Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

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Nachahmenswert?

Ja, sollte für alle Schulklassen und -formen gelten
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5%
Ja, aber nur für die Oberstufe
2
10%
Jein, mehr fächerübergreifende Projekte, aber nur als Ergänzung
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Nein, auf solche Experimente sollte man verzichten
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frems
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Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von frems »

In Finnland, das zur Zeit von einem rechtskonservativen Parteienbündnis regiert wird, strebt man an, ab der Oberstufe auf die klassischen Schulfächer zu verzichten. Für die Unter- und Mittelstufen strebt man ein Mischsystem aus Schulfächern und fächerübergreifenden Projektarbeiten an. Haltet Ihr ein solches Bildungssystem für sinnvoll und würde es auch in den deutschen Ländern wünschen?
Finnland schafft die Schulfächer ab

Mathe, Englisch, Erdkunde? Alles von gestern - der Schulunterricht der Zukunft kommt ohne Fächer aus. Das sagen zumindest Lehrer in Finnland: Bis 2020 sollen die Schulfächer verschwinden.

Das finnische Schulsystem gilt als weltweit führend - nicht zuletzt wegen der wiederholten Spitzenplätze bei den Pisa-Studien der vergangenen Jahre. Jetzt diskutieren finnische Bildungsexperten über eine neue Reform: Sie wollen die traditionellen Schulfächer komplett abschaffen.

"Viele Schulen unterrichten immer noch ganz altmodisch, so wie es Anfang des 19. Jahrhunderts notwendig und erfolgreich war", sagt Marjo Kyllonen, Chefin der Bildungsbehörde in der finnischen Hauptstadt Helsinki, einem Bericht des Portals "Bright Side" zufolge. "Aber die Bedürfnisse sind heute nicht mehr dieselben. Wir brauchen ein Konzept, das ins 21. Jahrhundert passt."
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 21123.html
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watisdatdenn?
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von watisdatdenn? »

Wir sollten das Beobachten.
Hört sich interessant an.
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schokoschendrezki
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich bin misstrauisch. Dass sich hinter den vorgeschobenen Floskeln von "Modernität" und "21. Jahrhundert" einfach ein (wirtschaftlich motivierter) simpler Pragmatismus verbirgt. "Phänomene" sind etwa Gastronomie. Da lernt man Planung anhand von Rezepturen, Sprachen anhand von fremder Küche usw. usf. Natürlich bereitet so etwa besser auf die berufliche Praxis vor als abstraktes Wissen. Ich bin aber zutiefst davon überzeugt, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf unpraktisches und eben nicht zweckgebundenes Nachdenken haben. Wenn 15, 16jährige in Blogs darüber schreiben, dass sie nicht wüssten, was sie später mal "praktisch" mit dem WIssen über das Aussterben der Saurier oder die Aussagen der speziellen Relativitätstheorie anfangen sollen ... finde ich das eher traurig. Kleine bereits als Kinder zurechtgebügelte Karrieristen.
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Dampflok94
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Dampflok94 »

Also bei einigen Dingen fehlt mir da noch die Phantasie. Dar das Beispiel Zweiter WK. Die geschichtliche und die geographische Perspektive kann ich ja nachvollziehen. Auch Literatur wäre da denkbar. Aber die erwähnte mathematische Komponente?
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pikant
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von pikant »

hoert sich gut an - diese Reform sollte man im Auge behalten.
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frems
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von frems »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:18)

Also bei einigen Dingen fehlt mir da noch die Phantasie. Dar das Beispiel Zweiter WK. Die geschichtliche und die geographische Perspektive kann ich ja nachvollziehen. Auch Literatur wäre da denkbar. Aber die erwähnte mathematische Komponente?
Naja, es müssen ja nicht alle "klassischen Fächer" in jedem Projekt eingebracht werden. Man könnte ja parallel dazu englischsprachige Werke und Filme heranziehen, während kleine Gruppe Teilaufgaben bearbeiten und mit modernen EDV-Anwendungen vorstellen. Ebenso wäre Raum für rechts- und gesellschaftswissenschaftliche Themen. So hab ich das jedenfalls verstanden. Interdisziplinarität ist an Hochschulen ja längst die Regel und darauf sollten die Oberstufen (auch) vorbereiten.
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Dampflok94
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Dampflok94 »

frems hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:41)

Naja, es müssen ja nicht alle "klassischen Fächer" in jedem Projekt eingebracht werden. Man könnte ja parallel dazu englischsprachige Werke und Filme heranziehen, während kleine Gruppe Teilaufgaben bearbeiten und mit modernen EDV-Anwendungen vorstellen. Ebenso wäre Raum für rechts- und gesellschaftswissenschaftliche Themen. So hab ich das jedenfalls verstanden. Interdisziplinarität ist an Hochschulen ja längst die Regel und darauf sollten die Oberstufen (auch) vorbereiten.
Das mit der Mathematik hatte ich erwähnt, weil es ausdrücklich im Artikel in Zusammenhang mit dem 2. WK erwähnt wurde.

Aber inzwischen kam mir da auch eine Idee. Man könnte das Thema Verschlüsselung z. b. anhand der Enigma-Maschine nehmen. Da spielt Mathematik eine große Rolle.
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frems
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von frems »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:50)

Das mit der Mathematik hatte ich erwähnt, weil es ausdrücklich im Artikel in Zusammenhang mit dem 2. WK erwähnt wurde.

Aber inzwischen kam mir da auch eine Idee. Man könnte das Thema Verschlüsselung z. b. anhand der Enigma-Maschine nehmen. Da spielt Mathematik eine große Rolle.
Zur Not muss die Heereslogistik herhalten oder man nutzt ein paar Szenariotechniken für kontrafraktische Simulationen, falls das nicht für zu viel Protest sorgt. :p
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:18)

Also bei einigen Dingen fehlt mir da noch die Phantasie. Dar das Beispiel Zweiter WK. Die geschichtliche und die geographische Perspektive kann ich ja nachvollziehen. Auch Literatur wäre da denkbar. Aber die erwähnte mathematische Komponente?
Die steckt doch schon im Namen "Zweiter Weltkrieg". Der Zweite folgt auf den Ersten. So wie der Dritte auf den Zweiten folgt. Das Konzept der Ordinalzahl. :p
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:57)

Zur Not muss die Heereslogistik herhalten oder man nutzt ein paar Szenariotechniken für kontrafraktische Simulationen, falls das nicht für zu viel Protest sorgt. :p
und ballistik erst ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Kael »

Bin dafür, allerdings sollte man zum selbstständigen lernen anregen.
Ich fand Dinosaurier auch als Kind interessant. Aber es ist nicht's was mir später Geld bringt
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von BingoBurner »

frems hat geschrieben:(15 Nov 2016, 07:40)

In Finnland, das zur Zeit von einem rechtskonservativen Parteienbündnis regiert wird, strebt man an, ab der Oberstufe auf die klassischen Schulfächer zu verzichten. Für die Unter- und Mittelstufen strebt man ein Mischsystem aus Schulfächern und fächerübergreifenden Projektarbeiten an. Haltet Ihr ein solches Bildungssystem für sinnvoll und würde es auch in den deutschen Ländern wünschen?


http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 21123.html

Ich bin ein großer Verfechter des fächerübergreifenden Lernens. Ich selbst habe über die Jahre immer wieder höchst komplexe Rechenaufgaben im Matheunterricht gerechnet und tatsächlich einfach durch formales Anwenden der erlernten Regeln fast immer 15 Punkte erreicht, ohne tatsächlich zu begreifen, wie ich das erlernte Wissen überhaupt anwenden kann. Erst nachdem ich ein an die Naturwissenschaften angelehntes Fach studiert habe ist mir erst richtig bewußt geworden, wofür man in der Schule eigentlich das ein oder andere gelernt hat. Hätte ich dies nicht studiert wären mir die Dinge wahrscheinlich überhaupt nie wieder im Leben begegnet. Als Beispiel kann ich z.B. das exponentielle Wachstum von Bakterienkolonien nennen. Dies kann man sich dann tatsächlich erst an den Graphen erst richtig vorstellen, welch ungemeine Gewalt von diesen eigentlich ja so kleinen Zellen ausgeht. Oder lassen sie doch mal ein Kind ausrechnen wie viel Nachkommen in 6 Jahren entstehen, würde man ihm eine männliche und eine weibliche Ratte zum Geburtstag schenken. Mittlerweile hat man das fächerübergreifende Lernen auch in das Medizinstudium aufgenommen, in den USA wird dies schon länger propagiert. Ähnliche Beispiele kenne ich auch für das Fach Deutsch. Als Beispiel habe ich mal eine Aussage bei der Polizei machen müssen und der mir zugeteilte Polizist war nicht in der Lage den Konjunktiv zu benutzen. Sogar in der Religion kann man Fragen wie z.B. den Nachweis der Existenz Gottes mit einer mathematischen Formel beantworten z.B. in dem man sich vorstellt sich in einer Kreisbahn zu bewegen und das Ende der Strecke zu bestimmen.


Naja wie auch immer :

[youtube][/youtube]


Sowas hat mich eher dazu bewegt Englisch zu lernen weil ich einfach verstehen wollte was die da singen.
Zuletzt geändert von BingoBurner am Di 15. Nov 2016, 20:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Gilmoregirl »

Hmmm...kann ich mir ganz gut vorstellen. Ähnliches machen wir schon in der Kita.

Es gibt ein Hauptthema und das wird mit Elementen der verschiedenen Bildungsbereiche aufgefüllt.
Ist für Kinder interessanter, weil sie zB einen Bezug zum Hauptthema haben.
.
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BingoBurner
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von BingoBurner »

[youtube][/youtube]

Unser Schulsystem ist Mist !
Hamlet...... dänisches Dynamit.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

BingoBurner hat geschrieben:(15 Nov 2016, 20:04)

Ich bin ein großer Verfechter des fächerübergreifenden Lernens. Ich selbst habe über die Jahre immer wieder höchst komplexe Rechenaufgaben im Matheunterricht gerechnet und tatsächlich einfach durch formales Anwenden der erlernten Regeln fast immer 15 Punkte erreicht, ohne tatsächlich zu begreifen, wie ich das erlernte Wissen überhaupt anwenden kann.
Aber das genau ist ja auch der Sinn des humanistischen Bildungsideals. Eben gerade nicht zu früh auf praktische Anwendbarkeit hin Wissen zu erwerben. Sondern bis zu einem Alter von etwa 18 Jahren die ganze Breite menschlicher Wissenshorizonte zu vermitteln. Und zwar, und das ist besonders wichtig, ohne damit irgendein ökonomisches Interesse zu verfolgen.

Es gibt für die skandinavischen Gesellschaften den Begriff "Janteloven" (https://de.wikipedia.org/wiki/Janteloven). Eigentlich eine dänische Kleinstadt in einem Roman. Gemeint ist der sehr diffizile Gemeinschafts-Anpassungsdruck dieser Gesellschaften zum Preis außerordentlichen Wohlstands, sozialer Sicherheit und individueller Freiheit im kleinteiligen Bereich. Ich habe mir das einmal von einer jungen Finnin, die aus dieser geordneten Gesellschaft in das wunderbar unübersichtliche und chaotische Deutschland der 90er Jahre geflohen ist, aus persönlicher Sicht erklären lassen. Und ich sehe diesen praktischen Bildungspragmatismus, diese (im wörtlichen Sinne) "Phänomenologie" der Erziehung genau aus dieser Perspektive. Nicht zufällig in einem Land, das aktuell vom Niedergang Nokias, von einer konservativen Regierung, vom Aufstieg nationalistischer Parteien geprägt ist. Die Idee, Wissen primär anhand von "Phänomenen" und nicht mit dem Ziel "Erkenntnis" zu vermitteln, hört sich für mich nur progressiv an. Ich glaube, es steckt nackter Wirtschaftspragmatismus und eben gesellschaftlicher Anpassungsdruck dahinter.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Dampflok94 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Nov 2016, 09:02)

Aber das genau ist ja auch der Sinn des humanistischen Bildungsideals. Eben gerade nicht zu früh auf praktische Anwendbarkeit hin Wissen zu erwerben. Sondern bis zu einem Alter von etwa 18 Jahren die ganze Breite menschlicher Wissenshorizonte zu vermitteln. Und zwar, und das ist besonders wichtig, ohne damit irgendein ökonomisches Interesse zu verfolgen.
Grundsätzlich durchaus richtig. Aber manchmal würde es schon helfen wenn man weiß, wozu jenes, was man da lernt, eigentlich gebrauchen kann. Ansonsten kommt es viel stärker zu dem Phänomen, man lernt zu einem bestimmten Thema bis die Klassenarbeit dazu geschrieben wird. Und dann wird es sofort vergessen.

Ich hatte z. B. Vektorrechnung in der Oberstufe in Mathe. Tolle Sache. Da kann man berechnen, ob sich im 5-dimensionalen Raum zwei dreidimensionale Räume in der Parallelität befinden. Und wozu das ganze? Ich weiß es bis heute nicht. Und habe praktisch alles wieder vergessen. Völlig anders war das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Damit kann man was mit anfangen und viel mehr ist hängen geblieben.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Realist2014 »

Dampflok94 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:23)

Grundsätzlich durchaus richtig. Aber manchmal würde es schon helfen wenn man weiß, wozu jenes, was man da lernt, eigentlich gebrauchen kann. Ansonsten kommt es viel stärker zu dem Phänomen, man lernt zu einem bestimmten Thema bis die Klassenarbeit dazu geschrieben wird. Und dann wird es sofort vergessen.

Ich hatte z. B. Vektorrechnung in der Oberstufe in Mathe. Tolle Sache. Da kann man berechnen, ob sich im 5-dimensionalen Raum zwei dreidimensionale Räume in der Parallelität befinden. Und wozu das ganze? Ich weiß es bis heute nicht. Und habe praktisch alles wieder vergessen. Völlig anders war das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Damit kann man was mit anfangen und viel mehr ist hängen geblieben.

da kann dir geholfen werden:

"Bei den Spielern sind realitätsnahe sowie intelligent konzipierte und abwechslungsreiche
Computerspiele gefragt. Die Mathematik kommt zunächst ins Spiel, um die Figuren
zu modellieren. Spielfiguren und virtuelle Gegenstände wie z. B. Autos, Flugzeuge,
Häuser oder Schwerter werden aus geometrischen Grundfiguren aufgebaut.
Die „Bausteine“ sind unter anderem Würfel, Kugeln oder Zylinder. Die Mathematik
bringt die virtuelle Welt auch in Bewegung: Differentialgeometrie und Lineare Algebra
helfen, mittels Vektorrechnung Schnitt- und Berührungspunkte zu ermitteln, Streckenlängen,
die eine Figur zu gehen hat, zu bestimmen oder die Oberfläche eines
Körpers darzustellen."


da gibt es noch mehr:

http://www.math.kit.edu/lehre/seite/ber ... ematik.pdf
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Dampflok94 »

Realist2014 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:38)

da kann dir geholfen werden:

"Bei den Spielern sind realitätsnahe sowie intelligent konzipierte und abwechslungsreiche
Computerspiele gefragt. Die Mathematik kommt zunächst ins Spiel, um die Figuren
zu modellieren. Spielfiguren und virtuelle Gegenstände wie z. B. Autos, Flugzeuge,
Häuser oder Schwerter werden aus geometrischen Grundfiguren aufgebaut.
Die „Bausteine“ sind unter anderem Würfel, Kugeln oder Zylinder. Die Mathematik
bringt die virtuelle Welt auch in Bewegung: Differentialgeometrie und Lineare Algebra
helfen, mittels Vektorrechnung Schnitt- und Berührungspunkte zu ermitteln, Streckenlängen,
die eine Figur zu gehen hat, zu bestimmen oder die Oberfläche eines
Körpers darzustellen."


da gibt es noch mehr:

http://www.math.kit.edu/lehre/seite/ber ... ematik.pdf
Vielen dank. :)

Mir war schon klar, daß das irgendeinen praktischen Bezug hat. (Welchen Sinn parallele dreidimensionale Räume in höheren Dimensionen haben, weiß ich aber immer noch nicht. ;) )
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Welfenprinz »

Es wird mit zunehmendem Alter des Schülers schwieriger “das Lernen an sich“ zu akzeptieren.
In meinem Gymnasium (abi 78) wurde sich schon gezielt bemüht fächerübergreifende Bezüge herzustellen.egal ob zwischen Mathe und den Nawis oder Sprachen und Gemeinschaftskunde.

In den Realschulbesuchen meiner Söhne (ab 2000) ist eigentlich keine explizite “Wirtschafts-oder Anwendungsorientiertheit“ zu erkennen gewesen. Was sich eben geändert hat,ist dass es keine Kontinuität oder aufeinanderaufbauen mehr gibt sondern immer Blöcke ,die nicht viel miteinander zu tun haben müssen,abgehandelt wurden.
Auch mit dem Ziel ,dass denken,begreifen und erlernen anzuregen.
Wenn ich mir die beiden jetzt im Beruf und gesellschaftlichen Begreifen angucke,kann ich nur sagen,dass das ganz gut geklappt hat.
Dieser finnische Vorschlag ist dann eigentlich nur die Fortentwicklung dieser diskontinuierlichen Wissensvermittlung.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dampflok94 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:23)
Ich hatte z. B. Vektorrechnung in der Oberstufe in Mathe. Tolle Sache. Da kann man berechnen, ob sich im 5-dimensionalen Raum zwei dreidimensionale Räume in der Parallelität befinden. Und wozu das ganze? Ich weiß es bis heute nicht. Und habe praktisch alles wieder vergessen.
Das konkrete Beispiel kann und wird man vergessen. Als Übung zur Fähigkeit der Abstraktion bleibt es erhalten.

Ausgerechnet eine Wirtschaftszeitung, die "Wirtschaftswoche" drückt es absolut unmissverständlich und drastisch aus:
Pisa-Musterschüler Finnland will die herkömmlichen Schulfächer durch "Phänomene" ersetzen. Das beraubt die Schüler der Chance auf Bildung jenseits des Nützlichen. ... Finnland ist die Speerspitze eines globalen OECD-Unbildungsholzweges, der Schüler zum Humankapital herabwürdigt und ihnen die Chance auf Bildungserlebnisse nimmt. Arme kleine Finnen!
http://www.wiwo.de/erfolg/campus-mba/fi ... 42190.html
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Welfenprinz hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:45)

Es wird mit zunehmendem Alter des Schülers schwieriger “das Lernen an sich“ zu akzeptieren.
In meinem Gymnasium (abi 78) wurde sich schon gezielt bemüht fächerübergreifende Bezüge herzustellen.egal ob zwischen Mathe und den Nawis oder Sprachen und Gemeinschaftskunde.

In den Realschulbesuchen meiner Söhne (ab 2000) ist eigentlich keine explizite “Wirtschafts-oder Anwendungsorientiertheit“ zu erkennen gewesen. Was sich eben geändert hat,ist dass es keine Kontinuität oder aufeinanderaufbauen mehr gibt sondern immer Blöcke ,die nicht viel miteinander zu tun haben müssen,abgehandelt wurden.
Auch mit dem Ziel ,dass denken,begreifen und erlernen anzuregen.
Wenn ich mir die beiden jetzt im Beruf und gesellschaftlichen Begreifen angucke,kann ich nur sagen,dass das ganz gut geklappt hat.
Dieser finnische Vorschlag ist dann eigentlich nur die Fortentwicklung dieser diskontinuierlichen Wissensvermittlung.
Gegen fächerübergreifend bzw. interdisziplinär ist ja auch überhaupt nix zu sagen. Im Gegenteil. Der finnische Vorschlag wurde jedoch nicht von dieser sinnvollen Forderung nach Interdisziplinarität geleitet, sondern es wurden Einwände wie
Für die Schülerin Naina scheint das so zu sein. Vor einigen Wochen hatte ihr Tweet für Aufsehen gesorgt, in dem sie dem Schulsystem vorwarf, dass sie nun zwar ein Gedicht in vier Sprachen analysieren könne (was "Hybris" bedeutet, weiß sie dann sicher auch), aber eben keine Ahnung von "Steuern, Miete und Versicherungen" habe.
aufgegriffen.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Realist2014 »

Dampflok94 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:43)

Vielen dank. :)

Mir war schon klar, daß das irgendeinen praktischen Bezug hat. (Welchen Sinn parallele dreidimensionale Räume in höheren Dimensionen haben, weiß ich aber immer noch nicht. ;) )

Mathematik ist ja die Grundlage für fast alle Naturwissenschaften und Technische Themen.

Ein Teil davon gehört daher auch nur zu den "theoretischen" Gebieten...

Das Problem im Verständnis liegt ja schon daran, dass du ( und auch ich) dir nicht unter einem mehrdimensionalen Raum vorstellen kannst ..
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Fuerst_48 »

Fächerübergreifender Unterricht ist für Oberstufen ein Gewinn, weil man in den meisten Berufen oder Forschungssystemen ohne vernetztes Denken nicht weiter kommt. An der Basis gehört aber ein solider Fundus geboten.
Zuletzt geändert von Fuerst_48 am Mi 16. Nov 2016, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Ebiker »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Nov 2016, 13:18)

Also bei einigen Dingen fehlt mir da noch die Phantasie. Dar das Beispiel Zweiter WK. Die geschichtliche und die geographische Perspektive kann ich ja nachvollziehen. Auch Literatur wäre da denkbar. Aber die erwähnte mathematische Komponente?
Man kann schon ausrechnen mit wieviel Munitionseinsatz ich wieviel gegnerische Kräfte wahrscheinlich vernichte. Oder das ganze Thema Ballistik.... da gibts schon viel.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Fuerst_48 »

Ebiker hat geschrieben:(16 Nov 2016, 17:33)

Man kann schon ausrechnen mit wieviel Munitionseinsatz ich wieviel gegnerische Kräfte wahrscheinlich vernichte. Oder das ganze Thema Ballistik.... da gibts schon viel.
Was willst du mit dem seltsamen Beitrag in dem Strang ??? :mad2: :mad2:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ebiker hat geschrieben:(16 Nov 2016, 17:33)

Man kann schon ausrechnen mit wieviel Munitionseinsatz ich wieviel gegnerische Kräfte wahrscheinlich vernichte. Oder das ganze Thema Ballistik.... da gibts schon viel.
Aus einem Mathematik-Schulbuch der NS-Zeit:
Ein feindliches Bombengeschwader wird im Anfluge auf eine Stadt gemeldet (Geschw. 250 km/h). Als es noch 450 km von dieser Stadt entfernt ist, startet ein Geschwader von schnellen Jagdflugzeugen (Geschw. 350 km/h) zur Abwehr. a)In welcher Entfernung von der Stadt kommt es zum Kampf? b) Nach welcher Flugzeit stoßen die Geschwader aufeinander?
Es gibt aber andere, diffizilere und tiefere Zusammenhänge zwischen diesem skandinavisch-protestantischen Pragmatismus und Nützlichkeitsdenken ("Steuern, Miete und Versicherungen") und den Ideologien des Dritten Reichs. Bei (der Irrlehre) der sogenannten "Deutschen Physik" wurde auch immer argumentiert, dass nur das wirklich existiere und "von Belang" sei, was man anfassen kann, was "anschaulich klar" sei. Eben ein Phänomenologismus, der abstrakte und unanschauliche Konzepte wie Quantenphysik oder abstrakte Mathematik ablehnt. Ein anderer Zusammenhang ist der Glaube an eine Art "soziale Ingenieurskunst", wie sie vor allem von den Myrdals vertreten wurde und die in dem traurigen Kapitel "eugenische Sterilisierungen" in Schweden noch bis Mitte der 70er praktiziert wurde.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Fuerst_48 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Nov 2016, 11:45)

Aus einem Mathematik-Schulbuch der NS-Zeit:


Es gibt aber andere, diffizilere und tiefere Zusammenhänge zwischen diesem skandinavisch-protestantischen Pragmatismus und Nützlichkeitsdenken ("Steuern, Miete und Versicherungen") und den Ideologien des Dritten Reichs. Bei (der Irrlehre) der sogenannten "Deutschen Physik" wurde auch immer argumentiert, dass nur das wirklich existiere und "von Belang" sei, was man anfassen kann, was "anschaulich klar" sei. Eben ein Phänomenologismus, der abstrakte und unanschauliche Konzepte wie Quantenphysik oder abstrakte Mathematik ablehnt. Ein anderer Zusammenhang ist der Glaube an eine Art "soziale Ingenieurskunst", wie sie vor allem von den Myrdals vertreten wurde und die in dem traurigen Kapitel "eugenische Sterilisierungen" in Schweden noch bis Mitte der 70er praktiziert wurde.
Wie heißt gleich nochmal das StrangTHEMA ?? :?: :?:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Fuerst_48 hat geschrieben:(17 Nov 2016, 12:22)

Wie heißt gleich nochmal das StrangTHEMA ?? :?: :?:
"Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?" Herr Lehrer. Und ersetzt sie durch die Behandlung von "Phänomenen". Und ich zitiere und berufe mich noch einmal auf einen entsprechenden Artikel in der (durchaus seriösen) Zeitung Wirtschaftswoche, in welchem es heißt:
In Finnland wird es also bald nicht mehr möglich sein, dass sich eine Naina fragt, warum sie etwas so Nutzloses wie ein Gedicht analysieren soll, dass keinen Bezug zu Steuern, Miete und Versicherungen hat. Die Finnen sollen die Frage: "Wozu lerne ich das überhaupt?", nie mehr stellen. Dass es bei irgendeinem dieser aufs künftige Arbeitsleben hinführenden Phänomene Platz für Gedichtanalysen gibt, ist höchst unwahrscheinlich.
http://www.wiwo.de/erfolg/campus-mba/fi ... 42190.html
Ich versuchte in meinem Beitrag lediglich, die historischen und kulturellen Wurzeln dieser schrecklichen Nützlichkeitsfixierung auszuleuchten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Fuerst_48 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Nov 2016, 12:39)

"Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?" Herr Lehrer. Und ersetzt sie durch die Behandlung von "Phänomenen". Und ich zitiere und berufe mich noch einmal auf einen entsprechenden Artikel in der (durchaus seriösen) Zeitung Wirtschaftswoche, in welchem es heißt:
http://www.wiwo.de/erfolg/campus-mba/fi ... 42190.html
Ich versuchte in meinem Beitrag lediglich, die historischen und kulturellen Wurzeln dieser schrecklichen Nützlichkeitsfixierung auszuleuchten.
Na, dann leuchte mal aus, aber verirre dich nicht im bildungspolitischen NIRWANA!! :D :D :mad2: :mad2:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von firlefanz11 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Nov 2016, 12:39)
In Finnland wird es also bald nicht mehr möglich sein, dass sich eine Naina fragt, warum sie etwas so Nutzloses wie ein Gedicht analysieren soll,...
Und das ist gut so! Denn nutzlos ist die Gedichtsanalyse - nicht das Gedicht als Solches... Was interessiert den Ottonormalschüler schon was für ein Versmaß das Teil hat, obs in Stabreimen, Kugelreimen oder Matthiasreimen verfasst ist oder sonstiger Schmonzes?! Wen sowas interessiert kann ja ne Gedichtsanalyse AG gründen oder so... Himmel, MIR blieb aufm Gymnasium auch nix anderes übrig als ne Atom- u. Kernphysik AG zu gründen, um das Thema mehr in die Tiefe gehend zu behandeln als im regulären Physik Leistungskurs...! :rolleyes:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(18 Nov 2016, 17:29)

Und das ist gut so! Denn nutzlos ist die Gedichtsanalyse - nicht das Gedicht als Solches... Was interessiert den Ottonormalschüler schon was für ein Versmaß das Teil hat, obs in Stabreimen, Kugelreimen oder Matthiasreimen verfasst ist oder sonstiger Schmonzes?! Wen sowas interessiert kann ja ne Gedichtsanalyse AG gründen oder so... Himmel, MIR blieb aufm Gymnasium auch nix anderes übrig als ne Atom- u. Kernphysik AG zu gründen, um das Thema mehr in die Tiefe gehend zu behandeln als im regulären Physik Leistungskurs...! :rolleyes:
Ja. Eine "Gedichtwirkenlassen"-Übung wäre nochmal wesentlich besser als eine formale Gedichtanalyse. Stünde aber diesem finnischen Nützlichkeitsprinzip-Ansatz noch ferner.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Fuerst_48 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Dec 2016, 06:11)

Ja. Eine "Gedichtwirkenlassen"-Übung wäre nochmal wesentlich besser als eine formale Gedichtanalyse. Stünde aber diesem finnischen Nützlichkeitsprinzip-Ansatz noch ferner.
Das finnische Schulsystem ist für die Anfangsjahre (Volksschule) richtungsweisend, allerdings bis zur Reifeprüfung und UNI eher im internationalen Vergleich weiter hinten im "ranking" zu finden.
Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen, vermutlich aber liegt es nicht an der seltsamen Sprache.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von schokoschendrezki »

Fuerst_48 hat geschrieben:(24 Dec 2016, 09:59)

Das finnische Schulsystem ist für die Anfangsjahre (Volksschule) richtungsweisend, allerdings bis zur Reifeprüfung und UNI eher im internationalen Vergleich weiter hinten im "ranking" zu finden.
Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen, vermutlich aber liegt es nicht an der seltsamen Sprache.
Die internationalen Bildungs-Ranklng-Vergleiche folgen diesem Nützlichkeitsdenkensprinzip ja noch mehr. Man sollte das Problem von einer viel weiter gefassten Warte sehen. Die Welt des 21. Jahrhunderts wird von hoch elaborierten Supertechnologien beherrscht, die - überspitzt formuliert - zwar zunehmend nicht mehr wissen, was wir eigentlich wollen, aber zunehmend absolut genau wissen, wie man es herstellt. Das ist das eigentliche Problem.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von watisdatdenn? »

Dampflok94 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 10:23)
Ich hatte z. B. Vektorrechnung in der Oberstufe in Mathe. Tolle Sache. Da kann man berechnen, ob sich im 5-dimensionalen Raum zwei dreidimensionale Räume in der Parallelität befinden. Und wozu das ganze? Ich weiß es bis heute nicht.
du bist anscheinend kein ingenieur. da geht ohne tensorrechnung (und eben auch die vektorrechnung) nicht viel.
technische mechanik, fluidmechanik, spannungstensor, usw..
für mich war vektorrechnung fürs studium sehr wichtig und kann ich heute auch im beruf brauchen!
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von firlefanz11 »

watisdatdenn? hat geschrieben:(25 Dec 2016, 07:40)
für mich war vektorrechnung fürs studium sehr wichtig und kann ich heute auch im beruf brauchen!
Ich hab Vektorrechnung geliebt! Wo kann man sonst Translationen u. Tranformationen in n-dimensionalen Räumen berechnen... :thumbup:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Uffhausen »

Ich finde, es ist Aufgabe des Lehrers festzustellen, welche Kompetenzen, Interessen, Fähigkeiten der/die einzelne SchülerIn entwickelt - und ihn/sie dementsprechend zu schulen.

Ich persönlich musste mich auf der Realschule vier Schuljahre mit dem Fach Physik abquälen und musste am Ende sogar noch in mündliche Abschluss-Prüfung, obwohl sich an meiner immerwährenden Physik-Fünf nichts ändern hätte können! Ich bin nicht entsprechend "begabt", habe auch niemals Interesse an Physik entwickelt. Auch wenn ich einen Vater habe, der als Elektro-Ingenieur ein Ass in Physik ist. Für meinen Physik-Lehrer war das schwer zu verstehen - für meinen Vater dagegen gar nicht! Meinen Eltern war ziemlich früh klar, dass ich nur optisch meinem Vater gleiche, ansonsten aber nach meiner Mutter komme. Ich habe auch wie sie später einen sozialen Beruf ergriffen.

So, nun hatte ich diese Fünf im Abschlusszeugnis und fragte mich: Musste das sein? Ich hätte lieber mehr andere Themenfächer, z. B. Geschichte oder Kunst statt Physik vertieft. Oder Deutsch - Diktate habe ich geliebt und (als einzigster) fast immer einen glatten Einser bekommen. Obgleich ich in diesem Fach auch mal einen kleinen Schock für mein junges Leben erhielt: Da ich damals liebend gerne Bücher las, beherrschte ich auch so einige Fremdwörter. Einmal, in einem Aufsatz, verwendete ich mein Wissen - und bekam Punktabzug dafür, "weil ein 15-jähriger solche Worte noch nicht kennen kann". Meine Eltern gingen schnurstracks zum Schulamt und beschwerten sich und ich bekam die Punkte wieder gut geschrieben. Bei dem Lehrer war ich seither aber unten durch.
Oder ich weiß noch, dass wir in Erdkunde mal bestimmt ein Vierteljahr lang über die verschiedenen Klimaverhältnisse in Indien unterrichtet wurden, incl. abschließender Gruppenarbeit, Referat, Plakat, mündlichem Vortrag - ich habe damals mal den Lehrer gefragt, wozu ich das denn unbedingt wissen müsse - seine Antwort: Vielleicht verschlägt es dich irgendwann mal nach Indien? Dann ist es gut für dich zu wissen, auf welches Klima du dich einzustellen hast. Ich habe nie wieder einen Lehrer gefragt, wieso, weshalb, warum... :rolleyes:

Den Sportunterricht fand ich auch schrecklich unnütz - für mich persönlich. Seit Jungs & Mädchen getrennt Sportunterricht bekamen, haben wir Jungs nur noch Fußball gespielt; im Sommer draußen, im Winter in der Halle. Den meisten hat's freilich gefallen, aber ich war und bin nicht fußballbegeistert. Ich hätte lieber Volleyball gespielt oder geturnt. Wenigstens hatte unser damaliger Sportlehrer ein wenig Verständnis - ich musste nicht mitspielen, aber halt anwesend sein (also zuschauen und mich langweilen). Und er hat mir "anständigerweise" immer eine Vier am Schuljahresende gegeben.

Nee, glücklich war ich in der Schule nie wirklich. Vieles, dass ich gerne lernen wollte - aber in der Schule nicht durfte - , musste ich mir selbst beibringen. Vieles, was ich beherrschte - was ich aber in der Schule nicht ausleben durfte - musste ich unterdrücken.
Ich finde schon, Grund-/Hauptfächer müssen sein - Deutsch, Mathe, Englisch, vielleicht auch noch Sport. Aber alles andere - z. B. Musik, Kunst, Physik, Chemie, weitere Fremdsprachen usw. - könnte man anklingen lassen und wenn man feststellt, der/die SchülerIn entwickelt Interesse, Kompetenz, Begeisterung, ihn/sie entsprechen fördern.

Problematisch finde ich auch, dass viele Schüler nach den Prüfungen aus der Schüle entlassen werden und dann gar nichts mit sich anzufangen wissen; sie wissen nicht, was sie arbeiten, lernen, studieren sollen/wollen - eben, weil ihre Kompetenzen nicht gefördert wurden und sie sich dementsprechend selber nicht einschätzen können. Weil sie für die Schule lernten, nicht für's Leben.
Meine damals beste Freundin hat's bis heute nicht gepackt - mehrere Ausbildungen abgebrochen; mehrere Versuche, das Abi nachzuholen abgebrochen. Sie hat so viele Fähigkeiten - sie ist künstlerisch kreativ, sie bastelt gern an Autos rum, sie kann gut mit Tieren, kennt sich unwahrscheinlich in Computer-Sachen aus, sie singt wie eine eins - aber sie weiß nicht, was sie will. Sie hat es nicht gelernt! Sie ist jetzt 31 jahre alt und lebt vom Amt und ist aufgrund ihrer Verzweiflung, nichts im Leben erreicht zuhaben, nutzlos zusein, seit mehreren Jahren in psychologischer Behandlung. Ihre Mittlere Reife hat sie aber mit der Durchschnittsnote 1,8 abgeschlossen und war damals zweitbeste unseres Jahrgangs. Supi... :mad:
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von frems »

watisdatdenn? hat geschrieben: du bist anscheinend kein ingenieur. da geht ohne tensorrechnung (und eben auch die vektorrechnung) nicht viel.
technische mechanik, fluidmechanik, spannungstensor, usw..
für mich war vektorrechnung fürs studium sehr wichtig und kann ich heute auch im beruf brauchen!
Auch in Deutschland gibt's nun erste Rufe, die klassischen Schulfächer abzuschaffen und sich hingegen stärker einzelnen Themen und Projekten zu widmen. Auf Seite 2 des folgenden Artikels wird auch auf das Beispiel Vektoren eingegangen:
Schafft die traditionellen Schulfächer ab!

Dafür plädiert ausgerechnet ein Professor der Mathematik - und fordert stattdessen Klimawandelkunde.

Das Problem ist gravierend und hat sich schleichend aufgebaut: Ein beachtlicher Teil der Studienanfänger in den Mint-Disziplinen zeigt erhebliche Lücken bei grundlegenden mathematischen Kenntnissen. Liegt das an den Lehrplänen der Schule? [...]

In einem Gastbeitrag für diese Zeitung hatte ich die Forderung einiger Mathematik-Didaktiker, wieder mehr Gewicht auf abstraktes Fachwissen zu legen, als rückwärtsgewandt bezeichnet. Erstens vermittelt der von vielen Schülern als öde empfundene klassisch-abstrakte Mathematikunterricht ein verzerrtes Bild dieser Disziplin. Im Kern ist Mathematik eben kein Hantieren mit abstrakten Formalismen. Mathematik ist "Ideologie": die Lehre von den "Ideen". Es ist die Kunst, Rechnen durch Denken überflüssig zu machen.

Zweitens haben die erwähnten Wissenslücken ihre Ursache nicht in der Kompetenzorientierung. Durch sie haben sich die mathematischen Pisa-Leistungen deutscher Schüler deutlich verbessert.
http://www.sueddeutsche.de/bildung/math ... -1.3485811
Labskaus!

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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Boraiel »

frems hat geschrieben:(15 Nov 2016, 07:40)

In Finnland, das zur Zeit von einem rechtskonservativen Parteienbündnis regiert wird, strebt man an, ab der Oberstufe auf die klassischen Schulfächer zu verzichten. Für die Unter- und Mittelstufen strebt man ein Mischsystem aus Schulfächern und fächerübergreifenden Projektarbeiten an. Haltet Ihr ein solches Bildungssystem für sinnvoll und würde es auch in den deutschen Ländern wünschen?


http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 21123.html
Ich finde das sehr sinnvoll, insbesondere in der Oberstufe. Die Natur richtet sich nun mal nicht nach Einteilungen der Menschen. Physik kommt doch gar nicht ohne Mathematik aus, Chemie nicht ohne Physik, Biologie nicht ohne Chemie, Informatik nicht ohne Mathematik. Was soll ich mit Mathematik, wenn ich diese nicht an physikalischen Beispielen anwenden kann? Wie soll ich die heutige Politik verstehen, wenn ich nichts über die Vergangenheit weiß?
Also ich halte das für eine ganz hervorragende Idee, allerdings auch für schwierig umsetzbar.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Boraiel »

Uffhausen hat geschrieben:(10 Jan 2017, 00:15)

Ich finde, es ist Aufgabe des Lehrers festzustellen, welche Kompetenzen, Interessen, Fähigkeiten der/die einzelne SchülerIn entwickelt - und ihn/sie dementsprechend zu schulen.

Ich persönlich musste mich auf der Realschule vier Schuljahre mit dem Fach Physik abquälen und musste am Ende sogar noch in mündliche Abschluss-Prüfung, obwohl sich an meiner immerwährenden Physik-Fünf nichts ändern hätte können! Ich bin nicht entsprechend "begabt", habe auch niemals Interesse an Physik entwickelt. Auch wenn ich einen Vater habe, der als Elektro-Ingenieur ein Ass in Physik ist. Für meinen Physik-Lehrer war das schwer zu verstehen - für meinen Vater dagegen gar nicht! Meinen Eltern war ziemlich früh klar, dass ich nur optisch meinem Vater gleiche, ansonsten aber nach meiner Mutter komme. Ich habe auch wie sie später einen sozialen Beruf ergriffen.

So, nun hatte ich diese Fünf im Abschlusszeugnis und fragte mich: Musste das sein? Ich hätte lieber mehr andere Themenfächer, z. B. Geschichte oder Kunst statt Physik vertieft. Oder Deutsch - Diktate habe ich geliebt und (als einzigster) fast immer einen glatten Einser bekommen. Obgleich ich in diesem Fach auch mal einen kleinen Schock für mein junges Leben erhielt: Da ich damals liebend gerne Bücher las, beherrschte ich auch so einige Fremdwörter. Einmal, in einem Aufsatz, verwendete ich mein Wissen - und bekam Punktabzug dafür, "weil ein 15-jähriger solche Worte noch nicht kennen kann". Meine Eltern gingen schnurstracks zum Schulamt und beschwerten sich und ich bekam die Punkte wieder gut geschrieben. Bei dem Lehrer war ich seither aber unten durch.
Oder ich weiß noch, dass wir in Erdkunde mal bestimmt ein Vierteljahr lang über die verschiedenen Klimaverhältnisse in Indien unterrichtet wurden, incl. abschließender Gruppenarbeit, Referat, Plakat, mündlichem Vortrag - ich habe damals mal den Lehrer gefragt, wozu ich das denn unbedingt wissen müsse - seine Antwort: Vielleicht verschlägt es dich irgendwann mal nach Indien? Dann ist es gut für dich zu wissen, auf welches Klima du dich einzustellen hast. Ich habe nie wieder einen Lehrer gefragt, wieso, weshalb, warum... :rolleyes:

Den Sportunterricht fand ich auch schrecklich unnütz - für mich persönlich. Seit Jungs & Mädchen getrennt Sportunterricht bekamen, haben wir Jungs nur noch Fußball gespielt; im Sommer draußen, im Winter in der Halle. Den meisten hat's freilich gefallen, aber ich war und bin nicht fußballbegeistert. Ich hätte lieber Volleyball gespielt oder geturnt. Wenigstens hatte unser damaliger Sportlehrer ein wenig Verständnis - ich musste nicht mitspielen, aber halt anwesend sein (also zuschauen und mich langweilen). Und er hat mir "anständigerweise" immer eine Vier am Schuljahresende gegeben.

Nee, glücklich war ich in der Schule nie wirklich. Vieles, dass ich gerne lernen wollte - aber in der Schule nicht durfte - , musste ich mir selbst beibringen. Vieles, was ich beherrschte - was ich aber in der Schule nicht ausleben durfte - musste ich unterdrücken.
Ich finde schon, Grund-/Hauptfächer müssen sein - Deutsch, Mathe, Englisch, vielleicht auch noch Sport. Aber alles andere - z. B. Musik, Kunst, Physik, Chemie, weitere Fremdsprachen usw. - könnte man anklingen lassen und wenn man feststellt, der/die SchülerIn entwickelt Interesse, Kompetenz, Begeisterung, ihn/sie entsprechen fördern.

Problematisch finde ich auch, dass viele Schüler nach den Prüfungen aus der Schüle entlassen werden und dann gar nichts mit sich anzufangen wissen; sie wissen nicht, was sie arbeiten, lernen, studieren sollen/wollen - eben, weil ihre Kompetenzen nicht gefördert wurden und sie sich dementsprechend selber nicht einschätzen können. Weil sie für die Schule lernten, nicht für's Leben.
Meine damals beste Freundin hat's bis heute nicht gepackt - mehrere Ausbildungen abgebrochen; mehrere Versuche, das Abi nachzuholen abgebrochen. Sie hat so viele Fähigkeiten - sie ist künstlerisch kreativ, sie bastelt gern an Autos rum, sie kann gut mit Tieren, kennt sich unwahrscheinlich in Computer-Sachen aus, sie singt wie eine eins - aber sie weiß nicht, was sie will. Sie hat es nicht gelernt! Sie ist jetzt 31 jahre alt und lebt vom Amt und ist aufgrund ihrer Verzweiflung, nichts im Leben erreicht zuhaben, nutzlos zusein, seit mehreren Jahren in psychologischer Behandlung. Ihre Mittlere Reife hat sie aber mit der Durchschnittsnote 1,8 abgeschlossen und war damals zweitbeste unseres Jahrgangs. Supi... :mad:
Ja, ok, deine hier geäußerten Ansichten sollten und dürften nun nicht Grundlage für unsere Bildungspolitik sein, das wäre fatal.
Dieses ganze Gerede von individuellen Talenten und Interessen, der eine sein gut in Mathe, der andere in Musik, die andere Tanzen, ist Schwachsinn. Wir bzw. die meisten habe ein Interesse am Leben und dann kann ich nun mal nicht sagen, das ist zwar ein bedeutender Bereich z.B. die physikalischen Gesetzmäßigkeiten, aber der interessiert mich nicht und da will ich mich nicht mit beschäftigen, ich habe meine Stärke im Gedichte aufsagen, das reicht. :eek:
Wenn du Physik verstehen würdest, wüsstest du auch, warum es deiner Freundin so geht, wie es ihr geht.
Sie genauso wie du, genauso wie ich, ist ein spezifische und einzigartige Anordnung von Atomen, es gibt verschiedene Teilchenströme im unserem Körper (und darüber hinaus), die uns bestimmen. Über die Aufrechterhaltung einer bestimmten atomaren Anordnung und von Teilchenströmen gibt es nichts, was der Mensch tun müsste. Er kann ausgehend von den sehr starken Antriebskräften Liebe und Neugier Verschiedenes tun, was Menschen gängiger Weise als sinnvoll erachten. Ob er das tatsächlich tut, ist der Natur herzlich egal und die Gesellschaft nimmt das auch kaum zur Kenntnis. Wer die Antriebskräfte Liebe und Neugier nicht aus sich selbst heraus aktivieren kann, um irgendwas (nach Allgemeinen Dafürhalten) Sinnvolles zu tun, wird immer ziemlich verloren dastehen.
Libertas veritasque.
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Alter Stubentiger »

Boraiel hat geschrieben:(06 May 2017, 19:27)

Ich finde das sehr sinnvoll, insbesondere in der Oberstufe. Die Natur richtet sich nun mal nicht nach Einteilungen der Menschen. Physik kommt doch gar nicht ohne Mathematik aus, Chemie nicht ohne Physik, Biologie nicht ohne Chemie, Informatik nicht ohne Mathematik. Was soll ich mit Mathematik, wenn ich diese nicht an physikalischen Beispielen anwenden kann? Wie soll ich die heutige Politik verstehen, wenn ich nichts über die Vergangenheit weiß?
Also ich halte das für eine ganz hervorragende Idee, allerdings auch für schwierig umsetzbar.
Ich halte es nicht für sinnvoll alles mit allem zu verbinden. Die Schule sollte Grundlagen vermitteln. Derer kann der Schüler sich dann bei Ausbildung/Studium bedienen. Es laufen jetzt schon zu viele rum denen die Basics fehlen die ich als Ausbilder erwarte.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von JensRock »

Klingt nach einem spannenden Konzept. Skandinavien ist da eh immer vorne dabei!
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Re: Finnland schafft Schulfächer ab. Sinnvoll?

Beitrag von Uffhausen »

Boraiel hat geschrieben:(06 May 2017, 19:50)
Dieses ganze Gerede von individuellen Talenten und Interessen, der eine sein gut in Mathe, der andere in Musik, die andere Tanzen, ist Schwachsinn.
Schwachsinn? Also ein Schüler, der sich bspw. in Fremdsprachen höllisch schwer tut, aber dagegen bspw. in wissenschaftlichen Fächern glänzt; oder eine Schülerin, die aufgrund ihrer körperlichen Ausmaße schlecht in sportlichen Fächern ist, dagegen aber in musischen Fächern brilliert - alles Schwachsinn?

Boraiel hat geschrieben:(06 May 2017, 19:50)
Wir bzw. die meisten habe ein Interesse am Leben und dann kann ich nun mal nicht sagen, das ist zwar ein bedeutender Bereich z.B. die physikalischen Gesetzmäßigkeiten, aber der interessiert mich nicht und da will ich mich nicht mit beschäftigen, ich habe meine Stärke im Gedichte aufsagen, das reicht. :eek:
Man könnte die Schüler ja in die jeweiligen (Neben-)Fächer zumindest einführen (Pflichtfach); wenn sie Interesse oder Talent zeigen, dann kann diese vertiefen (Wahlfach).
Boraiel hat geschrieben:(06 May 2017, 19:50)
Wenn du Physik verstehen würdest, wüsstest du auch, warum es deiner Freundin so geht, wie es ihr geht.
Aha.
Boraiel hat geschrieben:(06 May 2017, 19:50)
Wer die Antriebskräfte Liebe und Neugier nicht aus sich selbst heraus aktivieren kann, um irgendwas (nach Allgemeinen Dafürhalten) Sinnvolles zu tun, wird immer ziemlich verloren dastehen.
Aktivierung von Liebe und Neugier sind keine Bestandteile in schulischen Lehrplänen. Bewertung via Noten nimmt auch keinerlei Rücksicht auf jeweilige menschliche Liebe und Neugier.
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