H2O hat geschrieben:(10 Mar 2018, 08:54)Wir Normalverbraucher verfallen immer wieder in den sehr naheliegenden Vergleich der äußeren Erscheinungsbilder, weil die Genetik so unzugänglich ist. Die 98,5% prägen uns eben stärker als die 1,5%...
Gehen wir mal über die äußeren Erscheinungsbilder. Stellen wir uns vor, wir wollen anhand von Merkmalen feststellen, aus welchem Gebiet die Urahnen von jemandem kamen.
Die Person ist hellhäutig. Das kommt eher in den nördlichen Breiten von Europa, aber auch Asien vor.
Außerdem blond. Hier nochmal ein Link zur Karte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Blond#/me ... Europe.png
Jetzt schauen wir als nächstes auf die Blutgruppe. Sieht man zwar von außen nicht, aber ich habe halt grade einen Link zu Karten:
https://www2.palomar.edu/anthro/vary/vary_3.htm
Sagen wir, die Blutgruppe ist B. Jetzt werden Gebiete in denen blonde Haare UND Blutgruppe B häufig sind, noch wahrscheinlicher. Andere Gebiete werden weniger wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeiten multiplizieren sich. Man erinnert sich vielleicht noch ein bisschen and die Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule?
Jedes mal, wenn ich ein neues Merkmal einbeziehe, werden manche Gebiete weniger wahrscheinlich, und andere eher wahrscheinlich. Wenn ich genug Merkmale betrachte kann ich irgendwann einen guten Tipp abgeben.
Wenn ich das Gebiet kenne, kann ich folgern, was für eine Muttersprache die Person spricht, welche Staatsangehörigkeit sie hat, und welches Bekenntnis. Denn diese Eigenschaften sind eng mit der Geographie verknüpft. Das heißt aber nicht, das diese Dinge biologisch sind.
Ich kann auch folgern welche Rasse die Person hat. Das heißt aber nicht das Rasse deswegen biologish ist, genausowenig wie Muttersprache, Bekenntnis oder Staatsangehörigkeit.
Das geht besonders gut gerade weil Rassen eben NICHT biologisch vernünftig sind. Wären sie es, könnte man mit wenigen Merkmalen die Rasse bestimmen, aber käme dann nicht weiter. Sagen wir mal, es gäbe eine nordische Rasse, bei der alle blond und blauäugig sind und Blutgruppe B haben. Sagen wir weiter, das nur diese eine Rasse blaue Augen hat. Dann wüsste ich schon beim Merkmal blaue Augen alles. Die beiden anderen Merkmale könnte ich allein daraus folgern. Sie zu erfahren brächte mir keinen Erkenntnisgewinn.
Wenn ich nur wissen wollte, ob jemand z.B. Europäischer Abstammung ist, und es es nicht präziser will, dann könnte ich fragen ob jemand rothaarig ODER blond ODER etc ist. Aber warum sollte man rot und blond zusammenfassen? Einen biologischen Grund kenne ich nicht.
---
Ein Beispiel, warum es problematisch ist, von einem Merkmal auf das andere zu schließen: Sichelzellenanämie
Es handelt sich um eine Erbkrankheit, die in den USA als Krankheit von Schwarzen gilt.
Hier eine Karte der Verteilung:
https://en.wikipedia.org/wiki/Sickle-ce ... bution.jpg
Man sieht, das sie vor allem in Westafrika vorkommt. Aus diesem Gebiet wurden Menschen als Sklaven nach Amerika verschifft. So kommt die Sichelzellenanämie zu den Afro-Amerikaner.
Man sieht aber auch das es global mitnichten eine afrikanische Krankheit ist. Vielleicht kennen manche den Comedian Travor Noah von der Daily Show. Seine Mutter ist aus Südafrika, sein Vater aus der Schweiz. Laut dieser Karte, kann man praktisch ausschließen, dass er das Gen trägt. Er lebt mitlerweile in den USA und ist also auch Afro-Amerikaner.
An Rassen zu glauben heißt nicht, dass man reale genetische Unterschiede akzeptiert. Es heißt sie zu verleugnen.
---
Hier ist noch eine schöne Karte. Sie zeigt die Verteilung von Haplogruppe R1b:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haplogrup ... Y-DNA).PNG
Jeder Mann der diese Gruppe trägt stammt in direkter Line (Vater zu Sohn) von einem Mann ab der vor schätzungsweise 18.500 Jahren lebte. Gut möglich, das auch der eine oder andere Leser ein Abkömmling dieses Mannes.