Literaturnobelpreis 2016

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Wildermuth
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Wildermuth »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Oct 2016, 22:03)

Davon mal abgesehen: Warum um alles in der Welt soll Comic-Autoren prinzipiell der Literaturnobelpreis vorenthalten bleiben?
Sehr richtig!

Der "Maus"-comic von Art Spiegelman hat es immerhin bis zum Pulitzerpreis geschafft. Und das bestimmt nicht zu unrecht.
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BingoBurner
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

yogi61 hat geschrieben:(17 Oct 2016, 19:12)

Nobelpreis-Akademie gibt es auf - Bob Dylan nicht zu erreichen
ch gehe mal davon aus, dass bislang keiner der bislang Ausgezeichneten so scheinbar gleichgültig auf den Literaturnobelpreis reagiert hat wie Bob Dylan. Den hat die Schwedische Akademie noch immer nicht erreicht und nun erstmal die Kontaktversuche aufgegeben. "Momentan machen wir nichts", sagte die ständige Sekretärin der Akademie, Sara Danius, dem schwedischen Sender SR. "Ich habe angerufen und E-Mails an seinen engsten Mitarbeiter geschickt und sehr freundliche Antworten bekommen. Im Moment genügt das völlig." Dylan war am Donnerstag als erstem Musiker überhaupt der Nobelpreis für Literatur zugesprochen worden - was er bislang völlig reaktionslos hingenommen hat, wenn mal davon absieht, dass er am Tag der Auszeichnung "Blowin' in the Wind" bei einem Konzert gespielt hat. Den Preis bekommt er aber auch, sollte er im Dezember nicht zur Verleihung kommen. Es gibt mindestens einen, der in der Kategorie "Kalte Schulter" noch vor Dylan steht: Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte den Preis 1964 ab.

http://www.n-tv.de/der_tag/Montag-17-Ok ... 68266.html

Tja. :)
Dylan hat auch Woodstock "verweigert". Ist dort nicht aufgetreten. Obwohl er zu der Zeit dort lebte....wenn ich das jetzt noch richtig im Kopf habe.

Warum ist der Song eigentlich noch nicht gefallen :

[youtube][/youtube]

Einfach zum genießen..........

Edit...Song geändert
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Wildermuth hat geschrieben:(18 Oct 2016, 08:40)

Sehr richtig!

Der "Maus"-comic von Art Spiegelman hat es immerhin bis zum Pulitzerpreis geschafft. Und das bestimmt nicht zu unrecht.
Ja, bei dieser Tendenz sind sicher irgendwann auch die Graffitis dran. Warum nicht, Ist ja auch irgendwie Kunst und Lyrik, oder? Was hältst du eigentlich von Glückskekse-Sprüchen? Sind die nicht auch so geheimnisvoll und rätselhaft, so voller Magie?
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Hans Albers »

Jekyll hat geschrieben:(19 Oct 2016, 22:14)

Ja, bei dieser Tendenz sind sicher irgendwann auch die Graffitis dran. Warum nicht, Ist ja auch irgendwie Kunst und Lyrik, oder? Was hältst du eigentlich von Glückskekse-Sprüchen? Sind die nicht auch so geheimnisvoll und rätselhaft, so voller Magie?
Sie kennen sowas nicht, okay. Lieben Sie eher die Oper?
http://www.nachrichtenxpress.com/2016/0 ... uropas-an/ ;)


Nazim Hikmet war ja auch Anwärter. Aber er hat ihn nicht gekriegt, obwohl Hannes Wader dies magisch geheimnisvolle Gedicht, an dem Dylan sicher noch VIEL lernen könnte, so kogenial interpretiert hat! . :D

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tek ve hür,
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Jekyll hat geschrieben:(19 Oct 2016, 22:14)

Ja, bei dieser Tendenz sind sicher irgendwann auch die Graffitis dran. Warum nicht, Ist ja auch irgendwie Kunst und Lyrik, oder? Was hältst du eigentlich von Glückskekse-Sprüchen? Sind die nicht auch so geheimnisvoll und rätselhaft, so voller Magie?
Eher Scherzkekse.........nicht irgendwie....Reim....Struktur.......Inhalt..........?
Bin auf eine Koran Exegese von dir gespannt.....

Organisch oder anorganisch ? Wie läuft das bei euch ?
Zuletzt geändert von BingoBurner am Mi 19. Okt 2016, 23:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

Gute Güte, lieber nicht. :D Wir bleiben besser bei Dylan. Eines seiner populärsten Werke:

[youtube]hhttps://www.youtube.com/watch?v=OeP4FFr88SQ[/youtube]
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Bleibtreu hat geschrieben:(19 Oct 2016, 23:54)

Gute Güte, lieber nicht. :D Wir bleiben besser bei Dylan. Eines seiner populärsten Werke:

[youtube]hhttps://www.youtube.com/watch?v=OeP4FFr88SQ[/youtube]

[youtube][/youtube]
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

BingoBurner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 00:16)

Ja - seine LiebesLieder haben auch was :)

[youtube][/youtube]
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 00:33)

Ja - seine LiebesLieder haben auch was :)

[youtube][/youtube]
Du hast recht.............................

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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

BingoBurner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 00:49)

Du hast recht.............................
Die Verlierer von heute, sind die Gewinner von morgen. ;)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 00:53)

Die Verlierer von heute, sind die Gewinner von morgen. ;)
Es gibt keine Verlierer !
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

BingoBurner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:04)

Es gibt keine Verlierer !
"The order is rapidly fadin'
And the first one now will later be last
For the times they are a-changin'"


Wenn es ums Allgemeine geht, dann gibt es keine Verlierer. Da stimme ich dir zu. Eben alles eine Frage der Sichtweise oder Interpretation.
So hat auch das Mädel aus Rollin' Stone nicht verloren, wenn sie ihre Sichtweise ändert. ;)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von HugoBettauer »

Richtige Anarchie ist nicht ganz so beschaulich.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:12)

"The order is rapidly fadin'
And the first one now will later be last
For the times they are a-changin'"



So hat auch das Mädel aus Rollin' Stone nicht verloren, wenn sie ihre Sichtweise ändert. ;)
Stimmt! Aber nicht nur Sie auch Er kann seine Sichtweise ändern.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:17)

Richtige Anarchie ist nicht ganz so beschaulich.
Das hast du missverstanden, Hugo. Die Ersten werden die Letzten sein + die Letzten die Ersten ist eines der Dylan typischen biblischen Bezüge, die seine Texte durchziehen.
Matthaeus 19:30 - Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. Findest du mehrfach bei Matthäeus und auch bei Lukas
BingoBurner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:20)

Stimmt! Aber nicht nur Sie auch Er kann seine Sichtweise ändern.
Natürlich, ich nagel mich bei Liedern auch nicht auf das Geschlecht fest. Das ist für beide Seiten verwendbar. :)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BingoBurner »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:30)
Natürlich, ich nagel mich bei Liedern auch nicht auf das Geschlecht fest. Das ist für beide Seiten verwendbar. :)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von HugoBettauer »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:30)

Das hast du missverstanden, Hugo. Die Ersten werden die Letzten sein + die Letzten die Ersten ist eines der Dylan typischen biblischen Bezüge, die seine Texte durchziehen.
Matthaeus 19:30 - Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. Findest du mehrfach bei Matthäeus und auch bei Lukas


Natürlich, ich nagel mich bei Liedern auch nicht auf das Geschlecht fest. Das ist für beide Seiten verwendbar. :)
Ich kenne die Textstelle - und den Song in 100 covers von irgendwelchen Politdeppen bis zu Mittelalterpop ala Blackmore Night. "The order is rapidly fading" ist überhaupt nicht lustig. Wenn man's mal erlebt hat. Was die Bibelideen angeht, das ist eben künstlerische Freiheit.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:44)

Ich kenne die Textstelle - und den Song in 100 covers von irgendwelchen Politdeppen bis zu Mittelalterpop ala Blackmore Night. "The order is rapidly fading" ist überhaupt nicht lustig. Wenn man's mal erlebt hat. Was die Bibelideen angeht, das ist eben künstlerische Freiheit.
Du interpretierst es eben anders als ich. Unmystisch, nackt. Da fehlt die emotionale + moralische Komponente, die 2te Ebene. Die neue Ordnung, das ist das Himmelreich [auf Erden]. Wo die Ersten die Letzten sein werden und umgekehrt.
Matthaeus 21:31 Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen denn ihr.
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Do 20. Okt 2016, 02:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von HugoBettauer »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 02:03)

Du interpretierst es eben anders als ich. Unmystisch, nackt.
Das stimmt. Ich halte von so Himmelszeug nichts, ganz persönlich. Entsprechend interpretiere ich ganz weltlich.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Hans Albers hat geschrieben:(19 Oct 2016, 23:18)

Sie kennen sowas nicht, okay. Lieben Sie eher die Oper?
http://www.nachrichtenxpress.com/2016/0 ... uropas-an/ ;)
Cäsarenwahn auf türkisch. :thumbup:
Nazim Hikmet war ja auch Anwärter. Aber er hat ihn nicht gekriegt, obwohl Hannes Wader dies magisch geheimnisvolle Gedicht, an dem Dylan sicher noch VIEL lernen könnte, so kogenial interpretiert hat! . :D

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:thumbup:
Nazim Hikmet hatte übrigens auch deutsche Vorfahren. Genauso wie Goethe mutmaßlich einen türkischen Vorfahren hatte. Spiegelverkehrte Welt.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 02:04)

Das stimmt. Ich halte von so Himmelszeug nichts, ganz persönlich. Entsprechend interpretiere ich ganz weltlich.
Ich bin Atheistin, aber ich kenne die Schriften der Abrahamitischen sehr gut. Deswegen blicke ich auf die Texte von Dylan mit anderen Augen als du.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von HugoBettauer »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 02:20)

Ich bin Atheistin, aber ich kenne die Schriften der Abrahamitischen sehr gut. Deswegen blicke ich auf die Texte von Dylan mit anderen Augen als du.
Ja, daran gewinnt diese Diskussion viel.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Ein längeres Privatduell zweier User entsorgt. Ich empfehle dringend, dieses hier nicht weiter fortzuführen.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Genau einen Tag nach der Dylan-Nobel-Preis-Verkündigung erschien übrigens ein neues Album von Conor Oberst namens "Ruminations". Wer Dylan mag, dem sei dieses Album wärmstens empfohlen.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von jellobiafra »

Bob Dylan nimmt den Literaturnobelpreis an.

http://www.spiegel.de/kultur/musik/bob- ... 18820.html
Bob Dylan nimmt den Nobelpreis für Literatur an. Das gab das schwedische Nobelkomitee am Freitagabend bekannt. Nach Wochen des Schweigens äußert sich der Sänger und Autor damit erstmals zu der geplanten Ehrung. Ob er an der Preisverleihung teilnehmen wird, ist aber noch unklar.

"Na, das ist doch was", sagte Dylan der britischen Zeitung "The Telegraph" über den Preis. "Die Auszeichnung ehrt mich sehr." Die Rocklegende ("Blowin' in the wind") hatte am Tag der Bekanntgabe durch die Nobeljury ein Konzert gegeben und die Ehrung mit keinem Wort erwähnt. Dabei ist Dylan in der 115-jährigen Geschichte des Nobelpreises der erste Musiker, der im Bereich Literatur ausgezeichnet wird
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Offensichtlich war er sehr, sehr überrascht von der Entscheidung des Nobelpreiskomitees und konnte das alles nicht gleich verarbeiten, nicht richtig einordnen. Wahrscheinlich hat er am Anfang bisschen gefremdelt mit dieser Vorstellung. Und die Gewissensbisse...die scheint er auch überwunden zu haben.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von jellobiafra »

Na ja. Nach der Begründung des Nobelpreiskomitees war die Wahl nicht nur berechtigt sondern strenggenommen sogar zwingend. Weder Roth noch Murakami oder die anderen haben sich ähnlich verdient gemacht um das Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer. Man könnte dem Nobelpreiskomitee vielleicht einen Irrtum in den Kategorien vorwerfen, aber das wurde bereits
diskutiert. Es gibt nun mal keinen Nobelpreis für Künstler allgemein und ihre kulturelle Bedeutung. Bob Dylan ist ein innovativer Jahrhundertkünstler vergleichbar vielleicht mit Pablo Picasso oder Alfred Hitchcock und in Hinsicht der seiner kulturellen Bedeutung weitaus wichtiger als alle seine Konkurrenten. Bestritten wird dies von Ignoranten, die sich noch etwas darauf einbilden, keine Ahnung vom
Werk Bob Dylans zu haben.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Eigentlich ist Dylan der größte Künstler (oder Literat?) überhaupt, wegen Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer...Ein Kessel Buntes in Hitchcock und Piccassooo, vielleicht können wir Adolf noch dazu zählen, immerhin konnte er dolle Postkarten schmieren in der Tradition des österreichischen Volkszorns oder wie auch immer und überhaupt...Nobelpreis für ALLEEE!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Wildermuth »

Jekyll hat geschrieben:(30 Oct 2016, 03:13)

Eigentlich ist Dylan der größte Künstler (oder Literat?) überhaupt, wegen Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer...Ein Kessel Buntes in Hitchcock und Piccassooo, vielleicht können wir Adolf noch dazu zählen, immerhin konnte er dolle Postkarten schmieren in der Tradition des österreichischen Volkszorns oder wie auch immer und überhaupt...Nobelpreis für ALLEEE!
Was ich nicht verstehe, kann nicht gut sein.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Wildermuth hat geschrieben:(30 Oct 2016, 03:30)

Was ich nicht verstehe, kann nicht gut sein.
Interessant. Bei mir löst das noch nicht Verstandene und noch Unbekannte eher Neugier aus, auch wenn von vornherein klar sein dürfte, dass manche von denen wirklich nicht gut sein können (Schwarze Löcher etwa, oder deren Entsprechung in den Abgründen der menschlichen Seele).
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Bob Dylan ist übrigens auch türkischstämmig:
Seine Eltern waren Nachfahren deutscher, türkischer und ukrainisch-jüdischer Immigranten, die 1905 aus Odessa in die Vereinigten Staaten übergesiedelt waren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Dylan ... und_Jugend
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Wenn ich es mir so recht überlege, hat er den Nobelpreis redlich verdient. Es wurde allerhöchste Zeit, dass seine überragenden Leistungen und seine kulturelle Bedeutung durch so ein Preis adäquat auf angemessener Weise gewürdigt wurde. Gut gemacht, Dylan...weiter so! :thumbup:
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von Misterfritz »

Literatur Nobelpreis für Handke?
Neuerdings ist das kein politischer Preis? Aha, na denn ...
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Zunder »

Als Elfriede Jelinek den Nobelpreis bekam, dachte ich, Österreich ist für die nächsten 30 Jahre raus.
Na, dann halt nicht.
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Misterfritz hat geschrieben:(10 Oct 2019, 20:14)

Literatur Nobelpreis für Handke?
Neuerdings ist das kein politischer Preis? Aha, na denn ...
Sie trauen sich aber. Und fragen auch noch das Richtige dazu... :D

Irgendwie musste ja Handkes unverhohlene Sympathie und politische Gesinnungsnähe zu Kriegsverbrechern wie Milosevic, Mladic und Karadzic (dem Mentor gezielter Massenvergewaltigungen, Mord und Terror durch pro"serbische"
Marodeure) weggeredet und verdrängt werden.
Grass hatte ja auch diesen Preis erhalten. Als spätgestehender Jungnazi und "gedichts"begründete persona non grata in Israel. Wobei man tatsächlich darüber streiten könnte, ob jenes antisemitische Gedicht von Grass überhaupt ein Gedicht ist oder nur lange mitgeschleppter Restmüll aus Jugendtagen, der ihm im Alter aus dem Hemdkragen hervorquoll. Wo Männer besonders gerne wieder zu Kindern werden...Egal.

Preiswürdige "Nobelpreis-Literatur", die jemand schreibt und dessen politische Gesinnung sind für die Damen und Herren des noblen NOBEL-Kommitees sowas
wie "Schnaps ist Schnaps und Bier ist Bier"! - Also keine eineiigen Zwillinge, sondern zwei Fremde in einer Hülle, die gar nichts miteinander zu tun haben. ;)

Der eine kennt den anderen nicht...

"Suche den Feind im Schatten deines Hauses" (c) by Arno Gruen.
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von schokoschendrezki »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(11 Oct 2019, 05:57)

Sie trauen sich aber. Und fragen auch noch das Richtige dazu... :D

Irgendwie musste ja Handkes unverhohlene Sympathie und politische Gesinnungsnähe zu Kriegsverbrechern wie Milosevic, Mladic und Karadzic (dem Mentor gezielter Massenvergewaltigungen, Mord und Terror durch pro"serbische"
Marodeure) weggeredet und verdrängt werden.
Grass hatte ja auch diesen Preis erhalten. Als spätgestehender Jungnazi und "gedichts"begründete persona non grata in Israel. Wobei man tatsächlich darüber streiten könnte, ob jenes antisemitische Gedicht von Grass überhaupt ein Gedicht ist oder nur lange mitgeschleppter Restmüll aus Jugendtagen, der ihm im Alter aus dem Hemdkragen hervorquoll. Wo Männer besonders gerne wieder zu Kindern werden...Egal.
In der Tat. "Gedicht" kann man diese ... ja, sprachliche Hervorbringung von Grass wohl kaum nennen. Es wurde zum einen ein Peter bedacht. Wenn auch leider ein Peter Handke und nicht ein Péter Nádas. Die Verleihung an die Polin Olga Tokarczuk ist absolut großartig. Ich bin ehrlich begeistert. Ich werde ihr bedeutendstes Werk, "Die Jakobsbücher" umgehend bestellen und lesen. Auf eine "epische Antwort auf die wachsende Intoleranz und geistig-moralische Verengung der Gegenwart" bin ich sehr gespannt. Genau wie auch auf die Reaktionen der Konservativen in Polen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Eulenwoelfchen »

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 33382.html
In seiner Dankesrede kritisiert der in Bosnien geborene Schriftsteller Saša Stanišić die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke. Dessen Texte über Jugoslawien sieht der Autor als vergiftet an.

Beziehung zwischen Werk und Autor

Stanišićs Dankesrede ist zweifellos die politischste, die ein Gewinner des Deutschen Buchpreises bisher gehalten hat. Sie wirft auch die Frage auf, wie Literatur zu bewerten ist, indem sie die Wahrhaftigkeitsfrage übergreifend stellt. Für Stanišić ist die Wahrhaftigkeit eines schriftstellerischen Werks nicht von der Person eines Autors zu trennen.


---------
Peter Handke traf sich mit dem zwischenzeitlich verurteilten Kriegsverbrecher Karadzic (nach dem Massaker in Szebrenica!) zu einem gemütlichen Beisammensein. Das, er, Handke, mit der Suche nach höherer Wahrhaftigkeit begründete... Von Handke existieren ja auch noch heute nachlesbare einseitig proserbische Aussagen zu den Kriegsverbrechern Milosevic, Mladic und Karadzic zum Fußnägelaufkräuseln...

Einer seiner denkwürdigsten Sprüche war ja, dass "den Serben noch größeres Unglück widerfahren sei als den Juden in der NS-Zeit".
Eine Aussage, der er zwar später zurücknahm, die Glaubwürdigkeit des Rückziehers indes darf man eher als taktisch ansehen. Nachdem er wohl auch selbst in einem lichten Moment festgestellt hatte, WAS er da gesagt hatte= die Monströsität der shoa so quasi in der geschichtlichen und antisemitischen Fliegenschißtradition eines AfD-Gauland zur überbewerteten Läßlichkeit vorwegnehmend herunterredete.

Man könnte natürlich auch sagen, antisemitischer geht es immer...Es stellt sich nämlich die Frage, wieso Handke das Schicksal der Serben rund um die damaligen Kriegswirren in den 1990-er Jahren ausgerechnet mit Juden in Verbindung brachte...???

Für mich ist der Literaturpreis für Handke einfach nur eine Schande. Das Nobelpreiskomitee sollte sich schämen und zwar zutiefst für so einen üblen Fehlgriff. Die Versuche, sich herauszureden, sind mehr als erbarmungswürdig.
Punkt. Ende. Aus die Maus.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Gute Gelegenheit für die israelische Politik, endlich einmal ernsthaft über die Anerkennung des Kosovo nachzudenken.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Stoner »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(15 Oct 2019, 07:29)


Für mich ist der Literaturpreis für Handke einfach nur eine Schande. Das Nobelpreiskomitee sollte sich schämen und zwar zutiefst für so einen üblen Fehlgriff. Die Versuche, sich herauszureden, sind mehr als erbarmungswürdig.
Punkt. Ende. Aus die Maus.
Aha. Wichtig ist nicht, dass der schreiben kann, sondern die echte Gesinnung hat.
Was Stanisic da geleistet hat, ist einmalig (unterirdisch). Aber passend zum gesinnungsschweren Geist der Zeit.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Bartleby hat geschrieben: Aha. Wichtig ist nicht, dass der schreiben kann, sondern die echte Gesinnung hat.
Was Stanisic da geleistet hat, ist einmalig (unterirdisch). Aber passend zum gesinnungsschweren Geist der Zeit.
Gerade erst vor drei Stunden erschien (immerhin) im österreichischen "Standard" eine leidenschaftliche Verteidigung Handkes. https://www.derstandard.de/story/200011 ... schuldigen. Noch am 19. Oktober war in derselben Zeitung von einer anderen Autorin eine leidenschaftliche Empörung zu Handke zu lesen.

Es hat eine lange ungute Tradition in Österreich, "die" Serben zu einem Schurkenvolk per se zu machen. Und dann steht Handke im Sinne einer Komplexitätsreduktion plötzlich stellvertretend für die ganze Schurkerei. Auch wenn er nicht mal Serbe (sondern Slowene) ist. Die Öffentlichkeit duldet keine halben Sachen. Sind die Serben nun Schurken oder nicht? Redet euch nicht heraus!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2019, 13:32)

Gerade erst vor drei Stunden erschien (immerhin) im österreichischen "Standard" eine leidenschaftliche Verteidigung Handkes. https://www.derstandard.de/story/200011 ... schuldigen. Noch am 19. Oktober war in derselben Zeitung von einer anderen Autorin eine leidenschaftliche Empörung zu Handke zu lesen.

Es hat eine lange ungute Tradition in Österreich, "die" Serben zu einem Schurkenvolk per se zu machen. Und dann steht Handke im Sinne einer Komplexitätsreduktion plötzlich stellvertretend für die ganze Schurkerei. Auch wenn er nicht mal Serbe (sondern Slowene) ist. Die Öffentlichkeit duldet keine halben Sachen. Sind die Serben nun Schurken oder nicht? Redet euch nicht heraus!
"Die Serben" sind sicher keine Schurken; dazu habe ich zu viele gute Kollegen mit serbischer Abstammung kennen gelernt. Aber das, was im Namen Serbiens von seinen Streitkräften / Milizen und einigen wild gewordenen Zeitgenossen in Kroatien (Krajova, Vukovar) oder in Bosnien (Sarajevo, Srebrenica) angerichtet worden ist, das verdient schon die Bezeichnung Schurkerei. Ich kann mir nicht erklären, was diese Leute so plötzlich in den Wahnsinn getrieben hat. Aber Herr Handke müßte das doch als Zeitzeuge vermitteln können. Über seine Kunst will ich nicht urteilen.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Stoner »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 13:53)

"Die Serben" sind sicher keine Schurken; dazu habe ich zu viele gute Kollegen mit serbischer Abstammung kennen gelernt. Aber das, was im Namen Serbiens von seinen Streitkräften / Milizen und einigen wild gewordenen Zeitgenossen in Kroatien (Krajova, Vukovar) oder in Bosnien (Sarajevo, Srebrenica) angerichtet worden ist, das verdient schon die Bezeichnung Schurkerei. Ich kann mir nicht erklären, was diese Leute so plötzlich in den Wahnsinn getrieben hat. Aber Herr Handke müßte das doch als Zeitzeuge vermitteln können. Über seine Kunst will ich nicht urteilen.
Wenn Schriftsteller sich in akute und gefährliche politische Konflikte einmischen und sich dabei mit Diktatoren einlassen, kommt selten etwas Vernünftiges dabei heraus. Im günstigsten Fall steht der Meister des Worts halt als (moralischer) Depp da, im weniger günstigen als Diktatorenfreund und moralischer Versager, im ungünstigstens (siehe die Fanboys Stalins) gibts auch einmal eine Kugel ins Genick oder Verhungern im Lager oder aber man wird wie Ezra Pound in einem Käfig ausgestellt. Aber den Nobelpreis gibt's fürs Literarische, nicht fürs Moralische.

Die Liste dieser irrenden Schriftsteller ist lang, manche werden nicht einmal mehr gedruckt (gilt eher für solche, die sich mit dem Faschismus eingelassen haben).

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von naddy »

Bartleby hat geschrieben:(09 Dec 2019, 16:43)

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
Wann, wenn nicht jetzt, sollte seine Zeit gekommen sein? Er hat doch die aktuellen, durch das Internet perpetuierten Diskursformen bereits 1966 geradezu prophetisch vorausgeahnt:

[quote=""Publikumsbeschimpfung""]"Das Publikum wird mit allerlei Unerfreulichem betitelt, das zu einem nicht kleinen Teil konkret auf die jüngere deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1945 anspielt, z. B. ihr Kriegstreiber, ihr Untermenschen. Nach den Beschimpfungen wird dem Publikum von den Darstellern eine gute Nacht gewünscht und lauter Beifall geklatscht."[/quote] :D
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

Bartleby hat geschrieben:(09 Dec 2019, 16:43)

Wenn Schriftsteller sich in akute und gefährliche politische Konflikte einmischen und sich dabei mit Diktatoren einlassen, kommt selten etwas Vernünftiges dabei heraus. Im günstigsten Fall steht der Meister des Worts halt als (moralischer) Depp da, im weniger günstigen als Diktatorenfreund und moralischer Versager, im ungünstigstens (siehe die Fanboys Stalins) gibts auch einmal eine Kugel ins Genick oder Verhungern im Lager oder aber man wird wie Ezra Pound in einem Käfig ausgestellt. Aber den Nobelpreis gibt's fürs Literarische, nicht fürs Moralische.

Die Liste dieser irrenden Schriftsteller ist lang, manche werden nicht einmal mehr gedruckt (gilt eher für solche, die sich mit dem Faschismus eingelassen haben).

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
Das ist auch meine Meinung; zu Handkes Kunst fehlt mit das Urteilsvermögen. Ich gehe davon aus, daß er den Nobelpreis für Literatur ehrlich verdient hat. In der Art herausragender Preisverleihung hat es schon Bewertungen gegeben, die mich nachträglich sprachlos gemacht haben.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 17:25)

Das ist auch meine Meinung; zu Handkes Kunst fehlt mit das Urteilsvermögen. Ich gehe davon aus, daß er den Nobelpreis für Literatur ehrlich verdient hat. In der Art herausragender Preisverleihung hat es schon Bewertungen gegeben, die mich nachträglich sprachlos gemacht haben.
Sprachlos machte vor allem die Aussetzung der Literatur-Nobelpreisverleihung 2018 wegen Korruption, Geschwätzigkeit und anderen MIssständen innerhalb des Verleihungskomitees. Das Ding "Literaturnobelpreis" ist ziemlich angeschlagen. Handke kritisiert in seinen Büchern gerade die Mechanismen dieser Überlagerung von Literatur und Vereinfachungs-Journalismus und damit wirkt die Verleihung fast wie eine Verteidigungsmaßnahme. Und auf der anderen Seite hat Handke mit dieser Medienkritik nicht nur Recht sondern gestaltet sie auch auf hohem Niveau. Ich sag mal: Lieber mehr lesen als das schwedische Königreich und seine Rituale in den Fokus nehmen. Dylan hat diesen Zirkus zurecht weitgehend ignoriert. Das nächste, was auf der Ignoranz-Liste steht, sollten die Bayreuther Festspiele sein.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2019, 22:17)

Sprachlos machte vor allem die Aussetzung der Literatur-Nobelpreisverleihung 2018 wegen Korruption, Geschwätzigkeit und anderen MIssständen innerhalb des Verleihungskomitees. Das Ding "Literaturnobelpreis" ist ziemlich angeschlagen. Handke kritisiert in seinen Büchern gerade die Mechanismen dieser Überlagerung von Literatur und Vereinfachungs-Journalismus und damit wirkt die Verleihung fast wie eine Verteidigungsmaßnahme. Und auf der anderen Seite hat Handke mit dieser Medienkritik nicht nur Recht sondern gestaltet sie auch auf hohem Niveau. Ich sag mal: Lieber mehr lesen als das schwedische Königreich und seine Rituale in den Fokus nehmen. Dylan hat diesen Zirkus zurecht weitgehend ignoriert. Das nächste, was auf der Ignoranz-Liste steht, sollten die Bayreuther Festspiele sein.
So unbarmherzig möchte ich doch nicht Menschen den Lebensgenuß vergällen, die Freude an solchen gesellschaftlichen Ereignissen haben. Niemand zwingt uns, nun staunend und bewundernd in diese Veranstaltungen hinein zu sehen. Hochgestochene Reden, elegante Garderobe, gemeinsam Kunstgenuß... warum nicht? Ist nicht mein Ding, niemand zwingt mich zum Mittun. Die Omis im Wartezimmer des Hausarztes haben ihre Unterhaltung, nach 5 min vergessen!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 22:36)

So unbarmherzig möchte ich doch nicht Menschen den Lebensgenuß vergällen, die Freude an solchen gesellschaftlichen Ereignissen haben. Niemand zwingt uns, nun staunend und bewundernd in diese Veranstaltungen hinein zu sehen. Hochgestochene Reden, elegante Garderobe, gemeinsam Kunstgenuß... warum nicht? Ist nicht mein Ding, niemand zwingt mich zum Mittun. Die Omis im Wartezimmer des Hausarztes haben ihre Unterhaltung, nach 5 min vergessen!
Ja gut. Solange es Unterhaltung ist. Die Literaturnobelpreisverleihung jedoch ist stets hochgradig politisch aufgeladen. Und einige Bayreuth-Inszenierungen (wie etwa die "Meistersinger ..." von Kosky 2018) sind es auch. Ich glaube aber, da werden politische Einsichten eher von Skandalen, Empörungen und Bejubelungen zugeschüttet als erhellt.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Dec 2019, 09:54)

Ja gut. Solange es Unterhaltung ist. Die Literaturnobelpreisverleihung jedoch ist stets hochgradig politisch aufgeladen. Und einige Bayreuth-Inszenierungen (wie etwa die "Meistersinger ..." von Kosky 2018) sind es auch. Ich glaube aber, da werden politische Einsichten eher von Skandalen, Empörungen und Bejubelungen zugeschüttet als erhellt.
Das ist wohl so; ein Gesellschaftsspiel für die, die es mögen. Mir wäre mein Geld dafür zu schade.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Vongole »

H2O hat geschrieben:(11 Dec 2019, 11:52)

Das ist wohl so; ein Gesellschaftsspiel für die, die es mögen. Mir wäre mein Geld dafür zu schade.
Zur Literaturnobelpreis-Verleihung fällt mir seit einiger Zeit nur noch Thackerey ein: Vanity Fair.
Am Yisrael Chai

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