Einheitssysteme wie in den Niederlanden oder Großbritannien führten zu Rationierung, Wartezeiten und Begrenzungen der Leistungskataloge. Diejenigen, die es sich leisten könnten, sicherten sich dort einen exklusiven Zugang zur Spitzenmedizin als Selbstzahler oder durch teure Zusatzversicherungen.
Die Existenz der privaten Krankenversicherung sorge für Innovationen bei Diagnostik und Therapie und setze damit die Krankenkassen unter Zugzwang, so Montgomery. Privat Versicherte ermöglichten mit ihrem kostendeckenden Finanzierungsbeitrag zudem eine hochwertige medizinische Ausstattung von Krankenhäusern und Praxen.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, warnte, eine Bürgerversicherung löse kein einziges Problem in der gesetzlichen Krankenversicherung. Kritisch äußerten sich auch der Hartmannbund und der Hausärzteverband.
Die Bürgerversicherung war eine Kernforderung im Wahlprogramm der Sozialdemokraten. Aus ihrer Sicht besteht die von Montgomery beschworene Zwei-Klassen-Medizin schon heute, erst durch den Systemwechsel würden Bürger unabhängig von Einkommen und Wohnort die beste Versorgung bekommen.
In die Bürgerversicherung würden alle gesetzlich Versicherten aufgenommen. Bisher privat Versicherte sollen wählen können, ob sie ebenfalls in die Bürgerversicherung wechseln möchten. Arbeitgeber und Versicherte würden nach Wunsch der SPD zudem wieder den gleichen Anteil am Versicherungsbeitrag zahlen.
Ich würde gerne über die Krankenversicherung diskutieren. Man sagt immer, dass die Trennung von Privatversicherung und gesetzliche Versicherung falsch sei, weil die gesunden Menschen in die Privatversicherung wechseln, während die kranken Menschen entweder gar nicht erst zur privaten Krankenversicherung zugelassen werden oder aber dort horrend hohe Beiträge zahlen.
Die Krankenversicherung ist nach dieser Lesart keine Versicherung nach der Art einer Hausratsversicherung, wo jeder rein kommt. Ich muss dazu sagen, dass auch bei dieser Versicherung nicht jeder gleich behandelt wird: wer in Gebieten lebt, die von Hochwasser oder Brand besonders gefährdet sind, wird das merken.
Dennoch ist da schon was Wahres dran: wie sollen die gesetzlichen Krankenversicherungen konkurrenzfähig sein, wenn sie die teuren Fälle bekommen, die Privatkassen sich aber die billigen Kunden aussuchen darf? Benachteiligt sind fast alle Bürger, denn spätestens wenn sie alt sind, wird die private Krankenversicherung für sie zum Problem.
Kann die Bürgerversicherung da eine Lösung sein? Sollte man das Problem nicht anders angehen? Auch gesetzliche Krankenkassen sollten so wirtschaften können, wie die Privatkassen, aber es soll auch Jeder zu jeder Kasse wechseln können und sollte dort Beiträge zahlen, die er sich auch leisten kann.
Meines Erachtens ist es ein Fluch, eine Versicherung daraus zu machen. Bei KFZ kann ich, wenn ich öfters einen Unfall habe und daher horrend hohe KFZ-Versicherungen zahlen muss, das Autofahren sein lassen. Bei der Gesundheit geht das nicht.
Die Argumente in dem Artikel gegen die Bürgerversicherung halte ich nicht für stichhaltig: klar, wenn die Privatkassen das meiste Geld übrig haben, können sie natürlich am Meisten zu Innovationen beitragen, das ist logisch.