Der Fall eines Lehrers einer Problemschule, der lautstark auf Missstände aufmerksam gemacht hat, scheint, so macht es jedenfalls den Anschein, massiv eingeschüchtert worden zu sein. Danach kommen nur noch kleinlaute Töne und Kritik verstummt.
Auszüge aus dem Artikel:
Der Reporter kommt. Dann sieht es auf einmal ganz anders aus:In dem kurzen Film erzählt Hoffer von den Zuständen an seiner Schule. „Ich würde mir jetzt als Jude hier nicht unbedingt eine Kippa aufsetzen und durch die Schule laufen“, sagt er. Es gebe auf jeden Fall „heftige Reaktionen“. Verschwörungstheorien florierten unter den Schülern, ebenso wie Homophobie. „Ich finde, das ist eine gefährliche Tendenz.“ WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt ist Diskussionsteilnehmer der Sendung und verspricht, einen Reporter zu schicken.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... baren.htmlKeines der anschließend 29 zur Autorisierung eingereichten Zitate wird von Hoffer freigegeben. Noch am selben Abend schickt der Lehrer eine besorgte E-Mail: In ihr heißt es, die Aussagen dürften auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Diese in einer Zeitung zu lesen, würde den inneren Reformprozess der Schule in Gefahr bringen, sogar den Schulfrieden.
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Diesmal hat man, gemessen an den Aussagen, das Gefühl, in einer komplett anderen Schule zu sein. Probleme? Bei uns? Vielleicht gebe es die, aber das sei an Schulen schließlich normal.
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Auch das Antisemitismusproblem ist verschwunden. Nun heißt es: „Wir haben kein großes Antisemitismusproblem, sondern ein generelles Rassismusproblem. Aber das haben alle Schulen.“
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Bei diesem zweiten Gespräch ist Roland Hoffer nicht allein. Diesmal sitzt Schulleiter André Koglin mit am Tisch. Er wirkt wie ein Schalldämpfer für seinen Kollegen, der zwar nun ein gegenteiliges Bild seiner Schule zeichnet, aber nichts von seinem Eifer beim Sprechen verloren hat.
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Regelmäßig wirft Hoffer Schulleiter Koglin, mit dem er sich duzt, einen ängstlichen Blick zu. Dieser zeigt ihm mit knappen Gesten die Grenzen des Sagbaren auf. Auf die Frage, warum er, wenn man doch um den Ruf der Schule fürchte, sich überhaupt in der Talk-Show „Anne Will“ geäußert habe, weiß Hoffer schließlich keine Antwort.
Schade dass das ein Bezahlartikel ist und somit nicht jedem zur Verfügung steht. Er ist absolut lesenswert.
Ich kenne solche Reportagen eigentlich eher in Bezug auf Nordkorea. Das erinnert klar an Repression von unliebsamen Meinungen. Ist das so oder täuscht das?