frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)
Aber wer sagt uns denn, dass der Bund dies erkennt und die meisten/alle Länder nicht? [...]
Das sagt uns keiner, ist aber m.E. auch nicht das Kernproblem. Das Kernproblem scheint mir eher, dass bei diesem Thema, nennen wir es mal Digitalisierung der Schulbildung (was sowohl Inhalte als auch Methoden meint), eine gewaltige Kraftanstrengung erforderlich ist, die über die Möglichkeiten der meisten Bundesländer hinausgehen dürfte. Es gibt ja noch diverse Bundesländer, wo Informatik als Fach gar nicht existiert, und in anderen hat es einen gegenüber Pflichtfächern geringeren Stellenwert, die digitale Kompetenz der Lehrer lässt vielfach zu wünschen übrig, und die schulische Ausstattung mit modernen Lernmitteln nicht minder.
Eine gewisse Partei und ihr Chef sehen es jedenfalls auch so, dass der Bund hier gefordert ist.
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will keine Debatte über die Schwächen des Bildungsföderalismus und eine mögliche Einbindung des Bundes in die Schulpolitik. FDP-Chef Christian Lindner kritisierte Wankas Blockadehaltung und forderte, das Kooperationsverbot zu kippen. "Der Bildungsföderalismus passt nicht mehr ins Jahr 2016. Er ist von der Lösung selbst zum Problem geworden. Er führt zu Reibungsverlusten und Ärger im Alltag", verdeutlichte der Freidemokrat im Gespräch mit der dpa.
Wankas Behauptung, dass Wettbewerb zwischen den Bundesländern die richtige Antwort auf die großen Herausforderungen im Bildungssystem sei, wies Lindner zurück. Die Ministerin berücksichtige nicht, "dass die deutschen Länder nicht untereinander im Wettbewerb stehen, sondern mit Nordamerika und China", stellte er klar.
"Wir brauchen mehr Vergleichbarkeit, Mobilität und Finanzierung durch den Bund. Sonst wird die Modernisierung und Digitalisierung der Bildung nicht gelingen", mahnte Lindner. Als erstes sollte daher das sogenannte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in Bildungsfragen fallen, verlangte der Freidemokrat. "Statt die Kompetenzen der Länder zu verteidigen, sollte sich Frau Wanka dafür stark machen, dass die einzelne Schule von Bürokratie befreit wird", unterstrich er.
https://www.liberale.de/content/das-koo ... t-muss-weg
Wir Freie Demokraten wollen in den nächsten fünf Jahren pro Schüler zusätzlich insgesamt 1.000 Euro für Technik und Modernisierung investieren. Neue Technologien und Methoden bieten Raum für Kreativität und Neugier und werden immer wichtiger für spätere Berufe. Um diese Chancen zu nutzen, brauchen Kinder Anleitung in Schulen mit entsprechender Ausstattung. Die technische Aufrüstung unserer Schulen erfordert eine finanzielle Kraftanstrengung. Deshalb streben wir Freie Demokraten einen Staatsvertrag zwischen Bund und Ländern an, der den Ausbau der digitalen Infrastruktur regelt. Dafür sollen Anreize für die kommunalen Träger der Schulen geschaffen werden, um durch den Ausbau digitaler Infrastrukturen die Integration der digitalen Bildung voranzutreiben. Die Länder werden dafür in die Pflicht genommen, die digitale Bildung als festen Bestandteil in der Lehreraus- und Weiterbildung zu verankern und die Lehrerinnen und Lehrer fit zu machen im Umgang mit und beim Einsatz neuer digitaler Medien.
https://www.fdp.de/forderung/7-1
Wenn einige Länder wie Hamburg da mittlerweile gut unterwegs sind, sollte man die natürlich nicht bremsen. Da sollten sich geeignete Kompromisse finden lassen.
frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)
Einsparpotenzial sehe ich eher weniger, da man ja nicht weniger Lehrer benötigt. Weiterhin braucht man regionale Verwaltungen, die sich um lokale Angelegenheiten kümmern. Für einen Hessen sind hessische Autoren und die hessische Geschichte sicherlich interessanter und bedeutsamer als für einen Mecklenburger oder Bayern.
Die Frage ist aber eben, ob es sinnvoll ist, dass sich an 16 Standorten Leute redundant Gedanken machen, wie man Mathematik, Deutsch, Englisch oder Informatik am besten vermittelt. Und ich glaube, dass die Anzahl der Fächer, wo es keine sinnvollen regionalen Differenzierungen gibt, größer ist, als die derer, wo das so ist (wie z.B. Heimatkunde/Sachunterricht, Geographie oder Geschichte). Man könnte die Kompetenzebenenzuordnung auch entsprechend nach Fächern splitten.
frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)
So ist es ja, nur dass vieles halt in der KMK statt in einem Bundesausschuss vereinbart wird.
Nur dass sich hier eben alle 16 einigen und im Konsens entscheiden müssen, was oft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinauslaufen kann.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.