Die Medien und die Filterblase

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Letzter_Hippie
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Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Man hört in letzter Zeit von Hut-, aeh, Wut-, ich meine von besorgten -Bürgern oft den Begriff "Lügenpresse", und ich war da erst erschreckt und hab dann zu Grübeln begonnen, was eigentlich los ist und wer da welches Anliegen hat.

Heute morgen beim Aufstehen (und die fernöstlichen Weisen sagen ja, nach dem Aufstehen ist man der Erleuchtung am nächsten) ist mir tatsächlich die Eingebung gekommen, die ich nun in einen Artikel zu fassen versuche.
Wichtig und bedeutsam ist: das ganze hat überhaupt nichts mit dem aktuellen politischen Geschehen zu tun, es kommt ganz woanders her und muss aus einem anderen Blickwinkel diskutiert werden.

Zunächst hatte ich also über die Ursache der Unzufriedenheit gegrübelt, und gedacht, es muss neben dem allfälligen Geschimpfe auch eine sachliche, intelligente (m.o.w. soziologische) Erklärung dafür geben. Die tauchte dann auch auf, und es war die These von den Filterblasen: Leute schaffen sich ihre eigene Wahrnehmung, indem sie selektiv rezipieren. Man liest einfach nur Medien, die das eigene Weltbild bestätigen, und damit ist die Welt in ordnung und alles ist so wie man eh glaubt dass es sei.

Das klingt erstmal sehr schlüssig und plausibel, und solche Filterblasen gibt es zweifellos - jede Verschwörungstheorie ist eine solche. Es gibt nur einen Haken bei der Erklärung: diese Dinger wachsen normalerweise nicht. Eher schrumpfen sie. Wenn wir uns die verbreiteten Verschwörungstheorien anschauen, meinetwegen die Ufo-Gläubigen oder die 9-11-Truther, dann gibt es da ein eingefleischtes Häuflein von Gläubigen, und die verschwinden auch nicht, aber an Bedeutung gewinnen sie auch nicht. Und das erscheint mir logisch, denn es passiert ja Kommunikation, und gelegentlich gerät ein Blick über den Tellerrand und die Unstimmigkeiten fallen auf. Und so diffundieren die Anhänger allmählich weg, und die Blase schrumpft vor sich hin.


Heute bin ich nun auf eine ganz andere Überlegung gekommen. Und zwar bin ich ja in einer Szene großgeworden, wo man einem guten Pfeifchen Hanf nicht abgeneigt war. Und da war es bis etwa 1985 so, dass man äußerst vorsichtig sein musste, das auch nur irgendwo zu erwähnen - denn wenn man es erwähnte, dann zeigte das ja, dass man etwas drüber weiss - und damit machte man sich automatisch verdächtig, zumindest ein sehr subversives Element zu sein oder womöglich gar ein gefährlicher Dealer. Es gab natürlich eine Szene, es gab subtile Erkennungszeichen, aber es gab keinerlei öffentliche Diskussion.
In der öffentlichen Meinung bestand vielmehr der Konsens, dass "Drogen" etwas ungemein gefährliches sind, dass folglich der "Kampf gegen Drogen" eminent wichtig ist, während man gleichzeitig nicht den Schimmer einer Idee hatte, was Drogen eigentlich sind. Wobei mit "Drogen" natürlich nur die verbotenen Drogen gemeint waren; Schnaps, Medis, Tabak und Fernsehen waren selbstverständlich keine "Drogen".

Erst nach 1985 begann eine ansatzweise öffentliche Diskussion, und eine wichtige Ursache dafür war, dass die ersten Computer-Netzwerke (Mailboxen) realisiert wurden, wo man sich unabhängig von den Medien austauschen konnte (woran ich durchaus nicht unbeteiligt war ;) ), wo also die verstreuten Grüppchen von Freaks und Hippies, die es in jeder Stadt gab, sich gegenseitig dessen versichern konnten was eigentlich eh jeder wusste - dass Kiffer und Junkies eine völlig verschiedene Angelegenheit sind, und dass für einen Erwachsenen ein gelegentlicher Joint gesundheitlich unbedenklich ist. Vor allem aber konnte man nun auch hard-facts (Dokumente, Quellen, Forschungsergebnisse) weitergeben, und damit erst wurde ein souveränes Auftreten in Diskussionen möglich.


Worauf ich hier aber hinaus will, ist die Rolle der Medien. Heute weiss man, dass es sich bei der ganzen jahrzehntelangen Hatz auf die Kiffer um eine gigantische Desinformationskampagne gehandelt hat (wer genaueres wissen will, möge unter dem Stichwort "Anslinger" in die Recherche einsteigen), die man geschickt unterfüttert hat mit Aversionen gegen Minderheiten, Kommunisten oder Anarchisten. Und die Medien (damit meine ich etablierten Rundfunk/Fernsehen und Zeitungen) haben in der ganzen Zeit nicht das geringste getan, um diesen Hoax aufzuklären! Sie haben erst berichtet, als es nicht mehr anders ging, weil die öffentliche Diskussion bereits lief.
Aber bis dahin wurde unisono nur der "Kampf gegen Drogen" thematisiert, und zwar egal welche politische Richtung ein Medium vertreten mochte! Die einzige Differenzierung war dann in der Frage, wie dieser "Kampf gegen Drogen" ausgeführt werden sollte, also ob man Drogengenießer eher bestrafen oder eher heilen solle - ohne je soweit zu gelangen, dass für die Mehrzahl der Kiffer keines von beiden irgendeinen Sinn macht. Die eigentlich nötige Differenzierung, nämlich zwischen verschiedenartigen Drogen, wie auch zwischen den verschiedenen Beweggründen für diesen "Kampf gegen Drogen", gab es nicht, sondern es wurde nur der unreflektierte common-sense befüttert, der da lautete: "Drogen = furchtbar schlimm, furchtbar böse".

Und da kann man sich jetzt überlegen, wie Medien funktionieren und was sie tun.


Es gibt noch einen weiteren Aspekt. Ich bin ein bischen rumgekommen in der Welt, und das auch und gerade in den abseitigeren Gegenden, über die nicht viele Leute was wissen. Ich war in verschiedenen Ländern in Afrika und Asien unterwegs - aber nicht als Tourist für Ferien, sondern als Backpacker, um Land und Leute kennenzulernen. Zuweilen in den ärmsten Ländern der Welt, Indonesien, Birma, wo es gar keine touristische Infrastruktur gibt, wo man unterwegs ist wie die Einheimischen - in Gasthäusern übernachtet wo es im ganzen Haus keine Dusche gibt, sondern man sich auf die alte Weise wäscht, mit Schöpfkelle und Bottich - die Übernachtung kostet da 4 Euro. Ich hab also das Leben der Menschen sehr intensiv mitgekriegt, nicht nur ein bischen zugeschaut, sondern richtig miterlebt. Ich hab auch Projekte der Entwicklungshilfe mitgekriegt, in Afrika, und hab geschaut was die machen, mich da mit den Leuten unterhalten und Erfahrungen ausgetauscht.

Ich hab dann gelegentlich im Fernsehen Reportagen gesehen, wo aus diesen Ländern berichtet wurde, machmal berichtet wurde von Orten, wo ich selber war, wo ich selber die Dinge mitgekriegt hab. Und was da berichtet wird, das wirkt auf mich sehr schräg - es passt überhaupt nicht zu dem was ich erlebt hab. Erstmal sind die Reportagen fast immer problemorientiert - es wird fast durchweg darüber geredet was die Leute alles für Probleme haben, wie schwierig es für sie ist, und wie wichtig es ist dass man da was tut. Das stimmt aber so gar nicht - die sitzen nicht da und haben Probleme und wissen nicht weiter, sondern sie leben ihr Leben - und die meisten haben dabei eine Erfülltheit und Lebendigkeit und Lebensfreude, wie ich sie hier kaum sehe. Ja, die Leute sind arm - in Indonesien hat man mir gesagt, das Monatseinkommen für einen einfachen Arbeiter läge bei umgerechnet rund 30 Euro. Ob man davon leben kann? Naja, wohl sehr sehr knapp - aber wenn hier eine Rentnerin mit 700 Euro zurechtkommen muss, bei den hiesigen Mieten, dann ist das auch sehr sehr knapp.

Auch hier erzählen diese Reportagen nicht die wirkliche Geschichte. Sondern eine Geschichte, die die Vorstellungen der Zuschauer bestätigt: dass die Menschen in anderen Ländern hilflos und bedürftig sind, man ihnen zeigen muss wie es richtig geht und man sie betreuen muss wie kleine Kinder. Das stimmt nicht - sie leben ihr eigenes Leben, und die meisten wirken dabei glücklicher als der Durchschnittsmensch hier auf der Straße oder im Einkaufszentrum.


Und noch eine weitere Facette: Ich hab auch etliche sog. Randgruppen kennengelernt - also schräge Vögel, die m.o.w. exotische Dinge treiben, die dem Normalverbraucher weitgehend unverständlich sind. Ich war zB. beim Chaos Computer Club dabei, noch ganz in der Anfangszeit als die Dinge in Bewegung kamen. Und ich war mit Pagans unterwegs - das sind naturreligiöse Leute, "Heiden", die den alten Religionen folgen, den vorchristlichen, und deren Riten zelebrieren.

Soetwas ist natürlich eine interessante Sache für Reporter, und da tauchen immer wieder Anfragen auf, ob man die Riten denn filmen dürfe und die Leute interviewen. Und da ist die Sache völlig klar und wird auch so ausgesprochen, kurz: die Leute haben die Schnauze restlos voll von den Medien! Weil nämlich das, was dann gesendet wird, durchweg überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was da gelebt wird - und wenn man diese Erfahrung immer wieder macht, dann wird man grantig.
Da wird dann z.B. gefragt, ob es denn am Beltane-Fest (die Goethe-Leser kennen es als Walpurgisnacht) sexuelle Orgien gibt - DAS interessiert die Fernsehleute natürlich - aber was die Leute bewegt, warum sie dieser Religion folgen, was ihnen dabei wichtig ist, das interessiert offenbar nicht. Sondern da wird aus den Interviews irgendetwas zusammengeschnitten, was leicht verdaulich ist und nur dazu dient, die Leute vorzuführen und lächerlich zu machen - um die Klischees des einfach gestrickten Zuschauers zu bestätigen.


Wenn man das nun in verschiedensten Zusammenhängen immer wieder so erkennt, dass also gar nicht authentisch beobachtet und recherchiert und beschrieben wird, sondern vielmehr nur ein geschmackloser Einheitsbrei produziert wird, gewürzt mit ein paar Aufregern und Skandälchen, um ihn an die Kartoffeln auf ihren Sofas (oder bei "Qualitätsmedien" auch an die Kartoffeln in ihren Aufsichtsratssesseln) zu verfüttern, dann muss man sich fragen, was die Medien eigentlich tun.

Und dann komme ich zu dem Gedanken, dass es da genau eine einzige Filterblase gibt, durch die alles gefiltert wird was in der Welt passiert, um es in leicht bekömmliche Medienkost umzuwandeln. wie sie der uninformierte Konsument erwartet.
Und die hat auch überhaupt nichts mit den aktuellen Aufregern zu tun, sondern die ist uralt, die war schon bei Hitlers Wochenschauen aktiv, und ihre Funktion ist weitgehend konstant. Ändern tut sich nur der Zeitgeist, mit jeder Generation, und so war der Aufreger eben in den 70ern der "Kampf gegen Drogen" und die bösen Freaks, und heute ist es der "Kampf gegen Rechts". Aber die dahinterstehende Mechanik, die gepushten Skandälchen, die Bestätigung der Klischees, und das ganze Prinzip der Einlullung und Abstumpfung ist immer dasselbe.

Wach auf, Neo.
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Neandertaler
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Neandertaler »

Interessante Beobachtung und Gedankengang.

Ich würde dir zustimmen. Und denke das die Objektivität und die Recherchebemühungen von Medien werden überschätzt. Das hat aber nichts mit einer gelenkten Presse oder bewussten Lügen zu tun. Es geht in Richtung selektive bzw. Suggestive Berichterstattung.

Ich denke es gibt gleich mehrere Gründe für dieses Phänomen und im Grunde laufen sie immer auf eine Rückkopplung mit dem Konsumenten hinaus, die sind also Keineswegs unschulding an Art der Berichterstattung.

Zum Einen ist es die Sensationsgier. Darum ist zum Beispiel die Orgie interessant, nicht aber der bedächtige Anhänger einer Natureligion

Zum anderen muss auch die (oft Selbstgeschürte) Erwartungshaltung der Konsumten erfüllt werden.
Der Spiegel kann nicht auf einmal von den 100 Mal höheren Anzahl der Gewaltdelikten durch Ausländer bevorzugt durch Intensivtätern unter den Asylbewerbern als von Rechtsextremen in Sachsen berichten*, die junge Freiheit nicht auf einmal von den in der großen Überzahl der nicht Kriminellen und friedlichen Asylbewerber. Was würden denn der Leser denken?

Ein weiter Punkt dürfte die Voreingenommenheit der Reporter sein die keineswegs neutral und offen an einen Bericht herangehen.

Der nächste Punkt ist ganz einfach abschreiben, es ist eigentlich keine neue Erkenntnisse das der deutsche Journalismus sich vor allen auf sich selbst bezieht, Recherche also in der Regel schlicht weg abschreiben anderer Artikel ist. (Vielleicht sollte Journalisten, ähnlich wie Wissenschaftler mit Quellenangaben arbeiten.

Ein letzter Punkt ist denke ich die selektive Aufnahme des Konsumenten die, die schon selektiven Beiträge noch weiter verengt.

Ich habe da Mal ein eigenes Beispiel für diese Prozesse aus meiner frühen Jugendzeit, wo ich schon fleißig die damals üblichen Medien, Tageszeitung und Rundfunk konsumierte. Während meines ersten Bundesliegespielbesuch bemerkte ich mit Erstaunen, das revalisierende Fans völlig friedlich zusammen zum Stadion strebten. Dieser Normalzustand war für mich, der ich vorher nur auf Medienberichte Zurückgriffen hatte, erstaunlich. Ich hatte die, aus den vorher genannten Gründen, einseitige Medienberichterstattung die in der Regel nur von Randale berichtete weiter selektiert, auf es gibt immer Randale wenn Fussballfans aufeinander treffen, so dass ich von der Wirklichkeit überrascht wurde.

*ironischer weiße stammen diese Zahlen selbst aus dem Spiegel trotzdem wird in der normalen Berichterstattung dem sächsischen rechtsextreme Gewaltäter viel mehr Platz eingeräumt als dem viel häufiger in Sachsen tätigen gewaltätigen Asylbewerber.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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imp
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von imp »

Ich wollte nur mal sagen, vielen Dank für den umfangreichen Eingangsbeitrag. Antwort leider erst frühestens morgen am PC.
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Letzter_Hippie
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Neandertaler hat geschrieben:(25 Sep 2018, 19:45)
Ich denke es gibt gleich mehrere Gründe für dieses Phänomen und im Grunde laufen sie immer auf eine Rückkopplung mit dem Konsumenten hinaus, die sind also Keineswegs unschulding an Art der Berichterstattung.
Ich sehe das eher als trilaterale Koppelung. Wer sind die Kunden eines Medienprodukts?
Traditionell werden als Kunden einer Zeitung die Anzeigenkunden bezeichnet - die Leser sind schlicht Leser. Daraus kann man semantisch eine Idee ziehen, für wen die Zeitung arbeitet.

Sogesehen ist der ÖR eigentlich eine prima Idee, nur funktioniert er in der Praxis nicht viel besser. Die Frage ist, warum?
Ich habe da Mal ein eigenes Beispiel für diese Prozesse aus meiner frühen Jugendzeit, wo ich schon fleißig die damals üblichen Medien, Tageszeitung und Rundfunk konsumierte. Während meines ersten Bundesliegespielbesuch bemerkte ich mit Erstaunen, das revalisierende Fans völlig friedlich zusammen zum Stadion strebten. ...
:)

Um publiziert zu werden, muss etwas "berichtenswert" sein. Und das ist es meistens dann, wenns irgendwelche Probleme gibt. Von da komme ich zu der Überlegung, ob die Medienprodukte nicht eher als eine Droge angesehen werden sollten, mit u.U. schädlichen psychischen Auswirkungen - denn wenn man kontinuierlich mit Problemschilderungen konfrontiert wird, hat das ja bestimmt Auswirkungen.
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Cat with a whip
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Cat with a whip »

Stichwort Medienkompetenz. Wenn man nichtmal weiß was Filterblase bedeudet ist es schon bedenklich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Filterblase
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
Letzter_Hippie
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Cat with a whip hat geschrieben:(26 Sep 2018, 14:56)

Stichwort Medienkompetenz. Wenn man nichtmal weiß was Filterblase bedeudet ist es schon bedenklich.
Du meinst, so wie bei Hetzjagd, wo man das auch nicht mehr weiss?
Und, hast Du auch inhaltliche Ideen?
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Uffzach
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffzach »

Die Medien habe sich mehrheitlich eine Aufgabe auserkoren: Zersetzen und Zwietracht sähen. Darin sind sie sehr erfolgreich. Egal ob ARD oder ZDF, ob Süddeutsche oder FAZ ... alle eint ein einziges Ziel: Zwietracht und Spaltung. Die Spaltung die sie selbst sähen schieben sie dann anderen in die Schuhe. Einfach widerlich.
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Teeernte
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Teeernte »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(25 Sep 2018, 12:23)

Wach auf, Neo.
Es gibt da ein paar Mädels , die wollen die Welt retten... (und ein paar Jungprediger die belehren und das Heil predigen müssen).

In den Medien haben die genug Platz um ihre ...wie Du es beschreibst "Filterblasensicht" an die Menschheit zu bringen.

Die "Spitzen" dieser Spezies werden gesammelt - wie ein paar Wildpferde - ....das sind DIE , die aus Überzeugung handeln.
Die werden dann leicht "gezähmt" , wenn der "Halter" etwas am Zaum zieht die richtige Richtung getrabt wird.

Die "Falschberichterstattung" - in unseren Augen - ist DEREN Weltsicht.

Dunkle in der Nase bohrende kleine Kinder mit möglichst großen Augen und vielen Fliegen werden halbnackt im Schlamm drappiert ....möglichst noch mit einem Schwein - und Zack - DENEN muss "geholfen" werden.

Ob die Kinder grad ihre schönsten Stunden haben....Matschepampe, ....interessiert die Damen nicht.

Natürlich umgibt man sich auch mit "Geretteten" einem Hund aus Muränien - vor dem GAAAAS gerettet - die besten Geschischten, die jedes Tierheim blass aussehen lassen.

Diese Meute aus Wildpferd und Jagdhund kann man nun auch gezielt auf ein Thema loslassen -

Je nach Thema beissen sich ALLE oder nur einige am Thema fest. (Alles was gegen diese Themen an Informationen eingesammelt wird ...geht in einen GIFTSCHRANK. Da darf keiner ran.. ist wie ein Briefkasten ohne LEErung.

Die Besitzer dieser Herde werfen hin und wieder einen Knochen oder einen Heuballen.... freuen sich am wilden getümmel....und bieten den Kunden IHRE Ware an - .....MACHT..... und Ansehensverbesserung.

Die Meute bekommt die Namen der "HEILIGEN" Weltoberverbesserer - gegen die nun ....nicht mehr geschrieben wird...nur noch in "guten" Tönen...

--------------------------

Das ist dann wie ein Ehepaar - die Frau versucht den Mann zu erziehen....

Nur dass die Mädels ein paaaar mehr Männer versucht zu erziehen..... Die Berichterstatter ihre Anbeterinnen um sich scharen - Mädels die Ihrem Propheten folgen wollen... und Hilfsdienste leisten dürfen ....dies und jenes mal "halten dürfen"...

Diese Mottenschaar kommt im deutschen Abspann nie vor.... Essenholer, Fahrer, ...Kabelhalter, Kamerataschenträger ...

Die sind das reelle Publikum für die Berichter.... eigentlich ein "Kurzschluss"...


Nur nebenbei....das Kiffen ist schlecht - weil dadurch - länger als beim Alkohol - die G25 - die Fähigkeit der Maschinenbedienung - nicht möglich ist.

(Kennwort : Fachkräfte MANGEL !! )

(
Um 1830 konsumierte der durchschnittliche Amerikaner über 15 Jahre fast sieben Gallonen reinen Alkohols pro Jahr - dreimal so viel wie wir heute trinken - und Alkoholmissbrauch (vor allem von Männern) verheerte das Leben vieler,
...später dann ..Ford ....Prohibition....

Die Arbeiter sind montags am Band besoffen und schaffen die Norm nicht !! DARUM gehts !)

Aus dieser "Bewegung" lässt sich viel lernen...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Uffhausen
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(25 Sep 2018, 12:23)

Die eigentlich nötige Differenzierung, nämlich zwischen verschiedenartigen Drogen, wie auch zwischen den verschiedenen Beweggründen für diesen "Kampf gegen Drogen", gab es nicht, sondern es wurde nur der unreflektierte common-sense befüttert, der da lautete: "Drogen = furchtbar schlimm, furchtbar böse".
Ich glaube nicht, dass Drogenabhängige sich drum kümmern, welches Bild die Medien über Drogen vermitteln und solche, die noch nicht drogenabhängig sind, werden sich garantiert nicht via Medien über ggf. Pro und Kontra bzgl. Drogen informieren.
Ich hab dann gelegentlich im Fernsehen Reportagen gesehen, wo aus diesen Ländern berichtet wurde, machmal berichtet wurde von Orten, wo ich selber war, wo ich selber die Dinge mitgekriegt hab. Und was da berichtet wird, das wirkt auf mich sehr schräg - es passt überhaupt nicht zu dem was ich erlebt hab.
Sowas ähnliches ist mir auch schon mal vorgekommen - allerding war ich da in einer Kinopremiere und von dem Film sehr begeistert. Tags drauf wurde der Film in der Zeitungskritik hemmungslos zerrissen. Da habe ich mich auch gefragt, ob ich und der Kritiker tatsächlich denselben Film gesehen haben.

Gegensätzliche Meinungen sind völlig in Ordnung und was ganz natürliches. Leider können oder wollen das in den heutigen Zeiten immer weniger Menschen respektieren. Stichwort Gesellschaftsspaltung.
Erstmal sind die Reportagen fast immer problemorientiert...
Vielleicht hat das auch auch seinen guten Grund und ist weniger böse Absicht.

Vielleicht soll die eine oder andere Reportage problemorientiert sein, bspw. weil man die Unterschiede im Vergleich zu unseren Lebensverhältnissen aufzeigen möchte. Da kannst du nicht erwarten, dass jemand, der im Gegenstz zu uns erst mühsam ein Feuer entfachen muss, um sein Essen zubereiten zukönnen, positiv dargestellt wird, selbst wenn es den Tatsachen entspricht, dass eben dieser Mensch mit seinem Leben und den entsprechenden Anforderungen völlig zufrieden ist.
Auch hier erzählen diese Reportagen nicht die wirkliche Geschichte. Sondern eine Geschichte, die die Vorstellungen der Zuschauer bestätigt: dass die Menschen in anderen Ländern hilflos und bedürftig sind, man ihnen zeigen muss wie es richtig geht und man sie betreuen muss wie kleine Kinder. Das stimmt nicht - sie leben ihr eigenes Leben, und die meisten wirken dabei glücklicher als der Durchschnittsmensch hier auf der Straße oder im Einkaufszentrum.
Ich weiß nicht, ob es so ist, wie du es beschreibst. Aber ich meine, wenn es so ist, wie du beschreibst, dann müssten wir Geberländer schnellstmöglich jedwede Hilfsmaßnahmen einstellen - dienstleistungstechnisch, medizinisch, finanziell. Wenn's denen sogar BESSER als uns geht... :?
Wenn man das nun in verschiedensten Zusammenhängen immer wieder so erkennt, dass also gar nicht authentisch beobachtet und recherchiert und beschrieben wird, sondern vielmehr nur ein geschmackloser Einheitsbrei produziert wird, gewürzt mit ein paar Aufregern und Skandälchen, um ihn an die Kartoffeln auf ihren Sofas (oder bei "Qualitätsmedien" auch an die Kartoffeln in ihren Aufsichtsratssesseln) zu verfüttern, dann muss man sich fragen, was die Medien eigentlich tun.
Frägst du dich denn, was die Medien eigentlich tun? Wenn ja, warum?

Du hast hier viel von deinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen geschildert, die für dich ein ganz bestimmtes Bild abgeben - DEIN Bild. Die Medien geben aus den verschiedensten und mitunter fragwürdigsten Gründen ein ANDERES Bild ab. Muss dich das kümmern - du hast doch dein eigenes Bild! Was brauchst du mehr? Doch nicht etwa Bestätigung?

Vielleicht es das mit ein Grund, weswegen immer mehr Menschen u. a. dem "Lügenpresse"-Wahn verfallen. Weil sie sich "offizielle" Bestätigung erhoffen. Und wenn diese offiziell ausbleibt oder die eigene Meinung sogar noch offiziell negativiert wird, dann reagieren immer mehr Menschen mit dem Vorwurf der Lüge, der Manipulation und der Verschwörung. Ziemlich viel Aufstand wegen einer ANDEREN Meinung.

Der Irrwitz bei der Sache ist, dass dieser Aufstand im Grund bei jeder Thematik zu vollführen wäre - selbst eben bei so einer lächerlichen Geschichte mit einer Filmkritik - und die Idiotie bei der Sache ist, dass dieser Aufstand tatächlich nur bei einigen wenigen Themen vollführt wird, z. B. Flüchtlinge, EU, Euro, Putin, Trump.
Und dann komme ich zu dem Gedanken, dass es da genau eine einzige Filterblase gibt, durch die alles gefiltert wird was in der Welt passiert, um es in leicht bekömmliche Medienkost umzuwandeln. wie sie der uninformierte Konsument erwartet.
Mit dem Begriff Filterblase kann ich nichts anfangen, aber ich bin überzeugt davon, dass es gewisse mediale Richtlinien gibt, wie bspw. dieses oder jenes Thema zu behandeln ist oder was oder wer Vorrang in der Berichterstattung hat usw. Zu durchschauen ist es leicht, zu verstehen weniger. Ich finde, am Ende kommt es aber darauf an, wie man damit umgeht. In den "Lügenpresse"-Chor mit einstimmen ist falsch, sich seine eigene Meinung bilden ist richtig.
Und die hat auch überhaupt nichts mit den aktuellen Aufregern zu tun, sondern die ist uralt, die war schon bei Hitlers Wochenschauen aktiv, und ihre Funktion ist weitgehend konstant. Ändern tut sich nur der Zeitgeist, mit jeder Generation, und so war der Aufreger eben in den 70ern der "Kampf gegen Drogen" und die bösen Freaks, und heute ist es der "Kampf gegen Rechts". Aber die dahinterstehende Mechanik, die gepushten Skandälchen, die Bestätigung der Klischees, und das ganze Prinzip der Einlullung und Abstumpfung ist immer dasselbe.
Vor ein paar Wochen habe ich zufällig in einen Film gezappt, schwarzweiß, vielleicht 50er, 60er Jahre. Da saß der Ehemann am Frühstückstisch und hat Zeitung gelesen. Plötzlich hat er ein wüstes Geschimpfe angefangen, weil irgendein Thema in der Zeitung völlig falsch dargestellt worden war. Seine Ehefrau stand daraufhin auf, goß ihrem Gatten frischen Kaffee ein und riet ihm in einer bewundernswerten Seelenruhe, dass es doch allgemein bekannt sei, dass die Zeitungen nur das schreiben würden, was sie für richtig hielten und dass ihr Mann sich lächerlich machen würde, wenn er sich trotzdem immer wieder neu darüber aufregte.

Bewundernswert, wie gelassen Mensch früher wohl war und verstörend, wie peinlich Mensch heute sein kann.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Teeernte hat geschrieben:(27 Sep 2018, 02:28)
Nur nebenbei....das Kiffen ist schlecht - weil dadurch - länger als beim Alkohol - die G25 - die Fähigkeit der Maschinenbedienung - nicht möglich ist.

(Kennwort : Fachkräfte MANGEL !! )
Wenn es um diese Art Maschinenbedienung geht - die sollten wir Robotern überlassen.

Ich weiss schon was da gemeint ist - ich denke aber eher dass diese Art fehlerfreier Maschinenbedienung "schlecht" ist, weil sie den Handelnden auf eine roboterhafte Rolle reduziert.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Sep 2018, 04:17)

Ich glaube nicht, dass Drogenabhängige sich drum kümmern, welches Bild die Medien über Drogen vermitteln und solche, die noch nicht drogenabhängig sind, werden sich garantiert nicht via Medien über ggf. Pro und Kontra bzgl. Drogen informieren.
Ich rede ja eben gerade nicht von Drogenabhängigen, sondern von Drogengenießern.

Und genau hier haben wir einen weitere Auswirkung der problemzentrierten Berichterstattung: eine eigentlich genußvolle Sache wird auf ihre negativen Auswirkungen reduziert. Wir können heute nicht mehr "Drogen" denken, ohne automatisch "Sucht" dazuzudenken. Wir können nicht mehr "Sex" denken, ohne automatisch "Mißbrauch" dazuzudenken.
Wem nützt das?
Gegensätzliche Meinungen sind völlig in Ordnung und was ganz natürliches. Leider können oder wollen das in den heutigen Zeiten immer weniger Menschen respektieren. Stichwort Gesellschaftsspaltung.
Gegensätzliche Meinungen sind in Ordnung. Vielfältige Meinungen sind wünschenswert. Massive einseitig negative Meinungsbildung ist ein Problem.
Ich weiß nicht, ob es so ist, wie du es beschreibst. Aber ich meine, wenn es so ist, wie du beschreibst, dann müssten wir Geberländer schnellstmöglich jedwede Hilfsmaßnahmen einstellen - dienstleistungstechnisch, medizinisch, finanziell. Wenn's denen sogar BESSER als uns geht... :?
Bring das meinetwegen als Vorschlag ein, aber verschone bitte mich mit extremistischem Denken.
Du hast hier viel von deinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen geschildert, die für dich ein ganz bestimmtes Bild abgeben - DEIN Bild. Die Medien geben aus den verschiedensten und mitunter fragwürdigsten Gründen ein ANDERES Bild ab. Muss dich das kümmern - du hast doch dein eigenes Bild! Was brauchst du mehr? Doch nicht etwa Bestätigung?
Es kümmert mich deshalb, weil ich nicht ALLE Länder bereisen und in ALLEN gesellschaftlichen Gruppen mit(er)leben kann. Wenn ich also erkenne, dass in den Bereichen, in denen es mir möglich war, mir ein EIGENES Bild zu machen, die Berichterstattung defizitär ist (und zwar eben nicht einfach ein ANDERES Bild zeichnet, sondern massiv einseitig negativ zeichnet), dann muss ich folgern, dass das in allen anderen Bereichen, über die ich mir kein eigenes Bild verschaffen konnte, genauso ist.
Ich möchte aber nicht solcherart dazu gezwungen sein, mir von ALLEN Dingen ein eigenes Bild zu machen, weil dazu shcon meine Lebenszeit nicht ausreicht.
Der Irrwitz bei der Sache ist, dass dieser Aufstand im Grund bei jeder Thematik zu vollführen wäre - selbst eben bei so einer lächerlichen Geschichte mit einer Filmkritik - und die Idiotie bei der Sache ist, dass dieser Aufstand tatächlich nur bei einigen wenigen Themen vollführt wird, z. B. Flüchtlinge, EU, Euro, Putin, Trump.
Dieser Punkt - dass der "Aufstand" eigentlich bei jeder Thematik begründet wäre - ist genau mein Punkt.
Aber passieren tut er nur bei einigen wenigen Themen - nämlich bei denen, wo die Berichterstattung massiv mit der eigenen Erlebenswirklichkeit zusammenstößt, sodass man das nicht mehr verdrängen und ignorieren kann.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Teeernte »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 11:35)

Wenn es um diese Art Maschinenbedienung geht - die sollten wir Robotern überlassen.

Ich weiss schon was da gemeint ist - ich denke aber eher dass diese Art fehlerfreier Maschinenbedienung "schlecht" ist, weil sie den Handelnden auf eine roboterhafte Rolle reduziert.
Ich bin Techniker....meinst Du dass Du ein DSL Patchfeld mit 640 Doppeladern nach Hanfkonsum noch fehlerfrei auflegen kannst ?

...oder NUR ein bischen Statik rechnen... oder Auto/BUS/BAHN führen.... im Gleis arbeiten.....oder oben im Mast in 50 m Höhe...

...eine Chemieanlage....?
Bei der G 25-Untersuchung (Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten) handelt es sich um eine arbeitsmedizinische Untersuchung. Die G 25 wird in der DGUV-Handlungsanleitung als eine ärztliche Untersuchung beschrieben, die auf eine körperliche Eignung des Mitarbeiters für Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten ausgelegt ist. Körperliche Eignungsuntersuchungen sind ein vorrangig arbeitsrechtliches Thema und tangieren – für die meisten überraschend – nur am Rande den Arbeits- oder Gesundheitsschutz.
Bei den "mechanischen Arbeiten am Band....brauchst Du NULL G25

Bei der G25 musst du auf solch "Streifchen" pinkeln....da ist auch ein Marker für THC mit bei.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Teeernte hat geschrieben:(27 Sep 2018, 11:54)

Ich bin Techniker....meinst Du dass Du ein DSL Patchfeld mit 640 Doppeladern nach Hanfkonsum noch fehlerfrei auflegen kannst ?
Na, ich würde dann sehr klar erkennen, dass ich auf den unkreativen Scheiss keine Lust hab, und lieber Bilder malen. :)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Teeernte »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 11:53)

Ich rede ja eben gerade nicht von Drogenabhängigen, sondern von Drogengenießern.
Möchtest Du von einen frisch bekifften Richter, Arzt, ....Busfahrer...Gasmonteur Taxifahrer..."bedient" werden ?

Deine Kinder von solch einer bekifften Truppe beaufsichtigt...oder gar als Lehrer / Krankenschwester haben ?
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Teeernte hat geschrieben:(27 Sep 2018, 12:13)

Möchtest Du von einen frisch bekifften Richter, Arzt, ....Busfahrer...Gasmonteur Taxifahrer..."bedient" werden ?

Deine Kinder von solch einer bekifften Truppe beaufsichtigt...oder gar als Lehrer / Krankenschwester haben ?
Auf jeden Fall!!

Der beste Zahnarzt, den ich je hatte, der mir elegante Gold-Konstruktionen eingebaut hat die schon sehr lang halten, hat mir mit einem verschwörerischen Grinsen die Codein-Tabletten in die hand gedrückt - da wusste ich dass ich in guten Händen bin.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Teeernte »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 12:15)

Auf jeden Fall!!

Der beste Zahnarzt, den ich je hatte, der mir elegante Gold-Konstruktionen eingebaut hat die schon sehr lang halten, hat mir mit einem verschwörerischen Grinsen die Codein-Tabletten in die hand gedrückt - da wusste ich dass ich in guten Händen bin.
Die Frage ist - wie lange der Konsum beim Zahnarzt her war..... ("Nüchtern" Effekt//nur noch "Leicht" bedröhnt" - Arbeitsfähig ? )

Die HerzOP über 5 Stunden frag ich lieber nicht. :D :D :D
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Teeernte hat geschrieben:(27 Sep 2018, 12:57)

Die Frage ist - wie lange der Konsum beim Zahnarzt her war..... ("Nüchtern" Effekt//nur noch "Leicht" bedröhnt" - Arbeitsfähig ? )
Das ist mir ziemlich wurscht - ich setze bei erwachsenen Menschen voraus dass sie eine gewisse Disziplin haben und selber beurteilen können, wie "arbeitsfähig" sie für welche Art Tätigkeit sind. Und meine durchgängige Erfahrung ist, dass ich mit Leuten, die eine offene Einstellung zu Psychedelika haben, besser klarkomme als mit den Verteuflern.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 11:53)

Ich rede ja eben gerade nicht von Drogenabhängigen, sondern von Drogengenießern.
Es unterscheidet bspw. bei Rauchern auch niemand unter "Süchtigen" und "Genießern" - entweder man ist Raucher, oder man ist Nichtraucher. Die Menge oder der Grund sind egal, entscheidend ist das Rauchen an sich.

Somit ist auch jemand, der tagtäglich ein Feierabendbier "genießt" und ansonsten die Finger von Alkohol lässt, nicht weniger ein Alkoholiker, wie jemand, der Alkohol aus Gründen von Sucht in Übermaßen konsumiert.
Und genau hier haben wir einen weitere Auswirkung der problemzentrierten Berichterstattung: eine eigentlich genußvolle Sache wird auf ihre negativen Auswirkungen reduziert. Wir können heute nicht mehr "Drogen" denken, ohne automatisch "Sucht" dazuzudenken.
Unterschieden werden sollte zwischen Drogensucht und Drogenkonsum.
Bring das meinetwegen als Vorschlag ein, aber verschone bitte mich mit extremistischem Denken.
Ist dieser Vorwurf deinerseits, ich wurde extremistisch denken, nicht wiederrum eine "Auswirkung der problemzentrierten Berichterstattung" (wie du es oben nennst), nur weil ich Hilfe für andere Länder in Frage stelle?

Zuvor hast du aber Überzeugungsarbeit geleistet, dass der mediale Schein den realen Tatsachen nicht entspricht. Was denn nun? Hilfe ja oder nein?
Es kümmert mich deshalb, weil ich nicht ALLE Länder bereisen und in ALLEN gesellschaftlichen Gruppen mit(er)leben kann. Wenn ich also erkenne, dass in den Bereichen, in denen es mir möglich war, mir ein EIGENES Bild zu machen, die Berichterstattung defizitär ist (und zwar eben nicht einfach ein ANDERES Bild zeichnet, sondern massiv einseitig negativ zeichnet), dann muss ich folgern, dass das in allen anderen Bereichen, über die ich mir kein eigenes Bild verschaffen konnte, genauso ist.
Ich möchte aber nicht solcherart dazu gezwungen sein, mir von ALLEN Dingen ein eigenes Bild zu machen, weil dazu shcon meine Lebenszeit nicht ausreicht.
Worin besteht bei dir ggf. ein Hang für derlei Misstrauen? Warum gerade bei den Medien?
Aber passieren tut er nur bei einigen wenigen Themen - nämlich bei denen, wo die Berichterstattung massiv mit der eigenen Erlebenswirklichkeit zusammenstößt, sodass man das nicht mehr verdrängen und ignorieren kann.
Es gibt die eigene Erlebniswirklichkeit aufgrund realer und persönlicher Erfahrungswerte. Dieses Lager hat Gründe, wenn sie die mediale Berichterstattung bezweifelt.

Und es gibt zumehmend die VIRTUELLE Erlebniswirklichkeit, die sich eben nicht auf realen und persönlichen Erfahrungswerten stützt - sondern aus blindem Vertrauen in fremde Vorgaben entsteht, die vielerlei positiver wie negativer Natur sein können. Und eben aus diesem Lager kommt die meiste und heftigste Kritik an medialer Berichterstattung. Sie prangern Leichtgläubigkeit an und unterstellen Manipulation, sind diesen beiden Umständen aber selbst heillos verfallen.

Wenn es nicht aus menschlicher Sicht so verstörend wäre und dieses Lager nicht zunehmend politisch vertreten wäre, würde ich gerne drüber lachen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Sep 2018, 14:50)

Somit ist auch jemand, der tagtäglich ein Feierabendbier "genießt" und ansonsten die Finger von Alkohol lässt, nicht weniger ein Alkoholiker, wie jemand, der Alkohol aus Gründen von Sucht in Übermaßen konsumiert.
Nun, das wird von wissenschaftlicher Seite anders gesehen und sehr klar unterschieden zwischen Alkoholismus und "social drinking". Aber bitte, wenn Du in einer problemfixierten Welt leben willst, dann werd halt glücklich damit.
Ist dieser Vorwurf deinerseits, ich wurde extremistisch denken, nicht wiederrum eine "Auswirkung der problemzentrierten Berichterstattung" (wie du es oben nennst), nur weil ich Hilfe für andere Länder in Frage stelle?

Zuvor hast du aber Überzeugungsarbeit geleistet, dass der mediale Schein den realen Tatsachen nicht entspricht. Was denn nun? Hilfe ja oder nein?
Ich leiste lediglich Überzeugungsarbeit für eine aus der Mode gekommene Tätigkeit, die man denken nennt.
Es gibt die eigene Erlebniswirklichkeit aufgrund realer und persönlicher Erfahrungswerte. Dieses Lager hat Gründe, wenn sie die mediale Berichterstattung bezweifelt.
Eben.
Und es gibt zumehmend die VIRTUELLE Erlebniswirklichkeit, die sich eben nicht auf realen und persönlichen Erfahrungswerten stützt - sondern aus blindem Vertrauen in fremde Vorgaben entsteht, die vielerlei positiver wie negativer Natur sein können. Und eben aus diesem Lager kommt die meiste und heftigste Kritik an medialer Berichterstattung. Sie prangern Leichtgläubigkeit an und unterstellen Manipulation, sind diesen beiden Umständen aber selbst heillos verfallen.
Das wäre zu beweisen. Aber da ich bereits hinlänglich geschildert hab, wie die Medien krass einseitig darstellen, ist egal wie es zu der Kritik kommt, solange sie berechtigt ist.

Also: wenn ich meinetwegen Indonesien bereist hab, und sage dass die Darstellung im Fernsehen krass verzerrt ist, dann kannst Du dem nicht widersprechen. Wenn aber tausend andere Leute NICHT in Indonesien waren, dann wären diese tausend nach Deiner Sichtweise dazu verpflichtet, die Berichterstattung unkritisch zu glauben, weil sie es ja nicht besser wissen können???
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 15:03)
Aber bitte, wenn Du in einer problemfixierten Welt leben willst, dann werd halt glücklich damit.
:?:

Was ist so schlimm an dem Begriff "Alkoholiker"?

In erster Linie mag er gänzlich negativ behaftet sein, weil man - wie du schon bzgl. Drogen erwähntest - automatisch an Suchtverhalten denkt. Tatsächlich beschreibt er nichts anderes als einen Menschen, der regelmäßig Alkohol konsumiert. Und wie ich schon darlegte, es spielt dabei keine Rolle weswegen oder wieviel.

Wie das das Wissenschaftler sieht, ist seine Sache - nicht meine. :cool:
Ich leiste lediglich Überzeugungsarbeit für eine aus der Mode gekommene Tätigkeit, die man denken nennt.
Das ist auch mein Ansinnen.

Deswegen hat mich dein Thread auch angesprochen, weil ich erkannt habe, dass du dir eigene Gedanken machst und eben nicht nur irgendwas nachplapperst. :thumbup:
Also: wenn ich meinetwegen Indonesien bereist hab, und sage dass die Darstellung im Fernsehen krass verzerrt ist, dann kannst Du dem nicht widersprechen.
Es kommt drauf an, welche Art Darstellung das Fernsehen zeigt, welche Absicht dahinter steckt.

Wenn das Programm dir zeigen möchte, wie arm oder unterentwickelt die Leute dort vielleicht im Gegensatz zu uns leben, dann zeigen sie dir genau das. Wenn sie präsentieren möchten, wie schön die Natur dort ist und wie die Menschen dort mir ihr im Einklang leben, dann bekommst du das vorgesetzt. Wenn sie dich über politische Missstände und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung aufklären möchten, dann wird das gesendet. Usw.

Du kannst nicht alles in einen Topf werfen, nur weil in allen Fällen Indonesien drauf steht. Und wirst bestimmt auch nicht so dumm sein und meinen, nur weil du mal durch Indonesien gereist bist, kennst du Land und Leute wie deine Westentasche.
Wenn aber tausend andere Leute NICHT in Indonesien waren, dann wären diese tausend nach Deiner Sichtweise dazu verpflichtet, die Berichterstattung unkritisch zu glauben, weil sie es ja nicht besser wissen können???
Quatsch. Sie können denken und glauben was sie wollen, aber sie sollen deswegen nicht meinen, sie wären klüger als die Medien! ;)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Letzter_Hippie.
  • "Lügenpresse" ... Verschwörungstheorie ...
Ob dem Verhalten ... der Aussage: "Lügenpresse" eine sachlich und intelligente Erklärung zu Grunde liegt ... ich-weiß-nicht - glaub ich weniger.

Das Wort "Lügenpresse" war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien. Ob diese Tatsache den "besorgten Bürger" bewußt sein dürfte? Das US-Trumpeltier spricht von Fake-News. Die AfD-Chefin Frauke Petry bediente sich des Begriffs der "Pinocchio-Presse". Auch der Ausdruck "Mainstream-Medien" wird oft von einem abfälligen Ton begleitet.

Selbsredend:
  • nicht alles, was in der Presse steht, ist wahr - vieles bedarf zumindest eines kritischen Blicks. Obwohl sich die große Mehrheit der Presse und ihrer Vertreter bemüht, der gezielt geschürten Angst (etwa: vor einer vermeintlichen "Islamisierung des Abendlandes") eine sachliche Darstellung gesellschaftspolitischer Themen und eine differenzierte Sichtweisen darüber entgegenzusetzen, ... der Ausdruck "Lügenpresse" diffamiert Medien aber pauschal. Eine solche pauschale Verurteilung verhindert aber fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, die gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist.
Also:
  • eine "intelligente Erklärung" sieht in meinen Augen anders aus!
In der Tat orientierten sich die Medien teilweise nur noch an den vermeintlichen Wünschen der Leser - somit wird auch nur noch die Mitte der Gesellschaft abgebildet. Der Journalist Wolfgang Herles, der bis vor Kurzem Redaktionsleiter der ZDF-Kultursendung "aspekte" war, sprach von einem "Konformismus der Mitte" - er machte ihn mitverantwortlich für die Skepsis gegenüber den etablierten Medien. Er nannte es "Gefallsucht" - abgeleitet von der "Gefällt mir"-Kultur im Netz.

Der emeritierter Professor für PR und Öffentlichkeitsarbeit an der Uni Leipzig, Günter Bentele, ist wie Du der Auffassung, daß sich die Medienrezeption verändert hat. Er sieht zudem eine Diskrepanz zwischen dem, wie die Presse die soziale Wirklichkeit darstellt und wie das Publikum diese wahrnimmt. Weil niemand ist in der Lage, alles wahrzunehmen, sucht er sich die Medien, die möglichst nah an dem sind, was man selbst denkt.
  • ... in denen nur Vertreter der eigenen Meinung vorkommen.
Günter Bentele hat geschrieben:Rezipiert man dagegen ein Medium, das eine andere Position vertritt, als man selbst, ist man leichter geneigt zu sagen: Das Medium berichtet einseitig.
Gerade in der Causa Griechenland (und dessen Sparpolitik) war dieser Unterschied recht gut zu beobachten. Unsere Presse sprach von "Armut" unter der dortigen Bevölkerung. Wohingegen meine griechische Nachbarn diese Sparmaßnahmen (und deren Folgen für ihre Verwandten) als nicht so dramatisch beschrieben haben.

Wir beurteilen dies alles aus unserem Blickwinkel heraus: wer also weniger als unseren Durchschnittslohn zum Leben hat, gilt als arm und muß folglich unzufrieden, hilflos und bedürftig sein. Somit ist es auch erklärlich, daß Presseberichte nicht immer der Realität entsprechen. Man kann aber schon eine gewiße Realitätsnähe ... bzw.: einen verbesserten, realitätsnäheren Reportageninhalt feststellen:
  • je länger ein Journalist in dem entsprechenden Land (und eventuell unter den Leuten) lebt ... desto intensiver hat er sich mit dem auseinander gesetzt, was er berichtet und desto detailierter und realitätsnäher ist sein Bericht.
Darüberhinaus ist letzlich jedes Medium auch ein Wirtschaftsunternehmen, was ebenso auf Werbeeinnahmen angewiesen ist, wie es von Abbonenten-Zahlen, bzw.: Abo-Geldern abhängig ist.

So ist auch erklärlich, daß etwa in den 50er- und 60er-Jahren die Atomkraft einen Hype in den Medien fand und erst nach und nach Atomkraft kritisch(er) gesehen wurde. Heute wird über Atomkraft überaus kritisch und negativ berichtet.

À propos Verschwörungthereorien:
  • diese haben nunmal die Eigenschaft ... die Grundlage, daß diese eine gewiße Ungereimtheit ... eine Unsicherheit in dem Bericht über eines Ereignisses ausnutzen. Zumal:
    • ein Kern von Wahrheit steckt auch in einer jeglichen Verschwörungthereorie.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Uffhausen hat geschrieben:(27 Sep 2018, 17:54)
Was ist so schlimm an dem Begriff "Alkoholiker"?

In erster Linie mag er gänzlich negativ behaftet sein, weil man - wie du schon bzgl. Drogen erwähntest - automatisch an Suchtverhalten denkt. Tatsächlich beschreibt er nichts anderes als einen Menschen, der regelmäßig Alkohol konsumiert. Und wie ich schon darlegte, es spielt dabei keine Rolle weswegen oder wieviel.

Wie das das Wissenschaftler sieht, ist seine Sache - nicht meine. :cool:
Es ist nichts schlimm. Aber wir haben Worte, um Dinge zu unterscheiden, die einen Unterschied machen.

Und bei Drogen gibt es drei Dinge, die einen Unterschied machen: Abstinenz, Genuss und Sucht.

Abstinenz - das ist einfach, man konsumiert grundsätzlich nicht.
Genuss - der Konsum wird als Bereicherung empfunden.
Sucht - fehlender Konsum wird als Mangel empfunden.

Im einen Fall kann ich den Rehbraten lecker finden, aber mit einem Glas Wein ist er noch besser. Das andere ist, wenn ich zum Abendessen grundsätzlich mein Glas Wein haben will, weil anderenfalls etwas fehlen würde.

Und nur das zweite bezeichnet man üblicherweise als Alkoholiker.
Bei Sucht gibt es wiederum zwei Arten - Alkohol und Zigaretten machen dauerhaft süchtig - wenn man einmal im Leben soweit gelangt ist, dass man sich daran gewöhnt hat, dann verschwindet das nicht mehr, und die einzige Möglichkeit ist dann dauerhafte Abstinenz. Kaffee, Fernsehen und Marijuana machen nicht dauerhaft süchtig - man kann eine Gewohnheit entwickeln, aber man kann sich das genauso auch wieder abgewöhnen.

Das sind Dinge, die einen Unterschied machen, und die von vielen Menschen in derselben Weise erkannt wurden. Und da scheint es mir sinnvoll, Begriffe zu haben, die klar sagen was gemeint ist.
Es kommt drauf an, welche Art Darstellung das Fernsehen zeigt, welche Absicht dahinter steckt.

Wenn das Programm dir zeigen möchte, wie arm oder unterentwickelt die Leute dort vielleicht im Gegensatz zu uns leben, dann zeigen sie dir genau das. Wenn sie präsentieren möchten, wie schön die Natur dort ist und wie die Menschen dort mir ihr im Einklang leben, dann bekommst du das vorgesetzt. Wenn sie dich über politische Missstände und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung aufklären möchten, dann wird das gesendet. Usw.

Du kannst nicht alles in einen Topf werfen, nur weil in allen Fällen Indonesien drauf steht. Und wirst bestimmt auch nicht so dumm sein und meinen, nur weil du mal durch Indonesien gereist bist, kennst du Land und Leute wie deine Westentasche.
Indonesien ist 5000 km breit, verkehrsmäßig schlecht erschlossen, und beherbergt viele hundert verschiedene Kulturen. Niemand kennt Indonesien. Die meisten kennen ihr eigenes Dorf - nach dem Bus ins nächste Dorf zu fragen klappt, beim übernächsten wird es schon schwierig.

Und dann kommt es darauf an, wie man hinschaut. Ich hab dort, in Indonesien zwei Völker kennengelernt, beide leben etwa 50 km entfernt, auf derselben Insel. In den Dingen des Alltags sind sie sich recht ähnlich.

Über eine dieser Volksgruppen, die Ngada, wirst Du im Internet so einiges finden - sogar auf deutsch, zB das hier. Über die anderen, die Manggarai, gibt es nur wenig Infos. In 2005, als ich dort war, gab es noch gar nichts. Da waren zwei Ethnologen unterwegs, die überhaupt mal deren Sprache dokumentiert haben.

Was ist der Grund für die unterschiedliche Aufmerksamkeit? Nun, die Ngada haben ein "Matriarchat" (so behauptet es jedenfalls die FAZ). Und das macht sie natürlich hoch interessant für unsere Gender-Politik. Die Manggarai sind patrilinear organisiert, und folglich recht uninteressant.

Der eigentliche Witz ist freilich, dass beide Völker seit Ewigkeiten friedlich nebeneinander existieren und sich austauschen. Davon will der Genderismus verständlicherweise gar nichts wissen, denn das würde nicht zum Lernziel passen. So funktioniert die genderpolitische Dressur.

Man kann also, durch eigene Anschauung, sehr wohl mehr erfahren als einem zu wissen erlaubt wird.
Quatsch. Sie können denken und glauben was sie wollen, aber sie sollen deswegen nicht meinen, sie wären klüger als die Medien! ;)
Nunja, es genügt mitunter, zu wissen dass man kein Hund und kein Pferd ist, und folglich auch nicht dressiert werden will.

Das ist so wie wenn man die rote Pille nimmt: man wacht auf.
Und dann kann man die Fnords sehen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 20:05)

Und da scheint es mir sinnvoll, Begriffe zu haben, die klar sagen was gemeint ist.
Wenn ich wissen will, was gemeint ist, kann ich ja nachfragen. Oder wenn bei meinem Gegenüber Klärungsbedarf besteht, kann man ja mit mir reden.
Indonesien ist 5000 km breit, verkehrsmäßig schlecht erschlossen, und beherbergt viele hundert verschiedene Kulturen. Niemand kennt Indonesien. Die meisten kennen ihr eigenes Dorf - nach dem Bus ins nächste Dorf zu fragen klappt, beim übernächsten wird es schon schwierig.

Und dann kommt es darauf an, wie man hinschaut. Ich hab dort, in Indonesien zwei Völker kennengelernt, beide leben etwa 50 km entfernt, auf derselben Insel. In den Dingen des Alltags sind sie sich recht ähnlich.

Über eine dieser Volksgruppen, die Ngada, wirst Du im Internet so einiges finden - sogar auf deutsch, zB das hier. Über die anderen, die Manggarai, gibt es nur wenig Infos. In 2005, als ich dort war, gab es noch gar nichts. Da waren zwei Ethnologen unterwegs, die überhaupt mal deren Sprache dokumentiert haben.

Was ist der Grund für die unterschiedliche Aufmerksamkeit? Nun, die Ngada haben ein "Matriarchat" (so behauptet es jedenfalls die FAZ). Und das macht sie natürlich hoch interessant für unsere Gender-Politik. Die Manggarai sind patrilinear organisiert, und folglich recht uninteressant.

Der eigentliche Witz ist freilich, dass beide Völker seit Ewigkeiten friedlich nebeneinander existieren und sich austauschen. Davon will der Genderismus verständlicherweise gar nichts wissen, denn das würde nicht zum Lernziel passen. So funktioniert die genderpolitische Dressur.

Man kann also, durch eigene Anschauung, sehr wohl mehr erfahren als einem zu wissen erlaubt wird.
Ich glaube dir, dass du einiges oder vieles über Indonesien weißt - aber das ändert nichts daran, dass du bspw. eine Fernsehsendung über Indonesien aussagetechnisch missverstehen kannst.

Ich will die Medien nicht verteidigen - aber ich finde, man sollte sie hin und wieder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, anstatt sie vorab und vorschnell zu verurteilen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Der Neandertaler hat geschrieben:(27 Sep 2018, 19:26)

Hallo Letzter_Hippie.
  • "Lügenpresse" ... Verschwörungstheorie ...
Ob dem Verhalten ... der Aussage: "Lügenpresse" eine sachlich und intelligente Erklärung zu Grunde liegt ... ich-weiß-nicht - glaub ich weniger.
Für jedes Verhalten gibt es irgend einen Grund. Und wenn man will, kann man diesen Grund auch soziologisch erfassen. Das heisst nicht, dass der Handelnde notwendigerweise sachlich und intelligent sein muss, aber der soziologische Beobachter sollte es sein. ;)
Das Wort "Lügenpresse" war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien. Ob diese Tatsache den "besorgten Bürger" bewußt sein dürfte?
Mir zB war das nicht bewusst. Aber es überrascht mich nicht.

Wir hatten lange Zeit, seit den 68ern, ein "Spiel nach links". Zunächst saßen die alten Nazis immer noch in ihren Machtpositionen, und der kritische Untergrund war "links". Heute ist der Generationswechsel vollzogen, und die linken Intellektuellen sitzen in den Machtpositionen - und sie sind natürlich um nichts besser als vormals die Rechten, weil es eben Menschen sind. Logischerweise muss es jetzt aus dem Untergrund ein "Spiel nach rechts" geben, denn die Balance muss wieder hergestellt werden - und es deucht nicht wunder, wenn dabei Begriffe auftauchen, die schon mal verwendet wurden.
Selbsredend:
  • nicht alles, was in der Presse steht, ist wahr - vieles bedarf zumindest eines kritischen Blicks.
Ich würde das radikaler fassen: Die Presse ist manipulativ. Sie ist ein Werkzeug, das zur Manipulation geeignet ist, also wird es zur Manipulation genutzt. Aus dem einfachen, simplen Grund: Weil. Man. Es. Kann.
Und das gilt natürlich für alle Seiten - manche mehr, manche weniger.
Obwohl sich die große Mehrheit der Presse und ihrer Vertreter bemüht, der gezielt geschürten Angst (etwa: vor einer vermeintlichen "Islamisierung des Abendlandes") eine sachliche Darstellung gesellschaftspolitischer Themen und eine differenzierte Sichtweisen darüber entgegenzusetzen, ... der Ausdruck "Lügenpresse" diffamiert Medien aber pauschal. Eine solche pauschale Verurteilung verhindert aber fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, die gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist.
Nun, wer heute immer noch von einer "vermeintlichen" Islamisierung spricht, ist scheinbar nicht fähig, Geburtenraten zu berechnen. Oder nicht gewillt.
Und wenn dann die "Demokratie" und die "Pressefreiheit" angebracht wird - nun, wenn man ein Interesse an Freiheit hätte (ausser der eigenen Freiheit, bei Bedarf zu manipulieren), dann hätte man über 60 Jahre Gelegenheit gehabt, diese zu nutzen - wie ich z.Tl. im Eingangsartikel zu zeigen versuchte. Mein Mitleid hält sich da sehr in Grenzen - jetzt wollen die Leute halt nicht mehr, und sich darüber zu empören wird nicht helfen.
Der Journalist Wolfgang Herles, der bis vor Kurzem Redaktionsleiter der ZDF-Kultursendung "aspekte" war, sprach von einem "Konformismus der Mitte" - er machte ihn mitverantwortlich für die Skepsis gegenüber den etablierten Medien. Er nannte es "Gefallsucht" - abgeleitet von der "Gefällt mir"-Kultur im Netz.
Da ist durchaus was dran. M.E. hängt das mit der Informationsflutung zusammen - man ist kaum noch imstande, eine differenzierte Position selber zu entwickeln, weil es schlicht zu viel Input (und zu viel Abstraktion, und zuviel Schellebigkeit) ist. Man muss an all dem Neuen "dranbleiben", also kürzt man es aufs Bauchgefühl - das aber auch oft nicht gut trainiert wurde. (Intuition kann man ja trainieren, aber das ist auch mühsam.)
Wir beurteilen dies alles aus unserem Blickwinkel heraus: wer also weniger als unseren Durchschnittslohn zum Leben hat, gilt als arm und muß folglich unzufrieden, hilflos und bedürftig sein.
Ja, das -u.a.- meinte ich. Es ist offenbar nicht verbreitet, dass man systemisch transponierend denkt (was in diesem Fall einfach nur heisst: Durchschnittslohn und Lebenskosten in Relation zu setzen), sondern es wird in konditionierten Reflexen gedacht.

Das systemisch transponierende kann man übrigens auch mit rechts-links spielen, und dann versteht man, warum die ganze Kritik sich schön genau am eisernen Vorhang scheidet. Hier im Westen war Herrschaftskritik fast immer Kritik gegen rechts. Im Osten war die Herrschaft sozialistisch. Und alle folgen jetzt brav ihren konditionierten Reflexen. Es ist alles so offensichtlich, aber man hält die Augen fest geschlossen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von schokoschendrezki »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(25 Sep 2018, 12:23)
Und dann komme ich zu dem Gedanken, dass es da genau eine einzige Filterblase gibt, durch die alles gefiltert wird was in der Welt passiert, um es in leicht bekömmliche Medienkost umzuwandeln. wie sie der uninformierte Konsument erwartet.
Nein. Um es kurz zu sagen. Es ist zwar richtig, wie oben geschildert, dass die erlebbare Realität vor Ort in der Regel oder zumindest oft eine ziemlich andere ist, als sie in den Mainstreammedien vermittelt wird ... aber das ist nicht gepusht oder findet in der einen großen "Filterblase" statt. Zu jedem wesentlichen Phänomen, da wette ich drauf, finde ich wenigstens zwei mediale Darstellungen, die völlig verschieden sind, sich zu großen Teilen sogar widersprechen.

Das was tatsächlich stattfindet wird eher mit diesem Begriff der "Erzählung" wiedergegeben. Von innen heraus und systemisch. Durch Kommunikation auf allen Ebenen und ebenso zwischen Medien-Konsumenten wie zwischen Medien-Produzenten.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(27 Sep 2018, 22:42)
Ich würde das radikaler fassen: Die Presse ist manipulativ. Sie ist ein Werkzeug, das zur Manipulation geeignet ist, also wird es zur Manipulation genutzt. Aus dem einfachen, simplen Grund: Weil. Man. Es. Kann.
Nicht die Presse oder die Medien sind manipulativ - sie sind Erzeugnisse des Menschen; er ist manipulation und manipulierbar.

Wäre der Mensch nicht manipulativ, würde er keine reißerischen Überschriften erfinden oder einseitige Berichterstattungen verfassen. Wäre der Mensch nicht der Manipulation anfällig, bräuchte er nicht "Lügenpresse" schreien.

Im Grunde sollte man sich statt mit vermeintlicher "Lügenpresse" mit dem "Lügenmensch" auseinandersetzen. Aber dann müsste man sich an ja an die eigene Nase fassen und es ist doch so viel angenehmer, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Der Mensch ist doch ein feiges, selbstherrliches A... :rolleyes:
Nun, wer heute immer noch von einer "vermeintlichen" Islamisierung spricht, ist scheinbar nicht fähig, Geburtenraten zu berechnen.
Anstatt die Zeit mit Berechnung von Geburtenraten zu verplempern, sollten die Deutschen lieber mehr Kinder in die Welt setzen. Von Nix gibt's später keine Rente.

Wenn die Deutschen aber weiter auf Angstgehabe und -mache vor Islamisierung setzen und die Beine zusammenkneifen, ist letztere nur ein logischer Prozess. Dazumal könnten sie via Kircheneintritten mit einer "Rechristianisieriung" dagegenhalten. Aber das Verlangt Verantwortungsbewusstsein, wogegen sich der Deutsche heutzutage lieber vor allem und jedem fürchtet, gleichzeitig aber unnütz rumjammert wegen Überfremdung und Kulturverfall. Sind wir Deutschen wirklich so dumm? :dead:
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Sep 2018, 10:47)
Das was tatsächlich stattfindet wird eher mit diesem Begriff der "Erzählung" wiedergegeben. Von innen heraus und systemisch. Durch Kommunikation auf allen Ebenen und ebenso zwischen Medien-Konsumenten wie zwischen Medien-Produzenten.
Völlig richtig. Und wenn Du damit sagen willst: es gibt keine Verschwörung oder Absprache oder Direktive, dann ist das höchstwahrscheinlich auch richtig. Aber der Outcome ist letztlich, dass es so erscheint als wäre da eine solche.

Und die Konsequenz sollte eigentlich sein, dass man sich das ganze dann eben mit systemischen Werkzeugen anschaut und guckt was da passiert. Aber stattdessen macht man das was man immer macht: ha, wir wollen unser Geschäft so weitermachen wie bisher, wir sagen einfach die Kritiker sind Rechte und wollen die Demokratie bedrohen, dann sind die die bösen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Uffhausen hat geschrieben:(28 Sep 2018, 11:04)

Nicht die Presse oder die Medien sind manipulativ - sie sind Erzeugnisse des Menschen; er ist manipulation und manipulierbar.

Wäre der Mensch nicht manipulativ, würde er keine reißerischen Überschriften erfinden oder einseitige Berichterstattungen verfassen. Wäre der Mensch nicht der Manipulation anfällig, bräuchte er nicht "Lügenpresse" schreien.

Im Grunde sollte man sich statt mit vermeintlicher "Lügenpresse" mit dem "Lügenmensch" auseinandersetzen. Aber dann müsste man sich an ja an die eigene Nase fassen und es ist doch so viel angenehmer, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Der Mensch ist doch ein feiges, selbstherrliches A... :rolleyes:
Alles völlig richtig. Wenn ich irgendetwas tue, dann manipuliere ich. Und die wenigsten Leute sind sich dessen bewusst. Du übersiehst aber die Multiplikatoren: wenn ich mit dem Nachbarn ein Schwätzchen halte, manipuliere ich einen Menschen. Wenn es ein Fernsehen gibt das eine Million Menschen anspricht, dann ist der Effekt um viele Größenordnungen anders. Und wenn man sich da immer noch keine Gedanken macht wie das funktioniert, dann hat man ein Problem. Und da sind dann halt erstmal die in der Pflicht, die so einen Multiplikator betreiben.
Anstatt die Zeit mit Berechnung von Geburtenraten zu verplempern, sollten die Deutschen lieber mehr Kinder in die Welt setzen. Von Nix gibt's später keine Rente.
Ich halte dagegen: der Geburtenrückgang in industrialisierten Ländern (der ja durchgängig zu beobachten und kein isoliertes europäisches Phänomen ist) passt zum sich verringernden Arbeitskräftebedarf durch Automatisierung. Ich halte das für ein völlig gesundes und richtiges Phänomen. Der Fehler liegt einzig in einem Rentensystem, das dafür nicht ausgelegt ist (und dessen Rücklagen man für anderes entzweckt hat).
Und mit dem Import von Menschen -die dann arbeitslos sind und die Straßen bevölkern- wird man das nicht lösen, sondern verschlimmern.

(Natürlich kommen dann im Detail noch viele kleinere Effekte dazu, zB dass man "Bildungsreformen" betrieben hat, die darauf hinausliefen, dass junge Leute lieber Sozialtherapie studieren als ein Handwerk zu lernen, sodass es jetzt einen Facharbeitermangel gibt.)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(28 Sep 2018, 12:16)

Alles völlig richtig. Wenn ich irgendetwas tue, dann manipuliere ich. Und die wenigsten Leute sind sich dessen bewusst. Du übersiehst aber die Multiplikatoren: wenn ich mit dem Nachbarn ein Schwätzchen halte, manipuliere ich einen Menschen. Wenn es ein Fernsehen gibt das eine Million Menschen anspricht, dann ist der Effekt um viele Größenordnungen anders. Und wenn man sich da immer noch keine Gedanken macht wie das funktioniert, dann hat man ein Problem. Und da sind dann halt erstmal die in der Pflicht, die so einen Multiplikator betreiben.
Machst du dir ernsthaft Gedanken über Millionen Menschen, die gerade vor dem TV Opfer von Manipulation werden könnten? :eek:

Lass' doch jeden für sich selber denken - wer's nicht kann und wer's nicht will hat halt Pech!
Und mit dem Import von Menschen -die dann arbeitslos sind und die Straßen bevölkern- wird man das nicht lösen, sondern verschlimmern.
Da gebe ich dir recht - ABER: Dieses Problem haben wir schon lange vor 2015, ebenso wie "Islamisierung", Überfremdung und Kulturverfall. Nur damals gab's noch keine AfD und Pegida, die daraus Profit schlagen konnten. Und kein Internet, dass den Menschen dümmer macht, als er ohnehin schon ist. Da ganze Geplärre JETZT ist also mehr als lächerlich, dazumal ist es höchstwahrscheinlich schon viel zu spät, an dem Werdegang etwas zu verändern. Wir können ihn höchstens noch verlangsamen, aber nicht mehr aufhalten.

Doch, aufhalten könnten wir ihn schon - aber dann wären wir wieder dort, wo wir nicht mehr hinwollen... :dead:
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Uffhausen hat geschrieben:(28 Sep 2018, 12:45)
Da gebe ich dir recht - ABER: Dieses Problem haben wir schon lange vor 2015, ebenso wie "Islamisierung", Überfremdung und Kulturverfall. Nur damals gab's noch keine AfD und Pegida, die daraus Profit schlagen konnten.
Das hab ich auch alles schon vor 20 Jahren gesagt. Inzwischen sagen es halt einige mehr (und was ich von denen halten soll, weiss ich auch nicht so wirklich).
Und kein Internet, dass den Menschen dümmer macht, als er ohnehin schon ist. Da ganze Geplärre JETZT ist also mehr als lächerlich, dazumal ist es höchstwahrscheinlich schon viel zu spät, an dem Werdegang etwas zu verändern. Wir können ihn höchstens noch verlangsamen, aber nicht mehr aufhalten.
Man könnte mal anfangen, die Problemfelder offen zu diskutieren. Das wäre ein Zeichen von Seriösität. (Das darf man ja angeblich nicht, weil man damit "die Rechten" stärken würde. Wird aber so nicht funktionieren.)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(28 Sep 2018, 13:00)
Man könnte mal anfangen, die Problemfelder offen zu diskutieren. Das wäre ein Zeichen von Seriösität. (Das darf man ja angeblich nicht, weil man damit "die Rechten" stärken würde. Wird aber so nicht funktionieren.)
Da kann ich dir nur beipflichten.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von schokoschendrezki »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(28 Sep 2018, 11:50)
Und die Konsequenz sollte eigentlich sein, dass man sich das ganze dann eben mit systemischen Werkzeugen anschaut und guckt was da passiert. Aber stattdessen macht man das was man immer macht: ha, wir wollen unser Geschäft so weitermachen wie bisher, wir sagen einfach die Kritiker sind Rechte und wollen die Demokratie bedrohen, dann sind die die bösen.
Wer ist in dem Falle "man"?

Ich habe (oder besser gesagt hatte) einen guten Bekannten, der im gewöhnlichen Leben Informatiker war aber ebenfalls etliche Reisen in Gebiete der Erde unternahm, die nicht gerade Touristenzentren sind. Das vorletzte mal heuerte er im Kongo, einem der instabilsten Staaten der Welt, auf einem Binnenfrachtschiff an und fuhr damit den Kongofluss herunter. Der weiß schon, wies in der Welt vor Ort aussieht. Der war aber auch nicht der Meinung, dass alle Medien gleichgeschaltet sind und wie in einer großen Filterblase aussehen.

Eine Reportage wird mit voller Absicht und gerechtfertigterweise häufig über Problembereiche und nicht den normalen Alltag berichten. Für eine politische Analyse wiederum sind vor-Ort-Eindrücke nur ein Faktor. Wahlergebnisse, wirtschaftliche und demographische Daten kommen hinzu. Langfristige Trends. Politikeraussagen. Usw. Die Erkenntnis verläuft nun mal vom Konkreten zum Allgemeinen. Und zumindest die meisten für seriösn gehaltenen Medien vermitteln in diesem Sinne schon ein richtiges Bild. Soviel Phantasie und Welterfahrung habe ich selbst auch, dass ich weiß, dass das "normale Leben" in der Regel anders aussieht. Dazu muss man noch nicht mal bis zum Balkan oder nach Afrika reisen. Es gibt Menschen im westlichen Teil Berlins, für die eine S-Bahnfahrt nach Marzahn ganz im Nordosten eine angstbesetzte Vorstellung ist. Ich habe schon mal eine Beschreibung dieser "Angst" gehört, wonach jemand das Wort "Marzahn" schon vom Klang her mit einem schwarzen Moloch assoziiert. Mit Vierteln voller Gangsterbanden, tumben Idioten und alten SED-Genossen.

Wenn überhaupt, dann sind "Filterblasen" nur im Plural zu verstehen. Und im Zusammenhang mit Phänomenen sozialer Abgrenzungen.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Sep 2018, 13:56)

Wer ist in dem Falle "man"?

Ich habe (oder besser gesagt hatte) einen guten Bekannten, der im gewöhnlichen Leben Informatiker war aber ebenfalls etliche Reisen in Gebiete der Erde unternahm, die nicht gerade Touristenzentren sind. Das vorletzte mal heuerte er im Kongo, einem der instabilsten Staaten der Welt, auf einem Binnenfrachtschiff an und fuhr damit den Kongofluss herunter. Der weiß schon, wies in der Welt vor Ort aussieht. Der war aber auch nicht der Meinung, dass alle Medien gleichgeschaltet sind und wie in einer großen Filterblase aussehen.

Eine Reportage wird mit voller Absicht und gerechtfertigterweise häufig über Problembereiche und nicht den normalen Alltag berichten. Für eine politische Analyse wiederum sind vor-Ort-Eindrücke nur ein Faktor. Wahlergebnisse, wirtschaftliche und demographische Daten kommen hinzu. Langfristige Trends. Politikeraussagen. Usw. Die Erkenntnis verläuft nun mal vom Konkreten zum Allgemeinen. Und zumindest die meisten für seriösn gehaltenen Medien vermitteln in diesem Sinne schon ein richtiges Bild. Soviel Phantasie und Welterfahrung habe ich selbst auch, dass ich weiß, dass das "normale Leben" in der Regel anders aussieht. Dazu muss man noch nicht mal bis zum Balkan oder nach Afrika reisen. Es gibt Menschen im westlichen Teil Berlins, für die eine S-Bahnfahrt nach Marzahn ganz im Nordosten eine angstbesetzte Vorstellung ist. Ich habe schon mal eine Beschreibung dieser "Angst" gehört, wonach jemand das Wort "Marzahn" schon vom Klang her mit einem schwarzen Moloch assoziiert. Mit Vierteln voller Gangsterbanden, tumben Idioten und alten SED-Genossen.

Wenn überhaupt, dann sind "Filterblasen" nur im Plural zu verstehen. Und im Zusammenhang mit Phänomenen sozialer Abgrenzungen.
Zumal Marzahn ja auch ziemlich vielfältig und groß ist. Heterogen halt. Das reicht von einigen Gebieten, die ich auch nicht gerne betreten würde, über die wundervollen sehenswerten "Gärten der Welt" bis hin zur preisgekrönten Plattenumbau-Siedlung "Ahrensfelder Terrassen". Traumhafte Wohnungen in toller Lage und fast nicht wiederzuerkennen ;)
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(28 Sep 2018, 14:13)

Zumal Marzahn ja auch ziemlich vielfältig und groß ist. Heterogen halt. Das reicht von einigen Gebieten, die ich auch nicht gerne betreten würde, über die wundervollen sehenswerten "Gärten der Welt" bis hin zur preisgekrönten Plattenumbau-Siedlung "Ahrensfelder Terrassen". Traumhafte Wohnungen in toller Lage und fast nicht wiederzuerkennen ;)
Das ist sowieso eines der großen Probleme: Die Welt änder sich. So trivial das erstmal klingen mag. Viele Menschen sind es gewohnt, sich ein Bild der Welt entlang von Erzählungen und fertigen Modellen zu machen. Die im Laufe des Lebens dann irgendwann mal nur noch ergänzt, korrigiert und verfeinert werden müssen. Funktioniert aber nicht. Oder zumindest nicht mehr.

Beispiel SLowakei: Zum Zeitpunkt der Separierung der CSSR galt die Slowakei als eher rückständig, agrarisch und - wenn industrialisiert - dann war Stahl, Eisen und Rüstungsbetriebe angesagt. Auch ich hatte das damals als typische Industrie-Niedergangssituation beurteilt. Besonders die Ostslowakei. Nun ist aber gerade das Ostlowakische Kosice eigentlich ein Erfolgsmodell und die Slowakei im Unterschied zu Tschechien Euroland.

Weiter: Hätte mir jemand noch vor zwei Jahren erzählt, dass die wichtigste politische Wende in der Slowakei der Mord an einen Journalisten sein wird, der zu nahe an den Umtrieben der italienischen Maffia in der Ostslowakei ist, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Was hat ausgerechnet die Ostslowakei mit der italienischen Maffia zu tun?

Beispiel Irland: Noch bis Ende der 70er eins der ärmsten und ebenfalls agrarisch gepägten Länder Europas. Dann gabs ein Steuersparmodell, Google, Apple und Co kamen ins Land und binnen kurzem wars eins der reichsten Länder der Erde. Dann Bankenkrise und Bankrott in Irland. Jüngst wiederum der Aufschwung. Der Durcschnittsire macht dreimal im Jahr Urlaub und fährt dicke Autos.

SU/Russland: Jahrzehntelang so gut wie völlig atheistisch und stattdessen von einer kommunistischen Ideologie geprägt. Dann kehrt der bedeutendste Dissident Solschenizyn zurück, bekommt einen Staatsorden, die russischh orthodoxe Kirche ist neben Regierung und Oligarchenclans der drittwichtigste Machtfaktor und ein großer Teil der Bürger sieht sich als tiefgläubig.

So gehts in der modernen Welt. Man muss beständig bereit und in der Lage sein, Weltbilder, Erzählungen, Modelle, Ansichtssysteme komplett revidieren zu können. Anstrengend. Hilft aber nix!
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Sep 2018, 14:55)

Das ist sowieso eines der großen Probleme: Die Welt änder sich. So trivial das erstmal klingen mag. Viele Menschen sind es gewohnt, sich ein Bild der Welt entlang von Erzählungen und fertigen Modellen zu machen. Die im Laufe des Lebens dann irgendwann mal nur noch ergänzt, korrigiert und verfeinert werden müssen. Funktioniert aber nicht. Oder zumindest nicht mehr.

Beispiel SLowakei: Zum Zeitpunkt der Separierung der CSSR galt die Slowakei als eher rückständig, agrarisch und - wenn industrialisiert - dann war Stahl, Eisen und Rüstungsbetriebe angesagt. Auch ich hatte das damals als typische Industrie-Niedergangssituation beurteilt. Besonders die Ostslowakei. Nun ist aber gerade das Ostlowakische Kosice eigentlich ein Erfolgsmodell und die Slowakei im Unterschied zu Tschechien Euroland.

Weiter: Hätte mir jemand noch vor zwei Jahren erzählt, dass die wichtigste politische Wende in der Slowakei der Mord an einen Journalisten sein wird, der zu nahe an den Umtrieben der italienischen Maffia in der Ostslowakei ist, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Was hat ausgerechnet die Ostslowakei mit der italienischen Maffia zu tun?

Beispiel Irland: Noch bis Ende der 70er eins der ärmsten und ebenfalls agrarisch gepägten Länder Europas. Dann gabs ein Steuersparmodell, Google, Apple und Co kamen ins Land und binnen kurzem wars eins der reichsten Länder der Erde. Dann Bankenkrise und Bankrott in Irland. Jüngst wiederum der Aufschwung. Der Durcschnittsire macht dreimal im Jahr Urlaub und fährt dicke Autos.

SU/Russland: Jahrzehntelang so gut wie völlig atheistisch und stattdessen von einer kommunistischen Ideologie geprägt. Dann kehrt der bedeutendste Dissident Solschenizyn zurück, bekommt einen Staatsorden, die russischh orthodoxe Kirche ist neben Regierung und Oligarchenclans der drittwichtigste Machtfaktor und ein großer Teil der Bürger sieht sich als tiefgläubig.

So gehts in der modernen Welt. Man muss beständig bereit und in der Lage sein, Weltbilder, Erzählungen, Modelle, Ansichtssysteme komplett revidieren zu können. Anstrengend. Hilft aber nix!
Du sagst es. Genauso siehts auch in Deutschland aus. Ich hätte mir noch vor zehn Jahren nicht ansatzweise vorstellen können, das eines Tages in diesem schönen Land mit seinen vielen (aushaltbaren) Widersprüchen mal wieder die Gefahr eines faschistischen Umbruchs bestehen könnte. Und was ist los? Wir bewegen uns sukzessive genau dahin, falls nicht noch etwas Gravierendes in andere Richtung geschieht. Es ist fünf vor zwölf.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(28 Sep 2018, 15:06)
Ich hätte mir noch vor zehn Jahren nicht ansatzweise vorstellen können, das eines Tages in diesem schönen Land mit seinen vielen (aushaltbaren) Widersprüchen mal wieder die Gefahr eines faschistischen Umbruchs bestehen könnte. Und was ist los? Wir bewegen uns sukzessive genau dahin, falls nicht noch etwas Gravierendes in andere Richtung geschieht. Es ist fünf vor zwölf.
Ich bemerke zwar die deutlichen Anzeichen, aber ich sehe noch nicht so krass wie du.

Was ich viel erschreckender finde ist, dass die Regierungsparteien ÜBERHAUPT NICHTS tun, um der AfD auch nur ansatzweise und zumindest einen Hauch Wind aus den Segeln zu nehmen. Gerade das Beförderungs-Gedöns samt Rücknahme und öffentlicher Entschuldigungen um den Maaßen ist ja Volksverarsche in absoluter Reinkultur gewesen, da braucht es keinen mehr wundern, wenn die AfD gemäß Umfragen nunmehr auf Platz zwei vorgerückt ist. Für Merkel & Co ist es bei aller Liebe nicht fünf vor zwölf - vielleicht fünf vor zwei in der Nacht und alle ihre Wecker sind stehen geblieben, weswegen sie meinen, einfach weiter und immer weiter und immer weiter pennen zukönnen. Dabei wäre es sooooo einfach... :rolleyes:
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Sep 2018, 13:56)
Ich habe (oder besser gesagt hatte) einen guten Bekannten, der im gewöhnlichen Leben Informatiker war aber ebenfalls etliche Reisen in Gebiete der Erde unternahm, die nicht gerade Touristenzentren sind. Das vorletzte mal heuerte er im Kongo, einem der instabilsten Staaten der Welt, auf einem Binnenfrachtschiff an und fuhr damit den Kongofluss herunter. Der weiß schon, wies in der Welt vor Ort aussieht. Der war aber auch nicht der Meinung, dass alle Medien gleichgeschaltet sind und wie in einer großen Filterblase aussehen.
Muss er ja nicht. Und?
Es gibt Menschen im westlichen Teil Berlins, für die eine S-Bahnfahrt nach Marzahn ganz im Nordosten eine angstbesetzte Vorstellung ist. Ich habe schon mal eine Beschreibung dieser "Angst" gehört, wonach jemand das Wort "Marzahn" schon vom Klang her mit einem schwarzen Moloch assoziiert.
Keine Ahnung was/wo Marzahn ist, aber ich fühle mich in den Slums von Jakarta sicherer als in Berlin.
Wenn überhaupt, dann sind "Filterblasen" nur im Plural zu verstehen. Und im Zusammenhang mit Phänomenen sozialer Abgrenzungen.
Der Punkt ist doch, dass die endlosen Belehrungen sozialtherapeutischer Oberlehrer, was gefälligst wie "zu verstehen ist", nicht mehr ziehen. Denkbetreuung kommt nicht mehr gut an.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Sep 2018, 14:55)
So gehts in der modernen Welt. Man muss beständig bereit und in der Lage sein, Weltbilder, Erzählungen, Modelle, Ansichtssysteme komplett revidieren zu können. Anstrengend. Hilft aber nix!
Selber schuld. Auf die Weise kannst du nur eine reaktive Betrachtungsweise erreichen: du wirst ständig von den
Ereignissen überrannt und hechelst ihnen hinterher.

Vor allem aber hast du keinerlei Möglichkeit, vorausschauende Politik zu machen - die nicht das berücksichtig was heute ist, sondern das was in 25 Jahren sein wird.

Das ist etwa so wie wenn du am Meer sitzst, und die Wellen kommen an, und du beobachtest: ups, jetzt geht das Wasser bis zum Picknickkorb - und 30 sec. später: ups, jetzt ist es wieder zehn Meter weit weg.

Die geistige Transferleistung an der Stelle wäre dann, zu erkennen, was Wellen sind.
Die wird aber leider nicht erbracht. :(
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Letzter_Hippie.
Letzter_Hippie hat geschrieben: Logischerweise muss es jetzt aus dem Untergrund ein "Spiel nach rechts" geben, denn die Balance muss wieder hergestellt werden - und es deucht nicht wunder, wenn dabei Begriffe auftauchen, die schon mal verwendet wurden.
"Spiel nach rechts" ... nach links? Wieso? Damit würde doch nur das verstärkt, was meiner Meinung nach das jetzige Dilemma ausmacht:
  • Polarisierung auf Grund einer Ideologie.
Dadurch, daß recht viele Informationen ... fast zu viele Informationen auf den Einzelnen einprasseln, und er dies nicht mehr adäquat einordnen kann, resigniert der Ein oder Andere und sucht letztendlich irgendwo und irgendwen, der dies kann und will. Dadurch unterliegt er aber der Gefahr, daß dies ideologisch ausgeweidet wird und er so ideologisch einseitig beeinflußt wird. Wir brauchen also nicht etwa ein paar Jahre links- und danach ein paar Jahre rechtslastige Regierungen (nebenbei: welchen Zeitraum würdest Du dann ansetzen?), sondern wir brauchen Nivellierung. Wir benötigen Ausgleich ... aber nicht im Sinne von Gleichmacherei.
Letzter_Hippie hat geschrieben:... zu viel Input (und zu viel Abstraktion, und zuviel Schellebigkeit) ist. Man muss an all dem Neuen "dranbleiben", also kürzt man es aufs Bauchgefühl - das aber auch oft nicht gut trainiert wurde. (Intuition kann man ja trainieren, aber das ist auch mühsam.)
... an all dem Neuen "dranbleiben"? Warum? Unser Gehirn arbeitet auch nicht so. Es filtert alles aus, was es für nicht relevant hält. Also sollte auch jeder in der Lage ... oder willens sein, ebenso vorzugehen. Stattdessen scheint es überhand zu nehmen, sich schon im vorauseilenden Gehorsam über vieles aufzuregen, was sich im Nachhinein als haltlos erweist.
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Uffhausen.
Uffhausen hat geschrieben:Anstatt die Zeit mit Berechnung von Geburtenraten zu verplempern, sollten die Deutschen lieber mehr Kinder in die Welt setzen. Von Nix gibt's später keine Rente.
Wenn wir mal die Gründe dafür außer Acht lassen, ... mit dieser Aussage unterliegst Du dem gleichen Fehler, dem schon Adenauer unterlag.

Als der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, 1957 die Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung auf eine Umlagefinanzierung vornehmen wollte, sagte er:
  • "Kinder kriegen die Leute immer"
Daß er damit irrte, wissen wir heute! Der Fehler war und ist aber, daß ein Mehr an Kindern nicht zwangsläufig und folgerichtig auch eine höheres Einkommen der Sozialsysteme bedeutet. Einer höheren Geburtenrate müssen auch gleichviele Arbeitsplätze entgegenstehen.
  • ... oder weniger Arbeitsplätze - dafür aber besser entlohnte Arbeitsplätze!
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Der Neandertaler hat geschrieben:(28 Sep 2018, 18:59)

Einer höheren Geburtenrate müssen auch gleichviele Arbeitsplätze entgegenstehen.
Ich arbeite in der Altenpflege, wir suchen HÄNDERINGEND Mitarbeiter und Auszubildende!
...dafür aber besser entlohnte Arbeitsplätze!
Du kannst mir glauben, die ohne jeden Zeifel schlechte Bezahlung in der Pflege (z. Vgl.: Mein Vater ist Elekroingenieur und verdient in einer Arbeitsstunde soviel, wie ich in einer ganzen Schicht) ist für uns Mitarbeiter noch das kleinere Übel - die Arbeitsbedingungen sind es, die uns fix und fertig machen: Ständige Unterbesetzung (besonders fachkrafttechnisch) und dadurch verstärkter Stress und körperliche wie psychische Belastung; ständige Krankheitsausfälle und dadurch Einspringen-Müssen statt Erholung in der Freizeit und dadurch Stress mit Familie, Freunden und sonstigen Privatangelegenheiten (Arzttermine, Elternabend usw.). Pünktlicher Feierabend kannste vergessen, wenn du gewissenhaft eingestellt bist. Den haben bei uns nur die Aushilfen, denen es nur ums Geld geht. Dieses Jahr hatten wie keine Aushilfen - die gehen mittlerweile alle in Postverteilzentrum, weil die dort mittlerweile das 2,5fache an Stundenlohn im Gegensatz zu uns zahlen KÖNNEN. Jaja, Briefe und Pakete sind ja soviel wichtiger als Omi und Opi... zum kotzen, echt. :mad:
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Letzter_Hippie »

Der Neandertaler hat geschrieben:(28 Sep 2018, 18:43)

Hallo Letzter_Hippie. "Spiel nach rechts" ... nach links? Wieso? Damit würde doch nur das verstärkt, was meiner Meinung nach das jetzige Dilemma ausmacht:
  • Polarisierung auf Grund einer Ideologie.
Das ist -m.E.- nicht der wirkliche Grund.

Ich persönlich halte von der rechts-links-Verortung eigentlich sehr wenig, weil sie der Komplexität der wirkenden Kräfte nicht gerecht wird. Aber um die ganze Komplexität angemessen auszubreiten, müsste ich wiederum Bücher schreiben - die dann niemand lesen würde. In einem Forum schon gar nicht. Also muss ich mir mit Begriffen behelfen, die ansatzweise nachvollziehbar sind.

Lass es mich nochmal ausführlicher versuchen: Post-68 hatten wir einen Untergrund, der weitgehend sog. "linke" Ideen vertreten hat: Kapitalismuskritik, Imperialismuskritik, Ökologie, Menschenrechte.

Diese Ideen haben sich in breiter Hinsicht etabliert, u.a. dadurch dass die Akteure ihren "Marsch durch die Institutionen" durchgeführt haben (weitere Gründe siehe [1]).

Man sagt heute -und das scheint sogar einigermaßen konsensfähig zu sein- dass die CDU-Regierung, um die Person Fr. Merkel- die Politik der CDU nach "links" bewegt hat. (Das stimmt aber auch nicht, dazu gleich.)

Das, diesen ganzen Ablauf, nenne ich "Spiel nach links".

Und da wir es hier mit Wellen-Dynamiken zu tun haben, ergeben sich daraus Korrekturkräfte, die nun in die andere Richtung, also tendenziell nach "rechts", wollen. (Das steuert niemand, das ist Eigendynamik. Das kann man auch nicht "bekämpfen".)
Entsprechend haben wir jetzt Subkulturen, die "rechte" Ideen vertreten, und die -siehe IB- das nachmachen, was zb Greenpeace vorgemacht hat - jetzt halt in die andere Richtung, Da kannst du natürlich hergehen und meinetwegen die IB verbieten. Das hilft dir aber nichts, weil du die darunterliegenden Wirkkräfte nicht verbieten kannst - die folgen einer Wellen-Dynamik, und was passiert, wenn eine Welle auf Widerstand trifft, das kann man bei jedem Tsunami sehen.

Das ganze hätte man seit 30+ Jahren vorhersehen können.


Nun zu der angeblichen "links"drift der CDU bzw. des Establishent: das stimmt natürlich nicht, auch wenn es so erscheint. Die aktuelle reale Politik ist immer noch genauso industriehörig, kapitalismusgläubig und imperialistisch wie sie immer war (wenn nicht noch mehr). ABER, das Narrativ, die moralische Rechtfertigung der Politik nutzt heute Argumentationsmuster, die aus der linken Ecke kommen: Menschenrechte, Ökologie, Gefahren für die Demokratie, usw.
Der Grund dafür ist einfach, dass solche Argumentationen gegen Kritik immun und daher sehr praktisch sind.[1]

Die Folge ist, dass die "linken" Gesellschaftsgruppen kritisieren dass die Regierung zu weit rechts ist (und damit recht haben), und die rechten, konservativen usw. Gesellschaftsgruppen kritisieren, dass die Regierung zu weit links ist (und damit recht haben).
Folglich versagt die Kommunikation, und es gibt eine Grabenbildung und gesellschaftliche Spaltung.

Und damit hast Du Deine "Polarisierung aufgrund einer Ideologie".

[/i][/list]Dadurch, daß recht viele Informationen ... fast zu viele Informationen auf den Einzelnen einprasseln, und er dies nicht mehr adäquat einordnen kann, resigniert der Ein oder Andere und sucht letztendlich irgendwo und irgendwen, der dies kann und will. Dadurch unterliegt er aber der Gefahr, daß dies ideologisch ausgeweidet wird und er so ideologisch einseitig beeinflußt wird. Wir brauchen also nicht etwa ein paar Jahre links- und danach ein paar Jahre rechtslastige Regierungen (nebenbei: welchen Zeitraum würdest Du dann ansetzen?), sondern wir brauchen Nivellierung. Wir benötigen Ausgleich ... aber nicht im Sinne von Gleichmacherei.
Ja, das ist schön und gut, wenn Du erzählst was "wir brauchen". Aber wenn Du Bauer bist und erklärst, "wir brauchen Regen", dann interessiert das das Wetter nicht besonders, sondern es folgt seiner Eigendynamik. ;)

Diese Spielchen hier folgen auch ihren Eigendynamiken. Und die KANN man auch verstehen - WENN man das menschliche Bewusstsein gut genug versteht. Da freilich haben sich unsere Soziologen nicht gerade mit Ruhm bekleckert - die hängen immer noch im Behaviourismus fest.

... an all dem Neuen "dranbleiben"?[/b][/i] Warum? Unser Gehirn arbeitet auch nicht so. Es filtert alles aus, was es für nicht relevant hält. Also sollte auch jeder in der Lage ... oder willens sein, ebenso vorzugehen. Stattdessen scheint es überhand zu nehmen, sich schon im vorauseilenden Gehorsam über vieles aufzuregen, was sich im Nachhinein als haltlos erweist.
... und vieles zu übersehen was hätte berücksichtigt werden müssen.

Warum? Weil du sonst nicht up-to-date bist. Jedes Jahr ein neues Smartphone was man haben muss, hunderte neuer Features die man eh nicht kapiert, darauf aufbauend neue Kommunikationstools die man nutzen muss weil man sonst "out" ist, usw.usf.

Richtig, das Hirn filtert aus. Hast Du mal überlegt, *WIE* es das tut?
Filter müssen "programmiert" werden, damit sie wissen was das relevante ist. Hast Du mal drüber nachgedacht, wie diese "Programmierung" im menschlichen Hirn funktioniert?


[1] Hintergrundbetrachtungen in diesen beiden Texten:
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=5&t=66724
[...]
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 29. Sep 2018, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: [MOD] Link entfernt - Text hier schreiben oder eine vernünftige Quelle mit Impressum angeben
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Uffhausen.
Uffhausen hat geschrieben:Ich arbeite in der Altenpflege, wir suchen HÄNDERINGEND Mitarbeiter und Auszubildende! ... schlechte Bezahlung ... noch das kleinere Übel - die Arbeitsbedingungen sind es, ... Unterbesetzung ... verstärkter Stress und körperliche wie psychische Belastung; ständige Krankheitsausfälle und ... ... zum kotzen, echt. :mad:
Unbesehen der Probleme in der Pflege:
  • Du hast meinen Beitrag falsch gedeutet! Es ging mir lediglich darum aufzuzeigen, daß zur Verbesserung unserer Sozialsysteme ... unserer (zukünftigen) Rente nicht "nur" ein Mehr an (deutschen) Kindern vonnöten ist ... daß eine höhere Geburtenrate nicht "alleine" dazu beiträgt, daß unsere Sozialsysteme "Gewinn" machen.
Nebenbei:
  • Ich bin eben wie Du der Meinung, daß eine Bezahlung - egal, ob gut oder schlecht - ... daß diese nicht alleine zur (guten oder schlechten) Motivation beiträgt - ebenso wie Bezahlung dürften es Anerkennung und/oder das Arbeitsklima sein. Meiner Meinung nach war es ein Fehler, die Pflege ... die Behandlung und den Umgang unser "Alten" weitestgehend dem Spiel der freien Marktkräfte zu überlassen ... zu privatisieren. Einem solchen Unternehmen ist wohl ein Gewinn ... ein eventuell besserer Aktienkurs (und somit eine höhere Zuteilung zu eventuellen Investoren) primär.
Aber nochmal:
  • das Arbeitskräfte "HÄNDERINGEND" gesucht werden - d'accord!
    Es ändert aber nichts daran, daß der höheren Geburtenrate ... den vermehrten Kindern auch vermehrt Arbeitsplätze entgegenstehen müssen, ansonsten werden diese Kinder unsere Sozialsysteme zusätzlich belasten anstatt sie zu entlasten!
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Uffhausen
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Uffhausen »

Der Neandertaler hat geschrieben:(29 Sep 2018, 12:27)

Es ändert aber nichts daran, daß der höheren Geburtenrate ... den vermehrten Kindern auch vermehrt Arbeitsplätze entgegenstehen müssen, ansonsten werden diese Kinder unsere Sozialsysteme zusätzlich belasten anstatt sie zu entlasten![/list]
Ich verstehe, was du aussagen willst - ABER:

Das Sozialsystem kann sich nur ändern, wenn sich vorher die Gesellschaft RADIKAL ändert.

Vor über elf Jahren war ich noch Einzelhandelskaufmann und musste mir vornehmlich aus Gründen des zunehmend unverantwortlichen gesellschaftlichen "Geiz-ist-geil"-Kaufverhaltens eine neue Arbeit suchen. Von Schaufensterbummel und kosterloser Beratung und dann im Internet kaufen kann der Einzel- und Fachhandel nicht überleben. Supi, dass im Internet alles billiger ist - aber das kostet Arbeitsplätze und senkt zudem das Lohnniveau!

Bsp.: Zur Jahrtausendwende gab es in meiner Stadt noch neun jeweils unabhängige und selbstständige Schuhfachgeschäfte - vor zwei Jahren hat der letzte Händler seinen Laden dicht gemacht. Bis heute kann ich in meiner Stadt keine Schuhe mehr einkaufen! Und wenn ich nicht zum Filialisten einer Kette auf der grünen Wiese will, der mit nur Billigkrams fragwürdiger Herkunft und Herstellung anbietet, muss ich rund zwanzig Kilometer weit fahren bis zum nächsten Schuhfachhändler (der im kommenden Jahr aber auch schließen wird, aus Altersgründen).

Das Aussterben des Einzel- und Fachhandels ist nicht politisch verschuldet. Arbeitsplätze schaffen in dieser Branche wäre problemlos möglich, es bräuchte lediglich entsprechendes Kaufverhalten seitens der Gesellschaft.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Brainiac
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Bitte nicht zu weit vom Thema abkommen, hier ist das Medienforum.
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Der Neandertaler
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Brainiac.
Brainiac hat geschrieben:[MOD] Bitte nicht zu weit vom Thema abkommen, hier ist das Medienforum.
Brainiac, dies hat im weitesten Sinne auch etwas mit Medien und der Filterblase ... mit Verschwörungstheorie ... mit dem Begriff "Lügenpresse" zu tun. Denn jahrelang ist seitens einiger Medien das aufkommene Problem des (Fach-) Arbeitermangels bezweifelt, geleugnet oder zumindest beschönigt worden. Da dies alles einen seriösen Anstrich bekam, wurde es geglaubt. Dieser isolierende Blaseneffekt kann negative Folgen für den Diskurs der Zivilgesellschaft haben - weil der Benutzer sehr effektiv in einer "Blase" isoliert wird, was wiederum zur Folge hat, daß die Menschen empfänglicher und anfälliger für "Propaganda und Manipulationen" werden. Diesen Effekt ... bzw.: dessen Folge kann man nun sehr gut beobachten:
  • allerorts (Fach-) Arbeitermangel!
Die jetzige Netzkultur verstärkt diesen "Filterblasen-Effekt" noch zusätzlich. Durch Googles personalisierte Suchergebnisse und der personalisierte News Stream von Facebook - die ja (nur) "gelikte" werden können, kann nicht nur Werbung auf die Bedürfnisse und den Geschmack des konkreten Benutzers zugeschnitten werden - oder die passende Werbung kann so an prominenterer Stelle im Suchergebnis untergebracht werden, sondern der User kann mittels einer unsichtbaren Autopropaganda, mit eigenen Ideen indoktriniert werden. Wer also schon von Anfang an Zweifel am (Fach-) Arbeitermangel hegte, wurde durch diese "unsichtbare Autopropaganda" in seiner Ansicht bestätigt und bestärkt.

Aber es ist ein Phänomen unserer heutigen Zeit - dies fällt auch besonders in diesem Forum auf (in einem Forum, das ja anders sein will als andere Foren):
  • Es werden Themen diskutiert ... oder diese sollen diskutiert werden, die offensicht in Korrelation zu einander stehen.
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Brainiac
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Brainiac »

Grundsätzlich kann man natürlich praktisch alles und jedes mit diesem Thema in Verbindung bringen, aber der Kern sollte noch erkennbar bleiben. Du hast aber gut die Kurve gekriegt. :thumbup:
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Der Neandertaler
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Re: Die Medien und die Filterblase

Beitrag von Der Neandertaler »

Brainiac hat geschrieben: Du hast aber gut die Kurve gekriegt. :thumbup:
Tja, manchmal geht auch mir ein Licht auf.
  • ... es geht aber auch schnell wieder aus.
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