Ehegattensplitting

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denkmal
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von denkmal »

XT6000 » Mi 27. Mai 2015, 12:26 hat geschrieben: Dann sollte aber auch der gesamte Ehegattenunterhalt neu geregelt werden.
Wenn man dann effektiv schon mehr Steuern zahlen muss, muss es auch möglich sein, den geschiedenen Ehepartner dann beim Staat zur weiteren Versorgung "abzuliefern".
M.a.W. der Staat muss dann das Risiko tragen, dass einer von den Beiden bei Scheidung zum Sozialfall wird, und nicht der andere Ehepartner auch noch jahrelangen Unterhalt bezahlen. Entweder ... Oder

Alles im Leben hat zwei Seiten und so muss auch der Staat Vor- und Nachteile solcher Entscheidungen abwägen.
Ich denke ja auch, dass das ein gewichtiger Grund für das Ehegattensplitting von staatlicher Seite ist. Ein Bonbon, um sich in die "Unterhaltsfalle" ;) locken zu lassen - eben auch NACH der Ehe noch unterhaltspflichtig sein zu müssen (Wenn es eben "nicht klappt"). Man bräuchte nicht zu heiraten und zwei Leute werden wie zwei Leute behandelt - gibt aber eben andere Probleme, wenn stattdessen z.B. irgendeinem davon Kinderförderung gewährt werden soll. Und eben wenn einem der beiden eztwas passier, wäre der Staat unterhaltspflichtig. Abwälzung von Risiken von der Gesellschaft auf einzelne Individuen, durchaus legitim, aber eben ohne "Gegenleistung" schwer durchführbar..
Zuletzt geändert von denkmal am Samstag 30. Mai 2015, 09:53, insgesamt 1-mal geändert.
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
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Dingo
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Dingo »

denkmal » Sa 30. Mai 2015, 09:52 hat geschrieben: Man bräuchte nicht zu heiraten und zwei Leute werden wie zwei Leute behandelt - gibt aber eben andere Probleme, wenn [...] einem der beiden eztwas passier, wäre der Staat unterhaltspflichtig. Abwälzung von Risiken von der Gesellschaft auf einzelne Individuen, durchaus legitim, aber eben ohne "Gegenleistung" schwer durchführbar..
Wieso das denn? Geschieht tausendfach in diesem Land. Für eine "Bedarfsgemeinschaft" muß man nicht verheiratet sein. Wenn Du mit jemandem zusammenlebst und unterhaltsbedürftig wirst, dann wird der "jemand" herangezogen - ohne eine "Gegenleistung" vom Staat zu erhalten.
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garfield336
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von garfield336 »

Ich befürchte unsere Regierung hat bald fertig, ich glaube das wird nicht mehr umzusetzen sein. :)
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denkmal
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von denkmal »

Dingo » Sa 30. Mai 2015, 16:50 hat geschrieben:Wieso das denn? Geschieht tausendfach in diesem Land. Für eine "Bedarfsgemeinschaft" muß man nicht verheiratet sein. Wenn Du mit jemandem zusammenlebst und unterhaltsbedürftig wirst, dann wird der "jemand" herangezogen - ohne eine "Gegenleistung" vom Staat zu erhalten.
Da magst du recht haben. Ich halte das Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft im Sonderfall H4 nebenher für verfassungswidrig. Aber eine nacheheliche Unterhaltspflicht erstreckt sich auch auf nicht gemeinsam wohnende EX-Eheleute. Vielleicht habe ich mich unverständlich ausgedrückt.
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3x schwarzer Kater
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

denkmal » Di 9. Jun 2015, 12:14 hat geschrieben: Da magst du recht haben. Ich halte das Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft im Sonderfall H4 nebenher für verfassungswidrig.
Ist es aber nicht. Verfassungswidrig wäre eher, wenn es das Konstrukt eben nicht gäbe.
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Hyde
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Hyde »

Die Bundesregierung entschied sich 1958 für die Zusammenveranlagung mit dem Splittingtarif. Zum einen konnte so die Alleinverdienerehe gestützt werden. Die Bundesregierung sah in dieser Regelung „eine besondere Anerkennung der Funktion der Ehefrau als Hausfrau und Mutter.“
Wenn ich das schon lese, muss ich mit den Augen rollen, warum haben wir heute immer noch solche rückständigen Regelungen aus den prüden 50ern?

Ich verstehe sowieso nicht, warum einige diesen Fetisch haben, dass die Ehe besonders bevorteilt werden müsste. Ich meine, was hat der Staat davon, wenn ein Paar heiratet? Was hat der Staat von der Ehe an sich? Das Ehegattensplitting kostet jährlich 20 Milliarden!
Wenn der Staat beispielsweise ein Splitting einführen würde, welches Eltern mit Kindern steuerlich bevorteilen würde, dann wäre das rational nachvollziehbar, weil Kinder die Zukunft sind und sie somit dem Staat etwas nützen, ihm Vorteile bringen. Daher wäre es für den Staat sinnvoll, dies auch steuerlich zu fördern. Aber ob nun zwei Leute einen Ring am Finger haben oder nicht, davon hat doch der Staat überhaupt nichts. Aber er gibt 20 Milliarden jährlich dafür aus! Während Unverheiratete mit Kindern (die dem Staat wirklich etwas nützen - und die mittlerweile übrigens einen großen Anteil ausmachen) leer ausgehen.

Das ist doch rational nicht mehr nachvollziehbar. Man sollte diesen Wahnsinn endlich stoppen. Die Ehe verliert eh immer mehr an Bedeutung (in den anderen westeuropäischen Ländern werden bereits über die Hälfte der Kinder außerhalb der Ehe geboren, in Deutschland auch schon ein Drittel), warum also ein Auslaufmodell, welches dem Staat eh keinen Vorteil bringt, sinnlos mit jährlich 20 Milliarden Euro stützen?

Und damit nicht genug, stecken im Ehegattensplitting auch noch jede Menge weiterer falsche Fehlanreize:
- schlecht für die Wirtschaft, da man eine geringere Erwerbsbeteiligung fördert
- widerspricht modernen Rollenbildern, da es Frauen aus dem Arbeitsmarkt drängt bzw den Wiedereinstieg erschwert. Erschwert also unsere gesellschaftliche Modernisierung und Entwicklung
- Fördert die Altersarmut, da die entsprechenden Geringverdiener wenig in die Rentenkassen einzahlen
- Die Länder, in denen es Familiensplitting (mit steuerlicher Förderung von Kindern) statt Ehegattensplitting gibt, haben eine höhere Geburtenrate. Somit fördert das Ehegattensplitting auch eine ungünstige demographische Entwicklung mit all ihren negativen Folgen


Gegen all diese sinnvollen Argumente kommt dann die CSU daher, sagt einmal kurz "joa aber wir müssen halt die Ehe schützen bla bla", und schon ist die Debatte beendet. Und das Ehegattensplitting von 1958 bleibt so wie es ist...
manchmal frustriert mich Politik echt :|
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Hyde
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Hyde »

Blickwinkel hat geschrieben: Da gibt es allerdings auch etwas, das nennt sich Familie und die kostet jede Menge Geld und auch Zeit, deswegen will der Staat diese unterstützen. Es wäre auch dumm, dies nicht zu tun, weil die Familie die Basis unserer Gesellschaft ist.
Meine Cousine ist seit ca 15 Jahren mit ihrem Freund zusammen und sie haben eine 4-jährige Tochter. Wären sie nun bessere Eltern, wenn sie einen Ring am Finger hätten? Nein!
Für die kostet es genauso Zeit und Geld, ihre Tochter zu erziehen, wie es für ein verheiratetes Paar Zeit und Geld kostet, ein Kind zu erziehen. Warum sollten die einen unterstützt werden, die anderen nicht?
Als Strafe dafür, dass sie nicht konservativ genug sind?

Oder warum sollten zwei Leute, die verheiratet und KINDERLOS sind, steuerlich besser gestellt werden als meine Cousine mit ihrem Freund und ihrer Tochter? Warum müssen die als kinderloses Ehepaar vom Staat mehr unterstützt werden als eine unverheiratete Großamilie? Nur weil sie einen Ring tragen und den gleichen Nachnamen haben?

Diesen Fetisch, die Ehe aus Prinzip gegenüber allem anderen blind zu bevorzugen, halte ich für blödsinnig. Von der Ehe per se hat der Staat nix.
Zuletzt geändert von Hyde am Montag 16. Januar 2017, 14:45, insgesamt 2-mal geändert.
Fazer
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Fazer »

Hyde hat geschrieben:(16 Jan 2017, 14:37)

Meine Cousine ist seit ca 15 Jahren mit ihrem Freund zusammen und sie haben eine 4-jährige Tochter. Wären sie nun bessere Eltern, wenn sie einen Ring am Finger hätten? Nein!
Für die kostet es genauso Zeit und Geld, ihre Tochter zu erziehen, wie es für ein verheiratetes Paar Zeit und Geld kostet, ein Kind zu erziehen. Warum sollten die einen unterstützt werden, die anderen nicht?
Als Strafe dafür, dass sie nicht konservativ genug sind?

Oder warum sollten zwei Leute, die verheiratet und KINDERLOS sind, steuerlich besser gestellt werden als meine Cousine mit ihrem Freund und ihrer Tochter? Warum müssen die als kinderloses Ehepaar vom Staat mehr unterstützt werden als eine unverheiratete Großamilie? Nur weil sie einen Ring tragen und den gleichen Nachnamen haben?

Diesen Fetisch, die Ehe aus Prinzip gegenüber allem anderen blind zu bevorzugen, halte ich für blödsinnig. Von der Ehe per se hat der Staat nix.
Im Fall einer Ehe werden die Partner zu einer echten Wirtschaftsgemeinschaft mit umfangreichen Unterhaltspflichten. Das entlastet den Staat z.B. bei einer Trennung/Scheidung ganz erheblich. Deine Kusine kann bei ihrem Freund ausziehen, sie bekommt ev. noch etwas Unterhalt für das Kind, aber nicht persönlich. Wenn ihr Freund danach arbeitlos würde hat sie keinerlei Unterhaltsverpflichtungen.

Es ist zu billig so zu tun, als würde die Ehe ja nur einseitig finanziell bevorzugen.

Und das Ehegattensplitting ist insoweit ganz richtig: die Partner werden als Gemeinschaft betrachtet. So als wenn jeder die Hälfte verdient hat. Und jeder dann auch die Hälfte versteuert. Ganz richtig so.
Freiheit bedeutet Verantwortung; das ist der Grund, weshalb sich die meisten vor ihr fürchten. (George Bernard Shaw)
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Fazer »

Blickwinkel hat geschrieben:(22 May 2015, 10:27)

Richtig, nur sehe ich bei deiner Meinung keine Mehrheit, ausser du bietest anstelle des Ehegattensplittings den Verheirateten (auch ohne Kinder) eine andere Steuererleichterung an. Und jetzt kannst du gerne weiterhin dafür plädieren, dass Verheiratete mehr Steuern zahlen sollen und die Partei, die das fordert, auch noch begeistert wählen soll. :D
Die Alternative wäre ein ECHTES Familiensplitting. Das heisst, das Familieneinkommen wird durch Anzahl der Eltern und der Kinder geteilt, und dann zahlt jeder Steuern auf das auf jede Person entfallende Einkommen. Der Effekt wäre allerdings dann für die Familien noch weitaus höher als beim heutigen Ehegattensplitting. Deswegen sind die Parteien wie Grüne Linke etc. bei dem Thema auch ganz ruhig, denn Gutverdiener würden davon noch viel mehr profitieren als heute. Das Ziel der linken ist folglich, das Ehegattensplitting zwar abzuschaffen, aber KEINE nennenswerte steuerliche Entlastung für die Kinder zu gewähren.
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Re: Ehegattensplitting

Beitrag von Fazer »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(21 May 2015, 11:49)

Der dürfte meines Erachtens genüge getan sein, wenn bei Alleinverdienern zwei Grundfreibetrage zur Anwendung kämen.
Durch das Ehegattensplitting werden auch bei Paaren ohne Kinder diese als Wirtschaftsgemeinschaft betrachtet. Und das ist auch richtig so. Menschen treffen gemeinsame Entscheidungen über Wohnort, Arbeitsplatz, Aufteilung von Arbeit aus der Sicht einer Wirtschaftsgemeinschaft. Und so werden sie auch nach einer etwaigen Trennung behandelt.

Was gemeinsam erwirtschaftet wird, wird jedem Partner zur Hälfte zugerechnet und dann jeweils anteilig versteuert. Wenn das nicht schon Gesetz wäre müsste man es erfinden.
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