Versteh' ich nicht so wirklich. Liest sich glatt so, als stünde die Arbeit generell an erster Stelle bei Familienplanung und dann, bzw. nur dann, wenn es die Arbeit oder das Beschäftigungsverhältnis zulässt, darfst du mal an Nachwuchs denken, als wäre das ein ganz besonderer Luxus (dabei sollte es doch selbstverständlich sein, sofern Mutter Natur es zulässt, oder?)Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2017, 10:13)
Er sieht Probleme in der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen, darin dass die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder keine Vollzeitbeschäftigung beider Eltern zulassen.
Ich meine, dieses Problem besteht doch eigentlich nur dann, wenn beide Elternteile trotz Kind bzw. Familie auf Vollbeschäftigung bestehen und folglich entsprechend Betreuungmöglichkeiten benötigen.
Allerdings kenne ich in den Familien aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis wirklich niemanden, der oder die jemals für sich beanspruchen würde, trotz Kind/Familie, weiters auf Vollbeschäftigung zu bestehen - ganz im Gegenteil, die Eltern sind sich darüber bewusst, dass ein Kind, bzw. Familie eine gewisse Veränderung im bisherigen Beziehungsleben darstellt, auf die in gewisser Weise auch reagiert werden muss. Man ist gerne bereit beschäftigungstechnisch Abstriche zu machen - eben, damit man der verantwortungsvollen Rolle als Eltern nachkommen kann.
Entscheidend ist aber dabei immer der finanzielle Aspekt - und nicht die Frage nach entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten. Man muss es sich heutzutage leisten können, sein Kind - wenigstens teilweise - selbst betreuuen zu können. Und das liegt viel weniger an den Gebühren für z. B. Kita, sondern eher an den sonstigen Lebenshaltungskosten wie ganz besonders den Mietpreisen. Ist z. B. in meiner Stadt mittlerweile unmöglich (mehrfacher Hochschulstandort, entsprechend hoher Wohnraumbedarf), eine familiengerechte Wohnung zum vernünftigen Preis zufinden, die es dir bspw. ermöglichst, auf ein zweites Auto zu verzichten, weil Kita/Schule, Arbeitsstelle und Einkaufmöglichkeiten bequem zu Fuß oder mit öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind. Alternative ist ein Umzug raus in eines der umliegenden Dörfer; da sind sie Mietpreise zwar erschwinglicher, aber dafür fehlt es an Kita, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und notwendiger Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr - evt. entstehen zusätzliche Kosten, wenn ein weiteres Auto angeschafft werden muss.
Mir tun diese Familien, die eine eine derartige Zwickmühle geraten, echt leid. Es handelt sich hierbei ja nicht mehr um "bedauerliche Einzelfälle", sondern um bittere Realität - die Mietpreise steigen tatsächlich immer schneller immer höher; tatsächlich zieht es immer mehr vornehmlich junge Leute aus vorrangig praktischen Gründen in die Städte, dagegen "veralten" und verweisen die Dörfer zunehmend und werden u. a. für Handel und Verkehr unrentabel; verlieren an Lebensqualität.
Auch wenn es in Deutschland in der Wirtschaft und folglich auch auf dem Arbeitsmarkt wieder rund läuft, ist Vollbeschäftigung keine Selbstverständlichkeit. Und selbst wenn, Arbeit wird unterschiedlich bezahlt. Mein Vater ist Ingenieur und verdient in einer Stunde soviel, wie ich in der Pflege in einer 6-Stunden-Schicht. In meinem Fall wäre es wohl sicher vonnöten, dass meine Partnerin ebenfalls Vollzeit arbeitet, wenn wir ein Kind haben und uns Familie leisten können wollen - aber was ist, wenn meine Partnerin keine Vollzeitstelle bekommt/keine will? Oder ich runterstufen muss oder arbeitslos werde? Dann müssen wir wohl oder übel auf Nachwuchs verzichten und auf bessere Zeiten warten. Also entscheiden Arbeits- und Finanzaspekt über unsere familiäre Zukunft - wie abartig ist das denn?
Irgendwie finde ich es gar nicht so unverständlich, dass in Deutschland zuwenig Kinder geboren werden - wenn erst Arbeit/Finanzen mit dem bloßen Gedanken an Familie in ein perfektes Verhältnis gebracht werden müssen, vergeht einem die Lust auf Nachwuchs. Die unsichere Frage nach passender Betreuungmöglichkeit für's Kind ist da in meinen Augen vergleichsweise ein nichtiges Problem...