"Progressiver"
Es gab aber bei den antiken griechischen Philosophen solche, die dem Atheismus anhingen. Die europäische Aufklärung hat diesen wieder entdeckt. Von den Muslimen kam zweifelsfrei einiges zu uns herüber. Der Atheismus hingegen nicht. Und auch die alten Römer kannten bekanntlich ihren Lukrez.
ich dachte da weniger an einen religiösen Transfer als an die Bibliotheken von Alexandria und des Assurbanipal welche kein Gegenstück in Rom hatten. Die 'Alten Römer' hatten auch ihren Lukian, welcher satirisch die ungebildeten Büchersammler auf den Arm nahm. Das Wissen was die Römer und andere 'Bücher'-Verbrenner übrig ließen, kam durch die islamische Expansion nach Europa und in die christlichen Lehrstuben der Klöster.
Wenn also das westliche Europa irgendwo ein Alleinstellungsmerkmal hat, dann in der Hinsicht, dass es hier so etwas wie wissenschaftlichen Fortschritt, Demokratie und Meinungsfreiheit gibt.
Ich denke, dies ist anmaßend. Die 'großen Dinge' wurden alle schon vor einem industriellen (oder aufgeklärtem) Europa erdacht und erfunden. Dass andere Völker diesen Entdeckungen, Erfindungen und Philosophie einen anderen Stellenwert als die späteren Europäer zumaßen, sagt etwas über die Gewichtung, nicht über das Können aus.
Das alte, feudalistische Europa kannte dies nicht. Dies kann aber genau so für so gut wie alle anderen menschlichen Gesellschaften gelten.
sollte man einem Kopfjäger in Borneo vorwerfen, er sei 'hinter der Zeit geblieben'?
Wenn es also eine realistische Art zu leben geben kann, dann ist das die sogenannte offene Gesellschaft.
was ist unter einer realistischen Lebensart zu verstehen? Es gibt keine richtige oder falsche Lebensart. Auch in 'geschlossenen' Gesellschaften lebt man, nur ist die Wertschätzung für Dinge oder Gedanken btw. anders als bei einer anderen Lebensart. So machen sich dummerweise die Inka oder Maya nicht verrückt nach Gold zu buddeln; es hatte für sie schlicht nur den Wert zur Verwendung von Schmuck. Erst die Spanier machten daraus den Stoff, um den sich alles dreht.
Wenn die Leute dann noch materialistisch eingestellt und sich somit ihrer eigenen Sterblichkeit bzw. Endlichkeit bewusst sind, ist das eine gute Basis.
eine gute Basis wofür; die vergebliche Suche nach Glück?
Natürlich fehlt uns irgendwie eine ideologische Basis fürs Gemeinsame. Aber geschlossene totalitäre Denksysteme wie sie die Religionen anbieten, sind da keine Alternative. Unsere offene Gesellschaft hat bewusst keinen Gründungsmythos, auf den sie sich stützen kann. Das braucht es aber auch nicht.
die 'ideologische Basis' nennt sich Demokratie; etwas anderes ist schwer vorstellbar. Auch das Christentum ist ein geschlossenes, totalitäres Glaubenssystem und bot über eine längere Zeit eine Möglichkeit, wie eine Gesellschaft - ohne sich den Schädel einzuschlagen - über die Zeiten retten kann. Nichts anderes als der Islam auch.
Nein, Skeptizismus ist ganz einfach. Die Religionen wollten vielleicht ursprünglich mal eine komplexe Welt einfach darstellen und ihr einen allumfassenden Sinn geben. Diesen Sinn gibt es aber nicht. Es gibt keinen allgemeinen Sinn des Lebens. Jeder muss sich seinen eigenen suchen. Dafür braucht es aber keine Religion.
da der Weg das Ziel ist, muss man nicht gleich argumentieren, dass Religion keinen Weg darstellt. Dass Religion keine Gesellschaft vergewaltigen darf, ist evident und muss nicht betont werden.
Wie ich schon schrieb: "das Eine", der eine allumfassende Sinn halte ich für eine Selbsttäuschung des menschlichen Gehirns. Wenn es etwas gibt, dann ist es die menschliche Neugier und das Staunen über die Welt bzw. das Universum.
Da die Selbsttäuschung aber ein Teil des (menschlichen) Lebens darstellt, kann man sie nicht ausblenden. Und wenn der Mensch so 'angelegt' ist, dass er über das Staunen zu Wissen kommen möchte, so ist dies ebenfalls in ihm angelegt. So wünschenswert es z.B. wäre, dass der Mensch seine Aggression wie ein Hemd ausziehen können müsse, so wenig kann er wünschen, kein aggressives Raubtier zu sein.
Dies muss der Mensch aber aushalten können, dass dieser Zustand nicht erklärt werden kann. Religionen dagegen liefern sofort eine Welterklärung nach.
ist denn die "Welt" für dich abgeschlossen? Religionen bieten eine Alternative zum Denken über heiße Luft; man kann, muss ihr aber nicht folgen, wenn man meint, es besser interpretieren zu können; diese Frage nach dem woher, wohin.
Dies bietet zwar eine scheinbare Sicherheit. Aber die Neugier und das Staunen werden quasi getötet.
dies ist, mit Verlaub, Unsinn. Haben doch gerade die christlichen Denker im Abendland erst die Denkmodelle geschaffen, die 'alten Götter' zu überwinden und das Staunen der Welt (da denkst du sicher über den Stauferkaiser Friedrich II nach?) in die Welt zu tragen.
Das Ergebnis sind Welterklärungsmodelle, die eine klaustrophobische Enge bieten. Gesellschaftliche Dynamik bzw. Fortschritt ist so unmöglich. Die Menschen bleiben geistig in ihren total geschlossenen Denksystemen gefangen.
Dynamik und Fortschritt (wohin?) sind keine theologischen Elemente. Du musst dich schon entscheiden, ob du eine Religions- oder eine Gesellschaftskritik 'anbringen' möchtest. Beides miteinander zu verquirlen klappt nicht.
Solltest du allerdings sogen. Gottesstaaten meinen, so wäre dies mit einem Wort erklärbar gewesen. Gläubige haben das gleiche Leben wie Nichtgläubige; gut oder mühsam, leicht oder schwer, mutig oder schwermütig. Da spielt die Konfession keine Rolle.
Gesellschaften, welche sich in einem Staat organisieren, haben i.d.R. einen Staat welcher zu ihnen passt (ein Staat realisiert die Sitten und Gebräuche von Menschen gleicher 'Zunge'). Dass es problematisch wird, wenn sich fremde Ethnien (siehe Völkerwanderung) in ein andere Ethnie einbringt, ist trivial.