Stand:
1. Russia Gold 7 Silver 3 Bronze 5 Total 15
2. United States Gold 6 Silver 11 Bronze 3 Total 20
3. Jamaica Gold 4 Silver 2 Bronze 1 Total 7
4. Kenya Gold 3 Silver 4 Bronze 3 Total 10
5. Ethiopia Gold 3 Silver 3 Bronze 4 Total 10
6. Germany Gold 3 Silver 2 Bronze 1 Total 6
Viele Nationalitäten - Deutschland jubelt über sein Multikulti-Team
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Als der Leverkusener Dreispringer Charles Friedek (41) 1999 in Sevilla als erster dunkelhäutiger Leichtathlet für Deutschland einen WM-Titel gewann, galt das als Sensation. Es waren damals noch andere Zeiten. Wenige Minuten nach seinem Triumph beklagte sich Friedek bitterlich über Rassismus.
Solche Themen kamen beim Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (23) diese Woche erst gar nicht groß auf. Das schwarz-rot-goldene Team in Moskau ist vor allem ein buntes – und Multikulti inzwischen Normalität.
Stabhochspringerin Lisa Ryzih (24) kam 1992 mit ihrer Familie als Aussiedlerin aus dem russischen Omsk nach Deutschland. Der Vater von Sprinterin und Weitspringerin Malaika Mihambo (19) ist aus Sansibar.
Ihre Weitsprung-Kollegin Sosthene Moguenara (23) ist im Tschad geboren, Mittelstreckenläuferin Diana Sujew (22) in Riga/Lettland. Der äthiopische 1500-m-Spezialist Homiyu Tesfaye (20) wurde kürzlich eingebürgert. Die Eltern von Sprinterin Yasmin Kwado (22) kommen aus Ghana.
Für Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des DLV, ist das „völlig normal und selbstverständlich und nichts Besonderes“. In der Welt der olympischen Kernsportart sowieso. Bei der WM im Luschniki-Stadion tummeln sich insgesamt knapp 2000 Teilnehmer aus 206 Ländern.
Und im Alltag? „Natürlich trifft man manchmal dumme Leute“, sagt Holzdeppe. Aber im Grunde habe er „Glück gehabt“. Er wurde im Alter von zwei Jahren von einem Ehepaar aus Kaiserslautern adoptiert. Fragen nach seinen Wurzeln weist er freundlich, aber bestimmt zurück.
Bei Weltmeister Friedek hörte sich das ganz anders an. Als GI-Kind sei er oft wegen seiner Hautfarbe gehänselt worden, klagte der in Gießen geborene Dreispringer damals. Im Sport habe er Anerkennung gesucht, die er sonst vermisste.
„Wenn man zu Hause als Farbiger im Trainingsanzug durch die Innenstadt läuft, gilt man als Asylant“, berichtete er von Diskriminierungen. „Am schwierigsten ist es, in Köln in eine Disco reinzukommen.“
Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (22) haben einst zwar Hänseleien zu einem Schulwechsel bewegt. „Heute bin ich froh, dass ich Mulattin bin, früher war das nicht so“, sagt die gebürtige Pariserin aus Tübingen. „Beim Sport ist das überhaupt kein Thema. Es gibt eine Menge dunkelhäutiger Athleten, die Wettkämpfe sind international.“