Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoterik?

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frems
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Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoterik?

Beitrag von frems »

Der Zukunft eine Chance

In Deutschland wird die Zukunftsforschung oft als unakademisch und spleenig belächelt. In Amerika, Finnland oder Korea dagegen hat sie einen guten Ruf. Hokuspokus oder Quelle der Innovation? [...]

Allerdings hat das Fach in Deutschland ein stattliches Image-Problem: Ihm haftet der Ruf der unakademischen Arbeit an. Zukunftsforschung, das klingt nach Glaskugel, Wahrsagerei, hat einen unseriösen oder esoterischen Beigeschmack. Zudem gibt es, ähnlich wie bei den Umweltwissenschaften, viele Institute, die zwar nach Uni klingen, letztlich aber als Wirtschaftsunternehmen geführt werden. In Deutschland gibt es weitaus mehr solcher privatwirtschaftlichen Zukunftsinstitute als akademische Forschungseinrichtungen. Ihre Chefs kommen in der Wirtschaft gut an, in der Wissenschaft sind sie umstritten. Der Vorwurf: Sie machten Trendforschung für Marketing-Abteilungen und Marktforscher.

„Akademische Zukunftsforscher hingegen, entwickeln Szenarien, die weit in der wirklich fernen Zukunft liegen“, sagt Jim Dator, der Direktor des Hawaii Research Center for Futures Studies an der University of Hawaii. Der Bedarf an Prognosen für die Zukunft ist bei Unternehmen ungebrochen und nimmt immer weiter zu, sagt er. Besonders die Technik-Unternehmen aus dem Silicon Valley dürsteten nach Theorien darüber, wie die Zukunft aussieht. Allerdings: „Weil zu wenige Studenten Futures Studies absolvieren, bedienen nicht Akademiker die Nachfrage, sondern Unternehmer.“ [...]

Die wahren Weitblick-Akademiker sitzen woanders, zum Beispiel in Korea, Singapur und Finnland. Dort zählen viele Futurologen sogar zum festen Beraterstamm der Regierungen. Die finnische Universität in Turku etwa ist weltbekannt für ihre Zukunftsforscher, die Presse-Stiftung des koreanischen Elektronikriesen Samsung organisiert Schulungen für Journalisten in Amerika, damit diese verstehen, wie wichtig das Fach ist - und nicht abfällig oder belustigend darüber berichten. Der Drang nach Zukunftsprognosen in diesen Ländern erklärt sich so: Zwar sind diese drei Nationen zurzeit wirtschaftlich und gesellschaftlich auf der Höhe ihrer Zeit, allerdings klein und arm an Rohstoffen. Ihr einziges Kapital, das macht besonders der Stadtstaat Singapur deutlich, sind ihre Einwohner. Sind diese nicht erfolgreich, schwindet der Wohlstand.
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance ... 82013.html

Da wollte ich mal in die Runde fragen, ob sich jemand hier vielleicht selbst schon intensiver mit dem Thema beschäftigt hat, ob aus privaten Interesse, in Wissenschaft/Studium oder beruflich. Wie würdet Ihr dieses Feld einschätzen? Wichtige Erkenntnisse und sinnvolle Methoden, um Trends abzuschätzen und Szenarien zu entwickeln (ob für Politik, Gesellschaft, Entwicklung von Technologien, Marktforschung, ...)? Kreative Phantasien aus dem akademischen Elfenbeinturm ohne Realitätsbezug? Irgendwas dazwischen? Oder was ganz anderes?
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Provokateur »

Futurologie zeichnet sich mMn vor allem durch konsequentes Danebengreifen aus.

Es ist zwar ganz nett, mal bestimmte Szenarien weiterzudenken, da aber manche Entwicklungen und Ereignisse (im Szenario-Planning nennt man solche "Black Swan") sind nicht plan- und prognostizierbar.

Der 11. September war so ein Ereignis. Der hat die gesamte Gesellschaft und Technologie massiv beeinflusst.
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John Galt
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von John Galt »

Jedes größere Technologieunternehmen benötigt solche ähnliche Leute, da geht es nicht nur um "Zukunftsvisionen" um Produkte für das Unternehmen zu konzipieren, sondern auch um Risikoeinschätzungen.

Als Wissenschaft würde ich es nicht bezeichnen, aber man wendet eben wissenschaftliche Methoden an, reiner Hokuspokus ist was anderes. Blockbuster hätte sowas gebraucht.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Provokateur »

Es geht hier ja nicht um kurz- oder mittelfristige Szenarioentwicklung mit Risikoanalyse.
Das ist, mit der richtigen Methode, ziemlich gut und auch zielführend, weil es ermöglicht, verschiedene Strategien vorzubereiten, zu denen man dann nur wechseln muss.

Aber sagen zu wollen, was in zehn Jahren sein wird, ist einfach unwissenschaftlich. Das geht nicht.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

Im Artikel nennen sie es daher ja auch "bevorzugte Zukünfte" im Plural, weil es um Wahrscheinlichkeiten geht. Daß "wild cards" (wie 9/11) in den Weg kommen, kann sicherlich niemand vorhersehen. Aber änderte sich dadurch die Nachfrage von technischen Konsumgütern oder demographische Bedürfnisse?
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Provokateur »

Das denke ich schon. Menschen, die sich sicher fühlen, konsumieren andere Güter als Menschen, die sich unsicher fühlen. Die Unsicheren investieren erst einmal (wie auch immer) so, dass sie sich wieder sicher fühlen.
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Cat with a whip
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Zukunftsforschung ist ein wertvolles Instrument, doch leider werden ihre Arbeitsergebnisse ignoriert, weil keine Verantwortung für die Zukunft herrscht. Nehmen wir die anthopogenen Treibhausgasemissionen und die damit hervorgerufene im historischen Maßstab einzigartige rapide Klimaerwärmung, deren Impakt vor allem die Generationen im nächsten Jahrhundert betrifft. Wir wissen längst wohin unser Handeln für die Nachkommen führt, je nachdem in welche der projizierten Szenarien wir hineingehen. Doch Denkfaulheit und Selbstbetrug lähmt uns, und mach uns unfähig zu einer gesteuerten Manipulation der Zukunft.
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John Galt
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von John Galt »

Cat with a whip » Fr 10. Jul 2015, 17:00 hat geschrieben:Zukunftsforschung ist ein wertvolles Instrument, doch leider werden ihre Arbeitsergebnisse ignoriert, weil keine Verantwortung für die Zukunft herrscht. Nehmen wir die anthopogenen Treibhausgasemissionen und die damit hervorgerufene im historischen Maßstab einzigartige rapide Klimaerwärmung, deren Impakt vor allem die Generationen im nächsten Jahrhundert betrifft. Wir wissen längst wohin unser Handeln für die Nachkommen führt, je nachdem in welche der projizierten Szenarien wir hineingehen. Doch Denkfaulheit und Selbstbetrug lähmt uns, und mach uns unfähig zu einer gesteuerten Manipulation der Zukunft.
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden von Quacksalbern viel zu hoch angesetzt, besonders für Deutschland. Dass Bangldadesch und Co im Eimer sind, ist klar.

Das erinnert an Malthus und Club of Rome.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

John Galt » Fr 10. Jul 2015, 21:07 hat geschrieben:
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden von Quacksalbern viel zu hoch angesetzt, besonders für Deutschland. Dass Bangldadesch und Co im Eimer sind, ist klar.

Das erinnert an Malthus und Club of Rome.
Für die "Zufo" wär es dann ja die Aufgabe zu schauen, was in Bangladesch im günstigsten und was im schlimmsten Falle eintrifft, um entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und vorzuschlagen, falls am CO2-Ausstoß nichts geändert wird. (Dammbau, Frühwarnsysteme, Ökistik, ...)
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

John Galt » Fr 10. Jul 2015, 20:07 hat geschrieben:
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden von Quacksalbern viel zu hoch angesetzt, besonders für Deutschland. Dass Bangldadesch und Co im Eimer sind, ist klar.

Das erinnert an Malthus und Club of Rome.
Tipp: versuch mal weder Deutschland noch Bangladesch so isoliert zu betrachten!
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

frems » Fr 10. Jul 2015, 21:07 hat geschrieben: Für die "Zufo" wär es dann ja die Aufgabe zu schauen, was in Bangladesch im günstigsten und was im schlimmsten Falle eintrifft, um entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und vorzuschlagen, falls am CO2-Ausstoß nichts geändert wird. (Dammbau, Frühwarnsysteme, Ökistik, ...)
Das wäre dann Plan B als Mega-Reparaturmaßnahme für die Schäden infolge eines ignorierten billigen Plan A der Zukunftsfoschung.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Fr 10. Jul 2015, 22:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von John Galt »

Corella » Fr 10. Jul 2015, 21:29 hat geschrieben:
Tipp: versuch mal weder Deutschland noch Bangladesch so isoliert zu betrachten!
Tipp: Versuch mal die Auswirkungen für Deutschland zu untersuchen. Alles andere ist uninteressant.

Die Auswirkungen unterscheiden sich geographisch gravierend, Deutschland ist auf der Gewinnerseite, alles andere ist uninteressant.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

Cat with a whip » Fr 10. Jul 2015, 22:39 hat geschrieben:
Das wäre dann Plan B als Mega-Reparaturmaßnahme für die Schäden infolge eines ignorierten billigen Plan A der Zukunftsfoschung.
Sicher: http://www.sueddeutsche.de/wissen/klima ... -1.1730126

Die Politik, speziell auf nationaler Ebene, handelt bloß selten rational und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen. Als das Unglück bei Fukushima geschah (mit den politischen Folgen), hat sich auf dem "Papier" nichts an dieser Technologie geändert. Und solange "Das betrifft uns weniger" und "Wenn andere sparen, profitieren wir" vorherrschen, wird man wohl nicht weiterkommen, egal was Zukunfts- und Klimaforscher präsentieren. Nicht einmal ökonomische Prognosen kommen da in die Köppe. Da kann man natürlich weiterhin alle Ressourcen einsetzen, um Plan A zu erreichen; oder man widmet sich (resigniert) B.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von nichtkorrekt »

Die weit entfernte Zukunft lässt sich nicht prognostizieren, irgendwann im 19. Jhdt. hat man in England geglaubt, dass wenn alles so weiter geht, London irgendwann meterhoch in Pferdescheiße versinkt, dann kam die elektrische Straßenbahn.

Ich denke, dass Sciene Fiction einige Entwicklungen vorweggenommen hat, aber ein wissenschaftliches Betätigungsfeld ist das nicht.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Helmuth_123 »

Ich halte die Zukunftsforschung für einen wichtigen Teil der Sozial- und Politikwissenschaften. Insbesondere im Bezug auf die demographische Entwicklung, sei es nun Bevölkerungsschwund in ländlichen Gegenden oder Bevölkerungswachstum in den Großstädten bzw. genereller Bevölkerungsschwund in Deutschland. Wie plant man Infrastruktur und Verwaltung? Kann und soll man von politischer Seite die demographische Entwicklung in bestimmte Richtungen versuchen mit zu steuern oder sollte man es einfach "laufen lassen"? Aber es geht auch um die Frage, wie sich andere Staaten in Zukunft entwickeln und ob sich dort Chancen für Investitionen und Handel ergeben.
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frems
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

nichtkorrekt » Sa 11. Jul 2015, 08:42 hat geschrieben:Die weit entfernte Zukunft lässt sich nicht prognostizieren, irgendwann im 19. Jhdt. hat man in England geglaubt, dass wenn alles so weiter geht, London irgendwann meterhoch in Pferdescheiße versinkt, dann kam die elektrische Straßenbahn.

Ich denke, dass Sciene Fiction einige Entwicklungen vorweggenommen hat, aber ein wissenschaftliches Betätigungsfeld ist das nicht.
Weißt Du dazu mehr? Also mit welchen Methoden man im 19. Jahrhundert entsprechende Zukunftsszenarien entwickelte? Und wer sagt denn, daß es sich nur um die ferne Zukunft handeln muß? Beispiel Automobilkonzerne. Die betreiben alle eigene Forschungseinrichtungen, die sich nur damit beschäftigen, wie sich die Menschen wohl in 10, 20, 30 Jahren fortbewegen werden; ob durch Tendenzen im Siedlungswesen, Energiefragen, gesellschaftliche Strukturen (auch demographischer Wandel) und Trends (Statussymbol). Wer da Entwicklungen ignoriert und nur schaut, wie sich aktuell Fahrzeuge verkaufen, wird schnell vom Markt verdrängt, wenn andere Unternehmen rechtzeitig mit Forschung und Entwicklung anfingen. Kann aber natürlich sein, daß Google, Tesla, BMW, VW etc. nur Science-Fiction-Romane schreiben möchten.
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Cat with a whip
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Natürlich ist die Zukunftsforschung seit jeher ein Paradebeispiel für Leistungen der Wissenschaft.
Alleine die Astronomie, die nicht erst seit dem Altertum auf lange Beobachtungsreihen gestützt Aussagen über periodische Vorgänge von tausenden Jahren am Himmel zulässt, das Kalenderwesen entwickelte, Erntezeitpunkte, Jagdzeiten und Fischfangzeiten vorausberechnete. Die Bedeutung der Astronomie wird gerade hierzulande gerne verkannt, ist auch kein Wunder wenn man die Astronomie weiter aus den Lehrplänen streicht, sodass ein Großteil nichtmal mehr Astrologie von Astronomie unterscheiden kann.

Interessant ist da auch die Überwachung von Asteroiden und Schutzkonzepte gegen eventuelle Risiken.

Und natürlich lässt sich aufgrund des wissenschaftlichen Forschungsstands das Schicksal der Erde in weit entfernter Zukunft inzwischen recht gut prognostizieren, da die Entwicklung unseres Zentralstern gut abgeschätzt werden kann. Man kann gut abschätzten wann die C3-Pflanzen verschwinden werden, die Vielzeller, die Eukaryoten, die Ozeane und die Bakterien in der Erdkruste, wann die Sonne die Erdoberfläche aufschmilzt. Nur weiß man noch nicht sicher ob der Eisenkern in der Sonnenatmosphäre überstehten wird, wenn sie sich zum Roten Riesen bis an die Marsbahn ausdehnt. Nur ist das für uns die jetzt leben völlig bedeutungslos, da lapidar gesagt auf der Erde soeben Halbzeit gepfiffen wird und keinen einzigen Zeugen wird es je dafür geben. Trotzdem wird es so geschehen, ob es uns gefällt oder nicht. Und das sind zweifelsohne recht verlässliche Prognosen, die sich aus der Naturbeobachtung ableiten lassen.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Sa 11. Jul 2015, 16:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Provokateur »

Die Prognose von Naturereignissen ist für mich weniger Futurologie als eine Aussage wie "In hundert Jahren haben wir alle einen Chip im Kopf."
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Genau das ist aber der Unterschied der Zukunftsforschung zu Sci-Fi.

Ich bezog mich auf:
"Ich denke, dass Sciene Fiction einige Entwicklungen vorweggenommen hat, aber ein wissenschaftliches Betätigungsfeld ist das nicht."


Sci-fi ist keine Wissenschaft, sondern ein Genre der Kunst, kommt ohne Wahrheitsanspruch aus und trifft dennoch hochspekulative konkrete Aussagen.

Zukunftsforschung setzt Bedingungen für einen Handlungsspielraum basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. So lassen sich langfrisitge Planungen sinnvoll gestalten.
Und natürlich hat "in 100 Jahren haben wir einen Chip im Kopf" nichts direkt mit Futurologie zu tun, sondern ist eine sinnfreie utopische Spekulation vom Bedeutungswert wie "in 100 Jahren gibts Speiseeis aus Waldbienen mit Krokant".
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Sa 11. Jul 2015, 18:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Helmuth_123 »

Cat with a whip » Sa 11. Jul 2015, 16:46 hat geschrieben:Natürlich ist die Zukunftsforschung seit jeher ein Paradebeispiel für Leistungen der Wissenschaft.
Alleine die Astronomie, die nicht erst seit dem Altertum auf lange Beobachtungsreihen gestützt Aussagen über periodische Vorgänge von tausenden Jahren am Himmel zulässt, das Kalenderwesen entwickelte, Erntezeitpunkte, Jagdzeiten und Fischfangzeiten vorausberechnete. Die Bedeutung der Astronomie wird gerade hierzulande gerne verkannt, ist auch kein Wunder wenn man die Astronomie weiter aus den Lehrplänen streicht, sodass ein Großteil nichtmal mehr Astrologie von Astronomie unterscheiden kann.

Interessant ist da auch die Überwachung von Asteroiden und Schutzkonzepte gegen eventuelle Risiken.

Und natürlich lässt sich aufgrund des wissenschaftlichen Forschungsstands das Schicksal der Erde in weit entfernter Zukunft inzwischen recht gut prognostizieren, da die Entwicklung unseres Zentralstern gut abgeschätzt werden kann. Man kann gut abschätzten wann die C3-Pflanzen verschwinden werden, die Vielzeller, die Eukaryoten, die Ozeane und die Bakterien in der Erdkruste, wann die Sonne die Erdoberfläche aufschmilzt. Nur weiß man noch nicht sicher ob der Eisenkern in der Sonnenatmosphäre überstehten wird, wenn sie sich zum Roten Riesen bis an die Marsbahn ausdehnt. Nur ist das für uns die jetzt leben völlig bedeutungslos, da lapidar gesagt auf der Erde soeben Halbzeit gepfiffen wird und keinen einzigen Zeugen wird es je dafür geben. Trotzdem wird es so geschehen, ob es uns gefällt oder nicht. Und das sind zweifelsohne recht verlässliche Prognosen, die sich aus der Naturbeobachtung ableiten lassen.
Wieso die Spezifikation auf C3-Pflanzen? :?:
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

Helmuth_123 » Sa 11. Jul 2015, 20:59 hat geschrieben:
Wieso die Spezifikation auf C3-Pflanzen? :?:
Es ist eine Anpassung. Anpassen, das enthält übrigens Vorhersagen :)
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Cat with a whip
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Helmuth_123 » Sa 11. Jul 2015, 20:59 hat geschrieben:
Wieso die Spezifikation auf C3-Pflanzen? :?:
Die machen den größten Teil in der Vegetation aus, sind Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen und werden vor den C4-Pflanzen verschwinden.

Die zunehmende Strahlung der Sonne wird das Wasser der Ozeane beschleunigt verdampfen und die Erde wird ihr Wasser nach und nach in den Weltraum abgeben, was zum Sinken des Meeresspiegels führt. Das Wasser der Ozeane ist jedoch ein Schmiermittel bei plattentektonischen Vorgängen, die sich bei Rückgang der Ozeane nun verlangsamen, was wiederum das Gleichgewicht des geologischen Kohlenstoffkreislauf in die Richtung beeinflusst, dass Verwitterungsprozesse, die atmosphärisches CO2 binden überwiegen und die CO2-Konzentration der Atmosphäre den kritischen Wert für die C3-Photosynthese in 600 mio. a unterschreitet. In 800 mio. a versagt auch die C4-Photosynthese. An der kritischen Grenze wird die Vegetation sich zweitweise zwar wieder ausbreiten, wenn die stets schwankende Aktivität der Tektonik oder Tiere wieder genügend CO2 zutage fördern, in der Tendenz schwächt sich der Prozess so weit ab dass diese Pflanzen völlig verschwinden, wenn sie keine neuen Strategie entwickeln, die mit weniger CO2 auskommen.

Wichtig sind diese Pflanzen natürlich als Sauerstofflieferant und Nahrungslieferant für Säugetiere wie uns. Nimmt der Sauerstoff ab geht auch der Schutz vor UV-Strahlung zurück. Nimmt die Biomasse ab und Sauerstoff, verschwindet auch schnell das höhere Leben in den Meeren. Säugetiere wie der Mensch sind dann kaum noch vorstellbar.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am So 12. Jul 2015, 14:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Jorkoo »

Dafür, dass Deutschland als unakademisch und spleenig belächelt wird, haben wir aber in der Geschichte viele namhafte Unternehmen herausgebracht, darunter Siemens, BMW, VW, Bosch oder SAP. Gerade das Unternehmen SAP, das weltweit zu den größten Softwareherstellern gehört, entwickelt Anwendungsmöglichkeiten, woraus viele kleinere Unternehmen im SAP Umfeld entstanden sind. Und die Nachfrage nach geeigneten SAP Beratern und Entwicklern ist immens groß (vgl. die Jobs hier unter https://duerenhoff.de/sap-jobs ). Um die akademische Zukunft würde ich keine Gedanken. Das Problem ist nur, dass Deutschland sich von anderen diktieren lässt, wie es seine Nachwuchskräfte auzubilden hat. Mal wird der Bachelor eingeführt, dann das Bildungssystem nach G12 System an Schulen eingeführt usw. . Ist da internationale Vergleichbarkeit vorhanden?
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Helmuth_123 »

Cat with a whip » So 12. Jul 2015, 14:53 hat geschrieben:
Die machen den größten Teil in der Vegetation aus, sind Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen und werden vor den C4-Pflanzen verschwinden.

Die zunehmende Strahlung der Sonne wird das Wasser der Ozeane beschleunigt verdampfen und die Erde wird ihr Wasser nach und nach in den Weltraum abgeben, was zum Sinken des Meeresspiegels führt. Das Wasser der Ozeane ist jedoch ein Schmiermittel bei plattentektonischen Vorgängen, die sich bei Rückgang der Ozeane nun verlangsamen, was wiederum das Gleichgewicht des geologischen Kohlenstoffkreislauf in die Richtung beeinflusst, dass Verwitterungsprozesse, die atmosphärisches CO2 binden überwiegen und die CO2-Konzentration der Atmosphäre den kritischen Wert für die C3-Photosynthese in 600 mio. a unterschreitet. In 800 mio. a versagt auch die C4-Photosynthese. An der kritischen Grenze wird die Vegetation sich zweitweise zwar wieder ausbreiten, wenn die stets schwankende Aktivität der Tektonik oder Tiere wieder genügend CO2 zutage fördern, in der Tendenz schwächt sich der Prozess so weit ab dass diese Pflanzen völlig verschwinden, wenn sie keine neuen Strategie entwickeln, die mit weniger CO2 auskommen.

Wichtig sind diese Pflanzen natürlich als Sauerstofflieferant und Nahrungslieferant für Säugetiere wie uns. Nimmt der Sauerstoff ab geht auch der Schutz vor UV-Strahlung zurück. Nimmt die Biomasse ab und Sauerstoff, verschwindet auch schnell das höhere Leben in den Meeren. Säugetiere wie der Mensch sind dann kaum noch vorstellbar.
Ich weiß schon, dass die C3-Pflanzen, die Hauptmasse der Pflanzen ausmachen. Mich verwundert nur, dass die C4-Pflanzen die C3-Pflanzen, dann doch noch mal um 200 Millionen Jahre überleben. Ich hätte gedacht, wenn die C3-Pflanzen "hopps gehen", dann dauert es bei den C4-Pflanzen auch nicht mehr lange.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Helmuth_123 » Fr 24. Jul 2015, 20:25 hat geschrieben:
Ich weiß schon, dass die C3-Pflanzen, die Hauptmasse der Pflanzen ausmachen. Mich verwundert nur, dass die C4-Pflanzen die C3-Pflanzen, dann doch noch mal um 200 Millionen Jahre überleben. Ich hätte gedacht, wenn die C3-Pflanzen "hopps gehen", dann dauert es bei den C4-Pflanzen auch nicht mehr lange.
C4 funktioniert noch bis 10 ppm CO2, C3 funktioniert bis 50 ppm CO2. Möglicherweise können C4-Pflanzen sogar noch länger als 800 Mio. a existieren. Sie werden auch die Lebensräume von C3-Pflanzen nutzen können.

Aber diese langfristigen Tendenzen aufgrund der erst auf großen Zeitsskalen merklich ansteigenden solaren Strahlungsleistung sind nicht unsere aktuellen Probleme. Momentan greift der Mensch kurzfristig aktiv in den CO2-Kreislauf ein und erhöht die Konzentration mit Folge einer kurzfristigen schnellen Temperaturerhöhung, obwohl die Strahlungsleistung der Sonne auf diesen Zeitskalen nahezu unverändert ist.

Man kann auch zum Schluß kommen, dass Zukunftsforschung eine intellektuelle Spielerei ist, deren Wert täglich von Eintagsfliegen zunichte gemacht wird. Denn wir finden lieber 1000 Gründe unser Verhalten heute nicht zu ändern, obwohl die Verantwortung gegenüber Nachkommen es gebietet.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Sa 25. Jul 2015, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

Die taz hat sich dem Thema nun auch mal kurz gewidmet.
Zukunftsforschung in der Nische
Das Undenkbare denken

In Deutschland konnte die Zukunftsforschung nie richtig Fuß fassen. Bundesweit gibt es nur einen Master-Studiengang für den Blick in die Zukunft.
http://www.taz.de/!5218440/
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Cat with a whip »

Da werden Leute ausgebildet, die dann Unternehmen bei der kurzfristigen Strategieplanung (Branchentrends, Marktentwicklung usw.) helfen und bei der PR helfen, d.h. was diese lieber der Öffentlichkeit zu sagen haben damit sich auch ihr gewünschter Trend zur Profitmaximierung erfüllt (im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeiung). Solche Leute ordnete man auch bisher dem Stichwort "Think Tank" zu.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Mo 17. Aug 2015, 02:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von HugoBettauer »

Zukunftsforschung ist keine Wissenschaft, wie auch Fahrstuhlbau und Kartenlegen keine Wissenschaften sind. Prognosen zu Einzelthemen und Natursachverhalten sind Anwendungen der Naturwissenschaften. Je komplexer der untersuchte Gegenstand, je länger der Untersuchungszeitraum und je schlechter die Kenntnis der Daten und Zusammenhänge, um so schlechter ist die Vorhersage. Prognosen über lange Zeiträume und über menschliches Verhalten spielen für sich genommen auch keine Rolle, da die vorfindlichen politischen Interessen sich nicht an ihnen formen sondern sich ihrer bedienen. Wenn wir nicht mal mit einer Treffsicherheit von +/- 70% raten können, wieviele Einwanderer und Asylbewerber wir in zwei Jahren haben, ist der praktische Wert von Prognosen über 30 und mehr Jahre eher beschränkt.
Corella
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

SoleSurvivor » Mo 17. Aug 2015, 11:07 hat geschrieben:Zukunftsforschung ist keine Wissenschaft, wie auch Fahrstuhlbau und Kartenlegen keine Wissenschaften sind. Prognosen zu Einzelthemen und Natursachverhalten sind Anwendungen der Naturwissenschaften. Je komplexer der untersuchte Gegenstand, je länger der Untersuchungszeitraum und je schlechter die Kenntnis der Daten und Zusammenhänge, um so schlechter ist die Vorhersage. Prognosen über lange Zeiträume und über menschliches Verhalten spielen für sich genommen auch keine Rolle, da die vorfindlichen politischen Interessen sich nicht an ihnen formen sondern sich ihrer bedienen. Wenn wir nicht mal mit einer Treffsicherheit von +/- 70% raten können, wieviele Einwanderer und Asylbewerber wir in zwei Jahren haben, ist der praktische Wert von Prognosen über 30 und mehr Jahre eher beschränkt.
Dann lass mich wiederholen: jede Anpassung ist auch Prognose!
HugoBettauer

Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von HugoBettauer »

Corella » Fr 21. Aug 2015, 10:52 hat geschrieben:
Dann lass mich wiederholen: jede Anpassung ist auch Prognose!
Jede Anpassung ist erstmal Anpassung. Ob sie morgen hinfällig ist, weißt du übermorgen.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

SoleSurvivor » Mi 26. Aug 2015, 16:46 hat geschrieben: Jede Anpassung ist erstmal Anpassung. Ob sie morgen hinfällig ist, weißt du übermorgen.
Evolution und menschlicher Verstand arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten! Wenn es genügend wahrscheinlich ist, dass auch morgen die Sonne wieder aufgeht, dann kann Organismus die Steuerung von außen eichen und muss das nicht programmiert haben. Wenn es unklar ist, ob es morgen kalt oder warm wird, dann muss ein wechselwarmes Lebewesen für beide Fälle Steuerprogramme für die Herstellung jeweils angepasster Enzymserien inne haben. Das ist der Grund, warum manches Insekt mehr Gene hat als Du oder ich. Zwischen "klar" und "unklar" spannt sich dabei eine Welt auf, die sich Alles-oder-Nichts-Denkern offenbar nicht erschließt... :rolleyes:
HugoBettauer

Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von HugoBettauer »

Corella » Do 27. Aug 2015, 15:26 hat geschrieben:
Evolution und menschlicher Verstand arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten! Wenn es genügend wahrscheinlich ist, dass auch morgen die Sonne wieder aufgeht, dann kann Organismus die Steuerung von außen eichen
So funktioniert Evolution nicht. Evolution basiert darauf, dass alle möglichen Faktoren Varianz aufweisen und die Varianten, die zufällig am Besten zur sich ändernden Umwelt passen, am besten überleben und fortpflanzen. Das ist das Gegenteil eines Prognosesystems.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

SoleSurvivor » Do 27. Aug 2015, 18:35 hat geschrieben: So funktioniert Evolution nicht. Evolution basiert darauf, dass alle möglichen Faktoren Varianz aufweisen und die Varianten, die zufällig am Besten zur sich ändernden Umwelt passen, am besten überleben und fortpflanzen. Das ist das Gegenteil eines Prognosesystems.
Variation läuft nicht ungesteuert. So gibt es konstante und variable Merkmale. Lebende Fossilien variieren kaum noch. Es sind Anpassungen an variable oder konstante Umweltfaktoren. Somit steckt in den Strukturen eben auch mehr oder weniger wahrscheinliche Zukunft. (Das heißt ja nicht, dass jemand notwendigerweise eine Prognose gemacht haben muss, damit das möglich ist.)

Edith: ansonsten habe ich gerade weiter oben versucht, nachzulesen, was mich eigentlich zur ersten Entgegnung veranlasst hatte. Ich weiß es nicht mehr und finde es nicht mehr raus. Wissenschaftlich ist es übrigens nicht selten einfacher, valide Prognosen über längere Zeiträume (z.B. 30 Jahre) zu machen, als kurzfristige. Das mag wohl manchem kontraintuitiv erscheinen. Aber auch das ist vielleicht gar kein Streitpunkt. Hab s vergessen.
Zuletzt geändert von Corella am Fr 28. Aug 2015, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von HugoBettauer »

Das ist unstrittig: Langfristig seid ihr alle tot.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von jorikke »

Zukunftsforschung ist wichtig. Die Staaten stellen dafür hohe finanzielle Mittel bereit. Kurzfristige Prognosen haben den Nachteil ihren Wahrheitsgehalt recht schnell überprüfen zu können. Hat ein Wissenschaftler Mist prognostiziert, werden ihm die Forschungsmittel gestrichen. Er ist out und sein Renommee im Eimer.
Forscher und Wissenschaftler die sich auf langfristige Prognosen kaprizieren sind da weit besser dran. Wenn sich herausstellt, dass sie völlig daneben lagen, sind sie in Rente oder gestorben.
Ich denke da an den "Club of Rome" mit seinen ganzen Untergangsszenarien und den fetten Guru der Gegenbewegung in den70/80 Jahren des letzten Jahrhunderts, Cahn, der Energiemangel schlicht in Abrede stellte und alles mit den riesigen Manganknollen vom Grund der Ozeane lösen wollte.
Menschen lösen ihre Probleme immer dann, wenn sie akut werden.
Dann braucht man nämlich keine Kaffeesatzprognosen mehr und kann zur Sache gehen.
..."Wissenschaft" kann echt lustig sein.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Corella »

jorikke » So 30. Aug 2015, 20:17 hat geschrieben:Zukunftsforschung ist wichtig. Die Staaten stellen dafür hohe finanzielle Mittel bereit. Kurzfristige Prognosen haben den Nachteil ihren Wahrheitsgehalt recht schnell überprüfen zu können. Hat ein Wissenschaftler Mist prognostiziert, werden ihm die Forschungsmittel gestrichen. Er ist out und sein Renommee im Eimer.
Forscher und Wissenschaftler die sich auf langfristige Prognosen kaprizieren sind da weit besser dran. Wenn sich herausstellt, dass sie völlig daneben lagen, sind sie in Rente oder gestorben.
Ich denke da an den "Club of Rome" mit seinen ganzen Untergangsszenarien und den fetten Guru der Gegenbewegung in den70/80 Jahren des letzten Jahrhunderts, Cahn, der Energiemangel schlicht in Abrede stellte und alles mit den riesigen Manganknollen vom Grund der Ozeane lösen wollte.
Menschen lösen ihre Probleme immer dann, wenn sie akut werden.
Dann braucht man nämlich keine Kaffeesatzprognosen mehr und kann zur Sache gehen.
..."Wissenschaft" kann echt lustig sein.
Das ist weitgehend Verschwörung! Wettervorhersagen klappen nur kurzfristig, Klimavorhersagen nur langfristig. Um näher zu verstehen, warum, braucht man u.a. Grundlagen in Statistik.
Der Club of Rome hat sich noch komplexerer Materie angenommen, mit damals wohl schwachen Annahmen und mathematischer Verarbeitung. Dennoch hat er grundsätzliche, bestehende Probleme in den Fokus genommen. So bleibt es bis heute eine Herausforderung, ökonomisch geschulten Menschen nahe zu bringen, dass es Kapazitätsgrenzen und Wachstumsfallen gibt. Wer den Club of Rome hernimmt, um damit allen Bedrohungsszenarien zu entgegnen, schüttet das Kind mit dem Bade aus.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Emin »

John Galt » Fr 10. Jul 2015, 21:51 hat geschrieben:
Tipp: Versuch mal die Auswirkungen für Deutschland zu untersuchen. Alles andere ist uninteressant.

Die Auswirkungen unterscheiden sich geographisch gravierend, Deutschland ist auf der Gewinnerseite, alles andere ist uninteressant.
Deutschland hängt so sehr am Tropf der Nachfrage aus den Schwellenländern wie kaum ein anderes Land. Wenn diese Länder wegen dem Klimawandel kollabieren sieht es für Deutschland schnell ganz düster aus.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Fuerst_48 »

jorikke » So 30. Aug 2015, 21:17 hat geschrieben:Zukunftsforschung ist wichtig. Die Staaten stellen dafür hohe finanzielle Mittel bereit. Kurzfristige Prognosen haben den Nachteil ihren Wahrheitsgehalt recht schnell überprüfen zu können. Hat ein Wissenschaftler Mist prognostiziert, werden ihm die Forschungsmittel gestrichen. Er ist out und sein Renommee im Eimer.
Forscher und Wissenschaftler die sich auf langfristige Prognosen kaprizieren sind da weit besser dran. Wenn sich herausstellt, dass sie völlig daneben lagen, sind sie in Rente oder gestorben.
Ich denke da an den "Club of Rome" mit seinen ganzen Untergangsszenarien und den fetten Guru der Gegenbewegung in den70/80 Jahren des letzten Jahrhunderts, Cahn, der Energiemangel schlicht in Abrede stellte und alles mit den riesigen Manganknollen vom Grund der Ozeane lösen wollte.
Menschen lösen ihre Probleme immer dann, wenn sie akut werden.
Dann braucht man nämlich keine Kaffeesatzprognosen mehr und kann zur Sache gehen.
..."Wissenschaft" kann echt lustig sein.
Wissenschaft arbeitet nach den Kriterien der Entwicklung von nachvollziehbaren Schritten.
Sameln von Beobachtungsdaten, Vergleich derselben mit der Wirklichkeit, Erstellung von Hypothesen, Vergleich mit der Wirklichkeit, Erstellung von Theorien, V m d W., Schaffung eines Weltbildes, angepaßt an gesicherte Erkenntisse.
Alles andere ist mit Vorsicht zu genießen.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von frems »

Und noch etwas (kritisches) Futter:
Zukunftsforschung macht reich

Die Apple-Watch wird unser Leben verändern und vielleicht werden wir auch alle reich. Das sagen Zukunftsforscher. Wenn sie mit genügend Selbstvertrauen auftreten, füllen diese Prognosen wenigstens ihre eigenen Taschen.
https://blogs.faz.net/deus/2015/04/23/k ... eich-2545/
Wer ist hier der Klügere?

Forscher der Singularity University ersehnen den Zeitpunkt, an dem Maschinen die Menschen überflügeln. Ein Besuch im Silicon Valley
http://www.zeit.de/2015/33/digitalisier ... university
Die Zukunftsforschung hat Grenzen

Spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist die Frage nach der Zukunft in Mode. Nur lagen die Zukunftsforscher mit ihren Prognosen meist weit neben der Realität. Jetzt versucht eine Studie im Auftrag des Bildungsministertiums zu ergründen, was 2030 wichtig sein wird. Die Methoden sind zum Teil neu, aber sind die Ergebnisse besser?
http://www.deutschlandfunk.de/futurolog ... _id=331490
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Re: Zukunftsforschung/Futurologie: Wissenschaft oder Esoteri

Beitrag von Fuerst_48 »

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