Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

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schokoschendrezki
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Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von schokoschendrezki »

Aus einem anderen Thread ("Sinti und Roma")
Thales hat geschrieben:(11 Aug 2018, 13:01)

Ich mag lieber eine "Verschwörungstheorie", die aber eine Erklärung versucht als solche nichtssagenden Parolen.
MMn liegt das Problem im kapitalistischem System selber. Die kommunistische Wirtschaft hat versagt, weil die Menschen die Illusion brauchen, irgendwie im Laufe des Lebens "reich" zu werden oder wohlhabend, frei von Zukunfssorgen etc.
Die kapitalistische Wirtschaft lebt von der Illusion des ewigen Wachstums. Nachdem die Auslandsmärkte aufgeteilt wurden, bleibt als Wachstumsmöglichkeit nur noch der Konsum im Inland. Durch Flüchtlinge und auch Roma ... steigt der Konsum. Ein Bulibascha kauft sich eine Mercedes-Limousine, nicht eine Dacia. Dass das alles durch die Steuerzahler finanziert wird, interessiert ALDI, MERCEDES usw nicht. Für die Bonzen gilt stets: "Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren"
In der Reihe "Hörsaal" von DLF Nova gabs aktuell einen recht interessanten Vortrag des Amerikanisten Michael Butter zum Thema. https://www.deutschlandfunknova.de/beit ... ierte-welt

Das allgemeinen Bild lautet ja, dass VTs vor allem ein aktuelles und auch Internet-befördertes Phänomen sei. Nicht doch: Bis etwa 1960 waren Verschwörungstheorien weitaus verbreiteter als heute. Die vielleicht schlüssigsten Beispiele wären Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen", in welchem er unter anderem die Deutschlandfeindlichkeit der Welt als das Werk von Illuminaten und Freimaurern darstellt. Henry Ford und (so gut wie alle) US-Präsidenten bis etwa 1960 werden als weitere Beispiele angeführt. Hier sind es vor allem VTs, die sich auf die Rolle Englands als ehemaliger Kolonialmacht beziehen. George Washington im 18. Jh. sah den Unabhängigkeiskrieg der USA vor allem als Abwehr einer Verschwörung.

Die Frage ist nicht nur die, warum aktuelle VTs eine Konkjunktur erleben sondern warum sie wieder eine Konjunktur erleben.

Und Michael Butter versucht, diese Frage nicht nur mit der Frage nach "wahr" oder "falsch" zu beantworten, sondern auch sozialpsychologisch. Eine der Grundaussagen des Vortrags - so wie ich es verstanden habe - lautet: Verschwörungstheorien retten das gewohnte deterministische Kausalitätsprinzip. Eine benennbare Ursache führt zu einer benennbaren Folge. Unbewusste Komplexitätsvermeidung könnte man das Ganze auch nennen.
Zuletzt geändert von Brainiac am Di 11. Sep 2018, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: [MOD] Strangtitel präzisiert
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von General Failure »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 08:42)

Die Frage ist nicht nur die, warum aktuelle VTs eine Konkjunktur erleben sondern warum sie wieder eine Konjunktur erleben.
Dazu müsste man zunächst definieren, was "Verschwörung" ausmacht und wie "Verschwörungstheorie" abgegrenzt wird. Der politisch korrekten Definition - der auch zahllose Autoren folgen - nach ist "Verschwörungstheorie" alles, was sich unter "nonkonformistische Theorie" subsumieren lässt; plakativ gesagt also alles, was nicht von den Herrschenden abgesegnet wurde. Oder noch einfacher gesagt: Alles, was der Meinung jener widerspricht, die über die Meinungs-Hoheit verfügen (oder glauben, darüber zu verfügen); ist Verschwörungstheorie.

In diesem Sinne, und das ist dann die Antwort auf deine Frage, gibt es auch stete Bewegung in der Konjunktur von Verschwörungstheorien: Sie häufen sich immer dann, wenn Meinungs-Hoheits-Besitzer und Meinungs-Vertreter divergente Meinungen haben. Und sie werden IMMER einseitig klassifiziert. Beispiel: "9/11". Die eine Seite postuliert eine "Verschwörung von (Akzent: arabischen) Terroristen als Akkumulation religiöser Interessengruppen"; die andere Seite postuliert eine "Verschwörung vor allem finanzieller Interessengruppen". Beide legen die Verschwörung als Grundlage; doch nur eine Seite, eine Gruppe wird der Verschwörungstheorie(n) (deren Begriff übrigens im öffentlichen Diskurs stets pejorativ verwendet wird) "bezichtigt". Bei der anderen Gruppe verzichtet man, und das ist schon sehr weit gegriffen, auf den Zusatz der "Verschwörung": Es ist - wohlgemerkt: je nach Perspektive schlimmstenfalls oder bestenfalls - eine Theorie. Punkt.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:09)
Dazu müsste man zunächst definieren, was "Verschwörung" ausmacht und wie "Verschwörungstheorie" abgegrenzt wird. Der politisch korrekten Definition - der auch zahllose Autoren folgen - nach ist "Verschwörungstheorie" alles, was sich unter "nonkonformistische Theorie" subsumieren lässt; plakativ gesagt also alles, was nicht von den Herrschenden abgesegnet wurde. Oder noch einfacher gesagt: Alles, was der Meinung jener widerspricht, die über die Meinungs-Hoheit verfügen (oder glauben, darüber zu verfügen); ist Verschwörungstheorie.
Das tut der Autor des verwiesenen Vortrags allerdings nicht. Im Gegenteil. Verschwörungstheorien zeichnen sich eben gerade durch ihr konformistisches Potenzial aus. Das dürfte vor allem an der einfachen Tatsache liegen, dass nicht verschwörungstheoretische Erklärungen im allgemeinen anstrengend und oft schwer verständlich sind. Ein großer Teil der Vorlesung ist der Frage nach dem Zusammenhang von Populismus und VTs gewidmet.

Und ansonsten gibts gleich am Anfang eine Aufzählung dreier wichtiger Symptome, die auf einen verschwörungstheoretischen Ansatz hindeuten (ihn aber nicht zwangsläufig belegen müssen):

1. "Grundsätzliche Nichtzufälligkeit". Alles folgt einem System. Alles ist geplant. Nichts ist zufällig.

2. "Verbundenheit": Alles ist grundsätzlich immer mit allem verbunden.

3. "Nichts ist so wie es scheint". Und es gibt die, die fähig sind, "hinter die Kulissen" zu blicken und es gibt die, die das nicht tun oder nicht können oder nicht wollen.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Polibu »

Ich frage mich besonders wie man der VT glauben kann, dass die NSA Bürger belauscht?
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Polibu hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:36)

Ich frage mich besonders wie man der VT glauben kann, dass die NSA Bürger belauscht?
Das ist einfach deshalb keine Verschwörungstheorie, weil es keine Theorie ist. Zur Erinnerung: "Ausspähen unter Freunden geht gar nicht" ist offizielles Regierungsstatement. Können wir hier also erstmal rauslassen.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Polibu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:41)

Das ist einfach deshalb keine Verschwörungstheorie, weil es keine Theorie ist. Zur Erinnerung: "Ausspähen unter Freunden geht gar nicht" ist offizielles Regierungsstatement. Können wir hier also erstmal rauslassen.
Jetzt weisst du warum ich dieses Beispiel gewählt habe. :)

Viele Jahre wurde eben dieser Fakt als VS abgetan.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Polibu hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:45)

Jetzt weisst du warum ich dieses Beispiel gewählt habe. :)

Viele Jahre wurde eben dieser Fakt als VS abgetan.
Auch auf die (gar nicht mal wenigen) Fälle von aufgedeckten "Verschwörungen" wird eingegangen. Der Punkt hier ist, dass solche Verschwörungen so gut wie immer einen durchgängig ambivalenten Verlauf und vor allem ein durchgängig ambivalentes Ende haben. Dem Sturz Mossadeghs im Iran unter Zuarbeit von CIA und britischen Geheimdiensten folgte Jahre später die islamische Revolution. Zwischen NSA und amerkanischen Regierungen bzw. Präsidenten herrscht keineswegs und gerade auch aktuell Einvernehmen. Die Wirklichkeit ist im Gegensatz zu Verschwörungstheorien immer komplex und ambivalent.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Alexyessin »

Polibu hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:45)

Jetzt weisst du warum ich dieses Beispiel gewählt habe. :)

Viele Jahre wurde eben dieser Fakt als VS abgetan.
Von wem?
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Neandertaler »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:09)
.

In diesem Sinne, und das ist dann die Antwort auf deine Frage, gibt es auch stete Bewegung in der Konjunktur von Verschwörungstheorien: Sie häufen sich immer dann, wenn Meinungs-Hoheits-Besitzer und Meinungs-Vertreter divergente Meinungen haben. Und sie werden IMMER einseitig klassifiziert. Beispiel: "9/11". Die eine Seite postuliert eine "Verschwörung von (Akzent: arabischen) Terroristen als Akkumulation religiöser Interessengruppen"; die andere Seite postuliert eine "Verschwörung vor allem finanzieller Interessengruppen". Beide legen die Verschwörung als Grundlage; doch nur eine Seite, eine Gruppe wird der Verschwörungstheorie(n) (deren Begriff übrigens im öffentlichen Diskurs stets pejorativ verwendet wird) "bezichtigt". Bei der anderen Gruppe verzichtet man, und das ist schon sehr weit gegriffen, auf den Zusatz der "Verschwörung": Es ist - wohlgemerkt: je nach Perspektive schlimmstenfalls oder bestenfalls - eine Theorie. Punkt.
Nicht jede Verschwörung ist eine Verschwörungstheorie.
Für die erste gibt es Massenweise Hinweise und Beweise, die zweite lebt davon die Hinweise der ersten Anzuweifeln, ohne sich daran zu stören das die Hinweise auf die eigene Version wesentlich zweifelhaften sind.
Letzte lebt von Glauben an dunkle Mächte und Pläne die die Welt bestimmen, während sie denn Einfluss von Zufall, (eigen)Dynamik, eigenen Handlungsspielraum etc. Ausschliest.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Neandertaler »

Polibu hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:45)

Viele Jahre wurde eben dieser Fakt als VS abgetan.
Quelle?

Geheimdienste spionieren na sowas aber auch...
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 08:42) Bis etwa 1960 waren Verschwörungstheorien weitaus verbreiteter als heute.

[...]


Die Frage ist nicht nur die, warum aktuelle VTs eine Konkjunktur erleben sondern warum sie wieder eine Konjunktur erleben.
Wie hat man belegt, dass zwischen 1960 und "Jetzt" VTs keine Konjunktur hatten?
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Neandertaler hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:26)

Nicht jede Verschwörung ist eine Verschwörungstheorie.
Für die erste gibt es Massenweise Hinweise und Beweise, die zweite lebt davon die Hinweise der ersten Anzuweifeln, ohne sich daran zu stören das die Hinweise auf die eigene Version wesentlich zweifelhaften sind.
Letzte lebt von Glauben an dunkle Mächte und Pläne die die Welt bestimmen, während sie denn Einfluss von Zufall, (eigen)Dynamik, eigenen Handlungsspielraum etc. Ausschliest.
Das ist nicht ganz richtig. Ein ganz wichtiges Symptom für gegenwärtige VTs ist der "Sheeple"/"Schlafschaf"/"Lämmer"-Vorwurf. Also die Vorstellung, man müsse nur aus der Herde der vor sich hintrottenden dummen Schafe ausbrechen und sehen "was wirklich passiert". Darin würde der wichtige eigene Handlungsspielraum liegen, um "hinter die Kulissen zu schauen" oder überhaupt "die Wirklichkeit so zu sehen wie sie 'eigentlich' ist."

Exemplarisch dafür ein Artikel namens "Das Schweigen der Belämmerten" zu einer der gefährlichsten und verbreitetsten aktuellen Verschwörungstheorien: Der von einer geplanten und gezielten Islamisierung und Umvolkung des Westens durch eine kleine Gruppe von "irgendwie Mächtigen". https://vera-lengsfeld.de/2018/03/02/da ... gesthemen/
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Stoner

Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Stoner »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:09)


In diesem Sinne, und das ist dann die Antwort auf deine Frage, gibt es auch stete Bewegung in der Konjunktur von Verschwörungstheorien: Sie häufen sich immer dann, wenn Meinungs-Hoheits-Besitzer und Meinungs-Vertreter divergente Meinungen haben. Und sie werden IMMER einseitig klassifiziert.
Ich glaube das ist der Punkt, der betrachtet gehört, bevor das jetzt wieder in quantenmechanisch esoterisch unscharfe Einzelphänomene übergeht.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Cat with a whip hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:35)

Wie hat man belegt, dass zwischen 1960 und "Jetzt" VTs keine Konjunktur hatten?
Ab Ende der 50er, Anfang der 60er gingen zwei ungute Dinge langsam zu Ende. Der hysterische Antikommunismus der McCarthy-Ära im Westen. Und der Nachkriegsstalinismus in der SU im Osten. Einem Charles Chaplin wurden in den USA Verbindungen zu kommunistischen Organisationen unterestellt. Juden in der SU der 50er Jahre galten nach Stalins Diktion als "Wurzellose Kosmopoliten" und das ganze gipfelte in der sogenannten "Ärzteverschwörung". Also auf beiden Seiten sogar von oben staatlichereseits indoktrinierte Verschwörungstheorien. Natürlich markiert das Ende dieser Ära auch einen allgemeinen Rückgang von VTs. Auch wenn es die sicherlich auch danach gab.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Fr 7. Sep 2018, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:37)

Ich glaube das ist der Punkt, der betrachtet gehört, bevor das jetzt wieder in quantenmechanisch esoterisch unscharfe Einzelphänomene übergeht.
Dem lässt sich zunächst einmal entgegnen, dass auch für die Behauptung des "Meinungshoheitsbesitzes" irgendeiner Menschengruppe selbstverständlich die Hypothese "Verschwörungstheorie" zulässig ist.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von General Failure »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:30)

Das tut der Autor des verwiesenen Vortrags allerdings nicht. Im Gegenteil.
Und genau das beanstande ich auch bei ihm. Er spricht über Verschwörungstheorie, ohne den Begriff zu definieren. Damit ignoriert er - beispielhaft - die "arabische '''''Verschwörung'''''" und konzentriert sich - anlehnend beispielhaft - auf die "finanzielle '''''Verschwörung'''''" als Maßstab der Verschwörungstheorie und karikiert einen seiner Leitsätze dieses Artikels selbst: "Es war in der westlichen Welt bis circa 1960 völlig normal, an Verschwörungstheorien zu glauben." (Michael Butter) ... Heute also nicht mehr? Heute glauben wir weder an das Postulat der einen noch der anderen Verschwörung und glauben stattdessen ... Was eigentlich? Gar nichts mehr? Wirklich?
schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:30)

Verschwörungstheorien zeichnen sich eben gerade durch ihr konformistisches Potenzial aus.
Ist das so? Ich sehe - um beim Beispiel zu bleiben - an der "arabischen Verschwörung" keinerlei konformistisches Potenzial; aber sehr viel "Hoheits-Potenzial"; denn jeder, der anderes behauptet oder auch nur nicht ausschließt(!), wird als "Verschwörungstheoretiker" abgetan.

Entsprechendes gilt übrigens für weitere Sätze, die er in diesem Artikel postuliert: "Verschwörungstheorien lassen sich wunderbar politisch instrumentalisieren." Setzen wir diesen Satz ins Verhältnis zur "9/11-Verschwörung", kommen wir zu einem interessanten Ergebnis: GERADE die "offizielle und vorgebliche Nicht-Verschwörungstheorie", die sich mit der Verschwörung religiöser Interessengruppen befasst, wurde politisch sogar MASSIV instrumentalisiert. Sie änderte die gesamte Weltsicht des Westens schlagartig; wie du etwa an den Rüstungsausgaben und Kriegsbestrebungen, insbesondere der USA und ihrer Verbündeten, nachvollziehen kannst.

Dem folgend müsste Butter hier tatsächlich zugrunde legen, die OFFIZIELLE Version sei eine Verschwörungstheorie; populistisch ausgeschlachtet und politisch instrulentalisiert. Doch obwohl er weiterhin in das gleiche Horn bläst, grenzt er sich interessanterweise NUR EINSEITIG ab: So leitet er vom unbestreitbaren Satz "Was Verschwörungstheorien so attraktiv mache: Sie bieten einfache Wahrheiten in einer komplizierten Welt und geben dadurch Halt." auf "Rechts-Populisten und ihre (beispielhafte) Austausch-Verschwörung" über.

(Es mag sein, dass er in seinen Vorträgen/Vorlesungen anders - abstrakter, vielleicht - argumentiert und veranschaulicht; doch dieser Artikel, auf den du hier verweist, ist unzweifelhaft tendenziös. Und GENAU DESHALB schrubte ich meine Eingangs-Einlassung genauso, wie sie ist.)
schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:30)

Das dürfte vor allem an der einfachen Tatsache liegen, dass nicht verschwörungstheoretische Erklärungen im allgemeinen anstrengend und oft schwer verständlich sind.
Das ist ein grundsätzlich fehlerhafter Erklärungsansatz. Auch vorgeblich "nicht verschwörungstheoretische Erklärungen" neigen zur drastischen Simplifizierung, sobald sie sich erklären müssen.

Das solltest du nicht mit dem Geschwurbel öffentlicher Erklärungen, etwa in der Politik, verwechseln! Selbiges dient im Regelfall nicht der Erklärung; sondern der Vernebelung von Tatsachen.
schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:30)

Ein großer Teil der Vorlesung ist der Frage nach dem Zusammenhang von Populismus und VTs gewidmet.
Bedauerlich. Viel spannender wäre zu beleuchten, wie der Zusammenhang zwischen den Lücken der "nicht-verschwörungstheoretischen Theorie" und den Lückenfüllern und oft späteren Verschwörungstheorien ist. Denn der Nährboden der "Verschwörungs-Theorie" (i.S.v. "Gegen-Theorie") ist IMMER die Lücke in der, nun, nennen wir sie Haupt-Theorie.
schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:30)
Und ansonsten gibts gleich am Anfang eine Aufzählung dreier wichtiger Symptome, die auf einen verschwörungstheoretischen Ansatz hindeuten (ihn aber nicht zwangsläufig belegen müssen):

1. "Grundsätzliche Nichtzufälligkeit". Alles folgt einem System. Alles ist geplant. Nichts ist zufällig.

2. "Verbundenheit": Alles ist grundsätzlich immer mit allem verbunden.

3. "Nichts ist so wie es scheint". Und es gibt die, die fähig sind, "hinter die Kulissen" zu blicken und es gibt die, die das nicht tun oder nicht können oder nicht wollen.
Das mag auf viele Theorien zutreffen, doch bei Weitem nicht auf alle. Nun ist es ohne Zahlen schwer, ein Bauchgefühl sicher abzugrenzen; doch ich versteige mich zu der Behauptung, dass es auf die wenigsten "halbwegs ernsthaften" Verschwörungs-Theorien zutrifft. Insofern ist die behauptete "Grundsätzlichkeit" ein tönerner Fuß, mit dem lediglich versucht wird, auf populistische Art abzugrenzen, wo eine definitorische Abgrenzung nicht nur einfacher; sondern auch verständlicher wäre.

Was hingegen letztgenannten Punkt betrifft: So ist es. Die Geheimniskrämerei ist allgegenwärtig. Und nur selten gelingt es einigen Wenigen, "hinter den Vorhang zu blicken" (etwa Snowden) und daraus "sinnvolle/zutreffende Schlussfolgerungen zu ziehen" (etwa Assange). Den "ultimativen Wahrheitsanspruch" erhebt jedoch nahezu ausschließlich das Klientel der "Haupt-Theorie"; also der "offiziell von der Meinungshoheit abgesegneten Verschwörungstheorie", wenn du so willst: Wer nicht daran glaubt, wer daran auch nur zweifelt, ist ... wie überraschend! ... Häretiker und Verschwörungstheoretiker. (Schaue dich um, wo du willst: Sobald du auf Nonkonformisten triffst, triffst du auch auf "Verschwörungstheoretiker"; doch (nahezu) nie auf der anderen Seite.)
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

Gibt es bitte Transkripte zur DLF-Sendung und zum Vortrag Butters "Faszination Verschwörung" denn es ist leider recht unpraktisch und zeitaufwendig sich erst durch langatmige Filmchen und Audiospuren quälen zu müssen um interessierende Aussage suchen und zu finden.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:48)
Ist das so? Ich sehe - um beim Beispiel zu bleiben - an der "arabischen Verschwörung" keinerlei konformistisches Potenzial; aber sehr viel "Hoheits-Potenzial"; denn jeder, der anderes behauptet oder auch nur nicht ausschließt(!), wird als "Verschwörungstheoretiker" abgetan.
Ganz wörtlich von einer oder auch der "Arabischen Verschwörung" hat der syrische Machthaber Assad 2011 gesprochen, als es um den Ausschluss Syriens aus der arabischen Liga zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs ging. https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/na ... y/19347731 Ich gehe aber davon aus, dass du diese Verschwörung gar nicht meinst. Dieses Missverständnis verweist aber nach meiner Ansicht genau auf den Kern der Angelegenheit. Verschwörungstheorien verschweigen in der Regel die Heterogenität und Ambivalenz der Akteure. Immer geht es um einen - angeblich - einheitlich abgestimmten Plan.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Fr 7. Sep 2018, 10:59, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:43)

Ab Ende der 50er, Anfang der 60er gingen zwei ungute Dinge langsam zu Ende. Der hysterische Antikommunismus der McCarthy-Ära im Westen. Und der Nachkriegsstalinismus in der SU im Osten. Einem Charles Chaplin wurden in den USA Verbindungen zu kommunistischen Organisationen unterestellt. Juden in der SU der 50er Jahre galten nach Stalins Diktion als "Wurzellose Kosmopoliten" und das ganze gipfelte in der sogenannten "Ärzteverschwörung". Also auf beiden Seiten sogar von oben staatlichereseits indoktrinierte Verschwörungstheorien. Natürlich markiert das Ende dieser Ära auch einen allgemeinen Rückgang von VTs. Auch wenn es die sicherlich auch in dieser Zeit gab.
Finde ich dies in Butters Vortrag, wenn ja an welcher Stelle? Ich bin recht sicher dass das selektive zitieren von VTs keine wissenschaftliche Methode ist, auch nicht in den Sozialwissenschaften.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Cat with a whip hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:58)

Finde ich dies in Butters Vortrag, wenn ja an welcher Stelle? Ich bin recht sicher dass das selektive zieiteren von VTs keine wissenschaftliche Methode ist, auch nicht in den Sozialwissenschaften.
Für die Beiträge der Reihe "Hörsaal" gibt es leider keine downloadbaren Manuskripte. Bin also auf mein Kurzzeitgedächtnis angewiesen.

Selektives Zitieren ist sicherlich keine wissenschaftliche Methode, aber ganz ohne Beispiele lässt sich schwerlich argumentieren.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von General Failure »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 10:57)

Ganz wörtlich von einer oder auch der "Arabischen Verschwörung" hat der syrische Machthaber Assad 2011 gesprochen, als es um den Ausschluss Syriens aus der arabischen Liga zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs ging. https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/na ... y/19347731 Ich gehe aber davon aus, dass du diese Verschwörung gar nicht meinst. Dieses Missverständnis verweist aber nach meiner Ansicht genau auf den Kern der Angelegenheit. Verschwörungstheorien verschweigen in der Regel die Heterogenität und Ambivalenz der Akteure. Immer geht es um einen - angeblich - einheitlich abgestimmten Plan.
In der Tat suchte ich nach einem abgrenzenden Begriff, der "islami(stisch)e Männer mit Bärten + deren vergessene Korane im Auto und deren Pässe ganz oben auf Hunderttausenden Tonnen Schutt aus Stahl und Beton" zusammenfasst; und der zugleich inhärent mitnimmt, dass die darauf aufbauenden und folgenden Kriege - bis heute unter "War on Terror" subsumiert - vor allem als "Werte- und Glaubenskriege" verkauft wurden.

Du kannst gern einen neuen Begriff einführen, wenn dieser dem besseren Verständnis dient.

Listigerweise stützt du mit deiner Ableitung dann auch meinen Ansatz: In diesem Sinne ist im genannten Beispiel die "offizielle Theorie" mehr als alle anderen "Verschwörungs-Theorie". Trotzdem wird ihr von offizieller und meinungsbildender Seite bis heute der Status einer "Verschwörungs-Theorie" verweigert. Das umschifft Butter - wohlgemerkt im Artikel; wie es in seinen Vorträgen/Vorlesungen läuft, kann ich nicht beurteilen - sehr geschickt ... und stellt damit selbst eine "Verschwörungs-Theorie" in den Raum; indem er GENAU DIESE "Heterogenität & Ambivalenz" unterschlägt, wenn er auf Verschwörungs-Theorien und deren Bedeutung verweist. (Nein, über "Reptilien-Herrscher", "flache Erde" und deren Äquivalente brauchen wir nicht diskutieren; obwohl es selbst bei solch, nun, sagen wir verwegenen Theorien meiner Erfahrung nach keineswegs Homogenität und Unzweifelhaftigkeit/Eindeutigkeit gibt: Solche Theorien werden nur in den allerseltensten Ausnahmen von relevanten Gruppen-Größen diskutiert oder in Betracht gezogen. Insofern ist auch hier der buttersche Verweis auf solche Theorien - besser wohl: Hypothesen - nur Sand in den Augen.)
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Cat with a whip
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 11:03)

Für die Beiträge der Reihe "Hörsaal" gibt es leider keine downloadbaren Manuskripte. Bin also auf mein Kurzzeitgedächtnis angewiesen.

Selektives Zitieren ist sicherlich keine wissenschaftliche Methode, aber ganz ohne Beispiele lässt sich schwerlich argumentieren.
Butter erklärt das Phänomen VT anhand der politischen Führer der westlichen Welt, für die es bis MItte des 20 Jh. normal gewesen sei auch in VTs zu denken.

Butter weist auf die zunehmende Delegitimierung von VTs im öffentlichen Diskurs nach den Umbrüchen Mitte des 20 Jh. hin in dem Sinne der Bewertung der VTs als "stigmatisiertes Wissen", oder dem wissenssoziologischen Begriff "heterodoxes Wissen", oder schlicht Aberglaube/Magie. Butter weist ebenso darauf hin dass die Zusammenhänge noch nicht genau erforscht sind.

Ebenso sagt Butter, dass dies nicht heißt, dass VTs in dieser Zeit nicht populär gewesen seien oder nicht an sie gelaubt worden wäre, sondern dass damit "kein Staat zu machen" gewesen sei.

Das Phänomen lässt sich demnach so beschreiben dass seit dem 2 WK. Verschwörungsdenken zunehmend aus dem öffentlichen Diskurs und Medien verschwindet. Es wird nicht ausgeschlossen dass davon unabhängig Verschwörungsdenken gleichwohl auf anderen Ebenen weiterhin populär und präsent ist.
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Ammianus
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Ammianus »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 11:35)

In der Tat suchte ich nach einem abgrenzenden Begriff, der "islami(stisch)e Männer mit Bärten + deren vergessene Korane im Auto und deren Pässe ganz oben auf Hunderttausenden Tonnen Schutt aus Stahl und Beton" zusammenfasst; und der zugleich inhärent mitnimmt, dass die darauf aufbauenden und folgenden Kriege - bis heute unter "War on Terror" subsumiert - vor allem als "Werte- und Glaubenskriege" verkauft wurden.

...
Und hier wieder ein besonders gutes, typisches und immer wiederkehrendes Beispiel eines Bestandteils von Verschwörungstheorien. Nicht alle Terroristen sind so doof wie VT'ler.
Wenn ich zu einem Anschlag fahre, dann nehme ich natürlich die entsprechenden Papiere mit. Käme ich in eine Verkehrskontrolle und flöge auf weil ich weder Ausweis noch Fahrzeugpapiere dabei habe, dann wäre ich ein Kämpfer auf dem Level der Moonhoaxer und 9/11 Spinner.
Und natürlich nehme ich den Koran nicht mit ins Flugzeug. Dieses soll schließlich eine Bombe sein und der Koran würde verbrennen. Schließlich würde ich auch jedem die Kehle durchschneiden, der den Koran auf andere Weise verbrennt.

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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 08:42)
Und Michael Butter versucht, diese Frage nicht nur mit der Frage nach "wahr" oder "falsch" zu beantworten, sondern auch sozialpsychologisch. Eine der Grundaussagen des Vortrags - so wie ich es verstanden habe - lautet: Verschwörungstheorien retten das gewohnte deterministische Kausalitätsprinzip. Eine benennbare Ursache führt zu einer benennbaren Folge. Unbewusste Komplexitätsvermeidung könnte man das Ganze auch nennen.

Butter weist auf die Parallelen zwischen Populismus und Verschwörungstheorien hin, den beiden innenwohnende nostalgisch verklärende Strukturkonservatismus. Ein vermeintlich früherer Zustand soll wiederhergestellt werden oder bewahrt werden. Hinzu kommt die Komplexitätsreduktion innerhalb eines zweigeteilten Weltbilds aus Verschwörern und Opfern. Und dann kommen natürlich noch innerhalb der Opfer die kleine Gruppe der um die Verschwörung Wissenden.

Bezeichnend ist Butters Hinweis, dass seitdem Verschwörungsdenken in den Führungen und Medien delegitimiert ist, sich die Verschwörungstheorien vornehmlich gegen diese Eliten wenden.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 11:35)

In der Tat suchte ich nach einem abgrenzenden Begriff, der "islami(stisch)e Männer mit Bärten + deren vergessene Korane im Auto und deren Pässe ganz oben auf Hunderttausenden Tonnen Schutt aus Stahl und Beton" zusammenfasst; und der zugleich inhärent mitnimmt, dass die darauf aufbauenden und folgenden Kriege - bis heute unter "War on Terror" subsumiert - vor allem als "Werte- und Glaubenskriege" verkauft wurden.

Du kannst gern einen neuen Begriff einführen, wenn dieser dem besseren Verständnis dient.
Ich hab' das jetzt etlichemale konzentriert durchgelesen und versucht, gedanklich nachzuvollziehen ... gelingt mir nicht. "Verschwörung" kommt von "Schwur" ... da müssen sich Akteure unter allen Umständen einig sein. Die tatsächlichen politischen Meldungen jedoch lauten jedoch etwa, dass der arabische Staat Saudi Arabien 2017 alle Beziehungen zum gleichfalls arabischen Staat Katar abgebrochen hat. Und dann weiß ich noch, dass alle westlichen Staaten Milliarden-Geschäfte mit Rüstungsexporten in Richtung Saudi-Arabien betreiben. Und dass 2022 die Austragung einer Fußball-WM im geschmähten Katar geplant ist. Was gleichfalls ein Milliarden-Geschäft sein dürfte. Und dass die Besitzer großer westlicher und vor allem auch deutscher Unternehmen in hohem Maße arabische Investmentfondgesellschaften sind. Wenn es eine "arabische Verschwörung" gibt, dann muss die FIFA, dann müssen die Vorstände bei Siemens, Bosch oder VW komplett aus Idioten bestehen.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

General Failure hat geschrieben:(07 Sep 2018, 11:35)
Listigerweise stützt du mit deiner Ableitung dann auch meinen Ansatz: In diesem Sinne ist im genannten Beispiel die "offizielle Theorie" mehr als alle anderen "Verschwörungs-Theorie". Trotzdem wird ihr von offizieller und meinungsbildender Seite bis heute der Status einer "Verschwörungs-Theorie" verweigert. Das umschifft Butter - wohlgemerkt im Artikel; wie es in seinen Vorträgen/Vorlesungen läuft, kann ich nicht beurteilen - sehr geschickt ... und stellt damit selbst eine "Verschwörungs-Theorie" in den Raum; indem er GENAU DIESE "Heterogenität & Ambivalenz" unterschlägt, wenn er auf Verschwörungs-Theorien und deren Bedeutung verweist. (Nein, über "Reptilien-Herrscher", "flache Erde" und deren Äquivalente brauchen wir nicht diskutieren; obwohl es selbst bei solch, nun, sagen wir verwegenen Theorien meiner Erfahrung nach keineswegs Homogenität und Unzweifelhaftigkeit/Eindeutigkeit gibt: Solche Theorien werden nur in den allerseltensten Ausnahmen von relevanten Gruppen-Größen diskutiert oder in Betracht gezogen. Insofern ist auch hier der buttersche Verweis auf solche Theorien - besser wohl: Hypothesen - nur Sand in den Augen.)
"Listig" ist übrigens ein Lieblings-Verschwörungstheoretisches Attribut. "Hinterlistig" seien vor allem Juden gewesen und womöglich immer noch sein. Die Unterstellung von "Arglist", "Hinterlist" usw. entlarvt in aller Regel eher die Untersteller und weniger die Unterstellten der verschwörungstheoeretischen Arglist. Diese Argumentation, dass alles irgendeinem geheimen Plan gemäß verläuft, dass alles genau geplant und nix zufällig ist ... ein ziemlich sicherer Indikator für VT (und wahrscheinlich auch gleichzeitig für all das, was man mit "strukturellem Antisemitismus" meint)
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von apartofme »

Es dürfte einigermaßen schwierig sein, Verschwörungstheorien (mit negativer Konnotation) im allgemeinen zu definieren, sodass sie sich inhaltlich von Theorien über Verschwörungen (mit positiver Konnotation) abgrenzen lassen, da Verschwörungen natürlich möglich sind.

Das beste Beispiel für eine tatsächliche Verschwörung, die man normalerweise als eine besonders extreme Form der Verschwörungstheorie abtun würde, dürften die CIA-Experimente in den Projekten in und um den Komplex "MKULTRA" sein.

Deshalb würde ich eine Definition vorschlagen, die sich nicht nach der Absurdität der Verschwörungstheorie richtet - und auch nicht notwendigerweise danach, ob die Fakten für oder gegen die Verschwörungstheorie sprechen - sondern danach, warum diese Theorie geglaubt wird.

Eine Verschwörungstheorie zeichnet sich demnach dadurch aus, dass durch sie ein Gefühl rationalisiert werden soll, das man aus anderen Gründen glauben möchte. Die Verschwörungstheorie ist also nicht etwa die eigentliche Ursache des Gedankens, sondern lediglich ein Instrument, das zu diesem Gedanken hinführen soll.

Das beantwortet auch die Frage, warum Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben. Weil wir in einer Welt leben, in der unsere irrationalsten Überzeugungen in einem sich beschleunigenden Maße herausgefordert werden. Die Verschwörungstheorie ist das Rückzugsgefecht des Reaktionären, der seine eigene Weltsicht als substanzlos zu erkennen im Begriff ist.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Humelix33 »

Eine sogenannte Verschwörung tritt dann auf, wenn bzgl. eines Ereignisses, irgendetwas Vergleichbares bereits in der Vergangenheit passierte, oder in ähnlicher Form in der Zukunft, was auf dem ersten Blick nicht zusammenpasst, vor allem, wenn gravierende, politische Maßnahmen darauf folgten.

Das beste Beispiel ist der 11. September, für Halblaien, die viele Sprengungen auf youtube oder in den Nachrichten, oder sonstwo gesehen haben, sieht es vielleicht so aus, als ob beim Zusammensturz die offizielle Version nicht stimmen kann.

Wie können Türme, die oben beschädigt werden, wie nach Sprengungen (das ist ja die Verschwörungstheorie) pulverisiert werden, und entsprechend zusammenfallen. Und da setzt gewollt dann der Verstand aus, weil vielleicht einfach die Bilder für manche Leute so wirken, als müsse es eine Sprengung gewesen sein, und die ganze Story eine einzige Verschwörung sein muss, obwohl sie eben selber Bilder von Sprengungen als angeblichen Beweis anführen, ohne zu bedenken, was denn überhaupt der Sinn einer Sprengung ist und was genau dort detailliert in den Gebäuden an chemischen und physikalischen Reaktionen passiert, und dabei auch die Konstruktion des Gebäudes eine Rolle spielt.

Ich persönlich finde es nie verkehrt, wenn man Zweifel hat, und gewisse Dinge oder Ereignisse zu hinterfragt die einem persönlich merkwürdig vorkommen - auch aus historischer Sicht ist Hinterfragen nie verkehrt, daraus kann man auch lernen, nur sollte man sich dann auch den Fakten öffnen, und nicht dann stur sich verweigern und weiter eigene unpassende Theorien verbreiten.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

Humelix33 hat geschrieben:(08 Sep 2018, 10:52)

Eine sogenannte Verschwörung tritt dann auf, wenn bzgl. eines Ereignisses, irgendetwas Vergleichbares bereits in der Vergangenheit passierte, oder in ähnlicher Form in der Zukunft, was auf dem ersten Blick nicht zusammenpasst, vor allem, wenn gravierende, politische Maßnahmen darauf folgten.
Eine sogenannte Verschwörung ist völlig unabhängig davon was sie hier behaupten. Verschwörungen sind die Absprachen einer begrenzten Zahl von Personen unter Geheimhaltung ihrer Absichten. Dies geschieht im realen Leben. Dem Attentat auf Adolf Hitler am 20.07.1944 ist eine reale Verschwörung vorausgegangen. Mordkomplotte sind auch immer wieder in der Vergangenheit passiert. Verschwörungen geschehen täglich bis hinunter zur banalen Bedeutung wie Preisabsprachen oder Mobbing.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Humelix33 »

Cat with a whip hat geschrieben:(08 Sep 2018, 11:42)

Eine sogenannte Verschwörung ist völlig unabhängig davon was sie hier behaupten. Verschwörungen sind die Absprachen einer begrenzten Zahl von Personen unter Geheimhaltung ihrer Absichten. Dies geschieht im realen Leben. Dem Attentat auf Adolf Hitler am 20.07.1944 ist eine reale Verschwörung vorausgegangen. Mordkomplotte sind auch immer wieder in der Vergangenheit passiert. Verschwörungen geschehen täglich bis hinunter zur banalen Bedeutung wie Preisabsprachen oder Mobbing.
Ich habe von Verschwörungstheorie sprechen wollen, sehe aber, dass ich im ersten Absatz nur Verschwörung geschrieben habe, der Hinweis ist so natürlich richtig.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Tom Bombadil »

Verschwörung von einigen Militärs: Erdogan mit einem Putsch aus dem Weg räumen.
Verschwörungstheorie: Erdogan hat den Putsch selber eingefädelt, um nachher seine Gegner beseitigen zu können.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

apartofme hat geschrieben:(08 Sep 2018, 10:35)

Es dürfte einigermaßen schwierig sein, Verschwörungstheorien (mit negativer Konnotation) im allgemeinen zu definieren, sodass sie sich inhaltlich von Theorien über Verschwörungen (mit positiver Konnotation) abgrenzen lassen, da Verschwörungen natürlich möglich sind.
Einfach mal die Mediendateien die der Strangersteller hier verlinkte ansehen und verstehen. Denn es gibt ganz gute Indikatoren.

Einige sind:
-> die Reziprozität der Erfolgsausichten einer Verschwörung zur behaupteten Menge der Verschwörer,
-> die Konsistenz der Fakten,
-> der völlige Ausschluß von Warscheinlichkeiten, Unwägbarkeiten und Zufällen
Das beantwortet auch die Frage, warum Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben. Weil wir in einer Welt leben, in der unsere irrationalsten Überzeugungen in einem sich beschleunigenden Maße herausgefordert werden. Die Verschwörungstheorie ist das Rückzugsgefecht des Reaktionären
Es gab die ganze Zeit schon Verschwörungstheorien, man hat davon in den klassischen analogen Medien in denen diese diktreditiert waren (und auch heute in den seriösen Medien noch sind) nur weniger davon mitbekommen, bzw. war deren Ausbreitung gehemmt. Die aktuelle Konjunktur ist nach Butter hauptsächlich ein Sichtbarwerdungs-Effekt durch den technischen Fortschritt des Internets, der es jedem ermöglicht Sender zu werden und schnell auf Informationen zuzugreifen.

Mit Wertungen aufgeladene Begriffe wie "das Reaktionäre" sind hier fehl am Platze. Butter benutzt den besseren Begriff Strukturkonservativ.

Es lohnt sich die vom Threadstarter beigesteuerten Mediendatein mal anzuhören.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von rain353 »

Es gab in Russland mal eine Verschwörung, dass Gorbatshow den Weltuntergang bringt(glaub laut Bibel einer, der auf Gorbatshow passt)... So unrecht hatten die nicht...
Der hat die Sowjetunion zerstört ohne einen einzigen Schuss abzugeben und das sage ich als Kommunistenfeind.....
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von unity in diversity »

Jede Verschwörung braucht Theoretiker, welche die materiellen, personellen und finanziellen Voraussetzungen planen, damit die Verschwörung praxiswirksam wird.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Dampflok94 »

rain353 hat geschrieben:(08 Sep 2018, 13:36)

Es gab in Russland mal eine Verschwörung, dass Gorbatshow den Weltuntergang bringt(glaub laut Bibel einer, der auf Gorbatshow passt)... So unrecht hatten die nicht...
Der hat die Sowjetunion zerstört ohne einen einzigen Schuss abzugeben und das sage ich als Kommunistenfeind.....
Du meinst wirklich ein Einzelner hätte die SU zu Fall bringen können, wenn diese nicht sowieso schon morsch und marode gewesen wäre? Das hätte wirklich was von einer VT.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von rain353 »

Dampflok94 hat geschrieben:(09 Sep 2018, 16:06)

Du meinst wirklich ein Einzelner hätte die SU zu Fall bringen können, wenn diese nicht sowieso schon morsch und marode gewesen wäre? Das hätte wirklich was von einer VT.
Er hat das aber sehr ungeordnet gemacht und nicht Russlands Interesse wenigstens partiell berücksichtigt...

Von Wirtschaft hatte er sowieso keine Ahnung, was man auch an den hohen Inflationsraten sieht...
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von imp »

rain353 hat geschrieben:(08 Sep 2018, 13:36)

Es gab in Russland mal eine Verschwörung, dass Gorbatshow den Weltuntergang bringt(glaub laut Bibel einer, der auf Gorbatshow passt)... So unrecht hatten die nicht...
Der hat die Sowjetunion zerstört ohne einen einzigen Schuss abzugeben und das sage ich als Kommunistenfeind.....
Gorbatschow war der nützliche Spinner zur passenden Zeit. Jedoch war er nicht das einzige Problem der Sowjetunion. Auch ohne seine unklugen Entscheidungen waren die Fliehkräfte beachtlich und hausgemacht.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von rain353 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(09 Sep 2018, 21:10)

Gorbatschow war der nützliche Spinner zur passenden Zeit. Jedoch war er nicht das einzige Problem der Sowjetunion. Auch ohne seine unklugen Entscheidungen waren die Fliehkräfte beachtlich und hausgemacht.
Er hat aber alles ungeordnet gemacht und genau das liegt das Problem...
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

apartofme hat geschrieben:(08 Sep 2018, 10:35)

Es dürfte einigermaßen schwierig sein, Verschwörungstheorien (mit negativer Konnotation) im allgemeinen zu definieren, sodass sie sich inhaltlich von Theorien über Verschwörungen (mit positiver Konnotation) abgrenzen lassen, da Verschwörungen natürlich möglich sind.

Das beste Beispiel für eine tatsächliche Verschwörung, die man normalerweise als eine besonders extreme Form der Verschwörungstheorie abtun würde, dürften die CIA-Experimente in den Projekten in und um den Komplex "MKULTRA" sein.

Deshalb würde ich eine Definition vorschlagen, die sich nicht nach der Absurdität der Verschwörungstheorie richtet - und auch nicht notwendigerweise danach, ob die Fakten für oder gegen die Verschwörungstheorie sprechen - sondern danach, warum diese Theorie geglaubt wird.

Eine Verschwörungstheorie zeichnet sich demnach dadurch aus, dass durch sie ein Gefühl rationalisiert werden soll, das man aus anderen Gründen glauben möchte. Die Verschwörungstheorie ist also nicht etwa die eigentliche Ursache des Gedankens, sondern lediglich ein Instrument, das zu diesem Gedanken hinführen soll.

Das beantwortet auch die Frage, warum Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben. Weil wir in einer Welt leben, in der unsere irrationalsten Überzeugungen in einem sich beschleunigenden Maße herausgefordert werden. Die Verschwörungstheorie ist das Rückzugsgefecht des Reaktionären, der seine eigene Weltsicht als substanzlos zu erkennen im Begriff ist.
In dem verwiesenen Vortrag von Herrn Butter, der der Anlass dieser Threaderstellung war, werden tatsächlich auch eher Symptome für und nicht Definitionen von VTs gebracht. "Gefühlsrationalisierung" wird dort eher als Wiederherstellung eines eindeutigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs in einer zunehmend unübersichtlichen und komplexen Welt als Symptom genannt. Geht aber doch zumindest in eine ähnliche Richtung.

Die Verwendung von LSD im MKULTRA-Projekt der CIA ist ein absolut typisches Beispiel dafür, dass reale Verschwörungen im Gegensatz zu Verschwörungstheorien in der Regel alles andere als im Sinne der Initiatoren verlaufen. Vom Wahrheitsserum zur Hippie-Droge. Das war ganz gewiss nicht die Intention der CIA.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Cat with a whip hat geschrieben:(08 Sep 2018, 11:42)

Eine sogenannte Verschwörung ist völlig unabhängig davon was sie hier behaupten. Verschwörungen sind die Absprachen einer begrenzten Zahl von Personen unter Geheimhaltung ihrer Absichten. Dies geschieht im realen Leben. Dem Attentat auf Adolf Hitler am 20.07.1944 ist eine reale Verschwörung vorausgegangen. Mordkomplotte sind auch immer wieder in der Vergangenheit passiert. Verschwörungen geschehen täglich bis hinunter zur banalen Bedeutung wie Preisabsprachen oder Mobbing.
Und auch diese Verschwörung ging (leider) in die Hose. Verschwörungstheoretiker dagegen bleiben in aller Regel stets bei ihrer Verschwörungstheorie. Egal was passiert. Es wird immer ein Grund gefunden, warum dieses und jenes nicht diesen Theorien entspricht.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

rain353 hat geschrieben:(08 Sep 2018, 13:36)

Es gab in Russland mal eine Verschwörung, dass Gorbatshow den Weltuntergang bringt(glaub laut Bibel einer, der auf Gorbatshow passt)... So unrecht hatten die nicht...
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Cat with a whip »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Sep 2018, 07:59)

Und auch diese Verschwörung ging (leider) in die Hose. Verschwörungstheoretiker dagegen bleiben in aller Regel stets bei ihrer Verschwörungstheorie. Egal was passiert. Es wird immer ein Grund gefunden, warum dieses und jenes nicht diesen Theorien entspricht.
Hartnäckige Verschwörungstheoretiker akzeptieren nicht die Fakten und ignorieren Widersprüche. Das ist der bekannte Indikator.

Ich glaube wir habens jetzt durch was eine VT ausmacht.

Das eigentliche Thema war doch die vermeintliche Konjunktur von VTs. Gibts da schon Untersuchungen wie viele VTs mit dem Internet neu entstanden sind?

PS: Bitte das Ende der SU woanders diskutieren und nicht mehr auf den dazugehörigen Spam reagieren, danke. Das gehört hier nicht rein.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Brainiac »

Cat with a whip hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:51)
PS: Bitte das Ende der SU woanders diskutieren und nicht mehr auf den dazugehörigen Spam reagieren, danke. Das gehört hier nicht rein.
[MOD] Dem schließe ich mich an. Ich lasse das mal weitgehend stehen, da es nicht so viel war,
behalte mir aber die endgültige Entfernung vor. Diese Nebendiskussion ist jedenfalls hiermit beendet.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von Tom Bombadil »

Cat with a whip hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:51)Das eigentliche Thema war doch die vermeintliche Konjunktur von VTs. Gibts da schon Untersuchungen wie viele VTs mit dem Internet neu entstanden sind?
Ich glaube nicht, dass viele VTs durch das Internet entstanden sind, die Spinner erreichen jetzt nur die Öffentlichkeit viel besser und haben eine viel höhere Reichweite. Vorher musste man eine Art Zeitung oder Flugblätter machen, um Reichweite zu erzielen, das war aber auch mit Kosten verbunden und viele Machwerke landeten sofort in der Tonne, für entsprechende Bücher fand sich kaum ein Verleger. Einen eigenen Radiosender konnte man nur als "Piratensender" aufziehen, die wurden aber auch ruckzuck geortet und zugemacht, auch da war die Reichweite ziemlich gering. Jetzt ist das alles viel einfacher, man kann seine eigene Onlinezeitung machen, man kann Bücher im Selbstverlag herausbringen, man kann Radio- und sogar "Fernsehsendungen" selber machen und das alles ohne große Kosten, ein PC mit Internetanschluss und ein Smartphone reichen schon aus.
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Re: Verschwörungstheorien

Beitrag von schokoschendrezki »

Cat with a whip hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:51)
Das eigentliche Thema war doch die vermeintliche Konjunktur von VTs. Gibts da schon Untersuchungen wie viele VTs mit dem Internet neu entstanden sind?
Das weiß ich nicht. Wenn ich mir aber die weltweite Konjunktur und Renaissance sämtlicher Weltreligionen (vielleicht mit Ausnahme von Westmitteleuropa) ansehe ... würde mich jedenfalls auch eine Konjunktur (irrationaler) Verschwörungstheorien nicht wundern. In Westmitteleuropa treten vermutlich alle möglichen Lebensratgebungs-, Gesundheits- und vor allem auch Ernährungsanhängerschaften an die Stelle von klassischen Religionen. Impfgegnerschaft wäre ein typisches Beispiel für diese Art von VT.
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Re: Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von Brainiac »

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Re: Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von BingoBurner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 08:42)

Aus einem anderen Thread ("Sinti und Roma")

In der Reihe "Hörsaal" von DLF Nova gabs aktuell einen recht interessanten Vortrag des Amerikanisten Michael Butter zum Thema. https://www.deutschlandfunknova.de/beit ... ierte-welt

Das allgemeinen Bild lautet ja, dass VTs vor allem ein aktuelles und auch Internet-befördertes Phänomen sei. Nicht doch: Bis etwa 1960 waren Verschwörungstheorien weitaus verbreiteter als heute. Die vielleicht schlüssigsten Beispiele wären Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen", in welchem er unter anderem die Deutschlandfeindlichkeit der Welt als das Werk von Illuminaten und Freimaurern darstellt. Henry Ford und (so gut wie alle) US-Präsidenten bis etwa 1960 werden als weitere Beispiele angeführt. Hier sind es vor allem VTs, die sich auf die Rolle Englands als ehemaliger Kolonialmacht beziehen. George Washington im 18. Jh. sah den Unabhängigkeiskrieg der USA vor allem als Abwehr einer Verschwörung.

Die Frage ist nicht nur die, warum aktuelle VTs eine Konkjunktur erleben sondern warum sie wieder eine Konjunktur erleben.

Und Michael Butter versucht, diese Frage nicht nur mit der Frage nach "wahr" oder "falsch" zu beantworten, sondern auch sozialpsychologisch. Eine der Grundaussagen des Vortrags - so wie ich es verstanden habe - lautet: Verschwörungstheorien retten das gewohnte deterministische Kausalitätsprinzip. Eine benennbare Ursache führt zu einer benennbaren Folge. Unbewusste Komplexitätsvermeidung könnte man das Ganze auch nennen.
Die Frage ist doch eher wie bekommt man die Leute aus dem ganzen Mist wieder raus ?
Bildung, Bildung, Bildung, Bildung.............

Das ist nun mal mühselig.
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Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
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Re: Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von Brainiac »

BingoBurner hat geschrieben:(04 Nov 2018, 03:33)

Die Frage ist doch eher wie bekommt man die Leute aus dem ganzen Mist wieder raus ?
Bildung, Bildung, Bildung, Bildung.............

Das ist nun mal mühselig.
Das hilft nur bedingt.

Der eigentliche Sinn und Zweck von Verschwörungstheorien ist Komplexitätsreduktion. Viele Menschen können es nicht ertragen, dass in dieser unübersichtlichen und verworrenen Welt so viele unerklärliche Dinge zufällig geschehen, und dann auch noch oft mit negativen Folgen. Da "muss" doch jemand dahinterstecken, und seien es die Vereinten Nationen mit ihren geheimen "Umvolkungsplänen". ;) Und wenn man sich darauf einmal eingeschossen hat, ist das Weltbild gleich viel sortierter und man fühlt sich besser, weil man mehr reale Ereignisse scheinbar kausal "erklären" kann.

Das hat m.E. weniger mit Intelligenz oder Bildung zu tun, wie man auch hier im Forum gut beobachten kann - da fallen selbst Leute, die ich für hochintelligent und belesen halte, auf sowas rein.

Das eigentliche Stichwort lautet Ambiguitätstoleranz. Die müsste man trainieren, das würde gegen VT-Neigung helfen.
Ambiguitätstoleranz ist auch eine Voraussetzung für die interkulturelle Kompetenz eines Menschen. Studien zufolge korreliert sie nicht mit seinem formalen Bildungsniveau.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von schokoschendrezki »

Brainiac hat geschrieben:(04 Nov 2018, 20:53)

Das hilft nur bedingt.

Der eigentliche Sinn und Zweck von Verschwörungstheorien ist Komplexitätsreduktion. Viele Menschen können es nicht ertragen, dass in dieser unübersichtlichen und verworrenen Welt so viele unerklärliche Dinge zufällig geschehen, und dann auch noch oft mit negativen Folgen. Da "muss" doch jemand dahinterstecken, und seien es die Vereinten Nationen mit ihren geheimen "Umvolkungsplänen". ;) Und wenn man sich darauf einmal eingeschossen hat, ist das Weltbild gleich viel sortierter und man fühlt sich besser, weil man mehr reale Ereignisse scheinbar kausal "erklären" kann.

Das hat m.E. weniger mit Intelligenz oder Bildung zu tun, wie man auch hier im Forum gut beobachten kann - da fallen selbst Leute, die ich für hochintelligent und belesen halte, auf sowas rein.

Das eigentliche Stichwort lautet Ambiguitätstoleranz. Die müsste man trainieren, das würde gegen VT-Neigung helfen.
Zu dem Thema gibts einen aktuellen Beitrag in der Reihe "Essay und DIskurs" des DLF. Den habe ich heute gerad' gehört.
Ein „Fantasyland“ – in das haben sich die USA verwandelt, kopflos und verrückt. So zumindest sieht es Kurt Andersen. Zwei Drittel der Amerikaner glauben, dass Engel und Dämonen über ihr Leben bestimmen. Ebenfalls zwei Drittel halten die Genesis der Bibel für einen Faktenbericht über die Entstehung der Welt. Und der Antichrist steht auch hoch im Kurs, ob in Gestalt von Barack Obama oder in der Hillary Clintons. Eine Nation, die an ewig unaufhaltbaren Fortschritt, an Demokratie, Freiheit und Toleranz glaubte, ist auf dem Irrweg und gerät immer tiefer in den Tunnel von Post-Wahrheiten und Fantasie. Kurt Andersen führt die Gründe dafür 500 Jahre weit zurück in die amerikanische Geschichte. Gabriele Riedle hat Kurt Andersen zum Gespräch in Brooklyn getroffen.
https://www.deutschlandfunk.de/kurt-and ... _id=428862

Und ... so überzeugend manche Fakten auch sind, die Kurt Anderesen anführt ... Bush, Carter waren wiedegeborene Christen und gleichzeitigh US-Präsidenten und die Liste der UNglaublichkeiten, die in den USA so veröffentlicht und geblaubt werden und wurden ist tatsächlich unglaublich. Aber ich hatte so ein ungutes Gefühl dabei. Denn die andere Liste der Aufdeckungen, Erklärungen, Neuerungen, Entgegnungen usw. in den USA ist ja mindestens ebenso lang. Fast nirgendwo in der Welt werden so viele absurde aber fast nirgendwo auch soviele geniale und bahnbrechende Ideen geboren wie in den USA. Nicht nur in der Wissenschaft, Auch in der KUltur. Und besonders in der Popkultur, Von Frank Zappa, Bob Dylan, Patti Smith bis zu ... Was im Vergleich dazu aus Europa und speziell aus UK kam und kommt ... Kommerziell, abgeschwächt, kompromisslich, verbürgerlicht, immer ein paar Jahre hinterher.
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Brainiac
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Re: Wie und wodurch werden Verschwörungstheorien befördert?

Beitrag von Brainiac »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Nov 2018, 22:13)

Zu dem Thema gibts einen aktuellen Beitrag in der Reihe "Essay und DIskurs" des DLF. Den habe ich heute gerad' gehört.

https://www.deutschlandfunk.de/kurt-and ... _id=428862

Und ... so überzeugend manche Fakten auch sind, die Kurt Anderesen anführt ... Bush, Carter waren wiedegeborene Christen und gleichzeitigh US-Präsidenten und die Liste der UNglaublichkeiten, die in den USA so veröffentlicht und geblaubt werden und wurden ist tatsächlich unglaublich. Aber ich hatte so ein ungutes Gefühl dabei. Denn die andere Liste der Aufdeckungen, Erklärungen, Neuerungen, Entgegnungen usw. in den USA ist ja mindestens ebenso lang. Fast nirgendwo in der Welt werden so viele absurde aber fast nirgendwo auch soviele geniale und bahnbrechende Ideen geboren wie in den USA. Nicht nur in der Wissenschaft, Auch in der KUltur. Und besonders in der Popkultur, Von Frank Zappa, Bob Dylan, Patti Smith bis zu ... Was im Vergleich dazu aus Europa und speziell aus UK kam und kommt ... Kommerziell, abgeschwächt, kompromisslich, verbürgerlicht, immer ein paar Jahre hinterher.
Du willst also sagen, dass ein "gesunder Hang" zu Verschwörungstheorien etwas prinzipiell Gutes sein könnte, weil er, siehe USA, oft mit Mut, Entschlossenheit und Kreativität korrelliert?

Das wirft aber jetzt ein ganz neues Licht auf diese Fragestellung. :x
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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