Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

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ItoOgami
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Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von ItoOgami »

DENKGIFTE
Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie und
Gesellschaftspolitischer Diskurse (Dipl.-Psych. Thomas Gerlach)
http://www.kritische-psychologie.de/files/tg2000a.pdf
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von Provokateur »

Das taugt nicht als Eröffnung einer Diskussion. Du musst schon die Ideen explizieren und kannst dann deinen Link als Refernz nutzen. Schau mal in die Nutzungsbedingungen, §8 a und b.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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ItoOgami
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von ItoOgami »

Ok bin neu hier und werde mal die AGB lesen, dachte aber ein Bildungsvorschlag ist auch nicht verkehrt, aber wenn das Forum lediglich der Diskussion dient ist der Link erstmal nicht geeignet
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schokoschendrezki
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von schokoschendrezki »

ItoOgami » Do 19. Nov 2015, 06:11 hat geschrieben:DENKGIFTE
Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie und
Gesellschaftspolitischer Diskurse (Dipl.-Psych. Thomas Gerlach)
http://www.kritische-psychologie.de/files/tg2000a.pdf
In einem Punkt hat der Autor sicher recht: Wenn er im Zusammenhang von Neoliberalismus von "Marktreligion" spricht. Wirklich und ganz auf die "Kräfte des Marktes" vertrauen kann nur, wer an Gott oder an irgendeine höhere Instanz glaubt. In einem gottlosen Universum entsteht und vergeht alles ohne Rücksicht auf höher organisierte Strukturen.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki » Do 19. Nov 2015, 08:19 hat geschrieben: In einem Punkt hat der Autor sicher recht: Wenn er im Zusammenhang von Neoliberalismus von "Marktreligion" spricht. Wirklich und ganz auf die "Kräfte des Marktes" vertrauen kann nur, wer an Gott oder an irgendeine höhere Instanz glaubt. In einem gottlosen Universum entsteht und vergeht alles ohne Rücksicht auf höher organisierte Strukturen.
Hat er leider nicht. Denn der wirtschaftstheoretisch gesehen tritt der Neoliberalismus im Gegensatz Liberalismus für eine staatliche Ordnungspolitik ein. Er war sozusagen mit seinen Ideen der Haupteinfluss bei der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft.

Es verwundert allerdings nicht, dass in diesem pseudowissenschaftlichen Werk der Begriff natürlich falsch, also im Sinne eines Kampfbegriffes verwendet wird. Insofern erstaunlich, was man so alles als Diplomarbeit durchgehen lässt.
Zuletzt geändert von 3x schwarzer Kater am Do 19. Nov 2015, 08:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von schokoschendrezki »

3x schwarzer Kater » Do 19. Nov 2015, 09:41 hat geschrieben:
Hat er leider nicht. Denn der wirtschaftstheoretisch gesehen tritt der Neoliberalismus im Gegensatz Liberalismus für eine staatliche Ordnungspolitik ein. Er war sozusagen mit seinen Ideen der Haupteinfluss bei der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft.

Es verwundert allerdings nicht, dass in diesem pseudowissenschaftlichen Werk der Begriff natürlich falsch, also im Sinne eines Kampfbegriffes verwendet wird. Insofern erstaunlich, was man so alles als Diplomarbeit durchgehen lässt.
Man muss natürlich hinzufügen, welchen Neoliberalismus man meint. Den ursprünglichen der Freiburger Schule oder den bedeutungsgewandelten der Chicago Boys wie er etwa im Chile des Diktators Pinochet verwirklicht wurde.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von ItoOgami »

Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma.[1] sowie als „Kampfbegriff“[2] oder als „politisches Schimpfwort“.[3] Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept)

Ich denke wenn man DENKGIFTE liest, weiss man auch welchen Neoliberalismus der Autor meint.


Neoliberale Wirtschaftspolitik (Quelle: https://lobbypedia.de/wiki/Neoliberalismus)

Angebotsorientierung

Da sich nach der klassischen Wirtschaftstheorie jedes Angebot letztlich seine eigene Nachfrage schafft, steht im Mittelpunkt der neoliberalen Wirtschaftspolitik die Verbesserung der Bedingungen für das Güterangebot, d. h. die Produktionsseite. Als geeignete Maßnahmen hierfür werden Steuersenkungen für Unternehmen und Spitzenverdiener, die Reduzierung der Staatsausgaben sowie Privatisierungen und Deregulierungen angesehen. Alles, was die Profite für die Privatwirtschaft steigert – also auch Lohnsenkungen – wird positiv bewertet. Hohe Einkommen von Unternehmern und Managern sollen deren Motivation und Leistungsfähigkeit beflügeln. Die Tatsache, dass geringere Staatsausgaben und Löhne gleichzeitig die gesamtwirtschaftliche Nachfrage senken, was einen Abschwung verstärken und einen Aufschwung verhindern kann (sog, Kaputtsparen), wird von den Neoliberalen schlichtweg ignoriert. Sie sehen die Realität nicht mit zwei Augen (Angebot und Nachfrage), sondern sind auf einem Auge (der Nachfrage) blind. Privatisierungen/Deregulierungen werden als Selbstzweck angesehen, nicht als eine Möglichkeit, die zwar in vielen Fällen zweckdienlich sein kann, in anderen Fällen dagegen kontraproduktiv. Eine ideologiefreie Wirtschaftspolitik prüft dagegen unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls ergebnisoffen, ob und unter welchen Bedingungen eine Privatisierungsmaßnahme (z. B. Bahn oder Wasserbetriebe) den Interessen der gesamten Gesellschaft dient. Entsprechendes gilt für Deregulierungen. Die Neoliberalen orientieren sich ohnehin nicht an Gesamtinteressen, sondern an den Individualinteressen der Besserverdiener. Gesamtinteressen sind für Neoliberale ein Schritt in Richtung Kollektivismus und damit dem „Highway to hell“. In der Managementlehre entspricht der Ideologie des Egoismus und Konkurrenzdenkens das Prinzip des Shareholder-Value, wonach es das vorrangige Ziel des Managements ist, eine hohe Dividende zu erzielen. Jack Welch, früherer Chef von General Electric und einer seiner maßgeblichen Vertreter, hat sich inzwischen von diesem Prinzip distanziert: „Genau betrachtet ist Shareholder-Value die blödeste Idee der Welt...Shareholder-Value ist ein Ergebnis, keine Strategie, die wichtigsten Interessengruppen sind die eigenen Mitarbeiter, die eigenen Kunden und die eigenen Produkte“.[34]
Arbeitsmarkt

Nach neoliberalem Verständnis sollte der Arbeitsmarkt von allen Regelungen befreit werden, die den Handel mit der Ware Arbeitskraft begrenzen. Hierzu gehören insbesondere das Tarifvertrags- und Betriebsverfassungsrecht und alle flankierenden sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften und die Arbeitsförderung.[35] Dabei wird verkannt, dass Arbeitsmärkte nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktionieren als Gütermärkte, wo die mangelnde Nachfrage zur Preissenkung und zur Verknappung des Angebots führt.[36] Auf dem Arbeitsmarkt führt die Verringerung der Nachfrage zwar zur Senkung der Preise (Lohnsenkung), nicht aber zur Verringerung des Angebots. Ein Arbeitnehmer muß sogar mehr von seiner Arbeitskraft anbieten, um bei gesenktem Stundenlohn seine Existenz zu sichern. Wenn Güter nicht mehr zu einem kostendeckenden Preis nachgefragt werden, verschwinden sie vom Markt. Auf dem Arbeitsmarkt würde dies bedeuten – da die Arbeitsleistung immer an ihren menschlichen Träger gebunden ist -, dass Arbeitslose letztlich verhungern. Da dies in zivilisierten Staaten als inakzeptabel gilt, wird ein existenzsicherndes Mindesteinkommen über Mindestlöhne, Grundeinkommen, Arbeitslosengeld/-hilfe und /oder Sozialhilfe garantiert. Auch die langfristigen Veränderungen des Arbeitskräfteangebots werden nicht von ökonomischen Gesichtspunkten bestimmt. Ein hoher Preis der Arbeit führt nicht zwangsläufig zu einer erhöhten Produktion von Arbeitskräften. Im Gegenteil: Die Geburtenrate bei wohlhabenden Schichten (mit hohem Einkommen und erwartetem hohen Einkommen der Kinder) ist sogar meist geringer als die Geburtenrate von Geringverdienern. Im Übrigen ist der Arbeitsmarkt oft durch die Nachfragemacht von Großunternehmen geprägt, die einer Vielzahl von zersplitterten Arbeitnehmern gegenüber stehen. Das viel kritisierte Tarifkartell der Gewerkschaften ist dann nichts anderes als der Versuch einer legitimen Gegenmachtbildung. Über kollektive Verhandlungen soll die strukturelle Verhandlungsschwäche der Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmark, die sachgerechte Ergebnisse nicht erwarten lässt, kompensiert werden. Diesem Ziel dienen auch Mindestlöhne, die den Leistungswettbewerb nicht verzerren, sondern verhindern helfen, dass ein produktives Unternehmen von einem unproduktiven Wettbewerber nur deshalb verdrängt wird, weil dieser zum Mittel des Lohndumpings greift.[37]
Monetarismus

Nach der von Friedman entwickelten Theorie des Monetarismus sollten sich auch die Zentralbanken aus der Wirtschaft heraushalten und lediglich dafür sorgen, dass die Geldmenge gleichbleibend wachse.[38] Dies sei der beste Weg, um die Preise stabil zu halten. Dabei setzt der Monetarismus voraus, dass das Verhältnis von Geldmenge zu Bruttoinlandsprodukt (Umlaufgeschwindigkeit des Geldes) konstant ist. In Wirklichkeit hat dieses Verhältnis in den letzten dreißig Jahren stark geschwankt.[39] Der Monetarismus in seiner reinen Form ist auch gescheitert, weil sich herausstellte, dass die Zentralbanken die Geldmenge kaum bestimmen und noch weniger steuern können.[40] Nach Paul Krugman hat zum Beispiel, anders als von Friedman erwartet, stetiges Geldmengenwachstum nicht zum Verschwinden von Rezessionen geführt.[41] Seit Mitte der achtziger Jahre habe sich die Fed (US-Zentralbank) wieder der von Friedman vehement abgelehnten „diskretionären Feinsteuerung monetärer Größen“ verschrieben – und damit nachhaltige Erfolge in Form von niedriger Inflation und stetigem Wachstum gefeiert.
Rolle des Staates

Von der ursprünglichen Idee eines starken, vom Einfluss der Wirtschaft unabhängigen Staates sind die meisten Neoliberalen inzwischen wieder abgerückt. Propagiert wird ein schlanker Staat, der sich aus dem Wirtschaftsleben heraushält (Privatisierung), das staatliche Regelwerk für die Wirtschaft reduziert (Deregulierung) und die betroffenen Unternehmen und ihre Verbände bei der Ausgestaltung der verbleibenden Regeln in zunehmendem Umfang mitwirken lässt. Wirtschaftsstrategische Entscheidungen werden faktisch oft auf Gipfeltreffen der Regierungsspitze mit den Spitzen der betroffenen Konzerne getroffen (so z. B. das Treffen der Kanzlerin mit Vorständen der Kernkraftunternehmen zur Laufzeitverlängerung), von der eigenen Partei abgenickt und im Parlament verabschiedet, ohne dass die Parlamentarier die Chance gehabt hätten, durch ihre Argumente das Gesetz substanziell zu beeinflussen. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Guttenberg hat 2009 das "Gesetz zur Ergänzung des Kreditwesengesetzes" sogar komplett von dem TSI-Partner Linklaters ausarbeiten lassen, der auf dem Gebiet, das reguliert werden soll, selbst tätig ist.[42] Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung handelt es sich dabei nicht um eine Arbeitsunterlage, d. h. um eine Form der Mitarbeit, sondern um den fertigen Entwurf, der so weitergeleitet worden sei. Großunternehmen sichern sich den Einfluss auf die Gesetzgebung auch durch die Besetzung wichtiger Positionen in Kommissionen und Beiräten, der Abordnung von Mitarbeitern in Ministerien und den fliegenden Seitenwechsel (Drehtür-Effekt), d. h. den Wechsel von Ministern oder Staatssekretären nach ihrem Ausscheiden zu Verbänden oder Unternehmen der Branche, für die diese vorher zuständig waren. Damit besteht erneut die Gefahr, dass politische Parteien nach und nach zu „parlamentarischen Agenturen wirtschaftlicher Interessengruppen“[43] werden.
Scheitern in der Finanzkrise

So lange sich Wirtschaftskrisen und ihre Auswirkungen in Grenzen hielten, wurden die offensichtlichen Schwächen der neoliberalen Sichtweise in der Öffentlichkeit kaum erörtert, weil sie den Interessen mächtiger Lobbygruppen entsprach, die über erheblichen Einfluss in den Medien sowie in vielen wirtschaftspolitischen Institutionen verfügen (Sachverständigenrat, Bundesbank, Wirtschaftsforschungsinstitute, Beiräte von Ministerien). Die Welt-Finanzkrise hat jedoch das Scheitern der neoliberalen Doktrin offenbart. Ob jedoch der neoliberale Zeitgeist von einer neuen Ideologie abgelöst wird, ist jedoch umstritten.[44]

Der Rückzug des Staates im Finanzsektor (Lockerung der Bankenaufsicht, Abschaffung der Kontrollen für den Kapitalverkehr und der strengen Regeln für die Börsen, Zulassung von Derivaten und Hedgefonds), im Einzelnen dargelegt unter Chronologie (De-)Regulierungen im Finanzsektor, hat nicht zu einer Verstetigung der wirtschaftlichen Entwicklung sowie dem Verschwinden der Arbeitslosigkeit geführt. Das Ergebnis war vielmehr eine sogar ganze Staaten gefährdende Krise, die nur durch weltweit koordinierte staatliche Eingriffe (Konjunkturprogramme, Rettungsschirme, Regulierungen) bekämpft werden konnte. Die Kosten trägt letzten Endes weitgehend der Steuerzahler; die Profiteure kommen ungeschoren davon.
Zuletzt geändert von ItoOgami am Do 19. Nov 2015, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von HugoBettauer »

3x schwarzer Kater » Do 19. Nov 2015, 08:41 hat geschrieben:
Hat er leider nicht. Denn der wirtschaftstheoretisch gesehen tritt der Neoliberalismus im Gegensatz Liberalismus für eine staatliche Ordnungspolitik ein. Er war sozusagen mit seinen Ideen der Haupteinfluss bei der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft.

Es verwundert allerdings nicht, dass in diesem pseudowissenschaftlichen Werk der Begriff natürlich falsch, also im Sinne eines Kampfbegriffes verwendet wird. Insofern erstaunlich, was man so alles als Diplomarbeit durchgehen lässt.
Du urteilst hier vorschnell. Die Klassifizierung des Neoliberalismus als "Marktreligion" ist nicht im Gegensatz zu seiner historischen Funktion für Ludwig Erhardt, Chicago Boys & Co. Diese waren schließlich gläubige Apologeten.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von Progressiver »

Wer sich mit dem großen Soziologen Max Weber beschäftigt, wird auch auf sein Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" stoßen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_prote ... pitalismus

Demnach ist der ganze Kapitalismus als solcher nur eine Weiterführung der protestantischen Ethik. Kapitalistisches Handeln kann man also als religiöse Kulthandlung betrachten.

Noch weiter ging der jüdische Philosoph und Marxist Walter Benjamin in seinem Fragment "Kapitalismus als Religion".

https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus_als_Religion

Anhand von vier Merkmalen legte er dort dar, warum der Kapitalismus an sich eine Art von Religion darstelle. Und wie wir alle wissen, ist das, was wir heutzutage allgemein als Neoliberalismus ansehen, nur die modernste Version des alten Kapitalismus.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von schokoschendrezki »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Es verwundert allerdings nicht, dass in diesem pseudowissenschaftlichen Werk der Begriff natürlich falsch, also im Sinne eines Kampfbegriffes verwendet wird. Insofern erstaunlich, was man so alles als Diplomarbeit durchgehen lässt.
Es würde natürlich eine gründliche Beschäftigung mit der Arbeit erforderlich machen, um "Pseudowissenschaftlichkeit" nachzuweisen. Was ich passagenweise gelesen habe, überzeugt mich jedoch eher vom Gegenteil.
Allein der Anteil von groben und gröbsten Orthographie- und Sprachlogikfehlern - auch wenn das natürlich nur ein subjektives Urteil ist - scheint auf den ersten Blick weit weit unterdurchschnittlich.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von denker_1 »

3x schwarzer Kater » Do 19. Nov 2015, 08:41 hat geschrieben:
Hat er leider nicht. Denn der wirtschaftstheoretisch gesehen tritt der Neoliberalismus im Gegensatz Liberalismus für eine staatliche Ordnungspolitik ein. Er war sozusagen mit seinen Ideen der Haupteinfluss bei der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft.
Die längst alles andere als sozial ist. Mit Billiglohn und Hartz IV. Der Markt regelt eben doich nicht alles.
Es verwundert allerdings nicht, dass in diesem pseudowissenschaftlichen Werk der Begriff natürlich falsch, also im Sinne eines Kampfbegriffes verwendet wird. Insofern erstaunlich, was man so alles als Diplomarbeit durchgehen lässt.
Werd ich erst mal lesen, bevor ich mich zu diesem Link äußere.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von harry52 »

denker_1 hat geschrieben:Die längst alles andere als sozial ist. Mit Billiglohn und Hartz IV.
Ein Blick nach Frankreich oder nach Griechenland zeigt, dass es mit mehr Sozialismus noch schlimmer kommen kann und warum überhaupt haben wie diese Billigkonkurrenz aus Osteuropa, China oder Vietnam? Die sind doch nicht deswegen so arm und billig, weil sie von Neoliberalen regiert wurden.
denker_1 hat geschrieben:Der Markt regelt eben doich nicht alles.
Das ist auch ziemlich unehrlich von Dir. Es gibt doch kaum jemand, der bestreitet, dass es Regeln geben muss. Deutschland ist sogar der Weltmeister der Regeln, Gesetze und Vorschriften, habe ich mal gehört. Auch die USA, die als immer so neoliberal bezeichnet wird, hat fette Gesetzbücher, was Unternehmen dürfen und was nicht.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
Senilienz

Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von Senilienz »

harry52 hat geschrieben:(24 Apr 2016, 22:40)

Ein Blick nach Frankreich oder nach Griechenland zeigt, dass es mit mehr Sozialismus noch schlimmer kommen kann
Dieser von dir angeregte Blick zeigt - was Frankreich betrifft - die Folgen der deutschen Agenda 2010 für Resteuropa und was Griechenland betrifft, die Folgen von durch immer neue Kredite am künstlichen Leben erhaltener Korruption und Misswirtschaft.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Nov 2015, 08:53)

Man muss natürlich hinzufügen, welchen Neoliberalismus man meint. Den ursprünglichen der Freiburger Schule oder den bedeutungsgewandelten der Chicago Boys wie er etwa im Chile des Diktators Pinochet verwirklicht wurde.
Erstens war Friedman ein Gegner des Neoliberalismus und zweitens ist das wirtschaftliche System von Deutschland ein anderes als von Chile. Chile ist übrigens das wirtschaftlich erfolgreichste Land Lateinamerikas. Argentinien war bis Peron mal sehr erfolgreich und Venezuela wurde erfolgreich durch den Sozialismus des 21. Jahrhunderts ruiniert. Noch ein sozialistisches Experiment welches gescheitert ist. Geglückt ist ja bisher keines.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2016, 06:51)

Erstens war Friedman ein Gegner des Neoliberalismus und zweitens ist das wirtschaftliche System von Deutschland ein anderes als von Chile. Chile ist übrigens das wirtschaftlich erfolgreichste Land Lateinamerikas. Argentinien war bis Peron mal sehr erfolgreich und Venezuela wurde erfolgreich durch den Sozialismus des 21. Jahrhunderts ruiniert. Noch ein sozialistisches Experiment welches gescheitert ist. Geglückt ist ja bisher keines.
Wie das? Es war Friedman, höchstselbst, der in seiner regelmäßigen Kolumne in Newsweek 1982 den Ausdruck "Wunder von Chile" prägte und die konsequent neoliberale Wirtschaftsentwicklung dort in höchsten Tönen lobte.

Ich glaube, wir können die 80er Jahre und die Gegenwart nicht einfach so vergleichen. Der 15 Jahre andauernde Wirtschaftsboom in Spanien, wo jeder uneingeschränkt an Markt, Finanzen usw. glaubte, endete bekanntlich in einem Desaster für eine große Mehrheit der Spanier und dürfte die Ursache für die dortige Renaissance linker Ideen (Podemos und Co) sein.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Apr 2016, 08:34)

Wie das? Es war Friedman, höchstselbst, der in seiner regelmäßigen Kolumne in Newsweek 1982 den Ausdruck "Wunder von Chile" prägte und die konsequent neoliberale Wirtschaftsentwicklung dort in höchsten Tönen lobte.

Ich glaube, wir können die 80er Jahre und die Gegenwart nicht einfach so vergleichen. Der 15 Jahre andauernde Wirtschaftsboom in Spanien, wo jeder uneingeschränkt an Markt, Finanzen usw. glaubte, endete bekanntlich in einem Desaster für eine große Mehrheit der Spanier und dürfte die Ursache für die dortige Renaissance linker Ideen (Podemos und Co) sein.
Es gab dort den Putsch. Danach wurde Friedman gefragt, ob er helfen könnte. Da Friedman wusste, dass der Kapitalismus automatisch Wohlstand und Demokratie bringt hat er zugesagt.

In Spanien gab es auch eine Immobilienblase. Und die ist geplatzt. Schuldenblasen sollten vermieden werden.
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Re: Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(26 Apr 2016, 12:32)

Es gab dort den Putsch. Danach wurde Friedman gefragt, ob er helfen könnte. Da Friedman wusste, dass der Kapitalismus automatisch Wohlstand und Demokratie bringt hat er zugesagt.

In Spanien gab es auch eine Immobilienblase. Und die ist geplatzt. Schuldenblasen sollten vermieden werden.
Dem würde ich ein Zitat Friedmans selbst entgegensetzen:
Milton Friedman hat geschrieben: Wirtschaftliche Freiheit ist eine notwendige Voraussetzung für politische Freiheit.
Richtig. Eine notwendige. Einen Automatismus gäbe es erst dann, wenn sie auch eine hinreichende Vorraussetzung wäre. Die Vermeidung von Blasen jedweder Art allein durch ein kapitalistisches, neoliberales Marktsystem ist aber eben nicht zu haben.
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