Progressiver hat geschrieben:(03 Dec 2017, 19:57)
...Dieser schon ältere Herr meinte, dass die Trends zu einem bestimmten Musikinstrument immer dann zurückgingen, als der Markt voll war und es viele Leute gab, die dieses Instrument sehr gut beherrscht hatten. Da die Gitarre aber ein vielseitiges Musikinstrument sei, an der man sich viel besser musikalisch ausdrücken könne als an einer Mandoline oder einem Banjo, sah er für die Gitarre keine Gefahr.
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Hm. Vielleicht passt folgende sehr subjektive Anekdote dazu: Ich habe in meinem Leben in zwei Bands Bass gespielt, obwohl ich eigentlich jemand war der mit der Gitarre Lieder entwickeln wollte. Aber da nunmal die meisten Bands nen Bassisten suchen habe ich mir nen Bass ausgeliehen und den einfach wie ne Art tiefgestimmte Gitarre gespielt und so den Einstieg versucht.
In beiden Fällen war es eigentlich so, dass die Band jeweils dominiert wurde von einem "virtuosen" Gitarristen, der auf Kommando allerlei bekannte Riffs und sonstige bekannten Lieder runterrattern konnte. Die eigentlichen Eigenkompositionen der Bands stammten aber merkwürdigerweise fast nie von diesem Gitarristen. Nun möchte ich nicht sagen, dass Virtuosität die Kreativität tötet, es ist sicher etwas komplizierter, trotzdem hatte ich in beiden Fällen das Gefühl, dass es eigentlich schädlich für die Kreativität ist, dass die "Gitarrenmaschine" ganz selbstverständlich als "Authorität" anerkannt wird, und es eigentlich auch keine andere Lösung dafür gibt. Gegen den Willen der "Gitarrenmaschine" ging in beiden Fällen nichts, was bei der einen Band offenbar auch dazu geführt hatte, dass der eigentliche kreative Kopf (der vorherige Bassist) die Band verließ. Und vielleicht ist das ein Dilemma. Vielleicht ist es doch so, dass die "perfekte Beherrschung" der Gitarre alles andere Erdrückt. Und wenn dann da einer ist in der Band, der Riffs, Licks und Solis aus 50 Jahren Musikgeschichte rundernudeln kann, dann ist der erstmal die Authorität. Wenn dann aber von dieser "Gitarrenmaschine" keine Innovation kommt, dann siehst schlecht aus. Nur so ein subjektiver Eindruck.
Progressiver hat geschrieben:(03 Dec 2017, 19:57)
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Dass die alten Bands und Musiker immer noch ihre Fans haben, ist mir nicht entgangen. Aber bei der heutigen jüngeren Generation sehe ich keine großen Hoffnungsträger, die das Rad der Geschichte so weit umdrehen könnten, dass Rockmusik wieder eine breite Massenbewegung wird wie zuletzt bei "Grunge". Das beziehe ich auf die Musik. Aber auch die Einstellung, dass man als Jugendlicher doch ein Stück weit auch gegen die Welt der Erwachsenen rebelliert und sich als junger Mensch erst finden muss, finde ich in der Breite der Gesellschaft nirgends mehr…..
Hm… Ich will das jetzt nicht ins Absurde führen, aber wenn man sich ansieht, dass der "junge deutsche Rockmusiker" Johannis Oerding eine 15 Jahre ältere Freundin hat… Dann ist das vielleicht ein Einzelfall, aber vielleicht doch sinnbildlich dafür, dass die junge Generation heutzutage erstmal der älteren Generation gefallen muss um erfolgreich zu sein. Warum singen so viele junge Musiker mit Udo Lindenberg? Vielleicht hat das auch mit dem demografischen Wandel zu tun, der safür sorgt, dass der Musikmarkt offenbar immer noch zu großen Teilen von der "Baby-Boomer" Generation dominiert wird. Es sind einfach zu wenig junge Leute da, als dass jemand der nur bei jungen Leuten beliebt ist, wirklich eine gesellschaftliche Stellung dadurch bekommt. Vielleicht gibt es einzelne Youtbe Stars, die nur junge Leute ansprechen, aber generell scheint es mir, dass auf dem breiten Markt eine Rebellion gegen die ältere Generation immer verbunden ist mit einem finanziellen Kahlschlag. Stattdessen überbieten sich junge Küntler darin zu betonen wie toll sie Udo Lindenberg oder eben Ina Müller finden… ^^ Wer auf dem breiten Markt Erfolg haben will muss die ältern ansprechen, da sie zahlenmäßig diesen Markt noch dominieren. Das ist genau wie in der Politik. Da wurde den "jungen" Parteien auch gesagt "Wenn ihr die älteren nicht ansprecht, die viel mehr Wähler stellen, dann wird das nichts mit dem Wahlerfolg". Rebellion gegen die Älteren ist heutzutage immer mit Verlust verbunden. Früher war das vielleicht anders. Die 68er konnten auf eine zahlenmäßig kräftige Generation der kurz vor dem Krieg geborenen bauen, die in Deutschland während der "Blütezeit" der Nazis geboren wurden waren und die noch zu jung war um im Krieg zu sterben. Diese "Kraft durch Freue Kinder" waren genug um eine Revolte gegen die Ältere zu tragen. Die Baby Boomer kamen später, in den 80ern ca. waren sie politisch aktiv und waren zahlenmäßig auch so stark um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und so wie in der Politik die Politik der 68er und die Politik der Grünen (in den 80ern entstanden) Einfluss genommen hat, so ist in der Musik es eben auch so, dass die 60er und 70er heute als "cool" gelten, und die 80er Partys in den Clubs angesagt sind. Weil da wirklich Generationen erkennbar sind. Heutzutage sind die jüngeren zahlenmäßig so in der Unterzahl, dass sie nicht wirklich in der Lage sind eine massive Revolte gegen ältere, sei es in der Politik, oder in der Kultur und Musik, zu fahren. Revolte gegen die zahlenmäßig überlegenen Älteren ist heutzutage immer Verbunden mit dem Verlust an Followern.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.