Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

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frems
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

Sorgenking hat geschrieben:(01 Mar 2018, 15:55)

Der letzte Satz befasst eigentlich ganz gut, wieso man eben doch ein einheitliches System braucht. Wie will man den logisch erklären, dass ein Schüler aus Bremen den Studienplatz bekommt und einer aus BAyern nicht, nur weil der aus BRemen eine bessere Note hat, dafür aber auch ein wesentlich leichteres Abitur?
PS: Jetzt bitte niemand auf den Schlipss getreten fühlen, dass sind nur Beispiele, keine AHnung wie das Abi in Bremen ist.
Recht unwahrscheinlich. In Bremen ist die Durchschnittsnote 2013 beim Abitur 2,47 gewesen und 23,1% aller Abiturienten hatten eine Note zwischen 1,0 und 1,9. In Bayern waren es 2,35 bzw. 27,3%. Bessere Noten gab's nur in Thüringen (2,17 bzw. 37,8%) und Sachsen ist mit 2,37 bzw. 26,6% auf einem ähnlichen Niveau: http://media3.faz.net/ppmedia/aktuell/w ... -noten.jpg

Zudem steht's ja jeder Hochschule frei, ob sie einen Studiengang zulassungsbeschränkt einstellt und ob die Abiturnote das einzige Kriterium sein soll. Oder was soll Dein Indikator für ein "wesentlich leichteres Abitur" sein? Den eigenen Abschluss wertet man mit solchen Sprüchen jedenfalls ab und nicht auf.
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Dampflok94
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Dampflok94 »

Sorgenking hat geschrieben:(01 Mar 2018, 15:55)

Der letzte Satz befasst eigentlich ganz gut, wieso man eben doch ein einheitliches System braucht. Wie will man den logisch erklären, dass ein Schüler aus Bremen den Studienplatz bekommt und einer aus BAyern nicht, nur weil der aus BRemen eine bessere Note hat, dafür aber auch ein wesentlich leichteres Abitur?
PS: Jetzt bitte niemand auf den Schlipss getreten fühlen, dass sind nur Beispiele, keine AHnung wie das Abi in Bremen ist.
Ich weiß gar nicht, ob man das so einfach sehen kann. Vielleicht würde der 1er-Abiturient aus Bayern in Bremen wesentlich schlechter abschneiden. Und vice versa. Weil auf unterschiedliche Dinge wert gelegt wurde. Aber macht das was? Ich meine nein!
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

frems hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:30)

Recht unwahrscheinlich. In Bremen ist die Durchschnittsnote 2013 beim Abitur 2,47 gewesen und 23,1% aller Abiturienten hatten eine Note zwischen 1,0 und 1,9. In Bayern waren es 2,35 bzw. 27,3%. Bessere Noten gab's nur in Thüringen (2,17 bzw. 37,8%) und Sachsen ist mit 2,37 bzw. 26,6% auf einem ähnlichen Niveau: http://media3.faz.net/ppmedia/aktuell/w ... -noten.jpg

Zudem steht's ja jeder Hochschule frei, ob sie einen Studiengang zulassungsbeschränkt einstellt und ob die Abiturnote das einzige Kriterium sein soll. Oder was soll Dein Indikator für ein "wesentlich leichteres Abitur" sein? Den eigenen Abschluss wertet man mit solchen Sprüchen jedenfalls ab und nicht auf.
Wir haben seit ein paar Jahren dieses Einheitsabitur = Einheitsmatura. Es ging dem Bundesministerium um bundesländerübergreifende Vergleichsmöglichkeiten.
Bis heute sind die Evaluierungen sehr bescheiden ausgefallen. Ausgenommen die paar Fälle, wo ganze Klassen mehrheitlich versagt haben. Da war dann die Lehrkraft schuld. Nichts Neues, nur ist die Schuldzuweisung keine Evaluierung.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:51)

Ich weiß gar nicht, ob man das so einfach sehen kann. Vielleicht würde der 1er-Abiturient aus Bayern in Bremen wesentlich schlechter abschneiden. Und vice versa. Weil auf unterschiedliche Dinge wert gelegt wurde. Aber macht das was? Ich meine nein!
Na ja, bis eben noch wurde die Zulassung zum Medizinstudium von der Abitursnote abhängig gemacht. Und da hatte sich die Auswahl so entwickelt, daß im wesentlichen nur "Einser" zugelassen werden konnten. Wenn da also systematisch ein Bundesland besonders gute Noten heraus gäbe, dann könnte ein Jahrgang Mediziner aus diesem Bundesland zahlreicher vertreten sein als das seine relative Einwohnerzahl vermuten läßt. Insofern wird da schon über Lebenschancen entschieden.

Aber nur zur Entspannung der Debatte: Ein ausgezeichnetes Abitur in Bremen verhindert auch nicht einen ausgezeichneten Abschluß an einer Technischen Universität anderenorts. :)
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 20:59)

Na ja, bis eben noch wurde die Zulassung zum Medizinstudium von der Abitursnote abhängig gemacht. Und da hatte sich die Auswahl so entwickelt, daß im wesentlichen nur "Einser" zugelassen werden konnten. Wenn da also systematisch ein Bundesland besonders gute Noten heraus gäbe, dann könnte ein Jahrgang Mediziner aus diesem Bundesland zahlreicher vertreten sein als das seine relative Einwohnerzahl vermuten läßt. Insofern wird da schon über Lebenschancen entschieden.

Aber nur zur Entspannung der Debatte: Ein ausgezeichnetes Abitur in Bremen verhindert auch nicht einen ausgezeichneten Abschluß an einer Technischen Universität anderenorts. :)
Und eine prinzipielle Überlegung: Wie aussagekräftig sind Abiturnoten mit Blickrichtung Medizinstudium??
Notenschnitt 1,o wird mal ein guter Arzt?? :?:
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

Fuerst_48 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:15)

Und eine prinzipielle Überlegung: Wie aussagekräftig sind Abiturnoten mit Blickrichtung Medizinstudium??
Notenschnitt 1,o wird mal ein guter Arzt?? :?:
Der guten Ordnung halber muß ich zugeben, daß inzwischen das Zulassungsverfahren vernünftiger gestaltet wurde. Nun werden auch Praxiszeiten, Freiwilliges Soziales Jahr und ähnliche berufsnahe Vorleistungen in die Bewertung einbezogen. So habe ich vor vielen Wochen in DIE ZEIT gelesen.

Hier ging es mir auch um die Lästerei über das puppenleichte Bremer Abitur... und was von solchen Vorurteilen zu halten ist. Ich glaube, daß "Qualität" sich überall durchsetzt. Jedenfalls nach der Erfahrung in meinem Umfeld. Die Auszeichnung in Bremen bekommt nicht jeder (siehe Beitrag von frems) und die an einer guten Technischen Universität auch nicht. Am Ende kommt es auf die Lernbegabung des Menschen an, fast unabhängig von der Schule/Hochschule/Uni. Der Mensch braucht eben seine Zeit zum Lernen, und natürlich Anregung durch Unterricht, und dann läuft die Denkmaschine pausenlos auf hoher Drehzahl. Das läßt sich fast gar nicht mehr verhindern :D
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

H2O hat geschrieben:(01 Mar 2018, 22:38)

Der guten Ordnung halber muß ich zugeben, daß inzwischen das Zulassungsverfahren vernünftiger gestaltet wurde. Nun werden auch Praxiszeiten, Freiwilliges Soziales Jahr und ähnliche berufsnahe Vorleistungen in die Bewertung einbezogen. So habe ich vor vielen Wochen in DIE ZEIT gelesen.

Hier ging es mir auch um die Lästerei über das puppenleichte Bremer Abitur... und was von solchen Vorurteilen zu halten ist. Ich glaube, daß "Qualität" sich überall durchsetzt. Jedenfalls nach der Erfahrung in meinem Umfeld. Die Auszeichnung in Bremen bekommt nicht jeder (siehe Beitrag von frems) und die an einer guten Technischen Universität auch nicht. Am Ende kommt es auf die Lernbegabung des Menschen an, fast unabhängig von der Schule/Hochschule/Uni. Der Mensch braucht eben seine Zeit zum Lernen, und natürlich Anregung durch Unterricht, und dann läuft die Denkmaschine pausenlos auf hoher Drehzahl. Das läßt sich fast gar nicht mehr verhindern :D
Alles klar.! :thumbup:
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

Dampflok94 hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:51)

Ich weiß gar nicht, ob man das so einfach sehen kann. Vielleicht würde der 1er-Abiturient aus Bayern in Bremen wesentlich schlechter abschneiden. Und vice versa. Weil auf unterschiedliche Dinge wert gelegt wurde. Aber macht das was? Ich meine nein!
Ich meine schon, es ist einfach für alle Beteiligten nicht Gerecht, der eine bekommt den Platz nicht, der andere hat ein vergleichsweiße schwaches bzw. einfach ein anderes Abitur, obwohl er vielleicht etwas besseres geschafft hätte. In Zeiten von NC & Universitäten ist Bildungsförderalismus ein ganz großer Unsinn!
frems hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:30)

Recht unwahrscheinlich. In Bremen ist die Durchschnittsnote 2013 beim Abitur 2,47 gewesen und 23,1% aller Abiturienten hatten eine Note zwischen 1,0 und 1,9. In Bayern waren es 2,35 bzw. 27,3%. Bessere Noten gab's nur in Thüringen (2,17 bzw. 37,8%) und Sachsen ist mit 2,37 bzw. 26,6% auf einem ähnlichen Niveau: http://media3.faz.net/ppmedia/aktuell/w ... -noten.jpg

Zudem steht's ja jeder Hochschule frei, ob sie einen Studiengang zulassungsbeschränkt einstellt und ob die Abiturnote das einzige Kriterium sein soll. Oder was soll Dein Indikator für ein "wesentlich leichteres Abitur" sein? Den eigenen Abschluss wertet man mit solchen Sprüchen jedenfalls ab und nicht auf.
Trotzdem werden NCs benutzt und das finde ich bei unterschiedlichen Abitursystemen einfach nicht gerecht.
frems hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:23)

Ja klar, ein paar Tausend, man ist ja sooo immun gegen Rechtsextremismus... und hat nicht nur schon vor über zehn Jahren die NPD fast auf SPD-Niveau gehievt, sondern nun die AfD zur stärksten Partei bei der Bundestagswahl gemacht. :p


Genau genommen hast Du über Berliner und Bremer gerichtet und den typischen Sachsensumpf präsentiert, blabla, wir sind die Besten, Tollsten, alle anderen kriegen es nicht hin und sind schwach, blabla, höchstes Niveau und überhaupt. Das haut nur bei zahlreichen Vergleichtests so wenig hin wie bei anderen Bereichen des Bildungswesens. Aber klar, wen interessieren schon heutzutage noch Fakten, wenn sie nicht ins Weltbild passen?

Und nein, vom Bundesrat sprach ich nicht, sondern vom Bundestag. Und dort sitzen eben Abgeordnete aus allen Ländern. Wieso sollen die entscheiden, wie der Unterricht in Freilassing oder Flensburg auszusehen hat? Sind Nationalstaaten wie die Niederlanden, Dänemark oder die Schweiz so katastrophal und schlecht in ihrer Pädagogik und Schulausstattung, dass es nur ein großer, starker Bund richten könne? Wieso soll es nicht reichen, wenn sich Länder freiwillig für ein Zentralabitur zusammentun und in der Kultusministerkonferenz regelmäßig abstimmen? Seit der "PISA-Schock" vor fast zwei Jahrzehnten einschlug, ging es fast jedes Jahr in allen getesteten Bereichen nach oben. Ebenso sind die Ausgaben fürs Bildungswesen überdurchschnittlich gestiegen. Sprich, die Länder machen ihre Hausaufgaben, wenn man den umstrittenen Test als einzigen Maßstab ansetzt. Wo ist der dringende Handlungs- bzw. Änderungsbedarf? Klar, wäre schön, wenn Leute etwas Statistikkenntnisse hätten, um zu wissen, dass eine Platzierung bzw. ein Ranking immer einen ersten und letzten Platz anhand von Durchschnittswerten hat. Über die jeweilige Qualität sagt das aber nichts. Da können auch alle Teilnehmer zwischen 98,5 und 99,5 von 100 Punkten haben. Irgendwer kommt dann angerannt und keift herum, wie "schwach" jene mit 98,5 doch sein müssten, so als könnten die nicht mal ihren Namen schreiben, während man selbst nur zukünftige Nobelpreisträger produziert. Bloß sagen solche Einwände wenig über das jeweilige Bildungssystem, sondern nur über den Bildungsstand des Schreihals.
Wenn du meinst, dass Deutschland so auch für die Zukunft gut aufgestellt ist.
Ich bin der Meinung, dass wir in der Bildungspolitik sehr viel falsch machen und werde mich auch dafür einsetzen, dass dort Besserungen entstehen.
Hast du überhaupt ein Argument für den Bildungsförderalismus? Denn das auch in deinem Landtag AfD Politiker sitzen oder sitzen können ist dir doch sicherlich bewusst?
Also was ist denn dein Problem an einem zentralistischen Bildungssystem? Oder ist es nur der Begriff, so von wegen "Zentralismus ist per se schlecht". Was findest du denn am Bildungsförderalismus so toll, außer seine Ungerechtigkeit?
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Dampflok94 »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:18)

Ich meine schon, es ist einfach für alle Beteiligten nicht Gerecht, der eine bekommt den Platz nicht, der andere hat ein vergleichsweiße schwaches bzw. einfach ein anderes Abitur, obwohl er vielleicht etwas besseres geschafft hätte. In Zeiten von NC & Universitäten ist Bildungsförderalismus ein ganz großer Unsinn!
Der ganze NC ist an sich ungerecht, da er auf das konkrete Fach keine Rücksicht nimmt. Von daher ist das m.E. zu vernachlässigen.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 11:18)
Trotzdem werden NCs benutzt und das finde ich bei unterschiedlichen Abitursystemen einfach nicht gerecht.
Ist es gerecht, wenn jemand nicht (sofort) Medizin studieren kann, weil er mit Französisch, Religion oder Kunst auf dem Kriegsfuß stand? Zudem hast Du nicht nur zwischen den Ländern Unterschiede, sondern auch zwischen den sozioökonomischen Räumen. Daher wäre ein Vergleich von bspw. Dresden mit Bremen sinnvoller oder eben von zwei ländlichen Räumen, wenn Du irgendwas vergleichen willst. Aber das merkt man bei der Spitzenbildung so wenig wie bei der Frage, was Durchschnitte im Einzelfall aussagen und was eben nicht; das lernt man eigentlich in der Schule. Denn dann stellt man auch fest, dass die Notenvergabe selbst innerhalb einer Stadt zwischen Schulen sehr stark variieren kann, ja, teilweise auch zwischen einzelnen Lehrern. Wie weit willst Du es aufbröseln? Und Alternativen zum NC gibt's. Wenn Dein Bundesland aber zu knauserig ist und meint, die Abinote sei einzig entscheidend, dann wende Dich an Deinen Kultusminister. Dafür musst Du nicht extra nach Berlin.
Wenn du meinst, dass Deutschland so auch für die Zukunft gut aufgestellt ist.
Ich bin der Meinung, dass wir in der Bildungspolitik sehr viel falsch machen und werde mich auch dafür einsetzen, dass dort Besserungen entstehen.
Strukturen aus dem 19. Jahrhundert gepaart mit Lehrern und Pädagogik aus dem 20., sind jedenfalls nichts fürs 21.

Wenn Du so viel über die Zukunft sinnierst, warum zählen für Dich irgendwelche auswendiggelernten Chemieformeln, aber nicht Englisch oder Informatik? In vielen Ausbildungsberufen wird schon erwartet, dass gute Englischkenntnisse vorhanden sein müssen. Im Studium sowieso. Und da soll ein Schlusslicht in Deutschland zum Maßstab werden? Weil der Stammtisch so bölkt und mal in der BILD irgendein Ranking sah, bei dem man aufgrund der eigenen Bildung noch nicht einmal einschätzen kann, was es aussagt und was nicht?

Und natürlich ist noch Luft nach oben. Schau ich mir aber die Entwicklungen über die letzten 20 Jahre an, wurde es halt besser und so sehen es auch seriöse Bildungswissenschaftler. Wenn Lobbyisten oder Marktschreier wieder mal den Untergang des Abendlandes prophezeien, ist mir das ziemlich egal. Das sind chronische Jammerlapper, die in jeder Epoche nur herumwimmern und -poltern würden, egal wie die Rahmenbedingungen sind. Fakten kommen gegen deren Märchen und Legenden eh nicht an.
Hast du überhaupt ein Argument für den Bildungsförderalismus? Denn das auch in deinem Landtag AfD Politiker sitzen oder sitzen können ist dir doch sicherlich bewusst?
Ja, natürlich. Sogar viele. Lokale Systeme sind in der Regel effizienter, da sie im Wettbewerb stehen. Zugleich sind sie demokratischer, da die betroffenen Bürger über sie mitentscheiden konnten. So hatten wir schon Volksentscheide zu Bildungsreformen. Das ist auf Bundesebene nicht möglich. Und wäre es möglich, hat man eben noch immer Regionen, wo die AfD nicht knapp über 5% entlangschrammt, sondern stärkste Partei wird.
Also was ist denn dein Problem an einem zentralistischen Bildungssystem? Oder ist es nur der Begriff, so von wegen "Zentralismus ist per se schlecht". Was findest du denn am Bildungsförderalismus so toll, außer seine Ungerechtigkeit?
Mir sind Demokratie und föderaler Wettbewerb wichtig. Ich weiß, in anderen Ecken Deutschlands ist das alles fremd, neu, unbekannt... und deshalb ist man dagegen. Bisher gab's für die Zwangsbeglückung von oben aber auch noch kein einziges Argument von Dir -- außer irgendwelche wirren Behauptungen, man sei die Krone der Schöpfung, während woanders nur Sorgen und Elend zu betrachten sind. Dass das frei von Fakten ist, hatten wir ja nun geklärt. "Früher war alles besser" reicht jedenfalls nicht, wenn wir uns nach der Subsidiarität richten, wonach in jedem Kompetenzfeld zu schauen ist, welche administrative Ebene am sinnvollsten ist. Das kann das Land sein, die Kommune, Europa oder eben auch mal der Bund. Aber dann braucht man schon entsprechende Gründe und bisher sprach wenig dafür. Lediglich der häufig gehörte Einwand, die Umstellung bei einem Umzug der Eltern, könnte einfacher sein. Da würde ich auch zustimmen, aber das wurde ja auch schon besser, weil sich die Länder geeinigt haben, genau wie bei anderen Punkten (z.B. Abkommen zur Anerkennung der Fachhochschulreife). Das geht also prächtig auch ohne neue Bundesmonsterbehörde.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 12:55)

Ist es gerecht, wenn jemand nicht (sofort) Medizin studieren kann, weil er mit Französisch, Religion oder Kunst auf dem Kriegsfuß stand? Zudem hast Du nicht nur zwischen den Ländern Unterschiede, sondern auch zwischen den sozioökonomischen Räumen. Daher wäre ein Vergleich von bspw. Dresden mit Bremen sinnvoller oder eben von zwei ländlichen Räumen, wenn Du irgendwas vergleichen willst. Aber das merkt man bei der Spitzenbildung so wenig wie bei der Frage, was Durchschnitte im Einzelfall aussagen und was eben nicht; das lernt man eigentlich in der Schule. Denn dann stellt man auch fest, dass die Notenvergabe selbst innerhalb einer Stadt zwischen Schulen sehr stark variieren kann, ja, teilweise auch zwischen einzelnen Lehrern. Wie weit willst Du es aufbröseln? Und Alternativen zum NC gibt's. Wenn Dein Bundesland aber zu knauserig ist und meint, die Abinote sei einzig entscheidend, dann wende Dich an Deinen Kultusminister. Dafür musst Du nicht extra nach Berlin.


Strukturen aus dem 19. Jahrhundert gepaart mit Lehrern und Pädagogik aus dem 20., sind jedenfalls nichts fürs 21.

Wenn Du so viel über die Zukunft sinnierst, warum zählen für Dich irgendwelche auswendiggelernten Chemieformeln, aber nicht Englisch oder Informatik? In vielen Ausbildungsberufen wird schon erwartet, dass gute Englischkenntnisse vorhanden sein müssen. Im Studium sowieso. Und da soll ein Schlusslicht in Deutschland zum Maßstab werden? Weil der Stammtisch so bölkt und mal in der BILD irgendein Ranking sah, bei dem man aufgrund der eigenen Bildung noch nicht einmal einschätzen kann, was es aussagt und was nicht?

Und natürlich ist noch Luft nach oben. Schau ich mir aber die Entwicklungen über die letzten 20 Jahre an, wurde es halt besser und so sehen es auch seriöse Bildungswissenschaftler. Wenn Lobbyisten oder Marktschreier wieder mal den Untergang des Abendlandes prophezeien, ist mir das ziemlich egal. Das sind chronische Jammerlapper, die in jeder Epoche nur herumwimmern und -poltern würden, egal wie die Rahmenbedingungen sind. Fakten kommen gegen deren Märchen und Legenden eh nicht an.


Ja, natürlich. Sogar viele. Lokale Systeme sind in der Regel effizienter, da sie im Wettbewerb stehen. Zugleich sind sie demokratischer, da die betroffenen Bürger über sie mitentscheiden konnten. So hatten wir schon Volksentscheide zu Bildungsreformen. Das ist auf Bundesebene nicht möglich. Und wäre es möglich, hat man eben noch immer Regionen, wo die AfD nicht knapp über 5% entlangschrammt, sondern stärkste Partei wird.


Mir sind Demokratie und föderaler Wettbewerb wichtig. Ich weiß, in anderen Ecken Deutschlands ist das alles fremd, neu, unbekannt... und deshalb ist man dagegen. Bisher gab's für die Zwangsbeglückung von oben aber auch noch kein einziges Argument von Dir -- außer irgendwelche wirren Behauptungen, man sei die Krone der Schöpfung, während woanders nur Sorgen und Elend zu betrachten sind. Dass das frei von Fakten ist, hatten wir ja nun geklärt. "Früher war alles besser" reicht jedenfalls nicht, wenn wir uns nach der Subsidiarität richten, wonach in jedem Kompetenzfeld zu schauen ist, welche administrative Ebene am sinnvollsten ist. Das kann das Land sein, die Kommune, Europa oder eben auch mal der Bund. Aber dann braucht man schon entsprechende Gründe und bisher sprach wenig dafür. Lediglich der häufig gehörte Einwand, die Umstellung bei einem Umzug der Eltern, könnte einfacher sein. Da würde ich auch zustimmen, aber das wurde ja auch schon besser, weil sich die Länder geeinigt haben, genau wie bei anderen Punkten (z.B. Abkommen zur Anerkennung der Fachhochschulreife). Das geht also prächtig auch ohne neue Bundesmonsterbehörde.
Was soll ich mit so einem Text anfangen?
Man kann ja über das Thema Förderalismus streiten, aber ganz sicher nicht so. Es sollte darum gehen sich gegenseitig Argumente vorzutragen und nicht darum den anderen am besten zu beleidigen.
Weil man aus Sachsen ist, ist man also ein Rassist? Ist das deine Art zu Denken? Das in Sachsen auch andere Parteien gewählt werden ist dir klar?
Du versuchst mich die ganze Zeit in eine Rechte Schiene zu drängen, dabei würde ich mich eher in der anderen Richtung sehen, nur weil ich das jetzigen System kritisiere? Was ist dein Problem?
So jetzt versuch ich mich mal ein wenig mit dem Inhalt auseinander zu setzen, aber wenn noch mehr so Quatsch von dir kommt, dann lass es lieber, nochmal gehe ich darauf nicht ein.
Die erste Hälfte deines Textes entspricht so ziemlich dem was ich auch empfinde. NCs halte ich für falsch, genauso das auf auswendiglernen gerichtete Schulsystem, Englisch sollte eine viel wichtigere Rolle spielen, da stimme ich dir auch zu! Bei Informatik, dass ist eigentlich egal, da kann man sich das nötigste selber beibringen und später im Job, ist das dann sowieso anwendungsorientiert.
Auch das mit den veralteten Strukturen & Lehrern sehe ich so. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass es in Zukunft grundlegende Änderungen braucht, am gesamten System.
Jetzt aber zum Förderalismus im Einzelnen:
Konkurrenz sollte es bei einem so wichtigen Gut wie Bildung meiner Meinung nach nicht geben, da es so zu leistungsorientiert und nicht wirklich lernorientiert wird.
Das lokale Systeme effizienter sind wage ich bei der Bildung zu bezweifeln. Denkst du Menschen in NRW haben eine andere Meinung zur Bildung als in Hamburg oder Berlin? Überall gibt es verschiedenste Gesellschaftsschichten und verschiedenste Meinungen, deshalb wird es auch in NRW bei Abstimmung nur bedingt andere Ergebnisse als in Hamburg oder Bayern geben. Somit bezweifle ich die Effizienz hier.
Was ist den daran so schlimm, wenn man festlegt was man im Bereich Mathe, Deutsch, Englisch, usw. grob fürs Abi wissen sollte, dazu auch überall die gleichen Prüfungen schreibt und die selben Berechnungen für die Note hat. Das man Ungerechtigkeiten so nicht auslöschen kann ist klar, man kann aber die große ganz verringern. Stimmst du mir da wenigstens zu?

Jetzt versuch einfach mal normal und halbwegs gesittet zu diskutieren, ohne über deinen Gegenüber, nur aufgrund seiner Herkunft zu urteilen!
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

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Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 14:02)

Was soll ich mit so einem Text anfangen?
Man kann ja über das Thema Förderalismus streiten, aber ganz sicher nicht so. Es sollte darum gehen sich gegenseitig Argumente vorzutragen und nicht darum den anderen am besten zu beleidigen.
Weil man aus Sachsen ist, ist man also ein Rassist? Ist das deine Art zu Denken? Das in Sachsen auch andere Parteien gewählt werden ist dir klar?
Du versuchst mich die ganze Zeit in eine Rechte Schiene zu drängen, dabei würde ich mich eher in der anderen Richtung sehen, nur weil ich das jetzigen System kritisiere? Was ist dein Problem?
So jetzt versuch ich mich mal ein wenig mit dem Inhalt auseinander zu setzen, aber wenn noch mehr so Quatsch von dir kommt, dann lass es lieber, nochmal gehe ich darauf nicht ein.
Du kamst mit einem sehr merkwürdigen Argument und einer Frage zu besagter Partei in anderen Bundesländern. Dann antworte ich natürlich drauf, weil im demokratischen System die Fraktionsgrößen eben Einfluss bei der Gestaltung der Politik und Gesetze haben. Wenn Du keine Antwort möchtest, spar Dir halt die Frage.
Die erste Hälfte deines Textes entspricht so ziemlich dem was ich auch empfinde. NCs halte ich für falsch, genauso das auf auswendiglernen gerichtete Schulsystem, Englisch sollte eine viel wichtigere Rolle spielen, da stimme ich dir auch zu! Bei Informatik, dass ist eigentlich egal, da kann man sich das nötigste selber beibringen und später im Job, ist das dann sowieso anwendungsorientiert.
Auch das mit den veralteten Strukturen & Lehrern sehe ich so. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass es in Zukunft grundlegende Änderungen braucht, am gesamten System.
Na, dann kann man doch mal schauen, welche Länder in Englisch besonders gut abschneiden und welche schlecht. Und die "kann man auch später lernen"-Logik lässt sich ja auf jedes Fach übertragen. Aber man weiß: je früher man etwas lernt, desto leichter fällt es einem. Das ist beim Programmieren nicht nennenswert anders als bei Fremdsprachen, die häufig ähnliche Strukturen und Muster haben. Wer in einem technikaffinen Umfeld ist, wird auch feststellen, dass sich vor allem ältere Semester damit sehr schwer tun. Und das ist ja nicht ihre Schuld, weil sie es halt nie gelernt haben und die Aufnahmefähigkeit im hohen Alter eben nicht mehr so gut ist wie beim Nachwuchs, der komplexe Dinge noch spielend lernren kann.
Jetzt aber zum Förderalismus im Einzelnen:
Konkurrenz sollte es bei einem so wichtigen Gut wie Bildung meiner Meinung nach nicht geben, da es so zu leistungsorientiert und nicht wirklich lernorientiert wird.
Ohne Konkurrenz könntest Du gar nicht schauen, was in einigen Ländern gut funktioniert, sodass es sich andere abschauen können. Wenn wir nun keine 16 Bildungssysteme haben, sondern eins: ist es dann gut? Schlecht? Vergleichen wir dann nur noch mit anderen Nationalstaaten? Und warum dann nicht gleich, zumindest für Europa, ein supranationales System? Warum soll für einen Staat wie Deutschland genau die Ebene des Bundes das Nonplusultra sein?
Das lokale Systeme effizienter sind wage ich bei der Bildung zu bezweifeln.
Kannst Du gerne tun.
Denkst du Menschen in NRW haben eine andere Meinung zur Bildung als in Hamburg oder Berlin? Überall gibt es verschiedenste Gesellschaftsschichten und verschiedenste Meinungen, deshalb wird es auch in NRW bei Abstimmung nur bedingt andere Ergebnisse als in Hamburg oder Bayern geben. Somit bezweifle ich die Effizienz hier.
Mit der "Meinung" hat das ja nichts zu tun, sondern eben auch mit Wettbewerb und implizitem Knowhow über die lokalen Gegebenheiten, die eine weit entferne administrative Entität nicht hat.
Was ist den daran so schlimm, wenn man festlegt was man im Bereich Mathe, Deutsch, Englisch, usw. grob fürs Abi wissen sollte, dazu auch überall die gleichen Prüfungen schreibt und die selben Berechnungen für die Note hat. Das man Ungerechtigkeiten so nicht auslöschen kann ist klar, man kann aber die große ganz verringern. Stimmst du mir da wenigstens zu?
Was man grob fürs Abi wissen bzw. können sollte, ist schon festgelegt, u.a. im DQR, der nun vom EQR ersetzt wurde bzw. wird. Die identische Note kannst Du aber nicht ermitteln, solange es mündliche Noten, Aufsätze, Referate etc. gibt. Da bräuchte man schon nur noch Multiple-Choice-Tests, die dann maschinell ausgelesen werden, so wie es in den USA für diverse Hochschul-Tests (SAT, ACT, ...) der Fall ist. Und auch sowas ließe sich ohne Bund regeln. Viele Länder nehmen am Zentralabitur doch schon teil. Ebenso erkennen die meisten Länder untereinander ihre Fachhochschulreife an. Etwas Optimierungsbedarf gibt's immer, aber warum gewachsene, funktionierende Strukturen zerschlagen, weil man sich irgendwie in den Kopf gesetzt hat, die Bundespolitiker seien bessere Bildungspolitiker? Und wieso soll es überall die gleichen Prüfungen geben? Lass doch einen Schleswig-Holsteiner Plattdeutsch lernen, während ein Bayer im Fach Deutsch Werke bayrischer Autoren interpretiert und ein Sachse in Geschichte etwas über die Heimatregion lernt. Oder der Saarländer, der Französisch als Pflichtfach hat. Und wenn eine ländliche Region lieber einen starken Biologieunterricht wünscht, während in einer Kaufmannsmetropole Wirtschaft und Englisch stärker sind... das können die vor Ort doch entscheiden.

Bleibt auch die Frage: Warum redest Du nur vom Abitur und Schulen? Das Bildungswesen umfasst auch Kitas und Hochschulen, die berufliche Bildung sowie weitere Fortbildungsmöglichkeiten, ob über öffentliche Träger, Volkshochschulen usw. usf. Soll das alles zentral aus Berlin oder Brüssel gesteuert werden? Oder reicht es, z.B. wie im Falle des Europäischen Hochschulraums, dass man gemeinsame Standards und Vergleichbarkeiten intergouvernemental festlegt, von transnationalen Akkreditierungsorganisationen überprüfen lässt und die Abschlüsse ohne Einschränkungen untereinander anerkennt? Kannst ja mal jemandem im Polen, Frankreich oder Bayern sagen, dass nicht mehr die Staaten bzw. bei uns Länder für ihre traditionsreichen Hochschulen zuständig sind, sondern alles aus Brüssel kontrolliert und festgelegt wird. Die Hochschulautonomie, die in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt ist, kann man dann gleich vergessen. Wettbewerb wäre ja schrecklich.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

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Heute in den Frühnachrichten des Deutschlandfunks: DIE GRÜNEN und DIE LINKE wollen das Verbot kippen, das der Bundesregierung/dem Bundestag gestaltende Mitwirkung am Schulwesen der Bundesländer untersagt. Damit wollen sie einen entsprechenden Vorhabensplan der künftigen GroKo durchwinken, im Bundestag und in den Bundesländern.

Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Mit 60 Jahren Verspätung; aber immerhin, irgendwann siegt die Vernunft!
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(05 Mar 2018, 15:57)

Heute in den Frühnachrichten des Deutschlandfunks: DIE GRÜNEN und DIE LINKE wollen das Verbot kippen, das der Bundesregierung/dem Bundestag gestaltende Mitwirkung am Schulwesen der Bundesländer untersagt. Damit wollen sie einen entsprechenden Vorhabensplan der künftigen GroKo durchwinken, im Bundestag und in den Bundesländern.

Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Mit 60 Jahren Verspätung; aber immerhin, irgendwann siegt die Vernunft!
Das Kooperationsverbot gibt's erst seit 2006 und da geht's um Geld, nicht Gestaltung. Möglich ist es aber natürlich, dass der Räuber erst den Ländern das Geld raubt und ihnen danach anbietet, einen Teil zurückzugeben, wenn er dafür mehr Macht erhält. Das ist ja häufig so.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 15:50)

Du kamst mit einem sehr merkwürdigen Argument und einer Frage zu besagter Partei in anderen Bundesländern. Dann antworte ich natürlich drauf, weil im demokratischen System die Fraktionsgrößen eben Einfluss bei der Gestaltung der Politik und Gesetze haben. Wenn Du keine Antwort möchtest, spar Dir halt die Frage.


Na, dann kann man doch mal schauen, welche Länder in Englisch besonders gut abschneiden und welche schlecht. Und die "kann man auch später lernen"-Logik lässt sich ja auf jedes Fach übertragen. Aber man weiß: je früher man etwas lernt, desto leichter fällt es einem. Das ist beim Programmieren nicht nennenswert anders als bei Fremdsprachen, die häufig ähnliche Strukturen und Muster haben. Wer in einem technikaffinen Umfeld ist, wird auch feststellen, dass sich vor allem ältere Semester damit sehr schwer tun. Und das ist ja nicht ihre Schuld, weil sie es halt nie gelernt haben und die Aufnahmefähigkeit im hohen Alter eben nicht mehr so gut ist wie beim Nachwuchs, der komplexe Dinge noch spielend lernren kann.


Ohne Konkurrenz könntest Du gar nicht schauen, was in einigen Ländern gut funktioniert, sodass es sich andere abschauen können. Wenn wir nun keine 16 Bildungssysteme haben, sondern eins: ist es dann gut? Schlecht? Vergleichen wir dann nur noch mit anderen Nationalstaaten? Und warum dann nicht gleich, zumindest für Europa, ein supranationales System? Warum soll für einen Staat wie Deutschland genau die Ebene des Bundes das Nonplusultra sein?


Kannst Du gerne tun.


Mit der "Meinung" hat das ja nichts zu tun, sondern eben auch mit Wettbewerb und implizitem Knowhow über die lokalen Gegebenheiten, die eine weit entferne administrative Entität nicht hat.


Was man grob fürs Abi wissen bzw. können sollte, ist schon festgelegt, u.a. im DQR, der nun vom EQR ersetzt wurde bzw. wird. Die identische Note kannst Du aber nicht ermitteln, solange es mündliche Noten, Aufsätze, Referate etc. gibt. Da bräuchte man schon nur noch Multiple-Choice-Tests, die dann maschinell ausgelesen werden, so wie es in den USA für diverse Hochschul-Tests (SAT, ACT, ...) der Fall ist. Und auch sowas ließe sich ohne Bund regeln. Viele Länder nehmen am Zentralabitur doch schon teil. Ebenso erkennen die meisten Länder untereinander ihre Fachhochschulreife an. Etwas Optimierungsbedarf gibt's immer, aber warum gewachsene, funktionierende Strukturen zerschlagen, weil man sich irgendwie in den Kopf gesetzt hat, die Bundespolitiker seien bessere Bildungspolitiker? Und wieso soll es überall die gleichen Prüfungen geben? Lass doch einen Schleswig-Holsteiner Plattdeutsch lernen, während ein Bayer im Fach Deutsch Werke bayrischer Autoren interpretiert und ein Sachse in Geschichte etwas über die Heimatregion lernt. Oder der Saarländer, der Französisch als Pflichtfach hat. Und wenn eine ländliche Region lieber einen starken Biologieunterricht wünscht, während in einer Kaufmannsmetropole Wirtschaft und Englisch stärker sind... das können die vor Ort doch entscheiden.

Bleibt auch die Frage: Warum redest Du nur vom Abitur und Schulen? Das Bildungswesen umfasst auch Kitas und Hochschulen, die berufliche Bildung sowie weitere Fortbildungsmöglichkeiten, ob über öffentliche Träger, Volkshochschulen usw. usf. Soll das alles zentral aus Berlin oder Brüssel gesteuert werden? Oder reicht es, z.B. wie im Falle des Europäischen Hochschulraums, dass man gemeinsame Standards und Vergleichbarkeiten intergouvernemental festlegt, von transnationalen Akkreditierungsorganisationen überprüfen lässt und die Abschlüsse ohne Einschränkungen untereinander anerkennt? Kannst ja mal jemandem im Polen, Frankreich oder Bayern sagen, dass nicht mehr die Staaten bzw. bei uns Länder für ihre traditionsreichen Hochschulen zuständig sind, sondern alles aus Brüssel kontrolliert und festgelegt wird. Die Hochschulautonomie, die in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt ist, kann man dann gleich vergessen. Wettbewerb wäre ja schrecklich.
Es geht ja nicht um das zerschlagen von Strukturen.
Es geht darum, dass man bei einer Neuausrichtung der Bildungspolitik mehr Wert auf ähnliche Systeme & Lehrpläne setzt. Es gibt da ja bereits Bemühungen, die gehen aber leider in die Richtung, dass man das Abitur in allen Bundesländern leichter macht und man denkt das reicht, was ich für absoluten Blödsinn halte.
Hier werden wir wohl trotzdem nicht auf einen grünen Zweig kommen.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 17:38)

Es geht ja nicht um das zerschlagen von Strukturen.
Es geht darum, dass man bei einer Neuausrichtung der Bildungspolitik mehr Wert auf ähnliche Systeme & Lehrpläne setzt. Es gibt da ja bereits Bemühungen, die gehen aber leider in die Richtung, dass man das Abitur in allen Bundesländern leichter macht und man denkt das reicht, was ich für absoluten Blödsinn halte.
Hier werden wir wohl trotzdem nicht auf einen grünen Zweig kommen.
Also 16 Bundesländer machen angeblich alle ihr Abitur unabhängig voneinander leichter, aber bei einer Zentralstelle des Bundes wäre das nicht der Fall? Habe ich das jetzt richtig verstanden? :?
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Quatschki »

Wenn man europäisch denkt, ist Bildung bei den Ländern besser aufgehoben.
Auf dem europäischen Arbeitsmarkt müssen die Arbeitgeber ohnehin mit den unterschiedlichen Abschlüssen der Bewerber zurechtkommen und tun dies ja auch.
Eine Vereinheitlichung wird es da auf absehbare Zeit nicht geben.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 17:57)

Also 16 Bundesländer machen angeblich alle ihr Abitur unabhängig voneinander leichter, aber bei einer Zentralstelle des Bundes wäre das nicht der Fall? Habe ich das jetzt richtig verstanden? :?
Das passiert ja, damit sich die Abschlüsse weiter angleichen, ich fände es aber besser wenn es schwerer wird, nur das werden viele landesregierungen nicht mitmachen, deshalb werden jetzt die schwereren auf ein niedrigeres Niveau gehoben.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 18:15)

Das passiert ja, damit sich die Abschlüsse weiter angleichen, ich fände es aber besser wenn es schwerer wird, nur das werden viele landesregierungen nicht mitmachen, deshalb werden jetzt die schwereren auf ein niedrigeres Niveau gehoben.
...gehoben? Gesenkt, das trifft es.
Und dieser Niveauverlust gibt beispielsweise polnischen Jungakademikern im (österr.) Bankenwesen bessere Chancen, als einheimischen Abgängern mit dem "Bachelor" oder "Master". Beides lächerliche Abschlüsse.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

Fuerst_48 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 18:32)

...gehoben? Gesenkt, das trifft es.
Und dieser Niveauverlust gibt beispielsweise polnischen Jungakademikern im (österr.) Bankenwesen bessere Chancen, als einheimischen Abgängern mit dem "Bachelor" oder "Master". Beides lächerliche Abschlüsse.
ICh weiß nicht was an Bachelor und Master so lächerlich ist?
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 17:31)

Das Kooperationsverbot gibt's erst seit 2006 und da geht's um Geld, nicht Gestaltung. Möglich ist es aber natürlich, dass der Räuber erst den Ländern das Geld raubt und ihnen danach anbietet, einen Teil zurückzugeben, wenn er dafür mehr Macht erhält. Das ist ja häufig so.
In diesem Fall schlägt mein Herz für den "Räuber". Mit dem föderalen Bildungssystem versündigt sich das Land an den Schulkindern. Wir leben inzwischen in offenen Grenzen in Europa, und da sorgt eine Kleinststaatenorganisation dafür, daß Ortswechsel durch Berufstätigkeit der Eltern schon im eigenen Lande zum Zukunftsrisiko für schulpflichtige Kinder werden... etwa weil andere Schultypen mit anderen Schwerpunkten den Wechsel erschweren.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 18:47)

ICh weiß nicht was an Bachelor und Master so lächerlich ist?
Sind im Vergleich zum Doktoratsstudium und zum (inzwischen abgeschafften) Magister echte Pipifax-Graduierungen. Im Bankwesen oder in der Wirtschaft nicht oder kaum zu gebrauchen.
Oft sind soger Abgänger von Fachhochschulen besser qualifiziert.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

Fuerst_48 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 19:20)

Sind im Vergleich zum Doktoratsstudium und zum (inzwischen abgeschafften) Magister echte Pipifax-Graduierungen. Im Bankwesen oder in der Wirtschaft nicht oder kaum zu gebrauchen.
Oft sind soger Abgänger von Fachhochschulen besser qualifiziert.
Ich finde das Prinzip mit Grundstudium Bachelor und dann Master als qualifizierung eigentlich ganz cool. Zumal doch viele selbst mit den Bachelor Studiengängen schon überfordert sind. Ich finde auch nicht das man da so wenig lernt, habe aber auch keinen Vergleich.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 19:31)

Ich finde das Prinzip mit Grundstudium Bachelor und dann Master als qualifizierung eigentlich ganz cool. Zumal doch viele selbst mit den Bachelor Studiengängen schon überfordert sind. Ich finde auch nicht das man da so wenig lernt, habe aber auch keinen Vergleich.
Dank meiner UNI-Kontakte und denen zur Wirtschaft, ist mir da der Einblick ausreichend gegeben.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

Fuerst_48 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 19:39)

Dank meiner UNI-Kontakte und denen zur Wirtschaft, ist mir da der Einblick ausreichend gegeben.
Aber was genau ist denn da der große Unterschied?
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

Quatschki hat geschrieben:(05 Mar 2018, 18:00)

Wenn man europäisch denkt, ist Bildung bei den Ländern besser aufgehoben.
Auf dem europäischen Arbeitsmarkt müssen die Arbeitgeber ohnehin mit den unterschiedlichen Abschlüssen der Bewerber zurechtkommen und tun dies ja auch.
Eine Vereinheitlichung wird es da auf absehbare Zeit nicht geben.
Na, ich würde schon noch erwarten, daß Abitur drin ist, wenn Abitur drauf steht.
Und daß Bachelor drin ist, wenn Bachelor... und bei Master nicht anders.

Wenn Mitarbeiter / Auszubildende gesucht werden, dann werden hoch qualifizierte Fachkollegen das Fachgespräch führen und die Personalabteilung von ihrem Eindruck unterrichten. Trotzdem ist es aber sinnvoll, daß Bewerber auch von vornherein von der Ausbildung her sehr wahrscheinlich die zu besetzende Stelle tatsächlich ausfüllen können. Sonst kann man sich diese Ausbildungsziele auch ganz schenken. Eine Einladung zum Bewerbungsgespräch verursacht Reisekosten und bindet teures Fachpersonal. Mit Trallala ist da nix zu machen.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

Sorgenking hat geschrieben:(05 Mar 2018, 20:40)

Aber was genau ist denn da der große Unterschied?
Wenig Tiefgang, wenig Substanz ... dem Niveau der Abiturienten/Maturanten entsprechend.
Ausnahmen bestätigen die Regel !
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(05 Mar 2018, 18:54)

In diesem Fall schlägt mein Herz für den "Räuber". Mit dem föderalen Bildungssystem versündigt sich das Land an den Schulkindern. Wir leben inzwischen in offenen Grenzen in Europa, und da sorgt eine Kleinststaatenorganisation dafür, daß Ortswechsel durch Berufstätigkeit der Eltern schon im eigenen Lande zum Zukunftsrisiko für schulpflichtige Kinder werden... etwa weil andere Schultypen mit anderen Schwerpunkten den Wechsel erschweren.
Wir haben doch schon Standards auf EU-Ebene und die deutschen Länder haben sich weitestgehend untereinander verständigt. Wozu soll man aus Lehrern Bundesbeamte machen? :?:
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

Fuerst_48 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 21:58)

Wenig Tiefgang, wenig Substanz ... dem Niveau der Abiturienten/Maturanten entsprechend.
Ausnahmen bestätigen die Regel !
Liegt auch sehr an den Hochschulen. Ob nun jemand fünf Jahre auf Diplom Maschinenbau an der TU München studiert oder auf Bachelor+Master, ist nicht so der große Unterschied. Die selben Dozenten, die selben Prüfungsformen, die selben Inhalte, die selben Gruppenarbeiten, der selbe Arbeitsaufwand... es kommt nur eine Zwischenetappe dazu, während die Absolventen der modernen Studiengänge im Schnitt besser verdienen (https://www.welt.de/regionales/muenchen ... anden.html). Da muss man den Teufel nicht an die Wand malen, zumal in die TUs in Österreich ja bei der deutschen Version der Master-Urkunde noch immer den Grad "Dipl.-Ing." verleihen. Und nein, ein Bachelor der Ingenieurwissenschaften an der TU Wien hat nichts mit einer schulischen Oberstufe zu tun. ;)
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 22:19)

Wir haben doch schon Standards auf EU-Ebene und die deutschen Länder haben sich weitestgehend untereinander verständigt. Wozu soll man aus Lehrern Bundesbeamte machen? :?:
Das wäre natürlich gut. Meine Erinnerungen beziehen sich auf die 1970er und 1980er Jahre. Damals waren die Unterschiede nur mit viel Mühe für Kinder und Eltern aus zu gleichen. Ohne eigene Kinder hat man kaum eine Vorstellung davon, was Schulexperimente bedeuten können.

Ihren Worten entnehme ich, daß bei einer Versetzung nach Toulon meinen Kinder dort auf nahezu gleiche Weise die Naturwissenschaften vermittelt werden wie in Berlin? Also nur Sprachprobleme? Oder doch völlig andere Schulsysteme und Unterrichtsarten? Und ein deutsches Internat...
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Fuerst_48 »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 22:24)

Liegt auch sehr an den Hochschulen. Ob nun jemand fünf Jahre auf Diplom Maschinenbau an der TU München studiert oder auf Bachelor+Master, ist nicht so der große Unterschied. Die selben Dozenten, die selben Prüfungsformen, die selben Inhalte, die selben Gruppenarbeiten, der selbe Arbeitsaufwand... es kommt nur eine Zwischenetappe dazu, während die Absolventen der modernen Studiengänge im Schnitt besser verdienen (https://www.welt.de/regionales/muenchen ... anden.html). Da muss man den Teufel nicht an die Wand malen, zumal in die TUs in Österreich ja bei der deutschen Version der Master-Urkunde noch immer den Grad "Dipl.-Ing." verleihen. Und nein, ein Bachelor der Ingenieurwissenschaften an der TU Wien hat nichts mit einer schulischen Oberstufe zu tun. ;)
Das Thema der Vergleichbarkeit von Studiengängen wäre wohl eien eigenen Strang wert.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Brainiac »

frems hat geschrieben:(05 Mar 2018, 12:55)
"Früher war alles besser" reicht jedenfalls nicht, wenn wir uns nach der Subsidiarität richten, wonach in jedem Kompetenzfeld zu schauen ist, welche administrative Ebene am sinnvollsten ist. Das kann das Land sein, die Kommune, Europa oder eben auch mal der Bund. Aber dann braucht man schon entsprechende Gründe und bisher sprach wenig dafür.
Ich greife mal diesen Abschnitt heraus, weil das für mich der Kern der Debatte ist. Richtig, alles, wo eine Regelungskompetenz auf einer höheren zentralen Ebene (hier: Bund) keine erkennbaren Vorteile bringt, sollte lokal (hier: durch Länder und Gemeinden) geregelt werden. Das ist ja auch der Geist des GG, bestätigt durch diverse Urteile des Verfassungsgerichts.

Ich sehe aber beim Thema Schulbildung (weniger bei der Berufsbildung, wie schon eingangs erläutert) sehr wohl handfeste Vorteile einer zentralen Regelungskompetenz. Dabei geht es mir nicht nur speziell um das Verhältnis Bund / Länder (das ist nur der aktuelle Aufhänger wg. des Kooperationsverbots und dessen geplanter Aufhebung durch die GroKo), man kann genauso "Bund" durch "EU" und "Bundesländer" durch "Nationalstaaten" ersetzen und die Argumente blieben dieselben.

- Es gibt Bildungsbereiche, die von so hoher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung sind, dass ein Bedarf an einer gesamtstaatlichen Regelungskompetenz (Gesetze, Verordnungen etc.) wie auch entsprechender Förderprogramme, besteht, weil nicht darauf gewartet werden kann, dass die Länder das alles von sich aus tun und das auch noch ggfs. via KMK abgestimmt bekommen. Wichtigstes Beispiel ist für mich der Block IT, Computer, Programmierung, Informatik, Soziale Medien etc. Ein Schritt wäre die flächendeckende Einführung des Pflichtfachs Informatik, gleichrangig zu Deutsch, Englisch und Mathematik etc. Lehrpläne sind das eine, fast noch wichtiger erscheint mir eine massive Förderung des Stellenwerts der Informatikkompetenz bei den Lehrern sowie die schulische Ausstattung. Klar arbeiten die Länder daran, sind aber unterschiedlich weit und m.E. dauert das insgesamt viel zu lange, um nicht den internationalen Anschluss zu verlieren. Von 2014:
Eine internationale Vergleichsstudie zu digitalen Kompetenzen bescheinigt deutschen Jugendlichen nur durchschnittliche Fähigkeiten.
https://www.goethe.de/de/m/kul/med/20693523.html
- Die schon angesprochenen Probleme beim Umzug von Schülern (und noch mehr bei Lehrern) behindern die Mobilität der Bürger bzw. können zu Nachteilen führen, was man als Beeinträchtigung der Gleichheit der Lebensverhältnisse in den verschiedenen Bundesländern ansehen kann.
- Die Redundanz zahlreicher Bildungseinrichtungen in den Ländern dürfte auch kostenseitig ein gewisses Einsparpotenzial bieten - Geld, das man ggfs. besser anders im Sinne der Bildung einsetzen könnte (reduziert werden sollten die Aufwendungen in Summe sicherlich nicht).

Ich sehe durchaus auch die Argumente für die Länderzuständigkeit (Förderung des Wettbewerbs, näher dran an lokalen Gegebenheiten, bessere / direktere demokratische Einflussmöglichkeit der betroffenen Bürger), würde aber die genannten Vorteile der Bundeszuständigkeit höher gewichten. Mir ist einfach nicht klar, wo bei der Vermittlung von Fächern wie Englisch, Deutsch, Mathematik, Informatik etc. die unbedingt zu berücksichtigenden lokalen Besonderheiten sein sollen. Bei der Berufsbildung sieht das, wie gesagt, deutlich anders aus.

Mit "Bundeszuständigkeit" meine ich übrigens nicht, dass der Bund Schulen betreiben soll. Mir geht es vor allem um die Regelungskompetenz (Gesetze, Verordnungen etc.) bis hin zu Rahmenlehrplänen, sowie die Finanzierung und Gestaltung von Investprogrammen. Hier kann man ja noch genügend Freiraum für die kreative Ausgestaltung lassen. Die Umsetzung sollte ohnehin weitestgehend bei den Ländern verbleiben, das wäre ähnlich wie in der Finanzverwaltung.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(05 Mar 2018, 22:36)

Das wäre natürlich gut. Meine Erinnerungen beziehen sich auf die 1970er und 1980er Jahre. Damals waren die Unterschiede nur mit viel Mühe für Kinder und Eltern aus zu gleichen. Ohne eigene Kinder hat man kaum eine Vorstellung davon, was Schulexperimente bedeuten können.

Ihren Worten entnehme ich, daß bei einer Versetzung nach Toulon meinen Kinder dort auf nahezu gleiche Weise die Naturwissenschaften vermittelt werden wie in Berlin? Also nur Sprachprobleme? Oder doch völlig andere Schulsysteme und Unterrichtsarten? Und ein deutsches Internat...
Nein, im EQR wird festgelegt, welches Niveau bzw. welchen Stand Schüler (und Azubis, Studenten, ...) am Ende haben sollen. Der Weg ist jedem selbst überlassen.

Fuerst_48 hat geschrieben: Das Thema der Vergleichbarkeit von Studiengängen wäre wohl eien eigenen Strang wert.
Hatten wir teilweise schon in den Strängen zur vermeintlichen "Überakademisierung", aber das Geklage ist immer da. Das war schon so als rund um die 70er viele Ingenieurschulen zu Fachhochschulen im deutschsprachigen Raum erhöht wurden. In den 80ern und frühen 90ern war die finanzielle Ausstattung vieler Hochschulen dünn und die Arbeitgeber hatten auch wieder etwas zu meckern. Und so ist es dann heute, aber selten kommen konkrete Untersuchungen, die das Niveau beurteilen, sondern höchstens Umfragen oder Einzelmeinungen. Wenn die Wirtschaft aber für einen Master nach fünf Jahren deutlich mehr hinlegt als für ein Diplom der selben Dauer, kann es ja nicht so schlimm sein.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

Brainiac hat geschrieben:(06 Mar 2018, 08:37)
- Es gibt Bildungsbereiche, die von so hoher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung sind, dass ein Bedarf an einer gesamtstaatlichen Regelungskompetenz (Gesetze, Verordnungen etc.) wie auch entsprechender Förderprogramme, besteht, weil nicht darauf gewartet werden kann, dass die Länder das alles von sich aus tun und das auch noch ggfs. via KMK abgestimmt bekommen. Wichtigstes Beispiel ist für mich der Block IT, Computer, Programmierung, Informatik, Soziale Medien etc. Ein Schritt wäre die flächendeckende Einführung des Pflichtfachs Informatik, gleichrangig zu Deutsch, Englisch und Mathematik etc. Lehrpläne sind das eine, fast noch wichtiger erscheint mir eine massive Förderung des Stellenwerts der Informatikkompetenz bei den Lehrern sowie die schulische Ausstattung.
Aber wer sagt uns denn, dass der Bund dies erkennt und die meisten/alle Länder nicht? Bei uns war das ein ziemlicher Kampf bis vor wenigen Jahren, weil man viele ältere Bedenkträger hatte, die sich bspw. so äußerten:
Walter Scheuerl (* 2. August 1961 in Erlangen[1]) ist ein Hamburger Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Medienrecht, gewerblicher Rechtsschutz und Lebensmittelrecht. Er ist Initiator der Hamburger Bürgerinitiative Wir wollen lernen, die sich gegen die vom Hamburger Senat in der 19. Legislaturperiode (2008–2011) unter Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) angeschobene Schulreform wandte. [...]

Scheuerl verteidigte im Mai 2013 die Entfernung informatischer Inhalte aus dem Pflichtkanon der Stadtteilschulen in Hamburg. Er klassifizierte die Informatik als Teil der Physik[16] und erklärte die digitale Revolution für weitgehend abgeschlossen[17]. Dies brachte auch internationale Aufmerksamkeit für den Sachverhalt.[18] Sowohl Lehrkräfte, Schüler als auch Vertreter der Wirtschaft und anderer Parteien kritisierten dieses Vorhaben hingegen scharf.[19]

Ende 2014 sprach sich Scheuerl gegen ein Pilotprojekt zur Einführung von Laptops, Tablets und WLAN für den Unterricht an Hamburger Schulen aus. Dafür wurde er von Hansjörg Schmidt (SPD) kritisiert. Scheuerl sei ein „Ewiggestriger, der nicht verstanden hat, dass das Internet die Schulbibliothek von heute ist“, so Schmidt.[20]
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Scheuerl

Zum Glück setzte sich am Ende, auch mit Druck aus der einflussreichen Handelskammer, die Vernunft durch. Heute lernen schon die Grundschüler den Umgang mit Medien. Alles andere wäre auch fahrlässig, wenn man bedenkt, dass Programmierkenntnisse nicht nur für ein Hochschulstudium entscheidend sind; und damit sind nicht nur die MINT-Fächer gemeint, sondern auch Sozialwissenschaften, z.B. statistische Auswertungen mit Programmiersprachen wie R in der Soziologie, Psychologie und Ökonomie, sondern auch in der Berufsausbildung, ob bei Kaufleuten oder Mechanikern, die mit VBA Scripte erstellen oder in CAD-Anwendungen Python-Zeilen schreiben müssen. Aber nun gut, hier im Forum meinte ja auch schon wer, sowas könne man streichen und sich später so nebenbei im Beruf aneignen... :?

Kleine, rohstoffarme Länder wie Estland setzten da schon früher an. Das Ergebnis lautet dann Skype, Kazaa, Robotex, E-Residency, SprayPrinter, Starship Technologies, Stigo oder Wolf3D. Ob die Generation Neuland im Bundestag da viel erreichen kann, bezweifle ich daher sehr. Dort sieht das Thema Digitalisierung ja so aus:
2008: "Problem fehlender Breitbandanschlüsse werde binnen 12 Monaten weitgehend gelöst" (Parlamentarischer Staatssekretär der CDU)
2009: "Drei Viertel der Haushalte haben bis 2014 50 Mbit/s" (Merkel)
2011: " erhebliche Potenziale auszuschöpfen [...], um weitere ehrgeizige Ziele der Breitbandstrategie zu erreichen" (Bundesregierung)
2013: "50 Mbit/s für alle bis 2018" (Koalitionsvertrag)
2013: Unionsminister Dobrindt verspricht "das schnellste Netz der Welt"
2015: "CDU will Rechtsanspruch auf schnelles Internet einführen... überall in Deutschland" (CDU-Programmkommission)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/volk ... 90731.html
Klar arbeiten die Länder daran, sind aber unterschiedlich weit und m.E. dauert das insgesamt viel zu lange, um nicht den internationalen Anschluss zu verlieren. Von 2014:
https://www.goethe.de/de/m/kul/med/20693523.html
- Die schon angesprochenen Probleme beim Umzug von Schülern (und noch mehr bei Lehrern) behindern die Mobilität der Bürger bzw. können zu Nachteilen führen, was man als Beeinträchtigung der Gleichheit der Lebensverhältnisse in den verschiedenen Bundesländern ansehen kann.
- Die Redundanz zahlreicher Bildungseinrichtungen in den Ländern dürfte auch kostenseitig ein gewisses Einsparpotenzial bieten - Geld, das man ggfs. besser anders im Sinne der Bildung einsetzen könnte (reduziert werden sollten die Aufwendungen in Summe sicherlich nicht).
Probleme beim Umzug erkannte ich ja auch schon an, aber sie sind heutzutage zum Glück nicht mehr so groß wie bspw. zu meiner Schulzeit. Einsparpotenzial sehe ich eher weniger, da man ja nicht weniger Lehrer benötigt. Weiterhin braucht man regionale Verwaltungen, die sich um lokale Angelegenheiten kümmern. Für einen Hessen sind hessische Autoren und die hessische Geschichte sicherlich interessanter und bedeutsamer als für einen Mecklenburger oder Bayern.
Ich sehe durchaus auch die Argumente für die Länderzuständigkeit (Förderung des Wettbewerbs, näher dran an lokalen Gegebenheiten, bessere / direktere demokratische Einflussmöglichkeit der betroffenen Bürger), würde aber die genannten Vorteile der Bundeszuständigkeit höher gewichten. Mir ist einfach nicht klar, wo bei der Vermittlung von Fächern wie Englisch, Deutsch, Mathematik, Informatik etc. die unbedingt zu berücksichtigenden lokalen Besonderheiten sein sollen. Bei der Berufsbildung sieht das, wie gesagt, deutlich anders aus.
"Unbedingt" sagt ja keiner, aber wenn sich 16 Systeme im Wettbewerb behaupten, muss man sie nicht für ein träges Einheitssystem abschaffen -- außer es gibt konkrete Argumente, warum es dann besser liefe. Und die Schulbildung ist in der Regel auch die Vorbildung für die berufliche Bildung. Unternehmen, die schlechte Arbeitskonditionen anbieten, beklagen ja, dass sich nicht nur Überflieger bei ihnen melden, sprich, nicht die Besten der Besten, sondern die, die nichts Besseres finden. Und was ist mit den Kitas? Frühkindliche Bildung hat erheblichen Einfluss auf den späteren Werdegang. Ebenso gibt es Staaten in Europa, in denen die Hochschulbildung national bzw. zentralistisch gesteuert wird.
Mit "Bundeszuständigkeit" meine ich übrigens nicht, dass der Bund Schulen betreiben soll. Mir geht es vor allem um die Regelungskompetenz (Gesetze, Verordnungen etc.) bis hin zu Rahmenlehrplänen, sowie die Finanzierung und Gestaltung von Investprogrammen. Hier kann man ja noch genügend Freiraum für die kreative Ausgestaltung lassen. Die Umsetzung sollte ohnehin weitestgehend bei den Ländern verbleiben, das wäre ähnlich wie in der Finanzverwaltung.
So ist es ja, nur dass vieles halt in der KMK statt in einem Bundesausschuss vereinbart wird. Es ist ja nicht so als könne nicht ein Abiturient aus irgendeinem Bundesland nicht woanders studieren, weil das Zeugnis nicht anerkannt wird; im Gegenteil, heute kann man sich damit im ganzen Europäischen Hochschulraum immatrikulieren. Höchstens wird, je nach Fall, ein Nachweis über die Sprachkompetenz erwartet, wenn die Muttersprache eines Absolventen eine andere ist als die Amtssprache im Land der Hochschule.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:20)

Nein, im EQR wird festgelegt, welches Niveau bzw. welchen Stand Schüler (und Azubis, Studenten, ...) am Ende haben sollen. Der Weg ist jedem selbst überlassen.

...
Das ist sicher schon ein guter Zwischenschritt, damit wenigstens bei Stellenbewerbungen "Waffengleichheit" hergestellt ist. Aber danach geht es ja weiter mit Familiengründungen und Ortswechseln. Da herrscht also leider doch noch das Elend, das meine Kinder in den 1970er Jahren
durchlitten haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sicher auch diese fleckige Seite, nun auf europäischer Ebene... wobei ich aus Mangel an praktischer Erfahrung überhaupt nicht sicher bin, daß dieser Mißstand nicht doch noch auf der Ebene der Bundesländer fortbesteht.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:35)

Das ist sicher schon ein guter Zwischenschritt, damit wenigstens bei Stellenbewerbungen "Waffengleichheit" hergestellt ist. Aber danach geht es ja weiter mit Familiengründungen und Ortswechseln. Da herrscht also leider doch noch das Elend, das meine Kinder in den 1970er Jahren
durchlitten haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sicher auch diese fleckige Seite, nun auf europäischer Ebene... wobei ich aus Mangel an praktischer Erfahrung überhaupt nicht sicher bin, daß dieser Mißstand nicht doch noch auf der Ebene der Bundesländer fortbesteht.
Im Einzelfall gibt's das Problem noch, aber eben nicht mehr in der früheren Dimension. Die erwähnte Elf-Länder-Vereinbarung, der mittlerweile 14 Bundesländer beigetreten sind. Besser wären natürlich alle 16, aber generell erkennt man ja eine faktische Unitarisierung, da es früher gar keine Vereinbarung gab, sich anschließend erste Länder zusammentaten und mittlerweile fast alle dabei sind. Im Einzelfall natürlich noch immer ärgerlich, wenn man mit einem Schulabschluss aus Ulm zwar auch in Flensburg studieren darf, aber nicht in Neu-Ulm.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:46)

Im Einzelfall gibt's das Problem noch, aber eben nicht mehr in der früheren Dimension. Die erwähnte Elf-Länder-Vereinbarung, der mittlerweile 14 Bundesländer beigetreten sind. Besser wären natürlich alle 16, aber generell erkennt man ja eine faktische Unitarisierung, da es früher gar keine Vereinbarung gab, sich anschließend erste Länder zusammentaten und mittlerweile fast alle dabei sind. Im Einzelfall natürlich noch immer ärgerlich, wenn man mit einem Schulabschluss aus Ulm zwar auch in Flensburg studieren darf, aber nicht in Neu-Ulm.
Sie heben immer wieder auf den Abschluß der Bildungsgänge ab. Das ist selbstverständlich der allerwichtigste Bestandteil der Ausbildung. Mir ging es aber aus gemachter Erfahrung um den Weg des Schülers (nicht des Studenten oder Azubis) mittendrin, wenn dessen Eltern berufsbedingt einen Ortswechsel vollziehen müssen. In dem zarten Alter läßt man Kinder ja nicht allein zurück, was bei Studenten oder Azubis (18+) zumutbar wäre. Dann kann so etwas mit einem Internatsaufenthalt enden. Nicht so besonders schön für ansonsten intakte Familien.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(06 Mar 2018, 10:00)

Sie heben immer wieder auf den Abschluß der Bildungsgänge ab. Das ist selbstverständlich der allerwichtigste Bestandteil der Ausbildung. Mir ging es aber aus gemachter Erfahrung um den Weg des Schülers (nicht des Studenten oder Azubis) mittendrin, wenn dessen Eltern berufsbedingt einen Ortswechsel vollziehen müssen. In dem zarten Alter läßt man Kinder ja nicht allein zurück, was bei Studenten oder Azubis (18+) zumutbar wäre. Dann kann so etwas mit einem Internatsaufenthalt enden. Nicht so besonders schön für ansonsten intakte Familien.
Was soll denn heute noch das große Problem sein, wenn ein Schüler zum Schuljahreswechsel in einem anderen Land zur Schule geht :?: -- mal abgesehen von sozialen Fragen (Freundeskreis weg, nun "der/die Neue"...), die sich auch innerhalb eines Bundeslandes stellen würden. Dann geht's nach der siebten Klasse in Niedersachsen halt in die achte Klasse in Rheinland-Pfalz. :?
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 11:19)

Was soll denn heute noch das große Problem sein, wenn ein Schüler zum Schuljahreswechsel in einem anderen Land zur Schule geht :?: -- mal abgesehen von sozialen Fragen (Freundeskreis weg, nun "der/die Neue"...), die sich auch innerhalb eines Bundeslandes stellen würden. Dann geht's nach der siebten Klasse in Niedersachsen halt in die achte Klasse in Rheinland-Pfalz. :?
Wenn es so einfach ginge, daß immer zum Schuljahreswechsel der Ortswechsel anstände! Aber richtig, die sehr persönlichen Dinge ändern sich unvermeidlich. Dann muß nicht noch eine bundesweit kunterbunt angelegte Schullandschaft zusätzliche Hürden aufbauen. Wenn diese Hürden heute nicht mehr wirksam sind, dann lasse ich gern locker. Das Schulchaos herrschte in den 1970er Jahren leider in der alten Bundesrepublik. Und das sollte sich gebessert haben? Da wäre ich baff!
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(06 Mar 2018, 11:34)

Wenn es so einfach ginge, daß immer zum Schuljahreswechsel der Ortswechsel anstände! Aber richtig, die sehr persönlichen Dinge ändern sich unvermeidlich. Dann muß nicht noch eine bundesweit kunterbunt angelegte Schullandschaft zusätzliche Hürden aufbauen. Wenn diese Hürden heute nicht mehr wirksam sind, dann lasse ich gern locker. Das Schulchaos herrschte in den 1970er Jahren leider in der alten Bundesrepublik. Und das sollte sich gebessert haben? Da wäre ich baff!
Naja, dann kommen Frau und Kind halt ein paar Monate später nach. Oder das Kind bleibt bei Verwandten oder es gibt die Internatslösung. Ein Wechsel im laufenden Schuljahr ist selbst innerhalb eines Bundeslandes mit erheblichen Hürden verbunden. Sinnvoll ist da vor allem eine Entbürokratisierung. Und dafür ist der Bund nun wirklich nicht bekannt. Und ja, das Thema Bildungskatastrophe aus den 60ern und 70ern ist ja bekannt... zudem restlos überforderte Lehrer mit schlechter Ausbildung in überfüllten Klassenräumen. Was wäre denn nun das große Problem, wenn ein Schüler von Schleswig-Holsten nach Baden-Württemberg oder von Sachsen ins Saarland wechselt? Die jeweiligen Themen in den Naturwissenschaften unterscheiden sich doch kaum bis gar nicht, weil man sich auf die Inhalte längst bundesweit verständigt hat. Klar, vielleicht benutzt man dort andere Schulbücher, aber über solche Sorgen will ich nun wirklich nicht diskutieren, wenn es darum geht, den Ländern eine ihrer wichtigsten Kompetenzen zu rauben. Denn was erstmal weg ist, kommt auch nicht so schnell zurück.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Sorgenking »

Fuerst_48 hat geschrieben:(05 Mar 2018, 21:58)

Wenig Tiefgang, wenig Substanz ... dem Niveau der Abiturienten/Maturanten entsprechend.
Ausnahmen bestätigen die Regel !
Gehen die anderen Studiengängen dann auch länger?
Denn irgendwo muss ja der zusätzliche Tiefgang hin, als in die meistens 5 Jahre, die Bachelor+Master dauern.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 11:46)

Naja, dann kommen Frau und Kind halt ein paar Monate später nach. Oder das Kind bleibt bei Verwandten oder es gibt die Internatslösung. Ein Wechsel im laufenden Schuljahr ist selbst innerhalb eines Bundeslandes mit erheblichen Hürden verbunden. Sinnvoll ist da vor allem eine Entbürokratisierung. Und dafür ist der Bund nun wirklich nicht bekannt. Und ja, das Thema Bildungskatastrophe aus den 60ern und 70ern ist ja bekannt... zudem restlos überforderte Lehrer mit schlechter Ausbildung in überfüllten Klassenräumen. Was wäre denn nun das große Problem, wenn ein Schüler von Schleswig-Holsten nach Baden-Württemberg oder von Sachsen ins Saarland wechselt? Die jeweiligen Themen in den Naturwissenschaften unterscheiden sich doch kaum bis gar nicht, weil man sich auf die Inhalte längst bundesweit verständigt hat. Klar, vielleicht benutzt man dort andere Schulbücher, aber über solche Sorgen will ich nun wirklich nicht diskutieren, wenn es darum geht, den Ländern eine ihrer wichtigsten Kompetenzen zu rauben. Denn was erstmal weg ist, kommt auch nicht so schnell zurück.
Mich befremdet es schon, daß eine Verwaltung (was sonst ist denn der Staat) mir und meinen Lieben Anpassungsfähigkeit aufnötigt, weil er selbst keine guten Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen will? Aus welchen... Entschuldigung!... hirnverbrannten Gründen denn? Schulbücher sind durchaus ein Thema, denn sie kosten in vielen Bundesländern Geld. Und wenn die Inhalte angeblich gleich sind, dann sehe ich schon gar keine Veranlassung für unterschiedliche Auflagen. Offenbar eine unlösbare Aufgabe.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(06 Mar 2018, 12:45)

Mich befremdet es schon, daß eine Verwaltung (was sonst ist denn der Staat) mir und meinen Lieben Anpassungsfähigkeit aufnötigt, weil er selbst keine guten Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen will? Aus welchen... Entschuldigung!... hirnverbrannten Gründen denn? Schulbücher sind durchaus ein Thema, denn sie kosten in vielen Bundesländern Geld. Und wenn die Inhalte angeblich gleich sind, dann sehe ich schon gar keine Veranlassung für unterschiedliche Auflagen. Offenbar eine unlösbare Aufgabe.
Ich weiß noch immer nicht, welche großen Anpassungsfähigkeiten gefordert sind, wenn man von denen absieht, die ein Kind auch innerhalb eines Bundeslandes hat. Ich bin selbst nach der 10. Klasse einer Gesamtschule auf ein Wirtschaftsgymnasium gekommen. Neue Lehrer, neue Klassenkameraden, neue Strukturen, neue Fächer, neue Bücher... ja, so ist das halt. :?

Tragisch überhaupt, dass in Zeiten von Tablets überhaupt noch über Schulbücher diskutiert wird. Das Problem unterschiedlicher Auflagen hatten wir früher selbst innerhalb einer Schule... CDU-Regierung halt. :|
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 12:59)

Ich weiß noch immer nicht, welche großen Anpassungsfähigkeiten gefordert sind, wenn man von denen absieht, die ein Kind auch innerhalb eines Bundeslandes hat. Ich bin selbst nach der 10. Klasse einer Gesamtschule auf ein Wirtschaftsgymnasium gekommen. Neue Lehrer, neue Klassenkameraden, neue Strukturen, neue Fächer, neue Bücher... ja, so ist das halt. :?

Tragisch überhaupt, dass in Zeiten von Tablets überhaupt noch über Schulbücher diskutiert wird. Das Problem unterschiedlicher Auflagen hatten wir früher selbst innerhalb einer Schule... CDU-Regierung halt. :|
Ja, so ist das halt. Fürsorglich zum Wohl der Schutzbefohlenen. Da ist wohl sehr viel Luft hin zum Besseren, vermute ich.

Die Sache mit dem Tablett finde ich ausbaufähig. Vielleicht sinkt dann auch das wirtschaftliche Interesse zur Herstellung unterschiedlicher Schulbücher hoffentlich gleichen Inhalts.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Brainiac »

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)

Aber wer sagt uns denn, dass der Bund dies erkennt und die meisten/alle Länder nicht? [...]
Das sagt uns keiner, ist aber m.E. auch nicht das Kernproblem. Das Kernproblem scheint mir eher, dass bei diesem Thema, nennen wir es mal Digitalisierung der Schulbildung (was sowohl Inhalte als auch Methoden meint), eine gewaltige Kraftanstrengung erforderlich ist, die über die Möglichkeiten der meisten Bundesländer hinausgehen dürfte. Es gibt ja noch diverse Bundesländer, wo Informatik als Fach gar nicht existiert, und in anderen hat es einen gegenüber Pflichtfächern geringeren Stellenwert, die digitale Kompetenz der Lehrer lässt vielfach zu wünschen übrig, und die schulische Ausstattung mit modernen Lernmitteln nicht minder.

Eine gewisse Partei und ihr Chef sehen es jedenfalls auch so, dass der Bund hier gefordert ist.
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will keine Debatte über die Schwächen des Bildungsföderalismus und eine mögliche Einbindung des Bundes in die Schulpolitik. FDP-Chef Christian Lindner kritisierte Wankas Blockadehaltung und forderte, das Kooperationsverbot zu kippen. "Der Bildungsföderalismus passt nicht mehr ins Jahr 2016. Er ist von der Lösung selbst zum Problem geworden. Er führt zu Reibungsverlusten und Ärger im Alltag", verdeutlichte der Freidemokrat im Gespräch mit der dpa.

Wankas Behauptung, dass Wettbewerb zwischen den Bundesländern die richtige Antwort auf die großen Herausforderungen im Bildungssystem sei, wies Lindner zurück. Die Ministerin berücksichtige nicht, "dass die deutschen Länder nicht untereinander im Wettbewerb stehen, sondern mit Nordamerika und China", stellte er klar.

"Wir brauchen mehr Vergleichbarkeit, Mobilität und Finanzierung durch den Bund. Sonst wird die Modernisierung und Digitalisierung der Bildung nicht gelingen", mahnte Lindner. Als erstes sollte daher das sogenannte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in Bildungsfragen fallen, verlangte der Freidemokrat. "Statt die Kompetenzen der Länder zu verteidigen, sollte sich Frau Wanka dafür stark machen, dass die einzelne Schule von Bürokratie befreit wird", unterstrich er.
https://www.liberale.de/content/das-koo ... t-muss-weg
Wir Freie Demokraten wollen in den nächsten fünf Jahren pro Schüler zusätzlich insgesamt 1.000 Euro für Technik und Modernisierung investieren. Neue Technologien und Methoden bieten Raum für Kreativität und Neugier und werden immer wichtiger für spätere Berufe. Um diese Chancen zu nutzen, brauchen Kinder Anleitung in Schulen mit entsprechender Ausstattung. Die technische Aufrüstung unserer Schulen erfordert eine finanzielle Kraftanstrengung. Deshalb streben wir Freie Demokraten einen Staatsvertrag zwischen Bund und Ländern an, der den Ausbau der digitalen Infrastruktur regelt. Dafür sollen Anreize für die kommunalen Träger der Schulen geschaffen werden, um durch den Ausbau digitaler Infrastrukturen die Integration der digitalen Bildung voranzutreiben. Die Länder werden dafür in die Pflicht genommen, die digitale Bildung als festen Bestandteil in der Lehreraus- und Weiterbildung zu verankern und die Lehrerinnen und Lehrer fit zu machen im Umgang mit und beim Einsatz neuer digitaler Medien.
https://www.fdp.de/forderung/7-1

Wenn einige Länder wie Hamburg da mittlerweile gut unterwegs sind, sollte man die natürlich nicht bremsen. Da sollten sich geeignete Kompromisse finden lassen.

frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)

Einsparpotenzial sehe ich eher weniger, da man ja nicht weniger Lehrer benötigt. Weiterhin braucht man regionale Verwaltungen, die sich um lokale Angelegenheiten kümmern. Für einen Hessen sind hessische Autoren und die hessische Geschichte sicherlich interessanter und bedeutsamer als für einen Mecklenburger oder Bayern.
Die Frage ist aber eben, ob es sinnvoll ist, dass sich an 16 Standorten Leute redundant Gedanken machen, wie man Mathematik, Deutsch, Englisch oder Informatik am besten vermittelt. Und ich glaube, dass die Anzahl der Fächer, wo es keine sinnvollen regionalen Differenzierungen gibt, größer ist, als die derer, wo das so ist (wie z.B. Heimatkunde/Sachunterricht, Geographie oder Geschichte). Man könnte die Kompetenzebenenzuordnung auch entsprechend nach Fächern splitten.
frems hat geschrieben:(06 Mar 2018, 09:21)

So ist es ja, nur dass vieles halt in der KMK statt in einem Bundesausschuss vereinbart wird.
Nur dass sich hier eben alle 16 einigen und im Konsens entscheiden müssen, was oft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinauslaufen kann.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

Brainiac hat geschrieben:(06 Mar 2018, 17:44)

... ... ...

...dass die Anzahl der Fächer, wo es keine sinnvollen regionalen Differenzierungen gibt, größer ist, als die derer, wo das so ist (wie z.B. Heimatkunde/Sachunterricht, Geographie oder Geschichte). Man könnte die Kompetenzebenenzuordnung auch entsprechend nach Fächern splitten.

...
Diese Überzeugung teile ich. Vor allem ist es fast unerträglich, daß solche wirklich naheliegenden Lösungsgedanken von den betroffenen Eltern und ehemaligen Schülern bewegt werden müssen anstatt von Leuten, die sich durch Amt und Beruf mit dem Thema ganztags befassen! :mad:
Aldemarin
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Zuständigkeit der Länder für Bildung im Grundgesetz

Beitrag von Aldemarin »

Warum steht eigentlich im Grundgesetz, daß die Länder für die Bildung zuständig sind, im Grundgesetz, nicht aber welche Bundesministerien existieren, welche Qualifikationen die entsprechenden Minister haben müssen und wie Ministerien eingeführt und abgeschafft werden können? Wäre es nicht sinnvoll, den Passus, daß die Länder für die Bildung zuständig sind, aus dem Grundgesetz zu nehmen? Man kann ja immer noch die alte Ordnung bewahren!
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Politikfan2020 »

Ich muss hier eindeutig zustimmen. Schulbildung sollte definitiv im ganzen Land gleich geregelt sein, während das bei der Berufsausbildung aufgrund der regionalen Unterschiede nicht unbedingt der Fall sein muss. Jedoch sehe ich bei der Schulbildung keinen Grund, warum ein Kind aus München einen anderen Unterricht als ein Kind aus Hamburg erhalten sollte.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von H2O »

Politikfan2020 hat geschrieben:(15 Apr 2020, 13:41)

Ich muss hier eindeutig zustimmen. Schulbildung sollte definitiv im ganzen Land gleich geregelt sein, während das bei der Berufsausbildung aufgrund der regionalen Unterschiede nicht unbedingt der Fall sein muss. Jedoch sehe ich bei der Schulbildung keinen Grund, warum ein Kind aus München einen anderen Unterricht als ein Kind aus Hamburg erhalten sollte.
Als Europäer sehe ich sogar die Notwendigkeit, die Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder in der gesamten EU gleich gut aus zu gestalten, und zwar nach dem Stand der Wissenschaften. Schulbildung gehört in die Hand der Gemeinschaft. Wir erwarten in weiterer gemeinsamer Zukunft Menschen, die ohne Vorbehalte überall in der EU tätig sein können. Das sollte nicht nur jenen Kindern möglich sein, die in traditionell besonders bildungsbeflissenen Staaten aufgewachsen sind. Wenn man das nicht von Anbeginn an voran bringt, wird es immer wieder die selben Armutszonen in der EU geben.
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Re: Schulbildung: Bundessache, Berufsbildung: Ländersache?

Beitrag von Liberty »

Schulbildung = Privatsache.
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