum 30Mio Konfessionslose zu Buddhisten umzuerziehen, sondern die Koffessionslosen in einer Gemeinschaft das vertreten zu lassen, an was sie schon glauben - und die meisten anderen auch schon.
Politiker würden sagen es ist der Glaube "An das Grundgesetz" - mir schauderts ... . Was man eher damit meint, ist der Geist der Aufklärung, der letztendlich das tiefste Mittelalter durch Rationalität aus Europa vertrieben hat. Es ist der Geist insbesondere von Kant, dessen Imperativ immer wieder als Grundlage moderner Ethik verstanden wird - auch von mir. Dieser Geist ist zutiefst rationalistisch und dennoch etwas was man mit Leidenschaft und Idealismus vertreten kann. Es braucht in meinen Augen nur eine Bewegung dieses zu tun.
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von immernoch_ratlos »

@Skeptiker

Nun ich kann schon verstehen warum Du Dir Verstärkung wünscht. Aber damit begibst Du Dich in die selbe Abhängigkeit von Regeln und Erwartungen, die sowohl Religionen, als auch jede Form Ideologien ausmacht.

Am Ende gibt es da auch wieder "Führungspersonal" innere und äußere Abgrenzungen. Irgendwelche "Häretiker" die irgendwie von der Linie abweichen.

Jeder ist in seinem eigenen Kopf alleine. Auch wenn jeder exakt die selben Eindrücke von außen empfängt, führt das niemals zu exakt den selben Reaktionen. "Wir" sind überhaupt nicht auf totale "Synchronisation" angelegt. Das mag entwicklungstechnisch von Vorteil sein. Im unterschiedlichen Handeln, liegt die größere Chance, auf eine Bedrohung als Ausnahmen "richtig" zu reagieren.

Um wenigsten zeitweise eng miteinander zu agieren, wird der Verstand "hormonell" für eine "angemessene" Zeitspanne absichtlich zurückgedrängt. Danach beherrscht wieder alle die Vereinzelung. Mühsam und trickreich werden Gruppen über ~150 Individuen zusammengehalten. Mehr als diese 150 "Mitmenschen" können wir offensichtlich nicht als Gruppe verarbeiten. Genau dafür ist dieser "Oberbau" erfunden worden. Mal ist es eine Religion, mal ist es eine Ideologie die benutzt wird. Es macht tatsächlich nur machtpolitisch einen Unterschied, welcher Fraktion man angehört.

Das mag hilfreich sein, so die Mitglieder der andern Fraktionen zu zwingen wenigstens mich und meine Vorstellungen in Ruhe zu lassen, es ändert allerdings sonst nichts, es fügt lediglich eine weiter geschlossene Gruppe, mit als den Abhängigkeiten und Regeln, welche unvermeidlich dabei entstehen, zu den bereits existierenden hinzu. Nichts als ein neuer "e.V."

Gott oder Nichtgott ist vollkommen nebensächlich - es sei denn die "gottergebene Fraktion" besteht darauf, dass es "ihren Gott" gibt und fackelt den Rest der Welt in "gottgefälliger Weise" ab.

Bei Humanisten muss man sich für die Gruppe oder das Individuum entscheiden - z.Z. beherrscht da die Idee - jeder sei als nur Individuum auf der richtigen Schiene - das Feld. Auch da gibt es wenig Verständnis für die gegenteilige Idee. Obschon auch all diese Ideen nicht unähnlich religiöser Überzeugungen nirgendwo ein "Naturgesetz" für sich beanspruchen können. Könnte man wenigsten z.B. die Gravitation als Grundlage der "richtigen" Ideologie - gern auch Religion anbieten, wäre es geschafft - keine könnte sich mehr dieser harten Wahrheit entziehen :thumbup:
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Re: Religion ohne Gottesbezug?

Beitrag von Skeptiker »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(13 Mar 2018, 00:09)
@Skeptiker

Nun ich kann schon verstehen warum Du Dir Verstärkung wünscht. Aber damit begibst Du Dich in die selbe Abhängigkeit von Regeln und Erwartungen, die sowohl Religionen, als auch jede Form Ideologien ausmacht.

Am Ende gibt es da auch wieder "Führungspersonal" innere und äußere Abgrenzungen. Irgendwelche "Häretiker" die irgendwie von der Linie abweichen.
Klar, jede Religion hat ein Dogma. Jede Religion, zumindest die meisten, entwickeln sich weiter im Laufe der Zeit.

Mir geht es nicht darum Religion abzuschaffen. Ich sehe es aber als sinnvoll an, eine Religion zu schaffen, die dem naturalistischen Weltbild der Menschen, welches sich mit der Aufklärung gebildet hat, gerecht wird.
Immerhin gibt es einen historischen Trend zu immer weniger Göttern. Nun muss man vielleicht den nächsten konsequenten Schritt gehen.

Mein Glaubensdogma könnte z.B. so oder so ähnlich heißen: Die Welt ist naturalistisch. Jede reale Wirkung hat eine reale Ursache. Deren Beobachtung wird durch die Grenzen der menschlichen Beobachtungsfähigkeit und seines Verstandes begrenzt.

Ich denke das ist wesentlich näher am heutigen Volksglauben, als "Es gibt einen Gott im Himmel". Wenn das so ist, warum gefällt man sich dann darin so zu tun als wenn man Götter anbetet?
immernoch_ratlos hat geschrieben: Jeder ist in seinem eigenen Kopf alleine. Auch wenn jeder exakt die selben Eindrücke von außen empfängt, führt das niemals zu exakt den selben Reaktionen. "Wir" sind überhaupt nicht auf totale "Synchronisation" angelegt. Das mag entwicklungstechnisch von Vorteil sein. Im unterschiedlichen Handeln, liegt die größere Chance, auf eine Bedrohung als Ausnahmen "richtig" zu reagieren.

Um wenigsten zeitweise eng miteinander zu agieren, wird der Verstand "hormonell" für eine "angemessene" Zeitspanne absichtlich zurückgedrängt. Danach beherrscht wieder alle die Vereinzelung. Mühsam und trickreich werden Gruppen über ~150 Individuen zusammengehalten. Mehr als diese 150 "Mitmenschen" können wir offensichtlich nicht als Gruppe verarbeiten. Genau dafür ist dieser "Oberbau" erfunden worden. Mal ist es eine Religion, mal ist es eine Ideologie die benutzt wird. Es macht tatsächlich nur machtpolitisch einen Unterschied, welcher Fraktion man angehört.

Das mag hilfreich sein, so die Mitglieder der andern Fraktionen zu zwingen wenigstens mich und meine Vorstellungen in Ruhe zu lassen, es ändert allerdings sonst nichts, es fügt lediglich eine weiter geschlossene Gruppe, mit als den Abhängigkeiten und Regeln, welche unvermeidlich dabei entstehen, zu den bereits existierenden hinzu. Nichts als ein neuer "e.V."
Ja, jeder ist in seinem Kopf alleine. Das scheinen die Religionsgruppen aber noch nicht verstanden zu haben. Bis dahin nehmen sich einfach ihren Vorteil wahr das öffentliche Leben zu kapern mit ihren Vorstellungen von Ethik.

Nee, wir Atheisten sind viel schlauer und viel intellektueller indem wir tolle Individualisten sind. Komisch nur, dass wir so ein schlechtes Image und im gesellschaftlichen Leben keine Stimme haben ...
immernoch_ratlos hat geschrieben: Gott oder Nichtgott ist vollkommen nebensächlich - es sei denn die "gottergebene Fraktion" besteht darauf, dass es "ihren Gott" gibt und fackelt den Rest der Welt in "gottgefälliger Weise" ab.

Bei Humanisten muss man sich für die Gruppe oder das Individuum entscheiden - z.Z. beherrscht da die Idee - jeder sei als nur Individuum auf der richtigen Schiene - das Feld. Auch da gibt es wenig Verständnis für die gegenteilige Idee. Obschon auch all diese Ideen nicht unähnlich religiöser Überzeugungen nirgendwo ein "Naturgesetz" für sich beanspruchen können. Könnte man wenigsten z.B. die Gravitation als Grundlage der "richtigen" Ideologie - gern auch Religion anbieten, wäre es geschafft - keine könnte sich mehr dieser harten Wahrheit entziehen :thumbup:
Man muss es nicht so kompliziert machen. Vielleicht konzentriert man sich auf das was uns eint - eben die naturalistische Weltsicht.

Wenn man versucht jeden Aspekt des Lebens regeln zu wollen, dann wird man natürlich scheitern. Es macht kaum Sinn Menschen auf einheitliche Ess- oder Hygieneregeln zu verpflichten, so wie es archaische Religionen gemacht haben um z.B. Krankheiten nach damaligen Massstäben zu bekämpfen.
Eine neue Religion müsste sich also auf wenige Glaubensgrundsätze einigen, die viele Menschen so auch leidenschaftlich vertreten. Dazu gehört die Wahrnehmung der Welt und die Beziehungen der Menschen untereinander. Wie gesagt, die Ethik muss man nicht neu erfinden, man muss nur die nehmen, die es schon gibt. Die ist erprobt und gut - auch vollkommen ohne Kobolde und Elfen.
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