Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

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schokoschendrezki
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von schokoschendrezki »

Liebe Schweizer Hoteliers: Schaut ins Englisch-Wörterbuch, bevor ihr öffentliche (englischsprachige) Schilder aufstellt!
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firlefanz11
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von firlefanz11 »

Milady de Winter hat geschrieben:(18 Aug 2017, 09:25)

Also ganz ehrlich: ich persönlich frage mich, wie man so eine Formulierung überhaupt in Erwägung zieht. Und zwar nicht, weil es sich um jüdische Gäste handelt, sondern weil es schlicht ein Unding ist, eine allgemeingültige - valide - Forderung auf eine spezielle Gruppe von Gästen zu beschränken. Wenn darum gebeten wird, vor Benutzung des Schwimmbades zu duschen, dann muss diese Bitte an ALLE Benutzer des Beckens erfolgen, egal ob Gast, Angestellter oder sonstwer.
Kann auch nach hinten losgehen. Eine Bekannte von mir hat im hiesigen Thermalbad immer wieder beobachtet, dass Leute vor dem Betreten der Becken nicht duschen. Sie hat daraufhin mehrmals die Bademeister drauf hingewiesen, dass man doch mal allgemeinverständliche Schilder aufhängen sollte, die zum Duschen auffordern. Nachdem das nicht fruchtete hat sie mehrmals der Badleitung das selbe geschrieben. Wieder nix. Schliesslich hat sie dem lokalen Käseblatt davon berichtet, und schon ganz bewusst die ethnische Zugehörigkeit der Nichtduscher weggelassen. Was war der Erfolg?
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imp
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(18 Aug 2017, 09:25)

Also ganz ehrlich: ich persönlich frage mich, wie man so eine Formulierung überhaupt in Erwägung zieht. Und zwar nicht, weil es sich um jüdische Gäste handelt, sondern weil es schlicht ein Unding ist, eine allgemeingültige - valide - Forderung auf eine spezielle Gruppe von Gästen zu beschränken. Wenn darum gebeten wird, vor Benutzung des Schwimmbades zu duschen, dann muss diese Bitte an ALLE Benutzer des Beckens erfolgen, egal ob Gast, Angestellter oder sonstwer. Das Wort "jüdische Gäste" hat in dem Kontext in meinen Augen natürlich eine ganz besondere Brisanz, aber man kann es durch jede x-beliebige Gruppe ersetzten: wir bitten unsere deutschen/indischen/muslimischen/über 60-jährigen/dunkelhäutigen Gäste...". Es ist und bleibt völlig absurd in meinen Augen. Und ich nenne das ehrlich gesagt nicht Unbedarftheit, sondern Dummheit.

Zeigt aber, dass so ein kapitaler Fehler nicht ohne Folgen bleibt. Dafür ist die Social Media Welt zu stark und zu präsent. Auch das sollte jedem - spätestens nach so einem Fall - bewusst sein.
Ja, die Wortwahl war total daneben. Deine Ausführung entspricht dem, was ich auch dazu denke. Nur hätte es ein Brief an den Geschäftsführer oder ein Gespräch mit der Rezeption vielleicht auch getan. Ich bin da gern für kurze Wege und unkomplizierte Lösungen. Natürlich kann man niemandem verbieten, aufzuschreien wenn er so ein Schild liest.
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Milady de Winter
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Milady de Winter »

firlefanz11 hat geschrieben:(18 Aug 2017, 10:55)

Kann auch nach hinten losgehen. Eine Bekannte von mir hat im hiesigen Thermalbad immer wieder beobachtet, dass Leute vor dem Betreten der Becken nicht duschen. Sie hat daraufhin mehrmals die Bademeister drauf hingewiesen, dass man doch mal allgemeinverständliche Schilder aufhängen sollte, die zum Duschen auffordern. Nachdem das nicht fruchtete hat sie mehrmals der Badleitung das selbe geschrieben. Wieder nix. Schliesslich hat sie dem lokalen Käseblatt davon berichtet, und schon ganz bewusst die ethnische Zugehörigkeit der Nichtduscher weggelassen. Was war der Erfolg?
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Du wirst nie alle Leute dazu bringen, vor Betreten des Beckens die Dusche zu nutzen. Das hat schon in meiner Kindheit im lokalen Freibad nicht funktioniert, und da waren 95% der Badegäste "Einheimische", um mal auf Deinen Einwurf der ethnischen Zugehörigkeit zu sprechen zu kommen. Es ist in meinen Augen ein Unding, mit so einer Aufforderung zum einen alle Personen einer bestimmten Gruppe über einen Kamm zu scheren und zum anderen schlicht unsachlich, da dies impliziert, nur diese spezielle Gruppe hätte es "nötig", die anderen tendenziell nicht, bzw. alle anderen würden sich an die Regeln halten, sollte es überhaupt so ein allgemeines Schild für alle geben. Auch das ist eher unwahrscheinlich.

Wie dem auch sei - wenn es grobe Verstöße einzelner Personen gibt, so sind diese in meinen Augen direkt und an der Person zu ahnden, nicht an einer gesamten Gruppe. Denn wie wir hier sehen geht diese Art von Schuss noch viel eher nach hinten los, als direkte Handlung.
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Milady de Winter
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Milady de Winter »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:16)

Ja, die Wortwahl war total daneben. Deine Ausführung entspricht dem, was ich auch dazu denke. Nur hätte es ein Brief an den Geschäftsführer oder ein Gespräch mit der Rezeption vielleicht auch getan. Ich bin da gern für kurze Wege und unkomplizierte Lösungen. Natürlich kann man niemandem verbieten, aufzuschreien wenn er so ein Schild liest.
Ich bin da völlig bei Dir, auch ich wäre in dieser Situation eher direkt zur zuständigen Person des Hotels gegangen und hätte dieser "empfohlen", das Schild sofort abzunehmen und ein allgemeingültiges aufzuhängen. Was ich sagen wollte ist, dass man diese Chance heutzutage nicht mehr bekommt, denn es gibt immer und überall Menschen, die sofort alles festhalten und ins Netz stellen. Dessen muss man sich bewusst sein. Erst recht, wenn man so einen Faux Pas begeht, der in meinen Augen wirklich nicht nachvollziehbar ist. Aber augenscheinlich passiert sowas. Und die Konsequenzen sind absehbar.
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hafenwirt
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von hafenwirt »

Milady de Winter hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:22)
Wie dem auch sei - wenn es grobe Verstöße einzelner Personen gibt, so sind diese in meinen Augen direkt und an der Person zu ahnden, nicht an einer gesamten Gruppe.
Richtig. Und wenn es mehrere sind, dann stelle ich ein Schild auf, dass es generell von allen einzuhalten ist. Selbst wenn von 100 Personen es 20 Juden sind, die mit dreckigen T-Shirts reinspringen, sollte man nicht nur
diese darauf hinweisen. Ansonsten stehen da wohl demnächst 4 Schilder, damit jede Gruppe sich angesprochen fühlt? Warum dann nicht von Anfang an ein generelles Schild schreiben. Das will nicht in meinen Kopf rein.

Auch steht für mich immernoch die Frage im Raum, woran ich als Wohneigentümer nebenan erkenne, dass es Juden sind, die dreckig ins Wasser springen.
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von schokoschendrezki »

Es ist insofern nicht nur ein "Faux Pas" als dass es schon rein ökonomisch und sozusagen aus dem Blickwinkel Egoismus irrational ist. Hieß es nicht noch vor einem Jahr, die Aufwertung des Franken würde das Schweizer Tourismus-Industrie in eine Art Schockstarre werfen? Für mich ein weiterer Beleg dafür, dass dieses Homo Oeconomicus Modell eben nicht (oder nicht mehr) funktioniert. Ebensowenig wie an der türkischen Mittelmeerküste oder auf der Ostsee-Sonneninsel Usedom. Letztere eine Hochburg der fremdenfeindlichen NPD, obwohl die Menschen dort zu einem ganz erheblichen Teil vom Fremdenverkehr leben.
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von firlefanz11 »

Milady de Winter hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:22)
Es ist in meinen Augen ein Unding, mit so einer Aufforderung zum einen alle Personen einer bestimmten Gruppe über einen Kamm zu scheren und zum anderen schlicht unsachlich, da dies impliziert, nur diese spezielle Gruppe hätte es "nötig", die anderen tendenziell nicht, ...
Völlig d'accord. Ich wollte auch nur damit sagen, dass es heutzutage nicht mal mehr möglich ist einen GENERELLEN Hinweis zu fordern ohne selbst als BUHmann dazustehen...

Anderes Beispiel dafür wie Manche heutzutage geradezu ausklinken wenn jemand auf einen Missstand hinweist: Gerade letzten Samstag bei REWE... Eine Frau geht zu einem Mitarbeiter des Supermarkts, und weist ihn darauf hin, dass sie beobachtet habe wie ein älterer Mann aus der Obsttheke ganz unverblümt händeweise Heidelbeeren futtert. Der MA meint da kann er nix machen, das könne er nicht beweisen. Sie daraufhin zu einer anderen Mitarbeiterin, ihr gesteckt, dass der Mann ganz offensichtlich den Laden beklaut hat, und Keiner täte was dagegen. Was passiert? Die MA keift sie an, dass sie ja wohl ein Paradebeispiel für altdeutsches Denunziantentum sei, und sie solle sich doch um ihren Scheiß kümmern. Daraufhin hat die Dame den Marktleiter kommen lassen, der auch nur beschwichtigt hat. Die MA musste sich für ihren Ausfall noch nicht mal entschuldigen...
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:40)

Völlig d'accord. Ich wollte auch nur damit sagen, dass es heutzutage nicht mal mehr möglich ist einen GENERELLEN Hinweis zu fordern ohne selbst als BUHmann dazustehen...

Anderes Beispiel dafür wie Manche heutzutage geradezu ausklinken wenn jemand auf einen Missstand hinweist: Gerade letzten Samstag bei REWE... Eine Frau geht zu einem Mitarbeiter des Supermarkts, und weist ihn darauf hin, dass sie beobachtet habe wie ein älterer Mann aus der Obsttheke ganz unverblümt händeweise Heidelbeeren futtert. Der MA meint da kann er nix machen, das könne er nicht beweisen. Sie daraufhin zu einer anderen Mitarbeiterin, ihr gesteckt, dass der Mann ganz offensichtlich den Laden beklaut hat, und Keiner täte was dagegen. Was passiert? Die MA keift sie an, dass sie ja wohl ein Paradbeispiel für altdeutsches Denunziantentum sei, und sie solle sich doch um ihren Scheiß kümmern. Daraufhin hat die Dame den Marktleiter kommen lassen, der auch nur beschwichtigt hat. Die MA musste sich für ihren Ausfall noch nicht mal entschuldigen...
En obdachloser Moldawier betrat voriges Jahr eine Edeka-Filiale im Bahnhof Berlin-Lichtenberg, beging "Mundraub" und wurde ohne viel Federlesens vom Filialleiter in einen Lagerraum gezerrt, wo er sich einen "Quarzsandhandschuh" überzug und den Mann so zusammenschlug, dass er an den Folgen kurz danach starb. Kurz vor diesem Versterben wurden noch voller Stolz Bilder des zusammengeschlagenen Mannes am Boden per Facebook verschickt.
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Milady de Winter
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Milady de Winter »

hafenwirt hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:34)

Auch steht für mich immernoch die Frage im Raum, woran ich als Wohneigentümer nebenan erkenne, dass es Juden sind, die dreckig ins Wasser springen.
Diese Frage ist für mich persönlich in der Sache völlig irrelevant. Es zählt letztendlich nur, was das Hotelpersonal daraus gemacht hat.
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von hafenwirt »

firlefanz11 hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:40)
Anderes Beispiel dafür wie Manche heutzutage geradezu ausklinken wenn jemand auf einen Missstand hinweist:
Das sind aber offensichtlich zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte. Als Badbesitzer hätte ich deine Bekannte wohl auch ein Hausverbot erteilt, wenn sie zur Presse geht und da irgendwelche Gerüchte verbreitet. Sowas schadet dem Geschäft und wer weiß, was als nächstes kommt? Dann erzählt sie beim nächsten Problem der Presse, dass im Bad die Duschen nicht auf die richtige Temperatur eingestellt sind oder die Rutsche nur von bösen Kindern genutzt wird oder jemand ins Volleyballfeld kackt.

Im anderen Beispiel gab es ja keine Konsequenzen für die Person, welche auf den Missstand hingewiesen hat. Da hat halt jemand auf etwas hingewiesen und den Marktleiter interessierte es nicht. Wenn es die Person stört, geht sie nicht mehr hin, wenn nicht, dann tut sie es halt weiter. Mir persönlich wäre es auch egal, Herr REWE oder Herr ALDI gehen davon nicht pleite. (davon ab, dass in meinen Supermärkten überall sowas sofort zum Rausschmiss samt Anzeige führte).
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Milady de Winter
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Milady de Winter »

firlefanz11 hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:40)

Völlig d'accord. Ich wollte auch nur damit sagen, dass es heutzutage nicht mal mehr möglich ist einen GENERELLEN Hinweis zu fordern ohne selbst als BUHmann dazustehen...

Anderes Beispiel dafür wie Manche heutzutage geradezu ausklinken wenn jemand auf einen Missstand hinweist: Gerade letzten Samstag bei REWE... Eine Frau geht zu einem Mitarbeiter des Supermarkts, und weist ihn darauf hin, dass sie beobachtet habe wie ein älterer Mann aus der Obsttheke ganz unverblümt händeweise Heidelbeeren futtert. Der MA meint da kann er nix machen, das könne er nicht beweisen. Sie daraufhin zu einer anderen Mitarbeiterin, ihr gesteckt, dass der Mann ganz offensichtlich den Laden beklaut hat, und Keiner täte was dagegen. Was passiert? Die MA keift sie an, dass sie ja wohl ein Paradebeispiel für altdeutsches Denunziantentum sei, und sie solle sich doch um ihren Scheiß kümmern. Daraufhin hat die Dame den Marktleiter kommen lassen, der auch nur beschwichtigt hat. Die MA musste sich für ihren Ausfall noch nicht mal entschuldigen...
Gut, solche Ausfälle sind in meinen Augen völlig daneben. Unabhängig davon, wie das Personal letztendlich mit der Information der Kundin umgeht. Aber das wäre Thema für einen eigenen Strang "Service im Dienstleistungssektor" etc., den es wahrscheinlich schon gibt.
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Tom Bombadil
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Tom Bombadil »

Wo wir bei der Vernichtung von Existenzen waren:
Wer die Sprachregelungen infrage stellt, riskiert nun auch seinen Arbeitsplatz, wie eine Entlassung bei Google illustriert.
Sicherlich wird der Mann als junger, fähiger Programmierer schnell einen neuen Job finden, wäre er ein 50jähriger Sachbearbeiter, hätte er wohl schon grosse Probleme. Es gilt, die Fresse zu halten, sonst kann es schwerste Konsequenzen haben. Meinungsfreiheit ade. Ja, das ist keine staatliche Zensur, aber eine gesellschaftliche, aufgezwungen von Genderspinnern, Hypermoralisten und Radikalen. Gekündigt wegen Verbreitung "schädlicher Genderstereotype" wenn ich so einen Schwachsinn schon lese, da rollen sich mir die Zehennägel hoch. Und da wundert man sich ernsthaft, warum in den USA einer wie Trump Präsident werden kann? Ich nicht mehr.
Es wird "Diversity" gefordert und gefördert, allerdings sollen sich diese vielfältigen Menschen alle gleich verhalten, alle sollen nur noch politisch & gender korrekte Aussagen tätigen, sogar die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sollen nicht mehr erörtert werden und verschwinden, alle kacken politisch korrekt auf dem gleichen Diversity-Scheißhaus... So wird aus Vielfalt ein ödes, gleichförmiges Einerlei, langweilig, stromlinienförmig, angepasst, bunt sind dann nur noch die Klamotten und vllt. noch die Gedanken. Tolle Zukunft.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
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Diffamierer der Linken.
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Julian
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Re: Boykott-Terror zwingt Topics Neukölln zum Schließen

Beitrag von Julian »

Milady de Winter hat geschrieben:(18 Aug 2017, 09:25)

Also ganz ehrlich: ich persönlich frage mich, wie man so eine Formulierung überhaupt in Erwägung zieht. Und zwar nicht, weil es sich um jüdische Gäste handelt, sondern weil es schlicht ein Unding ist, eine allgemeingültige - valide - Forderung auf eine spezielle Gruppe von Gästen zu beschränken. Wenn darum gebeten wird, vor Benutzung des Schwimmbades zu duschen, dann muss diese Bitte an ALLE Benutzer des Beckens erfolgen, egal ob Gast, Angestellter oder sonstwer. Das Wort "jüdische Gäste" hat in dem Kontext in meinen Augen natürlich eine ganz besondere Brisanz, aber man kann es durch jede x-beliebige Gruppe ersetzten: wir bitten unsere deutschen/indischen/muslimischen/über 60-jährigen/dunkelhäutigen Gäste...". Es ist und bleibt völlig absurd in meinen Augen. Und ich nenne das ehrlich gesagt nicht Unbedarftheit, sondern Dummheit.

Zeigt aber, dass so ein kapitaler Fehler nicht ohne Folgen bleibt. Dafür ist die Social Media Welt zu stark und zu präsent. Auch das sollte jedem - spätestens nach so einem Fall - bewusst sein.
Es ist doch sehr wahrscheinlich davon auszugehen, dass vor allem eine bestimmte Gruppe von Gästen - in diesem Fall eben jüdische Gäste - gegen eine Regel verstoßen haben; so berichtet es ja die Hotelangestellte. Was soll dann dagegen sprechen, sich an eben genau diese Klientel zu wenden? Ich verstehe diese immer weiter ausgreifende politische Korrektheit überhaupt nicht. Besteht das Problem darin, dass es sich um Juden handelte? Wäre es bei anderen Gruppen - etwa deutschen Gästen, männlichen Gästen, oder Kindern, in Ordnung, eine Gruppe hervorzuheben?

Es gab ja noch ein zweites Schild, das ebenfalls als antisemitischer Auswuchs interpretiert wurde und in dem es um die Benutzungszeiten eines Tiefkühlers ging. Nun ist es offenbar halt so in diesem Hotel, dass nur Juden dort ihr koscheres Essen einfrieren, nicht jedoch andere Gästegruppen.

In Deutschland gibt es in Wohnheimen, Krankenhäusern etc. ja auch häufig Probleme mit Muslimen, die mit den Füßen auf die Toilettenbrille steigen und sich mit einem Eimer Wasser oder einem Schlauch den Hintern abspülen. Das führt dann zu zerbrochenen Toilettenbrillen und Überschwemmungen in Toiletten. Jede Putzfrau, jeder Hausmeister weiß das inzwischen. Ist es auch hier verboten, die spezifische Klientel direkt anzusprechen?

Wir leben offenbar in einer Welt, in der Unterschiede zwischen Gruppen von Menschen nicht mehr angesprochen werden dürfen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Jeder, der aber beispielsweise beruflich mit verschiedenen Gruppen von Menschen zu tun hat, weiß, dass es neben individuellen Unterschieden auch Unterschiede zwischen Gruppen gibt. Eine chinesische Touristengruppe in Heidelberg hat andere Sichtweisen, Verhaltensweisen und Erwartungen als eine französische; als Touristenführer sollte man das wissen. Ebenso haben auch Patienten aus Saudi-Arabien, mit denen deutsche Kliniken Geld verdienen, andere Erwartungen und Gepflogenheiten als dänische oder amerikanische.

Warum soll es nun plötzlich nicht mehr erlaubt zu sein, solche gruppenspezifischen Unterschiede zu benennen und sie miteinzubeziehen, wenn es darum geht, Geld zu verdienen oder, wie im vorliegenden Fall, Probleme zu beseitigen? Ich verstehe es nicht.
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Beitrag von schokoschendrezki »

@Julian: Ein Hotel ist aber weder eine Angestelltenbaracke noch eine Kaserne oder ein Krankenhaus. Hier kehren sich die "Unkorrektheiten" um: Am Ende wird unter Umständen keine Gästegruppe in die Schranken gewiesen werden sondern das betreffende Hotel, in welchem dann die Gäste ausbleiben. Auch wenn sich bestimmte Gästegruppen gegenseitig stören, ist es die Aufgabe des Hotelmanagements, solche Konflikte diskret zu lösen. So wie ein Maurer wissen muss, wie er Ziegel aufeinanderzuschichten hat, besteht das Fachwissen von Hoteliers darin, wie es das Unterbringungsgeschäft so organisiert, dass alle möglichst zufrieden sind.
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Beitrag von Milady de Winter »

Julian hat geschrieben:(20 Aug 2017, 10:31)

Es ist doch sehr wahrscheinlich davon auszugehen, dass vor allem eine bestimmte Gruppe von Gästen - in diesem Fall eben jüdische Gäste - gegen eine Regel verstoßen haben; so berichtet es ja die Hotelangestellte. Was soll dann dagegen sprechen, sich an eben genau diese Klientel zu wenden? Ich verstehe diese immer weiter ausgreifende politische Korrektheit überhaupt nicht. Besteht das Problem darin, dass es sich um Juden handelte? Wäre es bei anderen Gruppen - etwa deutschen Gästen, männlichen Gästen, oder Kindern, in Ordnung, eine Gruppe hervorzuheben?
Lies noch mal aufmerksam den Beitrag von mir, den Du zitiert hast. Da findest Du die Antwort.
Es gab ja noch ein zweites Schild, das ebenfalls als antisemitischer Auswuchs interpretiert wurde und in dem es um die Benutzungszeiten eines Tiefkühlers ging. Nun ist es offenbar halt so in diesem Hotel, dass nur Juden dort ihr koscheres Essen einfrieren, nicht jedoch andere Gästegruppen.
Wenn das Hotel damit ein Problem hat, dann soll es die Nutzung untersagen. Ganz einfach.
In Deutschland gibt es in Wohnheimen, Krankenhäusern etc. ja auch häufig Probleme mit Muslimen, die mit den Füßen auf die Toilettenbrille steigen und sich mit einem Eimer Wasser oder einem Schlauch den Hintern abspülen. Das führt dann zu zerbrochenen Toilettenbrillen und Überschwemmungen in Toiletten. Jede Putzfrau, jeder Hausmeister weiß das inzwischen. Ist es auch hier verboten, die spezifische Klientel direkt anzusprechen?
Nein, ebensowenig ist es verboten, die "Delinquenten" in dem schweizer Hotel direkt anzusprechen. Aber es handelt sich hierbei um eine Vorgabe, die alle betrifft, ergo sollte sie auch für alle geltend formuliert werden. Wenn auf dem Schild im schweizer Schwimmbad gestanden hätte, "wir bitten unsere deutschen Gäste...", dann hätte ich mich auch erst mal gefragt, ob die nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten, wenn ich mir als deutscher Gast nichts in der Richtung erlaubt hätte. Für einige imaginäre Deutsche, die sich ggf. daneben benommen haben, kann ich nichts. Ich würde folglich vom Hotelmanagement erwarten, dass es sich dierekt mit den Personen auseinandersetzt, die gegen die Regeln verstoßen haben. Für ein paar Idioten mit deutschem Pass, die keinen Anstand haben, möchte ich persönlich nicht in Sippenhaft genommen werden. Du?
Wir leben offenbar in einer Welt, in der Unterschiede zwischen Gruppen von Menschen nicht mehr angesprochen werden dürfen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
Ok, Du bist also tatsächlich der Meinung, dass wenn sich X Personen aus einer Gruppe von Menschen etwas zu Schulden kommen lässt, man auf jeden Fall die gesamte Gruppe dafür bluten lassen sollte. Wenn einige so sind, dann sind logischerweise alle so.
Jeder, der aber beispielsweise beruflich mit verschiedenen Gruppen von Menschen zu tun hat, weiß, dass es neben individuellen Unterschieden auch Unterschiede zwischen Gruppen gibt. Eine chinesische Touristengruppe in Heidelberg hat andere Sichtweisen, Verhaltensweisen und Erwartungen als eine französische; als Touristenführer sollte man das wissen. Ebenso haben auch Patienten aus Saudi-Arabien, mit denen deutsche Kliniken Geld verdienen, andere Erwartungen und Gepflogenheiten als dänische oder amerikanische.
Ach was, das ist jetzt tatsächlich Newsflash für mich, dass es kulturelle Unterschiede und Gepflogenheiten zwischen Gruppen unterschiedlicher Herkunft gibt. Dass nicht alle Juden dreckig, alle Muslime Terroristen und alle Deutschen Nazis sind, das leuchtet Dir aber anscheinend trotzdem nicht ein... komisch.
Warum soll es nun plötzlich nicht mehr erlaubt zu sein, solche gruppenspezifischen Unterschiede zu benennen und sie miteinzubeziehen, wenn es darum geht, Geld zu verdienen oder, wie im vorliegenden Fall, Probleme zu beseitigen? Ich verstehe es nicht.
Das merke ich. Und ich persönlich finde das erschreckend.
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