schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Mar 2018, 13:13)
Mein aktueller Wissensstand ist, dass die Varianz der Individuen innerhalb einer Menschen-Population größer ist als die Varianz verschiedener Menschen-Populationen untereinander ... jedenfalls was wesentliche Merkmale und nicht Hautfarbe, Körpergröße oder Augenform anbelangt. Habe ich da was falsch verstanden? Oder gilt das nicht mehr?
Ich möchte da ein wenig weiter ausholen als X3Q. Übrigens stammt diese Erkenntnis von Lewontin, vom Anfang der 1970er.
Jedes Individuum in einer Population trägt 2 Kopien fast jeden Gens und kann damit maximal 2 Varianten dieses Gens an die Nachwelt weitergeben. Es ist immer so, dass manche Varianten seltener weitergegeben werden als andere. Manche Individuen bringen weniger Kinder durch, oder geben, ganz zufällig, diese Variante an einen kleineren Teil ihrer Kinder weiter. Es passiert dadurch, dass manche Varianten schließlich aufhören zu existieren.
Das geht natürlich schneller, wenn die Variante einen Vor- oder Nachteil bringt. Es passiert aber auch einfach zufällig. Umso kleiner die Population ist, umso eher fällt was raus.
Man kann jede Genvariante im Menschen (theoretisch) auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen. Für jedes Gen gibt es einen anderen gemeinsamen Vorfahren, der zu einer anderen Zeit lebte. Alle anderen Varienten dieses Gens, die zu der der Zeit existierten, starben aus.
Z.B. Von der mitochondrialen DNA (mtDNA) hat jeder nur eine Kopie. Sie wird von der Mutter auf die Kinder vererbt. In Söhnen ist Endstation. Dadurch get bei der mtDNA dieser Prozess noch schneller. Jede mtDNA in heute lebenden Menschen lässt sich auf eine Frau zurückführen, die vor ca. 200.000 Jahren lebte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondriale_Eva
Bei normalen Genen dauert das erheblich länger. Bei manchen Genen lebte das Ursprungsindividuum vor der Zeit, als sich Menschen und Schimpansen trenten.
In jeder Generation können Mutationen passieren, die neue Varianten schaffen. Über Vergleiche der Veränderungen verschiedener Varianten, lässt sich der letzte gemeinsame Vorfahr abschätzen. Umso mehr Unterschiede, umso mehr Generationen sind seither vergangen.
Und jetzt zum Thema: Wie wir heute wissen, stammen alle heute lebenden Menschen von einer relativ kleinen Population ab. In dieser kleinen Population konnten nur relative wenige Genvarianten mitgenommen werden. Seither hat sich die Menschheit massiv vermehrt, aber es war nicht genug Zeit die genetische Vielfalt wieder "aufzufüllen".
Moderne Menschen verließen Afrika vor weniger als 100.000 Jahren. Erst als die Menschen durch große Entfernungen getrennt waren, konnten sich regional eigene Varianten herausbilden. Man sieht an den Zeitspannen, dass die menschliche Vielfalt größtenteils ein gemainsames Erbe ist, das die Auswanderer aus Afrika mitgenommen haben. Ein Beispiel sind die AB0 Blutgruppen, die es überall auf der Welt gibt.
Bis vor wenigen Jahrzehnten hielt man noch die "multiregionale Hypothese" für möglich. Man spekulierte, dass die Vofahren des modernen Menschen, bereits vor über einer Million Jahren aus Afrika ausgewandert seien und sich dann mehr oder weniger getrennt, parallel aus dem Homo Erectus zum Homo Sapiens entwickelten. Zum Vergleich: Aktuell wird geschäzt, dass die mtDNA des Neanderthalers und des Sapiens sich erst vor 500.000 Jahren trennten.
Hätte sich der multiregionale Ursprung bestätigt, dann gäbe es richtig Unterschiede.
tl;dr: Ja, das gilt noch.