Zukunftsgedanken ohne Amerika

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Antonio Telestie

Zukunftsgedanken ohne Amerika

Beitrag von Antonio Telestie »

Im kulturellen Bereich, seien es Kino und TV, sei es der Buchmarkt, spielen US-amerikanische Produkte eine dominante Rolle. Unter dem Eindruck von Trump und Brexit spüren nicht wenige Bundesbürger den Wunsch nach mehr Vielfalt und Unabhängigkeit. Die Fans der Science Fiction dürften über die politische Großwetterlage nicht grundlegend anders als der Durchschnitt der Bevölkerung denken. Der englischsprachigen Bezeichnung ihres Metiers können sie aber kaum entrinnen. „Utopische Literatur“ wäre nicht richtig, weil die meisten Visionen negativ sind. Dystopien als namensgebend zu wählen, könnte den unzutreffenden Eindruck erwecken, es gäbe depressive Neigungen.
Auf dem Gebiet der Science Fiction treten verstärkt Europäer und hiesige Stoffe zutage. So jüngst in dem Kinofilm „Valerian – die Stadt der tausend Planeten“ und der französischen Fernsehserie „Transferts“ (In fremdem Körper). Aus dem deutschsprachigen Raum stammt eine futuristische Neuverfilmung von „Jugend ohne Gott“. Daneben gibt es natürlich den Dauerbrenner „Perry Rhodan“ aus Deutschland.
Am Wochenende ab dem 2. Februar 2018 wird das Festival „Other Futures“ in Amsterdam gezielt nicht-westliche Science Fiction vorstellen. Es blendet neben den USA auch Westeuropa aus und widmet sich Werken aus anderen Teilen der Welt, z.B. Afrika, Asien und Südamerika. Zum Hintergrund hat es offenbar weniger Kreise der Science-Fiction-Fans als die Kunstszene. Das Angebot dürfte in Literatur, Musik, Film und Bild reichhaltig sein. Viele Menschen müssen viele Gräben überspringen, damit dieses Experiment ein Erfolg wird: Zwischen der SF und der herkömmlichen Literatur einerseits und der Kunst andererseits sowie zwischen westlicher Zukunftsliteratur und den Visionen von anderen Kontinenten. Eine Herausforderung, aber vielleicht auch ein großer Gewinn. Die Programmpunkte sollen in englischer Sprache stattfinden.
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