schelm hat geschrieben:(20 Oct 2017, 09:00)
Wenn du das verbindende innerhalb einer Kultur außerhalb der Sprache negierst, dann negierst du zwangsläufig unterschiedliche Ergebnisse von Kulturen, die Folge müsste die einer typischen Handschrift gegensätzliche Gleichheit sein. Ist sie aber nicht, weil wie beschrieben am Anfang jeder Kette der individuelle Lernprozess steht, der im Ergebnis Veränderung beansprucht.
Die Ausrichtung dieser beanspruchten Veränderung im Verhältnis zum Maß ihrer Akzeptanz durch die Gruppe stellt Weichen hinsichtlich eines teteologischen Rahmens der Kultur, den diese Gruppe entwickelt; und sie steht nicht unerheblich von objektiven Notwendigkeiten ( Natur ) in direkter Abhängigkeit.
Die Myriaden von Kultur in Deutschland illustrieren nicht das Fehlen des verbindenden kulturellen Elements; ganz im Gegenteil, sie zeigen sich als Folge dessen, sie bestätigen die Attraktivität des Erfolgsmodelles der deutschen verbindenden Kultur, von der man partizipieren oder an ihr aktiv mitwirken möchte.
Naja, zuerst äußerte Fr. Ö., nicht ich, dass neben Sprache nichts Spezifisches existiere; dann ignorierst Du aber, dass sie hinzufügte, die fr.-dem. GO müsse dieser Kitt sein. Das wiederum eliminiert das Elaborat des Partizipierens aus Deinem letzten Absatz. Du kannst ja gern darüber streiten, ob die f-d GO nicht längst schon die verbindende Schnur sei, aber das ändert ja erstmal nichts am Postulat. Ich denke, aus rein philologischer Sicht, dass wir uns nicht einmal in der Sprache verbinden können (sonst hätten wir ja keine Schattendiskussionen), sondern höchstens versuchen.
Nachdem nun diese Schattendiskussion aus dem Weg geräumt ist, kommen wir mal zu einem Problem, das ich in Deiner übrigen Ausführung sehe und für das eigentlich menschliche Problem halte:
Ich habe ja zuvor darauf hingewiesen, dass es viele Kulturbegriffe gibt, wahrscheinlich mehr als hundert, zumal sie aus einer Ciceronianischen Metapher entstanden sind; Du greifst den lernpsychologischen Aspekt auf: Lernen führe immer (ich betone "nicht immer") dazu, dass die individuellen Ergebnisse sich an die Erwartungen des Kollektiv und seiner Teleologie anpasse. Das wiederum spricht den Menschen die Fähigkeit ab, wissen zu transferieren und zu reorganisieren. Das jedoch können sogar Schüler. Widerstand gegen Traditionen zu erzeugen und Kulturen, wie auch immer sie aufgefasst sind, zu verändern, ist Teil des menschlichen Lebens, Lernens und Erfahrens. Wir alle haben unterschiedliche Biographien und Lernerfahrungen, folglich weichen wir gerade in den abstrakten Dinge hin und wieder untereinander ab. Angesichts dieser logischen Relativität erscheint mir Deine Interpretation des Verhältnis von Individuum-Gruppe zu undifferenziert und zu statisch, auch ein wenig voreingenommen, da Du ja Deinen Kulturbegriff nicht vorauslegst, sondern ihn als bekannt hinlegst, erwartest. Und da beginnen die Probleme der Menschen. Sie streiten sich, wie man eine Metapher objektiv bewerten könnte. Das ist, wie der Mensch, absurd.
gentibus solidaritas, una fit humanitas.