befreit die Brüste

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Re: befreit die Brüste

Beitrag von think twice »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Jul 2017, 10:05)

Ich bin offenbar Nazi, ich gucke mir viel lieber einen schlanken, sportlichen nackten Körper an als einen wabbeligen. Dabei bewerte ich in keinster Weise die inneren Werte dieses Menschen, die mir allerdings beim wildfremden, mit Sixpac bewehrten Schönling völlig wurscht sind.
Sich an einem schönen Anblick zu erfreuen würde ich jetzt auch nicht überbewerten, Schönheit liegt eh im Auge des Betrachters und ist Geschmackssache. Der Mann, der mich wirklich einfängt, darf durchaus Bauch haben, der hat weißgott mehr zu bieten als einen schönen Anblick.
Naja, den Mann mit Bauch , den du letztendlich vorziehen würdest, müsstest du ja auch irgendwann mal anschauen. Insofern passt diese Aussage nicht ganz zu dem ersten Satz deines Beitrages.
Und Nazi bist du erst, wenn der schlanke, sportliche Herr auch noch blond, blauäugig und gross ist und einen deutschen Arierpass vorlegt, um deine Sinne zu erfreuen. Mach dir also ( noch) keine Sorgen.
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Billie Holiday
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Billie Holiday »

think twice hat geschrieben:(09 Jul 2017, 11:18)

Naja, den Mann mit Bauch , den du letztendlich vorziehen würdest, müsstest du ja auch irgendwann mal anschauen. Insofern passt diese Aussage nicht ganz zu dem ersten Satz deines Beitrages.
Und Nazi bist du erst, wenn der schlanke, sportliche Herr auch noch blond, blauäugig und gross ist und einen deutschen Arierpass vorlegt, um deine Sinne zu erfreuen. Mach dir also ( noch) keine Sorgen.
Ich unterscheide zwischen erfreulichen Anblicken ( auch bei Frauen) und echter Liebe zu einem optisch nicht perfekten Menschen, der mehr als den Sehsinn erfreut.
Was ist übrigens mit denen, die ihren Töchtern nur schwarzhaarige, schwarzäugige Ehemänner erlauben? :D :D
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von think twice »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Jul 2017, 11:20)


Was ist übrigens mit denen, die ihren Töchtern nur schwarzhaarige, schwarzäugige Ehemänner erlauben? :D :D
Die gibt es nicht. Blauäugige Männer sind in einer schwarzaeugig dominierten Welt sehr begehrt.
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Dark Angel
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2017, 05:47)

Diese, ich nenne es mal "horizontale" Aufarbeitung jüngerer Vergangenheit: Nazideutschland, Stalinismus, Maoismus, um nur die markantesten Beispiele zu nennen, ist doch im Grunde mehr oder weniger durchexerziert. WIe wäre es - darüber hinaus - mal mit einer "vertikalen" Aufarbeitung. MIt einer Abrechnung mit dem 20. Jahrhundert sozusagen. Mit den Ideen an sich.
Wie weit zurück, willste denn mit deiner so genannten "vertikalen" Aufarbeitung der "Ideen an sich" gehen?
Was sind überhaupt "Ideen an sich"?
"Ideen" bauen immer auf "Ideen" auf, beruhen auf missverstandenen/missinterpretierten Erkenntnissen und Theorien etc.
Wo willst du da eine Trennlinie ziehen und/oder den Beginn von Zusammenhängen oder so geannten Affinitäten festmachen?
Du kannst nicht mal eben die "Ideen an sich" hernehmen und losgelöst von deren Entstehungskontext betrachten, kannst keine Linie ziehen und sagen "ab hier beginne ich und alles davor ignoriere ich".
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Jul 2017, 14:33)

Wie weit zurück, willste denn mit deiner so genannten "vertikalen" Aufarbeitung der "Ideen an sich" gehen?
Was sind überhaupt "Ideen an sich"?
"Ideen" bauen immer auf "Ideen" auf, beruhen auf missverstandenen/missinterpretierten Erkenntnissen und Theorien etc.
Wo willst du da eine Trennlinie ziehen und/oder den Beginn von Zusammenhängen oder so geannten Affinitäten festmachen?
Du kannst nicht mal eben die "Ideen an sich" hernehmen und losgelöst von deren Entstehungskontext betrachten, kannst keine Linie ziehen und sagen "ab hier beginne ich und alles davor ignoriere ich".
Der Begriff der Ideengeschichte ist durchaus etabliert:
Die Ideengeschichte befasst sich mit der Entstehung und Fortentwicklung sowie Wirkung epochentypischer Mentalitäten auf der einen Seite und wissenschaftlicher Ideen und Ansätze andererseits.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ideengeschichte
Auch wenn es sich als Wissenschaft von der Wissenschafts- und Kulturgeschichte um eine Metawissenschaft handelt. Den Epochenbegriff kann man natürlich nicht an den willkürlichen Jahrhundertgrenzen festmachen. Und der ist bis zu einem gewissen Grad natürlich willkürlich. Dennoch gibt es zahlreiche Versuche, das 20. Jahrhundert einigermaßen objektiv als Epoche zu charakterisieren.

Und eine der übergreifenden Linien ist der Versuch bzw. zumindest das Denkmodell der genetisch ausgerichteten Sozialoptimierung. Ich hatte weiter oben das Beispiel Schweden/Myrdal/Eugenik (bis in die 70er genannt). Ein mindestens ebenso einflussreicher Mensch war Alfred Grotjahn, Begründer der Theorie der Sozialhygiene Anfang der 10er Jahre des 20. Jahrhundert und später einflussreiches Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene. Und: Ebenso Sozialdemokrat. Es gab in jüngerer Zeit mehrere Beiträge, Feuilletons usw. die - anlässlich der Thesen und Bücher Sarrazins - von einem durchgängigen europäischen Pfad und einer durchgängigen europäischen Tradition sozialdemokratischer Eugenik sprechen.

Die Verbdindung von Körperästhetik, Ideologie, Natioanalismus, um beim Thema zu bleiben, ist gleichfalls kein nationalsozialistisches Privileg sondern hat - etwa mit der Traditionspflege der Turnvereine im Geiste Friedrich-Ludwig Jahns gleichfalls ein sozialdemokratisch-kommunistisches und gleichzeitig kaum weniger antisemitisches Pendant.

Ich habe zu diesen Themengebieten mehr Fragen als fertige Meinungen. Um das nochmal zu betonen. Aber ich bin mir sicher: Die Bereitschaft und Fähigkeit zum Perspektivenwechsel gehört zu den furchtbarsten Methoden der Erfassung gesellschaftlich-historischer Zusammenhänge.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Dark Angel
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2017, 17:23)

Der Begriff der Ideengeschichte ist durchaus etabliert:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ideengeschichte
Auch wenn es sich als Wissenschaft von der Wissenschafts- und Kulturgeschichte um eine Metawissenschaft handelt. Den Epochenbegriff kann man natürlich nicht an den willkürlichen Jahrhundertgrenzen festmachen. Und der ist bis zu einem gewissen Grad natürlich willkürlich. Dennoch gibt es zahlreiche Versuche, das 20. Jahrhundert einigermaßen objektiv als Epoche zu charakterisieren.

Und eine der übergreifenden Linien ist der Versuch bzw. zumindest das Denkmodell der genetisch ausgerichteten Sozialoptimierung. Ich hatte weiter oben das Beispiel Schweden/Myrdal/Eugenik (bis in die 70er genannt). Ein mindestens ebenso einflussreicher Mensch war Alfred Grotjahn, Begründer der Theorie der Sozialhygiene Anfang der 10er Jahre des 20. Jahrhundert und später einflussreiches Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene. Und: Ebenso Sozialdemokrat. Es gab in jüngerer Zeit mehrere Beiträge, Feuilletons usw. die - anlässlich der Thesen und Bücher Sarrazins - von einem durchgängigen europäischen Pfad und einer durchgängigen europäischen Tradition sozialdemokratischer Eugenik sprechen.

Die Verbdindung von Körperästhetik, Ideologie, Natioanalismus, um beim Thema zu bleiben, ist gleichfalls kein nationalsozialistisches Privileg sondern hat - etwa mit der Traditionspflege der Turnvereine im Geiste Friedrich-Ludwig Jahns gleichfalls ein sozialdemokratisch-kommunistisches und gleichzeitig kaum weniger antisemitisches Pendant.

Ich habe zu diesen Themengebieten mehr Fragen als fertige Meinungen. Um das nochmal zu betonen. Aber ich bin mir sicher: Die Bereitschaft und Fähigkeit zum Perspektivenwechsel gehört zu den furchtbarsten Methoden der Erfassung gesellschaftlich-historischer Zusammenhänge.
Du schwatzt wieder viel und sagst gar nichts, vor allem beantwortest du meine Fragen nicht.
Meine Frage lautete: Was sind "Ideen an sich"?
Weiterhin habe ich gefragt Wo du Trennlinien ziehen willst und/oder den Beginn von Zusammenhängen und so genanten Affinitäten ziehen willst?
Statt meine Fragen zu beantworten schhwafelst du irgendwas von "Wissenschafts- und Kulturgeschichte", von "Epochenbegriff" etc.
Stell dir vor, ich weiß, dass der "Epochenbegriff" nicht an bestimmten Jahrhunderten festmachen kann und auch nicht festmacht. Ein Epochenbegriff ist z.B. "Moderne", die i.d.R. als der Aufklärung folgend im Zusammenhang mit der Industrialisierung/industriellen Revolution Mitte des 19.Jh bis etwa Beginn der dreißiger Jahre des 20.Jh verwendet wird oder der Begriff "Postmoderne" = die Epoche in der wir uns gegenwärtig befinden.
Und nein - es gibt keine Versuche "das 20. Jahrhundert einigermaßen objektiv als Epoche zu charakterisieren", sondern als Übergangsphase von der Moderne zur Postmoderne zu beschreiben und zu analysieren.
Um eine Epoche - ihre Erscheinungen, Ideen etc - zu analysieren, muss man diese in ihrer Gesamtheit betrachten, deren Grundlagen und Tendenzen analysieren und kann eben nicht selektiv nur einzelne Aspekte/Faktoren oder gar nur einzelne Vertreter bestimmter "Denkrichtungen" heraus picken und meinen, anhand derer eine Analyse einer zeitgeschichtlichen Epoche erstellen zu können.
Und nochmals nein ein "Perspektivenwechsel" bringt gar nichts bei der "Erfassung gesellschaftlich-historischer Zusammenhänge", sondern führt zu einseitiger Betrachtung unter Ausblendung relevanter Aspekte des historischen Gesamtkontextes.
Wissenschaft hat neutral zu sein und sich nicht aus einer bestimmten Perspektive zu betrachten.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2017, 11:14)


Und nochmals nein ein "Perspektivenwechsel" bringt gar nichts bei der "Erfassung gesellschaftlich-historischer Zusammenhänge", sondern führt zu einseitiger Betrachtung unter Ausblendung relevanter Aspekte des historischen Gesamtkontextes.
Wissenschaft hat neutral zu sein und sich nicht aus einer bestimmten Perspektive zu betrachten.
Zustimmung . Nur..........um die eigene Einstellung zu den Dingen hin, die das eigene Leben beeinflussen ist die Perspektive nun mal das entscheidende. Das, was die Wissenschaft liefert, kann meinen Horizont erweitern, meine Perspektive bleibt aber und mein Bestreben, meine Welt und meinen Einfluss nach den Dingen,wie sie ich aus meiner Perspektive sehe, gestalten zu wollen, bleibt eibenfalls.

So ist das in the real life...:-)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Anderus »

Fragt sich allerdings nur, was das mit befreiten Brüsten zu tun hat?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

Anderus hat geschrieben:(10 Jul 2017, 13:11)

Fragt sich allerdings nur, was das mit befreiten Brüsten zu tun hat?
Eine unheimliche Menge. Zeigt die Debatte doch, dass wir hier in der emanzipierten und liberalen Gesellschaft viele Perspektiven auf das Weibliche und Natürliche haben ( können/dürfen). Deine Perspektive ist nach deinen Einträge ziemlich eingleisig und eingeschränkt.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Anderus »

gödelchen hat geschrieben:(10 Jul 2017, 16:56)
Eine unheimliche Menge.
Klar, insbesondere die Diskussion, ob FKK eine faschistische Veranstaltung war.
Zeigt die Debatte doch, dass wir hier in der emanzipierten und liberalen Gesellschaft.....
Emanzipiert? Was denn, die Brüste? Liberal? Wobei denn? bei befreiten Brüsten?
...viele Perspektiven auf das Weibliche und Natürliche haben ( können/dürfen).
Ach? welche denn? Vogelperspektive? Gefällt mir bei Brüsten am besten. Froschperspektive? Habe ich lieber bei anderen natürlichen Weiblichkeiten.
Deine Perspektive ist nach deinen Einträge ziemlich eingleisig und eingeschränkt.
Diese Perspektive, kenne ich noch gar nicht. Kannst Du mehr dazu schreiben? (Aber bitte nur, wenn es was mit befreiten Brüsten zu tun hat.) Was gefällt Dir an meiner Einstellung zu befreiten Brüsten denn nicht? Warum findest Du das eingleisig und eingeschränkt?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2017, 11:14)

Du schwatzt wieder viel und sagst gar nichts, vor allem beantwortest du meine Fragen nicht.
Meine Frage lautete: Was sind "Ideen an sich"?
Gedankengebäude, die nicht oder nicht nur oder jedenfalls nicht vorrangig aus empirischen Betrachtungen hervorgehen. Sondern, die erdacht sind und in sich konsistent und logisch sein müssen oder sein sollten und dann von daher als Instrument auf reale Vorgänge anwendbar sind oder sein sollten. Es gibt positive und negative Ideen dieser Art.

Ich sehe mich in politischen Diskussionen in jüngerer Zeit (natürlich nicht nur hier) als Mathematiker (und von daher: als Nicht-Naturwissenschaftler, dem aber die Türen zu den Naturwissenschaften relativ offen stehen) immer häufiger in diese Position des Verteidigers der Geisteswissenschaften und der Philosophie nicht nur gedrängt sondern persönlich sogar angezogen. In politischen Diskussionen wohlgemerkt. Im normalen Wissenschaftsbetrieb gibts eher klare Vorgaben und abrechenbare Ergebnisse.

"Eugenik" ist für mich das Paradebeispiel einer solchen (negativen) Idee. Um deren Negativität zu entlarven, muss man keine Experimente machen und keine empirischen Resultate belegen oder wiederlegen. Sondern deren Negativität in einem geisteswissenschaftlichen kulturellen Sinn belegen.

Ein tatsächlicher sehr negativer Epochenbruch wird eintreten, wenn alle Menschen gemeinschaftlich der Meinung sind, es mache nur Sinn, Mäusespeichel zu analysieren und Vogelflugrouten zu katalogisieren und nicht mehr, über den Sinn des Daseins als solches nachzudenken.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2017, 21:50)

Gedankengebäude, die nicht oder nicht nur oder jedenfalls nicht vorrangig aus empirischen Betrachtungen hervorgehen. Sondern, die erdacht sind und in sich konsistent und logisch sein müssen oder sein sollten und dann von daher als Instrument auf reale Vorgänge anwendbar sind oder sein sollten. Es gibt positive und negative Ideen dieser Art.

Ich sehe mich in politischen Diskussionen in jüngerer Zeit (natürlich nicht nur hier) als Mathematiker (und von daher: als Nicht-Naturwissenschaftler, dem aber die Türen zu den Naturwissenschaften relativ offen stehen) immer häufiger in diese Position des Verteidigers der Geisteswissenschaften und der Philosophie nicht nur gedrängt sondern persönlich sogar angezogen. In politischen Diskussionen wohlgemerkt. Im normalen Wissenschaftsbetrieb gibts eher klare Vorgaben und abrechenbare Ergebnisse.

"Eugenik" ist für mich das Paradebeispiel einer solchen (negativen) Idee. Um deren Negativität zu entlarven, muss man keine Experimente machen und keine empirischen Resultate belegen oder wiederlegen. Sondern deren Negativität in einem geisteswissenschaftlichen kulturellen Sinn belegen.

Ein tatsächlicher sehr negativer Epochenbruch wird eintreten, wenn alle Menschen gemeinschaftlich der Meinung sind, es mache nur Sinn, Mäusespeichel zu analysieren und Vogelflugrouten zu katalogisieren und nicht mehr, über den Sinn des Daseins als solches nachzudenken.
Dumm nur dass auch Sozial-, Kultur- und Geschichtsswissenschafler ihre Hypothesen und Theorien so zu formulieren haben, dass sie falsifizierbar sind.
Sichtweisen von Philosophen sind weder verifizierbar noch falsifizierbar.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2017, 23:52)

Dumm nur dass auch Sozial-, Kultur- und Geschichtsswissenschafler ihre Hypothesen und Theorien so zu formulieren haben, dass sie falsifizierbar sind.
Sichtweisen von Philosophen sind weder verifizierbar noch falsifizierbar.
Gut. Damit kommen wir endgültig auf Wissenschaftstheorie, Rationalismus, Popper, Falsifikationalismus etc. ... das ist hochinteressant und diskussionswürdig, hat mit "befreiten Brüsten" aber kaum noch was zu tun. Für mich persönlich, und ich gebe zu, dass das eine ziemlich subjetkive Sicht ist, ist die ästhetische (natürlich nicht: erotische) Überhöhung des nackten, starken Körpers aufs engste mit der nationalsozialistischen Ideologie und Kultur verknüpft. Es ist eine subjektive Sicht. Ich kann sie aber sehr wohl mit Beispielen, Namen, konkreten Entgleisungen belegen und zumindest streckenweise objektivieren.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2017, 23:52)

Dumm nur dass auch Sozial-, Kultur- und Geschichtsswissenschafler ihre Hypothesen und Theorien so zu formulieren haben, dass sie falsifizierbar sind.
Sichtweisen von Philosophen sind weder verifizierbar noch falsifizierbar.
Genau..und das ist eine gute Beschreibung des Dilemmas ....nicht nur das Dilemma der Philosophie :-)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Jul 2017, 06:24)

Gut. Damit kommen wir endgültig auf Wissenschaftstheorie, Rationalismus, Popper, Falsifikationalismus etc. ... das ist hochinteressant und diskussionswürdig, hat mit "befreiten Brüsten" aber kaum noch was zu tun. Für mich persönlich, und ich gebe zu, dass das eine ziemlich subjetkive Sicht ist, ist die ästhetische (natürlich nicht: erotische) Überhöhung des nackten, starken Körpers aufs engste mit der nationalsozialistischen Ideologie und Kultur verknüpft. Es ist eine subjektive Sicht. Ich kann sie aber sehr wohl mit Beispielen, Namen, konkreten Entgleisungen belegen und zumindest streckenweise objektivieren.
Nee wir kommen nirgendwohin, wir sind immer noch beim Threadthema und deinem Ablenkungsmanöver "Lebensreformbewegung". Da magst du gerne deine subjektive Sicht vertreten, verallgemeinern kannst du die nicht und noch weniger kannst du die Deutungshoheit über FKK, Nacktheit und oder "Körperästhetik" beanspruchen.
Überhöhung/Idealisierung des nackten (durchtrainierten) menschlichen Körpers ist mitnichten "aufs engste mit der nationalsozialistischen Ideologie und Kultur verknüpft" - das ist Unsinn.
Die Überhöhung/Idealisierung des nackten (zumindest aber halbnackten) durchtrainierten menschlichen Körpers findet sich bereits in allen antiken Hochkulturen - ganz besonders ausgeprägt bei Griechen und Römern.
Folgte man deiner, sehr seltsamen, Sichtweise dann hätte es bereits in der Antike "Affinitäten" zur nationalsozialistischen "Ideologie und Kultur" gegeben.
Nein - du kannst gar nichts belegen, weil du alle Aspekte und Faktoren, die gegen deine These sprechen, geeignet sind, diese zu widerlegen, von vornherein ausblendest.
Du kannst ja nicht einmal begründen, was an der Idealisierung des durchtrainierten nackten menschlichen Körpers explizit "nationalsozialistisch" sein soll.
Du stellst willkürlich eine Verbindung her, weil einige Vertreter der Lebensreformbewegung den Nationalsozialisten nahe standen und du begründest den Zusammenhang, die "Affinität" der Lebensreformbewegung damit, dass einige Vertreter den Nationalsozialisten nahe standen. Ein klassischer Zirkelschluss!
Die gleiche Vorgehensweise zeigst du beim Thema Eugenik.
Nur mal nebenbei - der Trans- und Posthumanismus sind Eugenik in Reinkultur ==> Stichwort Designerbaby
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Jul 2017, 06:24)

Gut. Damit kommen wir endgültig auf Wissenschaftstheorie, Rationalismus, Popper, Falsifikationalismus etc. ... das ist hochinteressant und diskussionswürdig, hat mit "befreiten Brüsten" aber kaum noch was zu tun. Für mich persönlich, und ich gebe zu, dass das eine ziemlich subjetkive Sicht ist, ist die ästhetische (natürlich nicht: erotische) Überhöhung des nackten, starken Körpers aufs engste mit der nationalsozialistischen Ideologie und Kultur verknüpft. Es ist eine subjektive Sicht. Ich kann sie aber sehr wohl mit Beispielen, Namen, konkreten Entgleisungen belegen und zumindest streckenweise objektivieren.
Nachtrag:
Das musst mir mal näher erklären:
WAS ist an der Idealisierung des meschlichen Körpers, ist an der ästhetischen Darstellung des nackten, durchtrainierten menschlichen Körpers "typisch nationalsozialistisch"? Was hat die Darstellung und Idealisierung des nackten menschlichen Körpers mit Ideologie - insbesondere nationalsozialistischer Ideologie zu tun?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Anderus »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jul 2017, 16:17)

Nachtrag:
Das musst mir mal näher erklären:
WAS ist an der Idealisierung des meschlichen Körpers, ist an der ästhetischen Darstellung des nackten, durchtrainierten menschlichen Körpers "typisch nationalsozialistisch"? Was hat die Darstellung und Idealisierung des nackten menschlichen Körpers mit Ideologie - insbesondere nationalsozialistischer Ideologie zu tun?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dieter Winter »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jul 2017, 16:17)

Nachtrag:
Das musst mir mal näher erklären:
WAS ist an der Idealisierung des meschlichen Körpers, ist an der ästhetischen Darstellung des nackten, durchtrainierten menschlichen Körpers "typisch nationalsozialistisch"? Was hat die Darstellung und Idealisierung des nackten menschlichen Körpers mit Ideologie - insbesondere nationalsozialistischer Ideologie zu tun?
Die Nazis hatten halt ein Faible dafür. Schließlich war der ideale Deutsche blond wie Adolf, groß wie Josef und schlank wie Herrmann... :D

Aus heutiger Betrachtung sehen die martialischen Gestalten, die für so viel Entzücken bei den Nazis sorgten, reichlich schwul aus, würde ich sagen. :cool:

Insgesamt ist es aber schon verblüffend, was in blanke Titten so alles hinein interpretiert wird.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Vongole »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jul 2017, 16:17)

Nachtrag:
Das musst mir mal näher erklären:
WAS ist an der Idealisierung des meschlichen Körpers, ist an der ästhetischen Darstellung des nackten, durchtrainierten menschlichen Körpers "typisch nationalsozialistisch"? Was hat die Darstellung und Idealisierung des nackten menschlichen Körpers mit Ideologie - insbesondere nationalsozialistischer Ideologie zu tun?
Frag doch nicht sowas!
Bald werden wir über die antiken Römer und Griechen über Michelangeo und bis hin zu Helmut Newton feststellen müssen, dass die alle einer nationalsozialistischen Ideologie angehörten.
Bedenke, der Begriff "Faschismus" kommt von "facses", und schon sind wir wieder im alten Rom. Und wer war Michelangeo? Eben. ;)
Und vergleichst du viele der Thesen und Organisationen der Nazis mit denen der Führung der DDR, wird schon wieder ein Schuh daraus.
Fazit: Der nackte Körper, öffentlich präsentiert, ist immer idiologisch.
Ich werde mich folgemäßig mit einem entsprechenden Spruchband versehen, sollte ich wieder nackt an meinem kleinen See baden gehen.
Hoffentlich können die Frösche lesen.
Am Yisrael Chai

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Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(11 Jul 2017, 16:17)

Nachtrag:
Das musst mir mal näher erklären:
WAS ist an der Idealisierung des meschlichen Körpers, ist an der ästhetischen Darstellung des nackten, durchtrainierten menschlichen Körpers "typisch nationalsozialistisch"? Was hat die Darstellung und Idealisierung des nackten menschlichen Körpers mit Ideologie - insbesondere nationalsozialistischer Ideologie zu tun?
Der entscheidende Punkt ist nicht der "Körper" oder die "Nacktheit" sondern die Reduktion und deren Losgelöstheit von Kultur, Geist, Moral und nicht zuletzt auch von Erotik. Hitler hat es einmal sinngemäß so formuliert, dass er eine Jugend heranziehen wolle, schön wie Tigerjungen: Gewandt, kräftig und grausam.

Und zum Antike-Bezug:
Während die Darstellung idealisierender Nacktheit in der Antike nicht die Wirklichkeit, dafür aber reale Eigenschaften widerspiegelte, orientierten sich entsprechende Bildnisse seit der Renaissance nicht mehr an der Natur, sondern an einer idealisierenden Vorstellungs- und Gedankenwelt. Damit unterscheiden sich ihre Grundlagen in Antike und Neuzeit – trotz optischer Überschneidungen und neuzeitlicher Rückgriffe auf antike Kunst – in diametraler Weise.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ideale_Nacktheit

Hab' mir gestern einige Passagen des berühmten "Triumph des Willens"-Films von Riefenstahl bezüglich dieser Aspekte noch mal angeschaut. Nicht nur Alice Schwarzer waren oder sind in neuerer Zeit wieder davon fasziniert. Ich hab' absolut kein Problem damit, die Abneigung gegen diese faschistische Körper-Ästhetik als meine ganz persönliche Macke ausgewiesen zu bekommen ... ist schon o.k.
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Re:

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)
Der entscheidende Punkt ist nicht der "Körper" oder die "Nacktheit" sondern die Reduktion und deren Losgelöstheit von Kultur, Geist, Moral und nicht zuletzt auch von Erotik. Hitler hat es einmal sinngemäß so formuliert, dass er eine Jugend heranziehen wolle, schön wie Tigerjungen: Gewandt, kräftig und grausam.
Die Frage steht immer noch:
Was hat der idealisierte nackte menschliche Körper, was hat die idealisierte Darstellung des nackten menschlichen Körpers mit der nationalsozialistischen Ideologie - überhaupt mit irgendeiner Ideologie - zu tun?

Genau das ist der entscheidende Punkt, mit dem du dich auseinander setzen solltest!

Was du tust, ist eine "Sache"/"Bewegung", welche FÜR eine bestimmte Ideologie missbraucht, instrumentalisiert wird, mit der Ideologie gleich zusetzen, sie mit der Ideologie zu identifizieren und damit selbst einer Ideologie folgst.
Alles was du hier gegen Körperästhetik/Idealisierte Darstellung des nackten menschlichen Körpers vorbringst, entspringt einer Ideologie, ist Interpretation, die ursächlich nichts aber auch gar nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hat.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)Und zum Antike-Bezug:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ideale_Nacktheit
Wat denn? Echt jetzt - du willst mir jetzt mittels Wikipedia erklären, was es mit der Idealisierung des menschlichen Körpers/des nackten menschlichen Körpers auf sich hat?
Du hättest lieber den folgenden Satz zitieren sollen:
"Es gibt keine Schriftzeugnisse über die Gründe, warum die Griechen begannen, Menschen nackt zu zeigen. Somit bleibt es der Archäologie sowie der Kunst- und Kulturwissenschaft überlassen, die Gründe für derartige Darstellungen zu erschließen."
Es gibt keine Primärquellen - heißt schlicht wir wissen es nicht! Eines wissen wir jedoch - es waren NICHT die Griechen, die mit der Darstellung des nackten menschlichen Körpers begannen und noch etwas wissen wir, dass sich die Vorstellungen, WIE dieser "ideale Körper" auszusehen hat in den jeweiligen Zeiten und Kulturen sehr stark unterschieden.
Sogar innerhalb der griechischen Kultur unterschieden sich die Vorstellungen WIE dieser ideale menschliche Körper darzustellen sei. Das waren in der Archaik andere, als in der Klassik und wiederum ganz andere in der Zeit des "Helenismus".
Schon der Begriff "Idealisierung" zeigt deutlich, dass es sich NICHT um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung handelt. Es gab allerdings starke Bestrebungen (Gymnasien, olympische Spiele etc) sich diesem Ideal anzunähern.

Es gibt KEINEN "antiken Bezug" - was es gibt, ist ein bestimmtes "Schönheitsideal" einer bestimmten Epoche oder Kultur und dieses Schönheitsideal findet z.B. in der bildenden Kunst seinen Ausdruck.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 06:24)Hab' mir gestern einige Passagen des berühmten "Triumph des Willens"-Films von Riefenstahl bezüglich dieser Aspekte noch mal angeschaut. Nicht nur Alice Schwarzer waren oder sind in neuerer Zeit wieder davon fasziniert. Ich hab' absolut kein Problem damit, die Abneigung gegen diese faschistische Körper-Ästhetik als meine ganz persönliche Macke ausgewiesen zu bekommen ... ist schon o.k.
Du laberst immer noch "faschistischer Körperäshetik".
Was unterscheidet denn die "faschistische Körperästhetik" einer von der antiken Körperästethik einer Apollon- oder Zeusstaute, einer antiken Artemis- und Aphrodite, was unterscheidet "faschistische Körperästehtik" von der Körperästehtik eines David von Michealangelo oder von Dürers "Vertreibung aus dem Paradies"?
Worin unterscheiden sich Körperästehtik allgemein von "faschistischer Körperästethik"?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

Völlige Zustimmung zu einem Beitrag 10.22 Uhr

so ist es: Es gibt KEINEN "antiken Bezug" - was es gibt, ist ein bestimmtes "Schönheitsideal" einer bestimmten Epoche oder Kultur und dieses Schönheitsideal findet z.B. in der bildenden Kunst seinen Ausdruck.

Beweis:

https://www.google.de/search?q=Steinzei ... 7awStg0wRM:
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

@D.A. Ich habe niemals die Ästhetik, den Genuss, den persönlichen Bezug zum nackten Körper an sich kritisiert oder irgendwie missfällig gedeutet. Immer nur dann, wenn diese Idealisierung Teil irgendeiner Bewegung, Ideologie, irgendeiner Kulturalisierung, Überhöhung ist. Und wenn versehentlich doch, dann bedaure ich das und nehme es hiermit zurück.

Es gibt die Anekdote, dass in der Nachkriegs-DDR der frührere expressionistische Dichter und dann damalige Kulturminister Becher bei einem Ostsee-Urlaub eine nackte Frau liegen sah, nur das Gesicht mit einer ND-Seite bedeckt. Er beschimpfte sie - unter anderem - als "alte Sau". Es stellte sich aber dann heraus, dass es sich um die Schriftstellerin Anna Seghers handelte. Kurze Zeit später musste er ihr dann den Nationalpreis überreichen und begann mit den Worten "Liebe Genossin" (oder "Liebe Kollegin"). Die prompte Antwort der Seghers lautete: "Für Sie immer noch 'Alte Sau'" ... Haha. Das gefällt mir. Da bin ich voll auf der Seite der Autorin. Unabhängig jetzt mal von der Frage, ob sich das tatsächlich genau so zugetragen hat ...

Und es gab Anfang der 90er in Berlin eine Ausstellung zur bildenden Kunst in Stalinismus und Hitlerismus. Niemals werde ich die Verachtung für diese - das war die überdeutliche Gemeinsamkeit - Körper-ohne-Kulturfixiertheit zurücknehmen. Das junge deutsche Fliegerass, die hart durchgreifende Komsomolzin. Und auch nicht die Skepsis gegenüber den historisch bedingten Affinitäten zwischen Teilen der Lebensreform und Faschismus. Ich empfehle nochmal (neben Riefenstahl natürlich): Hans Surén: "Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist". Das waren die Bestseller. Auch wenn es ganz anders geartete Nebengleise gab, die man natürlich nicht einfach mitdenunzieren sollte. Aber das war der gelebte, der ästhetische Mainstream des deutschen Nationalsozialismus. Ich habs schon geschrieben: Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von gödelchen »

"Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren."

So es ist!

Nur darfst du deinen Widerwillen als Merkmal gegen eine politisch dreckige Bewegung mit rassistischer Grundlage nicht zur allgemein Verdammnis einer immer immer dagewesen Erscheinung des Kulturellen stilisieren.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)

@D.A. Ich habe niemals die Ästhetik, den Genuss, den persönlichen Bezug zum nackten Körper an sich kritisiert oder irgendwie missfällig gedeutet. Immer nur dann, wenn diese Idealisierung Teil irgendeiner Bewegung, Ideologie, irgendeiner Kulturalisierung, Überhöhung ist. Und wenn versehentlich doch, dann bedaure ich das und nehme es hiermit zurück.
Nein - du kritisierst nicht, du fabrizierst Zirkelschlüsse.
Wie ich bereits schrieb:
Du stellst willkürlich eine Verbindung zwischen einer "Sache" (Lebensreformbewegung + Idealisierung des nackten durchtrainierten menschlichen Körpers) und einer Ideologie her, WEIL einige Vertreter dieser "Sache" einer bestimmten Ideologie (Nationalsozialismus) nahestehen und begründest diese Verbindung - von "Sache" mit Ideologie - damit, DASS einige Vertreter der "Sache" der bestimmten Ideologie nahe standen. Und das IST ein Zirkelschluss!
Was du tust ist, die Vereinnahmung und Istrumentalisierung der "Sache" DURCH eine Ideologie, der "Sache" selbst anzulasten und damit diffamierst du (die "Sache")!

Es gibt nicht ausschließlich einen "persönlichen Bezug zum nackten Körper", es gibt immer auch einen gesellschaftlichen Bezug zum nackten Körper/ein ästhetisches Empfinden den nackten menschlichen Körper gegenüber.
Nennt sich "Schönheitsideal" und dieses hat immer einen Bezug zum gesamtgesellschaftlichen Kontext, unsterliegt intersubjektivem Konsens. Dass das, was als jeweiliges "Schönheitsideal" einer Gesellschaft betrachtet wird, auch steuerbar und/oder manipulierbar ist, hat nur am Rande etwas mit Ideologie zu tun.
Und schon der Begriff "Ideal" beinhaltet eine Überhöhung, Perfektion - eben eine Idealvorstellung, die a) nicht erreichbar ist oder b) im real Live höchst selten vorkommt.
Die Künstler der "ollen Griechen", die die wunderbaren Statuen geschaffen haben, hatten sehr wohl sehr reale Vorbilder/Models.
Anders hätten sie Körperhaltung, Körperdefinition, Anatomie und Bewegungsabläufe gar nicht nachbilden können.
schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)
Es gibt die Anekdote, dass in der Nachkriegs-DDR der frührere expressionistische Dichter und dann damalige Kulturminister Becher bei einem Ostsee-Urlaub eine nackte Frau liegen sah, nur das Gesicht mit einer ND-Seite bedeckt. Er beschimpfte sie - unter anderem - als "alte Sau". Es stellte sich aber dann heraus, dass es sich um die Schriftstellerin Anna Seghers handelte. Kurze Zeit später musste er ihr dann den Nationalpreis überreichen und begann mit den Worten "Liebe Genossin" (oder "Liebe Kollegin"). Die prompte Antwort der Seghers lautete: "Für Sie immer noch 'Alte Sau'" ... Haha. Das gefällt mir. Da bin ich voll auf der Seite der Autorin. Unabhängig jetzt mal von der Frage, ob sich das tatsächlich genau so zugetragen hat ...
jaja sehr witzig und voll daneben!

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 13:21)Und es gab Anfang der 90er in Berlin eine Ausstellung zur bildenden Kunst in Stalinismus und Hitlerismus. Niemals werde ich die Verachtung für diese - das war die überdeutliche Gemeinsamkeit - Körper-ohne-Kulturfixiertheit zurücknehmen. Das junge deutsche Fliegerass, die hart durchgreifende Komsomolzin. Und auch nicht die Skepsis gegenüber den historisch bedingten Affinitäten zwischen Teilen der Lebensreform und Faschismus. Ich empfehle nochmal (neben Riefenstahl natürlich): Hans Surén: "Mensch und Sonne – Arisch-olympischer Geist". Das waren die Bestseller. Auch wenn es ganz anders geartete Nebengleise gab, die man natürlich nicht einfach mitdenunzieren sollte. Aber das war der gelebte, der ästhetische Mainstream des deutschen Nationalsozialismus. Ich habs schon geschrieben: Mein Widerwille dagegen ist einfach eine ganz subjektive persönliche Macke. Wir brauchen das nicht weiter objektiviert politisch diskutieren.
Auch wenn du deinen Zirkelschluss noch ein paarmal wiederholst, es bleibt ein Zirkelschluss, der absolut gaar nichts belegt, am allerwenigsten eine "Affinität zwischen Lebensreformbewegung und Faschismus". Die gibt es nur in deinem Kopf.
Einzelne Vertreter der Lebensreformbewegung, die dem Nationalsozialismus nahe standen, sind immer noch einzelne Vertreter, die dem Nationalsozialismus nahe standen und keine "Bewegung".
Wenn diese Vertreter der Lebensreformbewegung den Nationalsozialisten halfen Teile bzw Inhalte der Lebensreformbewegung im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu vereinnahmen und zu instrumentslisieren, handelt es sich immer noch um die Vereinnahmung, Instrumentalisierung DURCH die Ideologie bzw im Sinne der Ideologie und NICHT um "Affinitäten einer Bewegung".
Sorry, aber ich muss mir keine ideologischen Machwerke irgendwelcher Vertreter einer Ideologie antun, um zu erkennen was Vereinnahmung DURCH eine Ideologie bedeutet bzw um zu wissen, WIE Menschen in ihrem Weltbild/ihrer Weltsicht mittels Ideologie manipuliert werden. Das ist schließlich der Sinn jeder Ideologie - Manipulation und Indoktrination.

Achja: Was ist eigentlich eine "Körper-ohne-Kulturfixiertheit"?
Und was wäre das Gegenteil eine "Körper-mit-Kulturfixiertheit"?

Eine Antwort auf diese beiden Fragen würde mich brennend interessieren!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(12 Jul 2017, 15:11)
Eine Antwort auf diese beiden Fragen würde mich brennend interessieren!
Sorry. Aber beide Fragen haben mich als politisches Topos in diesem politischen Forum ebenfalls interessiert. Inzwischen nicht mehr. Ich habe gelernt und sehe es ein, dass meine Abneigung gegen die Ästhetik des starken Körpers a la Riefenstahl oder Surén rein persönlicher und subjektiver Natur ist. Und dementsprechend nicht in ein offenes Politik-Forum gehört sondern meine ganz persönliche Angelgenheit ist, die ich nicht weiter zu verbreiten gedenke. Oder anders gesagt: Ich passe!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jul 2017, 20:49)

Sorry. Aber beide Fragen haben mich als politisches Topos in diesem politischen Forum ebenfalls interessiert. Inzwischen nicht mehr. Ich habe gelernt und sehe es ein, dass meine Abneigung gegen die Ästhetik des starken Körpers a la Riefenstahl oder Surén rein persönlicher und subjektiver Natur ist. Und dementsprechend nicht in ein offenes Politik-Forum gehört sondern meine ganz persönliche Angelgenheit ist, die ich nicht weiter zu verbreiten gedenke. Oder anders gesagt: Ich passe!
Man darf (soll sogar) sich sehr wohl kritisch mit einer politischen Ideologie auseinander setzen, allerdings sollte man sich dabei vor Zirkelschlüssen hüten und davor falsche Prämissen zu setzen.
Es war die Ideologie, der sich Riefenstahl andiente, die ihre "Werke" im Sinne dieser Ideologie schuf und nicht umgekehrt.
Wie ich bereits schrieb, ist der Sinn und Zweck einer Ideologie Menschen in diesem Sinn zu manipulieren und zu indoktrinieren.
Ich bekomme also keine Antwort auf meine beiden letzten Fragen - auch gut.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Jekyll »

Dark Angel hat geschrieben:(13 Jul 2017, 11:22)

Man darf (soll sogar) sich sehr wohl kritisch mit einer politischen Ideologie auseinander setzen, allerdings sollte man sich dabei vor Zirkelschlüssen hüten und davor falsche Prämissen zu setzen.
Es war die Ideologie, der sich Riefenstahl andiente, die ihre "Werke" im Sinne dieser Ideologie schuf und nicht umgekehrt.
Das hätte nie funktioniert, wenn es da keinerlei Affinitäten gegeben hätte (auf welcher Ebene auch immer). Du tust ja so, als ob in der Epoche die Nazis die einzigen wären, die nazimäßig drauf waren und alle anderen nicht. Dem war aber nicht so. Die Nazis waren nur die erfolgreichsten, und sie waren die einzigen, die schlussendlich staatstragend wurden. Alles andere wurde einvernommen und einverleibt und das geschah umso leichter, je affiner diese zur Nazi-Bewegung waren. Mit Typen wie Riefenstahl war diese Kooperation wohl besonders fruchtbar. Warum wohl.
Wie ich bereits schrieb, ist der Sinn und Zweck einer Ideologie Menschen in diesem Sinn zu manipulieren und zu indoktrinieren.
So eine pauschale Aussage ist schon mal definitiv falsch. Eine Ideologie oder Weltanschauung kann sich aus einer unmittelbar erlebten Wirklichkeit heraus manifestieren, quasi als deren Quintessenz. Ob diese Quintessenz dann konstruktiv zum Erkenntnisgewinn anderer oder destruktiv zur Manipulation eingesetzt wird ist wiederum eine ganz andere, sekundäre Frage.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich hole das Thema nicht deshalb wieder hoch, um nochmal meine ganz persönliche Macke zu bekräftigen, dass es kaum etwas Unerotischeres gibt, als unvermittelte komplette Nacktheit ... sondern wegen eines aktuellen Beitrags in der Reihe "Politisches Feuilleton" von Deutschlandradio Kultur: "Textil contra FKK. Die Rückkehr der Schamhaftigkeit. Von Dieter Bub" (https://www.deutschlandfunkkultur.de/te ... _id=426084).

Der Autor, Dieter Bub, wuchs bis 1956, bis zum 18. Lebensjahr auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf, war dann später vor allem für den Stern Journalist in der DDR und schrieb und produzierte vor allem Sachen, die von den Verhältnissen in der DDR handelten. Nun macht er ein ziemlich seltsames Fass "westliche Prüderie" vs "östliche Freizügigkeit" auf. Siehe Link.

Die Frage für mich ist: Stimmt denn das überhaupt sachlich? Ich hatte wirklich alle möglichen sozialen Kontakte zu den verschiedensten Millieus in der ehemaligen DDR. Zu den sogenannten ganz normalen Leuten bis zu Intellektuellen, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern. In diesem Freundes- und Bekanntenkreis gab es keinen einzigen irgendwie FKK-affinen Menschen. Keinen einzigen. Nicht nur in dem oben verlinkten Beitrag sondern noch in zwei drei anderen jüngeren Texten wird die Sage verbreitet, Textilbadende seien in der DDR die absolute Ausnahme gewesen und der Normalfall war die Nacktbaderei. Das ist doch völliger Unsinn. Was soll das?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 10:28)

Ich hole das Thema nicht deshalb wieder hoch, um nochmal meine ganz persönliche Macke zu bekräftigen, dass es kaum etwas Unerotischeres gibt, als unvermittelte komplette Nacktheit ... sondern wegen eines aktuellen Beitrags in der Reihe "Politisches Feuilleton" von Deutschlandradio Kultur: "Textil contra FKK. Die Rückkehr der Schamhaftigkeit. Von Dieter Bub" (https://www.deutschlandfunkkultur.de/te ... _id=426084).

Der Autor, Dieter Bub, wuchs bis 1956, bis zum 18. Lebensjahr auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf, war dann später vor allem für den Stern Journalist in der DDR und schrieb und produzierte vor allem Sachen, die von den Verhältnissen in der DDR handelten. Nun macht er ein ziemlich seltsames Fass "westliche Prüderie" vs "östliche Freizügigkeit" auf. Siehe Link.

Die Frage für mich ist: Stimmt denn das überhaupt sachlich? Ich hatte wirklich alle möglichen sozialen Kontakte zu den verschiedensten Millieus in der ehemaligen DDR. Zu den sogenannten ganz normalen Leuten bis zu Intellektuellen, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern. In diesem Freundes- und Bekanntenkreis gab es keinen einzigen irgendwie FKK-affinen Menschen. Keinen einzigen. Nicht nur in dem oben verlinkten Beitrag sondern noch in zwei drei anderen jüngeren Texten wird die Sage verbreitet, Textilbadende seien in der DDR die absolute Ausnahme gewesen und der Normalfall war die Nacktbaderei. Das ist doch völliger Unsinn. Was soll das?
1. ist das wirklich deine ganz persönliche Macke.

2. wer sagt denn, dass ein nackter menschlicher Körper IMMER erotisch sein muss?
Die "ollen Griechen" betrieben Sport in all seinen Variationen grundsätzlich nackt. Glaubst du ernsthaft, die hätten des der "erotischen Wirkung" wegen getan?

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:24)

1. ist das wirklich deine ganz persönliche Macke.

2. wer sagt denn, dass ein nackter menschlicher Körper IMMER erotisch sein muss?
Die "ollen Griechen" betrieben Sport in all seinen Variationen grundsätzlich nackt. Glaubst du ernsthaft, die hätten des der "erotischen Wirkung" wegen getan?

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:55)

Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
Ja - FKK war in der DDR eine Massenbewegung. Es gab sehr viele FKK-Strände und auch Campingplätze, nicht nur an der Ostsee und die waren auch schon frühzeitig ausgebucht.
Worauf das gründet - schwierig zu beantworten; vielleicht ein Stückchen Freiheit, das einem keiner nehmen konnte - sich völlig ungebunden, ohne jeglichen Zwang bewegen zu können, "streifenfrei" zu bräunen. Ganz am Anfang mag auch eine Art Protest dabei gewesen sein - als die ersten "wilden" FKK-Strände entstanden, die regelmäßig von der "Staatsmacht aufgeräumt" wurden, Aktionen bei denen auch dieser und jener Polizist unfreiwillig baden ging, weil von den "Nackedeis" ins Wasser geworfen.
Es hatte anfangs etwas mit "verbotenes tun" zu tun - Nachbars Kirschen schmecken bekanntlich besser als die eigenen. ;)

Später wurde FKK-baden und FKK-Camping zunehmend normal, keiner machte sich mehr groß Gedanken darüber, niemand nahm Anstoß daran. Es war halt so.
Mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die Gesellschaft nicht so bigott und "übersexualisiert" (Sex sells) war - Prüderie auf der einen Seite und Pornographie und Prostitution auf der anderen. Mag auch sein, dass man sich "im Westen" ganz bewusst von solchen Erscheinungen abgrenzen wollten - ich weiß es nicht.
Kann auch sein, dass sich mancher "Ostalgiker" eines Stückchen Freiheit oder gar Identität beraubt sieht - wie gesagt, ich weiß es nicht.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:24)

3. bedienst du hier (wieder mal) das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung.
Nur weil DU keinen einzigen Menschen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis kennst, der "irgendwie FKK-affin" war, heißt das noch lange nicht, dass FKK in der DDR eine Ausnahmeerscheinung war.
Das weiß ich doch ....
Wie groß war/ ist denn dein Freundes- und Bekanntenkreis - 50, 100 Menschen? Wie viele lebten in der DDR etwa 17 Mio.
Du schließt also von einer winzigen Gruppe, du du kennst, auf die "Affinitäten"/Gewohnheiten der Gesamtbevölkerung.
Die "Gruppe", wie groß auch immer, war /ist jedenfalls äußerst heterogen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(05 Sep 2018, 12:55)

Was ist denn nun sachlich korrekt, war FKK eine DDR Massenbewegung, wie der Autor schreibt, oder nicht und falls ja, worauf gründete das und weshalb wird der sog. Textiler-Wessi heute als Bedrohung empfunden?
Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Unabhängig davon macht der verwiesene Beitrag in der Reihe "Politisches Feuilleton" einen ziemlich befremdlichen Eindruck auf mich.
Nachdem die Seen Brandenburgs immer stärker von den Wessis aus Berlin und Hamburg entdeckt und genutzt werden, hat die Textilindustrie mit neuen Bademoden die gesamte Republik zwischen Sylt und Bodensee erobert. Ein Siegeszug, der nicht nur steigenden Umsatz bedeutet, sondern zugleich Ausdruck einer Rückkehr zu verblüffender Schamhaftigkeit signalisiert. Frau trägt Badeanzug, Mann Badehose, die bis zum Knie reicht.
Die Textilindustrie lanciert eine neue Schamhaftigkeitswelle, um ihren Umsatz an Badetextilien zu puschen? Bitte?
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Und nochmal: WIE VIELE von den etwa 17 Mio Menschen, die in der DDR gelebt haben kennst du näher?
Sind das 100? Hast du jeden - wirklich jeden - der dir in deinem Leben begegnet ist, nach seiner "Affinität" zu FKK angesprochen?

Was du hier von dir gibst ist und bleibt das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung!
Was DU aus deinem begrenzten, engen Umfeld nicht kennst, das hat es nicht gegeben.
Auf die Idee, dass deine kleine "Lebensblase" NICHT repräsentativ ist, kommst du gar nicht erst.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:34)

Und nochmal: WIE VIELE von den etwa 17 Mio Menschen, die in der DDR gelebt haben kennst du näher?
Sind das 100? Hast du jeden - wirklich jeden - der dir in deinem Leben begegnet ist, nach seiner "Affinität" zu FKK angesprochen?

Was du hier von dir gibst ist und bleibt das schlechte Argument der übereilten Verallgemeinerung!
Was DU aus deinem begrenzten, engen Umfeld nicht kennst, das hat es nicht gegeben.
Auf die Idee, dass deine kleine "Lebensblase" NICHT repräsentativ ist, kommst du gar nicht erst.
Doch. Ich komme nicht nur auf die Idee sondern das exemplarische einer persönlichen Lebensrealität ist mir völlig klar. Deshalb schrieb ich ja auch: Man müsste halbwegs seriöses Zahlenmaterial haben, um eine halbwegs seriöse Aussage machen zu können.

Aber nun: In der Umkehrung siehts schon wieder ganz anders aus. Wenn (nicht nur in der verwiesenen Sendung sondern auch merkwürdigerweise in mindestens zwei weiteren jüngeren Beiträgen, die ich grad nur nicht finde ...) ... davon die Rede ist, dass Nacktbaden in der DDR der absolute Normalfall gewesen sei ... dann reicht eine einzige persönliche Biographie mit vollkommen anderen Erfahrungen für eine Falsifizierung dieser Aussage aus.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Sorry, lieber schokoschendrezki, hier irrst du: FKK war sehr sehr weit verbreitet in der DDR, an der Ostsee in Glowe auf Rügen zum Beispiel und an vielen anderen Orten. Massenhaft Leute waren begeisterte FKK-Anhänger. Ich selbst hielt mich auch lieber an Textilstränden auf, aber wusste natürlich von vielen meiner Klassenkameraden, Kommilitonen und Freunden, dass sie regelmäßig "um die Ecke rum" an den FKK-Strand zogen, während ich mit wenigen anderen Kumpels am Textilstrand blieb. Das war damals auch alles frei von den heute üblichen Verklemmungen. Ich hab da auch nix von irgendeiner "Freiheits-Nische" gesehen, die die Leute angeblich mit FKK im DDR-Gefängnis gefunden haben sollen. Nee, die hatten alle richtig Spaß daran. Und Nacktbaden ist gesund und schön und hat ne lange Tradition. Siehe "Kuhle Wampe".

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhle_Wam ... ie_Welt%3F
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:06)

Sorry, lieber schokoschendrezki, hier irrst du: FKK war sehr sehr weit verbreitet in der DDR, an der Ostsee in Glowe auf Rügen zum Beispiel und an vielen anderen Orten. Massenhaft Leute waren begeisterte FKK-Anhänger. Ich selbst hielt mich auch lieber an Textilstränden auf, aber wusste natürlich von vielen meiner Klassenkameraden, Kommilitonen und Freunden, dass sie regelmäßig "um die Ecke rum" an den FKK-Strand zogen, während ich mit wenigen anderen Kumpels am Textilstrand blieb. Das war damals auch alles frei von den heute üblichen Verklemmungen. Ich hab da auch nix von irgendeiner "Freiheits-Nische" gesehen, die die Leute angeblich mit FKK im DDR-Gefängnis gefunden haben sollen. Nee, die hatten alle richtig Spaß daran. Und Nacktbaden ist gesund und schön und hat ne lange Tradition. Siehe "Kuhle Wampe".

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhle_Wam ... ie_Welt%3F
Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:
Sommer, Sonne, nackt am Strand - in der DDR gehörte das für viele zusammen. Ob an der mecklenburgischen Ostseeküste oder am sächsischen Baggersee, im Arbeiter- und Bauernstaat erfreute sich die Freikörperkultur, kurz FKK, großer Beliebtheit. Seit den Siebzigerjahren gehörte der hüllenlose Badespaß an fast allen Stränden im Land dazu. 1982 gab es 40 offizielle Nacktbadestellen, 1988 waren es schon 60.
(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Billie Holiday »

Und?
Hat mittlerweile die eine oder andere userin ihre Brüste befreit? :cool:
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

In Ländern wie Deutschland, vor allem aber auch Österreich, hat die Barbusigkeit in der Öffentlichkeit definitiv abgenommen. Unabhängig vom Thema FKK+DDR wäre es schon ziemlich interessant, herauszufinden was der eigentliche Grund für diese Entwicklung ist. (Wenn es denn überhaupt einen benennbaren Grund dafür gibt).
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von becksham »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:17)

Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:

(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
Ja, so in etwa hab ich das auch erlebt. FKK gab es hauptsächlich an der Ostsee. Da war es aber völlig normal. An anderen Seen fand es zumeist an nicht öffentlichen Badestellen statt. Am Ostseestrand waren schon die meisten Nackigen zu treffen.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:36)

In Ländern wie Deutschland, vor allem aber auch Österreich, hat die Barbusigkeit in der Öffentlichkeit definitiv abgenommen. Unabhängig vom Thema FKK+DDR wäre es schon ziemlich interessant, herauszufinden was der eigentliche Grund für diese Entwicklung ist. (Wenn es denn überhaupt einen benennbaren Grund dafür gibt).
Barbusigkeit in der Öffentlichkeit kenne ich außerhalb von Stränden und Seeufern nicht. Wo gab es die und heute nicht mehr? :?:
Kann mich nicht erinnern, jemals im Supermarkt oder im Einwohnermeldeamt auch nur eine einzige Frau oben ohne gesehen zu haben. :?:
Oder meinst du Werbung/Magazine?

Könnte mir vorstellen, dass der Schönheits- und Jugendwahn die eine oder andere völlig normal gebaute Frau abhält. Nicht jede verfügt über genug Selbstbewußtsein, ihren normal-unperfekten, nicht photogeshopten Körper zu zeigen.
Auch Verfechter draller Damen posten in der Weinstube gefakte Bilder völlig glatter, dicker Schenkel erwachsener Frauen mit senkrecht stehenden, natürlichen Brüsten. :D :D

Im Badeanzug kann frau nichts falsch machen.
(Meine Vermutung, ich selbst schwimme gern nackt.)
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:52)

Barbusigkeit in der Öffentlichkeit kenne ich außerhalb von Stränden und Seeufern nicht. Wo gab es die und heute nicht mehr? :?:
Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:17)

Tja, vielleicht bin ich halt etwas abseitig veranlagt. Keine Ahnung.

Aber rein logisch: Wenn man folgende Meldung bei NDR liest:

(https://www.ndr.de/kultur/geschichte/ch ... dr115.html)
Ja. So in etwa hätte ich die Zahlen eigentlich auch abgeschätzt. Erst 40 und dann sogar schon 60. Sagenhaft! Unglaublich geradezu. Sollte man nicht vielleicht mal wenigstens überschlagsmäßig die Gesamtzahl der Badestellen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Betracht ziehen? Selbst wenn man inoffizielle Badestellen und das Nacktbaden an Textilbadestellen mit einbezieht: Von "fast allen" kann doch überhaupt keine Rede sein.
Ja, sicher, das ist etwas übertrieben. Auch ich kenne Leute - mich selbst :D - die damit aus den verschiedensten Gründen nix am Hut hatten. Aber ich kenne eben auch sehr viele Leute, die mit FKK unheimlich viel Spaß hatten. Ich hab sogar mal einen kleinen witzigen "Konflikt" damit gehabt. Warum? Weil einer meiner Lover damals in den 70ern mich mit an einen herrlichen etwas entlegenen langen Ostseestrand mit feinem weißen Sand mitnahm, er in der Düne sein Zeug auszog und nackig hin zu den anderen Nackten ans Volleyballnetz zum Spielen rannte. Er winkte mir zu und rief "na komm, zieh dich aus, spiel mit" und ich schüttelte den Kopf. Die Folge: Ich war es, die an diesem FKK-Strand dumm angeguckt wurde, weil ich was anhatte. Die Blicke der Hüllenlosen vertrieben mich dann und erst viele Stunden später traf ich meine Flamme wieder in der Strandperle (cooles Strandcafe mit Tanz), wo er fragte, warum ich denn verschwunden sei, das sei doch so herrlich da am FKK-Strand. Er konnte es gar nicht fassen, dass jemand nix mit FKK am Hut hatte :D Mit anderen Worten: In den 70ern war man eher ein Exot in der DDR, wenn man nichts übrig hatte für die Freikörperkultur.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:59)

Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
Also Nacktbaden in irgendeine Nähe zu "sexuellen Handlungen" zu bringen, das ist ja nun wirklich schräg. Das ist es ja gerade, was den heutigen restlichen FKK-Freunden oft den Spaß vergällt: Wenn sie dauernd nach irgendwelchen sexuellen Hintergründen ihrer Nacktheit gefragt werden. Beides hat nix miteinander zu tun. Zumindest nicht am Strand.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:03)

Das weiß ich doch ....

Die "Gruppe", wie groß auch immer, war /ist jedenfalls äußerst heterogen.
Es geht nicht darum, ob die Gruppe "heterogen" ist, sondern darum, dass sie NICHT repräsentativ für 17 Mio Menschen ist, die in der DDR gelebt haben!
Zuletzt geändert von Dark Angel am Mi 5. Sep 2018, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:54)

Doch. Ich komme nicht nur auf die Idee sondern das exemplarische einer persönlichen Lebensrealität ist mir völlig klar. Deshalb schrieb ich ja auch: Man müsste halbwegs seriöses Zahlenmaterial haben, um eine halbwegs seriöse Aussage machen zu können.

Aber nun: In der Umkehrung siehts schon wieder ganz anders aus. Wenn (nicht nur in der verwiesenen Sendung sondern auch merkwürdigerweise in mindestens zwei weiteren jüngeren Beiträgen, die ich grad nur nicht finde ...) ... davon die Rede ist, dass Nacktbaden in der DDR der absolute Normalfall gewesen sei ... dann reicht eine einzige persönliche Biographie mit vollkommen anderen Erfahrungen für eine Falsifizierung dieser Aussage aus.
Normalfall = statistische Normalverteilung. Da reicht eben eine einzige persönliche Biographie NICHT zur Falsifikation der Aussage, weil es IMMER Abweichungen von der statistischen Normalverteilung gibt!
Nacktbaden war in der DDR normal - sehr viele Menschen haben es "praktiziert" und NIEMAND hat daran Anstoß genommen.

Ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum du aus deinem ganz persönlichen Problem mit dem nackten menschlichen Körper ein Politikum machst, warum du FKK oder Darstellungen des nackten menschlichen Körpers wahnhaft mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung bringen musst.
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 15:59)

Ja, natürlich, an Stränden und Seeufern ... ist aber für mich auch "Öffentlichkeit".

Öffentliche sexuelle "Handlungen" fallen in Deutschland unters Strafrecht und können mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Nur dies läuft auf "Erregung öffentlichen Ärgernisses" hinaus. Nacktheit an sich ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Nur dann, wenn es als Belästigung der Allgemeinheit ansehbar ist. Fragt sich natürlich, ob und wenn ja ab wann "Nacktheit" als "sexuelle Handlung" interpretierbar ist.
Kannst du mal erklären, was nackt baden oder schlicht "Nacktheit" mit sexuellen Handlungen zu tun haben soll?
Wer in den nackten menschlichen Körper nur unter dem Aspekt Sexualität/Erotik betrachten kann, der hat wirklich ein Problem - der hat sogar ein große Problem!
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Re: befreit die Brüste

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Sep 2018, 14:18)

Eines ist sicher und belegt: Das kleine Ostseebad Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland/Darß ist seit über hundert Jahren eine Künstlerkolonie (vorwiegend für bildende Künstler, Maler) und FKK war und ist dort in diesem Zusammenhang schon lange angesagt.

Für die allgemeine FKK-Affinität müsste man auf konkrete Zahlen oder wenigstens Abschätzungen zurückgreifen können. Hab' ich nicht. Ich kann nur noch mal wiederholen: Unter all den Schulfreunden, Uni-Freunden, Verwandten, Bekannten, Mitmusikern, Handwerkern, Bauern, Lyrikern, Mathematikern, Programierern ... und und und, die ich meinem Leben kennengelernt habe, gab es einen Anteil von genau Null mit FKK-Affinität. Null. Von den (vielen) schönen und klaren Badeseen (die nicht mit Spree, Havel oder Oder verbundenen sind) kenn' ich genau einen (Liepnitz-See) mit einem auch zu DDR-Zeiten ausgewiesenem FKK-Bereich. Ansonsten weiß ich von alldem nichts. Muss in einer irgendwie anderen Lebenswelt gewesen sein.

Lediglich vermuten kann ich, dass es unter Dauerzeltlern und Dauercampern, die - ebenfalls vermutlich - ziemlich geschlossene Gemeinschaften bilden, einen stärkeren Hang zu FKK gab/gibt. Hatte/habe keinerlei Kontakt zu dieser Personengruppe.
Interessant, danke. Nachvollziehen kann ich die Beobachtung des Autors hier, Seengebiet Bayern, nicht. Hier fallen zunehmend mehr Hüllen, auch ausserhalb des ausgewiesenen FKK Bereichs.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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