Grundsatzdiskussion Islam

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schokoschendrezki
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:10)

Ja.....und umgekehrt.

Auch die Islamisierungswellen kamen aus der Gruppe der Muslime heraus. Auch wenn ihnen teilweise Veränderungen in der Welt (z. B. das Ende des kalten Krieges) vorausgingen.
Und eine dieser Veränderungen wird häufig als das (weltweite) "Scheitern der Säkularisierungsthese" umschrieben. Die Widerlegung der Annahme, mit der Moderne würde Schritt für Schritt die Bedeutung der Religionen zurückgehen. Das ist offensichtlich nicht der Fall.

Der Zusammenhang zwischen dem Ende des Kalten Kriegs und der Blockkonfrontationen und dem (Wieder)aufstieg der Religionen ist ein interessantes, aber wahrscheinlich doch sehr komplexes Thema. Interessant ist: Das Aufleben des Islam in den mittelasiatischen Sowjetrepubliken begann bereits vor dem sowjetischen Krieg gegen Afghanistan und natürlich auch vor Glasnost und Perestroika. Ich wüsste also nicht, wie man dieses Aufleben anders als aus intrinsischen Ursachen zusammen mit der globalen Gesamtentwicklung erklären könnte.
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Tom Bombadil
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:21)

Sorry, aber dann muessen wir natürlich sowohl die Einmischung komplett einstellen,als Handel und auch alles andere.
Ich bin sehr dafür, dass "der Westen" seine Einmischung in muslimischen Staaten einstellt, diese Einmischung ist nicht erwünscht und sorgt nur für Unfrieden. Den Handel muss man deswegen aber nicht einstellen. Wozu auch?
Wer zur Zeit "die größeren Kosten" trägt, in Form von Verwüstung und Tod, solltest du evtl. auch nochmal genauer überlegen.
Ich habe keine Kosten verglichen. Wenn Muslime so leben wollen, dann sollen sie das tun, evtl. anfallende Kosten - auch in Form von Menschenleben - müssen sie dann aber selber tragen. Ich habe nicht den Anspruch, anderen Menschen meine Moralvorstellungen und meine Lebensweise gegen deren Willen aufzuzwängen.
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relativ
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:25)

Nein, das ist eine Antwort auf meine erste Frage. Meine zweite Frage war, was wir tun müssten, um die Muslime weniger säkular zu machen.

Wenn deine Antwort mit "1. Um zukünftige Generationen säkulärer zu machen,... " beginnt, geht das an der Frage vorbei.

Also noch einmal meine Frage:

Was muss der Rest der "nichtmuslimischen Welt" tun, um zukünftige Generationen von Muslimen weniger säkular zu machen?
Geht dein Geschwurbel und Verwässerung jetzt deinen üblichen Stil, nur damit du nicht zugeben brauchst, daß du hier bei der interpretation meines Kontextes falsch liegst?
Was muss der Rest der "nichtmuslimischen Welt" tun, um zukünftige Generationen von Muslimen säkularer zu machen?
Was muss der Rest der "nichtmuslimischen Welt" tun, um zukünftige Generationen von Muslimen weniger säkular zu machen?
Das waren deine Fragen , wenn dir dazu nicht selber etwas auffällt, dann kann ich auch da nicht helfen.
Das 1. und 2. meiner Antwort bezog sich nicht auf die beiden Fragen, weil diese eben als eine zu sehen und zu behandeln sind , nur falls du das auch wieder in den falschen Hals bekommen hast.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2018, 10:45)

Richtig. Deshalb habe ich ja auch vermeintlich geschrieben.
Aha.
Mit der Vokabel "vermeintlich" wolltest du also ausdrücken, daß es die einheitliche "muslimische Welt" geben muß, weil andernfalls gar keine Trennlinie hindurchgehen könnte.
Interessantes Sprachverständnis.
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relativ
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:29)

Richtig. Deine Frage war, ob ich glaube, dass das Ende des kalten Krieges ein Teil des Grundes für Radikalisierung des Islams ist.

Aus meiner Antwort kannst du herauslesen, dass ich diese Frage positiv beantworte. Zudem habe ich sie mit anderen Textstellen belegt.
Sorry , aber der kalte Krieg waren stellvertreter Kriege , der Grund für Radikalisierung lag an den Umgang mit den Muslimen bei den Konflikten die eigentlich nix mit den Islam oder den Moslems zu tun hatte , aber auf deren Rücken sie meist augetragen wurde. Wie du selbst in deinen Artikel erlesen kannst, find dies nach den Religionskriegen schon bei Napoleon an und zieht sich bis in die Neuzeit. Der Kalte Krieg war da nur eine kleine Episode, dessen Ende aber nicht für die weitere islamisierung gesorgt hat, sonder dafür, daß sich in den Machtvakuum immer mehr machtpoltische Fraktionen bilden konnten. Die haben natürlich die Rolle des sogenannten Westens für sich nutzen können.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 12:58)
Das 1. und 2. meiner Antwort bezog sich nicht auf die beiden Fragen, weil diese eben als eine zu sehen und zu behandeln sind , nur falls du das auch wieder in den falschen Hals bekommen hast.
Die Fragen habe ich bewusst getrennt voneinander gestellt.

Hast du bitte eine Antwort auf die 2. Frage? Wenn es irgendwie möglich ist sachlich und ohne abfällige Bemerkungen und Herabsetzungen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2018, 12:54)

Ich bin sehr dafür, dass "der Westen" seine Einmischung in muslimischen Staaten einstellt, diese Einmischung ist nicht erwünscht und sorgt nur für Unfrieden. Den Handel muss man deswegen aber nicht einstellen. Wozu auch?
Handel bedeutet doch begegnung und solange er auch friedlich und gerecht ist, ist er positiv für beide Seiten und natürlich findet so auch ein kultureller Austausch statt, daß kannst du also gar nicht verhindern.
Handel treiben mitmenschenverachtenden Regimen damit kennen wir uns ja aus, ist ja dann auch einer unser Fehler den wir machen und damit den radikalen Islam füttern.

Ich habe keine Kosten verglichen. Wenn Muslime so leben wollen, dann sollen sie das tun, evtl. anfallende Kosten - auch in Form von Menschenleben - müssen sie dann aber selber tragen. Ich habe nicht den Anspruch, anderen Menschen meine Moralvorstellungen und meine Lebensweise gegen deren Willen aufzuzwängen.
Das hat ja auch keiner behauptet, noch vor dir oder sonst wem erwartet.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:07)
Sorry , aber der kalte Krieg waren stellvertreter Kriege , der Grund für Radikalisierung lag an den Umgang mit den Muslimen bei den Konflikten die eigentlich nix mit den Islam oder den Moslems zu tun hatte , aber auf deren Rücken sie meist augetragen wurde.
Muslime, die nichts mit dem Islam zu tun haben? Aha...

Sorry, aber jemand, der sich radikalisiert, kann sich nicht auf den Einfluss oder die Taten Anderer berufen. Nur er ist für seine Haltung verantwortlich. Das ist wieder das übliche Gerede, mit denen Muslime in die Opferrolle gedrängt werden sollen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:12)

Die Fragen habe ich bewusst getrennt voneinander gestellt.

Hast du bitte eine Antwort auf die 2. Frage? Wenn es irgendwie möglich ist sachlich und ohne abfällige Bemerkungen und Herabsetzungen.
Die Frage 2 ist nach Frage 1 unsinnig und hatte wohl nur den Zweck der üblichen Verwässerung des eigentlichen Diskurses. Was soll den weniger Säkular überhaupt bedeuten, was sollte man sich darunter vorstellen? Weniger Säkularer als was?. Spiel dein Spiel mal wieder allein weiter Liegestuhl, ich glaube da kommt von dir nix mehr.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:19)

Die Frage 2 ist nach Frage 1 unsinnig ....
Nein, sie ist bewusst gewählt, um dir meine Kritik an deiner Aussage zu verdeutlichen.

Möchtest du es nicht doch einmal versuchen?
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:22)

Nein, sie ist bewusst gewählt, um dir meine Kritik an deiner Aussage zu verdeutlichen.

Möchtest du es nicht doch einmal versuchen?
Nein, mit dir ist jetzt mal wieder schluss. Begründung hast du bekommen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:19)

Die Frage 2 ist nach Frage 1 unsinnig und hatte wohl nur den Zweck der üblichen Verwässerung des eigentlichen Diskurses. Was soll den weniger Säkular überhaupt bedeuten, was sollte man sich darunter vorstellen? Weniger Säkularer als was?. Spiel dein Spiel mal wieder allein weiter Liegestuhl, ich glaube da kommt von dir nix mehr.
Weniger säkular bedeutet, dass mehr Menschen an Gott glauben. 80% der Menschen haben im Jahr T an Gott geglaubt und 10 Jahre später glauben 82% an Gott.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:25)
Hab ich das behauptet das er sowas darf und dürfen könnte, bzw ich sowas als Ausrede akzeptiere?
Nein, das habe ich auch nicht geschrieben. Ich habe lediglich geschrieben, dass es das gleiche Gerede ist, mit dem Muslime in die Opferrolle gedrängt werden sollen.
Darum geht es doch gar nicht.
Trotzdem werden solche Argumente benutzt um zu radikaliseren.
Und das liegt in wessen Verantwortung, relativ?
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:14)

Handel bedeutet doch begegnung und solange er auch friedlich und gerecht ist, ist er positiv für beide Seiten und natürlich findet so auch ein kultureller Austausch statt, daß kannst du also gar nicht verhindern.
Man kann einen so großen Teil der Welt nicht komplett isolieren, es wird immer einen Austausch geben. Das meinte ich damit auch nicht, es sollte nicht jeder Austausch verhindert werden, wohl aber "unsere" Einmischung in Form von Militär, verdeckter Kriegführung, Stellvertreterkriege, Unterstützung von Separatisten, "Wühlarbeit" von NGOs zur "Demokratisierung". Ob und inwieweit Waffen und "dual use"-Güter in muslimische Staaten geliefert werden sollten, kann im Einzelfall entschieden werden. Leider wird "der Westen" das nicht machen, weil die Region ja "strategisch wichtig" ist. Zumindest bis zu dem Tag, an dem das Öl dort versiegt.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

Liegestuhl hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:18)

Muslime, die nichts mit dem Islam zu tun haben? Aha...
Das hast du falsch verstanden. Die Stellvertreterkriege hatten nichts mit dem Islam zu tun, zB. SU gegen USA in Afghanistan.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2018, 14:33)

Man kann einen so großen Teil der Welt nicht komplett isolieren, es wird immer einen Austausch geben. Das meinte ich damit auch nicht, es sollte nicht jeder Austausch verhindert werden, wohl aber "unsere" Einmischung in Form von Militär, verdeckter Kriegführung, Stellvertreterkriege, Unterstützung von Separatisten, "Wühlarbeit" von NGOs zur "Demokratisierung". Ob und inwieweit Waffen und "dual use"-Güter in muslimische Staaten geliefert werden sollten, kann im Einzelfall entschieden werden. Leider wird "der Westen" das nicht machen, weil die Region ja "strategisch wichtig" ist. Zumindest bis zu dem Tag, an dem das Öl dort versiegt.
Da bin ich bei dir und zeigt das mom. Dilemma. 2 Seiten so lange gefangen in ihren Dogmen, die Lösung immer so nah und doch so fern, weil niemand über seienn eigenen Schatten springen will.
Daher hab ich ja in einer anderen Diskussion bezüglich Israel und der Palies mal vermutet/behauptet, daß eine Lösung wohl nicht, ohne Verlierer in absehbarer Zukunft erreicht werden kann.
So ähnlich wird die zarte Pflanze Säkularisierung der Jugend, welches man in islamischen Staaten wie z.B. Saudi Arabien, Iran ect. beobachten kann, zertrampelt wenn es wieder Argumentationshilfen für die Hartliner in diesen Ländern, aus dem Westen gibt.
Das meinte ich mit auch Verantwortlich sein, daß Säkulation in diesen Ländern erfolgreich ist. Der Impuls dafür kam ja schon von innen, also aus den muslimischen Jugend, die nicht mehr ausschließlich in alten Traditionen und verfestigten Glauben leben wollen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Adam Smith hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:27)

Weniger säkular bedeutet, dass mehr Menschen an Gott glauben. 80% der Menschen haben im Jahr T an Gott geglaubt und 10 Jahre später glauben 82% an Gott.
Du darfst diese Sackhaarspalterei gerne betreiben, nur halte mich bitte daraus, ich sehe darin keinen Sinn.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

relativ hat geschrieben:(05 Mar 2018, 15:06)
Das meinte ich mit auch Verantwortlich sein, daß Säkulation in diesen Ländern erfolgreich ist.
Wir sind nicht für die Säkularisierung in diesen Ländern verantwortlich. Dafür ist immer ein Individuum verantwortlich. Der Mensch selber.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Liegestuhl »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2018, 14:35)

Das hast du falsch verstanden. Die Stellvertreterkriege hatten nichts mit dem Islam zu tun, zB. SU gegen USA in Afghanistan.
Alles klar. Mein Fehler.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:04)

Aha.
Mit der Vokabel "vermeintlich" wolltest du also ausdrücken, daß es die einheitliche "muslimische Welt" geben muß, weil andernfalls gar keine Trennlinie hindurchgehen könnte.
Interessantes Sprachverständnis.
Es ist völlig normal, dass eine apriori-Annahme ("Es gibt eine einheitliche muslimische Welt") sich unter Beibehaltung dieser Annahme aposteriori als widersprüchlich erweist und demzufolge zu verwerfen ist.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Roady66 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 12:43)

Anders.

Den Prozess, der mit dem Islam heute noch von den dort Herrschenden angestoßen wurde/wird, haben wir seit 1803 hier hinter uns. Die da können heute noch rufen deus vult und die Massen dort jubeln. Einige wollen, das wir hier auch wieder jubeln.
Schön wärs ja. Hier in Berlin brauch ich nur ca. 50 km Richtung Osten mit der Regionalbahn zu fahren, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Du lebst in einem kleinen Bläs-chen, das vielleicht und in etwa Norddeutschland, Benelux, Skandinavien und UK betrifft. In der ganzen übrigen Welt ist die Religion im Vormarsch. Aber sowas von. Die Islam-Welle seit 20,30 Jahren ist ein Teil davon.

Aber denke mal nicht, dass ich das positiv sehe.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2018, 20:47)

Schön wärs ja. Hier in Berlin brauch ich nur ca. 50 km Richtung Osten mit der Regionalbahn zu fahren, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Du lebst in einem kleinen Bläs-chen, das vielleicht und in etwa Norddeutschland, Benelux, Skandinavien und UK betrifft. In der ganzen übrigen Welt ist die Religion im Vormarsch. Aber sowas von. Die Islam-Welle seit 20,30 Jahren ist ein Teil davon.

Aber denke mal nicht, dass ich das positiv sehe.
Die Zahl der Atheisten nimmt stetig zu und wird weiter stetig zu nehmen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(05 Mar 2018, 13:04)

Aha.
Mit der Vokabel "vermeintlich" wolltest du also ausdrücken, daß es die einheitliche "muslimische Welt" geben muß, weil andernfalls gar keine Trennlinie hindurchgehen könnte.
Im Übrigen gibt es 2017 einen Artikel des ZEIT-Chefredakteurs Josef Joffe (Ich weiß, dass der - wahrscheinlich zu Recht - umstritten ist), der Wort für Wort exakt das wiedergibt, was ich als kleiner politik-forum-user zum Thema Huntington versuche zu artikulieren, was aber ein erfahrener Journalist sicher weit trefflicher auzudrücken versteht. ("Der Prophet, der brillant danebengriff")
Sein endlos zitierter Satz – "Der Islam hat blutige Grenzen" – stimmt bei näherem Hinsehen nicht. Denn die "blutigen Grenzen" verlaufen nicht zwischen Orient und Okzident, sondern quer durch die islamische Welt, die sich vom Hindukusch bis zum Atlasgebirge zieht.

Den blutigsten Kampf der Kulturen führt der Islam gegen sich selber. Allein die Statistiken widerlegen Huntington en masse. In sechs Kriegen gegen die Araber seit 1948 hat Israel knapp 13.000 Menschen verloren. Doch den längsten und grausamsten Krieg in Nahost haben zwei Staaten ausgefochten, die demselben Gott huldigen: der Irak und der Iran, acht Jahre lang, mit einer Million Toten.
http://www.zeit.de/2017/01/samuel-hunti ... ophezeiung
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(05 Mar 2018, 20:58)

Die Zahl der Atheisten nimmt stetig zu und wird weiter stetig zu nehmen.
:p

Adam Smith, würdest Du dich bitte mal in das Jahr 2018 begeben und den Blick von Deutschland oder maximal West-Mittel-Europa auf die Welt erweitern? DIe Zahl der Atheisten nimmt (seit vielleicht 20, 30 Jahren) anteilig stetig ab.

Tatsächlich fraglich ist der Fall des (ja doch beträchtlich großen) China. Jedenfalls für mich. Ich kann nicht einschätzen, ob es dort eine Wiederhinwendung zu religiösen oder sonst irgendwie spirituellen oder irrationalen Weltbildern gibt, Auf jeden Fall ist aber Russland das andere große Symptom für eine Renaissance der Religion.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Mar 2018, 21:09)

:p

Adam Smith, würdest Du dich bitte mal in das Jahr 2018 begeben und den Blick von Deutschland oder maximal West-Mittel-Europa auf die Welt erweitern? DIe Zahl der Atheisten nimmt (seit vielleicht 20, 30 Jahren) anteilig stetig ab.

Tatsächlich fraglich ist der Fall des (ja doch beträchtlich großen) China. Jedenfalls für mich. Ich kann nicht einschätzen, ob es dort eine Wiederhinwendung zu religiösen oder sonst irgendwie spirituellen oder irrationalen Weltbildern gibt, Auf jeden Fall ist aber Russland das andere große Symptom für eine Renaissance der Religion.
Auch in Russland gibt es immer mehr Atheisten. Zwar nicht so viele wie in Ostdeutschland, aber doch schon recht viele. Der russische Staat möchte jedoch wie beim Militär was anderes haben.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(05 Mar 2018, 21:24)

Auch in Russland gibt es immer mehr Atheisten. Zwar nicht so viele wie in Ostdeutschland, aber doch schon recht viele. Der russische Staat möchte jedoch wie beim Militär was anderes haben.
Aber nicht doch. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ein einfacher Blick auf Wikipedia reicht:
Seit dem Niedergang der Sowjetunion erlebt die Russisch-Orthodoxe Kirche eine Renaissance. 2011 hatte sie wieder etwa 150 Millionen Mitglieder. Fast 30.000 Kirchen sind wiedereröffnet worden, davon allein 5.000 zwischen 2009 und 2016. Mehrere große Kathedralen wurden wiederaufgebaut oder neu gebaut. Hierzu gehört beispielsweise die Kaliningrader Christ-Erlöser-Kathedrale. Die Anzahl der Diözesen stieg von 2009 bis 2016 von 159 auf 296.
Und diese Kirchen und Kathedralen sind nicht nur einfach erbaut worden sondern voll mit einer stetig wachsenden Zahl von Gläubigen.

Und das ist auch nicht ganz unbedeutsam für das Verständnis der Islam-Renaissance. Nehmen wir jetzt noch - zum Beispiel - die jüngste Popularitätswelle des Hindu-Nationalismus in Indien, die Ausschreitungen des Buddhisten gegen Muslime in Myanmar, hinzu, so zeigt sich, dass diese Islam-Renaissance Teil einer seit 20,30 Jahren laufenden weltweiten Wieder-Religiösifizierung ist. "Desäkularisierung" ist der religionssoziologische Fachbegriff dafür. Und es sind seit Anfang der 90er Jahre mehrere Bücher erschienen, die sich diesem Phänomen der Desäkularisierung widmen. Dafür gilt es, eine Erklärung zu finden. Ich denke mal, die wird nicht ganz einfach, nicht eindimensional sein und keiner vorgefassten Ideologie oder simplen Meinungsrichtung entsprechen.

Zumindest eine Erklärung ist allerdings relativ simpel: Sowohl durch den Fall des Eisernen Vorhangs als auch durch die allgemeine Entwicklung der globalen medialen Kreuz- und Quer-Informationsflüsse hat sich ganz einfach das Blickfeld der Westeuropäer erweitert. Man sieht mehr auf die Welt als Ganzes.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

Die sind einfach so erbaut worden. Nur in Bezug auf den Islam hat der Glauben zugenommen (wobei im Iran der Glauben abnimmt). Der Drogenkonsum- u. Handel auch. Aus dem Grund gab es dann auch Probleme in Myanmar.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:29)

Aber nicht doch. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ein einfacher Blick auf Wikipedia reicht:

Und diese Kirchen und Kathedralen sind nicht nur einfach erbaut worden sondern voll mit einer stetig wachsenden Zahl von Gläubigen.

Und das ist auch nicht ganz unbedeutsam für das Verständnis der Islam-Renaissance. Nehmen wir jetzt noch - zum Beispiel - die jüngste Popularitätswelle des Hindu-Nationalismus in Indien, die Ausschreitungen des Buddhisten gegen Muslime in Myanmar, hinzu, so zeigt sich, dass diese Islam-Renaissance Teil einer seit 20,30 Jahren laufenden weltweiten Wieder-Religiösifizierung ist. "Desäkularisierung" ist der religionssoziologische Fachbegriff dafür. Und es sind seit Anfang der 90er Jahre mehrere Bücher erschienen, die sich diesem Phänomen der Desäkularisierung widmen. Dafür gilt es, eine Erklärung zu finden. Ich denke mal, die wird nicht ganz einfach, nicht eindimensional sein und keiner vorgefassten Ideologie oder simplen Meinungsrichtung entsprechen.

Zumindest eine Erklärung ist allerdings relativ simpel: Sowohl durch den Fall des Eisernen Vorhangs als auch durch die allgemeine Entwicklung der globalen medialen Kreuz- und Quer-Informationsflüsse hat sich ganz einfach das Blickfeld der Westeuropäer erweitert. Man sieht mehr auf die Welt als Ganzes.
Man darf einen wichtigen Punkt dabei nie vergessen. Was zu früheren Zeiten noch besser funktioniert hat als heute, aber heute auch immer noch sehr wirksam ist. Religion und Nationalgefühl sind gerade für autoritäre Machthaber/Regime immer noch der einfachste Weg, ihre Reihen zu schließen und die meist eher ungebildete/unaufgeklärte Bevölkerung für ihre Zecke zu gewinnen. Dieser Fakt ist auch der Grund warum angenommen wird, der Mensch ansich wird Religiöser. Ich glaube dies eher nicht.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von schokoschendrezki »

relativ hat geschrieben:(06 Mar 2018, 10:24)

Man darf einen wichtigen Punkt dabei nie vergessen. Was zu früheren Zeiten noch besser funktioniert hat als heute, aber heute auch immer noch sehr wirksam ist. Religion und Nationalgefühl sind gerade für autoritäre Machthaber/Regime immer noch der einfachste Weg, ihre Reihen zu schließen und die meist eher ungebildete/unaufgeklärte Bevölkerung für ihre Zecke zu gewinnen. Dieser Fakt ist auch der Grund warum angenommen wird, der Mensch ansich wird Religiöser. Ich glaube dies eher nicht.
Oder eben auch umgekehrt. Die islamische Revolution 1979 im Iran war zu großen Teilen auch eine Reaktion auf die Modernisierungspläne der "Weißen Revolution" des amtierenden Schahs Reza Pahlavi. Und der wiederum war zum einen von eigenen autoritären Machtphantasien und zum anderen vom Druck der verbündeten USA geleitet. Je mehr man sich konkreten politischen und religiösen Entwicklungen nähert, umso verworrener wird es.

Desgleichen in Russland. Es wird immer wieder gerätselt, ob die offen ausgelebte Frömmigkeit Putins echt oder politisches Kalkül ist. Und ob er die orthodoxe Kirche als Machtinstrument benutzt oder sie ihn. Letzteres ist keineswegs ausgeschlossen. Eine kaum zu unterschätzende Wirkmächtigkeit hatte der polnische Papst Johannes Paul II. Der wurde hundertprozent von niemandem instrumentalisiert sondern instrumentalisierte umgekehrt selbst. Und wie! Er hätte das ohne den Rückhalt zutiefst gläubiger Katholiken weltweit niemals tun können.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2018, 10:48)

Oder eben auch umgekehrt. Die islamische Revolution 1979 im Iran war zu großen Teilen auch eine Reaktion auf die Modernisierungspläne der "Weißen Revolution" des amtierenden Schahs Reza Pahlavi. Und der wiederum war zum einen von eigenen autoritären Machtphantasien und zum anderen vom Druck der verbündeten USA geleitet. Je mehr man sich konkreten politischen und religiösen Entwicklungen nähert, umso verworrener wird es.
Sorry aber das mit dem Iran hat Machtpolitisch und somit auch Religionrevolutionär Hauptsächlich die USA zu verantworten. Iran hatte einen demokratisch gewählten Präsidenten . Nachweislich hat die CIA mitgeholfen ihn abzusetzen und dem Schah zur Macht zur verhelfen mit all den Konsequenzen die das hatte. Es war ja nicht so, daß der Iran damals Islamistisch war, eher im Gegenteil.
Desgleichen in Russland. Es wird immer wieder gerätselt, ob die offen ausgelebte Frömmigkeit Putins echt oder politisches Kalkül ist. Und ob er die orthodoxe Kirche als Machtinstrument benutzt oder sie ihn. Letzteres ist keineswegs ausgeschlossen. Eine kaum zu unterschätzende Wirkmächtigkeit hatte der polnische Papst Johannes Paul II. Der wurde hundertprozent von niemandem instrumentalisiert sondern instrumentalisierte umgekehrt selbst. Und wie! Er hätte das ohne den Rückhalt zutiefst gläubiger Katholiken weltweit niemals tun können.
Die Intetion vom Papst und von Putin sind wohl nicht miteinander zu vergleichen. Ich glaube nicht das Putin wirklich ein Gläubiger ist. Wirklich Gläubige werden wohl keine Politiker, noch Machtmenschen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(06 Mar 2018, 14:17)

Nachweislich hat die CIA mitgeholfen ihn abzusetzen und dem Schah zur Macht zur verhelfen mit all den Konsequenzen die das hatte.
Das ist eine nachweislich falsche Behauptung:
Doch Mossadegh hielt sich nicht an die Auflagen des Gesetzes und regierte weiter ohne das Parlament. Als sich die Mehrheit der Abgeordneten gegen Mossadegh wandte, organisierte Mossadegh am 3. August 1953 ein Referendum zur Auflösung des Parlaments. Am 15. August 1953 unterzeichnete der Schah ein Dekret, mit dem er Mossadegh als Premierminister entließ und Fazlollah Zahedi zum neuen Premierminister ernannte. Mossadegh lehnte seine Demission ab und ließ den Offizier, der ihm das Entlassungsdekret überbrachte, verhaften.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammad_ ... _Mossadegh

Die Intervention von USA und GB fand die Legitimation des Parlaments und des Staatsoberhauptes:
Der Plan basierte auf einer Zusammenarbeit mit prominenten Geistlichen, der Unterstützung der iranischen Armee und einer Mehrheit der Abgeordneten des iranischen Parlaments sowie des Schahs.

Mossadegh wurde auch nicht von USA und GB gestürzt, sondern vom iranischen Volk:
Am 19. August 1953 (28. Mordad 1332) entwickelte sich der Tag aber völlig anders, als Henderson erwartet und Mossadegh gehofft hatte. Bereits am frühen Morgen zogen Pro-Schah-Demonstranten durch die Straßen Teherans. Gegen Mittag schlossen sich Polizei- und Militäreinheiten den Mossadeghgegnern an und stürmten Außenministerium, Polizeizentrale und Hauptquartier des Armee-Generalstabs.[12] Um der Bevölkerung den Erlass des Schahs, dass Mossadegh vom Schah als Premierminister entlassen und General Zahedi zum neuen Premierminister ernannt wurde, bekannt zu machen, hatte der Sohn von General Zahedi, Ardeschir Zahedi, bereits am 16. August 10.000 Exemplare in einer Druckerei herstellen und unter der Bevölkerung und an die Presse verteilen lassen. Am 18. August war eine Kopie der vom Schah unterschriebenen Entlassungsurkunde Mossadeghs und Ernennungsurkunde Zahedis auf der ersten Seite der Zeitung Shahed, herausgegeben von Mozaffar Baqai, abgedruckt worden. Weitere Zeitungen veröffentlichten die Urkunden am 19. August. Die Nachrichten über die Entlassung Mossadeghs verbreiteten sich rasch in Teheran. Im Basarviertel sammelten sich die Pro-Schah-Demonstrationen gegen neun Uhr und zogen dann durch die Straßen Teherans mit Pro-Schah-Rufen.[26] Auch in den Provinzen kam es zu Pro-Schah-Demonstrationen. In Tabriz, Esfahan und Schiraz waren Zivilisten und Militärs auf den Straßen und riefen „Lang lebe der Schah“. Öffentliche Gebäude wurden von den Demonstranten besetzt und über die lokalen Radiostationen wurden Durchsagen zur Unterstützung von Schah Mohammad Reza Pahlavi gesendet.[27]
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2018, 14:55)

Das ist eine nachweislich falsche Behauptung:
Doch Mossadegh hielt sich nicht an die Auflagen des Gesetzes und regierte weiter ohne das Parlament. Als sich die Mehrheit der Abgeordneten gegen Mossadegh wandte, organisierte Mossadegh am 3. August 1953 ein Referendum zur Auflösung des Parlaments. Am 15. August 1953 unterzeichnete der Schah ein Dekret, mit dem er Mossadegh als Premierminister entließ und Fazlollah Zahedi zum neuen Premierminister ernannte. Mossadegh lehnte seine Demission ab und ließ den Offizier, der ihm das Entlassungsdekret überbrachte, verhaften.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammad_ ... _Mossadegh

Die Intervention von USA und GB fand die Legitimation des Parlaments und des Staatsoberhauptes:
Der Plan basierte auf einer Zusammenarbeit mit prominenten Geistlichen, der Unterstützung der iranischen Armee und einer Mehrheit der Abgeordneten des iranischen Parlaments sowie des Schahs.

Mossadegh wurde auch nicht von USA und GB gestürzt, sondern vom iranischen Volk:
Am 19. August 1953 (28. Mordad 1332) entwickelte sich der Tag aber völlig anders, als Henderson erwartet und Mossadegh gehofft hatte. Bereits am frühen Morgen zogen Pro-Schah-Demonstranten durch die Straßen Teherans. Gegen Mittag schlossen sich Polizei- und Militäreinheiten den Mossadeghgegnern an und stürmten Außenministerium, Polizeizentrale und Hauptquartier des Armee-Generalstabs.[12] Um der Bevölkerung den Erlass des Schahs, dass Mossadegh vom Schah als Premierminister entlassen und General Zahedi zum neuen Premierminister ernannt wurde, bekannt zu machen, hatte der Sohn von General Zahedi, Ardeschir Zahedi, bereits am 16. August 10.000 Exemplare in einer Druckerei herstellen und unter der Bevölkerung und an die Presse verteilen lassen. Am 18. August war eine Kopie der vom Schah unterschriebenen Entlassungsurkunde Mossadeghs und Ernennungsurkunde Zahedis auf der ersten Seite der Zeitung Shahed, herausgegeben von Mozaffar Baqai, abgedruckt worden. Weitere Zeitungen veröffentlichten die Urkunden am 19. August. Die Nachrichten über die Entlassung Mossadeghs verbreiteten sich rasch in Teheran. Im Basarviertel sammelten sich die Pro-Schah-Demonstrationen gegen neun Uhr und zogen dann durch die Straßen Teherans mit Pro-Schah-Rufen.[26] Auch in den Provinzen kam es zu Pro-Schah-Demonstrationen. In Tabriz, Esfahan und Schiraz waren Zivilisten und Militärs auf den Straßen und riefen „Lang lebe der Schah“. Öffentliche Gebäude wurden von den Demonstranten besetzt und über die lokalen Radiostationen wurden Durchsagen zur Unterstützung von Schah Mohammad Reza Pahlavi gesendet.[27]
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax
Sorry aber die eigentliche Wahrheit liegt hier.

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelge ... 90582.html
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Skeptiker

Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Skeptiker »

Bin gerade auf dieses sehr schöne Video von Ebiker gestoßen:
Ebiker hat geschrieben:(19 Mar 2018, 18:16)
[youtube][/youtube]
Was könnte den Unterschied unserer Gesellschaft zu islamisch geprägten Gesellschaften besser verdeutlichen?

Man mag darüber lächeln, aber es ist nichts weiter als die Konfrontation der aufgeklärten Welt mit der nicht aufgeklärten Welt. In der nicht aufgeklärten Welt ist Gott die Autorität, nicht die Vernunft. Wer gegen das Prinzip von Gott argumentiert, der kann nur Geisteskrank sein.

Ich kann darüber nicht lachen, weil ich meinen "Glaubensbruder" da in einer gefährlichen Welt leben sehe und er, als wahrscheinlich ehemaliger Moslem in einem Land auch mit radikalem Islamismus, m.E. um sein Leben fürchten muss.
Ger9374

Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Ger9374 »

Ich hege berechtigte zweifel ob es einen aufgeklärten Islam geben kann.
Alleine die männliche Dominanz in den Islamischen Staaten dürfte ein zu grosses hindernis darstellen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(06 Mar 2018, 14:58)

Sorry aber die eigentliche Wahrheit liegt hier.
Der Wikiartikel ist mit Quellen belegt, die Pötzl-Geschichte nicht.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Mar 2018, 01:30)

Der Wikiartikel ist mit Quellen belegt, die Pötzl-Geschichte nicht.
Sorry , aber die CIA hat doch schon längst zugegeben, daß sie beim Umsturz mitverantwotrtlich war und zwar maßgebend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax
Die genauen Abläufe sind inzwischen weitgehend geklärt, da zahlreiche, ursprünglich in den USA geheim gehaltenen Dokumente seit 2013 zugänglich sind.
Also bitte Tom informiere dich ein wenig besser.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Ger9374 hat geschrieben:(20 Mar 2018, 00:03)

Ich hege berechtigte zweifel ob es einen aufgeklärten Islam geben kann.
Alleine die männliche Dominanz in den Islamischen Staaten dürfte ein zu grosses hindernis darstellen.
Ich finde unsere subtilere männliche Dominanz auch besser. ;)
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Zunder »

Ger9374 hat geschrieben:(20 Mar 2018, 00:03)

Ich hege berechtigte zweifel ob es einen aufgeklärten Islam geben kann.
Alleine die männliche Dominanz in den Islamischen Staaten dürfte ein zu grosses hindernis darstellen.
Wie hoch war eigentlich der Frauenanteil unter den Aufklärern des christlichen Abendlandes?

Die Emanzipation ist eine Folge der Aufklärung, nicht ihre Bedingung.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(20 Mar 2018, 09:39)

Also bitte Tom informiere dich ein wenig besser.
Vllt. solltest du die Beiträge auch mal lesen, bevor du auf sie antwortest, genau den Wikiartikel hatte ich zitiert und verlinkt. Selbstverständlich waren MI6 und CIA beteiligt, das ist völlig unstrittig, allerdings mit Willen und Zustimmung des Staatsoberhauptes, des Parlamentes, der Armee und der prominenten islamischen Geistlichkeit, letztlich wurde Mossadegh vom Volk gestürzt, siehe die Zitate des verlinkten Wikis.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Mar 2018, 12:49)

Vllt. solltest du die Beiträge auch mal lesen, bevor du auf sie antwortest, genau den Wikiartikel hatte ich zitiert und verlinkt. Selbstverständlich waren MI6 und CIA beteiligt, das ist völlig unstrittig, allerdings mit Willen und Zustimmung des Staatsoberhauptes, des Parlamentes, der Armee und der prominenten islamischen Geistlichkeit, letztlich wurde Mossadegh vom Volk gestürzt, siehe die Zitate des verlinkten Wikis.
1. Wieso hast du dann mein Artikel angezweifelt? Der ja genau den umstand beschrieb der zum Umsturz führte.
2. Beschrieb der Artikel auch, wer alles bestochen und manipuliert werden musste, um diesen Umsturz in die Tat umzusetzen, nämlich genau diese Stellen die du hier gerade als das Volk bezeichnet hast.
3. Die Intrige der Briten und der USA in einen dritten Staat mit Namne Iran sind belegt und da kommst du mit einen fabulierten Volksaufstand, den es so gar nicht gab. Ohje Ohje....
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von keinproblem »

Ich hege berechtigte zweifel ob es einen aufgeklärten Islam geben kann.
Alleine die männliche Dominanz in den Islamischen Staaten dürfte ein zu grosses hindernis darstellen.
Ich finde es wichtig hier eine ganz klare Trennlinie zwischen der Religion und jenen zu ziehen, die sich zu ihr angehörig fühlen. Etwa nach dem Prinzip, dass man die gecrashte Boeing nicht danach beurteilt was der Pilot verbockt hat. Darüber, dass die muslimische (nicht islamische) Welt zZ deutlich in der Entwicklung (vor allem gesellschaftlich) zurückliegt, sind wir uns wahrscheinlich einig. Das die Hauptverantwortlichen dafür die damaligen Pariser und Londoner waren, heute D.C.ler sind, tangiert das Thema denke ich nur peripher. Ich bin mir zwar nicht sicher was in dem Kontext Aufklärung bedeutet (christliches Vorbild?), aber kann ja sein dass damit eine Art Reformierung gemeint ist, was ich mit allem nötigen Respekt ablehnen würde.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

keinproblem hat geschrieben:(20 Mar 2018, 17:58)
Ich bin mir zwar nicht sicher was in dem Kontext Aufklärung bedeutet (christliches Vorbild?), aber kann ja sein dass damit eine Art Reformierung gemeint ist, was ich mit allem nötigen Respekt ablehnen würde.
Aufklärung = Religion ist Blödsinn
Reformation = Krieg, Folter, Hexen
Das ist Kapitalismus:

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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von keinproblem »

Aufklärung = Religion ist Blödsinn
Ja das wäre genau die Form von Aufklärung, die ich für unangebracht hielte. Besonders wenn man bedenkt, unter den Fittichen welches Glaubens das Konzept der experimentellen Wissenschaft, Unschuldsvermutung, des multikulturellen+multireligiösen Zusammenenlebens und einiges mehr entstanden ist. Der Islam stand im Gegensatz zu vielen historischen Kapiteln der Katholischen Kirche niemals der Wissenschaft und Aufklärung (wie ich sie verstehe) im Weg. Natürlich kann man sagen das war alles im Mittelalter und spielt heute keine Rolle mehr, doch würde man dann verkennen was der Auslöser für die europäische Aufklärung und damit einhergehende schrittweise Säkularisierung gewesen ist, und zwar dass man etliche Denker und der Wissenschaft verschriebene Geister wie Galileo bei lebendigem Leibe verbrannt hat, weil der Papst der Auffassung war, dass seine persönliche Autorität und damit auch Macht schwinden würde, wenn seine Unfehlbarkeit zunehmend in Frage gestellt wird.

Im Islam gibt es (bis auf vereinzelte Gruppen und Abspaltungen) auch keine Denkschule die der Auffassung ist, dass Mitmenschen eine absolute Unfehlbarkeit und nicht zu hinterfragende Autorität zusteht. Diese Unfehlbarkeit haben Muslime ausschließlich bei dem Koran und authentischen Überlieferungen Muhammads saws.

Das "muslimische Modell" was man heute sehr oft wahrnimmt, ist demnach eine Folge von (pauschal gesprochen) Säkularisierung/religiös-radikaler Staatsstrukturen (shoutout an UK und France), Pietätlosigkeit und Kapitalisierung (shoutout an Muslime) Nationalismus (UK France) und viele andere Punkte mehr, wobei mich die Schuldfrage von Nationen weniger interessiert als die "fortschrittliche" Ideologie die dahinter steckte.

Wie auch immer, am Islam scheint es ja nicht zu liegen, hat ja ziemlich lange ziemlich gut geklappt und Gründe weshalb es heutzutage nicht klappen kann müsste man mir wohl präsentieren, da ich mir keinen einleuchtenden aus den Fingern saugen könnte.
Über die Muslime mag ich hier lieber nicht reden, hat ja auch nur peripher etwas mit dem eigentlichen Thread Titel zutun und mit dem Glaubensgrundsätzen der Religion eigentlich gar nix am Hut.

Lg
kp
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Adam Smith »

keinproblem hat geschrieben:(20 Mar 2018, 18:59)

Ja das wäre genau die Form von Aufklärung, die ich für unangebracht hielte. Besonders wenn man bedenkt, unter den Fittichen welches Glaubens das Konzept der experimentellen Wissenschaft, Unschuldsvermutung, des multikulturellen+multireligiösen Zusammenenlebens und einiges mehr entstanden ist. Der Islam stand im Gegensatz zu vielen historischen Kapiteln der Katholischen Kirche niemals der Wissenschaft und Aufklärung (wie ich sie verstehe) im Weg.
Doch.
Im Mittelalter war der Islam in der Wissenschaft führend. Dieses Wissen gelangte zu den Universitäten in Europa.

Zitat Wikipedia:

Die führende Stellung in den Wissenschaften ist noch heute an der arabischen Vorsilbe al- bei grundlegenden Fachbegriffen wie Algebra, Alchemie, Alkohol und Alkalien erkennbar. Die bekanntesten Wissenschaftler waren in folgenden Gebieten tätig

Zitat Ende.

Nach und nach gab es in Europa immer mehr Universitäten. Die Bedeutung wuchs und das Wissen nahm zu. Dann kam es zur Aufklärung und die Religion hatte verloren.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von relativ »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Mar 2018, 20:10)

Doch.
Im Mittelalter war der Islam in der Wissenschaft führend. Dieses Wissen gelangte zu den Universitäten in Europa.

Zitat Wikipedia:

Die führende Stellung in den Wissenschaften ist noch heute an der arabischen Vorsilbe al- bei grundlegenden Fachbegriffen wie Algebra, Alchemie, Alkohol und Alkalien erkennbar. Die bekanntesten Wissenschaftler waren in folgenden Gebieten tätig

Zitat Ende.

Nach und nach gab es in Europa immer mehr Universitäten. Die Bedeutung wuchs und das Wissen nahm zu. Dann kam es zur Aufklärung und die Religion hatte verloren.
Nein, nicht die Macht des Glaubens, oder der Religion hat verloren, sondern die Macht derer die glaubten diese zu repräsentieren und diese zum großen Teil schändlich ausgenutzt haben.
Der Mensch richtet sich auch heute noch, in schwierigen Situationen, vermehrt an den lieben Gott und/oder höhere Mächte.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Antonius »

keinproblem hat geschrieben:(20 Mar 2018, 18:59)
(....)
Der Islam stand im Gegensatz zu vielen historischen Kapiteln der Katholischen Kirche niemals der Wissenschaft und Aufklärung (wie ich sie verstehe) im Weg. Natürlich kann man sagen das war alles im Mittelalter und spielt heute keine Rolle mehr, doch würde man dann verkennen was der Auslöser für die europäische Aufklärung und damit einhergehende schrittweise Säkularisierung gewesen ist, und zwar dass man etliche Denker und der Wissenschaft verschriebene Geister wie Galileo bei lebendigem Leibe verbrannt hat, weil der Papst der Auffassung war, dass seine persönliche Autorität und damit auch Macht schwinden würde, wenn seine Unfehlbarkeit zunehmend in Frage gestellt wird.(...)
Was Du über Galileo Galilei schreibst, bedarf der Berichtigung.
Galileo und die päpstliche Behörde waren zwar hinsichtlich einiger Fragen unterschiedlicher Meinung, die Horrormeldung von der Verbrennung Galileos ist jedoch schlicht falsch.
Es gab nur die recht milde Ermahnung von 1616, Galilei möge „von einer Verbreitung des kopernikanischen Weltbildes absehen“.
  • 1741 gewährte die römische Inquisition auf Bitte von Papst Benedikts XIV. das Imprimatur auf die erste Gesamtausgabe der Werke Galileis.
    Unter Papst Pius VII. wurde 1822 erstmals ein Imprimatur auf ein Buch erteilt, das das kopernikanische System als physikalische Realität behandelte.
    Der Autor, ein gewisser Settele, war Kanoniker. Für Nicht-Kleriker war das Interdikt wohl längst belanglos geworden.

    1979 beauftragte Papst Johannes Paul II. die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, den berühmten Fall aufzuarbeiten.
    Am 31. Oktober 1992 wurde der Kommissionsbericht übergeben, und Johannes Paul II. hielt eine Rede,
    in der er seine Sicht des Verhältnisses von kirchlicher Lehre und Wissenschaft darstellte.
    Am 2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert.
    Er soll eine Statue im Vatikan erhalten. Im November 2008 distanzierte sich der Vatikan erneut von der Verurteilung Galileis durch die päpstliche Inquisition.
https://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_G ... die_Kirche
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Antonius »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Mar 2018, 20:10)

Doch.
Im Mittelalter war der Islam in der Wissenschaft führend. Dieses Wissen gelangte zu den Universitäten in Europa.
(...)
Nach und nach gab es in Europa immer mehr Universitäten. Die Bedeutung wuchs und das Wissen nahm zu.
Dann kam es zur Aufklärung und die Religion hatte verloren.
Pardon, die Geschichte der Entwicklung der europäischen Bildungseinrichtungen ist tatsächlich etwas anders verlaufen.

Der Altphilologe Manfred Fuhrmann (1925-2005) (*) hat die grundlegende Entwicklung in eindrucksvoller Weise in einem Reclam-Bändchen beschrieben.
Die wichtigsten Gründe der Entwicklung des Europäischen Bildungskanons findet Fuhrmann in der christlichen und humanistischen Tradition,
wobei er die Ursprünge in der Bibel und der Antike sieht.

Wenn wir die Geschichte betrachten, stellen wir fest, daß der Wissenskanon der Antike im wesentlichen im Christlichen Abendland gerettet und erweitert wurde.
Bereits im 8. Jahrhundert wurde dieses von weitschauenden Herrschern in die Wege geleitet.
Ich erinnere an Carolus Magnus, der die Kloster- und Domschulen gegründet und gefördert hat, aus denen dann die Europäischen Universitäten hervorgingen.

(*)Manfred Fuhrmann: Bildung. Europas kulturelle Identität. Reclam, 2002.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Progressiver »

relativ hat geschrieben:(21 Mar 2018, 08:34)

Nein, nicht die Macht des Glaubens, oder der Religion hat verloren, sondern die Macht derer die glaubten diese zu repräsentieren und diese zum großen Teil schändlich ausgenutzt haben.
Der Mensch richtet sich auch heute noch, in schwierigen Situationen, vermehrt an den lieben Gott und/oder höhere Mächte.
Nein. Und "der Mensch" schon gar nicht. Einige vielleicht, weil sie nicht an ihre eigenen Ressourcen glauben können, die in ihnen selbst stecken. Aber generell laufen die Leute hierzulande bei Problemen doch lieber zu Ärzten, Psychologen, zur Polizei oder zum Anwalt. Wenn man dagegen höhere Mächte -einen "lieben" Gott, Außerirdische oder "das Universum"- nötig hat, dann liegt derjenige oft schon im Sterbebett und hat ansonsten alle Hoffnung verloren. Und so schwierig sind die Situationen im Leben dann doch nicht, dass man sich gleich vom Schicksal brechen lässt. Ich habe ebenfalls schon zeitweise schlimme Zeiten hinter mir. Aber aufgeben ist doch erst ein Thema, wenn überhaupt nichts mehr geht.
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Progressiver »

Antonius hat geschrieben:(08 Apr 2018, 14:54)

Was Du über Galileo Galilei schreibst, bedarf der Berichtigung.
Galileo und die päpstliche Behörde waren zwar hinsichtlich einiger Fragen unterschiedlicher Meinung, die Horrormeldung von der Verbrennung Galileos ist jedoch schlicht falsch.
Es gab nur die recht milde Ermahnung von 1616, Galilei möge „von einer Verbreitung des kopernikanischen Weltbildes absehen“.
  • 1741 gewährte die römische Inquisition auf Bitte von Papst Benedikts XIV. das Imprimatur auf die erste Gesamtausgabe der Werke Galileis.
    Unter Papst Pius VII. wurde 1822 erstmals ein Imprimatur auf ein Buch erteilt, das das kopernikanische System als physikalische Realität behandelte.
    Der Autor, ein gewisser Settele, war Kanoniker. Für Nicht-Kleriker war das Interdikt wohl längst belanglos geworden.

    1979 beauftragte Papst Johannes Paul II. die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, den berühmten Fall aufzuarbeiten.
    Am 31. Oktober 1992 wurde der Kommissionsbericht übergeben, und Johannes Paul II. hielt eine Rede,
    in der er seine Sicht des Verhältnisses von kirchlicher Lehre und Wissenschaft darstellte.
    Am 2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert.
    Er soll eine Statue im Vatikan erhalten. Im November 2008 distanzierte sich der Vatikan erneut von der Verurteilung Galileis durch die päpstliche Inquisition.
https://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_G ... die_Kirche
Was ist mit Giordano Bruno?
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Re: Grundsatzdiskussion Islam

Beitrag von Troh.Klaus »

Progressiver hat geschrieben:(09 Apr 2018, 21:15)
Was ist mit Giordano Bruno?
Landete 1600 wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen, wurde mittlerweile rehabilitiert, und war mit seinen Thesen für die damalige (kirchliche) Herrschaftsschicht ungleich gefährlicher als Galileo.
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