Die ganze Diskussion ist mir zu "kulturalisiert". Arabische Staatsfonds wie die von Abu Dhabi, Katar, Saudi Arabien usw. gehören einerseits allesamt zu den Top Ten in der Welt und sind andererseits in allen großen deutschen Unternehmen als teils maßgebliche Anteilseigner vertreten. Bei Daimler sitzen sie inzwischen im Aufsichtsrat. Sie zählen zu den wirklich großen Playern in der Welt. Und im Gegensatz zu ihren offiziellen Verlautbarungen sind sie eben nicht unpolitisch. Ihre natürlicherweise mit den jeweiligen Staaten verzahnte Politik läuft nur eben in einem völlig intransparenten Dunkelfeld ab.
Schätzungen besagen, dass der saudische Staat zwischen 1970 und 2005 150 Milliarden Dollar in den Export radikalen Gedankenguts gesteckt habe.
Diese Dollars haben die Saudis im Wesentlichen durch Geschäfte mit dem Westen gemacht.
Es wird über diese Tatsachen vor allem deshalb so wenig diskutiert, weil diese tatsächlich über Macht und Einfluss verfügenden Kräfte im Gegensatz zu islamischen Terroristen nicht die Öffentlichkeit schockieren wollen sondern, ganz im Gegenteil, die Öffentlichkeit scheuen. Dabei stehen u.a. sie letztendlich mindestens auch, wenn nicht gar wesentlich als Protegees hinter der Radikalisierung des Islam.
Am Anfang einer ehrlichen Diskussion hier im Westen müsste meines Erachtens die bittere Einsicht stehen: Wir sind voll integrierter Teil dieses ganzen Systems. Teil der Maschine, die in einem anderen Teil Terroristen finanziert.
Und der niedrige Ölpreis und das langsame Versiegen der Petrodollars wird nicht, wie etwa Nasser el Massry meint, dazu führen, dass die USA und die Europäer auf Elektromobilität umsatteln und die Araber "zu ihren Kamelen" zurückkehren. Das ist völlig naiv.Längst haben arabische Staatsfond ihr Geld auch in Hochtechnologien und sogar in Solartechnikfirmen investiert. Gerade die Befürchtungen, dass diese Staatsfonds wegen des fallenden Ölpreises große Summen aus Beteiligungen im Westen abziehen, führt zu einer noch devoteren Haltung gegenüber diesen Regimes. All diese Prozesse sind die
wirklich relevanten Entwicklungen.
Noch letztes Jahr hatte einer der Erdogan-Berater die Idee, die Deutsche Bank über einen (noch zu gründenden) türkischen Staatsfond samt und sonders aufzukaufen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)