Adipositas und Demenz

Moderator: Moderatoren Forum 7

Antworten
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34802
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Adipositas und Demenz

Beitrag von Misterfritz »

Eine grossangelegte Datenerhebung der Universität Leipzig scheint eine Korrelation zwischen sehr grossem Übergewicht und Alzheimer-Demenz nahezulegen.
Bereits aus den ersten Daten schließt ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, dass starkes Übergewicht das Risiko einer Alzheimer-Demenz erhöht. Eine Adipositas sei auch an Veränderungen der Hirnregion zu erkennen, die den Appetit reguliert, erklärt Löffler. Wobei die Frage nach Henne und Ei offenbar noch nicht völlig geklärt ist: Verändert Adipositas das Gehirn oder sollte man von vornherein auch im Kopf nach Ursachen von Fettleibigkeit suchen?
http://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschl ... hungstisch
Sollte das stimmen, kämen auf die Gesellschaft nach den Kosten der Fettleibigkeit auch noch die Kosten der Demenz zu. Das könnte heftig werden, wird doch gerade das Übergewicht (mit allen Begleiterscheinungen) zunehmend zur Volkskrankheit.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von H2O »

Unabhängig von der Henne-Ei-Ursachenforschung meine ich einen Pferdefuß in unserer Ernährungswirtschaft gefunden zu haben. Der Mensch liebt Kalorienbomben, weil sie ihm in grauer Vorzeit nur selten zur Verfügung standen und sie ihm dann ein wohliges Sättigungsgefühl und Glückserlebnis vermittelten.

Das erreicht unsere Ernährungswirtschaft nun zu jedem Zeitpunkt, zu dem sich ein Eßbedürfnis meldet. Diese Verfügbarkeit geht unmittelbar auf den Drang der Wirtschaft zurück, wirtschaftlich besonders erfolgreich am Markt sein zu wollen (und zu müssen; denn sonst bekommt die Geschäftsführung einen Blauen Brief). Die Folge sind Übergewicht in ganz erheblichem Ausmaße... und womöglich auch noch Demenz neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zuckerkrankheit schon in jungen Jahren.

Ich sehe gar keine Möglichkeit, diese Wirtschaftsweise als aufgeklärter Verbraucher Verbraucher beeinflussen zu können. Auch sind weniger aufgeweckte Zeitgenossen gar nicht bereit, über diese Zusammenhänge mit einer Überflußernährung mit kalorienreiche Nahrung nach zu denken und Verzicht zu üben. Im Gegenteil werden mahnende Stimmen als lästige Bevormundung empfunden, und schon die Andeutung einer Gängelung führt zu wahren shit storms. Zuletzt noch gegen die Ministerin Kühnast mit dem Veggieday.
im Kantinenangebot.

Der Vormarsch der Büroberufe mit Bewegungsarmut im Arbeitsablauf verstärkt diese Entwicklung, die sich auch in der Freizeitgestaltung fort setzt vor Bildschirmen und Tastaturen.

So verdient und frißt und säuft sich diese freiheitlich demokratische Gesellschaft krank, mit Folgen für ihre Gesundheitsversorgung und schrumpfende Lebensqualität.

Eine vorausschauende Politik würde hier sanft gegensteuern in der Ernährungswirtschaft... etwa Kalorienbomben hoch besteuern, körperliche Bewegung als Ausdruck von Lebensfreude in der Freizeit fördern... vielleicht durch Bonuspunkte auf die Gesundheitsversicherung und Förderung der Vereine die Breitensport als ihre wesentliche Aufgabe verstehen.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(05 Aug 2018, 00:22)

Unabhängig von der Henne-Ei-Ursachenforschung meine ich einen Pferdefuß in unserer Ernährungswirtschaft gefunden zu haben. Der Mensch liebt Kalorienbomben, weil sie ihm in grauer Vorzeit nur selten zur Verfügung standen und sie ihm dann ein wohliges Sättigungsgefühl und Glückserlebnis vermittelten.
Sind es einfach nur Kalorien? Ich frage mich seit Monaten, ob ich langsam eine Art typische Altersmäkeligkeit entwickle oder ob sich tatsächlich und objektiv die Ernährungsgewohnheiten meiner Umgebung ändern. Keine Frage: Wenn ich selber koche (und ich koche gern) oder in ein gutes und mir bekanntes Restaurant gehe ... kein Problem. Nur, die Zeit hat man im Alltag nicht und ist in der Regel auf Schnellküche, Mensen, Kantinen, Imbiss etc. angewiesen. Und da fühle ich mich in den letzten Jahren zunehmend weniger auf der Flucht vor Fleischlastigkeit und vielmehr auf der Flucht vor "Stärkesucht" in jeder Form. Stärke vor allem in Form von Zucker. Ich habe neulich einfach so per Zufall ein Asia-Schnellgericht mit Erdnusssuce geordert. Und es als so dermaßen unerträglich süß empfunden, dass ich solange Chili-Pulver hinzusetzte, bis ich, der ich gewohnheitsmäßig sehr sehr scharf esse, das nicht mehr vertrug: Und es schmeckte dennoch immer noch unerträglich süß nach Zucker. Von süßen Getränken will ich gar nicht erst reden. Trinke ich ohnehin seit vielen Jahren nicht mehr. An der hellglänzenden Färbung von Ketchup sehe ich eigentlich sofort, dass da tonnenweise Zucker drin ist. Alles scheint irgendwie mit Mehl, Sojastärke glibberig und eingedickt werden zu müssen. Alles muss in irgendeine blubberige Pampe getaucht werden und als feuchter Scheuerlappen vertilgt werden zu müssen. Mein Gott.

Mein Ideal (als Beispiel) ist: Ein großer flacher Teller, vier fünf Kartoffeln, ein Häufchen Creme Freche und zwei, drei Stangen Porree in Salzwasser gekocht. Möglichst auch ohne Salz. Minimalismus. Das kann doch nicht so schwer sein. Das ist doch jetzt keine Luxus-Mahlzeit. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich meine Berufsalltagsmahlzeiten herbekommen soll.


Zu Demenz übrigens: Selbst mit meinen Laien-Kenntnissen scheint es mir nachvollziehbar, dass beidhändig Klavierspielen (völlig egal auf welchem technischen Niveau) die Verknüpfungen belebt und einer Demenz wirksam vorbeugt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
ThorsHamar
Beiträge: 25671
Registriert: Di 19. Mai 2009, 22:53
user title: Jury Jury
Wohnort: Berlin

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von ThorsHamar »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Oct 2018, 10:50)

Sind es einfach nur Kalorien? Ich frage mich seit Monaten, ob ich langsam eine Art typische Altersmäkeligkeit entwickle oder ob sich tatsächlich und objektiv die Ernährungsgewohnheiten meiner Umgebung ändern. Keine Frage: Wenn ich selber koche (und ich koche gern) oder in ein gutes und mir bekanntes Restaurant gehe ... kein Problem. Nur, die Zeit hat man im Alltag nicht und ist in der Regel auf Schnellküche, Mensen, Kantinen, Imbiss etc. angewiesen. Und da fühle ich mich in den letzten Jahren zunehmend weniger auf der Flucht vor Fleischlastigkeit und vielmehr auf der Flucht vor "Stärkesucht" in jeder Form. Stärke vor allem in Form von Zucker. Ich habe neulich einfach so per Zufall ein Asia-Schnellgericht mit Erdnusssuce geordert. Und es als so dermaßen unerträglich süß empfunden, dass ich solange Chili-Pulver hinzusetzte, bis ich, der ich gewohnheitsmäßig sehr sehr scharf esse, das nicht mehr vertrug: Und es schmeckte dennoch immer noch unerträglich süß nach Zucker. Von süßen Getränken will ich gar nicht erst reden. Trinke ich ohnehin seit vielen Jahren nicht mehr. An der hellglänzenden Färbung von Ketchup sehe ich eigentlich sofort, dass da tonnenweise Zucker drin ist. Alles scheint irgendwie mit Mehl, Sojastärke glibberig und eingedickt werden zu müssen. Alles muss in irgendeine blubberige Pampe getaucht werden und als feuchter Scheuerlappen vertilgt werden zu müssen. Mein Gott.

Mein Ideal (als Beispiel) ist: Ein großer flacher Teller, vier fünf Kartoffeln, ein Häufchen Creme Freche und zwei, drei Stangen Porree in Salzwasser gekocht. Möglichst auch ohne Salz. Minimalismus. Das kann doch nicht so schwer sein. Das ist doch jetzt keine Luxus-Mahlzeit. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich meine Berufsalltagsmahlzeiten herbekommen soll.


Zu Demenz übrigens: Selbst mit meinen Laien-Kenntnissen scheint es mir nachvollziehbar, dass beidhändig Klavierspielen (völlig egal auf welchem technischen Niveau) die Verknüpfungen belebt und einer Demenz wirksam vorbeugt.
Den Beitrag kann ich nur unterschreiben ....

Zum Startposting muss ich sagen, dass ich das kaum nachvollziehen kann. "starkes Übergewicht erhöht das Risiko ..." ist mir irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Ich meine, dass starkes Übergewicht doch JEDES Risiko erhöht, ausser ganz schnell abzunehmen ....
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
Eric Arthur Blair
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von H2O »

ThorsHamar hat geschrieben:(30 Oct 2018, 11:01)

Den Beitrag kann ich nur unterschreiben ....

Zum Startposting muss ich sagen, dass ich das kaum nachvollziehen kann. "starkes Übergewicht erhöht das Risiko ..." ist mir irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Ich meine, dass starkes Übergewicht doch JEDES Risiko erhöht, ausser ganz schnell abzunehmen ....
Damit könnten Sie tatsächlich Recht haben. Demenz stellt sich meist im fortgeschrittenen Lebensalter ein; durch die Segnungen der fortschrittlichen Medizin erreichen wir dieses höhere Alter, ohne deshalb gebraucht zu werden. Werden also gern weniger aktiv und oft ersatzweise etwas Glück beim Essen finden. Mit der Folge Übergewicht. Damit wäre Demenz mit Untätigkeit im Alter korreliert und Übergewicht eben auch.

Kann also schon sein, daß der Mediziner einer Unsinnskorrelation aufgesessen ist, als er die Folge Demenz mit der Ursache Übergewicht verbunden hatte. Die nächste Dissertation beweist dann eben "meine" Theorie. :)
Benutzeravatar
ThorsHamar
Beiträge: 25671
Registriert: Di 19. Mai 2009, 22:53
user title: Jury Jury
Wohnort: Berlin

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von ThorsHamar »

H2O hat geschrieben:(30 Oct 2018, 11:13)

Damit könnten Sie tatsächlich Recht haben. Demenz stellt sich meist im fortgeschrittenen Lebensalter ein; durch die Segnungen der fortschrittlichen Medizin erreichen wir dieses höhere Alter, ohne deshalb gebraucht zu werden. Werden also gern weniger aktiv und oft ersatzweise etwas Glück beim Essen finden. Mit der Folge Übergewicht. Damit wäre Demenz mit Untätigkeit im Alter korreliert und Übergewicht eben auch.

Kann also schon sein, daß der Mediziner einer Unsinnskorrelation aufgesessen ist, als er die Folge Demenz mit der Ursache Übergewicht verbunden hatte. Die nächste Dissertation beweist dann eben "meine" Theorie. :)
Genau das meinte ich .... ;)
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
Eric Arthur Blair
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von Teeernte »

ThorsHamar hat geschrieben:(30 Oct 2018, 11:01)

Den Beitrag kann ich nur unterschreiben ....

Zum Startposting muss ich sagen, dass ich das kaum nachvollziehen kann. "starkes Übergewicht erhöht das Risiko ..." ist mir irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Ich meine, dass starkes Übergewicht doch JEDES Risiko erhöht, ausser ganz schnell abzunehmen ....
JEDE Nahrung erhöht das Sterberisiko. Spätestens nach 100.000 Mahlzeiten ist "fini".

100.000 Mahlzeiten überleben nur gaaaaaanz wenige.

Essen kann "Sucht" sein...

Natürlich nehmen Leute, die "mehr" essen auch mehr Schadstoffe auf. ..... Welche Schadstoffe davon im Besonderen nun Demenz auslösen ....hat noch keiner raus ?

>> Ohne "Gehirntraining" wird die Rübe hohl...... jepp...

Das "LEBEN" ist tödlich. Schon immer.

Fröhliches "oxydieren" weiterhin....
Benutzeravatar
ThorsHamar
Beiträge: 25671
Registriert: Di 19. Mai 2009, 22:53
user title: Jury Jury
Wohnort: Berlin

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von ThorsHamar »

Teeernte hat geschrieben:(30 Oct 2018, 11:58)

JEDE Nahrung erhöht das Sterberisiko. Spätestens nach 100.000 Mahlzeiten ist "fini".

100.000 Mahlzeiten überleben nur gaaaaaanz wenige.

Essen kann "Sucht" sein...

Natürlich nehmen Leute, die "mehr" essen auch mehr Schadstoffe auf. ..... Welche Schadstoffe davon im Besonderen nun Demenz auslösen ....hat noch keiner raus ?

>> Ohne "Gehirntraining" wird die Rübe hohl...... jepp...

Das "LEBEN" ist tödlich. Schon immer.

Fröhliches "oxydieren" weiterhin....
:D dito
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
Eric Arthur Blair
immernoch_ratlos
Beiträge: 2344
Registriert: So 10. Apr 2016, 17:59

Re: Adipositas und Demenz

Beitrag von immernoch_ratlos »

Misterfritz hat geschrieben:Sollte das stimmen, kämen auf die Gesellschaft nach den Kosten der Fettleibigkeit auch noch die Kosten der Demenz zu. Das könnte heftig werden, wird doch gerade das Übergewicht (mit allen Begleiterscheinungen) zunehmend zur Volkskrankheit.
Na das lässt ja auf "MEHR" hoffen - neben den Überfressen, dem Zucker (als billiger Geschmacksträger) gibt es offensichtlich auch noch (weniger bekannt) diese Möglichkeiten : Quelle : BR (30.07.2018)"Gesundheitsrisiko Feinstaub : Krank durch dreckige Luft" in Stichpunkten :

Feinstaub dringt ins Fettgewebe: Diabetes bei Jung und Alt
Feinstaub dringt ins Herz-Kreislauf-System: Herzinfarkt und Herzschwäche
Feinstaub im Gehirn: Demenz bei Älteren, niedriger IQ bei Jugendlichen

Nun ja - in "Zusammenarbeit" mir unseren inzwischen weit verbreiteten Ess- und Trinkgewohnheiten werden wohl die 100.000 Mahlzeiten nicht mehr so ganz zutreffen - 91 Jahre a täglich drei Mahlzeiten - ist wohl sowieso ein Minderheitentraum...

Da beunruhigt mich diese Langzeitbeobachtung doch etwas mehr - jeder kennt ja "Dummheit frisst, Intelligenz säuft!" (eine alte Volksweisheit - was ein ganz neues Licht auf "Weisheit" wirft) über die Essgewohnheiten die jeder "in Maßen" beeinflussen kann, die Zwangsaufnahmen von Feinstaub dagegen eher wohl nicht :
BR hat geschrieben:"Wir konnten durch eine Langzeitbeobachtung zeigen, dass Jugendliche in Süd-Kalifornien, die in Gegenden mit hoher PM2,5-Belastung leben, einen niedrigeren IQ haben und häufiger straffällig werden. Also: eine tiefgreifende neurologische Schädigung über die gesamte Lebenszeit."

Professor JC Chen von der University of Southern California, eine Autorin der Studie
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
Antworten