Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

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Lomond
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Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Lomond »

Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Lichtmess ist ein schönes altes Wort. Wie in Mariä Lichtmess.

Und es sollte nicht untergehen.

Leider heißt es nun offiziell so: "Darstellung des Herrn"

"Darstellung des Herrn" ist theologische Fachsprache.

Der katholische Glaube ist aber nicht nur für die Theologie-Professoren und die Theologie-Bürokraten da, wie manche dort wohl immer noch denken.

Oder womöglich neu wieder so denken.
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bakunicus
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von bakunicus »

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Lomond
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Lomond »

Mehr zu diesem Thema:

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Ja, in der katholischen Kirche - mit einem besonderen Gottesdienst. In ihm wurden früher die Kerzen geweiht, die eine Familie das Jahr über brauchte. Darum gab es Anfang Februar Wachs- und Kerzenmärkte: Lichtermessen.

Alles das ist Vergangenheit - und auch die Kerzenweihe gibt es heute nur noch selten. Aus dem Alltag ist das Fest "Mariä Lichtmess" seit vielen Jahren verschwunden. Früher stand bis zum 2. Februar der Christbaum in den Wohnungen. "Mariä Lichtmess" markierte das Ende der Weihnachtszeit. In manchen Kirchen steht die Krippe nach wie vor bis zum 2. Februar. Das ist der 40. Tag nach Weihnachten. Jedenfalls überall dort, wo Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird.

Maria, die Mutter Jesu, durfte gemäß der jüdischen Tradition 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes den Tempel nicht betreten. Sie galt als kultisch unrein. Aber nach dieser Frist musste sie im Tempel ein Opfer für ihre Reinigung darbringen. Außerdem galt der erstgeborenen Sohn eines Paares als Gottes Eigentum. Seine Eltern mussten ihn durch ein Opfer auslösen - so die Tradition. Also machen sich Maria und Josef mit ihrem Kind auf zum Tempel in Jerusalem.

Während der Zeremonie, der so genannten Darstellung Jesu, geschieht etwas Merkwürdiges: Ein alter Mann, Simeon, und die Prophetin Hanna erkennen in Jesus "das Licht, das die Heiden erleuchtet". Die beiden alten Menschen sind sicher: dieses Kind ist der Retter Israels. Der 40. Tag nach Weihnachten heißt darum auch "Darstellung des Herrn".

Vor gut 40 Jahren hat die katholische Kirche diese neue Bezeichnung eingeführt. Jesus steht im Mittelpunkt des Festes, nicht Maria.

Im Volksmund aber ist der 2. Februar nach wie vor "Mariä Lichtmess" - und so steht diese Bezeichnung auch noch in einigen Kalendern.

Übrigens: In Jerusalem wurde das Fest bereits im 4. Jahrhundert gefeiert. Um das Jahr 450 lässt eine vornehme Frau an der Straße von Jerusalem nach Bethlehem eine Kirche bauen, die Maria geweiht ist. Und 40 Tage nach dem Weihnachtsfest gibt es von dieser Kirche aus eine Lichterprozession nach Jerusalem. Diese Prozession erklärt zum Teil den Namen des Festes. In Rom wird es erst 300 Jahre später gefeiert. Und die Lichterprozession ist da vermutlich die Gelegenheit für die Kirche, einen heidnischen Fackelzug Anfang Februar zu verdrängen.
http://www.ndr.de/kirche/lichtmess100.html

Ich wittere da eine theologisch-korrekte Dummheit:

Maria soll verschwinden, und nur noch von Jesus soll die Rede sein.

Jesus vorn und hinten und oben und unten und überall - und sonst zählt gar nix mehr was.

Wir in manchen fundamentalistischen Freikirchen.

Ich mag das nicht, und Jesus wird das sicher auch nicht mögen, dass man so geringschätzig mit seiner Mutter umgeht.
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Flat
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Flat »

Moin,

ich finde auch, dass die katholische Vielgötterei ein Kulturgut ist, das Erhalten gehört.
_______
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http://www.spiegel.de/netzwelt/web/inte ... 62231.html
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Lomond
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Lomond »

Gerade frage ich mich:

Für jene frommen Fundamentalisten, die den ganzen Tag nur vom Herrn Jesus reden, als sei es ihr Kumpel oder Nachbar, für die gilt die Idee von der Trinität aka Drei-Einigkeit wohl auch als eine Art von Vielgötterei?

Ich glaube, der Heilige Geist mag das nicht, oder ich müsst ihn schlecht kennen! :cool: ;)
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Antonius
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Antonius »

Flat hat geschrieben:(02 Feb 2016, 07:51)

Moin,

ich finde auch, dass die katholische Vielgötterei ein Kulturgut ist, das Erhalten gehört.
Grüß Gott allerseits.

Natürlich sind Ritus und Lehre der Katholischen Kirche auch ein sehr erhaltenswertes Kulturgut;
vor allem aber verkündet die Katholische Kirche die Theologie, die Basis Christlichen Glaubens ist.

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Flat
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Flat »

Antonius hat geschrieben:(02 Feb 2016, 11:51)

Natürlich sind Ritus und Lehre der Katholischen Kirche auch ein sehr erhaltenswertes Kulturgut;
Moin,

sag ich ja. Und war auch ernsthaft gemeint.
Antonius hat geschrieben:(02 Feb 2016, 11:51)

vor allem aber verkündet die Katholische Kirche die Theologie, die Basis Christlichen Glaubens ist.
zum großen Teil ja, zum kleinen nicht. Denn es gibt ja auch sehr wesentliche Unterschiede zwischen röm.-kath. Theologie und z.B. evangelischer. Da letztere auch zur Basis des Christentums zählen, ist diese etwas größer als nur röm-kath.


Ich meine es allerdings auch mit der Vielgötterei ernst. Diese besteht meiner Ansicht nach schon durch die Vergöttlichung des Menschen Jesus, was allen christlichen Gemeinschaften gemeinsam ist, ist aber bei der röm.-kath. Kirche durch die Heiligen und den Marienglaube teilweise noch wesentlich differenzierter.

Und bevor das Argument kommt, dass Maria keine Göttin ist und sie auch nicht angebetet wird sondern um Fürbitte gebeten wird:

das stimmt theologisch, wird aber in der Völksfrömmigkeit so mancher Gläubigen anders gelebt, gerade was Maria angeht.
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Flat
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Re: Theologische Fachsprache und volkstümliche Sprache

Beitrag von Flat »

Lomond hat geschrieben:(02 Feb 2016, 11:49)

Gerade frage ich mich:

Für jene frommen Fundamentalisten, die den ganzen Tag nur vom Herrn Jesus reden, als sei es ihr Kumpel oder Nachbar, für die gilt die Idee von der Trinität aka Drei-Einigkeit wohl auch als eine Art von Vielgötterei?

Ich glaube, der Heilige Geist mag das nicht, oder ich müsst ihn schlecht kennen! :cool: ;)
Moin,

ich bin zwar kein frommer Fundamentalist noch rede ich den ganzen Tag von Jesus als Kumpel, aber da ich das als Antwort auf mein posting auffasse, antworte ich dennoch gern:

Ja, ich meine die Trinität in Bezug auf den Menschen jesus.

Und der heilige Geist, der ursprünglich die Bezeichnung für eine (niedere) Form der Prophetie war (und keine eigene Wesenheit im Sinne der Trinität), ist mir eigentlich ziemlich egal.
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