Jekyll hat geschrieben:(02 Oct 2018, 07:17)
Wenn man unter Islamophobie das versteht, was sie wahrscheinlich überwiegend auch ist, nämlich eine besondere Ausdrucksform für eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, dann trifft dieser Vorwurf auch zu. Da hat der Mahatma Erdogan recht. Und bevor du dich hier weiter über solche Gedankengänge echauffierst, solltes du dir mal kurz vergegenwärtigen, dass es anderswo ähnlich scheinbar überzogene Reaktionen gibt, wo du und deinesgleichen aber eine ganz andere Sicht vertreten (Israelkritik = Antisemitismus = gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit). Gerade von euch hätte man eine höhere Sensibilität in solchen Angelegenheiten erwarten können, stattdessen trifft man auf das genaue Gegenteil. Das "Lernen aus der Geschichte" scheint gar nicht so einfach zu sein, weder für die Täter- noch für die Opferseite.
Der Ausdruck "Islamophobie" ist insofern menschenverachtend, als er Menschen, die den Islam kritisieren oder ablehnen, einer krankhaften Angst bezichtigt und somit die Möglichkeit eines vernunftbasierten Urteils ausschließt, mit der letzten Konsequenz, daß, wer sich nicht zumindest islamophil verhält, eigentlich klinisch betreut werden müßte.
In dem, was "Islamophobie" zu meinen vorgibt, kann Menschenfeindlichkeit der Sache nach gar nicht vorliegen, weil der Islam nunmal kein Mensch ist, sondern eine Glaubenslehre, eine Ideologie, ein Welterklärungsmodell oder dergleichen, die zu kritisieren oder abzulehnen beim Islam genauso legitim ist wie bei jeder anderen Lehre, ob sie nun religiösen, sozialen, völkischen, rassistischen, nationalen, ökonomischen oder sonstigen Charakter hat. Kritiker zu pathologisieren ist allerdings eine Spezialität totalitärer Ideologien.
Die Gleichsetzung von "Islamophobie" und Antisemitismus basiert auf mehr als nur einer Lüge.
Die "Islamophobie" wurde erfunden zur Delegitimierung von Kritik.
Der Antisemitismus wurde als vermeintlich wissenschaftlich begründete Bezeichnung von Judenfeinden populär gemacht.
Die "Islamophobie" bezieht sich auf eine Lehre.
Der Antisemtismus bezieht sich auf Personen. Es gibt keine Lehre "Semitismus".
Die "Islamophobie" ist eine irreale Zuschreibung.
Der Antisemitismus ist - ursprünglich - eine reale Selbstbestimmung. Daß heute kaum jemand sich noch als Antisemiten bezeichnet, liegt in der Geschichte begründet, nicht in der Sache.
Die unterstellte Gleichsetzung von Israelkritik und Antisemitismus ist eine weitere Lüge. Tatsächliche Kritik ist immer konkret, der Antisemitismus ist pauschal. Das schließt natürlich nicht aus, daß der Antisemit die Kritik an Israel zur pauschalen Diffamierung nutzt. Im Gegenteil. Das wird fleißig praktiziert, läßt sich aber an der Tendenz zur Delegitimierung jüdischer Ansprüche auf Selbstbestimmung leicht als letztlich antisemitisch nachweisen.
In diesem Punkt besteht tatsächlich eine gewisse Analogie zur Kritik am Islam, indem völkische Dumpfbacken auf den Islam zielen, um Migranten zu treffen. Dahinter steht aber keine "Islamophobie", sondern Xenophobie, bzw. schnöder Rassismus. Auch das läßt sich leicht erkennen, weil es Anhänger von Pegida und Co nicht die Bohne interessiert, ob ein Flüchtling wirklich Muslim ist. Er könnte auch Christ oder Atheist oder sonstwas sein.
Dieser Satz:
Das "Lernen aus der Geschichte" scheint gar nicht so einfach zu sein, weder für die Täter- noch für die Opferseite.
ist einfach nur Dreck, der auch noch die Auschwitzopfer diffamiert. Das hat Nazi-Niveau. Von Erdogan-Groupies kann man mittlerweile wohl kaum noch etwas anderes erwarten.