Arbeitsjahr vor dem Studium

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aleph
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von aleph »

Kael hat geschrieben:(08 May 2017, 16:38)

Hallo! Ich mal wieder.

Hier geht es um etwas, was mir im privaten Umfeld besonders aufgefallen ist. Und da ich nun schon einigen Unis zu Gast gewesen bin und nun mit 26 selbst angefangen habe zu studieren verhärtet sich der Einblick:
Nämlich das viele Studenten vollkommen realitätsferne Vorstellungen bezüglich der Arbeit, Bürokratie und ähnliches besitzen.

Solange sie selbst nicht von etwas betroffen sind, ist alles in Ordnung und geben natürlich gern anderen Ratschläge. Gerade gegenüber "Nicht-Abiturienten" wird teilweise eine kleine Dekadenz/Ignoranz an den Tag gelegt, welche teilweise in unvorstellbare extreme gehen - Interessanterweise ist das kein 'Einzelphänomen' sondern zieht sich Groß durch die mir bekannten Studenten. Die wenigstens können mit "tatsächlichen Realismus" etwas anfangen.

Der fände ich es sehr vorteilhaft wenn Studenten, nach ihrem Abitur, ein Jahr mindestens Vollzeit arbeiten müssen, um für irgend ein Studium zugelassen zu werden.
Die allermeisten Studenten, die ich kenne/gekannt habe, arbeiten während ihres Studiums. Oftmals in dem Fach, das sie studieren als Praktikant. An FH's gibt es zusätzlich zwei Praxissemester.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(04 Jun 2017, 17:34)

Die Wirtschaftslobbyisten werden immer jaulen, weil es ihre Aufgabe ist. Will man immer jüngere Absolventen, die in Rekordtempo durchs Bildungswesen geschleust werden, ist es eben nicht zu vermeiden, dass Lebenserfahrungen fernab von Schule und Uni etwas kürzer treten und die Reife noch zu wünschen übrig lässt. Die erhält man ja nicht durch ein gutes Buch.
Lobbyisten werden ja nicht aus eigener Erkenntnis jammern, sondern weil die vertretene Schar der Unternehmer und Unternehmen diese Klagen führt. Und die sehen sich im globalen Wettbewerb mit oft ungeeigneten Mitarbeitern. Da ist gut nie gut genug...
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frems
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(04 Jun 2017, 18:12)

Lobbyisten werden ja nicht aus eigener Erkenntnis jammern, sondern weil die vertretene Schar der Unternehmer und Unternehmen diese Klagen führt. Und die sehen sich im globalen Wettbewerb mit oft ungeeigneten Mitarbeitern. Da ist gut nie gut genug...
Sicher. Nur denkt dort offenbar niemand mal in längeren Zeiträumen. Das ist ja genau wie das Geklage, die Absolventen hätten nicht genug Praxiserfahrung und man müsse sie ja sooo teuer einarbeiten, was schon immer der Fall war. Und wird der Praxisbezug erhöht, kommen fünf Jahre später die Klagerufe, dass nicht genug Grundlagen in der Breite vorhanden seien. Muss man nun nicht so in den Mittelpunkt der Betrachtung schieben.
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(04 Jun 2017, 18:23)

Sicher. Nur denkt dort offenbar niemand mal in längeren Zeiträumen. Das ist ja genau wie das Geklage, die Absolventen hätten nicht genug Praxiserfahrung und man müsse sie ja sooo teuer einarbeiten, was schon immer der Fall war. Und wird der Praxisbezug erhöht, kommen fünf Jahre später die Klagerufe, dass nicht genug Grundlagen in der Breite vorhanden seien. Muss man nun nicht so in den Mittelpunkt der Betrachtung schieben.
Das ist die Wirkung von gut ist nie gut genug im Wettbewerb. Zweiter Sieger ist man nur ungern, wenn man doch erster Sieger sein wollte. Aus meiner Sicht ist solides wissenschaftliches Grundwissen das einzige fachliche Wissen, das den Wechsel von technischen "Moden" überdauert.
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(04 Jun 2017, 18:28)

Das ist die Wirkung von gut ist nie gut genug im Wettbewerb. Zweiter Sieger ist man nur ungern, wenn man doch erster Sieger sein wollte. Aus meiner Sicht ist solides wissenschaftliches Grundwissen das einzige fachliche Wissen, das den Wechsel von technischen "Moden" überdauert.
Die Sicht würde ich auch unterstreichen, aber das Gejaule kommt ja trotzdem, wenn bspw. ein junger Ingenieur oder Informatiker möglichst betriebs- bzw. passgenau ausgebildet werden soll (inkl. den derzeit gängigen EDV-Anwendungen), damit die Einarbeitung möglichst so kurz wie möglich ist. Dass von manch Fachanwendung in zehn bis 20 Jahren nichts mehr zu hören ist und die eigentliche Qualität (-> Einarbeitung in neue technische Systeme für deren Weiterentwicklung) auf der Strecke bleibt, wird da wohl nicht berücksichtigt. Wobei ich nicht pauschal über die Wirtschaftsvertreter urteilen wollte. Da herrscht ja auch allerlei Konkurrenz.
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Re: Arbeitsjahr vor dem Studium

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(04 Jun 2017, 18:31)

Die Sicht würde ich auch unterstreichen, aber das Gejaule kommt ja trotzdem, wenn bspw. ein junger Ingenieur oder Informatiker möglichst betriebs- bzw. passgenau ausgebildet werden soll (inkl. den derzeit gängigen EDV-Anwendungen), damit die Einarbeitung möglichst so kurz wie möglich ist. Dass von manch Fachanwendung in zehn bis 20 Jahren nichts mehr zu hören ist und die eigentliche Qualität (-> Einarbeitung in neue technische Systeme für deren Weiterentwicklung) auf der Strecke bleibt, wird da wohl nicht berücksichtigt. Wobei ich nicht pauschal über die Wirtschaftsvertreter urteilen wollte. Da herrscht ja auch allerlei Konkurrenz.
Ja klar, am Wettbwerb nehmen ja nicht nur "Philosophen" teil, sondern auch ehrgeiziges Mittelmaß. So spielt das Leben nun einmal. Zu meinen Lebzeiten wurde der Transistor erfunden, der integrierte Schaltkreis, das Internet, die Informationsverarbeitung erst technisch-wissenschaftlich durchdrungen, die Systemsimulation, der sequentiell eine Aufgabe abarbeitende Rechner als Universalbaustein für beliebig viele Anwendungen in allen Lebensbereichen ersonnen. Welch technischer Wandel in 50 Berufsjahren! Was vom erlernten Wissen geblieben ist, das sind die technischen Grundlagen der Materialwissenschaften, der Mathematik und der Physik mit einigen Spezialgebieten. Na ja, die Fähigkeit, große Projekte technisch zu managen, das ist wirklich hinzu gekommen.
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