Warum einige Lehrer so lasch benoten

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aleph
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Warum einige Lehrer so lasch benoten

Beitrag von aleph »

Doch warum die Aufregung? Noten sind doch längst nicht mehr das, was sie mal waren. Vervierzehnfacht habe sich die 1,0 im Abitur in den vergangenen zehn Jahren, klagte unlängst der Deutsche Lehrerverband und fordert ein Ende der "Noteninflation".

Was dabei oft vergessen wird: Die Probleme sind auch hausgemacht, denn in jedem Lehrerkollegium gibt es sie, meist sogar mehrfach: Traumnoten-Lehrer, deren Notenskala bei Befriedigend (Note 3) endet.

Die Motivation für derartiges Verhalten ist ganz unterschiedlich: "Also eine 5 gebe ich nie, da kommen dann ja die Eltern zum Gespräch. Diesen Stress geb' ich mir nicht", erläuterte mir ein Kollege sichtlich gelassen vor einer Notenkonferenz zum Ende des vergangenen Schuljahres.


Wenige Wochen zuvor hatte mich eine andere Kollegin beim Vergleich unserer Deutschklausuren an die schulinterne Regelung erinnert, wonach ab einem Schnitt von 4,0 die Klassenarbeiten dem Schulleiter vorgelegt werden müssen. Das wolle sie nicht, erkläre sie, deshalb achte sie darauf, dass der Schnitt nicht in den 4er-Bereich komme. Andere Kollegen geben beim Kaffee im Lehrerzimmer offen zu, dass sie ihr gutes Verhältnis zu den Schülern auch auf ihrer Notengebung aufbauen.

Ich fasse zusammen: Es lebt sich einfach leichter, wenn man (zu) gute Noten vergibt.

Bei mir rufen nach Klassenarbeiten und Zeugnissen auch mal entsetzte Eltern an, es kann vorkommen, dass per Mail um Referatsnoten gefeilscht wird (der Schulleiter wird dabei natürlich in "CC" gesetzt), und ich kenne mehrere Kollegen, denen bereits aufgrund ihrer Notengebung mit dem Anwalt gedroht wurde.
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 64621.html

Allmächt. Da stellt sich mir ja die Frage, wie die schlechten Noten früherer Zeiten zustande kommen, ja, warum man überhaupt Noten gibt.
Ich kann die Lehrer aber verstehen, die dem Trend folgen. Niemand ist gerne Außenseiter.

Nun ja, ist das schlimm? Sollen alle Schüler Einserzeugnisse bekommen? Sollte man Noten ganz abschaffen. Eins muss man ja auch sagen: auch in früheren Zeiten waren Noten nur begrenzt aussagefähig.

Beispiel Einstein: Der hatte in Mathe und Physik sehr gute Noten, bestand aber die Prüfung wegen schlechten Noten in anderen Fächern nicht. Viele Leute wurden zu meiner Zeit aus dem Gymnasium geworfen, weil sie in Fremdsprachen zu schlecht waren, wurden aber über FOS und FH trotzdem zu sehr guten Fachkräften. In vielen Bereichen ist ja kein Uniabschluss notwendig.

zu Einstein:
ALBERT EINSTEINS ABITURZEUGNIS (Maturitätszeugnis)

Im Alter von fünf Jahren erhielt Albert Einstein Privatunterricht von einer Hauslehrerin. Dieser endete aber schon nach kurzer Zeit, nachdem der zu Jähzorn neigende Albert ihr einen Stuhl nachgeworfen hatte. Im selben Jahr begann er auch mit dem Violinunterricht. Ab 1885, Albert war sechs Jahre alt, besuchte er die Petersschule, eine katholische Volksschule in München. Auf Grund eines Zeugnisses schrieb Alberts Mutter ihrer Schwester: "Gestern bekam Albert seine Noten, er wurde wieder der Erste, er bekam ein glänzendes Zeugnis." Im Oktober 1888 wechselte er auf das dortige Luitpold-Gymnasium. Da er sich mit dem autoritären Geist an der Schule nicht anfreunden konnte und er mit der Zeit immer größere Probleme mit einigen Lehrern hatte, verließ er im Dezember 1894 das Gymnasium vorzeitig und ohne Abschluss. Sein Klassenlehrer hatte ihm einmal gesagt, "es werde nie in seinem Leben etwas Rechtes aus ihm werden".

Um auch ohne Abitur an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule, der späteren ETH, in Zürich ein Studium absolvieren zu können, musste sich Albert Einstein im Oktober 1895 einer Aufnahmeprüfung unterziehen. Seine Prüfungsleistungen in Physik und Mathematik waren hervorragend. Die Leistungen in einigen anderen Prüfungsfächern waren aber nicht ausreichend. Albert Einstein bestand diese Prüfung nicht! Daraufhin folgte er dem Rat des dortigen Rektors und ging im Oktober 1895 an die Kantonsschule in Aarau (Kanton Aargau) in der Schweiz, um dort seine Wissenslücken zu schließen. Im September 1896 legte er dort mit Erfolg die schriftliche und mündliche Maturitätsprüfung ab. Im Oktober 1896 begann er mit seinem Studium an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule. Sein Studienziel war das Diplom eines Fachlehrers für Mathematik und Physik. Im Juli 1900 beendete er mit Erfolg sein Studium.

Die schweizerische Hochschulreife nennt man Matur, sie entspricht dem deutschen Abitur. Des weiteren ist zu beachten, dass die Bewertungsskala für schulische Leistungen (Schulnoten) in Deutschland und der Schweiz unterschiedlich ist. Das heißt, die Note 1 (sehr gut) in Deutschland entspricht der Note 6 in der Schweiz; die Note 2 (gut) der Note 5; usw...
http://www.einstein-website.de/z_kids/zeugniskids.html
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imp
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Re: Warum einige Lehrer so lasch benoten

Beitrag von imp »

Schulnoten sagen wenig aus, helfen nicht beim Lernen und dienen nur dazu, hinterher ein Ausscheidungskriterium für bessere Karrieren zu haben. In gewissem Sinne gilt das an der Unität genauso. Der erzieherische Effekt ist genial. Ob durch passendes Wissen, Geschleime, brutale Anwaltsmethoden oder sexuelle oder sonstige Dienste - Jede dieser Bewältigungsstrategien qualifiziert auf ihre Weise für einen Platz in Deutschlands Elite. Da die Herausbildung solcher feiner Charakterzüge der einzige Witz an der Note ist, ist das Generationen alte Gewäsch über zu leichte oder zu schwere Prüfungen und Prüfer gegenstandslos und am Thema vorbei.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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