Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

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Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Aug 2016, 13:11)

Ein Containerschiff nicht. Aber das Vorpreschen der Chinesen in Sachen Gen-Editierung auch an Stammzellen war einer der Gründe, weshalb der Deutsche Ethikrat sich jüngst (22.6.16) gezwungen sah, das Thema in einer gesonderten Arbeitssitzung zu behandeln. Und der Ethikrat wirkt beratend auch ganz offiziell bei der Gesetzesbildung mit.
Sigrid Graumann ist seit 2016 im Deutschen Ethikrat. Zudem ist sie Dekanin an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe.
http://www.zeit.de/wissen/2016-06/crisp ... ettansicht

Seit Oktober 2011 bin ich Professorin für Ethik im Fachbereich Heilpädagogik und Pflege an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe.
http://www.efh-bochum.de/index.php/pers ... umann.html

Ja, großartig. :rolleyes:
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Beitrag von schokoschendrezki »

frems hat geschrieben:(04 Aug 2016, 14:20)

Sigrid Graumann ist seit 2016 im Deutschen Ethikrat. Zudem ist sie Dekanin an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe.
http://www.zeit.de/wissen/2016-06/crisp ... ettansicht

Seit Oktober 2011 bin ich Professorin für Ethik im Fachbereich Heilpädagogik und Pflege an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe.
http://www.efh-bochum.de/index.php/pers ... umann.html

Ja, großartig. :rolleyes:
Ja und? Hab' ich behauptet, ich sei Fan der Ethikrat-Mitglieder oder überhaupt ein Freund solcher Gremien? Aber Einfluss auf die gesetzgebende Arbeit des Parlaments haben sie nunmal.

Meine persönliche Skepsis gegenüber Geneditieren in der menschlichen Keimbahn ähnelt in ihrer ablehnenden Haltung zwar der einer religiös gebundenen Person, hat aber ganz andere Gründe. Ich bind nicht religiös gebunden. Und nicht mal unbedingt ethische sondern eher naturwissenschaftliche. Unter anderem genau die, die auch die Mehrzahl der eigentlichen Akteure, nämlich die beteiligten Forscher und Wissenschaftler selbst vorbringen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Aug 2016, 15:05)

Ja und? Hab' ich behauptet, ich sei Fan der Ethikrat-Mitglieder oder überhaupt ein Freund solcher Gremien? Aber Einfluss auf die gesetzgebende Arbeit des Parlaments haben sie nunmal.

Meine persönliche Skepsis gegenüber Geneditieren in der menschlichen Keimbahn ähnelt in ihrer ablehnenden Haltung zwar der einer religiös gebundenen Person, hat aber ganz andere Gründe. Ich bind nicht religiös gebunden. Und nicht mal unbedingt ethische sondern eher naturwissenschaftliche. Unter anderem genau die, die auch die Mehrzahl der eigentlichen Akteure, nämlich die beteiligten Forscher und Wissenschaftler selbst vorbringen.
Hast Du nicht. Ich wollte nur anmerken, dass ich diesen Rat nicht überbewerten sollte. Der ist eher zur Beschwichtung der Kreationisten da. Welche wissenschaftlichen Gründe sprechen denn nun dagegen? Der Hinweis, Wohlhabende könnten sich dadurch eher optimieren als Arme, ist ja eher eine soziale bzw. gesellschaftliche Chose.
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Beitrag von schokoschendrezki »

frems hat geschrieben:(04 Aug 2016, 15:10)

Hast Du nicht. Ich wollte nur anmerken, dass ich diesen Rat nicht überbewerten sollte. Der ist eher zur Beschwichtung der Kreationisten da. Welche wissenschaftlichen Gründe sprechen denn nun dagegen?
Zuersteinmal die Skepsis der Wissenschaftler selbst, man könne sozialpsychologisch "wünschenswerte" komplexe Eigenschaften we Talentiertheit, Schönheit oder Intelligenz auf Genetik herunterreduzieren. Der Glaube, die Hoffnung, man könne irgendein Intelligenz-Gen einfach ein- oder oder ausschalten ist so naiv wie der Glaube an den Weihnachtsmann.

Eine ganz andere Frage ist diese (für mich völlig unverständliche) Projektion des Humangenetikproblems auf einen (angeblichen) Generationenkonflikt. Die heutigen Politik-Geriontokraten, egal wo, sind allesamt geprägt vom Machbarkeitswahn der 50er 60er Jahre. Wohingegen für die Generation der heute 20 bis 40-jährigen - zumindest in Mitteleuropa - eigentlich eher eine Achtsamkeits- und technologiekitische Sicht charakteristisch ist. Ich selbst habe mich von einer eher gleichgültigen oder neutralen Sicht gegenüber Gen-Manipulationen gerade auch in Diskussionen mit sehr sehr jungen Menschen von einer eher kritischen Sicht überzeugen lassen.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von Atheist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Aug 2016, 13:15)

Es ist eigentlich relativ einfach zu verstehen, weshalb die Quantencomputerentwicklung nicht gesetzlich geregelt werden muss, die Weitergabe veränderter Gene an lebende Embryonen und deren potenzielle Nachkommen aber eben doch.
Ist dem so? Mit passendem OS könnte so ein Teufelsding doch, ähm, zu Skynet werden, oder so. Dann würden wir alle versklavt und die Kühe würden unfruchtbar.

Und danach wäre erst mal Zeit für Ragnarök oder die Apokalypse. Fortsetzung folgt.
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Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Aug 2016, 21:08)

Zuersteinmal die Skepsis der Wissenschaftler selbst, man könne sozialpsychologisch "wünschenswerte" komplexe Eigenschaften we Talentiertheit, Schönheit oder Intelligenz auf Genetik herunterreduzieren. Der Glaube, die Hoffnung, man könne irgendein Intelligenz-Gen einfach ein- oder oder ausschalten ist so naiv wie der Glaube an den Weihnachtsmann.
Abwarten. Dass Intelligenz nicht nur durch das Umfeld/Sozialisierung, sondern auch Vererbung beeinflusst wird, ist ja nun kein Geheimnis.
Eine ganz andere Frage ist diese (für mich völlig unverständliche) Projektion des Humangenetikproblems auf einen (angeblichen) Generationenkonflikt. Die heutigen Politik-Geriontokraten, egal wo, sind allesamt geprägt vom Machbarkeitswahn der 50er 60er Jahre. Wohingegen für die Generation der heute 20 bis 40-jährigen - zumindest in Mitteleuropa - eigentlich eher eine Achtsamkeits- und technologiekitische Sicht charakteristisch ist. Ich selbst habe mich von einer eher gleichgültigen oder neutralen Sicht gegenüber Gen-Manipulationen gerade auch in Diskussionen mit sehr sehr jungen Menschen von einer eher kritischen Sicht überzeugen lassen.
Die Babyboomer wurden älter. Schau Dir heute den Aufstand an gegen technischen Fortschritt. Er ist grauhaarig, egal in welchem Bereich. Ein 30-jähriger startet in der Regel keine Petitionen gegen autonome Fahrzeuge, demonstriert nicht gegen neue Brücken, verachtet keine bargeldlosen Zahlungen (außer er ist kriminell) und geht in keinen Ethikrat, um herumzuphilosophieren und Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Du verwechselst Nachhaltigkeit und Umweltwahrnehmung -- im Gegensatz zur Ich-geb-Gas-ich-will-Spaß-Generation -- mit Hass auf eine Verbesserung des Lebens. Das sind keine Gegensätze, sondern das eine hängt vom anderen ab.
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Beitrag von schokoschendrezki »

frems hat geschrieben:(05 Aug 2016, 13:43)
Die Babyboomer wurden älter. Schau Dir heute den Aufstand an gegen technischen Fortschritt. Er ist grauhaarig, egal in welchem Bereich. Ein 30-jähriger startet in der Regel keine Petitionen gegen autonome Fahrzeuge, demonstriert nicht gegen neue Brücken, verachtet keine bargeldlosen Zahlungen (außer er ist kriminell) und geht in keinen Ethikrat, um herumzuphilosophieren und Menschen seinen Willen aufzuzwingen.
Sämtliche aufgezählten Technologie-Bereiche sind in Hinsicht auf Neue Achtsamkeit auch mehr oder weniger unbedenklich, Was nun Gentechologie im Allgemeinen anbelangt, so ist die jüngere Generation ebenso gespalten wie die Ältere. Siehe die ganze Diskussion um (die eigentlich weniger brisanten Aspekte von) TTIP. Was Gentechnologie unter Einschluss von Keimbahneingriffen anbelangt: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Generation, die das Helikopter-Parenting erfunden hat und Überbehütetsein praktiziert, ausgerechnet waghalsige Experimente an ihren eigenen Nachkommen herbeiwünscht.
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Re: Re:

Beitrag von schokoschendrezki »

frems hat geschrieben:(05 Aug 2016, 13:43)
Abwarten. Dass Intelligenz nicht nur durch das Umfeld/Sozialisierung, sondern auch Vererbung beeinflusst wird, ist ja nun kein Geheimnis.
Wird sie. Aber so wie genetische Veranlagung nur ein Teileinfluss von Intelligenz, so ist Intelligenz auch nur ein Teilaspekt der (eigentlich wünschenswerten) Kreativität. Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass man mit modernen wissenschaftlich-technischen Methoden (sprich: Doping) höhere sportliche Leistungen nach reinen Leistungsaspekten erzielen kann. Aber ob das dann tatsächlich wünschenswerterer Leistungssport wird, ist eher fraglich. Aber eben nicht nur oder sogar am allerwenigsten aus ethischer Sicht. Auch aus rein sportlicher oder meinetwegen sport-ästhetischer Sicht.

Eine ganz andere, ganz und gar nicht ästhetische, philosophische sondern hart mathematisch-naturwissenschaftliche Frage ist, ob die Eliminierung oder Einmschränkung von echtem Zufall durch deterministisches Enhancement nicht systemtheoretisch langfristig eher zu einer Ausdünnung von Reichhaltigkeit führt. Das sind allerdiings Befunde eher jüngeren Datums und Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen, die der Generation der Politikgeriontokraten noch völlig unbekannt waren.
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Re: Re:

Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Aug 2016, 20:47)
Was Gentechnologie unter Einschluss von Keimbahneingriffen anbelangt: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Generation, die das Helikopter-Parenting erfunden hat und Überbehütetsein praktiziert, ausgerechnet waghalsige Experimente an ihren eigenen Nachkommen herbeiwünscht.
Stimmt, über TTIP sind viele Bundesbürger sehr schlecht informiert, unabhängig des Alters. Das Problem der Helikopter-Eltern ist ja die eigene gefühlte Unmündigkeit. Sie fühlen sich in der globalisierten Welt machtlos, verstehen komplexe Sachverhalte nicht (meist aufgrund ihrer Bildungsdefizite) und sind deshalb verängstigt statt nach Chancen zu greifen. Und da diese Generation in der Regel nur ein Kind hat, dem man die ganze Aufmerksamkeit schenkt, kommen da schon sehr kuriose Dinge bei rum. Dadurch steigt aber nicht die Fortschrittsablehnung des Nachwuchses, den "digital natives", die mit dem Internet aufwuchsen und keine Mausrutscher-Medien-Inkompetenz an den Tag legen. Du darfst aber gleichzeitig nicht vergessen: das Einzelkind ist natürlich eine Durchschnittszahl. Folglich haben sehr viele Fortschrittsverweigerer gar keinen Nachwuchs und interessieren sich entsprechend weniger für die Zukunft. Weicht aber nun etwas vom Thema ab.
schokoschendrezki hat geschrieben: Wird sie. Aber so wie genetische Veranlagung nur ein Teileinfluss von Intelligenz, so ist Intelligenz auch nur ein Teilaspekt der (eigentlich wünschenswerten) Kreativität. Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass man mit modernen wissenschaftlich-technischen Methoden (sprich: Doping) höhere sportliche Leistungen nach reinen Leistungsaspekten erzielen kann. Aber ob das dann tatsächlich wünschenswerterer Leistungssport wird, ist eher fraglich. Aber eben nicht nur oder sogar am allerwenigsten aus ethischer Sicht. Auch aus rein sportlicher oder meinetwegen sport-ästhetischer Sicht.
:|
Eine ganz andere, ganz und gar nicht ästhetische, philosophische sondern hart mathematisch-naturwissenschaftliche Frage ist, ob die Eliminierung oder Einmschränkung von echtem Zufall durch deterministisches Enhancement nicht systemtheoretisch langfristig eher zu einer Ausdünnung von Reichhaltigkeit führt. Das sind allerdiings Befunde eher jüngeren Datums und Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen, die der Generation der Politikgeriontokraten noch völlig unbekannt waren.
Angesichts der Einwohnerentwicklung sollte man diese Sorgen nicht haben. Die Ausdünnung kommt durch die zunehmende Mobilität von Menschen bereits und das seit Jahrhunderten. Kann, theoretisch, natürlich zum Problem werden und ich find den Punkt interessant. Kannst Du dazu einen Fachartikel oder so empfehlen?
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Re: Re:

Beitrag von schokoschendrezki »

frems hat geschrieben:(05 Aug 2016, 22:04)
Angesichts der Einwohnerentwicklung sollte man diese Sorgen nicht haben. Die Ausdünnung kommt durch die zunehmende Mobilität von Menschen bereits und das seit Jahrhunderten. Kann, theoretisch, natürlich zum Problem werden und ich find den Punkt interessant. Kannst Du dazu einen Fachartikel oder so empfehlen?
Ein gut verständliches Standardwerk zum Thema ist "Der kreative Zufall. Wie das Neue in die Welt kommt." von Klaus Mainzer. Es wird Zufall als kreativer Faktor in allen möglichen Bereichen, von der Quantentheorie bis zu den Sozialwissenschaften erläutert. Was ich ziemlich bezeichnend finde: Das Konzept Intelligent Design steht sowohl hinter ziemlich reaktionär-evangelikalen Kreisen als auch hinter der unkritischen und distanzlosen Bejahung von genetic enhancement. Nur dass einmal Gott und zum anderen Die Wissenschaft die Rolle des Designers innehaben. Beidem wohnt die immer noch im mechanistischem verhaftete Denke zugrunde. Die Schwierigekeit, sich vorstellen zu können, dass ausgerechnet der Zufall, oder genauer eigentlich das Zusammenspiel von Zufall und Determinismus das kreative Prinzip des Universums ist. Möglicherweise liegt das daran, dass auch nach Jahrzehnten die ganz grundsätzliche Wende der Quantentheorie noch immer nicht im allgemeinen Bewusstsein angekommen ist. Dass die Zahl der "quantum natives" noch immer so verschwindend gering ist.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von Atheist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Aug 2016, 08:08)
Die Schwierigekeit, sich vorstellen zu können, dass ausgerechnet der Zufall, oder genauer eigentlich das Zusammenspiel von Zufall und Determinismus das kreative Prinzip des Universums ist.
Was denn nun: "Zufall" oder "Zusammenspiel von Zufall und Determinismus"?

Wenn Letztgenanntes: Warum soll die Wissenschaft sich nicht der bestimmbaren Komponente widmen dürfen?
Möglicherweise liegt das daran, dass auch nach Jahrzehnten die ganz grundsätzliche Wende der Quantentheorie noch immer nicht im allgemeinen Bewusstsein angekommen ist. Dass die Zahl der "quantum natives" noch immer so verschwindend gering ist.
Vielleicht sind besagte Erkenntnisse aus der Quantentheorie bei dir selbst noch nicht angekommen, anderfalls ließe sich deine Anpassung der Argumentation von Eskapismus, Eugenik und Nazis über Genialität durch Kompensation negativer Eigenschaften sowie das Zitieren ablehnender Stimmen nun zur Philosophie über echten Zufall und Vielfalt nur schwer erklären. Du magst zwar in der Regel gehaltvolle Beiträge mit allerhand Fachwörtern schreiben, in der vorliegenden Diskussion hast du aber bereits kurz nach dem Einstieg an der wiederholten Erfüllung von Godwins Gesetz mitgewirkt und bist nun bei der Sorge um Vielfalt angelangt.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von schokoschendrezki »

Atheist hat geschrieben:(06 Aug 2016, 15:11)

Was denn nun: "Zufall" oder "Zusammenspiel von Zufall und Determinismus"?

Wenn Letztgenanntes: Warum soll die Wissenschaft sich nicht der bestimmbaren Komponente widmen dürfen?



Vielleicht sind die angeblichen Erkenntnisse, die du hier vollmundig ausbreitest, bei dir selbst noch nicht angekommen, anderfalls ließe sich deine Anpassung der Argumentation von Eskapismus, Eugenik und Nazis über Genialität durch Kompensation negativer Eigenschaften sowie das Zitieren ablehnender Stimmen nun zur Philosophie über echten Zufall und Vielfalt nur schwer erklären. Du magst zwar in der Regel gehaltvolle Beiträge mit allerhand Fachwörtern schreiben, in der vorliegenden Diskussion hast du aber bereits kurz nach dem Einstieg an der wiederholten Erfüllung von Godwins Gesetz mitgewirkt und bist nun bei der Sorge um Vielfalt angelangt.
Die Wissenschaft soll sich mit allem Nachdruck den "bestimmbaren Komponente" widmen. Unter anderem der Vermeidung und Heilung von Krankheiten (auch) durch Gentechnik. Und ich bin auch in Richtung Agrarindustrie nicht grundsätzlich gegen gentechnische Forschungen und Anwendungen.

Zwischen den Versuchen, Hochleistunmgsmilchvieh oder resistente Getreidesorten zu züchten, dem verständlichen Wunsch, keine Kinder mit schweren Behinderungen in die Welt zu setzen und den Wunschträumen, schöne intelligente Kinder zu zeugen, bestehen nun aber mal grundlegende Unterschiede. Es ist irrelevant, ob die chinesische Regierung Einfluss auf unsere Gesetzgebung hat oder nicht: Mit dem Bekenntnis zu letzterem befindet man sich in einem Boot mit den zweifelhaften bevölkerungspolitischen Programmen einer geriontokratischen Partei. Und in einem Boot mit Chinesinnen wie der Autorin von "Die Mutter des Erfolgs".

Es ist übrigens höchst zweifelhaft, ob es zwischen den Altersgruppen innerhalb einer sozialen Schicht oder zwischen den sozialen Schichten innerhalb einer Altersgruppe irgendeine einheitliche Meinung in Bezug auf genetic enhancement gibt. Ein gewiss auszumachender Megatrend jüngerer Zeit bei den 20-40 jährigen ist der Eskapismus. Unwiderlegbar nachzuweisen in den schier unglaublichen Verkaufs- und Auflagezahlen von Magazinen wie "LandLust" oder "Flow". Es ist zwar völlig richtig, dass dieser Eskapismus absolut kompatibel mit Technikaffinität ist
SZ hat geschrieben: Doch wie in der Schöffel-Werbung ist die Ideologie von Ausstieg und Rückzug kompatibel mit der hochtechnisierten Welt. Abo-Prämien sind ein Etui für Mobiltelefone (natürlich aus Filz), ein Kofferanhänger oder eine Armbanduhr – Sinnbilder des Zeitgeists und seiner wesentlichen Parameter Kommunikation, Mobilität, Time Management.
Aber Gentechnologie ist eben nicht irgendeine Technologie. Und Gentechnologie auf den Menschen angewandft nicht irgendein Teilbereich. Und speziell auf die menschliche Keimbahn angewandt schon gar nicht irgendein Spezialfall. Es ist naturgemäß nicht einfach nachzuweisen, denn "Realität" ist in diesen Eskapismus-Magazinen Tabu, aber ich habe erheblichen Zweifel, ob bei einem solchen typischen LandLust- oder Flow-affinen Aussteiger ausgerechnet genetische Kinderoptimierung auf der Wunschliste stehen,

Auf der anderen Seite: Die wirklichen digital natives, Informatiker, Programmierer, Informatik-Studenten, Leute, die mit Algorithmen und abstrakter Systemtheorie vertraut sind (und mit denen ich täglich verkehre) wissen in der Regel sofort, was mit diesem Vorbehalt gegenüber der Elimination von echter Zufälligkeit gemeint ist.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von BingoBurner »

firlefanz11 hat geschrieben:(28 Jul 2016, 16:53)


Ich für meinen Teil bin absolut für die Erbgutmanipulation.

Das ganze "Problem" an der Erbgutmanipulation wird sichtbar wenn wir anfangen über Hybride zu sprechen. Also "Kreuzung zwischen Mensch und Tier".
Das ist aber alles nicht neu. Siehe hier :

http://www.spektrum.de/lexikon/biochemi ... bride/1769
und hier
http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/ste ... schung.pdf

Zudem wird immer so getan als hätte man für "genetische Erkrankungen" schon längst die Verfahren entwickelt um diese zu beseitigen.
Und diese würden ungenutzt wegen irgendwelcher Bedenken zurück gehalten.

Ist aber nicht so.

Die Fragen danach stellen sich, klar. Aber eben auch die Frage nach unseren Selbstverständnis.
Was bleibt vom Menschen übrig sollten die nächsten Generationen mit 4 statt nur zwei Augen rumlaufen........um es mal zu übertreiben.
Warum nur ein Gehirn ?
Nur zwei Beine ?


Und so on....
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von Atheist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Aug 2016, 16:26)

Die Wissenschaft soll sich mit allem Nachdruck den "bestimmbaren Komponente" widmen. Unter anderem der Vermeidung und Heilung von Krankheiten (auch) durch Gentechnik. Und ich bin auch in Richtung Agrarindustrie nicht grundsätzlich gegen gentechnische Forschungen und Anwendungen.

Zwischen den Versuchen, Hochleistunmgsmilchvieh oder resistente Getreidesorten zu züchten, dem verständlichen Wunsch, keine Kinder mit schweren Behinderungen in die Welt zu setzen und den Wunschträumen, schöne intelligente Kinder zu zeugen, bestehen nun aber mal grundlegende Unterschiede.
Was sollen das für grundlegende Unterschiede sein, die ein Verbot der von dir als "Wunschträume" abgewerteten Forschungsziele rechtfertigen? Mit nichtmenschlichen Tieren darf die Wissenschaft Schindluder treiben, beim Tier namens Mensch sieht das Ganze für manche Zeitgenossen schon grundlegend anders aus... Bemerkenswert ist dabei der Spagat zwischen vermeintlicher Unmöglichkeit der Zielerreichung und endlosem Moralisieren.
Es ist übrigens höchst zweifelhaft, ob es zwischen den Altersgruppen innerhalb einer sozialen Schicht oder zwischen den sozialen Schichten innerhalb einer Altersgruppe irgendeine einheitliche Meinung in Bezug auf genetic enhancement gibt. Ein gewiss auszumachender Megatrend jüngerer Zeit bei den 20-40 jährigen ist der Eskapismus. Unwiderlegbar nachzuweisen in den schier unglaublichen Verkaufs- und Auflagezahlen von Magazinen wie "LandLust" oder "Flow". Es ist zwar völlig richtig, dass dieser Eskapismus absolut kompatibel mit Technikaffinität ist.
Was sollen nun diese Mutmaßungen über sozioökonomische Tatsachen? Wenn du Meinungsforschung betreiben willst, dann kann ich dir eine professionelle Betätigung an entsprechenden Instituten nahelegen. Wissenschaftliches Arbeiten scheinst du ja bereits zu kennen.
Aber Gentechnologie ist eben nicht irgendeine Technologie. Und Gentechnologie auf den Menschen angewandft nicht irgendein Teilbereich. Und speziell auf die menschliche Keimbahn angewandt schon gar nicht irgendein Spezialfall. Es ist naturgemäß nicht einfach nachzuweisen, denn "Realität" ist in diesen Eskapismus-Magazinen Tabu, aber ich habe erheblichen Zweifel, ob bei einem solchen typischen LandLust- oder Flow-affinen Aussteiger ausgerechnet genetische Kinderoptimierung auf der Wunschliste stehen,
"LandLust", "Flow-affine Aussteiger"? Hier Gentechnologie, nix Lebenshilfe.
Auf der anderen Seite: Die wirklichen digital natives, Informatiker, Programmierer, Informatik-Studenten, Leute, die mit Algorithmen und abstrakter Systemtheorie vertraut sind (und mit denen ich täglich verkehre) wissen in der Regel sofort, was mit diesem Vorbehalt gegenüber der Elimination von echter Zufälligkeit gemeint ist.
Herrje, nun wird auch noch die Fiktion vom Informatiker zitiert, um in der biotechnologischen Forschung Verbote durchzusetzen... Mittlerweile könnte man fast schon meinen, dass sich da jemand darum sorgt, bei der Mittelzuweisung zu kurz zu kommen.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von Atheist »

BingoBurner hat geschrieben:(06 Aug 2016, 16:48)

Die Fragen danach stellen sich, klar. Aber eben auch die Frage nach unseren Selbstverständnis.
Was bleibt vom Menschen übrig sollten die nächsten Generationen mit 4 statt nur zwei Augen rumlaufen........um es mal zu übertreiben.
Warum nur ein Gehirn ?
Nur zwei Beine ?
Dann finden sich Taxonomen zusammen, um neue Wörter für ihre Ordnungssysteme zu erfinden.

Kannst ja mitmachen, wenn du willst.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von BingoBurner »

Atheist hat geschrieben:(06 Aug 2016, 17:07)

Dann finden sich Taxonomen zusammen, um neue Wörter für ihre Ordnungssysteme zu erfinden.

Kannst ja mitmachen, wenn du willst.
Ich bin da eher Seefahrer. Streuung der Anlagen je nach Windrichtung.
Ist auch romantischer als ein Rendezvous mit einem Reagenzglas. :)

Wobei ganz ohne Fortpflanzung so bleibt das Genom eines Jeden zumindest "wissenschaftlich" erhalten : http://www.progenom.com/
Blöd nur wenn da Ergebnisse kommen die einen Schicksalsschlag gleich kommen.

Und wieder ein ethisches Problem hinsichtlich der Genmanipulationen.
Zuletzt geändert von BingoBurner am Sa 6. Aug 2016, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von Atheist »

BingoBurner hat geschrieben:(06 Aug 2016, 17:39)

Ich bin da eher Seefahrer. Streuung der Anlagen je nach Windrichtung.
Ist auch romantischer als ein Rendezvous mit einem Reagenzglas. :)
Ein oder zwei Mal im Leben ist ein Rendezvous mit einem Reagenzglas vernünftiger als beständiges Lotto mit dem Gebet, den Wurf durch Zufall oder göttlichen Eingriff komplikationsfrei verlaufen zu lassen. Allein schon der Anzahl des so Gezeugten wegen. Spaß geht anders.
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Re: Gesellschaftliche Akzeptanz neuer Humantechnologien

Beitrag von BingoBurner »

Atheist hat geschrieben:(06 Aug 2016, 17:47)

Ein oder zwei Mal im Leben ist ein Rendezvous mit einem Reagenzglas vernünftiger als beständiges Lotto mit dem Gebet, den Wurf durch Zufall oder göttlichen Eingriff komplikationsfrei verlaufen zu lassen.
Naja, Partnerwahl hat sicher nichts mit Gebet oder Lotto zu tun.
Gibt ja einen Grund warum wir Den oder Die attraktiv finden oder warum Sie oder Er ihn oder sie nicht riechen können.

Wahrscheinlich könnte man das irgendwann man mit einer Speichelprobe abkürzen. Gevatter Zufall oder die Göttin Glück wird man nicht überlisten. Da bin ich skeptisch. Aber wir schweifen ab.
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