Archäologen stützen die akt. Flüchtlingspolitik

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Dark Angel
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Re: Archäologen stützen die akt. Flüchtlingspolitik

Beitrag von Dark Angel »

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Anderus
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Re: Archäologen stützen die akt. Flüchtlingspolitik

Beitrag von Anderus »

Ich halte den ganzen Thread hier für fragwürdig. Da muss man nicht in das menschliche Frühstadium zurückforschen um Antworten auf die heutigen Probleme zu bekommen. Genausowenig ist es nützlich, sich die einzelnen Migrationsbewegungen anzusehen, die es im Laufe der letzten 30 Jahrhunderte gab. Es waren völlig andere Realitäten, die mit den Heutigen, fast in keiner Weise vergleichbar sind.

Das Problem sind nicht die Fremden. Es wird in Deutschland wohl keinen Menschen geben, wo man sagen könnte, "Das ist ein reiner Deutscher". Ja selbst der Begriff, Deutscher, ging nicht von einer Menschenbeschreibung aus, sondern von einem Gebiet, wo eine relativ einheitliche Sprache gesprochen wurde. Wohlweislich, das es damals schon keine reinen Deutschen mehr gab.

Wer die Migration von Heute, mit der von vor 1.500 Jahren vergleichen will, weis nicht wovon er schreibt. Da gibt es so gut wie gar nichts mehr zu vergleichen. Es gibt weder Krieg, noch Mord und Toschlag, Vertreibung oder Plünderung, wenn man von Einzelfällen absieht. Die Migranten werden in fast allen Fällen aufgenommen, versorgt und es werden weitestgehend ihre Menschenrechte gewahrt. Ja, mehr noch. In vielen Fällen findet eine rührende Aufnahme durch die Bevölkerung statt. Das ist die fast 100%'ige Realität. Natürlich gibt es dadurch Probleme. Natürlich gibt es dadurch Neid und Ungerechtigkeit. Aber alles in Allem läuft es zufriedenstellend und ruhig ab.

Es ist aber die Frage berechtigt, wie das aussieht, wenn nicht eine Millionen kommen, sondern 30 Millionen und mehr, in kurzer Zeit. Genau dieses Szenario geistert schon seit Jahren durch Europa, mit steigender Intensität. Es gibt tatsächlich beunruhigende Hinweise, das sowas Realität werden könnte. Europa täte also gut daran, sich auf einen solchen worst case vorzubereiten und Wege zu finden, wenn sowas passiert. Noch besser wäre es, sich ab heute Gedanken zu machen, wie man verhindern könnte, das dieser worst case einsetzen könnte.

Syrien ist das beste Beispiel. Insbesondere, weil unverhältnismäßig viele Syrer nach Deutschland gekommen sind. Syrien war bis ca. 2010, ein völlig unauffälliges Land. Das Land war reich, denn es hatte Ölquellen. Ich habe erst vor kurzem von einem neuen Kollegen erfahren, der syrischer Kurde ist, das es in seiner Heimat üblich war, das die Menschen nur 4 Stunden am Tag gearbeitet haben. Vielleicht, war es ein großer Fehler, den damaligen "politischen Frühlung" so sehr zu unterstützen. Vielleicht hätte man sich besser darum gekümmert, Versorgungsengpässe, die es in Syrien nur begrenzt gab, zu erkennen, und vorsorglich gegenzusteuern, als die Menschen verrückt zu machen, mit Handy und Computer?

Das Größte Problem zur Zeit, woraus Migrationsbewegungen in größerem Umfang entstehen könnten, ist die Austrocknung
des Süßwassersees in Südostafrika. Hier wäre es vielleicht sinnvoll, alle sinnvollen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Austrocknung zu verhindern, und den Menschen einen Lebensraum zu schaffen, wo sie menschenwürdig leben können. Genauso sollte man in Gebieten verfahren, wo zukünftig oder heute schon, Zustände Herrschen, die die Menschen zur Flucht antreiben. Das könnte sinnvoller sein, als darüber nachzudenken, was wir aus der Forschung aus grauer Vorzeit, lernen können.
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Dark Angel
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Re: Archäologen stützen die akt. Flüchtlingspolitik

Beitrag von Dark Angel »

Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)
Natürlich kannst du behaupten, was du willst. Stand der Forschung ist dieser: “Die in der Zeit der sogenannten Dorischen Wanderung ausgelösten gewaltsamen Veränderungen haben sich archäologisch in der Zerstörung der mykenischen Burganlagen, in einem Rückgang der Bevölkerung und in einer Verarmung der materiellen Kultur und der allgemeinen Lebensverhältnisse niedergeschlagen. Wie dies alles im Einzelnen geschah, ist unbekannt und Gegenstand unsicherer Hypothesen.“ Klaus Bringmann: Im Schatten der Paläste. Geschichte des frühen Griechenlands. München 2016, S. 36 (Ebook-Ausgabe).
"Dorische Wanderung" - echt jetzt? Gibt das tatsächlich immer noch Wissenschaftler, die den Niedergang der Palastkulturen und die damit verbundene kulturelle Zäsur immer noch als "lokales Ereignis" betrachten?
Selbst einem Althistoriker sollte inzwischen bekannt sein, dass der Untergang der Minoischen und Mykenischen Palastkultur Ereignisse waren, die den gesamten Mittelmeeraum betrafen, für welche es keine monokausalen Erklärungen gibt und dass die "These" von der so genannten "großen Dorischen Wanderung" längst überholt und widerlegt sind!

(Prof. Peter Funke - Uni Münster: " die dorische Wanderung war nicht Auslöser, sondern Folge des Zusammenbruchs ...")

Die kulturelle Zäsur, in deren Zusammenhang die Minoischen und Mykenischen Palastkulturen zusammen brachen, betraf gleichermaßen den Untergang des Hetitherreiches, den Untergang von Ugarit etc und hatte Auswirkungen bis nach Ägypten.
Richtig - die Ursachen, die zu dieser "epochalen Katastrophe" führten sind in ihrer Komplexität noch lange nicht endgültig geklärt, ebenso wenig gibt es tragfähige Erklärungen was die weiträumigen, den gesamten Mittelmeeraum betreffenden Bevölkerungsverschiebungen auslöste. Wir vermuten, dass eine Verknüpfung von klimatischen, tektonischen, strukturellen innen- und außenpolitischen Faktoren, sowie eine frühe Form wirtschaftlicher Globalisierung verantwortlich sein könnten, die das gesamte System extrem krisenanfällig machten und letztendlich zu einem "Dominoeffekt" führten.
Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)Inwieweit also die Bevölkerung tatsächlich "verdrängt" wurde oder nicht, weiß also niemand, weil es, wie ich schrieb, keine belastbaren Quellen gibt! Da du offenbar den aktuellen Forschungsstand nicht kennst, wie auch deine folgenden Bemerkungen zur Übergangszeit von Spätantike/Frühmittelalter zeigen, macht es keinen Sinn, sich weiter darüber auszutauschen.
Nun - es mag keine belastbaren Schriftquellen geben und da haben Historiker dann tatsächlich ein Problem.
Die archäologische Befundlage, die Befundlage von Geologen und Klimatologen kann jedoch durchaus Erklärungen liefern.
Oh - ich kenne den Forschungsstand recht gut, insbesondere den polnischer Archäologen auf Kreta.
Für die Umbrüche/Zusammenbrüche in der Übergangszeit von der Spätantike sind u.a. globale Klimaveränderungen verantwortlich, deren Auslöser der Ausbruch des Supervulkans Ilopango war. Das IST neuester Forschungsstand!
Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)Nur noch eine Bemerkung hierzu:
Die Merowinger beispielsweise verstanden sich als römische Amtsträger - der Kaiser saß eben in Konstantinopel, nicht mehr in Ravenna oder Mailand -, sie übernahmen römische Verwaltung und Steuererhebung und bedienten sich der kirchlichen Hierarchien. Die merowingischen Franken "assimilierten" sich, wie die Germanen der vorhergehenden Jahrhunderte, in die römische Welt, sogar so sehr, dass ihre Nachfahren mit Hilfe der katholischen Kirche das weströmische Kaisertum wiederaufleben ließen.
Die Merowinger mögen sich verstanden haben als was sie wollten. Tatsache ist, dass es keine funktionierenden Organisations- und Verwaltungsstrukturen mehr gab. Genau aus dem Grund gab es das so genannte Reisekönigtum - bei dem der Herrscher permanent sein Reich bereisen musste, um es überhaupt regieren zu können.
Ein römischer Imperator hatte das nicht nötig, der hatte dafür seine Beamten.
Hieronymus hat geschrieben:[url=http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 9#p3969489] (10 Aug 2017, 22:04)[/urlWas lehrt uns das? Dass die heutigen "ungebildeten, technologisch rückständigen Zuwanderer" - was in dieser Pauschalität auch nicht völlig stimmt! - sich in die europäischen Strukturen und Kulturen eingliedern, integrieren, irgendwann assimiliert werden.
Dumm nur dass die Zuwanderer sich eben nicht intergriert haben und assimiliert wurden, sondern ihrerseits assimiliert haben und zwar die urspüngliche Bevölkerung
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Ammianus
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Re: Archäologen stützen die akt. Flüchtlingspolitik

Beitrag von Ammianus »

Klaus Bringmann, "Dorische Wanderung" - das wird immer drolliger ...

Aber es ist ein gutes Beispiel, für etwas sehr wichtiges, was man eben auch in einem Studium lernt: Wildere nicht in fremden Fächern und schon gar nicht in scheinbar benachbarten. Bringmann ist vom Studium her Historiker und Philologe. Da hätte er von der ägäischen Bronzezeit lieber die Finger lassen sollen oder sich wenigstens über den aktuelllen Forschungsstand und die Fachdiskussion informiern. Hat er nicht. Und das ist das Ergebnis.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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