Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Billie Holiday hat geschrieben:(16 Oct 2017, 20:12)

„Einige“ oder „ein paar“ oder „viele“ könnte man verwenden, um Mißverständnisse zu umgehen. :cool:
Könnte man. Man kann aber auch verstehendes Lesen voraussetzen und erwarten, dass das Weglassen des bestimmten Artikels "die" eben keine Generalisierung im genannten Kontext darstellt, sondern eine (statistisch) unbestimmte Menge beschreibt.
Seltsamerweise kommen die ganz bestimmten User nicht auf die Idee, die Aussage "Frauen präferieren dieses oder jenes" oder "Männer präferieren dieses oder jenes" würde eine Generalisierung darstellen und "die Frauen" = alle Frauen oder "die Männer" = alle Männer meinen. Erfolgt die gleiche Aussage im Kontext mit Migranten, ist es eine Generalisierung und man muss nur den bestimmten Artikel "die" hinzudenken und schon kann man unterstellen und diffamieren. :mad:
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(20 Oct 2017, 05:27)

Es ist nicht ganz unamüsant, dass Du "verbindend" im Zusammenhang mit dem buchstäblich zeitlich und örtlich getrennten Deutschland erwähnst. Noch amüsanter, dass zitierter Artikel "Die Zeiten wandeln sich..." heißt. Verbindungen unter Lebenden sind halt schwer, da Leben immer sowas wie Veränderung mit sich bringt. Wenn mal irgendein Archäologe die Theater ausgräbt, kann er dann ja von einer Theaterkultur - oder eher -zivilisation - reden. Wir wären ja dann auch alle tot und könnten uns gegen diesen Vorwurf nicht wehren. Denn Gebäude und Institutionen, wo irgendein Kultus stattfand, hatten wir ja viele. Ob wir jedoch alle dieselben Kultstätten pflegten, wird halt schwer. Wir sind halt auch in der Bildung getrennt. Der Deutsche geht dreimal lieber ins Museum als ins Theater. Und vllt. liegt es ja auch daran, dass die im Kultus getrennten Deutschen es so phlegmatisch hinnehmen, dass wirtschaftliche Vernunft die Musen einstampft. Auch so ein bisschen Deutsch, das Land der schwarzen Nullen. Aber selbst da trennen wir uns wohl auch. Nichtmal "deutsch" trifft zu, beim Theater - θέατρον, nicht Mittel- und Oberklassenunterhaltungsbefriedigungseinleitungseinheit. Das jedenfalls müffelt wenigstens ein bisschen Deutsch. Bedauerlich.
Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen Kultstätten, an denen ein Kultus gepflegt wurde und "Kulturstätten" zu letzeren zählen auch Universitäten, Schulen etc. Auch eine Agora ist eine Stätte der Kultur oder das Ekklesiasterion oder die Pnyx. Ähnliche Stätten gab es auch in Deutschland. Gemeinsame Geschichte ist Bestandteil verbindender Kultur.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Agesilaos Megas »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Oct 2017, 16:31)

Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen Kultstätten, an denen ein Kultus gepflegt wurde und "Kulturstätten" zu letzeren zählen auch Universitäten, Schulen etc. Auch eine Agora ist eine Stätte der Kultur oder das Ekklesiasterion oder die Pnyx. Ähnliche Stätten gab es auch in Deutschland. Gemeinsame Geschichte ist Bestandteil verbindender Kultur.
Ich danke Dir, dass Du Dich als Beispiel für die typisch menschlichen Mängel zur Verfügung stellst: Ja, es ist schon sehr menschlich, dass Du versuchst, eine Metapher mit Objektivität zu füllen. Das zeigt doch nun umso mehr, warum Menschen an "Kultur" immer wieder scheitern werden.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Agesilaos Megas »

Zunder hat geschrieben:(20 Oct 2017, 14:16)

"Als Kultstätte oder Kultplatz wird ein geheiligter, geographisch markanter bzw. separierter und für die Ausübung von Kulten verwendeter Ort bezeichnet. Der Begriff Kultstätte zielt dabei insbesondere auf Orte und bauliche Anlagen der Vor- und Frühgeschichte ab. Religiöse Bauwerke und Gebäude neuerer Zeit, besonders christlichen Ursprungs, gelten dagegen als Sakralbauten."
https://de.wikipedia.org/wiki/Kultstätte

Vielleicht kommst du ja nicht drauf, aber das Thema ist ein anderes. Ehrlich.

Wenn die verärgerte deutsche Hand nach dem Regelbuch für Metaphern greifen muss, dann denke ich, habe ich meine Aufgabe erfüllt. ;)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(20 Oct 2017, 17:27)

Ich danke Dir, dass Du Dich als Beispiel für die typisch menschlichen Mängel zur Verfügung stellst: Ja, es ist schon sehr menschlich, dass Du versuchst, eine Metapher mit Objektivität zu füllen. Das zeigt doch nun umso mehr, warum Menschen an "Kultur" immer wieder scheitern werden.
Warum sollten Menschen an Kultur scheitern, wenn sie einen Kulturbegriff kennen, welcher beschreibt, was unter Kultur zu verstehen ist - nämlich:
Kultur = das komplexe Ganze, die Gesamtheit des kummulierten Wissens, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Glaubensvorstellungen und Ethik/Moral (Gesetze) die Menschen als Teil der Gesellschaft in sozialem Lernen erworben haben

An Kultur scheitern nur die, die den Kulturbegriff auf bildende Kunst, Literatur und Musik beschränken, es scheitern die, die das "Komplexe Ganze" nicht sehen, Zivilisation, Geschichte, Politik etc aus Kultur ausklammern, nicht als (der) Kultur zugehörig betrachten.

Von welchen Metaphern redest du eigentlich?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Zunder »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(20 Oct 2017, 17:35)

Wenn die verärgerte deutsche Hand nach dem Regelbuch für Metaphern greifen muss, dann denke ich, habe ich meine Aufgabe erfüllt. ;)
Haben die Götter deiner Kultstätten dich also mit einer Aufgabe belohnt.
Das ist schön für dich. Nichts braucht die Welt dringender als selbsternannte Missionare.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Oct 2017, 19:54)

Warum sollten Menschen an Kultur scheitern, wenn sie einen Kulturbegriff kennen, welcher beschreibt, was unter Kultur zu verstehen ist - nämlich:
Kultur = das komplexe Ganze, die Gesamtheit des kummulierten Wissens, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Glaubensvorstellungen und Ethik/Moral (Gesetze) die Menschen als Teil der Gesellschaft in sozialem Lernen erworben haben

An Kultur scheitern nur die, die den Kulturbegriff auf bildende Kunst, Literatur und Musik beschränken, es scheitern die, die das "Komplexe Ganze" nicht sehen, Zivilisation, Geschichte, Politik etc aus Kultur ausklammern, nicht als (der) Kultur zugehörig betrachten.

Von welchen Metaphern redest du eigentlich?
Ich halte es immer noch für einen Fehler, die Begriffe Kultur und Zivilisation zu vermischen.
In einer Zivilisation kann es viele Kulturen geben.
Andersherum ist das kaum vorstellbar.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(20 Oct 2017, 21:41)

Ich halte es immer noch für einen Fehler, die Begriffe Kultur und Zivilisation zu vermischen.
In einer Zivilisation kann es viele Kulturen geben.
Andersherum ist das kaum vorstellbar.
Falsch! Ohne Kultur, gibt es keine Zivilisation.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Oct 2017, 22:16)

Falsch! Ohne Kultur, gibt es keine Zivilisation.
Na ja ... so wie es ohne Haferflocken auch keinen Haferbrei geben kann.
Ich Frühstücke gerade ... daher dieser Vergleich :p
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(21 Oct 2017, 07:56)

Na ja ... so wie es ohne Haferflocken auch keinen Haferbrei geben kann.
Ich Frühstücke gerade ... daher dieser Vergleich :p
Eine Unterscheidung zwischen Kultur und Zivilisation gibt es nur im Deutschen. Allgemein - insbesondere im angesächsischen und romanischen Sprachraum - beschreibt Zivilisation (lediglich) Erscheinungsformen bzw gesellschaftliche Entwicklungsstufen von Kultur.
Ohne die Beherrschung des Feuers, ohne Herstellung von Werkzeugen, Sesshaftwerdung, der Entwicklung von Landwirtschaft etc pp und vor allem ohne Urbanisierung gibt es keine Zivilisation, kann sich keine Zivilisation entwickeln.
Nicht jede Kultur bietet die Voraussetzungen zur Entwicklung von Zivilisation.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(21 Oct 2017, 08:21)

Eine Unterscheidung zwischen Kultur und Zivilisation gibt es nur im Deutschen.
Ach so, deswegen gibt es im Englischen keine Wörter für Civilization und Culture.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Dieses permanente Reden über "Kultur" und "Kulturen" ist sehr modern geworden in den letzten Jahren. Einziger Zweck: "Kulturen" gegeneinander auszuspielen, die eine für die ältere oder bessere zu erklären als die andere und daraus die scheinbare Notwendigkeit einer "Leitkultur" abzuleiten. Kommt dann noch der so genannte "Krieg der Kulturen" hinzu, den es gar nicht gibt, dann wirds richtig gemütlich :D
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(21 Oct 2017, 13:09)

Dieses permanente Reden über "Kultur" und "Kulturen" ist sehr modern geworden in den letzten Jahren. Einziger Zweck: "Kulturen" gegeneinander auszuspielen, die eine für die ältere oder bessere zu erklären als die andere und daraus die scheinbare Notwendigkeit einer "Leitkultur" abzuleiten. Kommt dann noch der so genannte "Krieg der Kulturen" hinzu, den es gar nicht gibt, dann wirds richtig gemütlich :D
Ist eigentlich ziemlich peinlich, wenn man nicht erkennt, dass Unterschiede - "das anders sein" - keinerlei Wertung in besser oder schlechter darstellt, sondern schlicht und ergreifend anders.
Noch peinlicher ist es, in jede Äußerung über Kultur oder Kulturen, eine Wertung hinein interpretieren zu müssen, um sich, gegenüber demjenigen, der Unterschiede beschreibt, ja moralisch überlegen fühlen zu können.
Es bestehen nunmal Unterschiede zwischen europäischer Kultur und islamisch geprägter Kultur, es bestehen Untrschiede zwischen europäischer Kultur und fernöstlicher Kultur und es bestehen Unterschiede zwischen islamisch geprägter Kultur und fernöstlicher Kultur - und zwar ohne jede Wertung.
Leitkutur ist immer die Kultur, in die immigriert wird. Diese Kultur hat der Immigrant zu akzeptieren, hat sich an diese anzupassen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Nö, in erster Linie geht es um Menschen. Und bei Integration haben beide Seiten etwas zu leisten.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(21 Oct 2017, 14:10)

Nö, in erster Linie geht es um Menschen. Und bei Integration haben beide Seiten etwas zu leisten.
Integration ist in erster Linie eine Bringepflicht! Zu Integration gehört die Akzeptenz der Kultur in die immigriert wird und die Anpassung an selbige. Gilt für jeden, der in eine andere (fremde) Kultur immigriert. Da haben eben nicht beide Seiten etwas zu leisten. Wenn ich (aus irgendwelchen Gründen) in Japan oder China leben will, dann habe ICH mich zu integrieren, habe ICH die dortige Kultur zu akzeptieren, mich an diese anzupasssen. Da kann ich nicht erwarten, dass Japaner oder Chinesen etwas für mich tun und die kommen auch gar nicht auf die Idee. Gleiches gilt, wenn ich irgendwo im Nahen Osten leben will, auch dann habe ICH mich an die dortige Kultur anzupassen, habe diese zu akzeptieren und auch dort wird von mir erwartet, dass ich genau das tue. Auch dort kommt niemand auf die Idee, etwas für mich zu tun/tun zu müssen. Das ist nur so eine deutsche Macke.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Nö. Menschen mit einer entsprechenden Kinderstube gehen immer aufeinander zu. Jeder auf den jeweils anderen. Und wenn einer von beiden in Not ist, geht der andere sogar noch deutlicher und empathischer auf ihn zu. Diese Empathie kriegt man sozusagen schon im Elternhaus als Kind mit auf den Weg. Solange alles richtig läuft. Wenn ich dich dagegen so lese, erinnert mich das an eine der Figuren aus dem Film "Matilda".
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(21 Oct 2017, 18:56)

Nö. Menschen mit einer entsprechenden Kinderstube gehen immer aufeinander zu. Jeder auf den jeweils anderen. Und wenn einer von beiden in Not ist, geht der andere sogar noch deutlicher und empathischer auf ihn zu. Diese Empathie kriegt man sozusagen schon im Elternhaus als Kind mit auf den Weg. Solange alles richtig läuft. Wenn ich dich dagegen so lese, erinnert mich das an eine der Figuren aus dem Film "Matilda".
Falsch! Ich helfe, wenn jemand meine Hilfe benötigt, ggf biete ich Hilfe an, aber es gibt Regeln - eine Leitkultur - diese hat der Hilfesuchende zu respektieren, zu akzeptieren und sich anzupassen. Ich habe ein Haus und in diesem ist es verbindende Kultur, sich beim Eintreten die Schuhe abzuputzen, nicht auf den Fußboden zu spucken, in diesem Haus wird nicht geraucht und keine Kippen auf den Fußboden geschmissen und beim Essen wird nicht geschmatzt und die Suppe nicht vom Teller gerschlürft. Diese verbindende Kultur habe ich nicht festgelegt, die hat meine Familie über Generationen entwickelt und ich erwarte von jedem Gast und von jedem, der dauerhaft bei uns einzieht, dass er diese verbindene Kultur akzeptiert.
Wenn ich jemanden besuche oder längere Zeit wohnen will, in dessen Haus eine andere verbindende Kultur gilt, dann akzeptiere ich diese - ganz selbstverständlich - und passe mich dieser anderen Kultur an. Ich bestehe nicht darauf - kann es nicht und darf es auch nicht. Wenn in der Kultur meines Gastgebers erwartet wird, dass ich die Schuhe beim Betreten des Hauses ausziehe, dann tue ich das und latsche nicht mit Schuhen rein und ich erwarte auch nicht, dass mein Gastgeber das auch noch stillschweigend hinnimmt oder gar die Existenz einer (seiner) verbindenden Kultur leugnet.
Das funktioniert im Kleinen zwischen einzelnen Menschen, wie im Großen zwischen Kulturen gleichermaßen.
Die Existenz einer eigenen, verbindenden Kultur zu leugnen, oder gar diese abzulehnen, hat nichts mit Weltoffenheit zu tun, dafür umso mehr mit Naivität und Dummheit. So benehmen sich Selbstmörder, denen das eigene Leben nichts gilt, die keinen Sinn darin sehen, die diesem Leben keinen Wert beimessen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2017, 11:38)

Falsch! Ich helfe, wenn jemand meine Hilfe benötigt, ggf biete ich Hilfe an, aber es gibt Regeln - eine Leitkultur - diese hat der Hilfesuchende zu respektieren, zu akzeptieren und sich anzupassen. Ich habe ein Haus und in diesem ist es verbindende Kultur, sich beim Eintreten die Schuhe abzuputzen, nicht auf den Fußboden zu spucken, in diesem Haus wird nicht geraucht und keine Kippen auf den Fußboden geschmissen und beim Essen wird nicht geschmatzt und die Suppe nicht vom Teller gerschlürft. Diese verbindende Kultur habe ich nicht festgelegt, die hat meine Familie über Generationen entwickelt und ich erwarte von jedem Gast und von jedem, der dauerhaft bei uns einzieht, dass er diese verbindene Kultur akzeptiert.
Wenn ich jemanden besuche oder längere Zeit wohnen will, in dessen Haus eine andere verbindende Kultur gilt, dann akzeptiere ich diese - ganz selbstverständlich - und passe mich dieser anderen Kultur an. Ich bestehe nicht darauf - kann es nicht und darf es auch nicht. Wenn in der Kultur meines Gastgebers erwartet wird, dass ich die Schuhe beim Betreten des Hauses ausziehe, dann tue ich das und latsche nicht mit Schuhen rein und ich erwarte auch nicht, dass mein Gastgeber das auch noch stillschweigend hinnimmt oder gar die Existenz einer (seiner) verbindenden Kultur leugnet.
Das funktioniert im Kleinen zwischen einzelnen Menschen, wie im Großen zwischen Kulturen gleichermaßen.
Die Existenz einer eigenen, verbindenden Kultur zu leugnen, oder gar diese abzulehnen, hat nichts mit Weltoffenheit zu tun, dafür umso mehr mit Naivität und Dummheit. So benehmen sich Selbstmörder, denen das eigene Leben nichts gilt, die keinen Sinn darin sehen, die diesem Leben keinen Wert beimessen.
Siehste, das ist eben der Unterschied. Wenn bei mir einer klingelt, dem es nicht gut geht, der kann auch mal die dreckigen Latschen anlassen, auf den Boden kotzen oder beim Löffeln einer dringend benötigten warmen Suppe von mir aus auch kräftig schmatzen. Das hat meine Familie über Generationen so entwickelt, um deine Worte zu benutzen. Entscheidend ist nicht der beschmutzte Fußboden oder das laute Schmatzgeräusch, sondern die Notlage desjenigen, der um Einlass und Hilfe bittet.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von think twice »

Selina hat geschrieben:(22 Oct 2017, 17:23)

Siehste, das ist eben der Unterschied. Wenn bei mir einer klingelt, dem es nicht gut geht, der kann auch mal die dreckigen Latschen anlassen, auf den Boden kotzen oder beim Löffeln einer dringend benötigten warmen Suppe von mir aus auch kräftig schmatzen. Das hat meine Familie über Generationen so entwickelt, um deine Worte zu benutzen. Entscheidend ist nicht der beschmutzte Fußboden oder das laute Schmatzgeräusch, sondern die Notlage desjenigen, der um Einlass und Hilfe bittet.
Ich glaube, bei dir fühlen sich die Gäste auf jeden Fall wohler als bei DA. :)
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Selina hat geschrieben:(22 Oct 2017, 17:23)

Siehste, das ist eben der Unterschied. Wenn bei mir einer klingelt, dem es nicht gut geht, der kann auch mal die dreckigen Latschen anlassen, auf den Boden kotzen oder beim Löffeln einer dringend benötigten warmen Suppe von mir aus auch kräftig schmatzen. Das hat meine Familie über Generationen so entwickelt, um deine Worte zu benutzen. Entscheidend ist nicht der beschmutzte Fußboden oder das laute Schmatzgeräusch, sondern die Notlage desjenigen, der um Einlass und Hilfe bittet.
Laber doch nicht so einen haarsträubenden Blödsinn
Niemand lässt jemand fremdes ein ,akzeptiert das der dann auf den Boden kotzt und die Bude mit dreckigen latschen verdreckt


Wäre aber anderseits eine Erklärung warum die nach deiner suppe dir die Bude Vollkotzen .
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(22 Oct 2017, 17:23)

Siehste, das ist eben der Unterschied. Wenn bei mir einer klingelt, dem es nicht gut geht, der kann auch mal die dreckigen Latschen anlassen, auf den Boden kotzen oder beim Löffeln einer dringend benötigten warmen Suppe von mir aus auch kräftig schmatzen. Das hat meine Familie über Generationen so entwickelt, um deine Worte zu benutzen. Entscheidend ist nicht der beschmutzte Fußboden oder das laute Schmatzgeräusch, sondern die Notlage desjenigen, der um Einlass und Hilfe bittet.
Wenn der noch klingeln und um Hilfe bitten kann, kann er sich auch die Schuhe abputzen und sich an geltende Regeln halten, gewachsene Kultur akzeptieren. Ist er dazu nicht bereit, kann wieder gehen. Auch - noch so große - Hilfsbereitschaft hat ihre Grenzen und die sind genau da, wo der Gast/Hilfesuchende versucht, mir seine Regeln aufzuzwingen und meine Hilfsbereitschaft auszunutzen
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Leitkulturelle deutsche Kleinbürgersicht, kann man da nur sagen. Peinlich.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(22 Oct 2017, 17:48)

Ich glaube, bei dir fühlen sich die Gäste auf jeden Fall wohler als bei DA. :)
Tja - es ist mein Haus und da will ich mich wohlfühlen. Ich bin gerne bereit, Einschränkungen in bestimmten Grenzen auf mich zu nehmen. Ich bin allerdings nicht zur Selbstverleugnung und Selbstaufgabe bereit, nur damit der Gast sich wohlfühlt.
Fühlt sich der Gast, durch das Akzeptieren und Einhalten bestimmter Regeln in seinem Wohlbefinden gestört, dann kann er gerne und schnell wieder gehen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Oh, geht es schon wieder darum wie man sich kulturell richtig den Hintern abwischt.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von relativ »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2017, 18:52)

Tja - es ist mein Haus und da will ich mich wohlfühlen. Ich bin gerne bereit, Einschränkungen in bestimmten Grenzen auf mich zu nehmen. Ich bin allerdings nicht zur Selbstverleugnung und Selbstaufgabe bereit, nur damit der Gast sich wohlfühlt.
Fühlt sich der Gast, durch das Akzeptieren und Einhalten bestimmter Regeln in seinem Wohlbefinden gestört, dann kann er gerne und schnell wieder gehen.
Seit ihr sicher, daß ihr über dieselben "Gäste" redet?
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(22 Oct 2017, 18:49)

Leitkulturelle deutsche Kleinbürgersicht, kann man da nur sagen. Peinlich.
Hat mit Kleinbürgersicht nicht das Geringste zu tun, sondern mit gesundem Selbsterhaltungstrieb.
DU kannst dich ja gerne ausnutzen lassen, kannst dich gerne aus deinem Haus vertreiben und dich zur Sklavin deiner Gäste machen lassen, kannst dich bis zur Selbstaufgabe verleugnen, bis hin zum Selbsthass. Ist dir unbenommen.
Moralisch überlegen bist du damit noch lange nicht - eher das Gegenteil.
Peinlich ist nicht die Akzeptanz einer (eigenen) verbindenden Kultur bzw das Bekenntnis zu einer (eigenen) verbindenden Kultur, peinlich ist deren Leugnung. Das ist übrigens typisch deutsch, das findest du nirgendwo sonst.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

relativ hat geschrieben:(22 Oct 2017, 18:57)

Seit ihr sicher, daß ihr über dieselben "Gäste" redet?
Naja - ich bin es eigentlich gewöhnt, dass "meine" Gäste auch die Regeln kennen und akzeptieren, die bei mir gelten, so wie ich mich im Gegenzug mit den Regeln vertraut mache und diese akzeptiere, die bei denen gelten, wo ich zu Gast bin.

"Gäste" die sich nicht an (bei mir) geltende Regeln halten wollen, diese nicht akzeptieren wollen, sind keine Gäste, sondern Invasoren.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von relativ »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2017, 19:04)

Naja - ich bin es eigentlich gewöhnt, dass "meine" Gäste auch die Regeln kennen und akzeptieren, die bei mir gelten, so wie ich mich im Gegenzug mit den Regeln vertraut mache und diese akzeptiere, die bei denen gelten, wo ich zu Gast bin.
Also um mal Konkret zu werden und ein wenig zu überspitzen, wenn bei dir jemand anschellt, blutüberströmt und um Hilfe fleht, dann erwartest du, daß er sich erstmal die Schuhe auszieht und sich sein Gesicht wäscht?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Zunder »

Ein Terraner hat geschrieben:(22 Oct 2017, 18:57)

Oh, geht es schon wieder darum wie man sich kulturell richtig den Hintern abwischt.
Du kannst ja mal völlig kulturfrei einem Araber zur Begrüßung die linke Hand reichen.
Immerhin kommt sie ja vom Herzen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Zunder hat geschrieben:(22 Oct 2017, 19:23)

Du kannst ja mal völlig kulturfrei einem Araber zur Begrüßung die linke Hand reichen.
Immerhin kommt sie ja vom Herzen.
Kannst ja mal einen Australier einen Daumen hoch geben und in England mit Bier beim Public Viewing auftauchen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Zunder »

Ein Terraner hat geschrieben:(22 Oct 2017, 20:17)

Kannst ja mal einen Australier einen Daumen hoch geben und in England mit Bier beim Public Viewing auftauchen.
Schieben sich Australier beim Abwischen den Daumen in den Hintern?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Zunder hat geschrieben:(22 Oct 2017, 20:36)

Schieben sich Australier beim Abwischen den Daumen in den Hintern?
Nein, aber auch hier kann durch unbedachte Kommunikation ein Problem entstehen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Zunder »

Ein Terraner hat geschrieben:(22 Oct 2017, 20:52)

Nein, aber auch hier kann durch unbedachte Kommunikation ein Problem entstehen.
Genau. Die "unreine Hand" zu reichen, ist ein Zeichen "unbedachter Kommunikation". Mit einem Verstoß gegen arabische Sitten hat das nämlich nichts zu tun. Da kämen wir ja in die Nähe von "Kultur". Jessasmariaundjosef - bloß des net.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Zunder hat geschrieben:(22 Oct 2017, 21:14)

Genau. Die "unreine Hand" zu reichen, ist ein Zeichen "unbedachter Kommunikation". Mit einem Verstoß gegen arabische Sitten hat das nämlich nichts zu tun. Da kämen wir ja in die Nähe von "Kultur". Jessasmariaundjosef - bloß des net.
Was auch sonst Sitten sind ja auch ein Teil dieses Mülleimers namens Kultur. Aber lass mich doch mal googeln woher das kommt das man auch in Europa die Rechte Hand zur Begrüßung bevorzugt.
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Zunder
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Zunder »

Der unterschied zwischen einer "Bevorzugung" und einer "Beleidigung" ist dir aber schon geläufig?
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Ein Terraner
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Zunder hat geschrieben:(22 Oct 2017, 21:34)

Der unterschied zwischen einer "Bevorzugung" und einer "Beleidigung" ist dir aber schon geläufig?
Das hat was mit Sprache und Kommunikation zu tun, deswegen auch das mit den Australiern, ein und dasselbe kann die unterschiedlichsten Dinge bewirken. Wir haben so viel von den Arabern übernommen, ich kann mir schon gut vorstellen woher das bei uns mit der rechten Hand kommt.

P.S. So wirklich viel ist darüber nicht zu finden, aber zwei Hauptargumente stechen durch, Hygiene und die leere Waffenhand.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

relativ hat geschrieben:(22 Oct 2017, 19:07)

Also um mal Konkret zu werden und ein wenig zu überspitzen, wenn bei dir jemand anschellt, blutüberströmt und um Hilfe fleht, dann erwartest du, daß er sich erstmal die Schuhe auszieht und sich sein Gesicht wäscht?
Nee - dann rufe ich den Rettungsdienst und leiste erste Hilfe, so weit mir das möglich ist.
Außerdem habe ich nicht gesagt "Schuhe ausziehen", sondern abputzen. Wenn's nicht grade "Mistgabeln mit den Zinken nach unten regnet", passiert das bereits, wenn er über'n Abtreter schlurft.
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Selina
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

relativ hat geschrieben:(22 Oct 2017, 19:07)

Also um mal Konkret zu werden und ein wenig zu überspitzen, wenn bei dir jemand anschellt, blutüberströmt und um Hilfe fleht, dann erwartest du, daß er sich erstmal die Schuhe auszieht und sich sein Gesicht wäscht?
:thumbup: Gut auf den Punkt gebracht.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2017, 22:40)

Nee - dann rufe ich den Rettungsdienst und leiste erste Hilfe, so weit mir das möglich ist.
Außerdem habe ich nicht gesagt "Schuhe ausziehen", sondern abputzen. Wenn's nicht grade "Mistgabeln mit den Zinken nach unten regnet", passiert das bereits, wenn er über'n Abtreter schlurft.
Das alles ist gar nicht der Punkt. Sondern dass man am Prinzip einer demokratisch zustande gekommenden Rechtsordnung vorbei den Kultur-Begriff zu politisieren versucht. Es gibt das "vorsätzliche Eindringen gegen den Willen des Berechtigten in näher bestimmte Räumlichkeiten", nennt sich "Hausfriedensbruch" und steht als Paragraph 123 im deutschen Strafgesetzbruch. Hier in einem politischen Forum ginge es weit eher darum, weshalb an solchen Regelungen vorbei irgendwelche ominösen "ungeschriebenen Gesetze" politisch verbindlich etabliert werden sollen. Das ist vor allem eins: Antiliberal.

Man muss sich als Vergleich immer vor Augen halten: Ungewöhnliche, irritierende, extreme Aktionen könnten theoretisch immer auch Bestandteil einer avantgardistischen Kunstaktion sein. Dass man - wie der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz - eine tote Kuh aus 40 Metern Höhe abwirft, gehört ganz sicher nicht zu "unserer Kultur". Es ist ganz einfach rechtlich abzuklären, ob das legal ist oder nicht. Bzw. es gibt über den Vorgang der Gesetzesinitiative die Möglichkeit, im Parlament enstprechende Gesetze einzubringen. Ansonsten muss es in einer demokratischen Gesellschaft unter allen Umständen erlaubt bleiben, alles gesetzlichverträgliche auch tun zu dürfen. Und das ist nicht nur irgendeine Nebenangelegenheit. Sondern das betrifft das Zentrum, das Herz, den Kern demokratischer Gesellschaften.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2017, 09:10)

Das alles ist gar nicht der Punkt. Sondern dass man am Prinzip einer demokratisch zustande gekommenden Rechtsordnung vorbei den Kultur-Begriff zu politisieren versucht. Es gibt das "vorsätzliche Eindringen gegen den Willen des Berechtigten in näher bestimmte Räumlichkeiten", nennt sich "Hausfriedensbruch" und steht als Paragraph 123 im deutschen Strafgesetzbruch. Hier in einem politischen Forum ginge es weit eher darum, weshalb an solchen Regelungen vorbei irgendwelche ominösen "ungeschriebenen Gesetze" politisch verbindlich etabliert werden sollen. Das ist vor allem eins: Antiliberal.

Man muss sich als Vergleich immer vor Augen halten: Ungewöhnliche, irritierende, extreme Aktionen könnten theoretisch immer auch Bestandteil einer avantgardistischen Kunstaktion sein. Dass man - wie der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz - eine tote Kuh aus 40 Metern Höhe abwirft, gehört ganz sicher nicht zu "unserer Kultur". Es ist ganz einfach rechtlich abzuklären, ob das legal ist oder nicht. Bzw. es gibt über den Vorgang der Gesetzesinitiative die Möglichkeit, im Parlament enstprechende Gesetze einzubringen. Ansonsten muss es in einer demokratischen Gesellschaft unter allen Umständen erlaubt bleiben, alles gesetzlichverträgliche auch tun zu dürfen. Und das ist nicht nur irgendeine Nebenangelegenheit. Sondern das betrifft das Zentrum, das Herz, den Kern demokratischer Gesellschaften.
Ich politisiere gar nichts. Es geht darum, dass jede Kultur neben geltendem Recht auch ungeschriebene Regeln, Wert- und Moralvorstellungen hat, die man als Immigrant in diese Kultur zu akzeptieren und an die man sich anzupassen hat.
Das gilt im Kleinen (Familie) wie im Großen (Gesellschaft). Ohne eine solche Akzeptanz und Anpassung funktioniert ein Zusammenleben nicht. Es reicht halt nicht, sich nur an geltendes Recht, an Gesetze zu halten, es müssen auch ungeschriebene Regeln akzeptiert und sich an diese angepasst werden. Kommt keiner auf die Idee, in Unterhose und Bademantel zur Arbeit oder einkaufen zu gehen, nur weil das nicht ausdrücklich verboten ist. Kommt auch keiner auf die Idee, das als "avantgardistisch" zu betrachten, genauso wenig kann ein archaisches Menschen- und Frauenbild oder archaische Ehrvorstellungen als "avantgardistisch" betrachtet werden.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Agesilaos Megas »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Oct 2017, 19:54)

Warum sollten Menschen an Kultur scheitern, wenn sie einen Kulturbegriff kennen, welcher beschreibt, was unter Kultur zu verstehen ist - nämlich:
Kultur = das komplexe Ganze, die Gesamtheit des kummulierten Wissens, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Glaubensvorstellungen und Ethik/Moral (Gesetze) die Menschen als Teil der Gesellschaft in sozialem Lernen erworben haben

An Kultur scheitern nur die, die den Kulturbegriff auf bildende Kunst, Literatur und Musik beschränken, es scheitern die, die das "Komplexe Ganze" nicht sehen, Zivilisation, Geschichte, Politik etc aus Kultur ausklammern, nicht als (der) Kultur zugehörig betrachten.

Von welchen Metaphern redest du eigentlich?
Ich finde Dich witzig. Biederernsthaft, aber dennoch nicht wenig engagiert, bemühst Du Dich um das "komplexe Ganze" - und sagst dann auf die Feststellung, dass es schwierig sei, diesen Käse mit Objektivität zu füllen: Man muss halt alles mit einbeziehen. Mal einen cumulus (mit einem "m", übrigens), mal einen Berg, mal die fr.-dem. GO, mal 'ne Scheibe Wurst. Das komplexe Ganze, das unverbundene Nichts. Heute die Kultur des Abschwischens mit Klopapier, morgen mal die Kulturpsychologie. Und dabei nicht vergessen, es stur, aber überzeugt zu repetieren, damit jeder mögliche Zweifel ausgemerzt wird. Gut deutsch. Das ist echt witzig. Zumal Du ja weißt, dass es viel nichts ist, dass man complectieren muss, da man ja sonst nicht glauben könnte, dass es ist. Und Schuld an der Misere ist der noch lächerlichere Umstand, sich ex cathedra auf ein Sprachbild zu stürzen. Dass Du es nicht siehst, überrascht nicht. Es liegt außerhalb des ewig widergekäuten Scheinwissens von Kulturen, Zivilisationen und solchen laut gebrüllten Worten...
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Agesilaos Megas hat geschrieben:(23 Oct 2017, 16:05)

Ich finde Dich witzig. Biederernsthaft, aber dennoch nicht wenig engagiert, bemühst Du Dich um das "komplexe Ganze" - und sagst dann auf die Feststellung, dass es schwierig sei, diesen Käse mit Objektivität zu füllen: Man muss halt alles mit einbeziehen. Mal einen cumulus (mit einem "m", übrigens), mal einen Berg, mal die fr.-dem. GO, mal 'ne Scheibe Wurst. Das komplexe Ganze, das unverbundene Nichts. Heute die Kultur des Abschwischens mit Klopapier, morgen mal die Kulturpsychologie. Und dabei nicht vergessen, es stur, aber überzeugt zu repetieren, damit jeder mögliche Zweifel ausgemerzt wird. Gut deutsch. Das ist echt witzig. Zumal Du ja weißt, dass es viel nichts ist, dass man complectieren muss, da man ja sonst nicht glauben könnte, dass es ist. Und Schuld an der Misere ist der noch lächerlichere Umstand, sich ex cathedra auf ein Sprachbild zu stürzen. Dass Du es nicht siehst, überrascht nicht. Es liegt außerhalb des ewig widergekäuten Scheinwissens von Kulturen, Zivilisationen und solchen laut gebrüllten Worten...
Ich habe also keine Ahnung von Kultur und/oder Zivilisation - na gut. Dann frage ich micht allerdings, wie ich jahrelang meinen Job erfolgreich ausüben konnte.
Aber wenn du so'n Überflieger in Sachen Kultur bist, wirst du ja fähig sein, konkrete Antworten auf konkrete Fragen zu geben.
Die vermisse ich allerdings!
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(23 Oct 2017, 10:30)

Ich politisiere gar nichts. Es geht darum, dass jede Kultur neben geltendem Recht auch ungeschriebene Regeln, Wert- und Moralvorstellungen hat, die man als Immigrant in diese Kultur zu akzeptieren und an die man sich anzupassen hat.
Das gilt im Kleinen (Familie) wie im Großen (Gesellschaft). Ohne eine solche Akzeptanz und Anpassung funktioniert ein Zusammenleben nicht. Es reicht halt nicht, sich nur an geltendes Recht, an Gesetze zu halten, es müssen auch ungeschriebene Regeln akzeptiert und sich an diese angepasst werden. Kommt keiner auf die Idee, in Unterhose und Bademantel zur Arbeit oder einkaufen zu gehen, nur weil das nicht ausdrücklich verboten ist. Kommt auch keiner auf die Idee, das als "avantgardistisch" zu betrachten, genauso wenig kann ein archaisches Menschen- und Frauenbild oder archaische Ehrvorstellungen als "avantgardistisch" betrachtet werden.
Na, ich könnte mir schon vorstellen, dass man schon mal auf die Ideee gekommen ist, in Unterhose einkaufen zu gehen als provokative Kunstaktion zu inszenieren. In Tschechien haben sich vor ein paar Jahren Hacker ins öffentlich-rechtliche Fernsehen eingeklinkt und anstelle der nächtlichen Standbilder eine visualisierte Atombombenexplosion im Riesengebirge gezeigt. Das wurde sogar strafrechtlich relevant. Mir hat das gefallen!

Wir haben über dieses Kulturverständnis schon eine Menge diskutiert. Es geht nicht darum, dass auch ich persönlich das Herumlaufen in Unterhosen ziemlich peinlich und unangebracht finde. Sondern darum, dass Liberalismus bedeutet, dass Dinge, die nicht bezüglich der Rechtsordnung relevant sind, Privatsache zu sein haben. Jeder Mensch kann und darf sich gern persönlich dafür engagieren, dass gewisse ungeschriebene Regeln beachtet werden. Werden sie jedoch Gegenstand von Regierungspolitik, bekommen wir klipp und klar DDR-Verhältnisse zurück. Die Regierungspolitik hat die Bürger schlicht und einfach machen zu lassen wie sie es für gut und richtig halten. Ohne jede Einschränkung.

Und was heißt "Immigranten müssen"? Entweder haben wir gleiche Regeln für alle oder wir haben eine rassistische Gesellschaft. So einfach ist das im Grunde genommen. Und auch für Immigration gibts gesetzliche Regelungen. Von Beantragung bis Sprachnachweis. Und in Österreich etwa gibts ein gesetzliches Verhüllungsverbot. Es gehört zum Kern von Liberalismus, dass es genau dabei zu bleiben hat.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Oct 2017, 19:54)

Warum sollten Menschen an Kultur scheitern, wenn sie einen Kulturbegriff kennen, welcher beschreibt, was unter Kultur zu verstehen ist - nämlich:
Kultur = das komplexe Ganze, die Gesamtheit des kummulierten Wissens, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Glaubensvorstellungen und Ethik/Moral (Gesetze) die Menschen als Teil der Gesellschaft in sozialem Lernen erworben haben

An Kultur scheitern nur die, die den Kulturbegriff auf bildende Kunst, Literatur und Musik beschränken, es scheitern die, die das "Komplexe Ganze" nicht sehen, Zivilisation, Geschichte, Politik etc aus Kultur ausklammern, nicht als (der) Kultur zugehörig betrachten.
Wenn man diesen Kulturbegriff wirklich und tiefgehend und systemisch durchdenkt:
Kultur ist die emergente Ordnung eines sozialen Systems, die durch ihre Attraktorfunktion die Regelbildung eines Sozialsystems prägt.
(aus einem Sammelband zum Thema "Selbstorganisation")
... so ist der wesentliche Punkt der Begriff der Emergenz, der "Innewohnenheit". Kultur ensteht aus dem sozialen, gesellschaftlichen Zusammenspiel. Und das hat eine gravierende demokratie-politische Konsequent: Sie kann nicht "angeordnet" werden. Sie kann nicht "verlangt" werden.

Ich habe absolut keine Ahnung, was Du dir eigentlich konkret vorstellst, wenn Du schreibst
DU kannst dich ja gerne ausnutzen lassen, kannst dich gerne aus deinem Haus vertreiben und dich zur Sklavin deiner Gäste machen lassen, kannst dich bis zur Selbstaufgabe verleugnen, bis hin zum Selbsthass. Ist dir unbenommen.
Ein Anruf bei der Polizei genügt. Niemand wird unfreiwillig aus seinem "Haus vertrieben".

Und es ist eine geradezu ungeheuerlich antidemokratische Zumutung, wenn ein Innenminister, also ein eingesetzter leitender Regierungsfachangestellter, der typischerweise in Fachbesprechungen darüber berät und dafür sein Geld verdient, welches Budget für den Betrieb eines Polizeiapparats zu veranschlagen ist ... wenn der sich dazu aufschwingt als solcher (und nicht als Privatperson) Regeln des kulturellen Zusammenlebens unabhängig von den geschriebenen Gesetzen formulieren zu wollen. Es ist exakt das in nur anderer Form, was mittelfristig in China etabliert wird: Ein regierungsgesteuertes soziales Punktesystem. Ermöglicht durch die umfassende Digitalisierung des öffentlichen Lebens. Und genau deshalb ist es auch so unglaublich relevant, sich dagegen zu engagieren.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2017, 09:06)

Na, ich könnte mir schon vorstellen, dass man schon mal auf die Ideee gekommen ist, in Unterhose einkaufen zu gehen als provokative Kunstaktion zu inszenieren. In Tschechien haben sich vor ein paar Jahren Hacker ins öffentlich-rechtliche Fernsehen eingeklinkt und anstelle der nächtlichen Standbilder eine visualisierte Atombombenexplosion im Riesengebirge gezeigt. Das wurde sogar strafrechtlich relevant. Mir hat das gefallen!

Wir haben über dieses Kulturverständnis schon eine Menge diskutiert. Es geht nicht darum, dass auch ich persönlich das Herumlaufen in Unterhosen ziemlich peinlich und unangebracht finde. Sondern darum, dass Liberalismus bedeutet, dass Dinge, die nicht bezüglich der Rechtsordnung relevant sind, Privatsache zu sein haben. Jeder Mensch kann und darf sich gern persönlich dafür engagieren, dass gewisse ungeschriebene Regeln beachtet werden. Werden sie jedoch Gegenstand von Regierungspolitik, bekommen wir klipp und klar DDR-Verhältnisse zurück. Die Regierungspolitik hat die Bürger schlicht und einfach machen zu lassen wie sie es für gut und richtig halten. Ohne jede Einschränkung.

Und was heißt "Immigranten müssen"? Entweder haben wir gleiche Regeln für alle oder wir haben eine rassistische Gesellschaft. So einfach ist das im Grunde genommen. Und auch für Immigration gibts gesetzliche Regelungen. Von Beantragung bis Sprachnachweis. Und in Österreich etwa gibts ein gesetzliches Verhüllungsverbot. Es gehört zum Kern von Liberalismus, dass es genau dabei zu bleiben hat.
Höre doch mal auf deine persönliche Sichtweise, deinen übetriebenen Individualismus, sowie dein Identitäts- und Kulturleugnung/-verweigerung als allgemeingültig darzustellen. Merkst due denn gar nicht, dass du so ziemlich der einzige bist, der solche Sichtweise vertritt?
Es gibt etwas, das nennt sich intersubjektiver Konsens. Du kannst dich diesem gerne entgegen stellen, kannst ihn auch leugnen, kannst auch gerne als Outlaw ständig gegen den Strom schwimmen, beseitigen wirst du den intersubjektiven Konsens nicht.
Ach sind deine - an den Haaren herbei gezogenen - Einzelbeispiele denkbar ungeeignet, das Vorhandensein einer verbindenden nationalen Kultur - sei das nun Deutschland, Frankreich, Polen oder sonst ein Land betreffend - zu widerlegen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2017, 09:50)

Wenn man diesen Kulturbegriff wirklich und tiefgehend und systemisch durchdenkt:
Wenn man diesesn Kulturbegriff wirklich begreift, dann gelangt man zur kulturellen Evolution!
Wissen kumuliert nicht nur quantitativ, es kumuliert auch qualitativ, wird komplexer. Gleiches gilt für Fähigkeiten, Fertigkeiten, Glaubensvorstellungen Ethik, Moral etc.
Kultur entsteht nicht aus "gesellschaftlichem und sozialen Zusammenspiel" - Kultur IST gesellschaftliche und soziale Entwicklung, Demokratie IST Kultur! Evolution - auch die Kulturelle funktioniert nicht ohne Anpassung.
schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2017, 09:50)Ich habe absolut keine Ahnung, was Du dir eigentlich konkret vorstellst, wenn Du schreibst

Ein Anruf bei der Polizei genügt. Niemand wird unfreiwillig aus seinem "Haus vertrieben".

Und es ist eine geradezu ungeheuerlich antidemokratische Zumutung, wenn ein Innenminister, also ein eingesetzter leitender Regierungsfachangestellter, der typischerweise in Fachbesprechungen darüber berät und dafür sein Geld verdient, welches Budget für den Betrieb eines Polizeiapparats zu veranschlagen ist ... wenn der sich dazu aufschwingt als solcher (und nicht als Privatperson) Regeln des kulturellen Zusammenlebens unabhängig von den geschriebenen Gesetzen formulieren zu wollen. Es ist exakt das in nur anderer Form, was mittelfristig in China etabliert wird: Ein regierungsgesteuertes soziales Punktesystem. Ermöglicht durch die umfassende Digitalisierung des öffentlichen Lebens. Und genau deshalb ist es auch so unglaublich relevant, sich dagegen zu engagieren.
Wenn du keine Ahnung hast, dass das geschriebene im übertragenen Sinn gemeint ist, dass es hier nicht um irgendwelche Straftaten geht, dann halte doch einfach dein Finger von der Tastatur und verbreite nicht irgendwelchen sinnbefreiten Mist.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2017, 09:06)

Na, ich könnte mir schon vorstellen, dass man schon mal auf die Ideee gekommen ist, in Unterhose einkaufen zu gehen als provokative Kunstaktion zu inszenieren. In Tschechien haben sich vor ein paar Jahren Hacker ins öffentlich-rechtliche Fernsehen eingeklinkt und anstelle der nächtlichen Standbilder eine visualisierte Atombombenexplosion im Riesengebirge gezeigt. Das wurde sogar strafrechtlich relevant. Mir hat das gefallen!

Wir haben über dieses Kulturverständnis schon eine Menge diskutiert. Es geht nicht darum, dass auch ich persönlich das Herumlaufen in Unterhosen ziemlich peinlich und unangebracht finde. Sondern darum, dass Liberalismus bedeutet, dass Dinge, die nicht bezüglich der Rechtsordnung relevant sind, Privatsache zu sein haben. Jeder Mensch kann und darf sich gern persönlich dafür engagieren, dass gewisse ungeschriebene Regeln beachtet werden. Werden sie jedoch Gegenstand von Regierungspolitik, bekommen wir klipp und klar DDR-Verhältnisse zurück. Die Regierungspolitik hat die Bürger schlicht und einfach machen zu lassen wie sie es für gut und richtig halten. Ohne jede Einschränkung.

Und was heißt "Immigranten müssen"? Entweder haben wir gleiche Regeln für alle oder wir haben eine rassistische Gesellschaft. So einfach ist das im Grunde genommen. Und auch für Immigration gibts gesetzliche Regelungen. Von Beantragung bis Sprachnachweis. Und in Österreich etwa gibts ein gesetzliches Verhüllungsverbot. Es gehört zum Kern von Liberalismus, dass es genau dabei zu bleiben hat.
Genau. Ich weiß auch gar nicht, was es da eigentlich so lange zu diskutieren gibt. Mir fällt einfach nur auf, dass sich diejenigen am meisten echauffieren über Migranten/Immigranten/Flüchtlinge/Ausländer, die niemals mit einem oder mehreren etwas zu tun haben, weder im Job noch im Privatleben. Alles in der "Jungen Freiheit" oder der "Achse des Guten" angelesenes Zeug, das unreflektiert und gebetsmühlenartig wiedergegeben wird. Immer und immer wieder. Ich lese hier weiter oben exakt dieselben Sätze, wie sie die gute Frau Weidel heute mehrfach äußerte, als sie ihren Parteifreund, den "Islam-Kenner" Glaser, so vehement verteidigte.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Bleibtreu »

Zur Kultur gehoert schlicht alles, was von Menschen gemacht ist und damit weitaus mehr als Religion, Skulpturen, Gemaelde & Musik. Naemlich auch Wirtschaft, StaatsFormen, Gesetze/RechtsWesen usw. Was ist daran so schwer zu verstehen? :cool:
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Ein Terraner »

Bleibtreu hat geschrieben:(24 Oct 2017, 19:44)

Zur Kultur gehoert schlicht alles, was von Menschen gemacht ist und damit weitaus mehr als Religion, Skulpturen, Gemaelde & Musik. Naemlich auch Wirtschaft, StaatsFormen, Gesetze/RechtsWesen usw. Was ist daran so schwer zu verstehen? :cool:
Also gehört alles zu einer Kultur? :)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Bleibtreu hat geschrieben:(24 Oct 2017, 19:44)

Zur Kultur gehoert schlicht alles, was von Menschen gemacht ist und damit weitaus mehr als Religion, Skulpturen, Gemaelde & Musik. Naemlich auch Wirtschaft, StaatsFormen, Gesetze/RechtsWesen usw. Was ist daran so schwer zu verstehen? :cool:
Jaja. Mal abgesehen davon, dass das beinahe wortwörtlich das ist, was ich zig Beiträge vorher formuliert habe (womöglich in einem anderen Thread, hab' jetzt keine Lust, mich selbst zu zitieren) ... das ist doch nicht das Problem! Sondern, ob und wenn ja: wie das in politische Formen gegossen werden soll/darf/muss. In einer Demokratie besteht diese Form der gesellschaftlichen Gestaltung im Wesentlichen darin, dass eine Legislative in Form eines gewählten Parlaments Gesetzesinititativen einbringt. Und eine getrennt davon agierende Judikative dafür sorgt, dass beschlossene Gesetze auch eingehalten werden. Und eine Exekutive in Form einer Regierung sich zu überlegen und anzuordnen hat, wie dies praktisch umzusetzen ist, Einmaleins demokratischer Staatstheorien.

Ganz aktuell die parlamrentarischen Debatten (sowohl auf Bundes- wie auf EU-Ebene) um dasThema sexuelle Belästigungen/Weinstein-Skandal/Verschärfung entsprechender Regelungen) zeigt, wie das zu funktionieren hat. Da ist wohl öfter mal ein Basiskurs nötig, bevor man sich in ernsthafte politische DIskussionen begibt.
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