befreit die Brüste

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Dark Angel
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Re:

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)
Der entscheidende Punkt ist nicht der "Körper" oder die "Nacktheit" sondern die Reduktion und deren Losgelöstheit von Kultur, Geist, Moral und nicht zuletzt auch von Erotik. Hitler hat es einmal sinngemäß so formuliert, dass er eine Jugend heranziehen wolle, schön wie Tigerjungen: Gewandt, kräftig und grausam.
Die Frage steht immer noch:
Was hat der idealisierte nackte menschliche Körper, was hat die idealisierte Darstellung des nackten menschlichen Körpers mit der nationalsozialistischen Ideologie - überhaupt mit irgendeiner Ideologie - zu tun?

Genau das ist der entscheidende Punkt, mit dem du dich auseinander setzen solltest!

Was du tust, ist eine "Sache"/"Bewegung", welche FÜR eine bestimmte Ideologie missbraucht, instrumentalisiert wird, mit der Ideologie gleich zusetzen, sie mit der Ideologie zu identifizieren und damit selbst einer Ideologie folgst.
Alles was du hier gegen Körperästhetik/Idealisierte Darstellung des nackten menschlichen Körpers vorbringst, entspringt einer Ideologie, ist Interpretation, die ursächlich nichts aber auch gar nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hat.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)Und zum Antike-Bezug:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ideale_Nacktheit
Wat denn? Echt jetzt - du willst mir jetzt mittels Wikipedia erklären, was es mit der Idealisierung des menschlichen Körpers/des nackten menschlichen Körpers auf sich hat?
Du hättest lieber den folgenden Satz zitieren sollen:
"Es gibt keine Schriftzeugnisse über die Gründe, warum die Griechen begannen, Menschen nackt zu zeigen. Somit bleibt es der Archäologie sowie der Kunst- und Kulturwissenschaft überlassen, die Gründe für derartige Darstellungen zu erschließen."
Es gibt keine Primärquellen - heißt schlicht wir wissen es nicht! Eines wissen wir jedoch - es waren NICHT die Griechen, die mit der Darstellung des nackten menschlichen Körpers begannen und noch etwas wissen wir, dass sich die Vorstellungen, WIE dieser "ideale Körper" auszusehen hat in den jeweiligen Zeiten und Kulturen sehr stark unterschieden.
Sogar innerhalb der griechischen Kultur unterschieden sich die Vorstellungen WIE dieser ideale menschliche Körper darzustellen sei. Das waren in der Archaik andere, als in der Klassik und wiederum ganz andere in der Zeit des "Helenismus".
Schon der Begriff "Idealisierung" zeigt deutlich, dass es sich NICHT um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung handelt. Es gab allerdings starke Bestrebungen (Gymnasien, olympische Spiele etc) sich diesem Ideal anzunähern.

Es gibt KEINEN "antiken Bezug" - was es gibt, ist ein bestimmtes "Schönheitsideal" einer bestimmten Epoche oder Kultur und dieses Schönheitsideal findet z.B. in der bildenden Kunst seinen Ausdruck.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)Hab' mir gestern einige Passagen des berühmten "Triumph des Willens"-Films von Riefenstahl bezüglich dieser Aspekte noch mal angeschaut. Nicht nur Alice Schwarzer waren oder sind in neuerer Zeit wieder davon fasziniert. Ich hab' absolut kein Problem damit, die Abneigung gegen diese faschistische Körper-Ästhetik als meine ganz persönliche Macke ausgewiesen zu bekommen ... ist schon o.k.
Du laberst immer noch "faschistischer Körperäshetik".
Was unterscheidet denn die "faschistische Körperästhetik" einer von der antiken Körperästethik einer Apollon- oder Zeusstaute, einer antiken Artemis- und Aphrodite, was unterscheidet "faschistische Körperästehtik" von der Körperästehtik eines David von Michealangelo oder von Dürers "Vertreibung aus dem Paradies"?
Worin unterscheiden sich Körperästehtik allgemein von "faschistischer Körperästethik"?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

Völlige Zustimmung zu einem Beitrag 10.22 Uhr

so ist es: Es gibt KEINEN "antiken Bezug" - was es gibt, ist ein bestimmtes "Schönheitsideal" einer bestimmten Epoche oder Kultur und dieses Schönheitsideal findet z.B. in der bildenden Kunst seinen Ausdruck.

Beweis:

https://www.google.de/search?q=Steinzei ... 7awStg0wRM:
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

@D.A. Ich habe niemals die Ästhetik, den Genuss, den persönlichen Bezug zum nackten Körper an sich kritisiert oder irgendwie missfällig gedeutet. Immer nur dann, wenn diese Idealisierung Teil irgendeiner Bewegung, Ideologie, irgendeiner Kulturalisierung, Überhöhung ist. Und wenn versehentlich doch, dann bedaure ich das und nehme es hiermit zurück.

Es gibt die Anekdote, dass in der Nachkriegs-DDR der frührere expressionistische Dichter und dann damalige Kulturminister Becher bei einem Ostsee-Urlaub eine nackte Frau liegen sah, nur das Gesicht mit einer ND-Seite bedeckt. Er beschimpfte sie - unter anderem - als "alte Sau". Es stellte sich aber dann heraus, dass es sich um die Schriftstellerin Anna Seghers handelte. Kurze Zeit später musste er ihr dann den Nationalpreis überreichen und begann mit den Worten "Liebe Genossin" (oder "Liebe Kollegin"). Die prompte Antwort der Seghers lautete: "Für Sie immer noch 'Alte Sau'" ... Haha. Das gefällt mir. Da bin ich voll auf der Seite der Autorin. Unabhängig jetzt mal von der Frage, ob sich das tatsächlich genau so zugetragen hat ...

Und es gab Anfang der 90er in Berlin eine Ausstellung zur bildenden Kunst in Stalinismus und Hitlerismus. Niemals werde ich die Verachtung für diese - das war die überdeutliche Gemeinsamkeit - Körper-ohne-Kulturfixiertheit zurücknehmen. Das junge deutsche Fliegerass, die hart durchgreifende Komsomolzin. Und auch nicht die Skepsis gegenüber den historisch bedingten Affinitäten zwischen Teilen der Lebensreform und Faschismus. Ich empfehle nochmal (neben Riefenstahl natürlich): Hans Surén: "Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist". Das waren die Bestseller. Auch wenn es ganz anders geartete Nebengleise gab, die man natürlich nicht einfach mitdenunzieren sollte. Aber das war der gelebte, der ästhetische Mainstream des deutschen Nationalsozialismus. Ich habs schon geschrieben: Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

"Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren."

So es ist!

Nur darfst du deinen Widerwillen als Merkmal gegen eine politisch dreckige Bewegung mit rassistischer Grundlage nicht zur allgemein Verdammnis einer immer immer dagewesen Erscheinung des Kulturellen stilisieren.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)

@D.A. Ich habe niemals die Ästhetik, den Genuss, den persönlichen Bezug zum nackten Körper an sich kritisiert oder irgendwie missfällig gedeutet. Immer nur dann, wenn diese Idealisierung Teil irgendeiner Bewegung, Ideologie, irgendeiner Kulturalisierung, Überhöhung ist. Und wenn versehentlich doch, dann bedaure ich das und nehme es hiermit zurück.
Nein - du kritisierst nicht, du fabrizierst Zirkelschlüsse.
Wie ich bereits schrieb:
Du stellst willkürlich eine Verbindung zwischen einer "Sache" (Lebensreformbewegung + Idealisierung des nackten durchtrainierten menschlichen Körpers) und einer Ideologie her, WEIL einige Vertreter dieser "Sache" einer bestimmten Ideologie (Nationalsozialismus) nahestehen und begründest diese Verbindung - von "Sache" mit Ideologie - damit, DASS einige Vertreter der "Sache" der bestimmten Ideologie nahe standen. Und das IST ein Zirkelschluss!
Was du tust ist, die Vereinnahmung und Istrumentalisierung der "Sache" DURCH eine Ideologie, der "Sache" selbst anzulasten und damit diffamierst du (die "Sache")!

Es gibt nicht ausschließlich einen "persönlichen Bezug zum nackten Körper", es gibt immer auch einen gesellschaftlichen Bezug zum nackten Körper/ein ästhetisches Empfinden den nackten menschlichen Körper gegenüber.
Nennt sich "Schönheitsideal" und dieses hat immer einen Bezug zum gesamtgesellschaftlichen Kontext, unsterliegt intersubjektivem Konsens. Dass das, was als jeweiliges "Schönheitsideal" einer Gesellschaft betrachtet wird, auch steuerbar und/oder manipulierbar ist, hat nur am Rande etwas mit Ideologie zu tun.
Und schon der Begriff "Ideal" beinhaltet eine Überhöhung, Perfektion - eben eine Idealvorstellung, die a) nicht erreichbar ist oder b) im real Live höchst selten vorkommt.
Die Künstler der "ollen Griechen", die die wunderbaren Statuen geschaffen haben, hatten sehr wohl sehr reale Vorbilder/Models.
Anders hätten sie Körperhaltung, Körperdefinition, Anatomie und Bewegungsabläufe gar nicht nachbilden können.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)
Es gibt die Anekdote, dass in der Nachkriegs-DDR der frührere expressionistische Dichter und dann damalige Kulturminister Becher bei einem Ostsee-Urlaub eine nackte Frau liegen sah, nur das Gesicht mit einer ND-Seite bedeckt. Er beschimpfte sie - unter anderem - als "alte Sau". Es stellte sich aber dann heraus, dass es sich um die Schriftstellerin Anna Seghers handelte. Kurze Zeit später musste er ihr dann den Nationalpreis überreichen und begann mit den Worten "Liebe Genossin" (oder "Liebe Kollegin"). Die prompte Antwort der Seghers lautete: "Für Sie immer noch 'Alte Sau'" ... Haha. Das gefällt mir. Da bin ich voll auf der Seite der Autorin. Unabhängig jetzt mal von der Frage, ob sich das tatsächlich genau so zugetragen hat ...
jaja sehr witzig und voll daneben!

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)Und es gab Anfang der 90er in Berlin eine Ausstellung zur bildenden Kunst in Stalinismus und Hitlerismus. Niemals werde ich die Verachtung für diese - das war die überdeutliche Gemeinsamkeit - Körper-ohne-Kulturfixiertheit zurücknehmen. Das junge deutsche Fliegerass, die hart durchgreifende Komsomolzin. Und auch nicht die Skepsis gegenüber den historisch bedingten Affinitäten zwischen Teilen der Lebensreform und Faschismus. Ich empfehle nochmal (neben Riefenstahl natürlich): Hans Surén: "Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist". Das waren die Bestseller. Auch wenn es ganz anders geartete Nebengleise gab, die man natürlich nicht einfach mitdenunzieren sollte. Aber das war der gelebte, der ästhetische Mainstream des deutschen Nationalsozialismus. Ich habs schon geschrieben: Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren.
Auch wenn du deinen Zirkelschluss noch ein paarmal wiederholst, es bleibt ein Zirkelschluss, der absolut gaar nichts belegt, am allerwenigsten eine "Affinität zwischen Lebensreformbewegung und Faschismus". Die gibt es nur in deinem Kopf.
Einzelne Vertreter der Lebensreformbewegung, die dem Nationalsozialismus nahe standen, sind immer noch einzelne Vertreter, die dem Nationalsozialismus nahe standen und keine "Bewegung".
Wenn diese Vertreter der Lebensreformbewegung den Nationalsozialisten halfen Teile bzw Inhalte der Lebensreformbewegung im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu vereinnahmen und zu instrumentslisieren, handelt es sich immer noch um die Vereinnahmung, Instrumentalisierung DURCH die Ideologie bzw im Sinne der Ideologie und NICHT um "Affinitäten einer Bewegung".
Sorry, aber ich muss mir keine ideologischen Machwerke irgendwelcher Vertreter einer Ideologie antun, um zu erkennen was Vereinnahmung DURCH eine Ideologie bedeutet bzw um zu wissen, WIE Menschen in ihrem Weltbild/ihrer Weltsicht mittels Ideologie manipuliert werden. Das ist schließlich der Sinn jeder Ideologie - Manipulation und Indoktrination.

Achja: Was ist eigentlich eine "Körper-ohne-Kulturfixiertheit"?
Und was wäre das Gegenteil eine "Körper-mit-Kulturfixiertheit"?

Eine Antwort auf diese beiden Fragen würde mich brennend interessieren!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(12 Jul 2017, 15:11)
Eine Antwort auf diese beiden Fragen würde mich brennend interessieren!
Sorry. Aber beide Fragen haben mich als politisches Topos in diesem politischen Forum ebenfalls interessiert. Inzwischen nicht mehr. Ich habe gelernt und sehe es ein, dass meine Abneigung gegen die Ästhetik des starken Körpers a la Riefenstahl oder Surén rein persönlicher und subjektiver Natur ist. Und dementsprechend nicht in ein offenes Politik-Forum gehört sondern meine ganz persönliche Angelgenheit ist, die ich nicht weiter zu verbreiten gedenke. Oder anders gesagt: Ich passe!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 20:49)

Sorry. Aber beide Fragen haben mich als politisches Topos in diesem politischen Forum ebenfalls interessiert. Inzwischen nicht mehr. Ich habe gelernt und sehe es ein, dass meine Abneigung gegen die Ästhetik des starken Körpers a la Riefenstahl oder Surén rein persönlicher und subjektiver Natur ist. Und dementsprechend nicht in ein offenes Politik-Forum gehört sondern meine ganz persönliche Angelgenheit ist, die ich nicht weiter zu verbreiten gedenke. Oder anders gesagt: Ich passe!
Man darf (soll sogar) sich sehr wohl kritisch mit einer politischen Ideologie auseinander setzen, allerdings sollte man sich dabei vor Zirkelschlüssen hüten und davor falsche Prämissen zu setzen.
Es war die Ideologie, der sich Riefenstahl andiente, die ihre "Werke" im Sinne dieser Ideologie schuf und nicht umgekehrt.
Wie ich bereits schrieb, ist der Sinn und Zweck einer Ideologie Menschen in diesem Sinn zu manipulieren und zu indoktrinieren.
Ich bekomme also keine Antwort auf meine beiden letzten Fragen - auch gut.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Jekyll »

Dark Angel hat geschrieben:(13 Jul 2017, 11:22)

Man darf (soll sogar) sich sehr wohl kritisch mit einer politischen Ideologie auseinander setzen, allerdings sollte man sich dabei vor Zirkelschlüssen hüten und davor falsche Prämissen zu setzen.
Es war die Ideologie, der sich Riefenstahl andiente, die ihre "Werke" im Sinne dieser Ideologie schuf und nicht umgekehrt.
Das hätte nie funktioniert, wenn es da keinerlei Affinitäten gegeben hätte (auf welcher Ebene auch immer). Du tust ja so, als ob in der Epoche die Nazis die einzigen wären, die nazimäßig drauf waren und alle anderen nicht. Dem war aber nicht so. Die Nazis waren nur die erfolgreichsten, und sie waren die einzigen, die schlussendlich staatstragend wurden. Alles andere wurde einvernommen und einverleibt und das geschah umso leichter, je affiner diese zur Nazi-Bewegung waren. Mit Typen wie Riefenstahl war diese Kooperation wohl besonders fruchtbar. Warum wohl.
Wie ich bereits schrieb, ist der Sinn und Zweck einer Ideologie Menschen in diesem Sinn zu manipulieren und zu indoktrinieren.
So eine pauschale Aussage ist schon mal definitiv falsch. Eine Ideologie oder Weltanschauung kann sich aus einer unmittelbar erlebten Wirklichkeit heraus manifestieren, quasi als deren Quintessenz. Ob diese Quintessenz dann konstruktiv zum Erkenntnisgewinn anderer oder destruktiv zur Manipulation eingesetzt wird ist wiederum eine ganz andere, sekundäre Frage.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich hole das Thema nicht deshalb wieder hoch, um nochmal meine ganz persönliche Macke zu bekräftigen, dass es kaum etwas Unerotischeres gibt, als unvermittelte komplette Nacktheit ... sondern wegen eines aktuellen Beitrags in der Reihe "Politisches Feuilleton" von Deutschlandradio Kultur: "Textil contra FKK. Die Rückkehr der Schamhaftigkeit. Von Dieter Bub" (https://www.deutschlandfunkkultur.de/te ... _id=426084).

Der Autor, Dieter Bub, wuchs bis 1956, bis zum 18. Lebensjahr auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf, war dann später vor allem für den Stern Journalist in der DDR und schrieb und produzierte vor allem Sachen, die von den Verhältnissen in der DDR handelten. Nun macht er ein ziemlich seltsames Fass "westliche Prüderie" vs "östliche Freizügigkeit" auf. Siehe Link.

Die Frage für mich ist: Stimmt denn das überhaupt sachlich? Ich hatte wirklich alle möglichen sozialen Kontakte zu den verschiedensten Millieus in der ehemaligen DDR. Zu den sogenannten ganz normalen Leuten bis zu Intellektuellen, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern. In diesem Freundes- und Bekanntenkreis gab es keinen einzigen irgendwie FKK-affinen Menschen. Keinen einzigen. Nicht nur in dem oben verlinkten Beitrag sondern noch in zwei drei anderen jüngeren Texten wird die Sage verbreitet, Textilbadende seien in der DDR die absolute Ausnahme gewesen und der Normalfall war die Nacktbaderei. Das ist doch völliger Unsinn. Was soll das?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 10:28)

Ich hole das Thema nicht deshalb wieder hoch, um nochmal meine ganz persönliche Macke zu bekräftigen, dass es kaum etwas Unerotischeres gibt, als unvermittelte komplette Nacktheit ... sondern wegen eines aktuellen Beitrags in der Reihe "Politisches Feuilleton" von Deutschlandradio Kultur: "Textil contra FKK. Die Rückkehr der Schamhaftigkeit. Von Dieter Bub" (https://www.deutschlandfunkkultur.de/te ... _id=426084).

Der Autor, Dieter Bub, wuchs bis 1956, bis zum 18. Lebensjahr auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf, war dann später vor allem für den Stern Journalist in der DDR und schrieb und produzierte vor allem Sachen, die von den Verhältnissen in der DDR handelten. Nun macht er ein ziemlich seltsames Fass "westliche Prüderie" vs "östliche Freizügigkeit" auf. Siehe Link.

Die Frage für mich ist: Stimmt denn das überhaupt sachlich? Ich hatte wirklich alle möglichen sozialen Kontakte zu den verschiedensten Millieus in der ehemaligen DDR. Zu den sogenannten ganz normalen Leuten bis zu Intellektuellen, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern. In diesem Freundes- und Bekanntenkreis gab es keinen einzigen irgendwie FKK-affinen Menschen. Keinen einzigen. Nicht nur in dem oben verlinkten Beitrag sondern noch in zwei drei anderen jüngeren Texten wird die Sage verbreitet, Textilbadende seien in der DDR die absolute Ausnahme gewesen und der Normalfall war die Nacktbaderei. Das ist doch völliger Unsinn. Was soll das?
1. ist das wirklich deine ganz persönliche Macke.

2. wer sagt denn, dass ein nackter menschlicher Körper IMMER erotisch sein muss?
Die "ollen Griechen" betrieben Sport in all seinen Variationen grundsätzlich nackt. Glaubst du ernsthaft, die hätten des der "erotischen Wirkung" wegen getan?

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:24)

1. ist das wirklich deine ganz persönliche Macke.

2. wer sagt denn, dass ein nackter menschlicher Körper IMMER erotisch sein muss?
Die "ollen Griechen" betrieben Sport in all seinen Variationen grundsätzlich nackt. Glaubst du ernsthaft, die hätten des der "erotischen Wirkung" wegen getan?

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:55)

Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
Ja - FKK war in der DDR eine Massenbewegung. Es gab sehr viele FKK-Strände und auch Campingplätze, nicht nur an der Ostsee und die waren auch schon frühzeitig ausgebucht.
Worauf das gründet - schwierig zu beantworten; vielleicht ein Stückchen Freiheit, das einem keiner nehmen konnte - sich völlig ungebunden, ohne jeglichen Zwang bewegen zu können, "streifenfrei" zu bräunen. Ganz am Anfang mag auch eine Art Protest dabei gewesen sein - als die ersten "wilden" FKK-Strände entstanden, die regelmäßig von der "Staatsmacht aufgeräumt" wurden, Aktionen bei denen auch dieser und jener Polizist unfreiwillig baden ging, weil von den "Nackedeis" ins Wasser geworfen.
Es hatte anfangs etwas mit "verbotenes tun" zu tun - Nachbars Kirschen schmecken bekanntlich besser als die eigenen. ;)

Später wurde FKK-baden und FKK-Camping zunehmend normal, keiner machte sich mehr groß Gedanken darüber, niemand nahm Anstoß daran. Es war halt so.
Mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die Gesellschaft nicht so bigott und "übersexualisiert" (Sex sells) war - Prüderie auf der einen Seite und Pornographie und Prostitution auf der anderen. Mag auch sein, dass man sich "im Westen" ganz bewusst von solchen Erscheinungen abgrenzen wollten - ich weiß es nicht.
Kann auch sein, dass sich mancher "Ostalgiker" eines Stückchen Freiheit oder gar Identität beraubt sieht - wie gesagt, ich weiß es nicht.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:24)

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Das weiß ich doch ....
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
Die "Gruppe", wie groß auch immer, war /ist jedenfalls äußerst heterogen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:55)

Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Unabhängig davon macht der verwiesene Beitrag in der Reihe "Politisches Feuilleton" einen ziemlich befremdlichen Eindruck auf mich.
Nachdem die Seen Brandenburgs immer stärker von den Wessis aus Berlin und Hamburg entdeckt und genutzt werden, hat die Textilindustrie mit neuen Bademoden die gesamte Republik zwischen Sylt und Bodensee erobert. Ein Siegeszug, der nicht nur steigenden Umsatz bedeutet, sondern zugleich Ausdruck einer Rückkehr zu verblüffender Schamhaftigkeit signalisiert. Frau trägt Badeanzug, Mann Badehose, die bis zum Knie reicht.
Die Textilindustrie lanciert eine neue Schamhaftigkeitswelle, um ihren Umsatz an Badetextilien zu puschen? Bitte?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Und nochmal: WIE VIELE von den etwa 17 Mio Menschen, die in der DDR gelebt haben kennst du näher?
Sind das 100? Hast du jeden - wirklich jeden - der dir in deinem Leben begegnet ist, nach seiner "Affinität" zu FKK angesprochen?

Was du hier von dir gibst ist und bleibt das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung!
Was DU aus deinem begrenzten, engen Umfeld nicht kennst, das hat es nicht gegeben.
Auf die Idee, dass deine kleine "Lebensblase" NICHT repräsentativ ist, kommst du gar nicht erst.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:34)

Und nochmal: WIE VIELE von den etwa 17 Mio Menschen, die in der DDR gelebt haben kennst du näher?
Sind das 100? Hast du jeden - wirklich jeden - der dir in deinem Leben begegnet ist, nach seiner "Affinität" zu FKK angesprochen?

Was du hier von dir gibst ist und bleibt das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung!
Was DU aus deinem begrenzten, engen Umfeld nicht kennst, das hat es nicht gegeben.
Auf die Idee, dass deine kleine "Lebensblase" NICHT repräsentativ ist, kommst du gar nicht erst.
Doch. Ich komme nicht nur auf die Idee sondern das exemplarische einer persönlichen Lebensrealität ist mir völlig klar. Deshalb schrieb ich ja auch: Man müsste halbwegs seriöses Zahlenmaterial haben, um eine halbwegs seriöse Aussage machen zu können.

Aber nun: In der Umkehrung siehts schon wieder ganz anders aus. Wenn (nicht nur in der verwiesenen Sendung sondern auch merkwürdigerweise in mindestens zwei weiteren jüngeren Beiträgen, die ich grad nur nicht finde ...) ... davon die Rede ist, dass Nacktbaden in der DDR der absolute Normalfall gewesen sei ... dann reicht eine einzige persönliche Biographie mit vollkommen anderen Erfahrungen für eine Falsifizierung dieser Aussage aus.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Sorry, lieber schokoschendrezki, hier irrst du: FKK war sehr sehr weit verbreitet in der DDR, an der Ostsee in Glowe auf Rügen zum Beispiel und an vielen anderen Orten. Massenhaft Leute waren begeisterte FKK-Anhänger. Ich selbst hielt mich auch lieber an Textilstränden auf, aber wusste natürlich von vielen meiner Klassenkameraden, Kommilitonen und Freunden, dass sie regelmäßig "um die Ecke rum" an den FKK-Strand zogen, während ich mit wenigen anderen Kumpels am Textilstrand blieb. Das war damals auch alles frei von den heute üblichen Verklemmungen. Ich hab da auch nix von irgendeiner "Freiheits-Nische" gesehen, die die Leute angeblich mit FKK im DDR-Gefängnis gefunden haben sollen. Nee, die hatten alle richtig Spaß daran. Und Nacktbaden ist gesund und schön und hat ne lange Tradition. Siehe "Kuhle Wampe".

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhle_Wam ... ie_Welt%3F
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:06)

Sorry, lieber schokoschendrezki, hier irrst du: FKK war sehr sehr weit verbreitet in der DDR, an der Ostsee in Glowe auf Rügen zum Beispiel und an vielen anderen Orten. Massenhaft Leute waren begeisterte FKK-Anhänger. Ich selbst hielt mich auch lieber an Textilstränden auf, aber wusste natürlich von vielen meiner Klassenkameraden, Kommilitonen und Freunden, dass sie regelmäßig "um die Ecke rum" an den FKK-Strand zogen, während ich mit wenigen anderen Kumpels am Textilstrand blieb. Das war damals auch alles frei von den heute üblichen Verklemmungen. Ich hab da auch nix von irgendeiner "Freiheits-Nische" gesehen, die die Leute angeblich mit FKK im DDR-Gefängnis gefunden haben sollen. Nee, die hatten alle richtig Spaß daran. Und Nacktbaden ist gesund und schön und hat ne lange Tradition. Siehe "Kuhle Wampe".

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhle_Wam ... ie_Welt%3F
Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:
Sommer, Sonne, nackt am Strand - in der DDR gehörte das für viele zusammen. Ob an der mecklenburgischen Ostseeküste oder am sächsischen Baggersee, im Arbeiter- und Bauernstaat erfreute sich die Freikörperkultur, kurz FKK, großer Beliebtheit. Seit den Siebzigerjahren gehörte der hüllenlose Badespaß an fast allen Stränden im Land dazu. 1982 gab es 40 offizielle Nacktbadestellen, 1988 waren es schon 60.
(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Billie Holiday »

Und?
Hat mittlerweile die eine oder andere userin ihre Brüste befreit? :cool:
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

In Ländern wie Deutschland, vor allem aber auch Österreich, hat die Barbusigkeit in der Öffentlichkeit definitiv abgenommen. Unabhängig vom Thema FKK+DDR wäre es schon ziemlich interessant, herauszufinden was der eigentliche Grund für diese Entwicklung ist. (Wenn es denn überhaupt einen benennbaren Grund dafür gibt).
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von becksham »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:17)

Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:

(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
Ja, so in etwa hab ich das auch erlebt. FKK gab es hauptsächlich an der Ostsee. Da war es aber völlig normal. An anderen Seen fand es zumeist an nicht öffentlichen Badestellen statt. Am Ostseestrand waren schon die meisten Nackigen zu treffen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:36)

In Ländern wie Deutschland, vor allem aber auch Österreich, hat die Barbusigkeit in der Öffentlichkeit definitiv abgenommen. Unabhängig vom Thema FKK+DDR wäre es schon ziemlich interessant, herauszufinden was der eigentliche Grund für diese Entwicklung ist. (Wenn es denn überhaupt einen benennbaren Grund dafür gibt).
Barbusigkeit in der Öffentlichkeit kenne ich außerhalb von Stränden und Seeufern nicht. Wo gab es die und heute nicht mehr? :?:
Kann mich nicht erinnern, jemals im Supermarkt oder im Einwohnermeldeamt auch nur eine einzige Frau oben ohne gesehen zu haben. :?:
Oder meinst du Werbung/Magazine?

Könnte mir vorstellen, dass der Schönheits- und Jugendwahn die eine oder andere völlig normal gebaute Frau abhält. Nicht jede verfügt über genug Selbstbewußtsein, ihren normal-unperfekten, nicht photogeshopten Körper zu zeigen.
Auch Verfechter draller Damen posten in der Weinstube gefakte Bilder völlig glatter, dicker Schenkel erwachsener Frauen mit senkrecht stehenden, natürlichen Brüsten. :D :D

Im Badeanzug kann frau nichts falsch machen.
(Meine Vermutung, ich selbst schwimme gern nackt.)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:52)

Barbusigkeit in der Öffentlichkeit kenne ich außerhalb von Stränden und Seeufern nicht. Wo gab es die und heute nicht mehr? :?:
Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:17)

Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:

(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
Ja, sicher, das ist etwas übertrieben. Auch ich kenne Leute - mich selbst :D - die damit aus den verschiedensten Gründen nix am Hut hatten. Aber ich kenne eben auch sehr viele Leute, die mit FKK unheimlich viel Spaß hatten. Ich hab sogar mal einen kleinen witzigen "Konflikt" damit gehabt. Warum? Weil einer meiner Lover damals in den 70ern mich mit an einen herrlichen etwas entlegenen langen Ostseestrand mit feinem weißen Sand mitnahm, er in der Düne sein Zeug auszog und nackig hin zu den anderen Nackten ans Volleyballnetz zum Spielen rannte. Er winkte mir zu und rief "na komm, zieh dich aus, spiel mit" und ich schüttelte den Kopf. Die Folge: Ich war es, die an diesem FKK-Strand dumm angeguckt wurde, weil ich was anhatte. Die Blicke der Hüllenlosen vertrieben mich dann und erst viele Stunden später traf ich meine Flamme wieder in der Strandperle (cooles Strandcafe mit Tanz), wo er fragte, warum ich denn verschwunden sei, das sei doch so herrlich da am FKK-Strand. Er konnte es gar nicht fassen, dass jemand nix mit FKK am Hut hatte :D Mit anderen Worten: In den 70ern war man eher ein Exot in der DDR, wenn man nichts übrig hatte für die Freikörperkultur.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:59)

Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
Also Nacktbaden in irgendeine Nähe zu "sexuellen Handlungen" zu bringen, das ist ja nun wirklich schräg. Das ist es ja gerade, was den heutigen restlichen FKK-Freunden oft den Spaß vergällt: Wenn sie dauernd nach irgendwelchen sexuellen Hintergründen ihrer Nacktheit gefragt werden. Beides hat nix miteinander zu tun. Zumindest nicht am Strand.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:03)

Das weiß ich doch ....

Die "Gruppe", wie groß auch immer, war /ist jedenfalls äußerst heterogen.
Es geht nicht darum, ob die Gruppe "heterogen" ist, sondern darum, dass sie NICHT repräsentativ für 17 Mio Menschen ist, die in der DDR gelebt haben!
Zuletzt geändert von Dark Angel am Mi 5. Sep 2018, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:54)

Doch. Ich komme nicht nur auf die Idee sondern das exemplarische einer persönlichen Lebensrealität ist mir völlig klar. Deshalb schrieb ich ja auch: Man müsste halbwegs seriöses Zahlenmaterial haben, um eine halbwegs seriöse Aussage machen zu können.

Aber nun: In der Umkehrung siehts schon wieder ganz anders aus. Wenn (nicht nur in der verwiesenen Sendung sondern auch merkwürdigerweise in mindestens zwei weiteren jüngeren Beiträgen, die ich grad nur nicht finde ...) ... davon die Rede ist, dass Nacktbaden in der DDR der absolute Normalfall gewesen sei ... dann reicht eine einzige persönliche Biographie mit vollkommen anderen Erfahrungen für eine Falsifizierung dieser Aussage aus.
Normalfall = statistische Normalverteilung. Da reicht eben eine einzige persönliche Biographie NICHT zur Falsifikation der Aussage, weil es IMMER Abweichungen von der statistischen Normalverteilung gibt!
Nacktbaden war in der DDR normal - sehr viele Menschen haben es "praktiziert" und NIEMAND hat daran Anstoß genommen.

Ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum du aus deinem ganz persönlichen Problem mit dem nackten menschlichen Körper ein Politikum machst, warum du FKK oder Darstellungen des nackten menschlichen Körpers wahnhaft mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung bringen musst.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:59)

Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
Kannst du mal erklären, was nackt baden oder schlicht "Nacktheit" mit sexuellen Handlungen zu tun haben soll?
Wer in den nackten menschlichen Körper nur unter dem Aspekt Sexualität/Erotik betrachten kann, der hat wirklich ein Problem - der hat sogar ein große Problem!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Interessant, danke. Nachvollziehen kann ich die Beobachtung des Autors hier, Seengebiet Bayern, nicht. Hier fallen zunehmend mehr Hüllen, auch ausserhalb des ausgewiesenen FKK Bereichs.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Ebiker »

becksham hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:42)

Ja, so in etwa hab ich das auch erlebt. FKK gab es hauptsächlich an der Ostsee. Da war es aber völlig normal. An anderen Seen fand es zumeist an nicht öffentlichen Badestellen statt. Am Ostseestrand waren schon die meisten Nackigen zu treffen.
Zumindest oben ohne war auch im Binnenland nicht ungewöhnlich, es gab auch zahlreiche FKK- Strände. Dieses Jahr auf Rügen an einer ruhigen Steilküste spazierte auch ein nackter mann mit Hund, war kein Fkk Strand, aber wozu aufregen ?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 13:18)

Ja - FKK war in der DDR eine Massenbewegung. Es gab sehr viele FKK-Strände und auch Campingplätze, nicht nur an der Ostsee und die waren auch schon frühzeitig ausgebucht.
Worauf das gründet - schwierig zu beantworten; vielleicht ein Stückchen Freiheit, das einem keiner nehmen konnte - sich völlig ungebunden, ohne jeglichen Zwang bewegen zu können, "streifenfrei" zu bräunen. Ganz am Anfang mag auch eine Art Protest dabei gewesen sein - als die ersten "wilden" FKK-Strände entstanden, die regelmäßig von der "Staatsmacht aufgeräumt" wurden, Aktionen bei denen auch dieser und jener Polizist unfreiwillig baden ging, weil von den "Nackedeis" ins Wasser geworfen.
Es hatte anfangs etwas mit "verbotenes tun" zu tun - Nachbars Kirschen schmecken bekanntlich besser als die eigenen. ;)

Später wurde FKK-baden und FKK-Camping zunehmend normal, keiner machte sich mehr groß Gedanken darüber, niemand nahm Anstoß daran. Es war halt so.
Mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die Gesellschaft nicht so bigott und "übersexualisiert" (Sex sells) war - Prüderie auf der einen Seite und Pornographie und Prostitution auf der anderen. Mag auch sein, dass man sich "im Westen" ganz bewusst von solchen Erscheinungen abgrenzen wollten - ich weiß es nicht.
Kann auch sein, dass sich mancher "Ostalgiker" eines Stückchen Freiheit oder gar Identität beraubt sieht - wie gesagt, ich weiß es nicht.
Aus irgendeinem Grund, wenn Sie keine Erklärung haben, ich habe ganz sicher keine, scheint der Trend zu FKK im Osten der Republik vorbei zu sein. Ich kann noch nicht einmal mutmaßen weshalb. Das mag der Autor bedauerlich finden, das kann ich noch nachvollziehen, aber weshalb die Textilwessis daran schuld sein sollen, nicht. Wie gerade an Schoko geschrieben, beobachte ich hier eher einen steigenden Trend zur Hüllenlosigkeit.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Sep 2018, 19:50)

Aus irgendeinem Grund, wenn Sie keine Erklärung haben, ich habe ganz sicher keine, scheint der Trend zu FKK im Osten der Republik vorbei zu sein. Ich kann noch nicht einmal mutmaßen weshalb. Das mag der Autor bedauerlich finden, das kann ich noch nachvollziehen, aber weshalb die Textilwessis daran schuld sein sollen, nicht. Wie gerade an Schoko geschrieben, beobachte ich hier eher einen steigenden Trend zur Hüllenlosigkeit.
Ich habe mir, ehrlich gesagt, nie Gedanken darüber gemacht. FKK-baden war in der DDR völlig normal. Niemand nahm Anstoß daran. Ich halte auch wenig davon, in einen Trend, der sich verändert irgend etwas hineinzuinterpretieren.
Es ist fraglich ob die "Textilbader" die "Nackedeis" tatsächlich anstößig finden oder ob sich das die "Nackedeis" nur einbilden und sich in die Schmollecke zurück ziehen.
Beim Autor des verlinkten Berichts mag da tatsächlich etwas "Ostalgie" mitschwingen - "weltbewegend" ist das sicherlich nicht.
Was ich allerdings sehr befremdlich finde, dass User Schokoschendretzki aus dem nackten menschlichen Körper ein Politikum macht und die Darstellung des idealisierten nackten menschlichen Körpers in der bildenden Kunst, auf Biegen und Brechen mit der Nazi-Ideologie in Verbindung bringen muss.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 20:37)

Ich habe mir, ehrlich gesagt, nie Gedanken darüber gemacht. FKK-baden war in der DDR völlig normal. Niemand nahm Anstoß daran. Ich halte auch wenig davon, in einen Trend, der sich verändert irgend etwas hineinzuinterpretieren.
Es ist fraglich ob die "Textilbader" die "Nackedeis" tatsächlich anstößig finden oder ob sich das die "Nackedeis" nur einbilden und sich in die Schmollecke zurück ziehen.
Beim Autor des verlinkten Berichts mag da tatsächlich etwas "Ostalgie" mitschwingen - "weltbewegend" ist das sicherlich nicht.
Was ich allerdings sehr befremdlich finde, dass User Schokoschendretzki aus dem nackten menschlichen Körper ein Politikum macht und die Darstellung des idealisierten nackten menschlichen Körpers in der bildenden Kunst, auf Biegen und Brechen mit der Nazi-Ideologie in Verbindung bringen muss.
Diese Meinung (Schokos) ist aber keine Besonderheit; die ist mir hier nicht zum ersten Male begegnet. Nun bin ich kein gelernter Ossi; daher die Frage: Gab es im "sozialistischen Realismus" nicht auch die Darstellung heroischer nackter Körper in der bildenden Kunst? Ich denke an Darstellungen wie "Schwerter zu Pflugscharen" und ähnliche, die ich leider nicht kenne.

Die Museen sind voll von Bildern und Skulpturen nackter Menschen in allen möglichen und unmöglichen Posen. Dann hätten die Nazis mit ihrem Körperkult ja schon verdammt früh angefangen... und setzen ihr Treiben munter fort, wenn ich an unsere bunten Blätterwälder denke.

Vermutlich könnte man die deutsche Sprache ebenso mit den Nazis verbinden; schließlich haben sie die doch ziemlich lautstark eingesetzt. Kein Wunder, wenn sich manchem Überlebenden des Grauens die Haare sträubten, wenn wieder diese Laute zu hören waren. Aber bei allem Mitgefühl: Das ist nun einmal meine Muttersprache!

Hilft nix; den Blutdruck herunter regeln, ob nun freie Brüste oder Sprache. :)
Zuletzt geändert von H2O am Mi 5. Sep 2018, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Tom Bombadil »

Wo ist denn das Problem? Wer nackt baden oder sonnen will, der soll das doch tun.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:09)

Wo ist denn das Problem? Wer nackt baden oder sonnen will, der soll das doch tun.
Au ja, im Springbrunnen vor dem Kanzleramt oder auf der Wiese vor dem Reichstag! :thumbup: Ich fürchte, daß es dann ein Problem gibt... zumindest hätte ich da doch einige Hemmungen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Tom Bombadil »

Es muss ja niemand und ich meinte auch eigentlich ausgewiesene FKK-Zonen. Man darf aber splitterfasernackt rumlaufen, solange man eben nichts Sexuelles macht. Mein Ding wär das auch nicht und es muss auch nicht unbedingt zum Massenphänomen werden, spätestens der Herbst treibt die Nackedeis ins Warme.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

Ach, diese Geschichte muß ich hier auch noch los werden:

Als 2005 oder so die Grenze nach Polen geöffnet wurde für den ganz gewöhnlichen Personenverkehr, da stießen zwischen Swinemünde / Świnouście und Ahlbeck zwei Welten aufeinander. Im Osten die prüde katholisch geprägten Badegäste, im Westen die in DDR-Tradition abgehärteten Nackedeis. Natürlich trieb die allgemeine Neugierde die Polen auch beim Strandwandern gen Westen, um dann voller Erschütterung und Empörung auf diese nackten Sittenstrolche zu treffen. So groß war die Empörung, daß sich der Strom der Strandwanderer auffällig verstärkte.

Inzwischen nimmt die Gemeinde Ahlbeck wohl Eintritt in Euro für die Strandbenutzung. Da wird die Sparsamkeit über die Empörung gesiegt haben.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:20)

Es muss ja niemand und ich meinte auch eigentlich ausgewiesene FKK-Zonen. Man darf aber splitterfasernackt rumlaufen, solange man eben nichts Sexuelles macht. Mein Ding wär das auch nicht und es muss auch nicht unbedingt zum Massenphänomen werden, spätestens der Herbst treibt die Nackedeis ins Warme.
Am Arbeitsplatz ist das aber nur ganz wenigen Berufsgruppen gestattet. Sonst gibt es Ausmecker!
Stoner

Re: befreit die Brüste

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 18:43)

Kannst du mal erklären, was nackt baden oder schlicht "Nacktheit" mit sexuellen Handlungen zu tun haben soll?
Wer in den nackten menschlichen Körper nur unter dem Aspekt Sexualität/Erotik betrachten kann, der hat wirklich ein Problem - der hat sogar ein große Problem!
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Pornografie und Nacktheit. In dem Maße, in dem der Konsum von Pornografie steigt, in dem Maße wird auch öffentliche Prüderie wachsen, weil die schon frühzeitig verfügbare Pornografie auch zur Sexualisierung des nackten Körpers beiträgt. Dies als These hier zur Diskussion gestellt.
Zuletzt geändert von Stoner am Mi 5. Sep 2018, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Misterfritz »

Meine grosse Schwester wurde auf jeden Fall beim FKK-Urlaub auf Hiddensee gezeugt. :D

Sagt dass jetzt irgendwas aus? Also zu FKK und DDR oder zu FKK und sexuelle Handlungen in der "Öffentlichkeit"?

Es gab (gibt?)im Westen auch viele FKK-Clubs. Erinnerten ein wenig an Dauercampingplätze mit sichtundurchlässigen Zäunen drum herum.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Senexx »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:09)

Wo ist denn das Problem? Wer nackt baden oder sonnen will, der soll das doch tun.
Aber bitte hinter Sichtschutz und mit großen Warnschildern: Hinter dieser Schranke könnte Ihre Seele schaden nehmen und Sie psychisch kastriert wiederkehren. Ich will keine hässlichen nackten Leiber sehen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

MäckIntaier hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:40)

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Pornografie und Nacktheit. In dem Maße, in dem der Konsum von Pornografie steigt, in dem Maße wird auch öffentliche Prüderie wachsen, weil die schon frühzeitig verfügbare Pornografie auch zur Sexualisierung des nackten Körpers beiträgt. Dies als These hier zur Diskussion gestellt.
Ich glaube nicht, daß das natürliche Spannungsverhältnis der Geschlechter in einem öffentlichen Forum sinnvoll behandelt werden kann. Beim näheren Nachdenken gerät man sehr schnell in Bereiche, die man besser mit der Aufklärungsliteratur abarbeiten sollte.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:54)

Meine grosse Schwester wurde auf jeden Fall beim FKK-Urlaub auf Hiddensee gezeugt. :D

Sagt dass jetzt irgendwas aus? Also zu FKK und DDR oder zu FKK und sexuelle Handlungen in der "Öffentlichkeit"?

Es gab (gibt?)im Westen auch viele FKK-Clubs. Erinnerten ein wenig an Dauercampingplätze mit sichtundurchlässigen Zäunen drum herum.
Sie werden doch nicht Ihren Eltern vorhalten, daß sie sich der ganz natürlichen Fortpflanzung anvertraut haben? Schon ganz bestimmt nicht in der Öffentlichkeit. Das wäre bei jungen verliebten Paaren sehr ungewöhnlich!

Mit FKK hat das wenig zu tun; wohl aber mit verständnisinniger Zweisamkeit.
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Selina
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

Ich weiß, es gilt hier als unschicklich, auch mal was Positives über die DDR zu sagen, aber was die Einstellung zum nackten Körper anbelangt, da waren die meisten Ossis einfach mal freier und weniger verklemmt als die meisten Wessis. Punkt. Von Ausnahmen auf beiden Seiten einmal abgesehen. Das betraf auch das Sexualleben, das aber nichts mit FKK zu tun hat. All das bestätigten mir viele Westdeutsche, die nach der Wende so genannte "Aufbauarbeit" bei uns im Osten leisteten. Ich hörte von einigen oft: "Wie schön! Ihr geht viel lockerer mit all dem um als wir." Das habe ich so erlebt. Und das ist dutzende Male so beschrieben und auch erhoben worden. Mal sehen, vielleicht finde ich ja einen Text dazu. Dann stelle ich ihn bei Bedarf hier rein.

Und was die heroische Darstellung des nackten Körpers anbelangt (ein völlig anderes Thema, das ebenfalls nix mit FKK zu tun hat): Ja, da gabs auch im "sozialistischen Realismus" bestimmte Werke der Malerei und Plastik, die den "neuen Menschen" zeigen sollten und schon ein wenig an die entsprechenden Werke in der Nazizeit, die allerdings oftmals viel größer und wuchtiger waren, erinnerten. Aber eben nicht nur. Darüber hinaus gabs auch andere künstlerische Umsetzungen des nackten Körpers als diese figürlichen und "sozialistisch realistischen". Und nur ganz nebenbei: Ich habe nach der Wende bei Besuchen in Westdeutschland auch einige solcher realistisch-figürlichen Plastiken der 60er Jahre herumstehen sehen. Offenbar war das eben auch eine allgemeine Zeiterscheinung in der Kunst damals.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Ebiker »

Merkwürdigerweise gab es im prüden Westen sehr viel mehr Presseprodukte die explizit der Nacktheit gewidmet waren, im freizügigen Osten eigentlich nur eines. Da waren aber die besseren Fotos drin.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Senexx »

Ebiker hat geschrieben:(06 Sep 2018, 07:32)

Merkwürdigerweise gab es im prüden Westen sehr viel mehr Presseprodukte die explizit der Nacktheit gewidmet waren, im freizügigen Osten eigentlich nur eines. Da waren aber die besseren Fotos drin.
Im Osten gab es ja auch nur ein Auto (ja ich weiß, auch Wartburg und so) - oder eigentlich gar keins.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

H2O hat geschrieben:(05 Sep 2018, 21:08)

Diese Meinung (Schokos) ist aber keine Besonderheit; die ist mir hier nicht zum ersten Male begegnet. Nun bin ich kein gelernter Ossi; daher die Frage: Gab es im "sozialistischen Realismus" nicht auch die Darstellung heroischer nackter Körper in der bildenden Kunst? Ich denke an Darstellungen wie "Schwerter zu Pflugscharen" und ähnliche, die ich leider nicht kenne.

Die Museen sind voll von Bildern und Skulpturen nackter Menschen in allen möglichen und unmöglichen Posen. Dann hätten die Nazis mit ihrem Körperkult ja schon verdammt früh angefangen... und setzen ihr Treiben munter fort, wenn ich an unsere bunten Blätterwälder denke.
Ja sicher gab es auch im "real exiszierenden Sozialismus" Darstellungen des idealisierten (nicht "heroisch") menschlichen Körpers in der bildenden Kunst - solche Darstellungen gibt es schon so lange, wie sich Menschen künstlerisch ausdrücken, nur das jeweilige Schönheitsideal hat sich gewandelt und wandelt sich weiter.
Das hat allerdings mit "Körperkult" wenig zu tun.
Es die "ollen Griechen", die die Ästhetik und Schönheit des (idealen) menschlichen Körpers vorzugsweise nackt darstellten, die sportliche Betätigung (bis hin zu den olympischen Spielen) in all ihren Variationen nackt ausübten und interessanterweise fanden diese Darstellungen ihre höchste Ausdrucksform, in dem Maße wie die Ideen des Humanismus "Gestalt annahmen". Diese Tradition der Darstellung des menschlichen Körpers setzten die Römer fort.
Niemand kommt jedoch auf die Idee, diesen "Körperkult" negativ zu konnotieren und/oder zu politisieren. Die Künstler der Renaissance stellten den idealisierten menschlichen Körper in seiner Ästhetik und Schönheit dar - ich denke da nur an Michelangelos David oder das Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle.
Sicher wurde und wird Kunst politisch instrumentalisiert, das heißt aber noch lange nicht, dass Kunst IMMER politisch ist bzw Ausdruck einer herrschenden Ideologie ist..
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(06 Sep 2018, 06:54)

Ich weiß, es gilt hier als unschicklich, auch mal was Positives über die DDR zu sagen, aber was die Einstellung zum nackten Körper anbelangt, da waren die meisten Ossis einfach mal freier und weniger verklemmt als die meisten Wessis. Punkt. Von Ausnahmen auf beiden Seiten einmal abgesehen. Das betraf auch das Sexualleben, das aber nichts mit FKK zu tun hat. All das bestätigten mir viele Westdeutsche, die nach der Wende so genannte "Aufbauarbeit" bei uns im Osten leisteten. Ich hörte von einigen oft: "Wie schön! Ihr geht viel lockerer mit all dem um als wir." Das habe ich so erlebt. Und das ist dutzende Male so beschrieben und auch erhoben worden. Mal sehen, vielleicht finde ich ja einen Text dazu. Dann stelle ich ihn bei Bedarf hier rein.

Und was die heroische Darstellung des nackten Körpers anbelangt (ein völlig anderes Thema, das ebenfalls nix mit FKK zu tun hat): Ja, da gabs auch im "sozialistischen Realismus" bestimmte Werke der Malerei und Plastik, die den "neuen Menschen" zeigen sollten und schon ein wenig an die entsprechenden Werke in der Nazizeit, die allerdings oftmals viel größer und wuchtiger waren, erinnerten. Aber eben nicht nur. Darüber hinaus gabs auch andere künstlerische Umsetzungen des nackten Körpers als diese figürlichen und "sozialistisch realistischen". Und nur ganz nebenbei: Ich habe nach der Wende bei Besuchen in Westdeutschland auch einige solcher realistisch-figürlichen Plastiken der 60er Jahre herumstehen sehen. Offenbar war das eben auch eine allgemeine Zeiterscheinung in der Kunst damals.
Was die Freizügigkeit des Sexuallebens betrifft, hat ein Bekannter aus der ex DDR mal trocken konstatiert, “wir hatten ja auch wenig anderes Vergnügliches“.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(06 Sep 2018, 10:39)

Was die Freizügigkeit des Sexuallebens betrifft, hat ein Bekannter aus der ex DDR mal trocken konstatiert, “wir hatten ja auch wenig anderes Vergnügliches“.
Das hat er vielleicht so empfunden. Ich wüsste außer Sex und FKK schon noch einige andere vergnügliche Dinge, die etliche Leute sehr erfreut haben damals. Mich auch. Wäre schon ne stattliche Liste von Vergnügungen ;) Ich würde in diese spezielle Freizügigkeit in der DDR auch nicht zu viel hineindeuten. Der größte Lacher ist zum Beispiel, dass manche Leute heute aus der Draufschau sagen, FKK und lockeres Sexualleben vieler DDR-Bürger seien so eine Art "Nischen-Verhalten" gewesen. Mit anderen Worten, man sei ansonsten so unterdrückt, gegängelt und eingesperrt gewesen, dass man sich nur in solchen Momenten der völligen Nacktheit so richtig frei gefühlt habe. Das ist großer Käse. Dieselben heute älter gewordenen DDR-FKK-Freunde lachen herzhaft über so eine überpolitisierte Erklärung. Nö, das war einfach eine gehörige Portion Lebenslust und jede Menge Spaß. Beim Sex ebenso. Das als Ventil oder Nische wegen zu großer sozialistischer Schmach einzuordnen, finde ich albern. Ich würde eher fragen: Kommen die oft anzutreffenden Verklemmungen in der heutigen gemeinsamen Gesellschaft nicht auch ein wenig von der überbordenden allgegenwärtigen Groschenheft-Darstellung des nackten (im Zweifel immer des weiblichen) Körpers? Schafft so eine ständige Überdosis an Nacktheit und Eng-Geschnürtheit (von der Publizistik bis zum Unterhaltungs"kunst"-Geschehen auf der Bühne) nicht eher Verdruss, Überdruss und Distanz im Privaten... als eine Art Gegenreaktion?
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