Betrachter hat geschrieben:(21 Aug 2018, 15:43)
Und wenn Menschen für Kunst gar kein Geld zahlen müssten- was sie im Übrigen gar nicht müssen, siehe Kunstgeschenke und eigene Kreationen- wäre dann nicht Kunst viel mehr als das, was heute als solche betrachtet wird?
Das kannst du aber auf alle anderen Tätigkeiten beziehen. Hätten wir vielleicht bessere Ärzte wenn es nicht mehr Professorentitel und Geld dafür gäbe und nur Menschen das machen denen es um die Sache geht?
Betrachter hat geschrieben:(20 Aug 2018, 10:49)
Dann lege ich mal eine Kohle nach: was leistet Kunst?
...
Hast du das alles zitiert oder selbst geschrieben? Egal.
Mein Farblehre Lehrer hat einmal gesagt: "Gestaltung kann nur danach beurteilt werden ob sie die gestellte Aufgabe erfüllt oder nicht". Wenn ich das allgemein auf Kunst beziehe: (Moderne) Kunst muss also eine Funktion erfüllen. Der kritische Punkt ist hier nur: Wessen Funktion wird erfüllt? Und das heißt meist: Der Auftraggeber, bzw. der Geldgeber stellt die Aufgabe. Beispiel: Ein Freizeitparkbetreiber will mit einer neuartigen Achterbahn ordentlich Kohle machen. Also baut der "Baukünstler" eine tolle Achterbahn. EIn Meisterstück einer Achterbahn, ein wahres Kunstwerk von einer Achterbahn. Die Funktion heißt dann: "Bring die Leute zum Kotzen". Und diese Funktion erfüllt die Achterbahn. Ein großer "Baukünstler" ist das, der diese Achterbahn gebaut hat.
Betrachter hat geschrieben:...
Kunst
Gäbe es in der heutigen historischen Situation keine Kunst, keine Unterhaltungsindustrie, keine Filme, Spiele, Serien, Comics, Musik und Romane, die kapitalistische Gesellschaft stände unmittelbar vor ihrem Zusammenbruch. Kaum jemand würde sich dann zumuten, was er sich heute noch zumutet, getröstet und vertröstet durch fiktive Welten. ...
Ach, und ich dachte uns gehts allen so gut in Deutschland? Ich dachte dies ist die "bester aller Welten". Wird doch ständig bei Markus Lanz gesagt. Oder ist das auch schon Kunst? Die Kunst hat also heute die Funktion uns diese trostlose Welt erträglich zu machen, ohne dass wir uns erheben? Aber wer ist der Auftraggeber?
Betrachter hat geschrieben:...
Man sollte Kunst ernst nehmen, aber als ideologisches Phänomen, als Technik der Weltflucht und Lebens-Verhinderung. Kunst an und für sich, also den Bereich des gezielt Nutzlosen ernst zu nehmen, ja überhaupt hinzunehmen, seine Nutzlosigkeit gar zu verherrlichen, einen Sinn, eine Identität, ein ganzes scheinhaftes Leben darum herum aufzubauen und nicht einfach ‚nur‘ Lusterlebnis oder Vergnügen sein lassen zu können, das man mit einem einzelnen Kunstwerk haben oder auch nicht haben kann, heißt eben nichts anderes als das materiale Leben, in dem sich Leben und Tod tatsächlich entscheidet, nicht mehr ernst zu nehmen.
https://deadwallreveries.wordpress.com/ ... nd-kultur/
Der Unterschied zwischen Architektur und einem Gemälde: Wenn der Architekt eine Brücke falsch baut, fällt sie zusammen, wenn der Maler ein Gemälde falsch malt, fällt nichts zusammen. Das zu erkennen, dass es in diesem Sinne keine "falsch gebauten" Gemälde geben kann, ist natürlich wichtig und wird oft nicht getan. Das Problem sehe ich nur: Dies alles führt dazu, dass es "Authoritäten" gibt, die sich das zu Nutze machen. Obwohl beide Gemälde nicht zusammenbrechen erklärt die "Kunst-Authorität", dass das eine Gemälde "fachgerecht" von einem "echten Künstler" gemalt wurde, das andere nicht. Was aber auch dazu führt, dass "schlechte Kunst" als "gute Kunst" verklärt wird. Das Problem: Die Menschen erkennen nicht was "gute Kunst" ist, also wann eine Kunst eine Funktion gut erfüllt. Beispiel Techno Musik: Die Funktion die erfüllt wird ist "Musik zum Tanzen". Diese erfüllt sie. Trotzdem gibt es Leute die sagen "Ich höre nur Bumm Bumm, das ist doch keine Kunst!". Was nun?
Ich glaube das eigentliche Problem was du ansprichst: In Bereichen wo man nicht sofort feststellen kann ob jemand die Funktion gut oder schlecht erfüllt hat, also in Bereichen wie Kunst, Politik und Medizin entscheidet nicht mehr die "Kunstfertigkeit" sondern das Charisma, ob jemand Erfolg hat oder nicht. In all diesen Bereichen findet nicht mehr die "fachgerechte" Analyse der "Kunst" statt, wird also nicht mehr gefragt ob der "Künstler" die gestellte Aufgabe erfüllt hat oder nicht. Stattdessen wird von den Künstlern selber das eigene Werk erklärt und natürlich für gut befunden. Und derjenige der die beste Ausgangsposition hat, der kann dies am lautesten tun, und wird am meisten gehört. Und der gewinnt dann.
Natürlich ist die Frage ob das Fernsehen uns an der Revolution hindert eine wichtige.
Aber das Hauptproblem ist meiner Meinung nach: Kunst ist hier nur Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die Mechanismen die in der Kunst funktionieren, zum Beispiel Autoritätshörigkeit, funktionieren auch anderswo. Ich hab mir mal die Mühe gemacht medizinische Methoden mir anzugucken von denen ich vermutete dass sie Schwachsinn sind. Ergebnis: Es war Schwachsinn. Es war unwissenschaftlich und voll von Denkfehlern. Das hätte auch von einem Grundschüler stammen können so schwachsinnig war das. Aber wenn ich das anspreche kommt nur: "Sie haben doch keine Ahnung, sie haben ja nicht Medizin studiert". Ich habe nie einen fachlichen Einwand gehört, ich habe immer nur gehört, dass ich keine Autorität bin.
Um den Leuten sagen zu können was gute Kunst, gute Politik oder gute Medizin ist, musst du Autorität haben.
Fazit:
Punkt 1: Kunst sollte die handwerklich korrekte Erfüllung von (wichtigen) Funktionen sein.
Punkt 2: Kunst ist aber das was die Autoritäten (die Macht und/oder Geld haben) für Kunst erklären (und dabei mitunter eigene Interessen im Sinn haben).
Was kann man nun tun? Man kann nun entweder stur versuchen Punkt 1 einzufordern, wenn man Glück hat landet man als Dozent an der Akademie, wenn man Pech hat vergammelt man frustriert zu Hause. Oder man kann versuchen Punkt 2 anzuerkennen und dagegen zu halten, laut, sinnlos, mit Macht. Das entspricht glaube ich deiner Forderung eher oder? Wenn ja, kann ich es durchaus verstehen, nicht weil ich es gut finde, sondern weil ich keine Alternative sehe.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.