Dark Angel hat geschrieben:(01 Jul 2016, 15:52)
Das ist nicht nur ein Irrglaube, das ist Dummheit in höchster Potenz. Alle paar Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menscheit und Schülern soll möglichst viel davon, in komprimierter Form vermittelt werden und das ist nunmal nicht in einer Hauptschule gegeben. Hauptschule ist in meinen Augen eine Schulform ohne jede Zukunft.
Schon. Nicht grundlos forderte die Wirtschaft lange, dass man zumindest bürokratische Hürden abbauen sollte, damit jeder Schüler das Abitur versuchen kann. Wird bei der Diskussion um die Agenda 2010 immer gerne übersehen. Dabei sollte es Leuten einleuchten, dass selbst ein Kfz-Mechatroniker heute mit etwas komplexeren Systemen zu tun hat als mit einem Golf 1 oder Trabant P 601. Das ist in Diskussionen immer unterhaltsam, z.B. wenn es um Bildungspolitik geht. Da schreibt ein Journalist im Sommer, dass an irgendeiner Hochschule die Durchschnittsnoten um 0,1 besser wurden. Sofort keifen jene, die nie eine Hochschule von innen sahen, los. "Die Prüfungen werden immer leichter für die Weicheier! Wir mussten ja noch richtig ran!". Ein Jahr später steht dort, dass der Schnitt um 0,1 schlecht wurde. Dann kommen die selben Gestalten angerannt. Doch statt nun zu behaupten, die Prüfungen müssten schwerer geworden sein, fällt ihnen nur noch ein Grund ein: die Studenten würden immer dümmer werden. Dass so kleine Schwankungen kaum aussagekräftig sind, dass es immer Leistungsunterschiede zwischen einzelnen Jahrgängen gibt, wie die Prüfungen ausgestaltet sind, wie es um die Didaktik, um zusätzliche Tutorien oder Unterstützung von Lerngruppen... alles nicht möglich. Entweder wird's leichter oder dümmer. Schwerer oder schlauer nie. Und eigentlich zeigen solche Krakeeler damit nur eins: ihren eigenen Bildungsstand. Ein "Ich hab Erfahrung, denn ich bin älter!" überzeugt dann halt wenig und gehört auch wieder in die Kategorie der letzten Zuckungen.
Diese Frage stelle ich mir. Und ich bin mir nicht sicher, ob der Grund nicht doch in einer Art Überbehütetsein liegt, ob damit jungem Menschen nicht die Fähigkeit, Risiken abzuschätzen, zu kalkulieren und dementsprechend auch Risiken einzugehen, aberzogen wird, dieses Überbehütetsein nicht zu einer gewissen Lebensuntüchtigkeit führt.
Das ist aber nicht Schuld der jungen Menschen, sondern Schuld der Elterngeneration.
Darauf wollte ich hinaus. Die Eltern sind sehr leicht zu verunsichern und geben das weiter. Und hat man nur ein statt drei, vier, fünf Kinder, konzentriert sich die Fürsorge nur noch weiter. "Rabenmutter" will niemand genannt werden, während es in anderen Ländern gar kein Pendant zu diesem Begriff gibt. Spätestens ab Klasse 1 sagt man ihnen, sie müssten sich anstrengen, um später zu studieren, denn ohne Studium sei man doch nichts. Die relativ hohe (Jugend-)Arbeitslosigkeit vor 15 Jahren, das Outsourcen einiger Arbeitszweige und die allgemeine Unkenntnis über Globalisierungsprozesse verstärken die German angst nur noch weiter. Wenn man dann noch allgemein zu Hysterie neigt, das deutsche Bedenkträgertum perfektioniert und selbst stolz auf schlechte Mathenoten ist, ... Na Prost Mahlzeit. Ich würde aber in dem Punkt widersprechen, dass die jungen Leute von heute Risiken schlechter abschätzen können. Ich bin sogar der Überzeugung, dass sie es deutlich besser können, weil sie sich informieren und Dinge hinterfragen statt nur Parolen nachzuplappern. Das mag zwar nicht so auffällig sein wie Pegida-Märsche, die zusammen ihre Hassgesänge plärren, aber deshalb ist es nicht weniger relevant. Und kann man ein Risiko gut einschätzen und geht es genau deshalb nicht ein, ist das nicht schlecht. Ich find es auch merkwürdig, wenn Leute beklagen, dass junge Leute heute weniger zur Gewalt und Kriminalität neigen. Hallo? Das ist doch wunderbar! Aber das sehen offensichtlich viele anders und fänden es heldenhaft, wenn sich ein Kerl auf eine Gruppe von zehn wirft und verprügeln lässt statt einen Streit verbal zu schlichten, weil er argumentativ und intellektuell überlegen. Mag auch nicht immer funktionieren, aber das mit der Prügelei nie. Aber da kommen wir wieder zu dem Punkt, dass Leute zur Gewalt neigen, die Gewalt aus ihrem Elternhaus kennen und dort lernten, dass es ein legitimes Mittel ist, um bei fehlenden Argumenten seinen Willen durchzusetzen. Das merkt man leider schon den betroffenen Kindern an.