Skeptiker hat geschrieben:(02 Dec 2018, 00:59)
Es geht mir weniger um die exakten Begrifflichkeiten als um die Auswirkungen auf das gemeinsame Zusammenleben. Wir sehen ja ganz unterschiedliche Ausprägungen von aus dem Islam abgeleiteten kulturellen Einflüssen. Ein Beispiel wäre da eben das Tragen von Kopftüchern oder keiner Kopfbedeckung in eher säkularer Umgebung, und das Tragen von Vollverschleierung in konservativ muslimisch geprägten Regionen.
Ich verstehe Seehofers Äußerungen klar in einer Art und Weise, dass der Islam in Deutschland in die Gesellschaft integrierbar sein muss, womit nicht Assimilation sondern Vernetzung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gemeint ist. Das ist mE der ganze Sinn der Islamkonferenz. Und da sind bestimmte Werte unabdingbar.
Ich kann mir öffentliche Hinrichtungen nach Scharia-Gesetz (wie in Saudi-Arabien) in Bremen auch schwer vorstellen - da scheint ein weitere erkennbarer Unterschied zwischen Islamischer Glaubenslehre und westlich demokratischem Werteverständnis zu liegen.
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist essenziell für die Integration, die Adoption von Werte allerdings nicht. Ein Muslim darf genauso wenig wie ein Anarchist oder Marxist dazu gezwungen werden, seine Wertevorstellungen aufzugeben. Die einzige Voraussetzung an die beiden ist doch, dass man im öffentlichen Raum miteinander ohne Konflikte agieren kann und sich an geltende Gesetze hält.
Wenn wir jetzt dem Gespräch zu liebe mal davon ausgehen, aus den Gesetzen eines arabischen absolutistischen Herrschaftsclans das islamische Wertefundament ableiten zu können, so würde eine Hinrichtung in Bremen untersagt (da dt. Recht), aber jeder Bremer hätte das Recht der Meinung zu sein, eine Hinrichtung wäre angebracht.
Inwiefern ist die repräsentative Demokratie nicht mit islamischen Grundwerten vereinbar?
Wie kommst du darauf, dass das die richtige Frage ist? Es ist doch ein himmelweiter Unterschied zu sagen, repräsentative Demokratie wäre mit dem Islam kompatibel und zu sagen, jeder muss sich dazu Bekennen, dass die repräsentative Demokratie das Highlight die einzige politische Form des geregelten Miteinanders ist, die ein Land haben darf. Ohne derartigen Fanatismus wäre es doch gar nicht möglich, von Demokratie-Export und humanistischen Kriegen zu sprechen. Erst war es der Papst, dann der Nationalstaat und heute die repräsentative Demokratie, die alle bejubeln und nicht hinterfragen sollen. Und das sage ich komplett ohne Wertung.
Ich finde es einfach tragisch, dass über die Jahrhunderte des intellektuellen Reifens ein großer Teil der europäischen Bevölkerung immer noch nicht den metaphysischen Sprung geschafft hat, innerhalb einer Gesellschaftsordnung die es zulässt und sogar benötigt, kritisch jeden einzelnen Baustein in der Wahrnehmung zu durchleuchten.
Das war jetzt schon fast etwas OT darum wieder zurück zu deiner Frage:
Nur eine Figur, eine Partei, eine Nation oder eine Herrschaftsform als die Absolute hinzustellen ist religiös und Muslime haben schon eine Religion und einen einzigen, der Absolut ist.