Rudolf Steiner? Na, ich weiß ja nicht ...Quatschki hat geschrieben:(05 Jul 2017, 17:51)
Ist doch Quatsch.
Du greifst dir einen heraus, von dem du glaubst, dass er zu deiner Argumentation passt
Ich kenn den Mann nicht und glaube nicht, dass viele Leute ihn kennen.
Erstenshabe ich keine "Ideologie". Ich versuche zumindest, die Welt, die Gesellschaft, meine Lebensumwelt reflektiert zu betrachten. Differenziert. Dazu gehört einerseits, dass ich das Kopftuchtragen der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Yousafzai, die selbst Opfer von Islamisten wurde, nicht als Einknicken vor dem Islamismus werte, sondern als individuelle Selbstentscheidung. Und ganz ähnlich sehe ich es mit dem lustvollen Ausleben von Nacktheit. Aber ebenso sicher wie Yousafzai sich hundertprozent darüber im Klaren ist, dass ihr Kopftuch in anderen Zusammanhängen und von anderen Leuten als Symbol für Frauenentrechtung nicht nur gesehen sondern gefordert wird, sollten sich Nudismus-Fans einfach darüber im Klaren sein, dass die Wurzeln der Nudismus-Bewegung - gelinde gesagt - sehr kritisch zu hinterfragen sind.Wenn ich mir den Wiki-Artikel zur Lebensreform anschaue, finde ich eine Reihe von Namen, die bis heute hoch verehrt werden, nach denen Straßen benannt sind und deren soziales Wirken beispielhaft war. Tätige Praktiker, die unser Land zum Besseren verändert haben.
Zum Beispiel gibt es hier in Volkersdorf bei Dresden die Waldteichfreunde e.V. Die baden seit über 100 Jahren nackt. Nicht aus Ideologie, sondern weil sie es schön finden. Gleich in der Nähe die Wirkungsstätte von Friedrich Eduard Bilz, das Bilz-Sanatorium und das Bilz-Wellenbad mit der Wellenmaschine von 1912. Nur wenige Kilometer weiter die erste deutsche Gartenstadt Hellerau von Karl Schmidt, auch so einem Lebensreformer. Heute komplett denkmalgeschützt.
Wer einmal dort wohnen darf, zieht nicht mehr weg, weil es einfach Lebensqualität ist.
Und seine Hellerauer Werkstätten waren jahrzehntelang beispielhaft für deutsche Arbeits- und Ausbildungskultur wie auch für innovative Möbeldesigns, ebenso praktisch wie sozial, weil bezahlbar für alle.
Da kannst du deine Ideologie drehen wie du willst. Was die Menschen gut, schön und nützlich finden, werden sie adaptieren. Egal von wem es gebaut ist. Was ihnen schadet und ihre Lebensqualität subjektiv und objektiv zerstört, werden sie verwerfen. Egal wie "moralisch" oder sozialistisch es sein mag.
Was die gesellschaftlich-kulturell-soziologischen und wissenschaftlichen Hintergründe der Lebensreform-Bewegung anbelangt ... wirklich: Da genügt kein Wikipedia-Artikel-Überfliegen. Das ist wesentlich tiefliegender. Und auf der anderen Seite hundertmal durchgekaut. So wie Steiner vor der radikalen Gedankenwende der modernen Physik zurückschreckt, so weicht Hesses Held im Steppenwolf vor der vermeintlichen Irrheit von Jazzmusik zurück. Man kam mit der modernen Zeit einfach nicht klar. Lebensreform, Vollkornbrot, Nacktheit waren eine Möglichkeit des Haltsuchens. Rasse, Nation, Genetik eine andere. Und zwischen beidem gab es Affinitäten und Überschniedungen. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es bei den meisten Menschen, die Zeit und Muße und Geld hatten, über die tägliche Existenzsicherung hinaus zu denken, keinen Zweifel, dass die Menschheit "krank" war. Dass es nur eine Frage der Zeit sei, dass diese irre kranke neue Zeit in die Katastrophe führt.
Nudismus und FKK schien nicht wenigen als ein Weg zurück zu Natürlichkeit, Körperlichkeit, Volksgesundheit.