Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Moderator: Moderatoren Forum 8

Antworten
Alpha Centauri
Beiträge: 6512
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 10:49

Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Alpha Centauri »

Hi, laut einigen Hirnforschern sind in unserer modernen Gesellschaft auch zunehmend stoffungebunde Süchte als Verhaltenssüchte weit verbreitet.

Bei den Männern vor allem.die Spiel- und Pornofilm Sucht.

Bei Frauen vor allem die Social Media- und Kauf Sucht

Sport und Internet Sucht sind an nährend geschlechtlich gleich verteilt.

Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
Benutzeravatar
BingoBurner
Beiträge: 4455
Registriert: Sa 17. Jan 2015, 12:15
user title: Irgendwas mit Würde

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von BingoBurner »

Alpha Centauri hat geschrieben:(29 Sep 2017, 13:12)


Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
Nichts......bzw. welcher Befund ?
Kommt jetzt Prof. Dr. Manfred Spitzer und Co ?

Das die digitale Welt unsere eigne Welt verändert.......?
Ja, klar und ?
Dont take your organs to heaven !
Heaven knows we need them here !

Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
Benutzeravatar
Bleibtreu
Beiträge: 8825
Registriert: Mi 27. Feb 2013, 11:58
user title: freigeist
Wohnort: TelAviv / Paris

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Bleibtreu »

Alpha Centauri hat geschrieben:(29 Sep 2017, 13:12)
[...] Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
Dass die Menschen der modernen Gesellschaften Freizeit wie nie zu vor haben. :)
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
Concordia - Integritas - Industria
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34810
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Misterfritz »

Bleibtreu hat geschrieben:(29 Sep 2017, 14:03)

Dass die Menschen der modernen Gesellschaften Freizeit wie nie zu vor haben. :)
Das fiel mir spontan auch als Antwort ein ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Olympus
Beiträge: 1301
Registriert: So 16. Jul 2017, 10:03

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Olympus »

Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
Das der Mensch ohne glatt aussterben würde.
Aber mit tut er es früher oder später auch.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

In jedem Fall Arbeitssucht, zu gewissen Teilen aber auch Sportsucht, Kaufsucht, Sexsucht und - falls moderat - auch Magersucht werden gesellschaftlich honoriert. Im Gegensatz zu Alkohol-, Nikotin-, Drogen-, Fress-Sucht. Das formuliert aber natürlich nur die Frage um. Warum wird das honoriert?

Spielsucht, Computerspielsucht ist möglicherweise noch mal ein Thema für sich.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Billie Holiday
Vorstand
Beiträge: 31588
Registriert: Mi 11. Jun 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Oct 2017, 10:38)

In jedem Fall Arbeitssucht, zu gewissen Teilen aber auch Sportsucht, Kaufsucht, Sexsucht und - falls moderat - auch Magersucht werden gesellschaftlich honoriert. Im Gegensatz zu Alkohol-, Nikotin-, Drogen-, Fress-Sucht. Das formuliert aber natürlich nur die Frage um. Warum wird das honoriert?

Spielsucht, Computerspielsucht ist möglicherweise noch mal ein Thema für sich.

Meinst Du, Magersucht wird außerhalb der Modebranche honoriert? :?:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
Unité 1
Beiträge: 4428
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 21:18
user title: fsociety

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Unité 1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Oct 2017, 10:38)

In jedem Fall Arbeitssucht, zu gewissen Teilen aber auch Sportsucht, Kaufsucht, Sexsucht und - falls moderat - auch Magersucht werden gesellschaftlich honoriert. Im Gegensatz zu Alkohol-, Nikotin-, Drogen-, Fress-Sucht. Das formuliert aber natürlich nur die Frage um. Warum wird das honoriert?
Weil das den Leistungsgedanken symbolisiert, würde ich denken, und das gesellschaftliche Leitbild darauf ausgerichtet ist. Selbstverbesserung und das Erreichen von Höchstleistungen als Idealeinstellung der öffentlichen Person. Das ist meiner Meinung nach eine krude Form von pseudoindivudalistischem Konformismus bzw. eskapistisch motivierter Anpassung. Burn-out und Depression sind da Begleiterscheinungen.
We're more like FDP, ambitious and misunderstood!
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(05 Oct 2017, 11:16)

Meinst Du, Magersucht wird außerhalb der Modebranche honoriert? :?:
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Deshalb schrieb ich auch "teilweise". Allgemein dürfte "Schlanksein" gesellschaftlich hoch honoriert und auf der anderen Seite die Grenzen zwischen "Schlanksein" und "Magersucht" fließend sein. Ich bin mir aber dabei nicht sicher.

Die Frage, was diese Art von Süchten über die Gesellschaft aussagt, finde ich aber dennoch hochinteressant. Ein Überangebot an Freizeit dürfte wohl nicht als Antwort ausreichen. Ich vermute, irgendetwas hat es auch mit der großen Entpolitisierung und Entideologiersierung seit 20, 30 Jahren zu tun. Mit dem Ende des globalen Ost-West-Konflikts. Bzw. beides ist die Folge von nochetwas Drittem.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Unité 1 hat geschrieben:(05 Oct 2017, 11:37)

Weil das den Leistungsgedanken symbolisiert, würde ich denken, und das gesellschaftliche Leitbild darauf ausgerichtet ist. Selbstverbesserung und das Erreichen von Höchstleistungen als Idealeinstellung der öffentlichen Person. Das ist meiner Meinung nach eine krude Form von pseudoindivudalistischem Konformismus bzw. eskapistisch motivierter Anpassung. Burn-out und Depression sind da Begleiterscheinungen.
Ja. In diese Richtung denke ich ja auch. Wobei diese "Selbstverbesserung" irgendwo inhaltsleer und zum Selbtszweck verkommen ist. Eine wissenschaftliche Entdeckung, eine kreative künstlerische Leistung ist durch schlichte "Arbeitssucht" niemals erreichbar. Im Gegenteil. Ich glaube eher, dass solche Süchte an die Stelle von tatsächlich greifbaren und erreichbaren persönlichen, individuellen Lebensleistungen in dieser wirren und unübersichtlichen Welt treten. Nach dem Motto: "Ich weiß zwar nicht, was ich will, aber ich weiß, wie ichs erreiche"
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Unité 1
Beiträge: 4428
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 21:18
user title: fsociety

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Unité 1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Oct 2017, 11:45)

Ja. In diese Richtung denke ich ja auch. Wobei diese "Selbstverbesserung" irgendwo inhaltsleer und zum Selbtszweck verkommen ist. Eine wissenschaftliche Entdeckung, eine kreative künstlerische Leistung ist durch schlichte "Arbeitssucht" niemals erreichbar. Im Gegenteil. Ich glaube eher, dass solche Süchte an die Stelle von tatsächlich greifbaren und erreichbaren persönlichen, individuellen Lebensleistungen in dieser wirren und unübersichtlichen Welt treten. Nach dem Motto: "Ich weiß zwar nicht, was ich will, aber ich weiß, wie ichs erreiche"
Dass das inhaltsleer ist, sehe ich auch so. Und die Frage, warum dem dieser große Raum gewährt, dass sich das zur Sucht entwickeln kann, ist eine gute. Ich würde weiter in die Richtung denken und komme auf die Idee, dass sich bei den (impliziten) permanenten Leistungsanforderungen ein Scheitern verbietet. Das Schaffen eines Werks ist aber immer mit dem Risiko des Scheiterns verbunden, eine gute Idee, eine fantastische Vorstellung kann sich als Sackgasse erweisen, in der man nach langem und beschwerlichen Weg endet. Sport, Sex, Shopping und Arbeit haben als Gemeinsamkeit eine eher kurze Dauer, sie laufen in Intervallen ab mit einem klar definierten Anfang und Ende. Es ist gewiss. Man eilt quasi von Erfolg zu Erfolg und es ist verführerisch, diesen Erfolgsgenuss zu verstetigen und die vorhandene Bedeutsamkeit zu übersteigern.

Ich würde also nicht die wirre und unübersichtliche Welt dem gegenüber stellen, sondern die Welt als Lebenswelt selbst als in sich gebrochen betrachten. Einerseits ist sie unübersichtlich, unberechenbar und verantwortungslos - jeder sei seines Glückes Schmied -, andererseits extrem strukturiert quasi durch die Gleichsetzung von persönlichem "Glück" und Leistungserwartung und der Vorstellung der Steigerungsfähigkeit von "Glück" (Selbstverbesserung). Die Reaktion darauf kann sich dann in den Süchten äußern, die gewissermaßen die Anforderungen pervertieren und leicht erreichbar machen.
We're more like FDP, ambitious and misunderstood!
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Selina »

Unité 1 hat geschrieben:(05 Oct 2017, 12:10)

Dass das inhaltsleer ist, sehe ich auch so. Und die Frage, warum dem dieser große Raum gewährt, dass sich das zur Sucht entwickeln kann, ist eine gute. Ich würde weiter in die Richtung denken und komme auf die Idee, dass sich bei den (impliziten) permanenten Leistungsanforderungen ein Scheitern verbietet. Das Schaffen eines Werks ist aber immer mit dem Risiko des Scheiterns verbunden, eine gute Idee, eine fantastische Vorstellung kann sich als Sackgasse erweisen, in der man nach langem und beschwerlichen Weg endet. Sport, Sex, Shopping und Arbeit haben als Gemeinsamkeit eine eher kurze Dauer, sie laufen in Intervallen ab mit einem klar definierten Anfang und Ende. Es ist gewiss. Man eilt quasi von Erfolg zu Erfolg und es ist verführerisch, diesen Erfolgsgenuss zu verstetigen und die vorhandene Bedeutsamkeit zu übersteigern.

Ich würde also nicht die wirre und unübersichtliche Welt dem gegenüber stellen, sondern die Welt als Lebenswelt selbst als in sich gebrochen betrachten. Einerseits ist sie unübersichtlich, unberechenbar und verantwortungslos - jeder sei seines Glückes Schmied -, andererseits extrem strukturiert quasi durch die Gleichsetzung von persönlichem "Glück" und Leistungserwartung und der Vorstellung der Steigerungsfähigkeit von "Glück" (Selbstverbesserung). Die Reaktion darauf kann sich dann in den Süchten äußern, die gewissermaßen die Anforderungen pervertieren und leicht erreichbar machen.
Genau. Gute Analyse. Diese permanente Gleichsetzung von persönlichem "Glück" und Leistungserwartung hat viel mit so genannten gesellschaftlichen Normen zu tun. So wird quasi erwartet, dass man bitte das, was allgemein als untadelig und erstrebenswert gilt, auch persönlich als "Glück" empfindet. Man eben ständig nach noch mehr Leistung und noch mehr Erfolg und noch mehr Anerkennung strebt. Dabei kann man es unter Umständen im Gegensatz dazu als besonderes Glück empfinden, sich dieser "wirren, unübersichtlichen und gebrochenen Welt" zu entziehen. Die einen tun das mit Saufen, massivem Kiffen, Rauchen, die anderen mit exzessivem Sex, Sport und anderem mehr. Manche bevorzugen eine Art innere Emigration, ob mit Sucht oder ohne. Und wieder andere befinden sich in einer Art Dauerzweifel und stehen in ständigem kritischen Diskurs mit dieser "gebrochenen Welt". Man passt sich irgendwie an und merkt gar nicht mehr, wie kaputt das alles ist. Ein Weg aus diesem Dilemma wäre die grundlegende Transformation der Gesellschaft, wo es dann unter anderem auch um neue, andere Werte gehen würde als die dieser Endlos-Leistungsgesellschafts-Spirale, die die Leute krank macht.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Unité 1
Beiträge: 4428
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 21:18
user title: fsociety

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Unité 1 »

Selina hat geschrieben:(05 Oct 2017, 13:00)

Genau. Gute Analyse. Diese permanente Gleichsetzung von persönlichem "Glück" und Leistungserwartung hat viel mit so genannten gesellschaftlichen Normen zu tun. So wird quasi erwartet, dass man bitte das, was allgemein als untadelig und erstrebenswert gilt, auch persönlich als "Glück" empfindet. Man eben ständig nach noch mehr Leistung und noch mehr Erfolg und noch mehr Anerkennung strebt. Dabei kann man es unter Umständen im Gegensatz dazu als besonderes Glück empfinden, sich dieser "wirren, unübersichtlichen und gebrochenen Welt" zu entziehen. Die einen tun das mit Saufen, massivem Kiffen, Rauchen, die anderen mit exzessivem Sex, Sport und anderem mehr. Manche bevorzugen eine Art innere Emigration, ob mit Sucht oder ohne. Und wieder andere befinden sich in einer Art Dauerzweifel und stehen in ständigem kritischen Diskurs mit dieser "gebrochenen Welt". Man passt sich irgendwie an und merkt gar nicht mehr, wie kaputt das alles ist. Ein Weg aus diesem Dilemma wäre die grundlegende Transformation der Gesellschaft, wo es dann unter anderem auch um neue, andere Werte gehen würde als die dieser Endlos-Leistungsgesellschafts-Spirale, die die Leute krank macht.
Ich würde Süchte generell als Ausdruck innerer Emigration betrachten. Der Fokus richtet sich ja nur auf das persönliche Glücksempfinden mit der Folge der Aus- bzw. Abblendung der Um- und Mitwelt. Das gilt natürlich in unteschiedlichem Maße je nach Sucht. Z.B. für das Rauchen wird es schwer, da den Zusammenhang auszumachen.
Ansonsten würde ich trennen zwischen substanzgebundenen Süchten wie Drogen- oder Alkoholsucht und den nicht substanzgebundenen. Erstere scheinen einen eher nach innen gerichteten Charakter aufzuweisen, die Bewertung der Mitwelt spielt eher keine oder eine untergeordnete Rolle; sie sind Ausdruck von Weltabgewandtheit. Für zweitere scheint das Gegenteil zu gelten, zumindest auf den ersten Blick sieht das für mich mehr nach einer Ersatzhandlung aus, nach dem gleichzeitigen Wunsch nach Erfüllung von und Aufbegehren gegen Leistungsanforderungen. Das würde insofern schokoschendrezkis Idee eines Zusammenhang mit dem Ende des Ost-West-Konflikts entgegenkommen. Das Ende der Systemkonkurrenz als Katalysator von Anspruchsverdichtung und gestiegenen Leistungsanforderungen bei gleichzeitiger Entsolidariserung der Gesellschaften. Also quasi die Gleichzeitigkeit von Konformitätsdruck wie Individualerwartung.

Das ist nur ein Teilaspekt und das ganze ist weit komplexer als dargestellt. Computer- oder Spielsüchte sehen ja auch mehr nach Weltabgewandtheit aus. Und funktionierende Alkoholiker zum Beispiel haben ein Interesse, weiterhin als integriert zu gelten bzw. Anerkennung im Beruf zu erfahren. Ebenso sind die hinter den Süchten verborgenen Motivationen und Einstellungen, die erst zur Sucht führten, vielfältig. Und auch ein Systemwechsel führte nicht zu einem Verschwinden von Süchten, dafür sind diese zu konstant in der menschlichen Geschichte beobachtbar. Aber möglicherweise zu einer Abnahme.
We're more like FDP, ambitious and misunderstood!
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Selina »

Unité 1 hat geschrieben:(05 Oct 2017, 13:37)

Ich würde Süchte generell als Ausdruck innerer Emigration betrachten. Der Fokus richtet sich ja nur auf das persönliche Glücksempfinden mit der Folge der Aus- bzw. Abblendung der Um- und Mitwelt. Das gilt natürlich in unteschiedlichem Maße je nach Sucht. Z.B. für das Rauchen wird es schwer, da den Zusammenhang auszumachen.
Ansonsten würde ich trennen zwischen substanzgebundenen Süchten wie Drogen- oder Alkoholsucht und den nicht substanzgebundenen. Erstere scheinen einen eher nach innen gerichteten Charakter aufzuweisen, die Bewertung der Mitwelt spielt eher keine oder eine untergeordnete Rolle; sie sind Ausdruck von Weltabgewandtheit. Für zweitere scheint das Gegenteil zu gelten, zumindest auf den ersten Blick sieht das für mich mehr nach einer Ersatzhandlung aus, nach dem gleichzeitigen Wunsch nach Erfüllung von und Aufbegehren gegen Leistungsanforderungen. Das würde insofern schokoschendrezkis Idee eines Zusammenhang mit dem Ende des Ost-West-Konflikts entgegenkommen. Das Ende der Systemkonkurrenz als Katalysator von Anspruchsverdichtung und gestiegenen Leistungsanforderungen bei gleichzeitiger Entsolidariserung der Gesellschaften. Also quasi die Gleichzeitigkeit von Konformitätsdruck wie Individualerwartung.

Das ist nur ein Teilaspekt und das ganze ist weit komplexer als dargestellt. Computer- oder Spielsüchte sehen ja auch mehr nach Weltabgewandtheit aus. Und funktionierende Alkoholiker zum Beispiel haben ein Interesse, weiterhin als integriert zu gelten bzw. Anerkennung im Beruf zu erfahren. Ebenso sind die hinter den Süchten verborgenen Motivationen und Einstellungen, die erst zur Sucht führten, vielfältig. Und auch ein Systemwechsel führte nicht zu einem Verschwinden von Süchten, dafür sind diese zu konstant in der menschlichen Geschichte beobachtbar. Aber möglicherweise zu einer Abnahme.
So hatte ich das auch nicht gemeint. Mir ging es um einen Ansatz, der die Süchte nicht ganz so individualisiert, sondern eher auf einer gesellschaftspolitischen Ebene betrachtet. Ich würde auch niemals behaupten, dass es keine Süchte mehr gäbe in einer transformierten Gesellschaft. Es könnte aber unter Umständen (je nachdem, wer die federführenden Kräfte in solch einer Umwälzung wären) zu anderen Akzenten kommen, die weniger "suchtprägend" sind. Zum Beispiel mehr Kooperation statt Konkurrenz, mehr Entschleunigung statt Schnelllebigkeit, mehr Aufmerksamkeit statt Oberflächlichkeit, mehr Mitmenschlichkeit statt "jeder ist sich selbst der Nächste"... etcpp. Alles suchtbegünstigende bzw. suchtmindernde Außenfaktoren. Es gibt bei jeder Sucht innere und äußere Bedingungen, die sie entstehen und wachsen und möglicherweise wieder vermindern lassen. Verschwinden können sie nie, weil psychotherapeutisch das "Lebenslang-Prinzip" gilt. Man kann eine Sucht (bzw. gesellschaftlich betrachtet die Süchte) aber vermindern und abschwächen, indem man die verstärkenden und zum Teil auch auslösenden Bedingungen verändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Unité 1 hat geschrieben:(05 Oct 2017, 13:37)

Das würde insofern schokoschendrezkis Idee eines Zusammenhang mit dem Ende des Ost-West-Konflikts entgegenkommen. Das Ende der Systemkonkurrenz als Katalysator von Anspruchsverdichtung und gestiegenen Leistungsanforderungen bei gleichzeitiger Entsolidariserung der Gesellschaften. Also quasi die Gleichzeitigkeit von Konformitätsdruck wie Individualerwartung.
Da hab' ich allerdings selbst gewisse Zweifel an meiner eigenen Äußerung. Das "Ende des Ost-West-Konflikts" und das Ende des Eisernen Vorhangs usw. ... was löst es bei der Mehrheit der Menschen aus? Doch wahrscheinlich eher eine gewisse Neuorientierung der beruflichen, einkommensbezogenen und andererseits generell konsumorientierten biographischen Ausrichtung. Für Menschen z.B. in Westeuropa entsteht eine Konkurrenz auf dem Fachkräftemark. Für Menschen in Osteuropa Zugang zu ganz neuen Konsum-Möglichkeit. Ob dies alles wirklich ein verändertes Suchtverhalten bewirkt?

Ein Vormarsch von "Verhaltenssüchten" wird möglicherweise doch eher von einem ganz generellen, unspezifischen Motivations-Schwund angetrieben sein. Von einer "Wozu das alles?"-Frage.

Mir war übrigens bislang gar nicht klar, wie viele wissenschaftliche und essayistische Artikel, Veröffentlichungen es zu diesem Thema gibt. Nur: Die, auf die ich so stoße, sind allesamt nur deskriptiv: Sie beschreiben, klassifizieren solche Süchte. Stellen Therapie-Ansätze vor usw. Die Frage, was dieses Phänomen mit der Gesellschaft bzw. den gesellschaftlichen Veränderungen zu tun hat, stellt kaum jemand. Dabei ist das hochinteressant und relevant. Ich bin sehr gespannt, ob hier in diesem Thread noch einiges dazu kommt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(05 Oct 2017, 13:53)

So hatte ich das auch nicht gemeint. Mir ging es um einen Ansatz, der die Süchte nicht ganz so individualisiert, sondern eher auf einer gesellschaftspolitischen Ebene betrachtet. Ich würde auch niemals behaupten, dass es keine Süchte mehr gäbe in einer transformierten Gesellschaft. Es könnte aber unter Umständen (je nachdem, wer die federführenden Kräfte in solch einer Umwälzung wären) zu anderen Akzenten kommen, die weniger "suchtprägend" sind. Zum Beispiel mehr Kooperation statt Konkurrenz, mehr Entschleunigung statt Schnelllebigkeit, mehr Aufmerksamkeit statt Oberflächlichkeit, mehr Mitmenschlichkeit statt "jeder ist sich selbst der Nächste"... etcpp. Alles suchtbegünstigende bzw. suchtmindernde Außenfaktoren. Es gibt bei jeder Sucht innere und äußere Bedingungen, die sie entstehen und wachsen und möglicherweise wieder vermindern lassen. Verschwinden können sie nie, weil psychotherapeutisch das "Lebenslang-Prinzip" gilt. Man kann eine Sucht (bzw. gesellschaftlich betrachtet die Süchte) aber vermindern und abschwächen, indem man die verstärkenden und zum Teil auch auslösenden Bedingungen verändert.
Was ich auf jeden Fall beobachte: Dieser Mitte/Ende der neunziger verbreitete Glaube an das "Alle-Fäden-in-der-Hand-haben" ist weg. Der Glaube daran, dass - wie es wörtlich hieß - "die Deutschen ein Aktionärsvolk" werden könnten. Mit den neu verfügbaren Laptops und Internetzugängen die Börsenkurse verfolgen, hier eine Aktie, dort eine Fondbeteiligung. Alles im Blick, alles im Griff. Manfred Krug klärt im Tatort Kriminalfälle und wirbt am Abend für die T-Aktie. Daumen hoch. Alles läuft. Popmusik ist vor allem von House, Techno, DJ-Culture, Club-Szene geprägt. Von einer Art Hochgefühlsüberdrehtheit. Mitsamt den szenetypischen (stofflichen) Drogensüchten.


All diese Illusionen sind weg. Spätestens mit den Börsenkrächen. Aber eigentlich auch schon früher. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Konzerte von White Stripes oder Bright Eyes bzw. überhaupt den Stil von Indie-Labels wie Saddle Creek erinnern. Ein völlig anderes Lebensgefühl. Mitte der Neunziger hätte glaub' ich kaum jemand überhaupt geglaubt, dass es mittelfristig noch was anderes geben könnte als Majors. Ich denke, all dies steht in engerem Zusammenhang mit der Veränderung der Suchtsoziologie als die politischen Umbrüche.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von imp »

Alpha Centauri hat geschrieben:(29 Sep 2017, 13:12)

Hi, laut einigen Hirnforschern sind in unserer modernen Gesellschaft auch zunehmend stoffungebunde Süchte als Verhaltenssüchte weit verbreitet.

Bei den Männern vor allem.die Spiel- und Pornofilm Sucht.

Bei Frauen vor allem die Social Media- und Kauf Sucht

Sport und Internet Sucht sind an nährend geschlechtlich gleich verteilt.

Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
A
Es geht uns gut
B
Die Gesellschaft entdeckt immer mehr Erscheinungsformen der Individualität als Abweichungen von Mittelmaß und Norm. Diese werden dann zu Problemen und Krankheiten verklärt.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Oct 2017, 08:11)

Was ich auf jeden Fall beobachte: Dieser Mitte/Ende der neunziger verbreitete Glaube an das "Alle-Fäden-in-der-Hand-haben" ist weg. Der Glaube daran, dass - wie es wörtlich hieß - "die Deutschen ein Aktionärsvolk" werden könnten. Mit den neu verfügbaren Laptops und Internetzugängen die Börsenkurse verfolgen, hier eine Aktie, dort eine Fondbeteiligung. Alles im Blick, alles im Griff. Manfred Krug klärt im Tatort Kriminalfälle und wirbt am Abend für die T-Aktie. Daumen hoch. Alles läuft. Popmusik ist vor allem von House, Techno, DJ-Culture, Club-Szene geprägt. Von einer Art Hochgefühlsüberdrehtheit. Mitsamt den szenetypischen (stofflichen) Drogensüchten.


All diese Illusionen sind weg. Spätestens mit den Börsenkrächen. Aber eigentlich auch schon früher. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Konzerte von White Stripes oder Bright Eyes bzw. überhaupt den Stil von Indie-Labels wie Saddle Creek erinnern. Ein völlig anderes Lebensgefühl. Mitte der Neunziger hätte glaub' ich kaum jemand überhaupt geglaubt, dass es mittelfristig noch was anderes geben könnte als Majors. Ich denke, all dies steht in engerem Zusammenhang mit der Veränderung der Suchtsoziologie als die politischen Umbrüche.
Nicht uninteressant deine Betrachtungsweise. Und ja, die gesellschaftliche Komponente im Suchtgeschehen interessiert mich besonders, schon weil ich glaube, dass die Sucht ganz und gar nicht nur ein individuelles, von den Umständen/Verhältnissen abgekoppeltes Geschehen ist, aber oft so betrachtet wird. Und ich hätte sogar auch Beispiele für suchtverstärkende Momente aus der Nachwendezeit. Denn neben denjenigen, die du beschreibst, gab es auch die Verlierer, die realen oder die, die so bezeichnet wurden bzw. sich selbst so sahen. Unter diesen Menschen gab es damals ein rasant ansteigendes Suchtverhalten. Der Alkohol als Droge Nummer eins floss zu Wendenzeiten und noch einige Jahre danach vor allem im Osten in Strömen (das tat er auch schon vorher, aber zur Wende war klar noch mal ein Anstieg zu verzeichnen), und der Konsum anderer Drogen begann ebenfalls. Abhängigkeiten manifestierten sich. Auch hier war natürlich eine gewisse Sucht-Disposition beim Einzelnen immer schon vorhanden, aber neue suchtverstärkende Momente kamen hinzu. Es gibt meines Erachtens einen Zusammenhang zwischen Lebensbrüchen/Krisen und Suchtverhalten. Dabei wurde damals immer wie auf allen Gebieten der Psychologie diskutiert, was nun dominierend sein könnte, die individuelle Disposition, süchtig zu werden, oder die prägenden Verhältnisse/Umstände oder ob beides gleich stark wirkt. Da gibt es völlig unterschiedliche Ansätze. Bis hin zum völligen Leugnen des Einflusses dieser äußeren Umstände auf das Suchtgeschehen beim Einzelnen.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Ringelspatz
Beiträge: 65
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:46

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Ringelspatz »

Sucht ist die individuelle Niederlage gegenüber dem realen Leben. Deshalb darf die jeder individuell genießen. Andere nicht behelligen.
Alpha Centauri
Beiträge: 6512
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 10:49

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Alpha Centauri »

Unité 1 hat geschrieben:(05 Oct 2017, 11:37)

Weil das den Leistungsgedanken symbolisiert, würde ich denken, und das gesellschaftliche Leitbild darauf ausgerichtet ist. Selbstverbesserung und das Erreichen von Höchstleistungen als Idealeinstellung der öffentlichen Person. Das ist meiner Meinung nach eine krude Form von pseudoindivudalistischem Konformismus bzw. eskapistisch motivierter Anpassung. Burn-out und Depression sind da Begleiterscheinungen.

Das Drogen stoffliche wie nicht stoffliche hat viel und verstärkend mit dem fragwürdigen Leitbild unserer hochtechnologiesierten,Profit geilen Leistungsdiktatur zu tun und das noch fragwürdigere Menschenbild was dahinter steht, quasi ihrer dunkle Kehrseite.
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Orwellhatterecht »

Billie Holiday hat geschrieben:(05 Oct 2017, 11:16)

Meinst Du, Magersucht wird außerhalb der Modebranche honoriert? :?:


Ich hatte mal eine Freundin, die magersüchtig war. Zunächst gefiel mir natürlich ihr geradezu püppchenhaftes Aussehen, allerdings kam ich bald dahinter, dass irgendwas nicht mit ihr stimmte, das Thema Magersucht stand damals noch nicht auf der Agenda.
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von imp »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(09 Oct 2017, 14:41)

Ich hatte mal eine Freundin, die magersüchtig war. Zunächst gefiel mir natürlich ihr geradezu püppchenhaftes Aussehen, allerdings kam ich bald dahinter, dass irgendwas nicht mit ihr stimmte, das Thema Magersucht stand damals noch nicht auf der Agenda.
Jeder hat seinen eigenen Geschmack.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(06 Oct 2017, 13:26)

Nicht uninteressant deine Betrachtungsweise. Und ja, die gesellschaftliche Komponente im Suchtgeschehen interessiert mich besonders, schon weil ich glaube, dass die Sucht ganz und gar nicht nur ein individuelles, von den Umständen/Verhältnissen abgekoppeltes Geschehen ist, aber oft so betrachtet wird. Und ich hätte sogar auch Beispiele für suchtverstärkende Momente aus der Nachwendezeit. Denn neben denjenigen, die du beschreibst, gab es auch die Verlierer, die realen oder die, die so bezeichnet wurden bzw. sich selbst so sahen. Unter diesen Menschen gab es damals ein rasant ansteigendes Suchtverhalten.
Ich denke mal, das eine ist die andere Seite des anderen. Sich als "Verlierer" fühlen kann man nur, wenn es Menschen gibt, die sich als "Gewinner" sehen. Und umgekehrt.

Dennoch: Laut einer IBM-Studie von 1995 blickten 95 Prozent der westdeutschen und 85 Prozent der ostdeutschen Jugendlichen optimistisch in die eigene Zukunft und gleichzeitig überwiegend pessimistisch in die Zukunft der Welt und der Geselllschaft. Beschreibt beides zusammengenommen nicht irgendwie ziemlich genau diese Zockermentalität der "Volksaktionäre". Und der Absturz in Form der Finanzkrisen kam ja dann auch.

Das hat jetzt allerdings wahrscheinlich wenig mit dem hier thematisierten aktuellen Anstieg der Verhaltenssüchte zu tun.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Alter Stubentiger
Beiträge: 5419
Registriert: Fr 6. Jan 2012, 08:20
user title: Sozialdemokrat

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Alter Stubentiger »

Alpha Centauri hat geschrieben:(29 Sep 2017, 13:12)

Hi, laut einigen Hirnforschern sind in unserer modernen Gesellschaft auch zunehmend stoffungebunde Süchte als Verhaltenssüchte weit verbreitet.

Bei den Männern vor allem.die Spiel- und Pornofilm Sucht.

Bei Frauen vor allem die Social Media- und Kauf Sucht

Sport und Internet Sucht sind an nährend geschlechtlich gleich verteilt.

Was sagt dieser Befund eigentlich über unserer heutige Gesellschaft aus?
Immerhin ist die Nikotinsucht auf dem Rückmarsch. Immerhin etwas. Manche Dinge sind auch dem Zeitgeist geschuldet.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Oct 2017, 10:12)

Ich denke mal, das eine ist die andere Seite des anderen. Sich als "Verlierer" fühlen kann man nur, wenn es Menschen gibt, die sich als "Gewinner" sehen. Und umgekehrt.

Dennoch: Laut einer IBM-Studie von 1995 blickten 95 Prozent der westdeutschen und 85 Prozent der ostdeutschen Jugendlichen optimistisch in die eigene Zukunft und gleichzeitig überwiegend pessimistisch in die Zukunft der Welt und der Geselllschaft. Beschreibt beides zusammengenommen nicht irgendwie ziemlich genau diese Zockermentalität der "Volksaktionäre". Und der Absturz in Form der Finanzkrisen kam ja dann auch.

Das hat jetzt allerdings wahrscheinlich wenig mit dem hier thematisierten aktuellen Anstieg der Verhaltenssüchte zu tun.
Da sehe ich hier genauso, wie ich es im Gender-Thread auch sehe: Nichts, was mit dem Verhalten des Menschen zu tun hat (auch Süchte), sollte losgelöst von den jeweiligen Verhältnissen betrachtet werden, in denen sich der Mensch befindet. Und da ist es völlig egal, ob es sich um stoffliche oder Verhaltenssüchte handelt. Jegliche menschliche Erscheinung immer nur aus sich selbst heraus, losgelöst von den Umständen und Verhältnissen, in denen Menschen agieren, zu betrachten, ist einseitig und ebenfalls biologistisch (was ich dir natürlich keinesfalls unterstelle). Daher hat dieser soziale Aspekt auch durchaus etwas mit dem hier thematisierten Anstieg der Verhaltenssüchte zu tun. In den diversen Suchttherapien ist dieser Punkt allerdings genauso umstritten, wie er das hier auch ist. Da gibt es soziale Ansätze zu Verhaltensänderung ebenso wie solche, die nur auf das betroffene Individuum selbst bezogen sind, ohne Einbeziehung der Außenfaktoren. Übrigens: Erstere soziale Variante (Kopplung von Gruppen- und Einzeltherapie, alltagsnahe therapeutische Behandlung, Einbeziehung von Kollegen und Familienangehörigen des Süchtigen) hat eine niedrigere Rückfallquote zur Folge.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Orwellhatterecht »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(10 Oct 2017, 10:20)

Immerhin ist die Nikotinsucht auf dem Rückmarsch. Immerhin etwas. Manche Dinge sind auch dem Zeitgeist geschuldet.


Vorsicht, es ist aber bekannt, dass Süchte gerne verlagert werden, denn das dahinter stehende Verhalten ist stets identisch. Gar mancher ist (zu Recht) stolz darauf, sich beispielsweise das Rauchen abgewöhnt zu haben, die zunehmende Körperfülle sieht er und andere natürlich im Zusammenhang mit der Einstellung des Rauchens. Erst viel später kommt er darauf, dass er den fehlenden "Schnuller" (Zigarette) nunmehr durch vermehrten Konsum z.B. von Süßigkeiten ausgleicht oder einfach allgemein dazu übergeht. fortan riesige Mengen zu essen.

Sein Suchtverhalten ist geblieben, anstatt Nikotin süchtig zu geniessen, wird es auf andere Süchte verlagert, wahrhaft ein Teufelskreis, den zu durchbrechen und aufzulösen, sehr viel Aufmerksamkeit, Einsicht und Geduld erforderlich ist !
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(10 Oct 2017, 11:55)

Da sehe ich hier genauso, wie ich es im Gender-Thread auch sehe: Nichts, was mit dem Verhalten des Menschen zu tun hat (auch Süchte), sollte losgelöst von den jeweiligen Verhältnissen betrachtet werden, in denen sich der Mensch befindet. Und da ist es völlig egal, ob es sich um stoffliche oder Verhaltenssüchte handelt. Jegliche menschliche Erscheinung immer nur aus sich selbst heraus, losgelöst von den Umständen und Verhältnissen, in denen Menschen agieren, zu betrachten, ist einseitig und ebenfalls biologistisch (was ich dir natürlich keinesfalls unterstelle). Daher hat dieser soziale Aspekt auch durchaus etwas mit dem hier thematisierten Anstieg der Verhaltenssüchte zu tun. In den diversen Suchttherapien ist dieser Punkt allerdings genauso umstritten, wie er das hier auch ist. Da gibt es soziale Ansätze zu Verhaltensänderung ebenso wie solche, die nur auf das betroffene Individuum selbst bezogen sind, ohne Einbeziehung der Außenfaktoren. Übrigens: Erstere soziale Variante (Kopplung von Gruppen- und Einzeltherapie, alltagsnahe therapeutische Behandlung, Einbeziehung von Kollegen und Familienangehörigen des Süchtigen) hat eine niedrigere Rückfallquote zur Folge.
Ich meinte mit dem letzten Satz, dass das wenig mit dem aktuellen Thema zu tun habe, auch nicht, dass die soziologische Situation keinen Einfluss habe, sondern dass diese Situation Mitte der 90er doch schon eine andere ist als heute, Mitte der 10er. Also nach den großen Finanzkrisen (Ich hab' jemanden im Bekanntenkreis, der zu mindestens einem Dutzend von Leuten gehört, die durch Spekulationen einer Einzelperson im Zuge der Lehmann-Pleite in eine wirklich existenzbedrohende Situation kam). Nach den Umwälzungen im Bereich Digitaltechnik/Kommunikation/Netzwerke. Nach den politischen Umbrüchen in der Welt samt ihren Folgen usw. usf. Es ist vermutlich ziemlich schwierig und komplex, diesen festgestellten aktuellen Anstieg von Verhaltenssüchten (gegenüber stofflichen Süchten) mit den gesellschaftlichen, politischen und nicht zuletzt auch technologischen Umbrüchen in Beziehung zu setzen. Aber nichtsdestotrotz ungemein interessant.

Genauso wie auch andere soziologische und sozusagen "psychosoziale" Veränderungen. Herausragend und vor allem in Deutschland beobachtbar: Ein enormer Anstieg der Bedeutung von "Sicherheit" (in allen möglichen Varianten) vor sonstigen persönlichen Zielen wie Wohlstand, Ansehen, Glück usw. Sicherheit hat alleralleroberste Priorität. Der Teil der Wirtschaft, der sich (in Form von technischen Produkten oder auch in Form von Dienstleistungen) "Sicherheit" anbietet, verzeichnet exorbitante Zuwächse. Das Paradoxe daran ist (erstens): Niemals zuvor war das Leben in Deutschland so sicher wie heute. Wenn man objektiv herangeht, Statistiken anstelle "gefühlter Unsicherheit" und medialer Panikmache beachtet und vor allem das Gesamtspektrum betrachtet. Noch paradoxer ist die Tatsache, dass man zunehmend bereit ist und befürwortet, dass "Freiheit" zugunsten von "Sicherheit" einzuschränken ist. Als etwas überspitztes Beispiel: Massen von Autofahrern hören im Autoradio (oder meinetwegen auch im Car-HiFi-Entertainment-System), dass Bahnhöfe umfassend mit Videokameras ausgestattet werden sollen und denkt sich: "o.k. es muss überwacht werden und dafür ist Freiheitsbeschränkung durch Anonymitätsverlust eben hinzunehmen), ohne daran zu denken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er in ebenjenem Moment, wo er das hört, durch einen Unfall stirbt zig mal höher ist als auf einem Bahnhof von einem Terroranschlag betroffen zu sein. Und dass er eben gerade durch persönliche Freiheit (zum Beispiel die der Wahl, andere Verkehrssysteme zu nutzen) zu einer höheren Sicherheit gelangen kann.

Ich würde für beides, also den Anstieg von Verhaltenssüchten wie auch dem Anstieg von Sicherheitsbedürfnis folgende These aufstellen: Ursache (oder wenigstens wichtige Mit-Ursache) ist das diffuse Gefühl des Wegbruchs von Lebenssinngebungen. Verhaltenssüchte dienen der Überdeckung oder der vermeintlichen Ersatz-Sinngebung und Sicherheit der Kompensation dieses diffusen Gefühls. Früher ergaben sich diese Sinngebungen einfach aus vorgefundenen und quasi kaum abweisbaren sozialen Gegebenheiten und den sich daraus ergebenden vorgezeichneten Biographien. Ein großer Teil der Menschen heute kommt mit dieser zunehmenden Wahlfreiheit nicht klar. Sie werden vor die Aufgabe gestellt, zunehmend selbst ihre Biographie zu bestimmen und kapitulieren davor.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 11924
Registriert: Mo 19. Jan 2015, 19:48

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Bielefeld09 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Oct 2017, 09:31)

Ich meinte mit dem letzten Satz, dass das wenig mit dem aktuellen Thema zu tun habe, auch nicht, dass die soziologische Situation keinen Einfluss habe, sondern dass diese Situation Mitte der 90er doch schon eine andere ist als heute, Mitte der 10er. Also nach den großen Finanzkrisen (Ich hab' jemanden im Bekanntenkreis, der zu mindestens einem Dutzend von Leuten gehört, die durch Spekulationen einer Einzelperson im Zuge der Lehmann-Pleite in eine wirklich existenzbedrohende Situation kam). Nach den Umwälzungen im Bereich Digitaltechnik/Kommunikation/Netzwerke. Nach den politischen Umbrüchen in der Welt samt ihren Folgen usw. usf. Es ist vermutlich ziemlich schwierig und komplex, diesen festgestellten aktuellen Anstieg von Verhaltenssüchten (gegenüber stofflichen Süchten) mit den gesellschaftlichen, politischen und nicht zuletzt auch technologischen Umbrüchen in Beziehung zu setzen. Aber nichtsdestotrotz ungemein interessant.

Genauso wie auch andere soziologische und sozusagen "psychosoziale" Veränderungen. Herausragend und vor allem in Deutschland beobachtbar: Ein enormer Anstieg der Bedeutung von "Sicherheit" (in allen möglichen Varianten) vor sonstigen persönlichen Zielen wie Wohlstand, Ansehen, Glück usw. Sicherheit hat alleralleroberste Priorität. Der Teil der Wirtschaft, der sich (in Form von technischen Produkten oder auch in Form von Dienstleistungen) "Sicherheit" anbietet, verzeichnet exorbitante Zuwächse. Das Paradoxe daran ist (erstens): Niemals zuvor war das Leben in Deutschland so sicher wie heute. Wenn man objektiv herangeht, Statistiken anstelle "gefühlter Unsicherheit" und medialer Panikmache beachtet und vor allem das Gesamtspektrum betrachtet. Noch paradoxer ist die Tatsache, dass man zunehmend bereit ist und befürwortet, dass "Freiheit" zugunsten von "Sicherheit" einzuschränken ist. Als etwas überspitztes Beispiel: Massen von Autofahrern hören im Autoradio (oder meinetwegen auch im Car-HiFi-Entertainment-System), dass Bahnhöfe umfassend mit Videokameras ausgestattet werden sollen und denkt sich: "o.k. es muss überwacht werden und dafür ist Freiheitsbeschränkung durch Anonymitätsverlust eben hinzunehmen), ohne daran zu denken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er in ebenjenem Moment, wo er das hört, durch einen Unfall stirbt zig mal höher ist als auf einem Bahnhof von einem Terroranschlag betroffen zu sein. Und dass er eben gerade durch persönliche Freiheit (zum Beispiel die der Wahl, andere Verkehrssysteme zu nutzen) zu einer höheren Sicherheit gelangen kann.

Ich würde für beides, also den Anstieg von Verhaltenssüchten wie auch dem Anstieg von Sicherheitsbedürfnis folgende These aufstellen: Ursache (oder wenigstens wichtige Mit-Ursache) ist das diffuse Gefühl des Wegbruchs von Lebenssinngebungen. Verhaltenssüchte dienen der Überdeckung oder der vermeintlichen Ersatz-Sinngebung und Sicherheit der Kompensation dieses diffusen Gefühls. Früher ergaben sich diese Sinngebungen einfach aus vorgefundenen und quasi kaum abweisbaren sozialen Gegebenheiten und den sich daraus ergebenden vorgezeichneten Biographien. Ein großer Teil der Menschen heute kommt mit dieser zunehmenden Wahlfreiheit nicht klar. Sie werden vor die Aufgabe gestellt, zunehmend selbst ihre Biographie zu bestimmen und kapitulieren davor.
Darf ich mit deinen Thesen öffentlich arbeiten?
Wir haben nämlich ein Riesenproblem mit Drogen.
Alle sehen es,
aber nur wenige haben antworten.
Du bist einer davon.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Bielefeld09 hat geschrieben:(26 Oct 2017, 21:57)

Darf ich mit deinen Thesen öffentlich arbeiten?
Wir haben nämlich ein Riesenproblem mit Drogen.
Alle sehen es,
aber nur wenige haben antworten.
Du bist einer davon.
Nun ja. Der Threadersteller hat ja gar nicht danach gefragt, wie mit Drogenabhängigkeit umzugehen ist. Sondern danach, warum - wenn es denn stimmt - Verhaltenssüchte gegenüber Drogenproblemen zunehmen. Im Verhältnis wohlgemerkt. Und ebenfalls wohlgemerkt: Im Verhältnis der Zunahmeraten und nicht im Verhältnis der Relevanz. Wenn diese Verhaltenssüchte schneller zunehmen als Drogensüchte, können Drogensüchte immer noch wachsend und an sich ein Problem sein. Das wird gar nicht bestritten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Teeernte »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Oct 2017, 09:31)

Ich würde für beides, also den Anstieg von Verhaltenssüchten wie auch dem Anstieg von Sicherheitsbedürfnis folgende These aufstellen: Ursache (oder wenigstens wichtige Mit-Ursache) ist das diffuse Gefühl des Wegbruchs von Lebenssinngebungen. Verhaltenssüchte dienen der Überdeckung oder der vermeintlichen Ersatz-Sinngebung und Sicherheit der Kompensation dieses diffusen Gefühls. Früher ergaben sich diese Sinngebungen einfach aus vorgefundenen und quasi kaum abweisbaren sozialen Gegebenheiten und den sich daraus ergebenden vorgezeichneten Biographien. Ein großer Teil der Menschen heute kommt mit dieser zunehmenden Wahlfreiheit nicht klar. Sie werden vor die Aufgabe gestellt, zunehmend selbst ihre Biographie zu bestimmen und kapitulieren davor.
Fakten, Fakten..Fakten.

Vor 150 Jahren haben die meisten körperlich gearbeitet - in grossen Gemeinschaften. In Ermangelung von sauberem Wasser wurde Bier und von den Arbeitsstellen Malzkaffe gestellt. Die "Leute" hatten geringen Besitz ... geackert wurde für Kaiser, Volk und Vaterland. Statt dem "Irrenarzt" gab es Tipps durch die Arbeits- und Saufgemeinschaften.... Ältere Arbeiter haben Erfahrung und die Aufsicht über die Arbeitsrotten - Arbeit wird nach Können und langjähriger Leistung vergeben.Es wird - innerhalb gewisser Grenzen - gegenseitig Rücksicht genommen (Krankheiten/Persönliche Umstände....Krankschreibung gab es nur selten)


Nun haben wir mehr "geistige" Arbeit - Ellenbogengesellschaft - , man erzählt "SICH" auf Arbeit keine kompromittierende Dinge mehr, um "MIT zu halten" müssen einige zum Psychologen/Psychiater/Gesprächskreis/Selbsthilfegruppe - manche nehmen Drogen ....andere haben das "RENNEN" aufgegeben.


Die GUTEN Jobs (mehr Geld) wird denen gegeben - die IMMER belastbar sind - vermeintlich Schwache werden aussortiert, der Wandel kann innerhalb weniger Tage //Wochen vollzogen werden (Schnell - lebige Zeit) ....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 11924
Registriert: Mo 19. Jan 2015, 19:48

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Bielefeld09 »

Teeernte hat geschrieben:(29 Oct 2017, 10:36)

Fakten, Fakten..Fakten.

Vor 150 Jahren haben die meisten körperlich gearbeitet - in grossen Gemeinschaften. In Ermangelung von sauberem Wasser wurde Bier und von den Arbeitsstellen Malzkaffe gestellt. Die "Leute" hatten geringen Besitz ... geackert wurde für Kaiser, Volk und Vaterland. Statt dem "Irrenarzt" gab es Tipps durch die Arbeits- und Saufgemeinschaften.... Ältere Arbeiter haben Erfahrung und die Aufsicht über die Arbeitsrotten - Arbeit wird nach Können und langjähriger Leistung vergeben.Es wird - innerhalb gewisser Grenzen - gegenseitig Rücksicht genommen (Krankheiten/Persönliche Umstände....Krankschreibung gab es nur selten)


Nun haben wir mehr "geistige" Arbeit - Ellenbogengesellschaft - , man erzählt "SICH" auf Arbeit keine kompromittierende Dinge mehr, um "MIT zu halten" müssen einige zum Psychologen/Psychiater/Gesprächskreis/Selbsthilfegruppe - manche nehmen Drogen ....andere haben das "RENNEN" aufgegeben.


Die GUTEN Jobs (mehr Geld) wird denen gegeben - die IMMER belastbar sind - vermeintlich Schwache werden aussortiert, der Wandel kann innerhalb weniger Tage //Wochen vollzogen werden (Schnell - lebige Zeit) ....
Es steigen mittlerweile Menschenen aus,
die wurden noch gar nicht einsortiert!
Denen fehlt Orientierung.
Ist das auch eine Sucht?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Teeernte »

Bielefeld09 hat geschrieben:(29 Oct 2017, 19:01)

Es steigen mittlerweile Menschenen aus,
die wurden noch gar nicht einsortiert!
Denen fehlt Orientierung.
Ist das auch eine Sucht?
Man hat sich nicht einsortieren LASSEN.

Orientierung fehlt denen ? Das werden DIE selbst anders sehen.

Sucht hat einen Negativen Touch. Irgendwie haben die Meisten die SUCHT am leben zu bleiben.... Atmung/Ernährung...?? :D :D
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 11924
Registriert: Mo 19. Jan 2015, 19:48

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Bielefeld09 »

Teeernte hat geschrieben:(29 Oct 2017, 19:13)

Man hat sich nicht einsortieren LASSEN.

Orientierung fehlt denen ? Das werden DIE selbst anders sehen.

Sucht hat einen Negativen Touch. Irgendwie haben die Meisten die SUCHT am leben zu bleiben.... Atmung/Ernährung...?? :D :D
Es ist schön das du feststellst, das alle Menschen süchtig am Leben festhalten.
Meinst du, Atmung und Ernährung hätten was mit Sucht zu tun?
Eher nicht.
Aber das warum, ist dir doch bekannt.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Teeernte »

Bielefeld09 hat geschrieben:(29 Oct 2017, 19:31)

Es ist schön das du feststellst, das alle Menschen süchtig am Leben festhalten.
Meinst du, Atmung und Ernährung hätten was mit Sucht zu tun?
Eher nicht.
Aber das warum, ist dir doch bekannt.
Süss und Fett schmeckt - es scheint EINGEBAUT zu sein..... Soweit zu >> eher nicht...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Benutzeravatar
Bielefeld09
Beiträge: 11924
Registriert: Mo 19. Jan 2015, 19:48

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von Bielefeld09 »

Teeernte hat geschrieben:(29 Oct 2017, 19:51)

Süss und Fett schmeckt - es scheint EINGEBAUT zu sein..... Soweit zu >> eher nicht...
Schreib doch mal in ganzen Sätzen,
das gibt dem geneigtem Leser auch die Möglichkeit,
sich mit dir ersnsthaft auseinanderzusetzen. :)
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Verhaltenssüchte auf dem Vormarsch

Beitrag von schokoschendrezki »

Teeernte hat geschrieben:(29 Oct 2017, 10:36)

Fakten, Fakten..Fakten.

Vor 150 Jahren haben die meisten körperlich gearbeitet - in grossen Gemeinschaften. In Ermangelung von sauberem Wasser wurde Bier und von den Arbeitsstellen Malzkaffe gestellt. Die "Leute" hatten geringen Besitz ... geackert wurde für Kaiser, Volk und Vaterland. Statt dem "Irrenarzt" gab es Tipps durch die Arbeits- und Saufgemeinschaften.... Ältere Arbeiter haben Erfahrung und die Aufsicht über die Arbeitsrotten - Arbeit wird nach Können und langjähriger Leistung vergeben.Es wird - innerhalb gewisser Grenzen - gegenseitig Rücksicht genommen (Krankheiten/Persönliche Umstände....Krankschreibung gab es nur selten)


Nun haben wir mehr "geistige" Arbeit - Ellenbogengesellschaft - , man erzählt "SICH" auf Arbeit keine kompromittierende Dinge mehr, um "MIT zu halten" müssen einige zum Psychologen/Psychiater/Gesprächskreis/Selbsthilfegruppe - manche nehmen Drogen ....andere haben das "RENNEN" aufgegeben.


Die GUTEN Jobs (mehr Geld) wird denen gegeben - die IMMER belastbar sind - vermeintlich Schwache werden aussortiert, der Wandel kann innerhalb weniger Tage //Wochen vollzogen werden (Schnell - lebige Zeit) ....
Den ersten Teil sehe ich ähnlich. Dass die Vergabe von guten Jobs lediglich an Belastbarkeit gekoppelt ist, stimmt definitiv nicht. Bei Fachkompetenz, vor allem in gesuchten, gebrauchten Richtungen wird nicht nur Belastbarkeit gefordert sondern es werden sogar alle möglichen persönlichen Macken akzeptiert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Antworten