Hyde hat geschrieben:(16 Mar 2018, 01:35)
Völlig falsch, freier Wettbewerb führt zu mehr Dschungelcamp und zu weniger Anne Will, zu mehr Lets Dance und zu weniger Deutschlandfunk Kultur.
Nur durch die sicheren Einnahmen der Gebühren und dadurch nicht in Konkurrenzdruck mit den privaten Fernsehsendern zu stehen, ermöglicht es den Öffentlich-rechtlichen, hochwertiges Kultur/Politikprogramm anzubieten anstatt Germanys next Topmodell, das in der Bevölkerung wesentlich beliebter ist.
Und wenn man den ÖRR zu einem gewöhnlichen Pay-TV Sender macht, dann macht man nix anderes als den ÖRR diesem Wettbewerbsdruck auszusetzen, der dann zu einer kulturellen und informativen Verarmung der deutschen TV - und Medienlandschaft führen würde und somit zu einer kulturellen Verarmung Deutschlands.
Wobei es den Rechten wohl ganz gut in den Kram passen würde, wenn wir eine informative Verarmung in Deutschland hätten, denn eine informierte gebildete Bevölkerung ist Gift für die Populisten - natürlich wollen die Populisten deshalb genau das nicht, und natürlich ist ihnen deswegen der Öffentlich rechtliche Rundfunk ein Dorn im Auge. Eine Bevölkerung, die nur Bauer sucht Frau guckt, ist leichter zu manipulieren und leichter mit Emotionen, Stimmungen und Fakenews rumzukriegen.
Natürlich will ich auch ein kulturell hochwertiges Programm... ich sehe mir den anderen Schmutz seit Jahrzehnten nur noch zufällig und für wenige Minuten an, wenn ich in Hotels hinein schaue. Eigenes Fernsehen habe ich seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Dennoch hat noch kein Buchhändler den Leser von Schundliteratur gezwungen, ihm die kulturell hochwertigen Bücher im Angebot zu bezahlen. Das regelt der Markt, Punkt! Da liegt doch der Streitpunkt: Man will in der Masse die Leute für ÖRR bezahlen lassen, die sich dort wohl höchst selten einmal umschauen.
Dann doch lieber ehrlich sein und sagen, daß der ÖRR einen staatlichen Auftrag hat, die Menschen mit sinnvoll vorgefilterten und recherchierten Nachrichten zu versorgen, und daß er einen erzieherisch kulturellen Auftrag hat, was ohne Steuern nicht zu machen ist. Der Staat hat die Kontrolle aber Körperschaften übertragen, die eine klare Trennung von Regierung und Nachrichtenversorgung und Kultur ermöglichen. Dafür zahlen alle Verbraucher, weil ihnen auf andere Weise diese Funktionen des ÖRR nicht zuverlässig bereit gestellt werden.
Und jetzt geht es um den Wildwuchs des ÖRR, der dringend zurück geschnitten werden muß. Da sind einmal die Formate, die ohnehin von den Privaten bereit gestellt werden... weg damit im ÖRR. Und Werbungseinlagen, die umlagefinanzierte Anstalten in einer Art unlauteren Wettbewerbs mit den Privaten ausstrahlen: Weg damit.
Schließlich noch weg mit den zahllosen Rundfunkstationen, die allenfalls der Eitelkeit von Landesfürsten einen Dienst leisten... viel zu viel von immer dem selben. Da reichen insgesamt weniger als 6 Rundfunkhäuser für Fernsehen und Rundfunk im gesamten deutschen Sprachraum, die über Satellit und Internet verteilt werden. Diesen technischen Fortschritt sollte man zur Kostensenkung nutzen!
Wenn nach gründlicher Bereinigung des Angebots der ÖRR und nach kritischem Kassensturz tatsächlich Mittel fehlen, um den obigen Auftrag im Bereich Nachrichten und kulturell anspruchsvoller Unterhaltung flächendeckend zu erfüllen, dann muß das eben sein. Aber nie und nimmer so aus dem vorhandenen Wildwuchs heraus! Da maßt sich eine Kaste an, das ein zu fordern, was sie für ihren Lebensstil braucht.