Ein dreijähriger Bulle verletzte einen Bauern in Nordrhein-Westfalen tödlich. Eine radikale Tierschützerin erklärte das Tier zum Helden - und handelte sich so zwei Strafanzeigen ein.
Hamburg - "Und wieder steht ein Held aus unserer Mitte auf - Ein Bulle nimmt Rache", ist der Artikel überschrieben, den die Tierrechtsorganisation Animal Peace auf ihrer Webseite viva-vegan.info veröffentlichte. Sie kommentierte damit ein Unglück, das sich vor drei Wochen in Nümbrecht bei Köln zutrug.
Ein 61-jähriger Bauer wollte gerade eine Stalltür reparieren, als er offenbar von seinem Bullen angegriffen wurde. Der 18-jährige Sohn des Landwirtes fand seinen Vater am Abend tot im Stall.
Dient dieser Duktus zum Denkanstoss, oder ist das voll daneben?Während die Familie trauert, glorifiziert Silke Ruthenberg, die Vorsitzende des Vereins Animal Peace, den Stier: "Wir verneigen uns vor dem Held der Freiheit. Mögen ihm viele weitere Rinder in den Aufstand der Geknechteten folgen." Den Bauern bezeichnete sie als "Sklavenhalter".
Zwei Strafanzeigen gegen die radikale Veganerin
Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die Landwirtschafts-Zeitschrift "Top Agrar" und Mitgliedsorganisationen des Deutschen Bauernverbands berichteten über den Artikel. Bald brach auf Facebook ein Shitstorm über Animal Peace und die Autorin Silke Ruthenberg herein, Medien berichteten.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Kreisbauernschaft Oberbergischer Kreis erstatteten beide am vergangenen Freitag Strafanzeige bei den Staatsanwaltschaften München und Köln gegen Ruthenberg. Sie berufen sich auf Paragraf 189 des Strafgesetzbuches: "Wer das Andenken eines Verstorbenen verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."
In der Landwirtschaft und Viehzucht geschehen mit Sicherheit viele Schweinereien, aber ist es angebracht bei einem Tod eines Menschen dies so zu instrumentalisieren? Ich habe wenig Verständnis für aufgespießte Matadore. Selbst schuld. In diesem Falle halte ich es aber für ziemlich ungebührlich.Silke Ruthenberg lässt sich davon nicht beeindrucken. "Wir als vegane Bewegung wollen provozieren und zu politischem Denken anregen", sagt sie. "Ich habe das bewusst mit einem revolutionären Duktus geschrieben." Dass der Artikel so eine große Resonanz hervorrufen würde, hätte sie nicht erwartet. Schlecht findet sie es aber auch nicht - im Gegenteil. "Es ist absolut in unserem Sinne, dass das so große Verbreitung gefunden hat", sagt sie.
"Hauptsache die Debatte wurde angestoßen und es wird in der veganen Szene nicht immer nur über Zucchini-Spaghetti gesprochen", sagt Ruthenberg, die selbst seit 30 Jahren Veganerin ist. "Da mache ich mich gern zum unkultivierten Bauernhasser." Ihr sei sogar mit Mord und Vergewaltigung gedroht worden, sagt die 47-Jährige. Von wem, kann sie nicht genau sagen, wahrscheinlich seien es erboste Bauern.
Es sei nicht ihre Absicht gewesen, die Landwirte zu provozieren, viel mehr gehe es um eine "gelebte, kompromisslose Solidarität mit den Tieren".
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 15210.html
Allerdings finde ich, daß jemand, der auf Fleisch verzichtet, konsequenterweise zum größten Teil auch auf alles weitere tierische verzichten müsste. Also vegan leben sollte. Ein bisschen Todesstrafe geht auch nicht. Konsequenterweise müsste auch eine radikale Haltung gegenüber der Haltung und Nutzung von Tieren erfolgen. Was recht und billig bei der Kritik und dem Kampf gegen moderner Sklaverei und Ausbeutung ist, sollte auch bei Tieren gelten? Ist der Tierschutz nicht eine Farce, wie bei "humanen" Formen der Todesstrafe?