schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Dec 2017, 00:37)
Nur wird dieses Sozialverhalten mehr und mehr von gesellschaftlichen Prozessen überblendet.
Nein - wird es
nicht!
Menschliches Sozialverhalten IST biologisch (evolutionär) bedingt.
Es sind Menschen die gesellschaftliche Prozesse in Gang bringen und gestalten, NICHT umgekehrt.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Dec 2017, 00:37)Die zentrale These des Buchs "Die Gesellschaft der Singularitäten", das wir nun schon in mehreren Beiträgen diskutiert haben, ist, dass es
eine Zäsur zwischen dem früheren Industriekapitalismus und den mehr und mehr voherrschenden postmodernen Gesellschaften in der sogenannten westlichen Welt gibt. Und das Wesen dieses Wandels besteht in einem zunehmenden Primat des Besonderen gegenüber dem Allgemeinen.
Mag ja sein, dass das die zentrale These des Buches ist. Eine These ist auch nur eine
unbewiesene Behauptung.
Diese These muss sich an der Realität überprüfen lassen, das funktioniert aber nicht, wenn man Biologie, evolutionäre Psychologie und Neurowissenschaften ausblendet und sich auf Sozialkonstruktivismus und Postkonstruktivismus beschränkt, wie das gegenwärtig in den Sozial- und Kulturwissenschaften üblich ist.
Und genau das ist Reckwitz - Soziologe und Kulturwissenschaftler.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Dec 2017, 00:37)Sagt ja schon der Titel. Und dass die aktuellen Tendenzen zur (Wieder)Kommunitarisiserung (in Form von Entwertungen) nur eine (hilflose) Reaktion auf diese unvermeidliche Entwicklung ist. Aus einem anderen Buch zur gleichen Frage:
Das wurde 2003 geschrieben. Heute, und das ist vielleicht der entscheidende Punkt bei Reckwitz, hat diese Singularisierung neuerlich nochmal an Fahrt aufgenommen. Und im letzten Abschnitt bezeichnet er die Hoffnung auf eine tatsächliche Wieder-Kommunitarisierung als Illusion.
Du verstehst Aussagen auch immer nur so wie du sie verstehen willst.
Ich denke mal User Sextus Ironikus hat recht kritische Sichtweisen zu Reckwitz Thesen geliefert, hat hinterfragt, kommt teilweise zu anderen Schlüssen als Reckwitz.
DU liest nur heraus, was dir gerade in den Kram passt. Nun 30% "abgehobene, um den eigenen Nabel kreisende Individualisten" sind immer noch eine Minderheit gegenüber den restlichen 70% - angeblich hilflosen - Kommunitaristen.
Auch wenn Reckwitz der Meinung sein mag, die
"die Hoffnung auf eine tatsächliche Wieder-Kommunitarisierung [sei eine] Illusion.", ist da evtl der Wunsch der Vater des Gedanken.
Den gegenwärtigen Trend, allen möglichen Quatsch nachzuahmen und auf Instagram oder Fratzenbuch zu teilen, als Singularität - als das Besondere - darzustellen, ist schon ziemlich seltsam. Das nur als Beispiel
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Dec 2017, 00:37)Aus deiner Sicht - soweit ich dich verstanden habe - wird diese Singularisierung immer wieder als Ergebnis willentlicher Entscheidungen einer Gruppe von Menschen dargestellt. Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Reckwitz sieht die ganze analysierte Entwicklung auch mitnichten durchweg positiv. Ich übrigens auch nicht. Aber sie
findet statt. Sie wird nicht "inszeniert" oder "konstruiert" sondern sie
ist.
Natürlich handelt es sich dabei um eine willentliche Entscheidung - um was denn sonst?
Wer oder was sollte denn Menschen dazu zwingen, irgendwelchen Modererscheinungen, irgendeinem Zeitgeist oder irgendeiner Denkrichtung zu folgen, wenn nicht aus eigener Entscheidung?
Natürlich wird sie von Menschen inszeniert, fabriziert - was denn sonst?
Solche gesellschaftlichen Erscheinungen/Prozesse fallen doch nicht vom Himmel oder entstehen aus dem Nichts.
Die sind nicht - puff - mal eben da.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Dec 2017, 00:37)Die ganze soziologische Argumentation überzeugt mich weit eher als deine biologistische Sicht auf den Menschen als "Rudeltier". Und zig Rezensenten des besprochenen Buches auch. Die Tatsache, auf die User S.I. hingewiesen hat, dass es im Quellenanhang kein naturwissenschaftliches Material gibt, ist kein Manko, sondern spricht, ganz im Gegenteil,
für dieses Buch. Weil sie der sozialen und kulturellen Überformung des Menschen als biologisches Wesen Rechnung trägt und eine Reduzierung auf biologische Funktionen vermeidet.
Aaah - darauf habe ich gewartet - da isse wieder, die Leugnung und Abwertung der biologischen (evolutionären) Determiniertheit und Bedingtheit des Menschen als "Biologismus".
Der Mensch ist derjenige der Kultur überhaupt erst schafft und er wird NICHT "kulturell überformt". Das ist Unsinn in höchster Potenz. Biologie Ist und bleibt bestimmend für die Natur des Menschen und erst dann - ein ganzes Stück weit später - kommt eine kulturelle Prägung hinzu.
Doch, es ist sehr wohl ein Manko und zwar ein sehr großes, dass im Buch keine naturwissenschaftlichen Quellen hinzu gezogen wurden, darum ergibt sich ein vollkommen einseitiges und vor allem unvollständiges Bild.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen