Ich fand die Diskussion teilweise erschreckend, weil mein Eindruck dabei ist, dass sich die Gesellschaft vollkommen daran gewöhnt zu haben scheint, dass Eltern dieser Gesellschaft die Kinder quasi zum Dumpingpreis zur Verfügung stellen.
Nur mal einen Blick zurück um zu verstehen was ich meine:
In archaischer Zeit hatten Eltern alle Aufwände des Aufziehens der Kinder. Im Alter allerdings hatten sie auch den vollen Ertrag, weil die Kinder hauptsächlich für sich und die Familie - also auch die Eltern - gewirtschaftet haben. Wer keine Kinder hatte, stand entsprechend schlecht da.
In heutiger Zeit liegt ein Großteil der Aufwände weiter bei den Eltern. Die Erträge werden aber hauptsächlich sozialisiert, weil jedes Individuum in erster Linie Steuerzahler an den Staat ist.
https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 88776.htmlKeine der Parteien, die seit Jahrzehnten politische Verantwortung tragen, kann ein Interesse daran haben, den Eltern, die die nächste Generation von Beitragszahlern großgezogen haben, zu erklären: Eure eigene Rente wird nicht zum Leben reichen, weil es im von uns zu verantwortenden System ökonomisch vernünftiger ist, keine Kinder zu haben und durch die Kinder anderer abgesichert zu sein, weil wir, wie Garsoffky und Sembach schreiben, „ den Wert von Kindern sozialisiert, die Kosten für sie aber privatisiert haben.“
Wie leben also im Kapitalismus, gehen aber selbstverständlich davon aus, dass die "Produzenten" des Humankapitals keinerlei Rendite auf ihre erheblichen Investitionen monetärer und privater Natur zu erwarten haben. Was bei jeglichen Produktionsgut undenkbar wäre, bei Menschen ist es normal - eine vollkommene Sozialisation des Wertes des Menschen, also ein Absprechen jedes monetären Anspruches der Eltern am volkswirtschaftlichen Ertrag ihrer Elternschaft und Erziehungsleistung.
Dabei sind alle unzufrieden: Die Eltern die sehen, dass sie aufgrund ihrer Erziehungsleistungen und resultierenden Einschränkungen im Beruf im Rentenalter benachteiligt sind, aber auch viele Kinderlose, die oft die volkswirtschaftlichen Früchte ALLEINE als durch Betriebe erwirtschaftet interpretieren und sie somit Transferleistungen als ärgerliche Finanzierung des Lebensstiles anderer bewerten.
Könnte man sich nicht an der freien Wirtschaft ein Beispiel nehmen und alle glücklich machen? Ich stelle mir das so vor:
- Streichung ALLER Subventionstatbestände an Familien!
- Im Gegenzug werden die Eltern am volkswirtschaftlichen Nutzen direkt beteiligt, indem von der Steuerleistung der Kinder ein gewisser Betrag nicht an den Staat, sondern an die Eltern gezahlt wird
Das würde ich Erziehungsdividende nennen, weil das klarstellt, dass es nicht ein Almosen ist. Vielmehr ist die faire Rendite, die jemand von seiner Investition erwarten darf.
Was würde das verändern? Zunächst einmal wäre vieles einfacher! Da es aber zu einer Auszahlung von Ansprüchen aus den Steuereinnahmen des (erwachsenen) Kindes an die Eltern kommt, würden die Steuereinahmen einbrechen, was durch Anhebung der Steuersätze (für alle) kompensiert werden würde. In dem Sinne ist es eine Bereinigung, weil es eben nur eine Stelle gibt, an der die Erziehungsleistung berücksichtigt würde.
Es würde auch einiges am Rentensystem erleichtern, weil insbesondere dann die Gegenleistung einsetzt, wenn die Eltern alt werden und die Kinder wirtschaftlich erstarken.
Natürlich gibt es auch Leute, die schon unbedingt während der Kindererziehung Mittel benötigen, dafür könnte man dieses Modell in einer Art und Weise anbieten, dass Eltern wählen können entweder sofort aber gem. statistischem Schnitt Auszahlungen zu erhalten, oder eben ganz individuell am persönlichen Erfolg des Kindes beteiligt werden - jedwede prozentuale Abstufung wäre da möglich. Das wäre also auch nicht als Grund dagegen aufzuführen.
Wäre das Modell also tatsächlich etwas mit dem alle sich besser zufriedengeben können? Was wären Nachteile eines solchen Systems oder wäre es sogar ungerecht?