Beitragvon Julian » Mi 8. Feb 2017, 18:16
Grundsätzlich kann ich die Umbenennung schon nachvollziehen. Was Ernst Moritz Arndt geschrieben hat, kann man schon als völkisch und antisemitisch werten. Der Name einer Universität hat eine gewisse Vorbildfunktion, und dabei darf man auch etwas genauer hinsehen - zumal der Name ja relativ neu ist und damit nicht etwa selbst schon historisch ist.
Bei der Beurteilung einer Person sollte man jedoch immer auch ihr gesellschaftliches Umfeld und den zeithistorischen Kontext bewerten; anachronistische Assoziationen sind nicht angebracht. Dies geschieht aber leider sehr häufig, weil die klassische deutsche Perspektive der heutigen Zeit der Nationalsozialismus ist. Wir wissen aber nicht, wie sich Ernst Moritz Arndt dazu verhalten hätten; es ist nicht angebracht, die Worte, die er geäußert hat, aus ihrem historischen Kontext zu reißen.
Ansonsten könnte man noch sehr viele Universitäten umbenennen, im übrigen nicht nur deutsche. Herzog Ludwig IX., dessen Namen die Universität München trägt, hat beispielsweise als einen seiner ersten Regierungsakte erst einmal alle Juden in Bayern in Gefängnisse stecken lassen und dann vertrieben. Auch bei Schriftstellern, Intellektuellen, Politikern, kurz, Leuten, die sich oft und gerne äußern, wird man immer auch Aussagen finden, die man nicht wird unterschreiben können. Letztlich muss man halt immer abwägen und pragmatisch entscheiden.