http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/b ... 31211.htmlIst es verfassungswidrig, wie Abiturienten derzeit auf Studienplätze verteilt werden? Die Wartezeiten betragen für Medizin aufgrund der Bewerberflut im aktuellen Jahrgang sieben oder acht Jahre, also länger als das Studium selbst gedauert hätte. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen rief daher das Bundesverfassungsgericht an. Die Karlsruher Richter hakten nun nach: Am Mittwoch befragten sie Vertreter aus Politik, Verbänden, Hochschulen und der Studentenschaft. Der Erste Senat ließ dabei deutlich durchblicken, dass auch er – wie das vorlegende Gericht – die lange Wartezeit für verfassungsrechtlich problematisch hält. „Irgendwann kommen nur noch die Graubärte rein, irgendwann ist ja auch die Lebenszeit zu Ende“, sagte etwa der Vizepräsident, Ferdinand Kirchhof. Nach Ansicht von Beobachtern könnte Karlsruhe zumindest mehr Transparenz von den Hochschulen einfordern – was sich über den medizinischen Bereich hinaus auswirken dürfte.
Medizinstudienplätze werden in Deutschland auf vier Arten vergeben: Über eine Vorabquote können Bereiche besonderen Bedarfs abgedeckt werden, wenn sich die Kandidaten für den späteren Einsatz vorab verpflichten – etwa Truppenärzte. 20 Prozent der Plätze gehen an die Abiturbesten, 20 Prozent werden danach vergeben, wie lange das Abitur bereits zurückliegt – die „Wartezeitliste“. Die übrigen 60 Prozent vergeben die Hochschulen nach eigenen, allerdings teils recht unterschiedlichen Kriterien, wobei das Abitur eine prominente Rolle spielt – der „numerus clausus“.
Dieses System stößt an seine Grenzen: Im Jahr 1994 lag das Verhältnis noch bei etwa 2 zu 1, zwanzig Jahre später beträgt es fast 5 zu 1 (43.000 Bewerber auf 9.000 Plätze). Hinzu kommt die Noteninflation: Immer mehr Abiturienten schließen mit Spitzennoten ab, so dass die Hochschulen immer strenger aussortieren – in vielen Bundesländern muss es ein Schnitt von 1,0 sein. Das Verwaltungsgericht sieht dadurch den Gleichheitsgrundsatz und die Berufsfreiheit verletzt: Die Abiturnoten in den Ländern seien nicht vergleichbar. Zudem würden aufgrund von Bewerberflut und Noteninflation weite Teile der Bewerber faktisch ausgeschlossen.
Gerade in ländlichen Gebieten fehlen Ärzte
Zugleich fehlt es auf dem Land an Medizinern. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, forderte eine Erhöhung der Studienplätze für Medizin um 10 Prozent sowie bundesweite Assessmentcenter – auch, um mehr geeignete Kandidaten auch für ländliche Gebiete zu gewinnen. Ein zentraler Test solle menschliche, empathische und ärztliche Fähigkeiten prüfen. In diese Richtung weist auch der im Frühjahr beschlossene „Masterplan Medizinstudium 2020“ von Bund und Ländern.
Medizin ist das wichtigste Studium überhaupt, aber es gibt Hürden (NC, Anzahl Studienplätze) ein solches zu beginnen obwohl es sehr viele Interessenten gibt.
Sollten die Hürden für ein Medizinstudium (NC, fehlende Anzahl Studienplätze) nicht erheblich abgebaut werden? Natürlich soll nicht eine jede Bratpfanne Medizin studieren sollen, aber sind denn z.B. Abiturienten mit einem 2,x Abschluss denn per se ungeeignet Mediziner zu werden?